Hier liest man sehr viel über "ernstzunehmende" Komponisten. Mozart war Meister der Vokalmusik, Rossini und viele andere stehen wohl ausser Frage, was die Qualität ihrer Musik angeht.
Aber über Puccini streiten sich die Gelehrten: Die einen "vergöttern" ihn, die anderen tun ihn als süsslichen Kitsch ab. Nichtsdestotrotz: Der Mann ist gerade mal 80 Jahre dot, und mit etwa der Hälfte seines Oeuvres kann man problemlos und zu jeder Zeit jedes Opernhaus füllen. Muss also was dran sein an dem Toskaner.
Dass er musikalisch typisch und dabei unerreicht ist, zeigen zwei Beispiele, die eng mit seinem letzten Werk zu tun haben: Über der Komposition seiner "Turandot" starb er, die Oper blieb leider unvollendet. Lediglich einige Skizzen lagen vor. -
Um jetzt mit der unvollendeten Turandot keinen finanziellen Verlust zu erleiden, entschied sich sein Verleger, die Vollendung des dritten Aktes einem gewissen Franco Alfano zu übertragen. Diese Version wird gängigerweise heute gespielt, wenn die Turandot auf dem Plan steht. Aber man höre genau hin: Ab dem Tod der Liu ist Turandot deutlich hörbar nicht mehr Puccini...
Das ist jetzt fast 80 Jahre her. Erst in diesem Jahrtausend wurde einem nicht unbekannten (aber mittlerweile verstorbenen) Komponisten der Auftrag erteilt, ein neues Ende der Turandot zu schreiben. - Das ist mittlerweile sogar auf Schallplatte eingespielt, aber auch das (oder erst recht das!) ist nicht mehr Puccini.
Es scheint also - damals wie heute - gar nicht so leicht, solchen vermeintlich zuckersüssen Kitsch zu produzieren. Da gehört eben ein bisschen mehr dazu! Oder was meint ihr?
Gruss,
Hendrik