Britten, Benjamin - Orchesterwerke

  • Liebe Forianer,


    Der Name Benjamin Britten ist aus dem Musikleben des 20. Jahrhunderts nicht wegzudenken, sei es nun Als Komponist, Liedbegleiter oder Dirigent.



    Wir wollen uns in diesem Thread auschließlich mit dem Komponisten befassen und auch hier sollen seine Opern ausgeklammert werden, ditto seine Kammermusik, weil diesen Genres eigene Threads eingeräumt werden sollen.
    Hier einkurzer Abriss seines Lebens: 1913 geboren, bekam er mit 6 Jahren Klavierunterricht, komponierte bereits mit 8 als Autodidakt und begann als 10 Jähriger Bratschenunterricht zu nehmen, ein Jahr später Kompositionsunterricht bei Frank Bridge. Im Alter von 17-20 dann Studien am Royal College of Music.
    Einfluß auf Brittens Werk, sei es in literarischer, menschlicher oder musikalischer Hinsicht übten Frank Bridge, der Dichter W.H.Auden und Brittens Lebengefährte Peter Pears aus(für ihn schrieb Britten Lieder und Opernrollen)
    Britten war erklärter Pazifist und bekennender Homosexueller, er hätte gewollt daß das hier steht und so erfülle ich seinen Willen, wie übrigens die gesamte mir bekannte Fachliteratur
    Britten war zeitlebens geschätzt und anerkannt und wurde kurz vor seinem Tod geadelt "Lord Britten of Aldeburg". Er starb Er starb am 4. 12. 1976.


    Eigentlich sollte dieser Beitrag ja von einem Vertreter der Moderne geschrieben werden, aber ......


    Hier ergeben sich schon einige Fragen, inwieweit war er eigentlich "modern", zu Lebzeiten meine ich. Der Tonalität weitgehend treu bleibend, dennoch "erneuernd" sähe ich eigentlch das Risiko, sowohl von der konservativen, als auch der Progressiven Lobby angegriffen zu werden und quasi zwischen zwei Stühlen zu sitzen.


    Was aber hier interessiert ist nun nicht eine Aufzählung wichtiger Werke, sonder wie Ihr persönlich Zu Briittens Orchesterwerken steht, was ihr auf CD habt, was Euch interessieren würde.
    Und natürlich Empfehlungen von CDs die es Eurer Meinung nach verdienen.


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred, hallo alle anderen,


    dies Initialposting ist ja lange liegengeblieben, das hat Britten nun wirklich nicht verdient......


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Wir wollen uns in diesem Thread auschließlich mit dem Komponisten befassen und auch hier sollen seine Opern ausgeklammert werden, ditto seine Kammermusik, weil diesen Genres eigene Threads eingeräumt werden sollen.


    Und nicht zu vergessen die wunderbaren Vokalwerke!!


    Aber wo anfangen, wenn es um sein Orchesterwerk geht? Ich wähle, rein subjektiv, sein immer noch unterschätztes Klavierkonzert op. 13 aus den Jahren 1937/38. Ein, was den formalen Aufbau angeht, recht konventionelles Stück zwar (ein Sonatensatz, ein Walzer, eine Passacaglia und ein Marsch in Form eines Sonatensatzes), aber welch überbordender Einfallsreichtum in jedem Satz, welch kraftvolle Musik!


    Es wird selten aufgeführt, aber auf Tonträger ist es inzwischen mehrfach eingespielt. Die Uraufführung 1938 gab Britten selbst am Klavier, später stand er bei einer Aufnahme mit Richter am Pult, die in diversen Ausgaben wohlfeil zu haben ist



    Dann gibt es eine Aufnahme unter Paavo Järvi, mit Leif Ove Andsnes am Pult, ein Live-Mitschnitt, der mir persönlich wegen seiner Spontanität sogar noch etwas besser gefällt als die sozusagen "authentische" Interpretation Richter/Britten:



    Gerade auf Naxos wiedererschienen ist die Aufnahme mit der Pianisten Joanna McGregor unter Steuart Bedford, die ich aber noch nicht kenne. Darauf ist auch der ursprünglich an dritter Stelle stehende Satz "Rezitativ und Arie" enthalten, den Britten letztlich durch den heute üblicherweise gespielten "Impromptu" ersetzt hat. Ich kenne sie noch nicht, aber zum Naxos-Preis werde ich daran sicher nicht vorbeigehen:



    Es gibt noch einige weiter Aufnahmen (Leonardy/Skrowascewski, Gothoni/Kamu ebenfalls mit dem ursprünglichen dritten Satz)


    Wäre auch ein Kandidat für den "Ohrenschmaus"-Thread, fällt mir da ein.


    Und es gibt Anlass, jedenfalls über Alfreds Frage:


    Zitat

    Hier ergeben sich schon einige Fragen, inwieweit war er eigentlich "modern", zu Lebzeiten meine ich. Der Tonalität weitgehend treu bleibend, dennoch "erneuernd" sähe ich eigentlch das Risiko, sowohl von der konservativen, als auch der Progressiven Lobby angegriffen zu werden und quasi zwischen zwei Stühlen zu sitzen.


    kurz nachzudenken. IMO verkennt die Frage, dass sich die Musikgeschichte im 20. Jahrhundert jedenfalls nicht so ohne weiteres in Lager spalten lässt. Britten, wie Schostakowitsch stets tonal komponierend, findet seine eigene, individuelle Tonsprache. Ich denke, darauf kommt es an.


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Und weiter mag es gehen mit Brittens Orchesterschaffen - etwa zwei Jahre nach dem Klavierkonzert entstand die "Sinfonia da requiem", Brittens op.20.


    Ein Werk, das ursprünglich über den British Council zur 2600-Jahr-Feier der Mikado-Dynastie für Japan bestellt war. Britten hatte möglicherweise den Auftrag ("in memory of....") etwas missverstanden und ein Werk geschrieben, das den eigentlich gewünschten festlichen Charakter so ganz vermissen lies. Die Japaner jedenfalls lehnten es wegen des christlichen Bezuges und der traurig-melancholischen Stimmung ab. Brittens Widmung lautet schliesslich: "To my parents" - und unterstreicht damit den sehr persönlichen Charakter des Werks, dessen drei Sätze pausenlos ineinander übergehen.


    Die Satzüberschriften zitieren den Text der Lateinischen Totenmesse. "Lacrymosa", der erste Satz, beginnt mit drohenden Paukenschlägen, Schicksalsschlägen womöglich. Er ist ganz monothematisch angelegt, und steigert sich über ständig wiederkehrenden Seufzermotiven und dem immer wieder erscheinenden Schlagen den Pauke zu einem ungeheuerlichen Höhepunkt. Aus einem wie beiläufig eingeführten rhythmischen Motiv entwickelt sich der bissig wütende zweite Satz, "Dies irae". Rastlos treibt er voran, steigert sich zu einer schmerzerfüllten Wut, die sich in eine Art Wiegenlied abstürzt, das den letzten Satz, "Requiem aeternam" einleitet, der einen friedvoll-melancholischen, ja etwas resignativen Tonfall hat. Einflüsse von Mahler und Berg, dessen Violinkonzert Britten in der Uraufführung 1936 in Barcelona hörte, sind erkennbar, doch ohne Epigonentum formuliert Britten in diesem gewichtigen, wenn auch nur zwangzigminütigen Beitrag zur Gattungsgeschichte der Sinfonie in seiner eigenen Klangsprache eine höchst eindringliche Aussage. Ein immer wieder erschütterndes, aber im letzten Satz auch tröstendes Werk.


    Uraufgeführt wurde es am 31.03.1941 vom New York Philharmonic unter John Barbirolli, aber erst die Aufführung knapp ein Jahr später, Anfang 1942 durch Serge Koussewitzky sollte für den Komponisten entscheindend werden: Beeindruckt durch die Stärke von Brittens Musik sicherte Koussewitzky finanziell die Komposition die Komposition der Oper ab, die Britten erst Weltruhm einbringen sollte: Peter Grimes.


    Aufnahmen der Sinfonia da requiem sind mir zwei geläufig, beide auf höchstem Niveau.


    Einmal Simon Rattle mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra, die inzwischen in vielen Low-Price-Editionen zu haben ist und insbesondere in den ersten beiden Sätzen vollauf überzeugt:



    Britten selbst hat das Werk mit dem New Philharmonia Orchestra eingespielt, und diese von John Culshaw produzierte Einspielung wirkt unmittelbar emotionaler als Rattles eher nüchterner Ansatz. Für meinen Geschmack ergänzen sich beide gut, mal steht mir die eine, mal die andere näher.



    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Von den letzten Dingen in der "Sinfonia da requiem" zu Brittens letztem Orchesterwerk.


    "A time there was, as one may guess
    and as, indeed, earth's testimonies tell -
    before the birth of consciousness,
    when all went well."


    Ein Ausschnitt aus Thomas Hardys Gedicht "Before Life and after", dessen erste Hälfte des ersten Verses den Titel dieses Orchesterstückes abgibt: "Suite on English Folk Tunes: 'A time there was...'" (op.90) wurde 1974 komponiert und 1975, 18 Monate vor Brittens Tod, in Aldeburgh uraufgeführt. Ein eher klein besetztes Werk, sparsam in der Instrumentierung und doch reich und überwältigend in der Wirkung, ist es "in Liebe und mit Verehrung Percy Grainger gewidmet". Britten liebte Graingers Bearbeitungen von englischen Volksliedern, und so bearbeitet er auch in dieser Suite insgesamt 10 Volkslieder, je zwei pro Satz, zum größten Teil Playfords "English Dancing Master" von 1650 entnommen.


    "Cakes and Ale", der erste Satz, eröffnet mit einem harrschen Gegensatz: die in der Pauke liegende Melodieteile kontrastieren mit den unisono-Einwürfen der Streicher. Die kleine Trommel duettiert mit den Blechbläsern, die Triangel mit den Holzbläsern - ein heftig bewegter, aber nicht gehetzter Satz. "The bitter witty" ist im wesentlichen Streichern und Harfe vorbehalten, die eine solistische Rolle hat. Ein kontemplativer Kontrast zum vorhergehenden Übermut. "Hakin Booby" hingegen ist für Holzbläser und Schlagzeug (kleine Trommel) gesetzt und wurde schon 1967 zur Eröffnung der Queen Elizabeth Hall in London geschrieben. "Hunt the suqirrel" ist eine wilde Jagd für zwei Soloviolinen (mit Streicherbegleitung), die sich gegenseitig die Einsätze förmlich abjagen.


    Der letzte Satz ist nicht nur der längste und macht alleine gut 1/3 des Werkes aus, sondern auch der herausragende. "Lord Melbourne", ein langsames Finale: Das Englischhorn singt in langen Bögen das Lied von "Lord Melbourne", das schon Grainger bearbeitet hatte. Eine schmerzliche Schönheit und Ruhe liegt über dem Satz, der schon aus einer Welt zu sprechen scheint, die den Sterblichen verschlossen ist. Die Suite, die so kraftvoll optimistisch mit Paukenschlägen begonnen hat, verstummt nach und nach.


    Wiederum zwei Aufnahmen, diesmal mit klarer Präferenz.


    Simon Rattle macht seine Sache mit dem CBSO zwar ganz ordentlich (CD ist oben im Thread schon abgebildet) und zum Kennenlernen reicht die Aufnahme allemal, aber ihm fehlt letztlich einerseits der Übermut und andererseits die Abgeklärtheit (die für den letzten Satz besonders unabdingbar ist).


    Richard Hickox mit dem Bournemouth Symphony Orchestra trifft bei besserer Klangtechnik den spezifischen Ton jedes einzelnen Satzes wesentlich besser und hat für den letzten Satz den Mut, die Musik ganz ruhig fliessen zu lassen (über eine Minute länger als Rattle, der 5'25 min braucht im Vergleich zu 6'33min). Klare Empfehlung hier: Hickox.



    Die in der Naxos-Reihe erschienene Aufnahme mit Bedford kenne ich wiederum noch nicht, auch sie steht in meiner Liste:



    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Nachzutragen wäre noch, das Volksliedbearbeitungen eigentlich in Brittens Schaffen immer eine Rolle gespielt haben, in verschiedenen Formen. So "traurig" irgendwie immer ein letztes Orchesterwerk ist, so konsequent erscheint mir, dass sich das letzte vollendete Orchesterwerk Brittens eben wieder dem Volksliedgut widmet - auf sehr eigenständige Weise.


    Und noch nachzutragen, dass ich mich natürlich freue, wenn ich auf Dauer hier kein Selbstgespräch führe :yes:


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Na gut, dann will ich auch mal was beitragen, wenn es auch für´s erste leicht gemogelt ist:



    Rührende, beeindruckende CD: Bernsteins letzte Aufnahme, entstanden in Tanglewood. Mit einer hörenswerten Siebten von Beethoven und eben den "Four Sea-Interludes" - Zwischenspiele aus der Oper Peter Grimes. Braucht sich an Emotionalität nicht vor den Einspielungen Brittens und Davis' zu verstecken.


    Gruß, Markus

  • Hallo,


    das Cover war oben schon mal abgebildet, zum Stück wurde nichts gesagt. Dabei ist das Violinkonzert von Benjamin Britten gar nicht so schlecht. Nicht so schmissig wie Barber oder Sibelius oder auch Schostakovich, aber doch beachtenswert.
    Es gibt zwei Varianten - eine Orginalversion und eine überarbeitete. Die überarbeitete ist die heute gängige Version, und für einen Laien (also für mich) nicht deutlich von der Originalversion zu unterscheiden. Die Unterschiede sind eher etwas feinerer Natur, wie mir scheint. Wer es überprüfen möchte: Die einzige Aufnahme der Originalversion ist von Theo Olof mit John Barbirolli und dem Halle Orchestra.


  • Im Alter von 14 Jahren, 1928, nahm Britten Privatunterricht bei Frank Bridge (1879-1941). Zwei Jahre später wurde er ins Royal College of Music aufgenommen. Im August hatte er gerade die Schule abgeschlossen. Im selben Monat begann er mit der Komposition der


    Two Portraits (1930)

    No. 1 'David Layton' for string orchestra - poco presto

    No. 2 'E.B.B.' for solo viola and string orchestra - poco lento


    David Layton war Brittens engster Schulfreund. Das knapp zehnminütige Stück kommt ziemlich flott daher und erinnert mich in Ton und Rhythmik an Streicherwerke von Strawinsky
    E.B.B. sind die Initialen des Komponisten: Edward Benjamin Britten. Es ist für das Instrument Brittens, die Viola, und für Streichorchester gesetzt. Es beginnt mit der Viola verhalten und wird in ziemlich nachdenklichem Ton fortgesetzt. Ein ziemlich zartes Selbstportrait. Es dauert weniger als 6 Minuten.Geplant war ein drittes Stück, das aber nicht zustande kam.In der Aufnahme spielen Yuri Bashmet, Viola und Streicher des Hallé Orchestra unter der Leitung von Kent Nagano. Aufgenommen wurde in der Bridgewater Hall, Manchester am 6. und 8. Februar 1998.
    Im Mai 1932 begann Britten mit der Arbeit am

    Double Concerto in B minor (1932)


    for violin, viola and orchestra


    Er unterbrach die Arbeit allerdings im selben Monat und setzte sie später zwar fort, aber eine Aufführung erlebte er nicht, da er bei den Proben für die Sinfonietta, bei der anscheinend auch für das Doppelkonzert geprobt wurde, fand: "Ich habe noch nie einen so entsetzlichen Lärm gehört."Die Uraufführung fand erst beim Aldeburgh Festival 1987 mit Gidon Kremer, Yuri Bashmet und dem HalléOrchestra, geleitet von Kent Nagano statt. Diese Aufnahme in der gleichen Besetzung zur selben Zeit wie die Two Portraits statt.Die Solostimmen sind ziemlich virtuos geführt, der Orchestersatz weniger spektakulär als in der


    Sinfonietta op. 1 (1932),


    wegen der Britten die Arbeit am Doppelkonzert unterbrochen hat und die er in knapp drei Wochen schrieb. Beiden Werken gemeinsam ist die formale Anlage: kraftvoller erster Satz, langsamer rhapsodischer Satz, tänzerischer Satz, im Falle der Sinfonietta eine Tarantella. Für den ersten Satz ist eine Beziehung zu Schönbergs Kammersymphonie von 1906 feststellbar. Die Sinfonietta gilt als das originellste und kühnste der Werke, die Britten bis dahin geschrieben hatte. Ein echtes Opus 1. Das erkannten auch die Kritiker an, die ihn bisher eher spöttisch abgetan hatten.Das Stück war für zehn Instrumentalisten geschrieben, erst 1936 stellte Britten eine "Orchesterfassung" her, wie er es selbst nannte. Die Partitur blieb 1942 in den USA und tauchte erst in den 80er Jahren wieder auf.Die Aufnahme wurde vom Hallé Orchestra mit Kent Nagano am 10. und 11. November 1998 in der Bridgewater Hall, Manchester eingespielt.Im April 1939 folgte Britten Auden in die USA, von denen er völlig begeistert war, was auch an der freudigen Aufnahme gelegen haben dürfte. Die CBC aus Toronto gab ihm einen Auftrag für eine Fanfare für Klavier und Orchester. Er schrieb sie auf den Schlußvers "from all his limbs celestial" aus Keats' Versepos 'Hyperion', das unvollendet blieb. Wie Britten selbst sagte, war


    Young Apollo, op. 16 (1939)

    for piano, string quartet and string orchestra


    "so strahlend und brilliant, sosehr von hellem Sonnenschein inspiriert, wie er es selten erlebt habe. Von seinem Violinkonzert op. 15, also aus dem gleichen Jahr, kann man dergleichen bestimmt nicht sagen. Die Charakterisierung fand ich aber unmittelbar nachvollziehbar.Im August 1939 wurde das Werk von der CBC mit dem Komponisten am Klavier zur Ursendung gebracht, Im Dezember wurde es wiederholt, danach zog Britten es zurück, und es blieb bis 1979 unaufgeführt. In dieser Aufnahme spielen Nikolai Lugansky und Streicher des Hallé Orchestra unter der Leitung von Kent Nagano. Sie entstand zur gleichen Zeit wie die der Sinfonietta. Da ich eine Menge von der Offenlegung von Quellen halte, erwähne ich also das Booklet. Aus den Fingern kann ich mir das alles auch nicht saugen.Die Aufnahmen sind ganz hervorragend und machen mir viel Freude. Hoffentlich habe ich Euch den Floh ins Ohr setzen können.
    Gruß


    yarpel

  • Hallo van Rossum,


    Zitat

    Original von van Rossum
    das Cover war oben schon mal abgebildet, zum Stück wurde nichts gesagt. Dabei ist das Violinkonzert von Benjamin Britten gar nicht so schlecht.


    In der Tat nicht - nicht, weil ich nichts dazu sagen wollte oder weil ich das Stück schlecht fände, sondern weil ich mich pro Beitrag immer nur mit einem Werk befassen wollte. Die Auswahl zugunsten des KK war natürlich subjektiv, das VK kommt sicher noch, auch wenn ich Hopes neue Aufnahme davon kenne!


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Lieber yarpel,


    Zitat

    Original von yarpel
    Da ich eine Menge von der Offenlegung von Quellen halte, erwähne ich also das Booklet.


    Ich halte davon auch viel und will daher nachreichen: Die jeweiligen Booklets, die wunderbaren Weiten des Internet und mein hörendes Ohr halfen mir enorm bei den bisherigen Beiträgen....


    Zitat

    Die Aufnahmen sind ganz hervorragend und machen mir viel Freude. Hoffentlich habe ich Euch den Floh ins Ohr setzen können.


    Das hast Du ;)


    Beste Grüsse,


    C.

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  • Hallo,


    Benjamin Britten ist für mich immer noch fast ausschließlich Opernkomponist (das "fast" bezieht sich auf seine Tätigkeit als Klavierbegleiter). Ich kenne lediglich eine Platte mit Orchesterwerken von ihm (siehe unten).
    Der Grund dafür ist einfach: vor Äonen war diese Platte jedem Audiophilen ein Begriff, sie galt als eine der besten Orchesteraufnahmen, die je gemacht wurden. Sollte also jemand eine gut erhaltene Original-LP zu Hause haben, kann er sie indirekt gegen einen dicken Stapel CDs eintauschen! ;)


    Die LP habe ich nie hören können, kenne aber die CD. Ich kann aber versichern, dass der Transfer ziemlich gut gelungen ist. Die CD kann so mancher neuen Aufnahme den klanglichen Rang ablaufen, nicht umsonst getraut sich Decca für eine vierzig Jahre alte Analogaufnahme noch immer den Vollpreis zu verlangen!


    Schlussendlich sollte man bei Britten ohnehin nach Möglichkeit auch immer seine eigene Einspielung besitzen.




    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus und alle Britten-Fans,


    das interessanteste Werk auf der DECCA-Hochpreis - CD ist sicherlich der "Orchesterführer für junge Leute" und der ist bei Decca auch für 9,99€ zu haben gekoppelt in dieser Zusammenstellung:


    The Young Persons Guide to the Orchestra
    +Four Sea Interludes & Passacaglia
    +Britten / Rossini:Soirees musicales;Matinees
    musicales
    National PO, Bonynge (Rossini);London SO,
    Covent Garden Orch.,Britten


    Den Orchesterführer für junge Leute hat wirklich noch kein Dirigent so eindrucksvoll aufgenommen. Die 4Seebilder sind allerdings nicht so TOP aufgenommen und man erkennt das Alter der Aufnahme deutlich.

    :) Ich habe allerdings eine Spitzen-Aufnahme mit Leonard Bernstein / New Yorker PH auf SONY-CD, die jetzt leider nicht mehr im Handel ist, die den Orchesterführer für junge Leute, Vier Seebilder & Passacaglia und "A Time there was .." enthält.
    Das ist eine CD die alle Wünsche an Interpretation und Klangqualität mehr als erfüllt. Bernstein kann sich wiedermal intensiv in die Werke einfühlen und bringt eine Interpretation der Superlative zustande.
    Kein Wunder das die 4Seebilder auch auf seiner letzten CD ((DG)-siehe oben bei ThomasBernhard) zusammen mit Beethoven zu finden sind - diese Musik stand ihm nah.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von C.Huth
    Die in der Naxos-Reihe erschienene Aufnahme mit Bedford kenne ich wiederum noch nicht, auch sie steht in meiner Liste:



    Das hat sich inzwischen geändert, weswegen meine Rangliste für "A time there was...." sich etwas verschoben hat: Vor Hickox käme nun der prägnantere und trotz schnellerem Tempos im letzten Satz berührendere Bedford. Vom Preis will ich gar nicht reden. Und von der interessanten Kopplung auch nicht. Bedford und Hickox sollte man in Erwägung ziehen, will man sich mit dieser herrlichen Suite auseinandersetzen....


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Zu meinen Lieblingswerken gehören die Suite "King Arthur" (1937), die Suite "Johnson over Jordan" (arr. Hindmarsh 1990) und die Sinfonia da Requiem (1940). Besonders schön, wenn auch kein reines Orchesterwerk, ist auch die Kantate "The World of the Spirit" (1938 ).


    Britten Singers
    BBC Philharmonic
    Richard Hickox


    Chandos



    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Das Britten Klavierkonzert gehört zu meinen absoluten Favorites. Sein Witz, seine Eleganz und seine Anspruch fordern und begeistern immer wieder aufs Neue. Irgendwo ganz entfernt verwandt mit Ravels G-Dur Konzert, schnurgerade in die Welten von Bernsteins "Age of anxiety" hinweisend, nimmt es (leider) in den Konzertsälen immer noch eine Mauerblümchenstellung ein, wie ich finde, völlig zu Unrecht. Selbst die Wiener Symphoniker, mit welchen ich das Konzert vor einigen Jahren gespielt habe oder auch das Mariinsky-Orchester kannten das Stück kaum. Mein Freund Fabio Luisi hatte mich seinerzeit auf dieses wunderbare Werk aufmerksam gemacht und ich bin im dafür von Herzen dankbar, eine echte Bereicherung für´s Repertoire und jedesmal eine Freude, es aufzuführen oder zu hören.

  • Hallo Britten-Freunde,


    mich wundert, das diesere Thread noch so wenig Beiträge aufweist und das ich erst einen kurzen beitrag hier zu verzeichnen habe zumal Brittens Orchesterwerke zu meinen Lieblingen des 20.Jahrhunderts zählen.


    Allen voran die Sinfonia da Requiem, op.20, die ich aufs höchste schätze. Von der Aussagekraft, vom Gehalt her und meiner Wertschätzung sehe ich parallelen bei den Werken Honegger-Sinfonie Nr.3, Copland-Orgelsinfonie und Hindemith-Mathis der Maler.


    Das die Aufnahme mit Britten/LSO (Decca) zu den Besten gehört, weil der Komponist selber agiert ist fast logisch.
    Meine erste Aufnahme auf LP war Previn/St.Louis SO (SONY), die mich wegen des Werkes begeisterte. Diese Aufnahme habe ich mit den fabelhaften Diversion für Klavier und Orchester (Fleisher) auch wieder auf CD (SONY). Previn ist aber im Vergleich zu Britten zu lasch in seiner Auffassung des Werkes und kann getrost ungehört bleiben.


    Die fabelhaften Britten-Werke unter Benjamin Brittens Stabführung finden sich in dieser 7CCD-Box, sind aber auch als Einzel-CD zu haben (da hatte ich vorher schon einige CD´s - die Decca Box war dann billiger, als weiter Einzel-CD´s zu erwerben):



    LSO u.a./ Britten
    Decca, 1954 - 1972, ADD



    Ganz daneben empfinde ich die Purcel-Variationen in der Aufnahme mit Andrew Davis/LSO auf der SONY-CD mit den Diversions (Fleisher/Ozawa) und Sinfonia dR (Previn). Selten so langweilig wie unter A.Davis gehört.
    Die CD ist somit nur noch wegen den Diversions interessant.



    Als weiteres bekanntes und oft gehört und gespieltes Werk ist der
    Orchesterführer für junge Leute - Variationen und Fuge über ein Thema von Purcel op.34.
    Hier ist die Britten-Decca-Aufnahme natürlich auch eine der Besten.
    :yes: Aber auf sämtliches was Leonard Bernstein mit Britten vorgelegt hat möchte ich unbedingt hinweisen, denn diese gehören zu meinen Favoriten.
    Denn Bernstein kann sich als Komponist besser in das Werk hineinversetzen als jeder andere Dirigent - zum Beispiel auf dieser fabelhaften SONY-CD mit 4 großen und hochgeschätzten Orchesterwerken:


    - ich stelle derzeit immer häufiger fest, das die Sony-Bernstein-Edelsteine THE ROYAL EDITION immer seltener auf den Internet-CD-Plattformen zu finden sind - bei amazon ohne Bild -
    Wohl dem der sie hat !
    Purcel-Variationen op.34
    Vier Seebilder und Passsacaglia op 33 a+b
    Suite über englische Volksthemen op.90

    New Yorker PH/Bernstein
    SONY, 1961, 1973,1976, ADD



    :yes: Nun habe ich eine NAXOS-Britten-CD bekommen, die auch eine ganz große Empfehlung wert ist. Anders als Bernstein, der mit den New Yorker PH einen imposanten großsymphonischen Ton anschlägt ist Myer Fredmann hier auf Durchhörbarkeit bedacht, ohne die emotionale Seite im geringsten zu vernachlässigen.
    Das New Zealand SO ist zwar kein New Yorker PH-Orchestra, aber die Aufnahme kann sich unbedingt hören lassen.


    Bei den Seebildern und Passacaglia herrscht zu Beginn ein wesentlich verhaltenener Ton vor (als bei Britten und Bernstein) der sich aber im Verlauf steigert um dann mit Kontrastwirkung eine unbändige Schlagzeugbatterie präzise, prägnant und trotzdem überbordend ihren Lauf zu lassen - kurzum - höchst beeindruckend.


    Bei der Sinfonia da Requiem wird gleich zu Beginn klar, wo der Hammer hängt und das dramatisches zu erwarten sein wird. Auch hier höchste Durchhörbarkeit der Strukturen und kontrastreiches Auftrumpfen der Schlagzeugbatterie in bei dem Werk nie gehörten Stärkegraden. Fesselnde Interpretation, die Brittens eigener von der Ausdruckskraft her kaum nachsteht, aber durch die Klangwirkung noch mehr "umhaut". Schade das auch Bernstein gerade dieses Werk nicht vorgelegt hat.


    Die American Ouvertüre habe ich bisher als nicht so umwerfend in Erinnerung, doch auf dieser CD ist sie ein willkommener "Filler", der mir noch auf CD fehlte und zudem hier erstmals auch aufhorchen läßt.



    New Zealand SO, Myer Fredmann
    NAXOS, 1994, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Hallo Davidoff,


    Die von Dir abgebildete Chandos-CD nenne ich seit kurzer Zeit auch mein Eigen. Ich hatte mir diese CD vorher im Schumann-Haus-Bonn ausgeliehen !
    Besonders die King Artur-Suite hat es mir, genau wie Dir, angetan - ein tolles Stück Musik.


    *** Ich bin eigendlich sehr verwundert warum der Komponist Britten in Klassikforen allgemein so wenig Zusprache erhält.
    Die Sinfonia da Requiem gehört zu meinen geschätztesten Werken des 20.Jahrhunderts. Wansinn mit welchen Ausdrucksmitteln Britten hier absolute Hochspannung erzeugt - wahnsinnig packend !
    Auch ganz tolle Musik die Peter-Grimes - Orchesterstücke op.33 a+bund "A time there was"- nach folkloristischen Themen komponiert - mit Bernstein (SONY) der Hammer (siehe meinen Beitrag oben).


    :yes: Britten gehört zu den geradlingen Komponisten, die kein "Romantikgeschnulze" bieten, wie man es schonmal hier und da in Werken anderer Komponisten aus diesem Zeitraumen antrifft. :stumm:
    :hello: Ich hoffe nun nachdem dieser Thread wieder "aktuell" ist, mehr über Britten zu lesen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Guten Abend van Rossum, in letzter Zeit habe ich das Violinkonzert von B. Britten im Konzertsaal und auf CD mehrfach gehört, und ich muss sagen: es ist ein großartiges Stück Musik. Mit "gar nicht so schlecht" stellst Du es in eine Qualitäts-"Ecke", in die es für mein Verständnis nicht gehört. Wenn man es häufiger hört - und das ist bei dieser Musik wohl notwendig -, entdeckt man ihre Schönheit , die z.T. von ergreifender Trauer geprägt, durchzogen ist. Ich habe mir vor Kurzem die Aufnahme mit Ida Handel gekauft: umwerfend gut! Die jüngste Einspielung mit J. Janzen steht zwar schon bereit, muss aber erst noch gehört werden. Es ist eine ganz andere Musik als etwa das (eingängigere) Sibelius-Konzert (eines der schönsten Werke der Gattung Violinkonzert, eines meiner Lieblinsstücke überhaupt), aber damit nicht geringer einzustufen. Je öfter ich Brittens op.15 höre, umso mehr wächst es mir ans Herz. Es ist nicht "gar nicht so schlecht", es ist hervorragend, was natürlich eine subjektive Einschätzung ist; ich weiß.
    Mit violinistischen Grüßen, Volker Freywald

    Fr

  • Hallo Volker,


    das Britten Violinkonzert (1940) gehört wirklich zu den großen Werken des 20.Jahrhunderts.
    An irgend einer anderen Stelle im Forum hatte ich auch mal auf die Aufnahme bezogen geschrieben, dass die Aufnahme mit Mark Lubotsky/LSO/Britten (Decca) "gar nicht so schlecht" sei. Denn vorher wurde von einem Tamino die andere bekannte Aufnahme mit Lorraine McAslan-Violine/English Chmber Orchestra/ Stuard Bedford (Collins, 1990, DDD) präferiert.
    Diese habe ich auch Beide und die ist tatsächlich mit noch mehr Ausdruckskraft interpretiert. Bei mir ist diese Aufnahme auf der originalen Collins-CD, auf der das Klavierkonzert mit Johanna McGregor-Klavier gekoppelt ist. Auch diese KK-Aufnahme wurde der Richter/Britten-Aufnahme den Vorzug bescheinigt.
    * Unten ist die Neuausgabe von NAXOS für das VC abgebildet.



    Decca, ADD



    Naxos, 1990, DDD


    Ich finde beide Aufnahmen des VC und KK ihre Vorzüge ausspielen können, jede auf seine Art. Um den Unterschied beider Aufnahmen genau zu definieren, müßte ich die Konzerte wiedermal hören.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich habe dieses Konzert erst vor kurzem kennengelernt; es gefiel mir gut (besser als das Klavierkonzert, von dem irgendwie nicht viel bei mir hängengeblieben ist), Szymanowski spontan allerdings noch besser. Klanglich und ohne Alternativen gehört zu haben, scheint mir diese Aufnahme ausgezeichnet zu sein:



    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Mir geht's wie JR: Auch ich bin erst vor kurzem in den Genuß gekommen, Brittens Violinkonzert zu entdecken und zwar in dieser sehr schönen Aufnahme:



    Janine Jansen und Paavo Järvi harmonieren hier imo besser als bei Beethoven.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich möchte hier auch mal auf die sog. "Diversions" hinweisen, eine Art Klavierkonzert für die linke Hand, aber in Variationenform. Nach einer gewissen Zeit des Einhörens zähle ich es mittlerweile zu meinen liebsten Werken von Britten.
    Und zwar wegen dieser Aufnahme:



    Klavierkonzert, Young Apollo, Diversions


    Steven Osborne, Klavier
    BBC Scottish Symphony Orchestra
    Ilan Volkov
    (Hyperion)


    Diese in exzellenter Klangtechnik produzierte Hyperion-CD bietet außerdem noch das Klavierkonzert in einer irrwitzigen Interpretation sowie den frühen Geniestreich "Young Apollo" in der aparten Besetzung Klavier, Streichquartett und Streichorchester. Pianist Steven Osborne und Dirigent Ilan Volkov gehen hier dermaßen in die Vollen, wie ich es für eine Neuaufnahme nicht erwartet hätte. Die "Diversions" übertreffen hier die Donohoe/Rattle-Aufnahme. Das Klavierkonzert gefällt mir besser als mit Richter/Britten.



    Agon

  • Da kann ich nur zustimmen. Die Aufnahme des Violinkonzerts durch Janine Jansen und Paavo Järvi ist einfach umwerfend. Nach dem Hören habe ich erst einmal alles, was ich von Britten hab,e zusammensortiert und die ein oder andere Aufnahme noch bestellt. Nun muss ich erst einmal alles "abarbeiten".
    Doch diese Art von Arbeit macht das Leben süß ...


    Wenn ich durch bin, kann ich mich an dieser Stelle noch einmal äußern.

    Es gibt auch einen Riesenunterschied zwischen Kuchen und Hering. Trotzdem sind beide sehr gut. (Mstislaw Rostropowitsch)

  • Die Diversions für Klavier (linke Hand) und Orchester (1940, überarbeitet 1954) sind in der Decca-7CD-Box eine soweit ganz gute Aufnahme, mir aber nie auffallend als herausragend in Erinnerung geblieben.
    Es handelt sich um 10 Variationen mit Finale. Das Werk steigert sich spannungsmäßig bis zu den glänzenden Variationen 9a und b Toccata I und II - wirklich tolle Musik !


    :yes: Von ganz anderem Kaliber ist die SONY-Aufnahme mit Leon Fleisher/ Boston SO / Seiji Ozawa. Leon Fleisher war zum Zeitpunkt dieser Aufnahme schon gesundheitlich so angeschlagen, dass der rechte Arm eingeschränkt war. Diese, eine seiner letzten Aufnahmen im Oktober 1990, meistert er mit der linken Hand absolut perfekt ! Als ich diese Aufnahme erstmalig hörte gabe ich erst den Wert dieses Werkes erkannt.
    ** Die erwähnte Hyperion-Aufnahme mag sicher auch ein sehr guter Tipp sein; Fleisher/Ozawa aber auch !


    Diese Aufnahme habe ich bei SONY in einer anderen Kopplung (als abgebildet) mit den Purcell-Variationen op. 34 unter Andrew Davis (ziemlich lasche Interpretation) und der Sinfonie da Requiem mit Previn/St.Louis SO (ganz gute aber nicht sehr gute Aufnahme). Das Hauptwerk meiner SONY-CD sind wegen den Aufnahmen in diesem Falle eindeutig die Diversions !


    Hier eine Abb der SONY-CD in einer anderen Kopplung (die o.g.Kopplung ist nicht als Bild auffindbar): Aber diese Kopplung ist auch interessant, denn Fleisher fasst große Werke für Klavier (linke Hand) nochmal zusammen.



    SONY, 1990, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Dieser Tage habe ich meinen Britten-Sammlung um ein weiteres Orchesterwerk bereichert:
    Die Gloriana-Suite op.52a (1953) aus der gleichnamigen Oper.
    Dauer: 27 Minuten in 10Sätzen
    Die Handlung der Oper (ohne jetzt darauf einzugehen) wird durch die Suite gut nachgezeichnet. Ab Satz 3 wird ein Potpuri aus Marsch und 7Tänzen geboten, die absoluten Hörspass versprechen.
    Das ist auch auf die klanglich hervorragende Aufnahme zurückzuführen - eine Übernahme von Collins - die Collins-CD war ehemalig eine Hochpreis-CD ! Also hier erwartet einen kein Naxos-Sound. Der Frequenzgang reicht von den tiefsten Bässen (grosse Trommeln) und ist klingt ungeheuer mitreissend. Da kommt von der tiefsten Trommel bis zur Triangel und Harfe alles zum Einsatz. Farbig instrumentiert.
    Steuart Bedford / London Symphony Orchestra (NAXOS) geben ein fabelhaftes Bild ab.


    :!: Natürlich erfolgte der CD-Kauf auch im Hinblick darauf eine weitere Aufnahme der Sinfonia da Requiem zu bekommen !
    Bedford gelingt soweit auch eine gute Interpretatation, die anhörenswert ist (ich würde 8-9 Punkte vergeben). Aber es fehlt ihm das Vorwärsdrängende, das die autentische Britten-Aufnahme (Decca) in erster Linie, die Fredman-Aufnahme (Naxos) und sogar die Previn-Aufnahme (CBS) noch spannender und weit packender macht.


    Die 4 Sea-Interludes und Passacaglia op.33 sind sauber und hörenswert gut gespielt; klingen auch weit besser als Brittens eigene alte und unsaubere Aufnahme mit dem Covent Garden SO. Aber wenn man die Aufnahme mit Bernstein / New Yorker PH (SONY) kennt, dann kann nur schwerlich eine Andere daran vorbeiziehen.



    NAXOS, 1989, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo teleton,


    danke für den Tipp. Britten kenne ich auch sehr wenig. Welche Einspielung kann man da empfehlen?
    Ich würde auch "weit hergeholte" Vergleiche gerne zu rate ziehen.


    Hallo Sebastian,


    meine Antwort an richtiger Stelle. In diesem Thread findest Du mehrere INFOs zu guten Aufnahmen der Sinfonia da Requiem.
    Die von mir genannten haben alle ihre Qualitäten = Überraschend TOP sogar die NAXOS aus Beitrag 16.


    Ich würde immer noch die von Benjamin Britten selber aufgenommene als die Referenzaufnahme sehen.
    Die ist zudem klangtechnisch auf höchstem analogen Niveau (das heisst auf der anderen Seite auch - besser als so manche DDD-Aufnahme) !



    Decca, 1964/5, ADD


    Und die Cellosinfonie mit ihrem Widmungsträger Rostropowitsch wird Dich mit Sicherheit ebenso begeistern. Traumhafte Paukengewitter !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Vielen Dank für den Hinweis auf die Gloriana - Suite, die ich gut kenne durch ein Konzert mit den Duisburger Philharmonikern, das auch im Radio gesendet wurde. Nicht nur das: vor zwei Jahren habe ich die ganze Oper in einer tollen Aufführung in Gelsenkirchen sehen können. In der Tat, ich kenne sehr viel von Britten, trotzdem kann man immer Neues bei ihm entdecken. Mein absolutes Lieblingsstück von ihm ist für Chor: "Hymn to St. Cecilia"! Kein Wunder, das habe ich schon selbst in drei verschiedenen Chören gesungen.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ein Klarinettenkonzert von Benjamin Britten? Jeder der das Werk des Komponisten etwas besser kennt, weiß, dass es das nicht gibt. Hätte es aber geben können. Während seiner Jahre in New York während des 2. Weltkrieges diskutierte Britten diese Möglichkeit mit Benny Goodman und begann tatsächlich einen ersten Satz zu skizzieren. Die Noten durfte er dann anfänglich nicht mitnehmen nach England und als sie später eintrafen, war er schon zu sehr mit Peter Grimes beschäftigt, das Projekt wurde nie realisiert. Colin Matthews, der wie sein Bruder David, in den letzten Jahren Brittens als dessen Assistent gearbeitet hatte, nahm sich 1989 das vorliegende Fragment vor und instrumentierte es. So wurde es 1990 von Michael Collins auch uraufgeführt. Nun ist dieser Satz keine 6 Minuten lang und damit für eine Konzertdarbietung - außer als Zugabe - kaum geeignet. Deshalb nahm Matthews in 2007 zwei weitere zu der Zeit entstandene Stücke Brittens, eine Mazurka elegica für 2 Klaviere und eine Skizze für eine Sonate für Orchester und generierte daraus einen zweiten und dritten Satz.
    Wir haben es also mit einer fake composition von Britten zu tun. Aber wenn man davon mal abstrahiert, muß man feststellen, dass das was Colin Matthews - ja selbst kein ganz unbegabter Tonschöpfer - da zusammengeschrieben hat, ziemlich attraktiv ist. Und der erste Satz klingt wie Britten at his lyric best.

  • Wir haben es also mit einer fake composition von Britten zu tun. Aber wenn man davon mal abstrahiert, muß man feststellen, dass das was Colin Matthews - ja selbst kein ganz unbegabter Tonschöpfer - da zusammengeschrieben hat, ziemlich attraktiv ist. Und der erste Satz klingt wie Britten at his lyric best.


    Hm...
    Ja...
    Nein...
    Ich finde, es ist nicht Britten und nicht Matthews. Sicher nicht schlecht, aber eben kein echter Britten.
    Es ist halt ein Krampf: Natürlich will jeder Solist von einem Komponisten dieser Größe ein Werk für das eigene Instrument - und gerade Britten, der wie kaum ein anderer Komponist, jedem Instrument die raffiniertesten Farben abzugewinnen wußte, bedachte einzelne Instrumente überreich und kargte bei anderen.
    Überreich - das war das Cello, inspiriert durch seine Freundschaft mit Mstislaw Rostropowitsch. Dank Dennis Brain gibt es "Serenade" und "Canticle III" mit prominenten Horn-Parts. Die Oboe mochte Britten überhaupt, daher komponierte er die bedeutsamen "Temporal Variations" (und tilgte sie aus unerfindlichen Gründen aus seinem Werkregister) und zahlreiche kleinere Werke für sie. Da er selbst Bratsche spielte, bedachte er auch sie mit einigen Werken, von denen er auch wieder etliche zurückzog. Durch die Freundschaft mit Osian Ellis schrieb er dann in seiner letzten Schaffensphase einiges für Harfe. Dass es das "Nocturnal" für Gitarre gibt, verdanken wir der Hartnäckigkeit von Julian Bream.
    Es fällt aber auf, daß Britten für die übrigen klassischen Soloinstrumente, also Flöte, Klarinette und Trompete gar nichts und für die Violine sehr wenig komponierte.
    Es gibt aber noch ein weiteres Stiefkind im Schaffen Brittens: Das Klavier. Ich weiß, jetzt kommt die Aufzählung der Klavierwerke Brittens. Ich höre sie mir mit Gelassenheit an und frage dann: Aus welcher Zeit stammen die Werke?
    Es sind nahezu alles Werke aus der Schaffensphase vor dem "Grimes". Britten war ja ausgebildeter Pianist. Bei der Uraufführung des Klavierkonzerts übernahm er den Solopart selbst - und hatte einen Anfall von Lampenfieber, der so extrem war, dass er die Solistenkarriere sofort beendete. Er trat nur noch als Liedbegleiter und Kammermusiker auf. Aus der gesamten Schaffenszeit nach dem "Grimes", oder genauer: nach 1941 (dem Jahr der "Scottish Ballad" für zwei Klaviere und Orchester) gibt es keine Klaviermusik mehr von ihm. Eine Ausnahme ist lediglich das "Night Piece", 1963 komponiert für die Leeds International Pianoforte Competition, eine Handwerksübung mit dem gewohnten Vokabular der Britten-Nachtmusiken. Die "Variations" für den 1966-Wettbewerb ließ Britten unvollendet liegen - bei seinem Tempo und der perfekten Beherrschung des Handwerks höchst ungewöhnlich, ein deutliches Zeichen dafür, daß ihm das Interesse fehlte.


    ---


    Übrigens gibt es auch erstaunlich wenig reine Orchestermusik von ihm. Nach der "Sinfonia da Requiem" (1940) kommt nichts Substanzielles mehr bis zu "A Time There Was" (1974), mit der einzigen Ausnahme der Purcell-Variationen (1946), die brillant, aber nicht eben bedeutende Musik sind.
    Ich will aber die Gelegenheit nützen, auf ein Kuriosum hinzuweisen: Das Orchesterwerk "Chaos and Cosmos" komponierte Britten vor seinem 14. Geburtstag. Mir ist keine kommerzielle Einspielung bekannt, hier kann man zumindest einen Ausschnitt hören: http://www.brittenpears.org/re…s/recording-early-britten

    ...

  • Übrigens gibt es auch erstaunlich wenig reine Orchestermusik von ihm. Nach der "Sinfonia da Requiem" (1940) kommt nichts Substanzielles mehr bis zu "A Time There Was" (1974), mit der einzigen Ausnahme der Purcell-Variationen (1946), die brillant, aber nicht eben bedeutende Musik sind.


    Es gibt noch ein paar reine Orchesterwerke mehr, die ich für "substantiell" und zumindest sehr hörenswert halte:


    An American Ouverture (1941)
    Matineens Musicales op.24 (1941)
    The Prince of the Pagodas - Ballett (1956)


    - sowie auch ganz herausragend, aber nicht von Britten instrumentiert, sondern von Paul Hindmarsch:
    King Artur - Suite for Orchestra (1937, arr. 1994)


    Die ausgezeichnte Chandos-CD unter Richard Hickox möchte ich hier noch einmal in Erinnerung rufen:



    Chandos, 1996, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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