Duisburg, Deutsche Oper am Rhein, "Lady Macbeth von Mzensk", Shostakovich, 18.05.2008

  • Dmitri Shostakovich war noch keine 30 Jahre alt, als seine Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ 1934 in Leningrad uraufgeführt wurde. Das Stück um die Doppelmörderin Katerina Ismailova, die sich im letzten Akt in einem Straflager das Leben nehmen wird, wurde von Shostakovich kongenial in Musik gesetzt, die Oper gehört zu den stärksten Werken des Musiktheaters im 20. Jahrhundert. Immer wieder wird die Musik mächtig auffahren und sich in enormen Dezibel-Werten entladen, sie bebildert brutale, körperliche Gewalt genauso, wie einen leidenschaftlichen Geschlechtsakt und spart auch nicht mit ironischen Tönen.


    Josef Stalin mochte diese Musik nicht, und die „Prawda“ prägte das berühmt gewordenen Wort vom „Chaos statt Musik“ im Bezug auf die „Lady“. Das Werk verschwand von den Spielplänen und konnte erst in einer abgemilderten Überarbeitung unter dem Titel „Katerina Ismailova“ Ende der 50er Jahre wiederaufgeführt werden.


    Noch immer kämpft diese bemerkenswerte Oper, trotz einzelner Aufführungen auch im Westen, um die Anerkennung, die ihr gebührt.


    An der „Deutschen Oper am Rhein“ hatte nun gestern die „Lady Macbeth“ am Spielort Duisburg Premiere, es dirigierte der GMD des Hauses, John Fiore, die Inszenierung besorgte Dmitri Tcherniakov im eigenen Bühnenbild.


    Das zeigt eine moderne, mittelständische Fabrik, viele Arbeiter im Blaumann laufen durchs Bild, ein Gabelstapler stapelt, der Vorstand im dunklen Anzug ist im Hintergrund zu erkennen und im Kontor sitzen die Sekretärinnen vorm Flachbildschirm ihrer PCs.


    In der Mitte ein Raum für Katerina, er ist mit Teppichen ausgeschlagen, wirkt fremd in dieser Umgebung und fremd ist auch die Ismailova in ihrer folkloristischen Kleidung geblieben. Sie hat den Sohn des Firmenchefs geheiratet, einen Schwächling, der wohl oft auf Dienstreise ist, was dem Schwiegervater Gelegenheit gibt, sich der Schwiegertochter ungestört zu nähern. Auch die weiblichen Beschäftigten sind vor den brutal-sadistischen Übergriffen des Chefs nicht sicher und auch die Arbeiter langen da kräftig hin.


    Es ist wieder soweit, Sinowi, der Ehemann, muss auf eine Reise gehen und der Schwiegervater demütig Katerina: sie muss ihrem Ehemann die Füsse küssen.


    Im nächsten Bild vergewaltigt der Arbeiter Sergey die Arbeiterin Axinya, sehr drastisch, auf einer Palette, die am Gabelstapler herauffährt. Katerina tritt hinzu und hilft Axinya. Sie ist von der brutalen Kraft des Arbeiters fasziniert und wird ihn ein Bild später in ihre Kammer lassen. In einer orgiastischen Szene des Orchesters gibt sich Katerina Sergey hin: im Bild sieht das Publikum in Duisburg nur eine heftig schwingende Lampe, da treiben es zwei, dass sich die berühmten Balken biegen.


    Der Schwiegervater hat auch noch Lust auf seine – vermeintlich - einsame Schwiegertochter. Als er Sergey bei ihr entdeckt, lässt der alte Ismailov die Arbeiter rufen und Sergey wird zusammengeschlagen, während sich ein Arbeiter a tergo an Katerina vergreift.


    Erschöpft von der Prügelorgie will der Hausherr noch eine Portion Pilze essen: Katerina mischt ihm Gift hinein und bringt damit den Alten um. Schnell wird noch ein Pope organisiert, der routiniert das nötige erledigt.


    Während eines Orchesterzwischenspiels entkleidet Katerina Sergey: das blutige Unterhemd, die Hose, seine Undershorts. Mit grosser Zärtlichkeit versorgt sie die Wunden, die sich über den ganzen Rücken verteilen. Diese Szene strahlt eine grosse Ruhe und eine wunderbare Intimität aus.


    Der Ehemann Sinowi kommt zurück – Katerina und Sergey ermorden hin auf offener Szene und packen den Leichnam und sein Gepäck kurz entschlossen in den Keller.


    Nach der Pause wird die Fabrikhalle gerade festlich für die Hochzeit von Sergey und Katerina geschmückt. Katerina ist aufgeblüht, sie trägt zuerst ein modisches, rotes Kleid, später dann ihre Hochzeitskleidung. Ihre Kammer ist jetzt offen, freundlicher. Einer der Arbeiter, ein versoffenes Individuum, ahnt, was im Keller zu finden ist.


    Die Polizei schaut vorbei. Die sehen ein wenig nach amerikanischem Krimi aus und sind schon sauer, weil man sie nicht zur Hochzeit eingeladen hat. Die ganze Szene ist von Shostakovich als Satire komponiert worden, der Regisseur lässt sie relativ schnell kippen, wenn nach der Hochzeit, bei der keine rechte Feierstimmung aufkommen will, die Polizisten den Toten im Keller entdecken und Katerina und Sergey festgenommen haben.


    Das letzte Bild ist ein Clou: eigentlich soll hier ein Zwangsarbeiterzug in die Verbannung zu sehen sein. Nicht so bei Tcherniakov: die Bühne ist auf eine absolut schäbige, kleine Gefängniszelle im schwarzen Raum beschränkt worden, links ein Waschbecken, im Hintergrund die Tür mit der Essensklappe und eine Toilette, auf dem Boden eine Matratze, dazu ein Stuhl und eine immer brennende Neonröhre. Die Stimmen der anderen Gefangenen kommen aus dem dunklen off. Zu Katerina wird eine zweite Gefängene in die Zelle gebracht, Sonyetka: sehr kurze Jeans, freizügiges, bauchfreies Hemd. Sie legt sich gleich schlafen. Katerina besticht einen Wärter, Sergey wird zu ihr in die Zelle gebracht und der entdeckt die neue, scharfe Frau, die auch Sergey gleich interessant findet. Sergey erklärt Katerina, dass er von ihr nichts mehr wissen will, was diese zur Verzweiflung treibt.


    Derweil unterhält sich Sergey mit Sonyetka. Recht eindeutig macht diese ihm klar, dass es Sex nur für Bezahlung gibt – Katerinas Strümpfe wären ihr recht. Sergey belügt Katerina, bekommt die Strümpfe und dann auch den hemmungslosen Sex mit Sonyetka. Katerina versucht, sich im Waschbecken zu ertränken, was misslingt. Nachdem Sergey die Zelle wieder verlassen hat, zertrümmert Katerina die Neonröhre und stürzt sich auf Sonyetka, sie tötet die Nebenbuhlerin. Wärter kommen hereingestürmt und treten Katerina mit ihren Stiefeln zu Tode.


    Bemerkenswert, wie genau Tcherniakov mit seinen Sängerinnen und Sängern arbeitet, hier ist eine Personenführung zu erleben, die oft unter die Haut geht. Jede/r einzelne auf der Bühne wird genauestens inszeniert, da sitzt jede Bewegung und jeder Blick. Und auch das Ende, in diesem kleinen Raum, kommt sehr überzeugend über die Rampe: ursprünglich springt Katerina, Sonyetka mit sich reissend, von einer Brücke in den Tod.


    Die Gewalt- und Sexszenen werden mit dem nötigen Nachdruck, aber auch ohne allzugrosse Überdeutlichkeit in Szene gesetzt, das ist stückadäquat und wurde vom Publikum auch nicht kritisiert.


    Im Mittelpunkt steht natürlich Katerina Ismailova: in Duisburg ist eine phänomenale Darstellerin zu erleben, Morenike Fadayomi. Am Anfang ganz verhalten, wenige Bewegungen, beobachtend, wird sie im Laufe des Abends den Wandel in der Persönlichkeit der Ismailova enorm glaubwürdig darstellen. Sängerisch ist die Partie sehr anspruchsvoll und Fadayomi macht das anständig: sie nimmt die Stimme zurück, wo das geht, singt kraftmässig nicht über ihre Grenzen hinweg, nimmt also in Kauf, auch mal zugedeckt zu werden und schafft mit ihrer von Schärfen nicht freien Stimme den Abend respekterheischend.


    An ihrer Seite der charaktervolle, schneidende Tenor John Uhlenhopp als Sergey, rollenadäquat besetzt und als Ehemann Sinowi der schöne Tenor von Andrey Dunaev.


    Eine Glanzleistung: Oleg Bryjak als alter Ismailov – stimmlich schafft der Bass-Bariton die Partie souverän und darstellerisch gibt er dem brutalen Charakter eine starke Bühnenpräsenz.


    Chor und Orchester zeigen sich auf hohem Niveau, das ist klangschön und spannend zugleich und John Fiore dirigiert einen hörenswerten Shostakovich: da kommen, mit etwas breiteren Tempi, die liedhaft-lyrischen Momente gut zum tragen, aber auch die fetzigen Teile der Partitur werden mit einer Spielfreude vorgetragen, die auch in ihrer Präzision maßstabsetzend ist. Die Dynamik wird voll ausgeschöpft, was der effektvollen Musik absolut zuträglich ist.


    Zu recht gefeiert: John Fiore, Morenike Fadayomi und Oleg Bryjak.


    Dmitri Tcherniakov musste in Berlin beim „Boris“ und erst recht in München bei „Chownschtschina“ mächtige Buh-Rufe hinnehmen. Angespannt betrat er die Bühne – und erst als er merkte, das ihm nur Beifall entgegengebracht wurde, entspannte er sich etwas. Noch beim zweiten Verbeugen erschien er zuerst nur am rechten Bühnenrand, bevor er dankbar inmitten der Sängerinnen und Sänger den Applaus des Publikums entgegennahm.


    Nach der Pause blieben einige Plätze unbesetzt: auch 74 Jahre nach der Uraufführung hats die „Lady“ beim Publikum nicht ganz leicht...

  • YEPP 8)
    ... zu einer der 5 Aufführungen Ende d.J. in Düsseldorf werd ich`s dann hoffentlich schaffen........
    - u. vielleicht muss ich nicht alleine (Klawirr ? / Zwielicht ?)


    - hab seinerzeit H.Kupfers Kölner Inszenierung gesehen ... u. eine 2. Shosta-Lady ist längst überfällig :yes: :yes:


    - die Fadoyami hab ich vor 1 Jahr im gleichen Haus als "Kat`a Kabanova" gesehen...
    ... ich war etwas enttäuscht von ihr
    - hatte aber gleich den Verdacht, dass da wer nur in einer schlechten Tagesform und keinesfalls seiner Rolle nicht gewachsen ist...


    :hello:
    micha

  • Zitat

    Original von pieter.grimes
    YEPP 8)
    ... zu einer der 5 Aufführungen Ende d.J. in Düsseldorf werd ich`s dann hoffentlich schaffen........
    - u. vielleicht muss ich nicht alleine (Klawirr ? / Zwielicht ?)



    Hm, jetzt war ich gerade erst wieder in der Heimat - und im November bzw. Anfang Dezember ist es bei mir wohl eher schlecht...



    Ich habe ja in Duisburg Anfang der 80er Jahre noch die alte Bohumil-Herlischka-Inszenierung der "Lady" von 1959 gesehen. Beim Googlen fand ich in einem SPIEGEL-Artikel vom 25.11.1959 folgende interessante Passage:


    Zitat

    Gegenüber dem eigenen Jugendschaffen zeigte sich der Stalinpreisträger Schostakowitsch weniger wohlmeinend. Schon 1950 hatte er gegen eine in Kassel geplante Inszenierung seiner "Lady Macbeth" protestiert - diese Oper sei ein schwaches Werk. Und auch als neuerdings die Düsseldorfer ihre Absicht anmeldeten, Schostakowitschs Frühwerk aufzuführen, das "in der Geschichte des modernen Musiktheaters einen wichtigen, für unsere Kenntnis wesentlichen Platz einnimmt" ("Die Generalintendanz"), legte der Komponist zunächst Veto ein mit der Erklärung, er arbeite an einer Neufassung der Oper. Verhandlungen führten schließlich zu jenem Kompromiß, der die Inszenierung am Rhein denkwürdig macht: Sie ist die von Schostakowitsch ausnahmsweise und ausdrücklich erlaubte weltletzte Aufführung der "Lady" erster Hand.


    Mit der "weltletzten" Aufführung der ursprünglichen Fassung war das wohl nichts :D - dagegen ist die entschärfte Fassung namens "Katerina Ismailowa" von 1963 weitgehend von den Bühnen verschwunden.


    Der SPIEGEL-Artikel berichtet auch ganz interessant über die westdeutschen Pressereaktionen auf die damalige Düsseldorfer Aufführung:


    "http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=42623397&top=SPIEGEL"



    Die Duisburger Aufführung in der Herlischka-Regie hat mich damals (ca. 1981) nachhaltig beeindruckt (ich war seinerzeit ungefähr 15 Jahre alt). Seitdem habe ich die Oper viermal auf der Bühne gesehen: in der von Micha erwähnten Kölner Harry-Kupfer-Inszenierung (mitreißend!), in einer von Werner Schroeter in Szene gesetzten Frankfurter Produktion (hier spielte eine lebende Gans eine tragende Rolle, die bei Schostakowitschs Blechlawinen mit keiner Wimper zuckte - insgesamt eine gute Inszenierung), in Stuttgart in einer Inszenierung von J. Schaaf (und in Bühnenbildern, die sich am sowjetischen Konstruktivismus orientierten) und schließlich 2001 in Salzburg in einer eher unauffälligen Peter-Mussbach-Regie und mit einem überwiegend lauten Dirigat von Valery Gergiev (von allen fünf gesehenen die am wenigsten überzeugende Produktion).


    Das Stück ist nach meiner Erfahrung auf der Bühne fast ein Selbstläufer - wenn es erstmal gestemmt wird, dann wirkt es auch und der Großteil des Publikums ist mitgerissen (irgendwer geht zur Pause immer raus). Die theatralische Wirkkraft ist enorm und der Sex-and-crime-Faktor zieht heute auch beim Opernpublikum.



    Zitat

    Original von Alviano
    Noch immer kämpft diese bemerkenswerte Oper, trotz einzelner Aufführungen auch im Westen, um die Anerkennung, die ihr gebührt.


    Auch wenn mein Widerspruch in diesem Punkt fast schon notorisch ist: Ohne es überprüfen zu können, würde ich behaupten, dass die "Lady" abseits von Strauss und Puccini inzwischen zu den zehn meistgespielten Opern des 20. Jahrhunderts zählt - national wie international.



    Ansonsten hört sich Alvianos Bericht über die Duisburger Aufführung vielversprechend an - gerade was die Umsetzung des letzten Bildes betrifft. Alviano, wie ist denn dort die Mitwirkung des Chors gelöst? Singt der aus dem Off oder hat er auch eine szenische (z.B. voyeuristische) Rolle?



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    Auch wenn mein Widerspruch in diesem Punkt fast schon notorisch ist: Ohne es überprüfen zu können, würde ich behaupten, dass die "Lady" abseits von Strauss und Puccini inzwischen zu den zehn meistgespielten Opern des 20. Jahrhunderts zählt - national wie international.


    Da liesse sich natürlich einwenden, dass die Oper des letzten Jahrhunderts, unter Auslassung von Strauss und Puccini, auf den Bühnen sowieso nicht gerade überrepräsentiert ist und deshalb auch schon eine kleinere Anzahl von Neuproduktionen zu einer Platzierung unter den ersten zehn führen könnte. Seis drum, die "Lady" ist ein tolles Stück und für mich war sie vor Jahren die Erstbegegnung mit Shostakovich - einer der wenigen Komponisten, wo ich dann auch rein orchestrale Musik mit Begeisterung zu hören begann und für dessen Leben ich mich sofort interessiert habe.


    Gesehen habe ich sie nun insgesamt dreimal: in Frankfurt, in Darmstadt und in Duisburg und ich hätte auch gerne Amsterdam besucht: da hat Metzmacher dirigiert und Kusej inszeniert, leider habe ich das nicht geschafft.


    Zitat

    Ansonsten hört sich Alvianos Bericht über die Duisburger Aufführung vielversprechend an - gerade was die Umsetzung des letzten Bildes betrifft. Alviano, wie ist denn dort die Mitwirkung des Chors gelöst? Singt der aus dem Off oder hat er auch eine szenische (z.B. voyeuristische) Rolle?


    Nein, nein, die Stimmen kommen aus dem Off. Die Verblüffung beim Aufgehen des Vorhangs zum Schlussbild ist allein schon deshalb gross, weil ansonsten die Handlung immer im selben Raum stattfindet. Diese Gefängniszelle sieht etwa so aus, wie der Kasten im Kosky-"Tristan" in Essen, so kann man sich das in etwa vorstellen, drumrum ist es schwarz, dunkel.


    Tcherniakov hat tolle Bilder geschaffen, z. B. , wenn diese Arbeiter in ihren Kitteln und Blaumännern langsam in die Kammer der Katerina eindringen, und die Frau dann bedrängt wirkt, ohne, dass diese Männer etwas tun würden, die Verbindung von Bildwirkung und Personenregie habe ich als wirklich gelungen empfunden.


    Original von pieter.grimes

    Zitat

    - die Fadayomi hab ich vor 1 Jahr im gleichen Haus als "Kat`a Kabanova" gesehen...


    Das ist auch nicht so ihr angstammtes Fach. Ich hätte mir als Katerina auch eine dramatischere Sopranistin gewünscht: aber wie Morinike Fadayomi das macht, war wirklich beeindruckend.

  • Hallo Alviano,
    in Amsterdam hatte Mariss Jansons dirigiert. Die Lady M. war Eva-Maria Westbroek, Christopher Ventris gab den Sergej. Ich hatte eine Karte erwischt und fand es sensationell.
    Es ist auch eine DVD erschienen, aber live war der Eindruck überwältigend.
    Westbroek lebte die Rolle, allein die Begeisterungswogen bei den Standing Ovations, als sie allein beim Schlussvorhang erschien, waren die weite Anreise wert.


    Auch Jansons' Dirigat: in einem Wort - unüberbietbar.


    Ich will's mir auch in Duisburg noch ansehen, allerdings habe ich ein bißchen Angst davor, weil ich die Amsterdamer Version wohl nicht aus dem Kopf kriegen werde...

    Beste Grüße!

  • Zitat

    Original von wimmus
    in Amsterdam hatte Mariss Jansons dirigiert.


    Oh, das hätte mich geärgert - nicht wegen Jansons, sondern weil ich irgendwo tief drinnen Metzmacher seinen Weggang aus Hamburg verübelt habe und dann die weite Reise nach Amsterdam zumindest in Bezug auf den Dirigenten umsonst gemacht hätte. Ingo Metzmacher war zumindest in der Vorschau angekündigt - und Westbroek kann ich mir auch als Typ sehr gut vorstellen, ich habe sie in Stuttgart oft gesehen und gehört.


    Jedenfalls würde ich mich freuen, wenn noch mehr Forianer/innen die "Lady" besuchen, die Aufführung hat überregionales Interesse verdient.

  • Zitat

    Original von Alviano
    Noch immer kämpft diese bemerkenswerte Oper, trotz einzelner Aufführungen auch im Westen, um die Anerkennung, die ihr gebührt.


    Zitat

    Original von Alviano


    Da liesse sich natürlich einwenden, dass die Oper des letzten Jahrhunderts, unter Auslassung von Strauss und Puccini, auf den Bühnen sowieso nicht gerade überrepräsentiert ist und deshalb auch schon eine kleinere Anzahl von Neuproduktionen zu einer Platzierung unter den ersten zehn führen könnte.



    Bei solchen Fragen werde ich punktuell (?) gerne zum rechthaberischen Pedanten :D.



    Aus den einschlägigen Quellen konnte ich nur für den deutschsprachigen Raum in den letzten 15 Jahren folgende Neuproduktionen der "Lady Macbeth" eruieren (als Zeitpunkt ist das jeweilige Premierenjahr angegeben):


    ca. 1993 Stuttgart
    1993 München
    1993 Frankfurt
    1995 Münster
    1996 Essen
    1996 Karlsruhe
    1996 Mainz
    1998 Bonn
    1999 Meiningen
    1999 Dresden
    2000 Bremen
    2001 Nürnberg
    2001 Salzburg
    2004 Berlin (Komische Oper)
    2005 Freiburg
    2005 Zürich (Fassung 1963)
    2005 Wiesbaden
    2006 Mannheim
    2006 Essen
    2006 Weimar
    2008 Magdeburg
    2008 Duisburg



    Die ein oder andere Produktion wird mir dabei sicher auch noch durch die Lappen gegangen sein.



    Für einen früheren Zeitraum behauptet Claus Spahn in einem ZEIT-Artikel (Rezension u.a. der Neuenfels-Inszenierung an der KOB) vom 25.11.2004:


    Die Lady Macbeth war vor allem in den achtziger Jahren ein (in der drastischeren Urfassung) rauf und runter gespieltes Lieblingsstück von den Staatstheatern bis zu kleinen Bühnen.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    ...der Neuenfels-Inszenierung an der KOB


    ich erhöhe auf 4: diese Inszenierung habe ich auch gesehen - und das ist noch nicht so lange her...


    Dass sich die "Lady" beim Publikum wirklich durchgesetzt hätte, glaube ich trotzdem nicht. Die Repertoirevorstellungen, die ich gesehen habe, waren selten richtig gut besucht, ein Schicksal, das Shostakovich z. B. mit Berg oder Janacek teilt.


  • Kleiner Tipp für die Wiener: Diese DVD gibt's momentan bei Caruso um 16,90 Euronen - ich hab' sie schon!
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Alviano


    ich erhöhe auf 4: diese Inszenierung habe ich auch gesehen - und das ist noch nicht so lange her...


    Nanu, wie konntest Du das vergessen? ;)



    Zitat

    Dass sich die "Lady" beim Publikum wirklich durchgesetzt hätte, glaube ich trotzdem nicht. Die Repertoirevorstellungen, die ich gesehen habe, waren selten richtig gut besucht, ein Schicksal, das Shostakovich z. B. mit Berg oder Janacek teilt.


    Ok - Berg oder Janacek scheinen mir als Vergleichsgrößen gut ausgewählt.


    Aber welche Oper, die nach dem Ersten Weltkrieg entstanden ist, hat sich dann überhaupt beim Publikum "wirklich durchgesetzt"? "Turandot" und vielleicht (wenn überhaupt, dann nur im deutschen Sprachraum) "Arabella". Im englischsprachigen Raum eventuell noch die ein oder andere Britten-Oper.


    Man kann jetzt entweder resignieren oder aber die relative (!) Häufigkeit, mit der Opern von Berg, Janacek, Britten oder eben Schostakowitsch auf den Spielplänen erscheinen, als gutes Zeichen für das Engagement der Verantwortlichen und für ein nicht übermäßiges, aber vorhandenes Publikumsinteresse nehmen. Als zumindest zeitweiliger Optimist tendiere ich zu letzterem.


    (Mir ist bewusst, dass ich hier fast OT bin - sorry!)



    Viele Grüße


    Bernd

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  • Zitat

    Original von Zwielicht


    Nanu, wie konntest Du das vergessen? ;)


    Es ist mir auch wirklich ein klein wenig peinlich :wacky:


    Zitat

    Man kann jetzt entweder resignieren oder aber die relative (!) Häufigkeit, mit der Opern von Berg, Janacek, Britten oder eben Schostakowitsch auf den Spielplänen erscheinen, als gutes Zeichen für das Engagement der Verantwortlichen und für ein nicht übermäßiges, aber vorhandenes Publikumsinteresse nehmen. Als zumindest zeitweiliger Optimist tendiere ich zu letzterem.


    Da schliesse ich mich gerne an - ich freue mich auch über jede Aufführung dieser vier Komponisten und das sie auch immer wieder auf den Spielplänen auftauchen. Nach dem wirklich positiven Eindruck der "Lady" in Duisburg (ich war zuvor nur ein einziges Mal in Düsseldorf in der Oper, in den "Gezeichneten" in der Regie von Krämer) bin ich auf "Moses und Aron" sehr gespannt und überlege mir, ob ich auch Janaceks "Totenhaus" anschauen soll.