Im Schatten - Die Liedbegleiter & Liedbegleiterinnen

  • Liebe Forianer,


    Ob es jetzt um Schuberts "Winterreise" geht, " um "Die schöne Müllerin" oder um eine Aufnahme ausgewählter Lieder von Schumann, Loewe Balladen oder Wolf-Lieder - immer werden sie benötigt: Die Liedbegleiter. Kenner wissen, daß es ich hiebei nicht um gescheiterte Konzertpianisten handelt, sondern um Künstler höchsten Ranges, haben sie doch den Spagat zu schaffen, einerseit ihre Kunst der des Sängers unterzuordnen und trotzdem ihrer musikalischen Sicht Geltung zu verschaffen- wahrlich keine leicht Aufgabe.


    Um der Wahrheit die Ehre zu geben, dieser idealfall wird nicht immer realisiert,dennoch gibt es einige Liedbegleiter, die es zu Ruhm gebracht haben, und noch viele Jahre nach ihrem Schwanengesang unvergessen sind, mir fallen da spontan Michael Raucheisen (Hotter) und Gerald Moore (Fischer-Dieskau) ein.


    Welchen Stellenwert messt Ihr den Begleitern zu ?


    Welches sind Eure Favoriten - und -besonders wichtig - wer sind Eurer Meinung nach HEUTE die führenden Liedbegleiter ?


    :stumm: (und warum ?) Duck und weg......



    Beste Grüße


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Bedeutung des Liedbegleiters kann meiner Meinung nach nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wer schon mal die Winterreise oder die Müllerin spielen durfte, weiß wieviel Eigenleben in den Klavierstimmen steckt, wie oft Schubert (oder auch andere Liedkomponisten, bsp. Wolf) in der Klavierstimme die Singstimme nicht nur begleitet, sondern kommentiert, hinterfragt, usw.


    Gerald Moore ist dabei sicherlich eine Legende, wobei man sicherlich das Glück braucht, zum Hauptbegleiter eines derart dominanten Sängers wie Fischer-Dieskau zu werden.
    Von Hartmut Höll habe ich ein paar Aufnahmen, die mir ganz gut gefallen.
    Hubert Giesen, der Wunderlich-Begleiter, gefällt mir nicht immer so, er hält sich oft zu vornehm im Hintergrund. Aber Wunderlich!


    Von den aktiven möchte ich (auch aus regionaler Verbundenheit) einen nennen, dessen Tätigkeit zwar (noch) nicht auf Platte besonders dokumentiert ist, dessen Konzerte allerdings echte Highlights der Liedbegleitung sind: Professor Wolfram Rieger, der häufig mit Thomas Hampson konzertiert. Zwei profilierte Künstler, die sich wunderbar ergänzen.
    Als Rieger einmal im Konzert den Erlkönig von Schubert gespielt hatte, fragte ihn nach dem Konzert ein gewisser Alfred Brendel, wie er das gemacht habe, weil er es in dieser Perfektion noch nicht gehört hätte. So viel dazu


    Vor zwei Jahren im Konzert erlebt und ebenfalls beeindruckend: Andreas Staier (mit Christoph Prègardien) Hammerflügel ist halt immer Geschmackssache, ich war überwältigt von dem Konzert (Dichterliebe)


    Ansonsten muss ich zugeben, dass mein Platten- und Kenntnisrepertoire relativ gering ist und ich deshalb auch nicht allzu viele Begleiter nennen kann.


    Gruß, Flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Sagitt meint:


    Wie großartig der Klavierpart ist,merkt man dann, wenn die Singstimme fehlt. Es gibt eine Version der Winterreise mit Tabea Zimmermann,Viola. Da hört man dann Musik, die man keinesfalls unter Begleitung einordnen sollte.


    Ich möchte in diesem thread auf einen Pianisten hinweisen, der sicher nicht die Aufmerksamkeit erhalten hast, die er verdiente.


    Prof. Eugen Wangler, wie Ugorski Russland-Exilant, hatte nicht das Glück entdeckt zu werden, aber diejenigen hatten Glück, die ihn als Pianist hörten und hören, der Sänger begleitet. Er hat für diese Tätigkeit eine Professur in Frankfurt.


    Es gibt m.W. nur eine Aufnahme mit Christian Elsner, bei der Wangler begleitet( ein Schumann-Programm).


    Ich habe ihn mehrfach live gehört und dann mit ihm über Musik gesprochen. Ein Mann profunder musikwissenschaftlicher Bildung, zugleich mit allen technischen Fertigkeiten, die ein Painist braucht, nicht mt russischer Pranke, sondern mit russischer Seele spielend. Da bekommen die Schubert-Lieder ein dunklen-melancholische Farbe.
    Zugleich kann jede Interpretation aus dem Text belegt werden. Ich bin sehr beeindruckt von diesem Mann und hoffe, man wird noch auf ihn aufmerksam.

  • Hallo,


    also ganz spontan geantwortet fehlt bislang einer der größten überhaupt, nämlich Dalton Baldwin (zusammen mit Gérard Souzay eine Traumkombination). Weiters muss man Irwin Gage anführen. Ein Begleiter, den ich wegen seiner mich persönlich sehr ansprechenden Musikalität sehr schätze, ist Leonard Hokanson (auch ein trefflicher Kammermusiker, wenn jemandem eine Aufnahme des Odeon-Trios unterkommt - zugreifen!).
    Bei den aktuellen Begleitern fällt mir zuerst Helmut Deutsch ein.


    pianoflo schrieb:

    Zitat

    Gerald Moore ist dabei sicherlich eine Legende, wobei man sicherlich das Glück braucht, zum Hauptbegleiter eines derart dominanten Sängers wie Fischer-Dieskau zu werden.


    Im Prinzip schon richtig, nur sollte man dabei nicht vergessen, dass Moore bereits der Star als Begleiter war, als DiFiDi mit dem Liedgesang begann! Auch ohne ihn wäre er einer der Großmeister des Faches gewesen, zusammen waren sie lange Zeit die Superstars.


    Zum Schluss noch ein Wort zu Sagittarius, der die russische Seele bei Pianisten sehr schäzt:
    Obwohl eine Verwandtschaft zu bestehen scheint, bin ich der Meinung (nein: Überzeugung!), dass russische Seele und Schubert'sche Melancholie nichts gemein haben und sich ganz schlecht mischen. Wenn immer bei einer Schubert-Interpretation russische Seele durchkommt, ist der Schubert ruiniert!


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Sagitt meint:


    Theophilus, Du wirfst eine sehr interessante Frage auf. Was unterscheidet eine russische Melancholie von einer Wienerischen ? Wenn ich versuchte, dies in Farben zu beschreiben, wäre russisch ein dicken Schwarz in Ölfarbe und die Wienerische ? Schubert war oft verzweifelt und dies kommt in seiner Musik zum Ausdruck- ein Aufschrei , Angst vor Einsamkeit. Was ist das für eine Farbe ? Fahles Grau ? Eine unendliche Leere ?


    Es wäre sicher hilfreich, wenn Du die Behauptung, die beiden vertragen sich gar nicht, ein wenig ausdifferenzieren würdest.


    Zu diesem Pianisten, den Du wahrscheinlich nicht kennst, weil er eben nicht bekannt ist. Ich hatte ja ja geschrieben, er spielt nicht mir russischer Pranke. Wenn ich wieder eine Farbe bemühe soll, kommt es mir wie relativ leuchtendes Schwarz vor.


    Aber auf weitere Klärung bin ich gespannt.

  • Hallo Sagittarius,


    ich bin mir vollkommen bewusst, dass meine Behauptung sehr viel leichter formulierbar war, als es eine beschreibende Begründung jemals sein könnte. Sprechen wir hier doch von Dingen, die sehr schwer in Worte zu fassen sind (und wäre ich darin einigermaßen gut, so würde ich meinen Lebensunterhalt wohl eher mit Worten als mit dem Jonglieren von Bits und Bytes verdienen).
    Wenn du mir aber ein wenig Zeit gibst, werde ich darüber nachdenken und versuchen, das Unsagbare in Worte zu fassen (dein Ansatz mit Farben zur Beschreibung ist vielleicht ganz vielversprechend).


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • darf ich als unbekannter Vertreter dieser Gattung gleich bemerken, daß die Bezeichnung "Im Schatten der Sänger" höchst unzutreffend ist:


    natürlich ist es für einen Pianisten nicht angenehm, wenn Sänger allein im Mittelpunkt stehen wollen und das auf Kosten des Begleiters auch erreichen. Mit berühmten Sängern aufzutreten ist nicht a priori frustrierend - schließlich ist ja zuerst die musikalische Arbeit wichtig, weniger dann die mediale Präsenz..


    Sicher gibt es welche, die dem Begleiter keinen Anteil am Applaus gönnen - und Erfahrung im "auf der Bühne stehen und sich verbeugen" haben Sänger immer - unabhängig von der musikalischen Qualität...


    Meine Erfahrung besteht dahin, daß die meisten Sänger meine Qualität schätzen und die Gleichwertigkeit meines Beitrags anerkennen.


    Mein Klavierlehrer (Prof. Walter Fleischmann) hat einmal geätzt: die Musikalität eines Sängers ist der Korrepetitor ;) - nicht unwahr die Bemerkung, aber boshaft...


    Ist es nicht so, daß wir deswegen so wenig spätromantische Lieder (Wolf, Strauß... ) hören, weil sie den handelsüblichen Begleitern einfach zu schwer sind? - zur Vokalbegleitung ist eine erstklassige Klaviertachnik erforderlich - alles andere behindert den Sänger.



    eine mißglückte Sache finde ich, wenn alternde Dirigenten versuchen, sich ihrer Klavierkenntnisse zu erinnern und als Begleiter fungieren...


    :P
    Übrigens: von Unterordnung kann gar keine Rede sein - ein guter Begleiter weiß über die Phrasen eines Liedes oft besser Bescheid und singt auch innerlich mit...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

    Einmal editiert, zuletzt von tastenwolf ()

  • Hi


    Zitat

    Ist es nicht so, daß wir deswegen so wenig spätromantische Lieder (Wolf, Strauß... ) hören, weil sie den handelsüblichen Begleitern einfach zu schwer sind?


    Aber den meisten Sängern doch wohl auch, oder? :stumm:



    Zitat

    eine mißglückte Sache finde ich, wenn alternde Dirigenten versuchen, sich ihrer Klavierkenntnisse zu erinnern und als Begleiter fungieren...


    Wie wahr...., obwohl - es ist auch eine Art von Referenz gegenüber dem Künstler (in diesem Fall dem Sänger), und man sollte sie also solche bewerten.



    Zitat

    Übrigens: von Unterordnung kann gar keine Rede sein - ein guter Begleiter weiß über die Phrasen eines Liedes oft besser Bescheid und singt auch innerlich mit...


    Ich glaube, dass man das bei den guten Begleitern sogar als Zuhörer empfinden kann. Der Begleiter liefert ein überzeugendes und felsenfestes Fundament, auf dem sich dann der Sänger ungehindert entfalten kann.



    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Sagitt meint:
    Ja der Witz von Klemperer war gut, er müsse zu Solti, der mache die Winterreise- aber: Solti, Levine, Sawallisch . Tut man Ihnen nicht unrecht, wenn man sie so abqualifiziert ?


    Ich rate zu hören: Levine mit Kathleen Battle oder Sawallisch mit Prey.


    Welche alternden Dirigenten sollen es denn sein ?


    Ich will gar nicht von den Dirigenten schreiben, die zugleich Pianisten sind. Da kann dieses Urteil ja überhaupt nicht zutreffen.


    Also ich würde gerne wenigstens eine Aufnahme genannt bekommen, bei der diese These nachvollzogen werden kann.

  • Hallo Sagittarius,


    mir fallen spontan zwei Beispiele ein: Bruno Walter begleitete Kathleen Ferrier in Edinburgh 1949 und Wilhelm Furtwängler Elisabeth Schwarzkopf in Salzburg.


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • ich denke, heutzutage, geht das mit "dirigenten, die zugleich Pianisten sind nicht mehr" dazu sind die Unterschiede zu den reinen Pianisten viel zu deutlich


    meine Aussage bezog sich auf die Hampson - Sawallisch Winterreise; IMO völlig unnötige Aufnahme - nur zwei Namen vermarktet...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Zitat

    Original von tastenwolf
    ...ein guter Begleiter weiß über die Phrasen eines Liedes oft besser Bescheid und singt auch innerlich mit...


    Gerald Moore sagte in seinem Abschiedkonzert nicht umsonst am Ende "...am I to loud?"

  • Zitat

    Original von pianoflo
    Von den aktiven möchte ich (auch aus regionaler Verbundenheit) einen nennen, dessen Tätigkeit zwar (noch) nicht auf Platte besonders dokumentiert ist, dessen Konzerte allerdings echte Highlights der Liedbegleitung sind


    Ein anderer (auch aus regionaler Verbundenheit genannt), dessen Tätigkeit bereits auf Platte sehr dokumentiert ist, ist Rudolf Jansen.
    Er ist eher im Englischen Raum als in Deutschen Raum tätig. Vielleicht ist das der Grund, daß er bei euch nicht so bekannt ist. Sehr vielen der allergrößten hat er bereits begleitet.

  • Für mich ist ein Grundproblem die Bezeichnung: Begleiter. Da sehe ich vor meinem inneren Augen einen dicken Sänger, der von irgendeinem unbedeutenden "Spargel" begleitet wird. Klavierpartner finde ich schöner und angemessener.


    Da gibt es aber schon viele tolle, auch wenn sie nicht immer nur als "Begleiter" (oops!) auftreten. Martha Argerich mit Kremer bei den Beethoven-Sonaten, Sawallisch, Konrad Engel (kennt Ihr vielleicht vom Reine Elizabeth in Brüssel). Norman Shetler...
    Eric Schneider spielt häufig mit Goerne und Oelze und gefiel mir gut in Eislers Hollywood Liederbuch.



    LG
    M

  • Fiel der Name Wolfram Rieger schon? Er ist der Leib- und Magen-Begleiter (Pardon: Klavierpartner ;)) von Thomas Hampson - fabelhaft! Ob er über "Hampsons Grenzen" hinaus bekannt ist, weiß ich allerdings nicht. Vermutlich neigt er zu künstlerischer Monogamie.
    Genauso famos, die Grenze der Genialität schrammend: Julius Drake, der bevorzugte Klavierpartner von Ian Bostridge. Ich hatte unlängst das Vergnügen, sie in Bremen mit einer Auswahl unbekannterer Schubert-Lieder und vor rund 2 Wochen in Berlin mit Schumanns "Dichterliebe" und den Kerner-Liedern zu hören. Das war -vornehm ausgedrückt- schon sehr offensive Liedkunst, auch seitens des dynamisch hochflexiblen, starke Akzente setzenden Julius Drake. Nach dem Konzert (und der 5. Mini-Zugabe) sagte eine ältere Dame neben uns (allerdings begeistert): "So, jetzt hat der Wahnsinn ein Ende."
    Der lobenden Erwähnung Souzay/Baldwin (später auch Ameling/Baldwin) kann ich mich nur anschließen.
    Auch die Partnerschaft Edwin Fischer + die junge Elisabeth Schwarzkopf brachte ein paar subtil ausbalancierte Schubertlieder hervor.
    Eine andere starke Lady mit kongenialem Kerl: Brigitte Fassbaender und Aribert Reimann.
    Letztlich ist ein Liederabend zum Scheitern verurteilt, wenn sich der Begleiter demütig als Lakai des Sängers empfindet oder wenn man einen liedtechnisch unerfahrenen Solisten an den Flügel setzt - Liedbegleitung ist ein eigenes Fach, eine eigene Kunst, eine kaum zu treffende Mixtur aus pianistische Diskretion und künstlerischer Präsenz.


    LG :hello:
    Daniel

  • Zitat

    Letztlich ist ein Liederabend zum Scheitern verurteilt, wenn sich der Begleiter demütig als Lakai des Sängers empfindet


    Warum denn das??


    ich kenne SängerInnen, denen ich mich mit Begeisterung unterordne, weil ich weiß, daß sie mit traumwandlerischer Sicherheit musizieren. In solchen Fällen ist "begleiten dürfen" - bzw. der<gemeinsame Auftritt ein Erlebnis!


    Schlimm ist, wenn nicht so gute Sänger sich aufspielen und Unterordung verlangen - das geht schief.


    Wenn der Begleiter als Lakai keinen eigenen Beitrag liefert und nur Tasten drückt, weil er sich nicht gleichwertig fühlt - das geht auch schief.


    mir ist bisher immer gelungen, Sänger von meinen Fähigkeiten zu überzeugen.

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Zitat

    Original von Michael Becker
    Eric Schneider spielt häufig mit Goerne und Oelze und gefiel mir gut in Eislers Hollywood Liederbuch.


    das kann ich nur unterstreichen!


    grade bei Repertoire, das nicht so häufig und auch noch nicht so gut aufgenommen interpretiert wurde zeigen sich die gestalterische Stärke eines Begleiters. Die CD ist ganz vorzüglich, gesangstechnisch viel besser als Dietrich Fischer-Dieskau (mit Aribert Reimann) und genial begleitet. Schneider betont die meistens rhythmisch schweren Lieder (ich habe mir die Noten besorgt) genial richtig, untergräbt keinen Dissonanzakzent und findet meistens die richtige Dynamik und das passende Tempo. aber auch Schubert spielt er echt klasse (ich sah ihn mit der Müllerin mit Goerne als begleitendem Sänger). Spannung über jedes und bis zum letzten Lied.

  • Hallo Musicophil,
    die Memoiren von Gerald Moore lauten ebenfalls "Am I too loud?" oder "Bin ich zu laut?"Sie enthalten allerlei interessante Episoden aus dem Blickwinkel des jeweils zweiten Mannes,der aber unverzichtbar ist.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von tastenwolf
    Übrigens: von Unterordnung kann gar keine Rede sein - ein guter Begleiter weiß über die Phrasen eines Liedes oft besser Bescheid und singt auch innerlich mit...


    Zu dieser Aussage von vor zwei Jahren fallen mir zwei besonders beeindruckende "Teams" ein, die ich nie vergessen werde:




    Elisabeth Leonskaja begleitete Matthias Görne bei der Schönen Magelone von Brahms; die Brahms-Kennerin war ebenso einfühlsam wie bestimmt - was für ein Vergnügen, sie zu beobachten! Entzückend!




    Und Michael Gees als Partner von Christoph Prégardien, z. B. bei der Schönen Müllerin. Gees hat nicht nur innerlich gesungen, man konnte den Text von seinen Lippen und die Emotionen in seinem Gesicht ablesen, falls diese (ich meine die Emotionen) in Prégardiens Vortrag manchmal nicht deutlich genug zum Ausdruck kamen.
    :hahahaha:

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zitat

    Original von Theophilus
    mir fallen spontan zwei Beispiele ein: Bruno Walter begleitete Kathleen Ferrier in Edinburgh 1949 und Wilhelm Furtwängler Elisabeth Schwarzkopf in Salzburg.


    Und FiDi + Barenboim: Mahler, Wolf und Rückert.


    LG, Paul

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  • ...ist oleg meisenberg schon erwähnt worden ?? vor bald 30 jahren hörte ich ihn im tv zus. mit hermann prey - u. letzten sommer wieder (diesmal live im konzerthaus dortmund) zus. mit robert holl u. u. a. mit dem michelangelo-zyklus von shostakovich....................
    u. shosta zum zweiten: 9 monate vor seinem frühen tod habe ich noch (im rahmen des "kissinger sommers") boris pergamenschikov erleben können: speziell fürs festival war er eingeladen, 2 programme mit einigen seiner jungen künstlerfreunde zu gestalten - dabei war u.a. der kurze liederzyklus, den ich im moment nicht näher benennen kann (op.zahl irgendwo zw. 110 u. 130 u. die sängerin wird von violine, cello u. klavier "begleitet")...den namen des damaligen pianisten habe ich aber jedenfalls "gespeichert": martin helmchen !


    beides MUSS hier erwähnt werden - denn beide hörerlebnisse werde ich langelange jahre nicht vergessen....................................................................


    by the way
    vor ca. 1 monat, wieder beim "kissinger sommer" u. unmittelbar nach dem schumann/heine-abend mit thomas quasthoff und justus zeyen:
    kaum einer der vor mir anstehenden kam auf die idee, auch herrn zeyen um ein autogramm zu bitten....
    beklemmend, was?
    wir taminos sind da aber anders, oder? :)


    in diesem sinne.....
    SERVUS aus franken !!!
    pieter.g


  • Ja wunderbar Oleg Maisenberg bei Kammermusik und als Liedbegleiter. Mir ist das intensive Erlebnis des Michelangelo-Zyklus mit Robert Holl ebenfalls unvergesslich (Wiener Konzerthaus, Mozartsaal, und im ersten Programmteil spielten sie eine ergreifende Dichterliebe!).


    Beim Gespann Thomas Quasthoff / Justus Zeyen hätte ich nur den sympathischen Zeyen um ein Autogramm gebeten. :angel:

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zitat

    Original von musicophil
    Und FiDi + Barenboim: Mahler, Wolf und Rückert.


    Der Unterschied ist hier aber, dass Barenboim schon ein ausgebildeter, erstklassiker Pianist ist.


    Liebe Grüße,
    Gerald

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

    Einmal editiert, zuletzt von Gerald ()

  • Zitat

    Original von Gerald
    Der Unterschied ist hier aber, dass Barenboim schon ein ausgebildeter, erstklassiker Pianist ist.


    War, denn weil er dirigierte, konnte er nicht mehr als Toppianist betrachtet werden.


    LG, Paul

  • Um zum Verhältnis Gesang - "Begleitung" zurückzukommen:


    Aus der Sache wird kein Schuh, wenn entweder der Sänger/die Sängerin als "Rampensau" - sorry, hat sich eingebürgert- agiert oder der Pianist/die Pianistin vielleicht mit der Einstellung herangeht, dass SägerInnen eh unmusikalisch sind und sich gar nicht bemüht, auf den Atembogen einzugehen.


    Das Verhältnis dieser beiden entspricht untereinander dem eines Instrumentalduos.


    Ich weiß aus eigener Erfahrung, welch wunderbare Momente aus einer harmonischen Zusammenarbeit hier entstehen könnrn.


    Bruno Walters Spiel für den Gesang von Kathleen Ferrier begeistert mich total.
    :jubel:


    LG


    Ulrica

  • Zitat

    dass Barenboim schon ein ausgebildeter, erstklassiker Pianist ist.


    Hallo Gerald,
    äh, verstehe ich Dich richtig, daß die anderen Pianisten, die sich mehr auf die Kammermusik und das "Begleiten" konzentrieren, in Deinen Augen keine ausgebildeten, erstklassigen Pianisten sind?
    Ich hoffe, daß ich Dich mißverstehe.


    Absolut erstklassige Pianisten, welche man immer wieder in der Rolle des "Begleiters" findet sind auch z.B. Bruno Canino, Pavel Gililov-er hat sehr häufig mit Pergamenschikow gearbeitet und ihm eigentlich auch seine Professur in Köln zu verdanken,oder auch Eric Schneider, mit dem ich zusammen in Köln studiert habe und der damals einer der interessantesten und besten Pianisten dort war.
    Er hat mit Christiane Oelze- auch eine Kommilitonin-herausragende Aufnahmen gemacht.
    Das sind nur einige Beispiele,die Liste würde noch sehr viel länger werden, denn es gibt so unglaublich viele großartige Künstler als Pianisten, die sich von vornherein mehr mit der Kammermusik beschäftigt haben als (nur) mit der Sololiteratur.


    Übrigens ist der "Begleiter" eigentlich auch kein Begleiter, sondern ein ebenbürtiger Partner in der Erkundung des musikalischen Geschehens.


    Ein hervorragender, excellenter Pianist trägt zum allergrößten Teil zum Gelingen und zum Gesamteindruck einer Darbietung bei.


    Ich hoffe, daß Tastenwolf noch etwas beisteuert, denn seine Beiträge kann ich nur unterschreiben und er hat bei diesem Thema die größte Kompetenz von uns allen.


    Persönlich gehe ich immer von einem Duo mit zwei gleichberechtigten Musikern aus.
    Das Wort "Begleiter" kommt in meinem Wortschatz und meiner musikalischen Empfindung eigentlich nicht mehr vor.


    LG,
    Michael

  • Die beeinduckenste "Liedbegleitung" für mich bisher:
    M. Uchida mit I. Bostridge im Großen (!) Saal des Musikverein mit Schubert.
    Ein Erlebnis der Sonderklasse. Sie hat kaum in die Noten geschaut, bei jedem Wort "mitgelitten" und wie in Trance gespielt. Trotzdem hat sie Bostridge nie die "show gestohlen".
    Aber gut, wenn man auch sonst die größte Pianistin derzeit ist.....

  • @ Michael Schlechtriem:


    Ja, du missverstehst mich so, wie es hier überhaupt nur möglich ist...
    Die Sprache war hier ja nicht von "Begleitern" vs. "Solopianist", sondern von Dirigenten als Liedbegleitern. Hier meinte ich, dass Barenboim pianistisch sicherlich auf einer anderen Ebene als Bruno Walter oder Wilhelm Furtwängler steht. Insofern ist Barenboim "ein ausgebildeter, erstklassiker Pianist", Furtwängler, Walter waren eher Dirigenten auf Seitensprung. Ich hoffe, meine Aussage so klar gemacht zu haben.


    Meine Meinung zum "Liedbegleiter" ist grob formuliert folgende:
    Es gibt bestimmte Lieder, die "nur" einen Liedbegleiter benötigen: meist besteht die Klavierstimme hier aus gebrochenen Akkorden oder begleitenden Floskeln: hier denke ich z.B. an Lieder wie "Ich liebe dich" (Beethoven), "Heidenröslein", "Das Wandern"(Schubert), "Das Veilchen" (Mozart)
    Bei solchen Liedern, die meist etwas einfacher sind, beinahe etwas volksliedhaftes an sich haben, ist der Pianist Begleiter im wörtlichen Sinn. Dafür sollte er sich aber auch nicht zu schade sein - die Musik befiehlt es eben.
    Da sich diese Begleitung aber im Laufe der Zeit sehr weiterentwickelte und bereits bei Schubert, besonders aber dann bei Schumann, Wolf... die Klavierstimme zu einem gleichwertigen Partner entwickelte - ja, bei Wolf könnte man manchmal schon meinen, der Sänger begleite das Klavier - kann man hier durchaus von Klavierpartner reden: gleichwertig, gleichberechtigt, gleich wichtig.


    Liebe Grüße,
    Gerald

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

  • Beim Salzburger Liederabend vom 1.8.2007 kann man, nein, muß man von gleichrangigen Partnerinnen sprechen:
    Christine Schäfer und Hélène Grimaud gaben u.a. Schumanns "Dichterliebe".

    Freundliche Grüße Siegfried

  • DiFiDi hat einmal in einem Interview gesagt,bei Hugo Wolf sei der Sänger der Begleiter.
    Ich finde das von so einem oft als arrogant verschrieen Sänger eine sehr interessante Aussage.
    Ich habe die Namen Erik Werba (er hat die Seefried,Ludwig und Berry sehr oft beleitet) und auch Jörg Demus (den ich besonders schätze )vermißt.
    Mit Demus gibt es ein paar besonders schöne Aufnahmen mit DiFiDi
    Von den jungen 'Begleitern' hat mir Gerold Huber mit Christian Gerhaher sehr gut gefallen.
    LG Lotosblume

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