Passionen, Kantaten und Oratorien zu Osterzeit

  • Liebe TamonoianerInnen ,


    Heute mach ich es mir einmal ganz einfach mit meinem Thema (kommt selten bei mir vor) weil sich die Gelegenheit bietet:
    Ohne langen Einführungsbeitrag stelle ich die lakonische Frage:


    Was wird bei Euch zur Osterzeit gehört ?


    Ich wäre nie auf die Frage gekommen, hätte ich nicht zu Weihnachten die Erfahrung gemacht, daß hier etliche die der Zeit entsprechenden Oratorien, bzw Passionen oder Kantaten auf den (CD) Plattenteller legen.


    Kein Wunder, sind doch, wenn ich das richtig überblicke, etliche Kirchenmusiker unter uns.


    Vielleicht hat der eine oder andere etwas exotisches, unbekanntes anzubieten, oder eine besonders gelungene Aufnahme zu empfehlen.
    Zu Weihnachten hat das ganz gut funktioniert, da kam etliches Interessante zusammen (der entsprechende Thread liegt warm verpack im Archiv und wird kommene Weihnachten den neu hinzugekommenen Mitgliedern gute Dienste leisten)



    Also


    An die Tastaturen


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred




    PS: Verflixt, jetzt ist doch wieder ein Einführungsbeitrag draus geworden :P

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    eine weitere Aufnahme zur Passionszeit vom Komponisten Johann Mattheson (1681-1764)
    ein enger Freund von G.F. Händel, die sich in Hamburg kennengelernt hatten.



    Eine barocke Wiedergabe des Motettenchores Speyer unter der Leitung von M.T.Brand und der
    Academia Filharmonica Köln.
    Als Alternative zu herkömmlichen Oratorien zur Passionszeit eine durchaus empfehlenswerte CD.


    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo


    Für Karfreitag empfehle ich neben den obligatorischen Bachpassionen Haydns "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze". Kennen die meisten hoffentlich sowiso schon, ich fahre trotzdem fort. Es gibt davon drei Versionen: für die Karfreitagsliturgie in Cadiz 1786 hat Haydn die Urversion für Kammerorchester geschrieben. Eine Einleitung und darauf sieben "Sonaten", sieben langsame Sätze zu je ca. 7 Minuten. Später kam dann noch eine Streichquartettfassung hinzu. "poulär" wurde das Stück dann als Oratorium mit hinzugefügtem Text für Chor und Soli.
    Ich persönlich finde die beiden Instrumentalfassungen schöner.
    Empfehlungen:
    Streichquartettfassung: Kodaly Quartett, Naxos
    Orchesterfassung: Muti, Salzburg 1982 EMI
    Chorfassung: Harnoncourt Teldec/Elatus


    Ach und guck mal hier, mit dem Emmerson-Quartett, ist ja ganz neu, eben erst durch Zufall gesehen.


    Also: wer´s nicht kennt: ein reinhören im internet wird euch hoffentlich neugierig auf dieses (formal) einmalige Werk machen


    Vielleicht bring ich dann noch in den nächsten Tagen ein paar Passions/Oster-Tips, gibt ja auch genug moderne Musik zum Thema


    Nachtrag: Der Parsifal passt natürlich auch ganz gut zum Karfreitag (jedoch für wirklich religiöse Menschen ist im Parsifal wohl zu viel Wagnerprivatreligion, als daß es geschmackvoll wäre am Karfreitag wirklich den Parsifal zu hören. Es sei denn man will damit Buße tun und kann Wagner ohnehin nicht ertragen :stumm: )


  • Das Osteroratorium BWV 249 - Peter hat es schon in "was höre ich gerade" gespostet. Eigentlich ein unverwüstliches Werk, es klingt unter Herreweghe und Münchinger nahezu gleich wohlklingend.
    Nur 11 Sätze, inklusive zweier "Ouvertüren". Der erste Satz ist eine "Jubelouvertüre" mit Pauken und trompeten, vergleichbar der des Weihnachtsoratoriums (wenn man sich den Chor von letzterem freilich wegdenkt). Daran schließt sich ein Adagio Instrumentalsatz mit klagender Oboe an, der die allgemeine Trauer über den Tod Jesu darstellt. Im dritten Satz dann die Festliche Eröffnung des Oratoriums durch die männlichen solisten und den Chor "Kommt eilet und laufet, erreichet die Höhle, die Jesum bedeckt" - Die Jünger Petrus und Johannes eilen zum Grab, nachdem ihnen von Maria Magdalena von der Auferstehung berichtet wurde.
    Leider breche ich das Hören meist nach dem dritten Satz ab, da die weitere Textdichtung leider für mich vollkommen unbefriedigend ist, hätte man mehr aus der Thematik machen können!

  • ThomasBernhard tut kund:


    Zitat

    Leider breche ich das Hören meist nach dem dritten Satz ab, da die weitere Textdichtung leider für mich vollkommen unbefriedigend ist, hätte man mehr aus der Thematik machen können!


    Ja das stimmt gewiss, aber Bch war nicht sein eigener Textdichter und von ganz wenigen Ausnahmen ("Trauerode" nach Worten von Gottsched) einmal abgesehen, hatte er es, wenn er es nicht vorzog, wie bei seenen Motetten ("Jesu, meine Freude "sei als Beispiel genannt, die er aus dem Choral und Bibelzitaten selbst zusammenstellte) überwiegend mit mässigen bis eindeutig minderwertigen Textvorlagen zu tun.
    Ein Blick in das vollständige Verzeichnis seiner Kanaten-Texte kann einen da manchmal das Fürchten lehren ! :D
    Andereseits macht er aber, dank seines Genies, noch aus der schwächsten Poesie der Herren Franck oder gar Picander etwas, was keinem anderen Komponisten gelungen wäre, selbst dann nicht, wenn der die bedeutendsten Autoren seiner Epoche hätte für sich gewinnen können ! Diese Tatsache hilft mir, mit den Schwächen der Dichtung zu leben. Die von dir ins Bild gesetzte Aufnahme des Werkes zählt allerdings (im Gegensatz zu den von dir benannten Einspielungen) nicht zu den CDs, bei deren Hören sich pure Freude einstellt....

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)


  • Wer es gerne russisch mag :yes: kann es ja mal hiermit probieren:


    Rachmaninov, Oster-Vesper, Op. 37


    Es gibt sicher mittlerweile (vor allem auch tontechnisch) bessere Aufnahmen auf dem Markt, diese kann sich aber auch immer noch gut hören lassen. (Aufnahme von 1973) Ist halt meine einzige Aufnahme davon.


    Kennt sich jemand mit weiteren sakralen Werken Rachmaninovs aus? Nehme an, daß dies sein sakrales Hauptwerk ist !?

  • Rachmaninows op. 37. Oooooooooooh ja, das ist ist großartig!!!! Bässe, die schon fast Infraschalltöne von sich geben, extremste Dynamik, gewaltige Spannungsbögen.... Wer diese Musik auf sich wirken läßt (lassen kann), wird ein besserer Mensch! Es gibt ein weiteres gewaltiges Chorwerk von Rachmaninow, die Liturgie des Johannes Chrysostomus op.31von 1910.
    Ich empfehle für beide Werke Aufnahmen unter Valery Polyansy, dem Großmeister russischer Chormusik, das op. 31 gibt´s z.Zt. günstig bei Brilliant Classics. Für Das große Abend- und Morgenlob op. 37 nehme man diese Aufnahme auf Melodia:



    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -


  • Noch etwas ganz spezielles. Eine weitere Ausgabe der "McCreesh-Hörspielreihe". Eine Ostermesse, wie sie um 1600 im Markusdom zu Venedig vielleicht hätte klingen können.
    Mit der Messe "Congratulamini mihi" von Orlando di Lasso (aber ohne das Credo) und diversen Instrumental und Vokalsachen von Giovanni Gabrieli und anderen. Eine schöne CD um die interessanten "Hörspiele" von McCreesh kennen zu lernen. Allerdings überkommen mich da schon zweifel, da die Stimmen der Sänger doch irgendwie extrem englisch klingen - da will in mir kein italienisch/römisch-lateinisches Feeling aufkommen. Zudem sind die Aufnahmen wahrscheinlich künstlisch unnötig hallig gemacht. Alles in allem ist die CD aber ihre 9,99 wert, gerade auch wegen der überzeugenden Instrumentalstücke auf dem historischen Instrumentarium. 79:58 Minuten. Archiv 453 427-2
    Gruß, Markus

  • Hallo


    Weil heuer (erstaunlicherweise) wieder Ostern ist - hole ich den Thread wieder nach oben - wir haben seit einem Jahr doch einen ziemlichen Wechsel an Mitgliedern zu verzeichnen gehabt


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ein sehr schönes Osteroratorium von Telemann. Toll ausgeführt von Orchester und Solisten (Dorothee Mields! :jubel: :jubel: :jubel: ), der Chor fällt IMO etwas ab. Als Zugabe gibt es auf der CD noch eine Kantate auf den Geburtstag des dänischen Königs Friedrich V. im Jahre 1757. Natürlich mit dänischem Text, wobei die Kantate auch ein paar deutsche und lateinische Verse enthält.



    :hello:
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Hallo,


    für die Osterzeit habe ich mir auf Anregung von Thomas extra eine CD gekauft:



    Ich werde generell nicht viel Zeit zum Musik hören haben, aber die mir zur Verfügung stehende wird zum intensiven Hören Pachelbels Osterkantaten genutzt.


    Mehr hat mein Budget leider nicht hergegeben, sonst gäbe es sicher noch ein schönes Oratorium...aber nächstes Jahr auf alle Fälle!


    Liebe Grüße, Maik


    PS: Noch kenne ich die CD nicht - habe sie zwar, aber ich harre mit dem Hören geduldig bis Ostern aus.

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Die ist sehr empfehlenswert!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Sagitt meint:
    einen eigenen thread will ich nicht dafür eröffnen. Interessant ist es schon. Die Passionen vom Sohn. Gerade bekommen: Johannes-und Matthäus-Passion von Carl Philipp Emmanuel. Eine neue Hör-Erfahrung. Man muss das Ohr erst reinigen von der Vertonung des Vaters. Der erste Eindruck: gut, aber natürlich bei weitem nicht so tiefgehend wie die vom Vater,.
    Die Noten waren lange in Kiew gebunkert und sind erst 2001 nach Deutschland zurückgekehrt, nachdem sie dort 1999 entdeckt worden waren. Daus als Direktor der Zelter-Akademie hat diese Werke wieder aufgeführt.
    Ihm stehen gute Musiker zur Seite, Solisten,Chor und das Barockorchester Capriccio aus Basel. Die Aufnahme wurden 2003 in Berlin von live-Aufführungen gemacht.
    Ich werde mich erst einmal hineinhören, aber stelle jetzt bereits fest, dass ich diese Musiki lieber höre als die Passionsmusiken von Telemann.

  • Welche Aufnahmen des Bach'schen Oster-Oratoriums sind zu empfehlen? Ich kenne nur die alte Münchinger-Aufnahme.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • hallo, felipe,
    ich empfinde die rilling-aufnahme als gut gelungen ... recht zügige, prächtige aufnahme der ouvertüre und der jubelchöre (ist ja zuweilen recht selten bei ihm)


    es gibt glaub ich auch eine von mccreesh ... die kenne ich jedoch nicht :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Felipe,


    Rilling gefällt mir ebenfalls gut.Recht spritzig musiziert! Ich habe außerdem noch frisch diese Variante erworben:



    Herreweghes Truppe klingt aufs erste Hören wieder bemerkenswert homogen und strahlt eine große Klangeleganz aus. Die Details werde ich mir aber erst zu Ostern gönnen!


    :hello:
    Stefan


    P.S. Beim Drogeristen der gern wandert gibts diese Aufnahme im regulären Sortiment zu 9,99 beim Dreibuchstabenversand 19,99 €... :motz:

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Danke schon mal für die Anworten!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões