Elisabeth Grümmer: Berlin & Munich CD 1
1 - Wolfgang Amadeus Mozart: Im Frühlingsanfang KV 597
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Elisabeth Grümmer wird begleitet von Hertha Klust am Klavier.
Erwacht zum neuen Leben
Steht vor mir die Natur,
Und sanfte Lüfte wehen
Durch die verjüngte Flur.
Empor aus seiner Hülle
Drängt sich der junge Halm,
Der Wälder öde Stille
Belebt der Vögel Psalm.
[O Vater, deine Milde
Fühlt Berg und Tal und Au,
Es grünen die Gefilde,
Beperlt vom Morgentau;
Der Blumenweid' entgegen
Blöckt schon die Herd' im Tal,
Und in dem Staube regen
Sich Würmer ohne Zahl.
Glänzt von der blauen Feste
Die Sonn' auf unsre Flur,
So weiht zum Schöpfungsfeste
Sich jede Kreatur,
Und alle Blätter dringen
Aus ihrem Keim hervor,
Und alle Vögel schwingen
Sich aus dem Schlaf empor.]
Die Flur im Blumenkleide
Ist, Schöpfer, dein Altar,
Und Opfer reiner Freude
Weiht dir das junge Jahr;
Es bringt die ersten Düfte
Der blauen Veilchen dir,
Und schwebend durch die Lüfte
Lobsingt die Lerche dir.
[ Ich schau' ihr nach und schwinge
Voll Dank mich auf zu dir,
Dem Schöpfer aller Dinge,
Gesegnet seist du mir!
Weit über sie erhoben,
Kann ich der Fluren Pracht
Empfinden, kann dich loben,
Der du den Lenz gemacht.]
Lobsing' ihm, meine Seele,
Dem Gott, der Freuden schafft!
Lobsing' ihm und erzähle
Die Werke seiner Kraft!
Hier von dem Blütenhügel
Bis zu der Sterne Bahn
Steig' auf der Andacht Flügel
Dein Loblied himmelan!
(Christoph Christian Sturm)
(die eingeklammerten Strophen werden von Grümmer nicht gesungen)
2 - Wolfgang Amadeus Mozart: Abendempfindung an Laura KV 523
Elisabeth Grümmer wird begleitet von Hertha Klust am Klavier.
Abend ist's, die Sonne ist verschwunden,
Und der Mond strahlt Silberglanz;
So entfliehn des Lebens schönste Stunden,
Fliehn vorüber wie im Tanz.
Bald entflieht des Lebens bunte Szene,
Und der Vorhang rollt herab;
Aus ist unser Spiel, des Freundes Träne
Fließet schon auf unser Grab.
Bald vielleicht (mir weht, wie Westwind leise,
Eine stille Ahnung zu),
Schließ ich dieses Lebens Pilgerreise,
Fliege in das Land der Ruh.
Werdet ihr dann an meinem Grabe weinen,
Trauernd meine Asche sehn,
Dann, o Freunde, will ich euch erscheinen
Und will himmelauf euch wehn.
Schenk auch du ein Tränchen mir
Und pflücke mir ein Veilchen auf mein Grab,
Und mit deinem seelenvollen Blicke
Sieh dann sanft auf mich herab.
Weih mir eine Träne, und ach! schäme
dich nur nicht, sie mir zu weihn;
Oh, sie wird in meinem Diademe
Dann die schönste Perle sein!
(Joachim Heinrich Campe)
3 - Wolfgang Amadeus Mozart: Die Verschweigung KV 518
Elisabeth Grümmer wird begleitet von Hertha Klust am Klavier.
Sobald Damötas Chloën sieht,
So sucht er mit beredten Blicken
Ihr seine Klagen auszudrücken
und ihre Wange glüht.
Sie scheinet seine stillen Klagen
Mehr als zur Hälfte zu versteh'n,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nicht weiter sagen.
Vermißt er Chloën auf der Flur,
Betrübt wird er von dannen scheiden;
Dann aber hüpft er voller Freuden,
Entdeckt er Chloën nur.
Er küßt ihr unter tausend Fragen
Die Hand, und Chloë läßt's gescheh'n,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.
[ Sie hat an Blumen ihre Lust,
Er stillet täglich ihr Verlangen;
Sie klopfet schmeichelnd ihm die Wangen,
Und steckt sie an die Brust.
Der Busen bläht sich sie zu tragen.
Er triumphiert sie hier zu seh'n,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.]
Wenn sie ein kühler, heitrer Bach,
Beschützt von Büschen, eingeladen,
In seinen Wellen sich zu baden,
So schleicht er listig nach.
In diesen schwülen Sommertagen
Hat er ihr oftmals zu geseh'n,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.
(Christian Felix Weisse)
Grümmer lässt die in Klammern gesetzten Strophen aus
4 - Wolfgang Amadeus Mozart: Das Veilchen KV 476
Elisabeth Grümmer wird begleitet von Hertha Klust am Klavier.
Ein Veilchen auf der Wiese stand,
Gebückt in sich und unbekannt;
Es war ein herzigs Veilchen.
Da kam ein' junge Schäferin
Mit leichtem Schritt und muntrem Sinn
Daher, daher,
Die Wiese her, und sang.
Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur
Die schönste Blume der Natur,
Ach, nur ein kleines Weilchen,
Bis mich das Liebchen abgepflückt
Und an dem Busen matt gedrückt!
Ach nur, ach nur
Ein Viertelstündchen lang!
Ach! aber ach! das Mädchen kam
Und nicht in Acht das Veilchen nahm,
Ertrat das arme Veilchen.
Es sank und starb und freut' sich noch:
Und sterb ich denn, so sterb' ich doch
Durch sie, durch sie,
Zu ihren Füßen doch.
Das arme Veilchen!
Es war ein herzigs Veilchen.
(Johann Wolfgang Goethe)
5 - Franz Schubert: Suleika II D717
Elisabeth Grümmer wird begleitet von Hertha Klust am Klavier.
Ach, um deine feuchten Schwingen,
West, wie sehr ich dich beneide:
Denn du kannst ihm Kunde bringen
Was ich in der Trennung leide!
Die Bewegung deiner Flügel
Weckt im Busen stilles Sehnen;
Blumen, Auen, Wald und Hügel
Stehn bei deinem Hauch in Tränen.
Doch dein mildes sanftes Wehen
Kühlt die wunden Augenlider;
Ach, für Leid müßt' ich vergehen,
Hofft' ich nicht zu sehn ihn wieder.
Eile denn zu meinem Lieben,
Spreche sanft zu seinem Herzen;
Doch vermeid' ihn zu betrüben
Und verbirg ihm meine Schmerzen.
Sag ihm, aber sag's bescheiden:
Seine Liebe sei mein Leben,
Freudiges Gefühl von beiden
Wird mir seine Nähe geben.
(Marianne von Willemer)
Der Text wurde Goethe zugeschrieben, ist aber von Marianne von Willemer.
6 - Franz Schubert: Dass sie hier gewesen D755
Elisabeth Grümmer wird begleitet von Hertha Klust am Klavier.
Daß der Ostwind Düfte
Hauchet in die Lüfte,
Dadurch tut er kund,
Daß du hier gewesen.
Daß hier Tränen rinnen,
Dadurch wirst du innen,
Wär's dir sonst nicht kund,
Daß ich hier gewesen.
Schönheit oder Liebe,
Ob versteckt sie bliebe,
Düfte tun es und Tränen kund,
Daß sie hier gewesen.
(Friedrich Rückert)
7 - Franz Schubert: Rastlose Liebe D138
Elisabeth Grümmer wird begleitet von Hertha Klust am Klavier.
Dem Schnee, dem Regen,
Dem Wind entgegen,
Im Dampf der Klüfte
Durch Nebeldüfte,
Immer zu! Immer zu!
Ohne Rast und Ruh!
Lieber durch Leiden
Wollt ich mich schlagen,
Als so viel Freuden
Des Lebens ertragen.
Alle das Neigen
Von Herzen zu Herzen,
Ach, wie so eigen
Schaffet es Schmerzen!
Wie soll ich flieh'n?
Wälderwärts zieh'n?
Alles vergebens!
Krone des Lebens,
Glück ohne Ruh,
Liebe, bist du!
(Johann Wolfgang von Goethe)
8 - Franz Schubert: Wiegenlied D867
Elisabeth Grümmer wird begleitet von Hertha Klust am Klavier.
Wie sich der Äuglein kindlicher Himmel,
Schlummerbelastet, lässig verschließt!
Schließe sie einst so, lockt dich die Erde:
Drinnen ist Himmel, außen ist Lust!
Wie dir so schlafrot glühet die Wange!
Rosen aus Eden hauchten sie an:
Rosen die Wangen, Himmel die Augen,
Heiterer Morgen, himmlischer Tag!
Wie des Gelockes goldige Wallung
Kühlet der Schläfe glühenden Saum.
Schön ist das Goldhaar, schöner der Kranz drauf:
Träum du vom Lorbeer, bis er dir blüht.
Liebliches Mündchen, Engel umweh'n dich,
Drinnen die Unschuld, drinnen die Lieb!
Wahre sie, Kindchen, wahre sie treulich!
Lippen sind Rosen, Lippen sind Glut.
Wie dir ein Engel faltet die Händchen,
Falte sie einst so, gehst du zur Ruh'!
Schön sind die Träume, wenn man gebetet:
Und das Erwachen lohnt mit dem Traum.
(Johann Gabriel Seidl)
9 - Franz Schubert: Frühlingsglaube D686
Elisabeth Grümmer wird begleitet von Hertha Klust am Klavier.
Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und wehen Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden;
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
(Ludwig Uhland)
10 - Johannes Brahms: An eine Äolsharfe op. 19,5
Elisabeth Grümmer wird begleitet von Hertha Klust am Klavier.
Angelehnt an die Efeuwand
Dieser alten Terrasse,
Du, einer luftgebor'nen Muse
Geheimnisvolles Saitenspiel,
Fang' an,
Fange wieder an
Deine melodische Klage!
Ihr kommet, Winde, fern herüber,
Ach! von des Knaben,
Der mir so lieb war,
Frischgrünendem Hügel.
Und Frühlingsblüten unterwegs streifend,
Übersättigt mit Wohlgerüchen,
Wie süß, wie süß bedrängt ihr dies Herz!
Und säuselt her in die Saiten,
Angezogen von wohllautender Wehmut,
Wachsend im Zug meiner Sehnsucht,
Und hinsterbend wieder.
Aber auf einmal,
Wieder Wind heftiger herstößt,
Ein holder Schrei der Harfe
Wiederholt mir zu süßem Erschrecken
Meiner Seele plötzliche Regung,
Und hier, die volle Rose streut geschüttelt
All' ihre Blätter vor meine Füße!
(Eduard Mörike)
Liebe Grüße Peter