Vorstellung des "Latvian Radio Choir"

  • Latvian Radio Choir




    Biographie


    Der Latvian Radion Choir ist, wie der Name schon sagt, ein lettischer, professioneller Chor. Er wurde 1942 gegründet. Die Stammbesetzung besteht aus 24 Sängern, mit denen ein Großteil der Konzerte und Konzertreisen bestritten wird. Für Großwerke wie Oratorien bzw. andere chorsinfonische Werke kann der Chor jedoch auf bis zu 90 Sänger erweitert werden. Seit 1992 wird der Latvian Radion Choir von den Dirigenten Sigvards Klava and Kaspars Putnins geleitet.


    Das Repertoir des Latvian Radion Choir umfasst Werke von der Renaisance bis zur zeitgenössischen Musik. Kernpunkt der künstlerischen Arbeit jedoch ist die Aufführung und Einspielung von Werken zeitgenössicher Komponisten. Auf diesem Gebiet konnte der Chor internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen und einen hervorragenden Ruf erarbeten. Ein weitere wichtige Ausrichtung des Chores ist die Aufführung von Werken (zeitgenössischer) lettischer Komponisten (bspw. Peteris Vasks, Arturs Maskats, Martins Vilums, Santa Ratniece, Eriks Esenvalds und andere). Mit diesem repertoir gastiert der Latvian Radion Choir regelmäßig bei Festivals für zeitgenössische Musik wie dem Le festival de Radio France et Montpellier (Frankreich), dem Klangspuren Festival (Österreich), Time of Music (Finnland) oder den Tenso Days (Deutschland/Frankreich).


    Zusammen mit den bedeutenden Chören Nederlands Kamerkoor, dem Rias Kammerchor und accentus gründete der Latvian Radion Choir "Tenso", eine internationale Vereinigung zur Pflege und Austausch im Bereich des professionellen Chorgesanges.


    Der Chor arbeitete außerdem mit namhaften Chorleitern andere bedeutender (Vokal)ensembles zusammen wie Stephen Layton, Tonu Kaljuste, Laurence Equilbey, Lars Ulrik Mortensen oder Pekka Salonen.


    1949 gründeten einige Sänger und Solisten des Latvian Radion Choir die "Latvian Radio Chamber Singers". Dieses Ensemble von 12 Sängern hat es sich zur Aufgabe gestellt, die Möglichkeiten der menschlichen Stimme und des vokalen Ensembles auszuloten und bis an die Grenze zu treiben. Das Repertoir umfasst daher zeitgenössische Literatur anspruchvollster Ausprägung. Hier seien Komponisten wie Luciano Berio, Giacinto Scelsi, Kaija Saariaho und andere genannt.




    Klangkultur


    Die herausragende Eigenschaft des Latvian Radion Choir ist ein sehr intesiver, warmer und dennoch durchdringender Chorklang. Dies wird u.a. dadurch erreicht, indem die Einzelstimmen deutlich vom Ideal der westeuropäischen Gesangsausbildung zugunsten eines besonderen Chorklanges abweichen. Alle Stimmen singen zudem relativ obertonreich, wodurch sie sehr hell klingen. Des weiteren sei der nahezu vollständige Verzicht auf ein Vibrato genannt. Die Frauenstimmen werden sehr schlank geführt, klingen aber dennoch nie schneidend und besitzen so eine große stimmliche Wärme. Selbst in den höchsten Passagen besitzen sie eine in dieser Qualität selten zu erlebenden schlanken Weichheit. Die Bässe hingegen besitzen große Stimmen mit viel bassiger Profunz, die jedoch ebenso gerade und vibratolos geführt sind. Ein überöffnetes lautstärkeoptimiertes Getöse, wie oft in anderen professionellen Chören zu erleben, findet hier nichts statt. Bemerkenswert ist die beeindruckende Tiefe der Bässe II, die selbst in den tiefsten Passagen nicht ausgerezt scheint. Diese Klangkultur der Einzelstimmen macht den Chorklang des Latvian Radion Choir zu einem besonderen Erlebnis. Die Klänge sind von einer besonderen Weichheit und dennoch sehr voll um nicht zu sagen süffig. Wohl aufgrund des fehlenden Vibratos erscheinen die Klnge besonders durchsichtig und sauber. Hinzu kommt, dass die Klangstrukturen sehr präzise wirken. Die helle Stimmführung verleiht dem Chor zudem einen strahlende Brillianz, wodurch der Effekt des vibratolosen Klangs zusätzlich verstärkt wird.


    Das beschriebene Klangbild entspricht wie schon im Thread >>Die Welt der baltischen Chormusik<< angesprochen einem Klangideal, welches typisch für die insbesondere nördlichen baltischen Raum ist. Die Art und Weise, wie es der Latvian Radion Choir realisiert, ist jedoch in dieser Qualität herausragend.


    An diesem Chor kann man zudem erleben, wie Chor-optimierte Stimmbildung (auf die "chorische Stimmbildung" wurde bereits hier eingegangen) den Chorklang beeinflussen und der Musik zugute kommen kann. (Die verschiendenen Möglichkeiten, die sich hier bieten, wäre übrigens einen weiteren, sehr interessanten Thread wert :yes:).


    Aber auch die anderen Fertigkeiten des Ensembles bewegen sich auf höchsten Niveau. Gerade die Homogenität und Intonationen gehören zum Beeindruckensten, was man in der Chorszene erleben kann, sicher auch deswegen, weil die bereits ausgeführten Klangeigenschaften des Chores diesen Aspekten in besonderem Maße zugute kommen. Die Präzision ist ebenfalls beeindruckend, auch wenn sie nicht an die des Ensembles Polyphony heranzureichen vermag. Aber, das sollte hier nicht vergessen werden, reden wir über die Grenze des menschlich möglichen und chorisch zu realisierenden! (ginge es noch deutlich besser, gäbe es noch deutlich bessere Chöre; dies ist aber nicht der Fall..).




    Diskographie


    Der Latvian Radion Choir hat eine Vielzahl von Aufnahmen eingesungen, von denen leider nur ein kleiner Teil im Handel erhältlich ist.



    "Glorious Hill" - Werke von Bryars, Esenvalds und Vasks



    Hier sang der Latvian Radion Choir in Zusammenarbeit mit dem britischen Komponisten Garvin Bryars zahlreiche dessen Werke ein: "Lauda 22 "Fammi cantar l'amor", "Glorious Hill", "Dammi conforto Dio", "Lauda 24 "Dammi conforto Dio" und das bekannte "Cadman Requiem".


    Das Cadman-Requiem liegt hier in einer hervorragenden Einspielung vor, welche deutlich besser geulngen ist als die Ersteinspielung durch das Hilliard-Ensemble. Allein dieses Werkes wegen lohnt sich die Anschaffung der CD. Die Musik von Bryars kann als postmodern bezeichnet werden; sie ist sehr klangstark und zeichnet sich durch eine farbenprächtige, abwechslungsreiche und (selbst für (post)moder-unerfahrene Ohren) wunderschön anzuhörende Harmonik aus.


    Neben dem ebenfalls enthaltenem Stück "Ziles Zina" von Peteris Vasks ist das absolute Highlight dieser CD jedoch die (offizielle) Ersteinspielung des prämierten Chorwerks "Légende de la femme emmurée" des lettischen Komponisten Eriks Esenvalds. In diesem Stück wird eine alte (albanische?!) Sage erzählte, in der drei Brüder eine Burg gegen Feinde errichten wollen, die jedoch immer wieder in sich Zusammenfällt. Nun träumt die Mutter, dass die Burg nur dann Bestand haben wird, wenn einer der Brüder seine Frau opfert und in die Burg einmauert.


    Das Stück beginnt mit albanischen volkloristischen Gesängen, in die unvermittelt eine komplexe, völlig gegensätzliche und weit tragende Klangwelt hineinbricht. Durch solche Mittel gelingt es Esenvalds, die verschiedenen Erzählebenen, Erzähler, Rückblende ins Geschehen und wörtliche Rede der Protagonisten, voneinander abzuheben und jeweils einen völlig anderen musikalsichen Charakter zu verleihen. Beindruckende Harmoien und Harmoniewechsel betonen den geheimnisvollen mystischen Charakter der Sage und jagen dem geneigten Zuhörer Wellen von Gänsehaut über den Rücken. Für mich ist dieses Stück momentan das absolut unangefochtene Liebslingswerk für Chor acapella!!! :jubel:



    "On Photography" - Werke von Bryars, Maskats und Silvestrov



    Diese CD ist wohl die schönste des Latvian Radion Choir. Alle hier zusammengestellten Werke (von den Komponisten Garvin Bryars, Artus Maskats und Valentin Silvestrov) besitzen eine tiefe innere Ruhe.
    Die meisten Werke entstammen der Feder des britischen Komponisten Garvin Bryars, was auf die Zusammenarbeit mit dem Komponisten (vergl. die CD "Glorious Hill") zurückzuführen ist. Von ihm stammen u.a. die Werke "And so ended Kant's travelling in this world", "Three poems of Cecco Angiolieri" und "On Photography". Letzteres Werk,für Chor und Klavier, ist das Kernstück der CD. Hier zeigt sich Bryars als Tonkünstler, indem er Chor und Klavier zu einem wahren Klanggemälde kombiniert. Das aus drei Teilen bestehende Werk fließt in einem ruhigen Tempo durch eine farbenprächtige Harmoniewelt.


    Ein Highlight der CD ist das Stück "Da inspravitsja moja" von Arturs Maskats. In russischer Tradition wird die Musik vom leistesten "pianissimo" bis zum expressiven "fortissimo" geführt. Süffige Akkorde entzücken den Zuhörer, während die Bässe in der Kontraoktave Töne produzieren, die mehr mit Infraschall als mit Ton zu tun haben. (an einer Stelle ist ein "Kontra-Gis" zu hören, welches selbst dem engagiertesten und hochdotiertesten Chorbass,sei er Amateur oder Profi, den Kiefer auf Kniehöhe klappen lässt). Mehrfach tritt eine Sopransolistin hervor, welche vom Chor begleitet wird. Ein wirklich atemberaubendes Chorwerk! :yes:
    Eine wundervolle, regelrecht einlullende, Klangwelt stellt Valentin Silvestrov in seinem "Diptychon" (bestehend aus zwei Teilen: "The Lord's prayer" und"Testament") vor. Strahlten die vorangegangen Stücke bereits eine große Ruhe aus, so wird dieser Effekt von diesem Werk um ein vielfaches übertroffen. Ebenfalls in russischer Manier werden weit auseinanderliegende, mit viel Chorbass fundamentierte, Klänge regelrecht hingetupft. Der Klangstrom scheint, auch an Übergängen, nie abzureißen und entführt den Zuhörer mitten aus dem Alltag in eine unbekannte Klangwelt. Die Ruhe der Musik ergreift vom Hörenden in eigentümlich intensiver Weise Besitz und lässt ihn am Ende des Werks (und auch der CD, es sind die letzten beiden Titel) sehr still zurück.


    Diese CD gehört zu meinem absoluten Highlights meiner Chormusiksammlung und sei unbedingt und ausnahmslos anempfohlen! :jubel: Auf die beiden CDs "Glorious Hill" und "On Photography" bin ich übrigens bereits hier und hier kurz eingegangen.
    Aber auch negative Töne sollen nicht unterschlagen werden: Die booklets beider CDs sind ausgeprochen wenig informativ und lassen leider viele Wünsche offen.



    Peteris Vasks - "Mate Saule" / "Pater Noster"



    Diese beiden CDs enthalten verschiedene Chorwerke des wohl bekanntesten lettischen Komponisten Peteris Vasks (Vorstellung des Komponisten kann man hier finden). Auf der ersten CD sind frühe Werke Vasks enthalten, unter anderem das prämierte "Litene", in welchem ein Masaker an dem lettischen Volk thematisiert wird. Die Tonsprache der meisten Werke der ersten CD ist recht modern und häufig dissonant bzw. von Sprechstellen gekennzeichnet, ebenfalls eine anspruchsvolleAufgabe für den ausführenden Chor. Ausnahme bilded das "Dona nobis pacem", hier in einer Version für Chor und Orgel.


    Das Kernstück der zweiten, recht neuen CD ist das "Dona nobis pacem", hier jedoch in der viel wirksameren Version für Streichorchester und Chor. Das Chorwerk ein wundervoll getragenes Stück Musik, welches die flehende Bitte um Frieden sehr anrührend zu fassen vermocht hat. Die Musik ist übrigens sehr audiophil und zu keinem Zeitpunkt dissonant. "Pater noster" und "Agnus Dei" sind ebenfalls in einem ähnlichen musikalischen Duktus gehalten. Vor allem bei den langsamen getragenen Flächen stellt der Chor wiederum seine klanglichen Möglichkeiten beeindruckend unter Beweis.



    "Cum Essem Parvulus" - Werke von Rytis Mazulis



    Auf dieser CD sind die Latvian Radio Chamber Singers zu hören. Zum Inhalt: Während der "Canon solus" noch stark von mittelalterlicher Gregorianik mit kanonischer Verarbeitung geprägt ist, stellt wohl "Sybilla" ein Chorwerk krassester Avangarde dar (insofern passt die Musik zur Ausrichtung des Ensembles). Ein mehr als 20stimmiger Kanon wird von allen Stimmen einmal durchlaufen. Insgesamtt klingen dadurch bis zu 12 verschiedene Stimmen gleichzeitig. Die einzelnen Stimmen des Kanons bestehen aus wellenförmig geführten Melodielinien, wobei der nächst folgende Part Teile des vorangegangen Parts übernimmt - jedoch einen Halbton bzw. Viertelton höher. Der Effekt, welcher eintritt, ist ein sich lediglich um Viertel- und Halbtöne unterscheidendes Tongeflecht, was derart dissonant klingt, das man meint, soeben wäre die Dissonanz neu erfunden wurden. Einen solchen Effekt habe ich in diesen extremen Ausmaß noch nie bei einem anderen Werk erlebt und hat einen echten Seltenheitswert. Man muss das Stück (es ist eher eine Skizze als ein ausgereiftes Stück) nicht mögen, aber man muss es mal gehört und erlebt haben :D.


    Was dieses Werk dem Chor bzw. dessen einzelnen Stimmen abverlangt, ist als nahezu unmöglich zu bezeichnen. Wer einmal im Chor gegen eine andere Stimme eine "kleine Sekunde" gegenhalten musste, weiß wie schwer es ist, die eigene Stimme zu halten. In "Sybilla" müssen die Stimmen teilweise Vierteltonintervalle gegeneinander halten, dazu kommt zusätzlich eine rhythmische Verschränkung der Kanon-Einsätze. Diese musikalischen Bedingungen machen das Stück wohl zu einem der am schwersten aufzuführenden Chorstücke überhaupt. Das die Latvian Radio Chamber Singers "Sybilla" derart souverän eingesungen haben, ist ein weiterer Beweis der "outstanding" Fähigkeiten dieses Ensembles.



    weitere CDs
    Laut der Website des Latvian Radion Choir (siehe unten) gibt es eine Vielzahl weiterer CDs, welche zumeist Werke von zeitgenössischen lettischen Komponisten beinhalten. Leider scheinen diese CDs nicht über die üblichen Plattformen alá Amazon oder JPC erhältlich zu sein. Vermutlich werden diese CDs nur in Lettland vertrieben :(




    Fazit


    Dieser Chor gehört für mich zu einem der klangschönsten vokalen Ensembles überhaupt. Die chorischen Fähigkeiten lassen mich ein jedes mal erneut staunen, was ein Chor zu leisten imstande ist. Meine Begeisterung spiegelt sich auch in einem Konzertbericht aus dem letzten Jahr wieder, in welchem ich den Chor live erleben konnte. Kritischen Stimmen kann ich versichern, dass der Chor live ebenso herausragend zu aggieren vermag, wie es die Einspielungen erwarten lassen. :jubel:


    Welche Aufnahmen oder Hörerfahrungen habt Ihr mit diesem Chor gemacht? Ich bin gespannt auf Eure Beiträge, Fragen oder Anmerkungen. :yes:


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:



    Quellen:

  • Lieber Thomas,
    für diese Vorstellung solltest Du die goldene Achtel am Bande erhalten. Großen Respekt und herzlichen Dank für Deine Mühe!


    Leider konnte ich den Chor noch nicht live hören. Ich werde aber mal einen privaten Kontakt an eine Uni in Riga aktivieren, um die Erhältlichkeit einiger der genannten CDs im Baltikum abzufragen.


    Dein Beitrag ist eine großartige Bereicherung dieses Forums und ich würde mich riesig über mehr aus Deinem staunenswerten Fundus freuen!


    Liebe Grüße :hello:

  • Zitat

    Original von Reiner_Klang
    Leider konnte ich den Chor noch nicht live hören. Ich werde aber mal einen privaten Kontakt an eine Uni in Riga aktivieren, um die Erhältlichkeit einiger der genannten CDs im Baltikum abzufragen.


    Die vorgestellten CDs sind allesamt bei amazon etc. erhältlich. Die von mir als "schwierig zu beschaffen" benannten CDs kann man auf der Internetpräsenz des Latvian Radio Choir finden..aber leider nicht kaufen. :(
    Eine gute Freundin von mir ist Lettin, diese wollte ich unlängst einmal bitten, für mich nach diesen CDs in heimatlichen Gefilden zu forschen. Leider bin ich bisher nicht dazu gekommen..


    P.S.: Danke :)


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Zitat

    Original von Chorknabe
    Die vorgestellten CDs sind allesamt bei amazon etc. erhältlich. Die von mir als "schwierig zu beschaffen" benannten CDs kann man auf der Internetpräsenz des Latvian Radio Choir finden..aber leider nicht kaufen. :(
    Eine gute Freundin von mir ist Lettin, diese wollte ich unlängst einmal bitten, für mich nach diesen CDs in heimatlichen Gefilden zu forschen.


    Genau dies ist nun geschehen und ich halte voller Freude drei neue CDs des Latvian Radio Choirs in Händen:



    Davon abgesehen, dass der Chor hier wiederum seine herausragenden Fähigkeiten unter Beweis stellt sei vor allem darauf hingewiesen, dass hier verhältnissmäßg unbekannte zeitgenössische lettische Komponisten eine hervorragende Plattform zur Präsentation ihrer Werke gefunden haben. Dabei sind Komponisten wie Andris Dzenitis, Vilnis Smidbergs, Gustavs Fridrihons und Marija Einfelde zu nennen. Gerade letztere ist jedoch in Kreisen der zeitgenössischen Chormusik keine Unbekannte und mittlerweile weit über die Grenzen Lettlands hinaus bekannt.


    Die Kompositionen sind alle recht "lettisch" gehalten, und man erkennt starke Einflüsse der lettischen Voksliedtradition. Die Kompostionen von Marija Einfelde sind im Vergleich etwas abstrakter, besitzen jedoch stets jene typischen baltischen Klangfarben, die man auch bei Komponisten wie Peteris Vasks oder Veljos Tormis hören kann.


    Für Chorbegeisterte sind diese CDs also in jedem Fall empfehlenswert!


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Wer einmal die von mir vielfach gepriesene Qualität des Latvian Radio Choir live erleben möchte, hat dazu im Herbst in Deutschland eine einmalige Gelegenheit:


    Am Sonntag, dem 26. Oktober 2008 findet um 20.00 Uhr im Radialsystem V Halle in Berlin ein Gemeinschaftskonzert des RIAS-Kammerchores und dem Latvian Radio Choirs statt. Laut Programm tritt dabei wohl sogar noch der Netherlands Chamber Choir in Aktion. Damit sind drei der absoluten Spitzen-Vokalensembles Europas in einem Konzert vereint! :faint:


    (Hintergrund: diese drei Chöre sind Mitglieder in der Initiative zur Förderung professioneller Chormusik "Tenso". Gemeinsame Auftritte sind daher nicht unüblich.)


    Das Programm des Konzerts beinhaltet zeitgenössische Kompositionen, welche in großen Teilen (selbst mir :P) unbekannt sind:

    • Luca Francesconi - Sea Shell
    • James MacMillan - Mairi
    • Olivier Messiaen - Louange à l'éternité de Jésus
    • Ruta Paidere - A verso l'alto
    • Santa Ratniece - UA
    • Steffen Schleiermacher - Ataraxia für vier Chöre (Auftragswerk des RIAS-Kammerchores)
    • Alfred Schnittke - Drei geistliche Gesänge für Chor a cappella


    Auf der Website des RIAS-Kammerchores (1) ist zu Konzert folgendes zu lesen:


    In Sachen Seelenbalance
    Sind Sie aufbrausend? Ungeduldig? Ehrgeizig? Habsüchtig gar? Hand aufs Herz: Wenn Sie auch nur eine der genannten Eigenschaften an sich zu entdecken meinen, fehlt es Ihnen vermutlich an Gelassenheit. Und da könnte der Besuch dieses Konzerts wahre Wunder wirken. Steffen Schleiermacher, Hallenser Avantgardist und Stipendiat zahlreicher prominenter Kulturstiftungen, hat eine Art existenzphilosophisches Panoptikum geschaffen, das sich mit dem kulturübergreifenden Ideal der Ataraxie befasst. Lehrsätze aus Schriften von Epikur, Seneca, Meister Eckhart und dem buddhistischen Anguttara-Nikaya sind vier internationalen Vokalensembles in die Kehlen gelegt und verschmelzen zu einer multilingualen Lektion in Sachen Seelenbalance – offen für Unvorhersehbares, frei von Bedeutung und frei von Bedeutungslosigkeit, wie der Komponist orakelt. Das Auftragswerk des RIAS Kammerchores, den vier Chören des TENSO-Netzwerks gewidmet, steht im Zentrum eines außergewöhnlichen Teamevents, das zugleich einen weiteren Schwerpunkt in der künstlerischen Arbeit des RIAS Kammerchors berührt: die musikalischen Strömungen der Gegenwart. Wir wünschen spannende Entspannung.


    Das Konzert wird laut Anündigung auch durch Deutschlandradio Kultur mitgeschnitten und vermutlich zu einem späteren zeitpunkt gesendet.


    Vielleicht sieht man sich als Chormusikbegeisterte dort beim Konzert? Ich werde sicher auf jeden Fall dabei sein.. :yes:


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:



    Quelle:
    (1) http://www.rias-kammerchor.de/...