Consort Music - Musik für Charles Stuart

  • Der Tod Königin Elizabeth I. im Jahre 1603 und die Thronbesteigung des schottischen Königs James IV., als James I. König von England führte am englischen Hof zu tiefgreifenden Umwälzungen.
    James war der der erste englische Monarch seit Henry VIII., der Familie hatte;
    als sein ältester Sohn Prinz Henry am 4. Juni 1609 zum Prince of Wales erhoben, war er Inhaber dieses Titels seit genau 100 Jahren - seit sein Namensvetter 1509 den Thron bestiegen hatte.
    Als die Kinder des Königs heranwuchsen, begannen sie auf das Musikleben Englands wesentlich Einfluß zu nehmen. Alle drei, Prinz Henry, Prinzessin Elizabeth und Prinz Charles waren im Gegensatz zu ihrem Vater musikalisch veranlagt. und sie beschäftigten mit der Zeit eine beträchtliche Anzahl Musiker in ihrem jeweiligen Haushalten.
    Prinz Henrys Haushalt wurde nach seinem plötzlichen Tod 1612 aufgelöst, und Elizabeth verließ England um ein Jahr darauf die Vermählung mit dem Kurfürsten Friedrich von der Pfalz (besser bekannt als der "Winterkönig") einzugehen.



    Charles Stuart (van Dyke)


    Charles wurde neuer Prinz of Wales und hatte diese Position fast ein Jahrzehnt lang inne, vom 3. November 1616 bis zum 27. März 1625, als er nach dem Tod James I. selbst den englischen Thron bestieg.
    In dieser Zeit erwieß er sich als einer der anspruchsvollsten Kunstmäzene Englands. Zwar ist er für seine Schirmgherrschaft der visuellen Künste eher im Gedächtnis der Menschen geblieben, man denke nur an die Bauten von Inigo Jones oder die Gemälde von Rubens oder van Dyke die er in Auftrag gab, oder sammelte, doch im musikalischen Bereich war er einer der führenden Mäzene Europas.


    Charles Musikgeschmack wurde von durch die Unterweisung geprägt, die er als Kind erhalten hatte. Die musikalische Ausbildung englischer Adliger war bis dahin so verlaufen, daß sie ein Soloinstrument erlernten, meistens die Laute, die Cister oder das Virginal.
    Henry und Charls aber wurden von dem Gambisten Alfonso Ferrabosco II. unterrichtet, deshalb waren sie, von Henry VIII. mal abgesehen, die ersten Mitglieder eines englischen Königsgeschlechts, die sich zum ensemblespiel notwendige fortgeschrittenere Fertigkeiten aneigneten.


    Gambenconsorts kamen zu jener Zeit unter Amateuren gerade in Mode. John Playford schrieb 1683, daß Charles "seinen Part auf der Baßgambe sehr wohl zu spielen verstand, vornehmlich zu den unvergleichlichen Fantasien des Mr. Coprario auf der Orgel".
    Zudem ist es kein Zufall, das Charles die bedeutendsten Komponisten der Consort Musik beschäftigte: Ferrabosco, Coprario, Gibbons und Lupo.
    Anders als ihre Kollegen von der königlichen Hauptmusik, die sich im wesentlichen in Consort einer bestimmten Instrumentenfamilie aufteilte, seien es Schalmeien, Flöten, Blockflöten oder Violinen, bildeten die Musiker um Charles eine geschlossens Gruppe, die Sänger und Lautenisten (wie Robert Johnsohn und Angelo Notari) mit Gambisten (wie Ferrabosco und Coprario), Violinisten (wie Thomas Lupo, John Woosington und der Franzose Adam Vallet) und Tasteninstrumentalisten (Orlando Gibbons) zusammenbrachte.
    Folglich waren die Komponisten von Charles Stuart in der Lage, mit neuartigen gemischten Ensembles zu experimentieren, und die meisten der neuen Formen und Orchestrierungen von Consortmusik, die während der Regierungszeit James I. entstanden, scheinen von ihnen erdacht worden zu sein. - Die wichtigste Neuerung die mit den Musikern um Charles in Verbindung gebracht wird, war das einbringen der Violine in die kontrapunktische Musik.


    Als Louis XIII, König von Frankreich, bestimmte, dass er ab sofort ein ständiges Ensemble am Hof Hof haben wollte - Musiker mussten meist er aus der Stadt rekrutiert werden, wenn für größere Aufführungen Musik gebraucht wurde - gründete er die 24 Violons du Roy. Dies blieb auch dem englischen König nicht verborgen.
    Von seinem Vater erbte er etwa 100 Musiker, die alte Einteilung der Musiker in ihre Instrumentenfamilien, ein Relikt der Renaissance, war immer noch deutlich.
    Erst sein Sohn (Charles II:) sollte die 25 Violinen gründen, doch auch schon Charles I. organiesierte ein 5-stimmiges Violinenensembel im frz. Stil um Tanz- und Ballettmusik spielen zu lassen.


    William Lawes wurde zu einem der beliebtesten Komponisten des Königs, als dieser getötet wurde soll der König außer sich vor Trauer gewesen sein. Er komponierte sowohl für die kleine Consortmusic als auch für die große Violinkapelle, die bekanntesten Kompositionen dürften wohl die Royal Consorts sein.


    Zwar blieb England von dem 30 jährigen Krieg der in Deutschland tobte, eher unbeeindruckt, doch es sollte nicht lange dauern als auch hier Unruhen aufflammten, da Charles das Parlament als lästige Versammlung von Dieben und Bauern ansah und es gleich zweimal während seiner Regierung aufhob, wehrten sich die Parlamentarier mit Bürgerkrieg.
    Dieser Bürgerkrieg unter der militärischen Führung von Oliver Cromwell, schien zunächst keine Bedrohung der Monarchie darzustellen, doch immer häufiger siegten die "Rundköpfe" bis die Armee des Königs geschlagen und Charles festgesetzt wurde.



    Oliver Cromwell, ein fanatischer Puritaner, setzte die Hinrichtung des Königs durch - Charles wurde in Whitehall der Kopf abgeschlagen.
    Seine Söhne, sowie seine Gattin (die Schwester Louis XIII) flohen nach Frankreich, an den Hof des noch sehr jungen Louis XIV.


    Die Ära Cromwell war was die Künste anbelangt wohl das finsterste Zeitalter, das England bis dahin erlebt hatte.



    Hier einige sehr schöne Aufnahmen: Sie geben einen ersten Einblick in diese Heute eher unbekannte und wenig geschätzte Musik:




    The Masque of Oberon, ein englisches Hofballett zur Zeit James I., aufgeführt 1611 in der "Banquetting Hall - Whitehall"
    Geschrieben noch zu Ehren von Prinz Henry.



    Music for Prince Charles (Orlando Gibbons und Thomas Lupo)
    The Parley of Instruments / Holman (Hyperion
    Die kunstvollen Gambenfatasien.



    A High Priz d'Noise - Violinmusik für Charles I.
    (Tanz und Ballettmusik für das große Violinensemble)
    The Parley of Instruments - Renaissance Violin Band / Holman (Hyperion)



    William Lawes - Consort Music
    Rose Consort of Viols
    (Alternative Aufnahmen wären natürlich von Freetwork oder Hesperion XXI / Savval zu nennen)


    Und in der Nachfolge von Lawes und den anderen großen Gambisten:



    John Jenkins - All in a Garden Green, Consortmusic
    Rose Consort of Viols (Naxos)


    Dies sind nur einige Aufnahmen, vielleicht hat jemand ja noch Erfahrungen mit weiterer Musik dieser Epoche.

  • Diese Aufnahme hat die Hochzeit zwischen dem "Winter - König" Pfalzgrafen Friedrich V & Elizabeth Stuart zum Thema, welche ja die Schwester Charles I. gewesen ist.



    Fly cherful Voice
    I Ciarlatani


    Das Ensemble stellt ein buntes Programm mit Balletten, Liedern und kunstvollen Solowerken zusammen und erzählt geissermaßen diese Verbindung.
    Eine besonders prächtige Aufnahme mit hauptsächlich englischer Musik des beginnenden 17. Jahrhunderts.



    noch kurzweiliger geht es hier zu:



    Royal Delight
    The King's Noyse


    zum Sonderpreis sind diese beiden CD's mit Balladen und Tänzen des 17. Jahrhinderts nun neu aufgelegt. Vieles stammt aus der Feder anonymer Autoren, doch sind diese Werke auf jeden Fall hörenswert.
    Daneben reihen sich aber auch musikalische Größen wie Byrd, Scheidt, Brade, Simpson u.va. ein - ein absolutes Hörvergnügen, besonders wenn ein solch geniales Ensemble den Vortrag übernimmt.


    :jubel::jubel::jubel:

  • auf eine weitere wundervolle CD muss ich noch hinweisen:




    Lawes: The Complete Consort Setts
    Fretwork



    ich bin immer wieder hingerissen von diesen Werken. Und erst Recht von dieser Spielkultur des Ensembles.
    Diese Leichtigkeit mit der sie doch zu solcher Tiefe fähig sind.
    Dagegen ist Savall fast schwerfällig.


    Die Fantazy Stücke, die oft langweilig wirken (wenn man sie nicht selbst spielt) sind hier wundervolle meditative Stücke, die einfach nur bezaubern - ja genau so muss das gespielt werden. Und der nötige Biss bei den Aires ist auch vorhanden - ich glaube dieses Album wird bei meinen Unverzichtbaren aufgenommen, neben dem "Consort of Fower Parts" von Matthew Locke sind das die schönsten Kompositionen die ich in diesem Bereich kenne.

  • Richtig hingerissen bin ich von diesem Ensemble, von dem ich bisher noch nie etwas gehört hatte, das Ensemble Concordia...


    Auf dieser CD"Knock'd on the head" gibt es Lawes vom Feinsten...