Kabelklang - WooDoo oder Realität ?

  • Liebe Forianer


    Da dieses Thema scheinbar doch einige interessiert, einerseits - und um den High-End-Thread beim Thema zu halten, andrerseits - eröffne ich dieses Thema.
    Hier können Erfahrungen ausgetauscht werden, ob zwischen einzelnen Kabeln Unterschiede hörbar waren.
    Die Meinungen werden hier logischerweise aufeinanderprallen, da es ja auch Leute gibt, die behaupten, alle Verstärker und alle CD-Player klangen gleich...
    Daher wird vereinzelt auch gespöttelt werden - das sollte man aber nicht zu eng sehen.


    Man sollte auch definieren ob Lautsprecher - oder Verbindungskabel zwischen den elektronischen Bausteinen, sowie analo oder digital.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich bin mal so frei und zitiere mich selbst, weil dieser Beitrag hier sehr gut hinein passt:

    Zitat

    Ich habe einmal vor Jahren im Rahmen eines Uni-Jobs in einem Hörlabor gearbeitet. Dort haben wir mal an einem Nachmittag unter fachkundiger Anleitung verschiedene Lautsprecherkabel ge-hör-testet. (Das Vorhandensein unterschiedlicher hochwertiger Lautsprecherkabel hat sich aus einem anderen technischen Problem ergeben, war aber für die Tests natürlich praktisch). Neben 3 verschiedenen hochwertigen Kabeln haben wir zum Spaß auch ein Baumarkt-Boxenkabel und zudem einfachsten Lötdraht verwendet. Die Kabellänge betrug jeweils 3 Meter.


    Die verschiedenen Kabel klangen jeweils tatsächlich unterschiedlich. Die billigen Kabel waren tatsächlich inakzeptabel (was sicher zu großen Teilen auf einen unzureichenden Kabelquerschnitt zurückzuführen war), bei den hochwertigen Kabel gab es ebenfalls Unterschiede. Allerdings derart feine, dass ich sie nur im direkten A-B Vergleich gerade eben wahrnehmen konnte und mir nicht sicher war, ob ich mir die Wahrnehmung nur einbilde. Mein Ohr war damals zwar musikalisch, aber nicht Hifi-geschult.


    Hinzufügen möchte ich, dass die getesteten Kabel keine High-End Kabel waren sondern sich im Preis von deutlichst unter 50,- EUR (vermutlich sogar < 10,- EUR) je Meter bewegt haben.


    Die Qualität der Abschirmung der Kabel konnten wir dann bei der Lösung des eigentlichen problems ebenfalls schön erleben. Im Rahmen der Forschung mit der "Wellenfeldsynthese" wurden über 40 Lautsprecherkabel über 5 Meter in einem Kabelkanal geführt. Das Ergebnis war ein Übersprechungsverhalten zwischen den Lautsprechersignalen (die Lautsprecher bekammen all jeweils leicht unterschiedliche Signale) und einem resultierenden (für Hifi-Verhältnisse) starkem Rauschen.Wir konnten übrigens diese Effekte, nach Tests, durch Einsatz eines koaxial aufgebauten Lautsprecherkabels deutlich minimieren.


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Hallo Wohlklangfreunde/Innen,


    für die Musikanlage sind in erster Linie drei Kabelgruppen von Bedeutung.
    1. die Energieversorgung mit 230 V
    2. Quellgeräteeinspeisung (z.B. CD-Player zum Verstärker) und
    3. Lautsprecherkabel


    A) Für alle gilt: es sollen elektrische Impulse / Energie von A nach B gelangen.
    B) Ebenso für alle Kabel gilt, dass nur die vorgesehenen Impulse / Energie ankommen soll.
    C) Es muß eine mechanische Stabilität vorhanden sein ( besonders wichtig für die Energieversorgung 230 V, da sonst Lebensgefahr besteht).
    D) Fester Kontakt


    Energieversorgung
    Der Kabelquerschnitt richtet sich nach folgenden Kriterien:
    Benutzte Spannung (z.B. 230 Volt)
    Durchzuleitende Energiemenge (~ Watt / Volt = Amper)
    Leitungsmaterial (Kupfer, Alu / Leitungswiderstand Ohm)
    Verlegeart ( Frei verlegt, gebündelt, / hat mit der Wärmeableitung zu tun)
    Leitungslänge ( Spannungsfall 3% zul.)


    In D (wahrscheinlich auch in A und CH) sind für den normalen Hausgebrauch unter Putz Kupferleitung 1,5 qmm für 230V , 16 A (V*A=Watt) = 3680 Watt max vorgesehen.


    Eine durchschnitts Stereoanlage (Vorverstärker, Verstärker, CD-Player, Plattenspieler, Tuner und eine Stehlampe mit 100 W) hat selten 600 Watt Verbrauch.
    Somit wäre 600W / 3680W = 0,163
    0,163 * 1,5 qmm = 0,25 qmm (Minimum Querschnitt)


    Eine normale 1,5 qmm Leitung ist vollkommen ausreichend (nur ein sechstel belastet).


    Andere Sicherungseinsätze bringen meiner Ohren nach keinen anderen Klang.


    Netzfilter sind, wenn überhaupt, nur in Mischgebieten (Industrie und Wohnen) von Nöten.


    Soweit so gut
    Betrachten / messen wir die Kabel genauer, steht fest, dass der elektromagnetische Anteil doch sehr hoch ist. „Strahlende Aussichten“.
    Um nicht andere Leitungen, besonders parallelllaufende oder kreuzende, zu beeinflussen (Brumm etc.), habe ich geschirmte Leitungen für den HiFi-Bereich verwendet.
    Jetzt ist „Ruhe in den Leitungen“.
    Hersteller: Lapp in Stuttgart, Name: ÖLFLEX® CLASSIC 100 CY ; 3G 1,5 qmm


    Für die Quellgeräteeinspeisung verwende ich doppelt geschirmte Leitungen
    Preisgruppe max. 50 €/m. Unterschiede ? Ja – hat ne andere Farbe .


    Lautsprecherkabel
    Um auch hier Einstreuungen zu vermeiden verwende ich ebenso geschirmte Leitungen (ÖLFLEX® CLASSIC 100 CY)
    Bis 12 m Kabellänge an 4 Ohm und max 100 Watt = 2x1,5 qmm
    Bis 12 m Kabellänge an 4 Ohm und max 250 Watt = 5x1,5 qmm



    Weinbergschneckenrennen
    Bringt eine aerodynamische Gehäuseform für die Weinbergschnecke einen Sieg?
    Ich fühle, Ihr versteht mich zum Thema: Kabelunterschiede hören


    Ich gebe lieber mehr Aufwendungen für eine audiophilere Aufnahme aus und habe so wirklich einen Klanggewinn.


    Gruß aus dem Pferdegarten
    Siegfried

    ASA-Lautsprecherboxen
    für die anspruchsvollsten Hörer.

    2 Mal editiert, zuletzt von Siegfried Arendt ()

  • Ich bin seit mittlerweile gut 28 Jahren sehr an highfideler Musikübertragung interessiert und ich trau mir zu sagen, daß wirklicher Genuß (speziell klassischer Musik) ohne eine ausreichend dimensionierte Anlage (es ist nicht die Leistung in Watt gemeint!) nicht möglich ist. Zuviele Details, um die es ja auch geht, gehen ungehört verloren.


    Auf dem Weg zur Perfektionierung meiner Anlage (ist ja alles auch immer unter Kostengesichtspunkten zu sehen) stand irgendwann auch mal das Thema "Kabel" an. In den 80ern war hierüber noch recht wenig geschrieben - es galt die Faustregel "weg mit der Einheitsstrippe und her mit dem 4mm²-Kabel" Was anderes gabs auch kaum. Das hatte auch lang seine Berechtigung - heute weiss man es besser. Ich bin nun wahrlich kein Fachmann in Akustik oder Elektronik/ Elektrotechnik, aber unterschiedliche Materialien, Reinheiten oder Herstellungs-/Konvektionierungsversionen haben alle ihren eigenen Klangcharakter. Allerdings bin ich nicht in der Lage zu beschreiben, welche Kombination wie klingt. Ich hab mir vor gut 2 Jahren das Kimber 8PR geleistet (hab glaub ich 200 Euro bezahlt für 2x3m) und kann sagen, daß dies die beste Investition in die Anlage war. Mit relativ wenig (?!) Geld konnte ich meine Anlage klanglich ziemlich aufwerten. Vieles entdeckte ich neu..... Das gleiche gilt übrigens auch für die Chinch-Kabel zwischen den Geräten.


    Inwieweit andere "Mittel" wie bessere Netzsteckerleisten, Sicherungen, Unterlegmatten oder spezielle Flüssigkeiten wirklich "helfen" oder ob sie doch Voodoo sind, muß jeder selber entscheiden. :D


    In diesem Sinne frohes Hören
    Thomas

  • Hallo,


    der Händler, David Messinger, von Hi-Fi Aktiv schreibt dazu folgendes:


    http://www.hifiaktiv.at/startseite/startseite.htm


    Unter Diverses // z.B. "realistische Betrachtungen"


    .....einmal ganz in Ruhe lesen ....



    meiner Ansicht nach hat er recht.


    Mach doch mal die Lautsprecherbox auf und schau Dir die Frequenzweiche an.
    Du findest Spulen, Kondensatoren und Widerstände.
    Selbst in den hochwertigsten Boxen finden wir Bauelemente (z.B. MOX Widerstände), die einen Drahtdurchmesser von 0,75 mm haben (= 0,44 mm^2).
    Im allergünstigsten Fall finden wir bei teuren High-End-Boxen (Mundorf Suprem Kondensatoren) 1,5 mm Ø (= 1,77 mm^2).
    Das relativiert die Zuleitung.
    > 2,5 mm^2 ist für den normalen Hausgebrauch rausgeschmissenes Geld.


    Und da wir schon mal dabei sind - alle Jahre wieder -
    Kontrolle der Kabel. Diese Kontakte am Verstärker und den Boxen wieder festdrehen.
    Chinch-Kabel mehrmals rein und raus (dabei etwas drehen). Sie müssen fest aber nicht zu stramm sitzen.


    Die Lautsprecherschrauben auch überprüfen (bedenkt - nach fest kommt ab oder durchgedreht)


    Gruß
    Siegfried

    ASA-Lautsprecherboxen
    für die anspruchsvollsten Hörer.

  • Ich halte den Einfluß der Kabel für gering - habe im Blindtest nicht erkennen können, ob es nun eine billige "Beipackstrippe" war oder aber ein vergleichsweise teures Dick-Cinch-Kabel. Für "ganz teuer" (> 10 € pro Doppelmeter) bin ich dann allerdings zu geizig, insofern kann ich den High-Knete-Bereich nicht beurteilen.


    Bei Lautsprecherkabeln kann man wohl bei einem Querschnitt von 4 mm, der auch mit kleinen Budgets bezahlbar ist, nichts falsch machen.


    Den Einfluß von Stromkabeln hab ich ebenfalls noch nie gehört, möglicherweise aber sind Brummfilter sinnvoll, wenn es neben der Stereoanlage weitere Verbraucher gibt.

  • Hi,


    ich halte es mit David Messinger von Hi-Fi Aktiv.


    Unterschiede wurden jedenfalls noch nicht nachgewiesen, bzw. werden, sofern doch vorhanden, aus ökonomischen Erwägungen extrem überbewertet.


    Grüße
    Frank :)

  • Da in einem anderen Thread das Thema "hochkochte", meine Einstellung dazu:


    Als langjähriges Mitglied in David Messingers Hifi-Forum kann ich sagen, das man doch den Eindruck bekommt, dass die armen Kabel zum Sündenbock gemacht werden für alles, was es an Auswüchsen im Hifi-Bereich gibt. Als „Sündenfall“ wird von den „Realos“ gerne angesehen, dass man Kabel als eine Hifi-Komponente überhaupt Ernst nimmt – was eine Entwicklung seit etwa 1980 ist. Die Diskussionen geraten deshalb meist ziemlich ideologisch – da wird mit jede Menge Unterstellungen, Halbwissen, Vorurteilen gearbeitet. Ich plädiere deshalb für einen ganz nüchternen, pragmatischen Umgang.


    Wenn man es unvoreingenommen pragmatisch sieht, leuchtet nämlich so ohne weiteres nicht ein, warum die Frage, ob Klangunterschiede hörbar sind, nur bei Kabeln ein heißes Eisen sein soll. Die Intention des Messinger-Forums, die Spreu vom Weizen zu trennen und das "Reale" von der Illusion zu unterscheiden, fand ich immer durchaus ehrenwert (und David Messinger ist zweifellos eine hoch anständige und ehrliche Person, da kann ich nur Positives über ihn sagen!). Nur kommt bei all diesen gut gemeinten Anstrengungen leider faktisch nicht viel heraus, besonders was die Blindtests angeht. Blindtests, die David Messinger veranstaltet, haben so gut wie nie ein positives Ergebnis: Ein hörbarer Unterschied ist für ihn weder bei Kabeln, noch bei Verstärkern oder CD-Spielern zu verifizieren. Das gilt selbst für Steinzeit-Wandler mit 14bit-Technik im Vergleich zu modernen. Bei letzteren ist aber nun mal der technische – und auch klangliche – Fortschritt evident. Wenn da der Blindtest versagt (wo doch eigentlich etwas zu hören sein muß), darf man auch mal die Praxisrelevanz solcher Tests grundsätzlich in Frage stellen. Als kritisches Instrument zur Orientierungshilfe taugt ein solcher Test doch nur, wenn man mit seiner Hilfe unterscheiden kann (in Kritik steckt griech. krinien: trennen, scheiden). Leider bringen Blindtests eindeutige Ergebnisse nur in solchen Fällen, wo sie im Grunde von vornherein überflüssig sind, nämlich die Sache so sonnenklar ist, dass man einen Ohrenarzt in Anspruch nehmen sollte, wenn man tatsächlich nichts hört. In all den anderen für eine etwas kompliziertere Entscheidungsfindung wirklich relevanten Fällen kommt dagegen nie ein positiv differenzierendes Ergebnis heraus. Es ist jedenfalls auffallend, dass diejenigen "Realos", welche den sogenannten "Kabelklang" bestreiten, in der Regel auch davon überzeugt sind, dass unterschiedliche Technologien von Verstärkern und CD-Spielern keinerlei klangbeeinflussenden Charakter haben. Relevant für den Klang sind für fundamentalistische „Realos“ letztlich nur der Pegel und die Wattleistung. Demnach können wir uns eine Hifi-Anlage auch bei Aldi kaufen, durchaus einen Ghetto-Blaster benutzen, wenn er nur genügend Power hat.


    Unter einem pragmatischen Zugang verstehe ich einen solchen, der sich fern von allen ideologischen Debatten an einer ganz konkreten Problemlösungsstrategie orientiert. Es gibt natürlich die Freaks, die Hifi-Zeitschriften lesen und sich von hymnischen Beschreibungen verführen lassen, einem fiktiven Klangideal nachzujagen und Unsummen dafür investieren. Das neue Produkt muss natürlich immer besser sein als das alte... Das ist aber nur eine kleine Gruppe. Mit dem Thema Boxenkabel habe ich mich z.B. ein Jahrzehnt lang gar nicht beschäftigt – ein übliches Billigkabel von der Rolle aus dem Kaufhaus benutzt. Die Anschaffung einer neuen Endstufe vor vielen Jahren zwang mich dann zum Umdenken. Die Basskontrolle meiner LS war nicht mehr gegeben und die Problemlösungsstrategie, den Kabelquerschnitt zu verkleinern, ergab nur neue Probleme. Die Lösung war der Wechsel der Strategie – ein Kabel mit anderem Aufbau, bei mir mit Hyperlitz-Konfiguration – brachte ein zufriedenstellendes Ergebnis. Ganz empirisch hat sich also ergeben, dass der Aufbau eines Boxenkabels für den Klang entscheidend ist und nicht nur der Querschnitt. Das halte ich für evident – die Gegenansicht ist bei mir ganz pragmatisch durch den Umgang falsifiziert worden. (Das bestätigt auch ein kleiner technischer Defekt in einem meiner Lautsprecher-Chassis: Bei einigen wenigen CDs schlägt bei zu dicken Mitten und zu hoher Lautstärke die schwingende Spule an die Trommel. Es gibt dann ein zirpendendes Störgeräusch „Bssssst“. Interessant ist, dass dieses Störgeräusch bei jeweils anderen Kabeln bei verschiedenen Stellen auftritt. Diese Tatsache zeigt, dass diverse Kabel das Schwingen der Spule mechanisch unterschiedlich beeinflussen. Spulen werden also mechanisch verschieden bewegt – aber einen Einfluss auf das Hören soll das aber alles nicht haben können? Sehr merkwürdig!)


    Es gibt natürlich kein "Muss", sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Es sind oft Zufälle, die einen auf diese Problematik bringen. In meiner Jugend schenkte mir mein Bruder zum Geburtstag ein LCOFC-Kabel für 20 DM für die Verbindung CD-Spieler-Verstärker. Das brachte – im Stax-Kopfhörer sehr gut nachvollziehbar – ein deutlich klareres und saubereres Klangbild. Eigentlich war damit für mich das Thema Cinch-Kabel erledigt, wenn ich nicht einen neuen CD-Spieler gekauft hätte. Das Klangbild war mir jetzt einfach zu steril und hell. Also habe ich mir etliche Kabel ausgeliehen und mich dann für ein Van den Hul entschieden, was damals (Preis: 120 Euro) nicht gerade billig war, aber bis heute seinen Dienst tut.


    Man sollte sich klar machen, wozu Kabel eigentlich da sind. Auch der beste Konzertflügel taugt nichts, wenn er nicht gut intoniert wird. Genau zu einer solchen Intonation (sprich: Feinabstimmung) der Anlage sind Kabel da. Mich interessiert deshalb in der Praxis überhaupt nicht, ob ein bestimmtes Kabel generell „anders“ klingt, sondern ob es ganz speziell a) zu meiner Anlage passt, b) ihre Schwächen kompensieren kann, c) eine tatsächliche Klangverbesserung wirklich so gravierend ist, dass ich darauf nicht mehr verzichten möchte und schließlich d) das Verhältnis von finanziellem Aufwand und Ergebnis vernünftig ist.


    Zum praktischen Vorgehen bei Kabel-Tests: Testen sollte man grundsätzlich immer nur an der eigenen Hifi-Anlage zuhause. Der Einsatz eines hochwertigen Kabels kann an der einen Anlage so gut wie gar nichts, an der anderen sehr viel bewirken. Man sollte sich auch zum Testen Zeit lassen. Manchmal wird sehr schnell schon nach dem Umstöpseln deutlich, dass ein Kabel entweder klanglich nicht tauglich ist für die eigenen Belange oder eine deutlich hörbare Verbesserung erreicht. Das muss aber nicht so sein. Nicht jede CD bringt die klanglichen Eigenarten eines Kabels zur Geltung – bei vielen sind die Unterschiede wenn überhaupt nur vage zu erahnen. Da hilft nur, sich geduldig durch die CD-Sammlung durchzuhören. Irgendwann kommt dann eine aufschlussreiche Aufnahme. Anschließend versuche ich dann, diese Klangeigenschaft bei CDs mit ähnlicher Klangcharakteristik zu überprüfen, d.h. den Eindruck zu reproduzieren. Es ist natürlich auch schon vorgekommen, dass die Unterschiede so minimal waren, dass ich die Mühe des zeitaufwendigen Vergleichshörens irgendwann abgebrochen habe, weil ich das nicht mehr als lohnend für mich erachtete. Bei einem pragmatischen Vorgehen geht es eben nicht um die Klangunterschiede an sich, sondern darum, ob sie mir wichtig sind für mein ganz individuelles Musikhören.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich plädiere deshalb für einen ganz nüchternen, pragmatischen Umgang.

    Mein pragmatischer Umgang sieht so aus, dass ich mit dem, was ich derzeit habe zufrieden bin. Die Zeit und das Geld für mühselige Vergleichskäufe und -sitzungen habe ich gerade nicht, die Zeitschriften, die all dies vergleichen, lese ich nicht und im Zweifelsfalle gebe ich lieber Geld für zusätzliche Software sprich CDs aus als für Hardware.

  • Mein pragmatischer Umgang sieht so aus, dass ich mit dem, was ich derzeit habe zufrieden bin. Die Zeit und das Geld für mühselige Vergleichskäufe und -sitzungen habe ich gerade nicht, die Zeitschriften, die all dies vergleichen, lese ich nicht und im Zweifelsfalle gebe ich lieber Geld für zusätzliche Software sprich CDs aus als für Hardware.


    So sollte es auch sein, lieber Lutgra. Ich glaube, dass ich aus meiner Anlage das Bestmögliche herausgeholt habe. Es gibt Grenzen, die sie nicht überschreiten kann - aber damit kann ich sehr gut leben. Erst wenn ich mir mal wirklich neue Lautsprecher anschaffe, denke ich wieder über andere Dinge nach. :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zit: „Es gibt Grenzen, die sie nicht überschreiten kann - aber damit kann ich sehr gut leben. „


    Ich verfolge diesen Thread mit dem Lächeln des alten, weisen, leicht amüsierten Lesers, der all das, worum es hier geht, schon lange hinter sich gelassen hat. Dabei durchlebte ich mal eine Lebensphase, in der ich mich permanent mit derlei Fragen, wie sie hier diskutiert werden, in höchst intensiver Weise beschäftigte.


    Mein – inzwischen leider verstorbener – Freund, Junggeselle, Diplomphysiker und Wagner-Fan, hatte sein Wohnzimmer zu einem Hörraum ausgebaut. Da standen vier mannshohe(!) Infinity-Reference-Standard-Boxen (je eine für den Hoch- und Mitteltonbereich und eine für den Bass). Zu denen führten vier gartenschlauchdicke Monster-Kabel, die von Class-A-Mono-Endstufen gespeist wurden. CD-Player lehnte mein Freund radikal ab, und er konnte einen physikalisch fundierten Vortrag darüber halten, warum er gar nicht anders konnte. Also gab´s nur Schallplatten. Die wurden auf einen etwa einen Meter hohen Transrotor-Plattenspieler (der stand auf eigenen Beinen!) gelegt. Von den Verbindungskabeln zum Vorverstärker kostete der halbe Meter fast mein halbes Monatsgehalt. Als Tonarm kam nur Schweizer Handarbeit infrage. Wir mussten zu einem ehemaligen Uhrmacher in der Schweiz fahren, um ein solches Gerät mit einem Holzarm eigens abzuholen. Als Tonabnehmer diente das Teuerste, was es damals gab (irgend so ein Japaner mit dem Vornamen „Blue…). Und vor der Tür hatte dieser HiFi-Fan eine physikalisch höchst durchdachte Netzstrom-Reinigungs-Anlage aufgebaut. Die musste außerhalb des Raumes stehen, - wegen der Brummgeräusche und der elektronischen Streuung.
    Wenn es also um die Frage geht, welchen Einfluss Kabel auf die Signal-Übertragung haben, dann fühle ich mich als regelrechter Experte!


    Musik-Hören war ein Weihe-Akt. Die Geräte mussten erst einmal vorgeglüht werden. Das Reinigen von Schallplatte und Tonabnehmer-Nadel dauerte eine halbe Stunde. Und dann hörten wir den ganzen Solti-Wagner. Stundenlang. Gesprochen werden durfte dabei nicht. Das einzige, was ich als Bedingung für die Teilnahme an solchen Weihe-Stunden heraushandeln konnte, war, dass am Ende für mich die Berceuse von Chopin in der Interpretation von Alfred Cortot gespielt wurde.
    Einige von diesen gewaltigen Geräten stehen noch bei mir hier herum. Mit den Class-A-Endverstärkern kann ich im Winter mein Zimmer heizen. Über die Monster-Kabel die zu B&W-Standboxen führen, stolpere ich immer wieder einmal.
    Ansonsten habe ich das alles aber hinter mir gelassen. Ich höre selten auf dieser Anlage. Man braucht das alles nicht wirklich, wenn es darum geht, Musik zu hören, um sie zu verstehen.

  • Blindtests, die David Messinger veranstaltet, haben so gut wie nie ein positives Ergebnis: Ein hörbarer Unterschied ist für ihn weder bei Kabeln, noch bei Verstärkern oder CD-Spielern zu verifizieren. Das gilt selbst für Steinzeit-Wandler mit 14bit-Technik im Vergleich zu modernen. Bei letzteren ist aber nun mal der technische – und auch klangliche – Fortschritt evident. Wenn da der Blindtest versagt (wo doch eigentlich etwas zu hören sein muß), darf man auch mal die Praxisrelevanz solcher Tests grundsätzlich in Frage stellen.


    Diese Argumentation ist nun wirklich haarsträubend. Es wird ein Ergebnis vorausgesetzt - der Unterschied ist hörbar -, und wenn ein Test ein anderes Ergebnis liefert, dann kann er nicht relevant sein. Ebenso könnte man sagen: wir wissen alle, dass die Sonne um die Erde kreist, und wenn jemand in ein Fernrohr schaut und Beobachtungen macht, die dieser Annahme widersprechen, dann kann irgendetwas an diesen Beobachtungen nicht stimmen :thumbsup:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Helmut Hofmann, ich Danke Dir für deinen mit allerfeinstem Humor garnierten Artikel, der sicherlich vielen HIFI-Freunden ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hat.


    Persönlich stehe ich teuren Kabeln kritisch gegenüber, wenngleich ich einräume, daß der in meiner Jugend übliche Klingeldraht an Lautspechern ebenfalls der falsche Weg war. Derzeit benutze ich eine "Mittelklasse-Qualität", wo der Meter etwa 7 oder 8 Euro kostet, das sollte reichen.
    Wenngleich ich beim Kabelklang skeptisch bin, so hör ich trotz allmählich fortschreitender Hörschwäche bei Verstärkern und CD Playern teilweise Gravierende Unterschiede - bei Lautsprechern ist das sowieso selbstverständlich, Auf Wunsch können hier eigene Threads gestartet werden.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Diese Argumentation ist nun wirklich haarsträubend. Es wird ein Ergebnis vorausgesetzt - der Unterschied ist hörbar -, und wenn ein Test ein anderes Ergebnis liefert, dann kann er nicht relevant sein. Ebenso könnte man sagen: wir wissen alle, dass die Sonne um die Erde kreist, und wenn jemand in ein Fernrohr schaut und Beobachtungen macht, die dieser Annahme widersprechen, dann kann irgendetwas an diesen Beobachtungen nicht stimmen

    Glaubst Du wirklich, die Verfechter von Blindtests hätten keine Vorurteile? Wer grundsätzlich nicht an hörbare Unterschiede glaubt, bekommt das immer bestätigt. Er hört tatsächlich nichts. Der Blindtest ist hier reine Apologie und bringt keinerlei Erkenntnisgewinn. Ich hatte übrigens keine Probleme, verschiedene CD-Player und auch qualitativ unterschiedliche MP3-Formate im Blindtest herauszuhören. :) Das ist für mich aber eher von sportlichem Interesse, in der Praxis komme ich sehr gut ohne das alles aus. Auch hast Du meine "pragmatische" Argumentation nicht wirklich nachvollzogen. Den Spreu vom Weizen kann man nur trennen (so argumentieren ja etliche Blindtest-Beführworter), wenn es auch Spreu und Weizen gibt. Wenn dagegen alles Spreu zu sein scheint - wozu braucht man dann überhaupt den Weizen - sprich man kann dann das Hifi-Ideal hoher und höchster Treue gleich ganz verabschieden.



    CD-Player lehnte mein Freund radikal ab, und er konnte einen physikalisch fundierten Vortrag darüber halten, warum er gar nicht anders konnte. Also gab´s nur Schallplatten.

    Ich war ja nie ein Analogfreak. Trotzdem hatte Dein Freund durchaus Recht, lieber Helmut. Die erste und zweite Generation der CD-Player konnte schon sehr kühl und hart klingen - das Problem des Jitters war damals noch nicht bekannt! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ebenso könnte man sagen: wir wissen alle, dass die Sonne um die Erde kreist, und wenn jemand in ein Fernrohr schaut und Beobachtungen macht, die dieser Annahme widersprechen, dann kann irgendetwas an diesen Beobachtungen nicht stimmen

    P.S. Ein Blindtest zur Ermittlung eines Klangeindrucks ist eben keine Beobachtung dieser Art. Das Fernrohr ist auf ein Objekt genau fixiert - den Jupiter oder die Venus. Bei einem Kabel dagegen weiß ich überhaupt nicht, was ich eigentlich "beobachten" soll. Wie, durch welche Merkmale, unterscheidet sich das hoch komplexe Klangbild eines mir unbekannten Kabels A von dem von B? Die Situation gleicht hier eher der von Gedächtnissportlern: Man fotografiert den Himmel mit tausend Sternen und retuschiert das Bild so, das irgendwo ein oder zwei Lichtpunkte fehlen. Der Betrachter, der die Denksportaufgabe gestellt bekommt, weiß dann nicht, wo das Bild überhaupt retuschiert wurde. Das Bild sieht - nicht zuletzt der überwältigenden Menge der Punkte wegen - auf den ersten Blick völlig gleich aus. Die Aufgabe, sich das eine Bild erst einzuprägen und dann beim zweiten den "Fehler" zu entdecken, erfordert deshalb eine ganze Menge. Das findet wirklich nur der trainierte Gedächtnissportler heraus - dagegen verzweifelt an dieser Aufgabe der normale Mensch. Daß der Blindtest als solcher irgend etwas "beweist", ist purer Glaube, aber offenbar selbst bei gebildeten Menschen unausrottbar. Warum hier ein negatives Ergebnis zustande kommt bzw. zustande kommen kann, dafür gibt es nämlich tausend verschiedene Gründe, wovon die immer so gerne gegebene vorschnelle Erklärung, dass es in einem solchen Fall tatsächlich nichts zu hören gibt, nur eine Möglichkeit unter vielen ist. Über den "Wert" eines solchen Tests entscheidet deshalb einzig und allein die sorgfältige methodische Auswertung. Ohne all das - nur als das pure Ergebnis genommen - hat der Blindtest nicht mehr und weniger Aussagekraft als jeder beliebige unverblindete Test.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Hallo, Helmut Hofmann,


    Dein verstorbener Freund - und dies meine ich ganz ernsthaft - hat noch postum höchste Anerkennung aller echten HIFI-Kenner verdient.
    Gerade die Kompromisslosigkeit, mit der ein Klangideal verwirklicht wird, verdient Bewunderung; das Equipment, das Du beschreibst, kann mich nur in Begeisterung versetzen. Ich stand auch einmal in der Versuchung, die genannten Infinity-Boxen anzuschaffen, habe aber wegen der gefürchteten Impedanzsenken bis 1 Ohm (!) davon Abstand genommen, da die Auswahl der möglichen Endverstärker hierdurch stark eingeschränkt war.
    Der Tonabnehmen war vielleicht ein Kiseki Blue? Auch die Bevorzugung der analogen Wiedergabe zeigt, daß Dein Freund ein wahrer Kenner war.
    Interessieren würde mich noch, mit welchen Endverstärkern die Boxen betrieben wurden, evtl. Threshold oder McIntosh?


    Viele Grüße


    J.Schneider

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

  • Ich stand auch einmal in der Versuchung, die genannten Infinity-Boxen anzuschaffen, habe aber wegen der gefürchteten Impedanzsenken bis 1 Ohm (!) davon Abstand genommen, da die Auswahl der möglichen Endverstärker hierdurch stark eingeschränkt war.

    Nun, die waren auch als "Verstärkerschreck" verschrien. Es hat sich eben kein Audio-Journalist getraut, sie einfach und richtig als Fehlkonstruktion zu bezeichnen. Wenn eine Firma nicht in der Lage ist, Schwingspulen mit entsprechender Impedanz wickeln zu lassen und mehrere Chassis so miteinander zu verschalten, dass die Gesamtimpedanz in einem tauglichen Bereich liegt, dann ist Unfähigkeit die einzig richtige Bezeichnung dafür (oder aber schnöde Sparsamkeit; vielleicht wollte sie bei ihrem Chassislieferanten einfach nicht die höheren Preise für spezielle Schwingspulen bezahlen... ;)).



    Interessieren würde mich noch, mit welchen Endverstärkern die Boxen betrieben wurden, evtl. Threshold oder McIntosh?

    Threshold Stasis wäre möglich, von McIntosh kenne ich keinen Class-A-Verstärker. Die hatten zwar Modelle mit relativ hohem Ruhestrom, aber die echte Power kam immer(?) im B-Betrieb. Bei Mark Levinson gab es aber auch recht potente Class-A-Monoblöcke.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich stand auch einmal in der Versuchung, die genannten Infinity-Boxen anzuschaffen, habe aber wegen der gefürchteten Impedanzsenken bis 1 Ohm (!) davon Abstand genommen, da die Auswahl der möglichen Endverstärker hierdurch stark eingeschränkt war.

    Interessieren würde mich noch, mit welchen Endverstärkern die Boxen betrieben wurden, evtl. Threshold oder McIntosh?

    Zu denen führten vier gartenschlauchdicke Monster-Kabel, die von Class-A-Mono-Endstufen gespeist wurden.

    Ich tippe mal, es könnten die M4 (Class A) Monoblocks von AVM gewesen sein.



    Stromstabilität ist für AVM-Gründer und Entwickler Günter Mania alles. Da ist auch Infinity kein Problem - die AVM-Monos arbeiten nämlich noch unter 1 Ohm stabil! :) Sonst fällt mir nur noch Accuphase ein, die solche Monos in Class A-Technik im Programm hatten.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, mit welche Endstufen mein Freund die IRS-Boxen von Infinitiy betrieb. Es könnte sein, dass es Accuphase war. Nebenbei: Nicht nur die Impedanz dieser Boxen war für mich ein Problem, sondern auch der Preis. Aber ich gestehe gerne: Die Wiedergabe-Qualität war einmalig. Die Vorgänger waren übrigens Lansing Studiomonitore. Die beanspruchten ebenfalls ein Viertel des Zimmers.
    Mir wurde einiges überlassen, das den immens hohen Ansprüchen nicht mehr genügte. Und davon lebe ich heute noch und bin damit sehr zufrieden: Class-A-Endtufen von Escape Electronics und ein Thalia Vorverstärker.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Es tut mir leid. Theophilus, die Typenbezeichnung weiß ich nicht mehr. Nur, dass es ziemlich große Geräte waren, fast so breit wie hoch, und dass ich mit denen erstmals den "Ring" in der Aufnahme mit Solti gehört habe. Ich war regelrecht verblüfft über die orchestrale Fülle und die Präzision in der Wiedergabe der Stimmen. Dergleichen hatte ich bislang noch nicht gehört, obwohl ich über reichlich Lautsprecher-Hörerfahrung verfügte. Meine ersten machte ich übrigens mit der Braun L 80. Kleinere Infinitys, Heco, Backes und Müller war u.a. auch dabei. Nun bin ich bei Bowers&Wilkins gelandet. Und dabei wird es bleiben!

  • Es tut mir leid. Theophilus, die Typenbezeichnung weiß ich nicht mehr.

    Kannst du wenigstens sagen, ob es sich um große JBL oder Altec Lansing handelte?



    Kleinere Infinitys, Heco, Backes und Müller war u.a. auch dabei.

    Was hat dich von Backes und Müller wieder weggeführt?


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zu Deinen Fragen, lieber Theophilus:
    1. Es waren Altec Lansing-Boxen.
    2. Es ist mir ein wenig peinlich zu gestehen, dass ich damals von der fixen Idee besessen war, es gäbe immer noch einen besseren Lautsprecher als den, mit dem ich gerade meine Schallplatten hörte. Im Falle von Backes und Müller war das allerdings ein ziemlich dummer Gedanke.

  • Der Anlass ist ein ganz prosaischer: Ich möchte den Fernseher in die Anlage integrieren und dafür ist mein altes LS-Kabel (Fast Audio Compact 6M) einfach zu kurz. Also habe ich mir einige zum Probieren von meinem Händler ausgeliehen.


    Audioquest Rocket 44 Banana-Silber, Full-Rang


    Nach dem Umstöpseln und meinem üblichen Beginn mit Mozarts Klavierkonzert KV 488, langsamer Satz, der Aufnahme mit Vladimir Horowitz und C. M. Guilini (DGG), dachte ich mir spontan nach dem ersten Eindruck: bei dem Unterschied geht es (Gott sei Dank!) doch mehr oder weniger um Nuancen zu meinem sehr guten Fast Audio Compact 6M! Aber schließlich schälten sich die Merkmale und Qualitäten des Audioquest sehr deutlich heraus. Je länger ich hörte, desto mehr verdichtete sich der Eindruck, dass dieses Kabel mein gutes altes Compact 6M doch noch einmal um eine Klasse übertrifft! Unmittelbar fällt die Schwerelosigkeit und Luftigkeit auf – die kann das Compact 6M nicht bieten, etwa bei Michelangeli/Guilini Beethoven-Klavierkonzert Nr. 1. Und gerade die räumliche Abbildung – sonst eine große Stärke des C. 6M – gewinnt erheblich. Der Raum ist breiter und tiefer – dass die einzelnen Instrumente mehr „Luft“ haben, was man oft in Hörbeschreibungen lesen kann und ein bisschen abgedroschen wirkt, hier trifft es wirklich zu. Wo man es besonders gut merkt ist bei Arturo Benedetti Michelangelis (ABM) legendärer 1957iger Aufnahme (EMI) des Ravel-Konzerts. Die Instrumente sind in weitem Abstand voneinander aufgestellt, wirklich umgeben von einem Raum. Die Abbildung des Raumes ist generell deutlich breiter und weiträumiger. Unbefriedigend gläsern hörte sich in der Vergangenheit die DGG-Aufnahme der Bartok-Konzerte mit Pollini und Abbado bei mir an. Jetzt auf einmal ist der Raum da – die Instrumente rücken auseinander und das Klavier steht mitten drin. So durchsichtig geworden entsteht eine fast schon kammermusikalisch intime Atmosphäre. Die gewisse reizlose Dumpfheit und Nüchternheit bei so mancher Wiedergabe, die mich bei aller Ehrlichkeit des C. 6M doch immer ein wenig störte, ist einer „faszinierenden“ aber nicht weniger redlichen Musikalität gewichen. Dieses Kabel klingt einnehmend schön, warm, farbig, satt, aber ohne jede Tendenz zur Schönfärberei. Die einzelnen Instrumente werden mit einer realistischen Plastizität dargestellt und nebeneinander in den Raum gestellt, als könne man sie mit den Ohren „sehen“. Aufregend war das Wiederhören von Sergui Celibidaches Aufnahme von Debussys „Iberia“ mit dem Rundfunkorchester Saarbrücken (DGG). Wie „analytisch“ diese Interpretation ist, wie Celi da das Orchester wie ein Kammermusikensemble spielen lässt, ein polyphones Zusammenkommen von einzelnen Bewegungen, habe ich überhaupt bisher noch nie so nachvollziehen können. Diese große Stärke zeigt sich ganz besonders bei Kammermusik. Bei der wunderschönen Sonate für Klavier und Violine von Cesar Franck (Aufnahme Mintz/Bronfman, DGG) ist frappierend, wie scharf umrissen Klavier und Violine nebeneinandergestellt werden. Nicht wie sonst mischt sich die Violine in den Klavier-Klang ein, resoniert gleichsam quer über die Boxen. Nein, vollkommen stabil steht jedes Instrument an seinem Platz. Die Fokussierung ist von einer beeindruckenden Realistik! Die große Klarheit macht sich vor allem bei nicht so perfekten Orchesteraufnahmen deutlich, wo man sonst „aus Not“ bei leisen Passagen den Lautstärkeregler nach oben drehen muss und bei lauten dann wieder herunterregelt (Ravel Daphnis et Chloe, Aufn. B. Haitink, Chicago SO). Hier bleibt das Klangbild immer wohlsortiert und jede Einzelheit klar erkennbar, auch in den impressionistischen Klangmischungen, so dass man durchgehend eine angenehme mittlere Lautstärke wählen kann. Die Präzision der Wiedergabe ist außergewöhnlich. Dazu kommt eine wunderbare Farbigkeit und bemerkenswerte Homogenität. Es gibt nirgendwo einen „Bruch“ im Klangbild oder eine erkennbare Übertreibung – es entsteht also auch kein aufdringlich übertriebenes „analytisches“ Klangbild auf Kosten der Musikalität. Die Homogenität macht sich bemerkbar etwa bei einem Klangstück wie Liszts Consolation Nr. 3 (Horowitz, RCA) und vor allem bei den Streichern. Da gibt es diesen „Fluss“, das selbstverständliche „Gleiten“ des Bogenstrichs (das Cello zu Beginn von M. de Falla, Nächte in spanischen Gärten, A. de Larrocha, R. Frühbeck de Burgos, Decca). Die Streicher haben keinerlei unangenehme Schärfe – man kann jede Modifikation des Bogenstrichs verfolgen, aber immer bleibt die Luftigkeit und unaufdringliche, niemals unangenehme dynamische Plastizität erhalten. Dazu kommt eine gegenüber meinem alten C 6M doch erheblich gesteigerte Feindynamik. Es gibt hörbar mehr Abstufungen, welche den Gesang von Jessye Norman farblich schillernder (Brahms-Lieder) und einen Klavierton plastisch und lebendig modellierter erscheinen lassen, so als könne man dem Entstehen von Musik unmittelbar beiwohnen. Der Bass ist ungemein präzise, hat dabei Substanz und Farbwert. Das Kabel vermag auch bei älteren Aufnahmen das Klavier perspektivisch aufzufächern. „Reflets dans l´eau“, die berühmte Aufnahme von ABM (DGG 1971) habe ich noch nie so stupend plastisch und räumlich gehört, so dass man ABMs einzigartig ausgefeilte Klangregie bis in jedes Nachschwingen des Flügels verfolgen kann. Die Basswiedergabe ist exzellent – Stimmen kommen ungemein natürlich und realistisch. So hat Dietrich Fischer-Dieskau bei „Un grand someil noir“ (Ravel-Lieder mit Hartmut Höll, Orfeo) deutlich mehr Schwärze mit dem Audioquest als mit meinem C. 6M.


    Das Beindruckendste ist aber die Realistik, mit der wirklich jede Eigenart der Aufnahmetechnik verblüffend naturgetreu wiedergegeben wird. In den 70igern hat die DGG die Mikros gern weit weg vom Flügel gestellt, so dass in der Aufnahme das Instrument wenig präsent eher im Hintergrund steht. All das hört man – der Flügel erscheint groß oder klein, nah oder fern, breitbandig oder schmal und hinten in den Raum gestellt, so wie die Mikrophone es eingefangen haben. Bei Lazar Berman beeindruckt (Liszt, die Tellskapelle aus den „Années de Pèlerinage“, Heft 1 Nr. 1, Aufn. DGG) wie der Flügel sich trotz der Distanz im Hintergrund nicht verliert, die dynamische Kraft und Substanz nicht verloren geht. Eben wegen des nun nicht mehr unterschlagenen Substanzreichtums werden Bermans subtile Feinheiten allererst hörbar – ein Effekt, der auch bei anderen Klavieraufnahmen beglückend festzustellen ist. Im Vergleich dazu ist Rubinstein mit dem Intermezzo von F. Poulenc (RCA) ungemein präsent aufgenommen, der Flügel nutzt die ganze Breite des Raumes – die abstürzenden Läufe klingen sehr lebendig. Vitalität und Spritzigkeit hat dieses Kabel auch, wenn es sein muss. Der jeweilige „Ton“ des Klaviers wird sehr realistisch-naturgetreu wiedergegeben, sei es die satte Fülle bei Rubinstein oder der eher schlanke Ton der CBS-Aufnahmen von Horowitz. Das Prélude op. 45 mit ABM, wo die DGG die Mikros unter den Deckel gehängt hat, so dass man bei Gebrauch des Pedals den Dämpfungsfilz hört, hat eine auf meiner Anlage nicht gekannte Feinzeichnung und farbliche Differenzierung. Bei „Danseuses de Delphes“ (Debussy Préludes Heft I Nr. 1) entdecke ich ganz am Schluss, wo ABM den Akkord sehr lange ausklingen lässt, eine Schwingung im Bass, die mir bisher noch gar nicht aufgefallen war, weil sie sich mit dem Vibrieren der höheren Resonanz vermischte. Die hervorragend aufgenommene Mompou-CD von Arcadi Volodos ist mit diesem Kabel gehört ein weiteres Highlight (das erste Stück, Preludio Nr. 7). Es fällt die „Ruhe“ auf, so dass der einzelne Ton wirklich aus der Stille entsteht – die Zurücknahmen ins ganz Leise werden so zum Erlebnis. Wieder einmal fasziniert, wie die einzelnen Resonanzbereiche getrennt werden. Das Glissando über die ganze Tastatur von unten nach oben hört man wirklich in zwei räumlichen Ebenen, „neben“ den Tönen die obertonreichen Pedalmischungen, eine Art Dampfwolke, die das Geschehen aber nicht in einen Nebel einhüllt. Was immer wieder fasziniert, ist die absolute Sauberkeit der Wiedergabe. Da wird nichts verschliffen, keine störenden Unsauberkeiten trüben die Wiedergabe. Mit diesem Kabel hat meine Elektronik die Chassis meiner LS perfekt unter Kontrolle. Ein merkwürdiges Detail ist, dass man mit diesem Kabel den Eindruck bekommt, dass die Instrumente tiefer in Bodennähe stehen und weniger in einer imaginären Höhe.


    Wirklich umgeworfen haben mich dann zwei exzellent auf einem Yamaha-Flügel aufgenommene Konzertmitschnitte von Svjatoslav Richter vom Chiemsee und aus Ludwigsburg – Grieg Lyrische Stücke und Ravel Mirroirs. Verblüffend, wie man jedes kleinste Räuspern des Publikums wahrnimmt, den Raum physisch spürt, als wäre man leibhaftig dabei! Nicht nur, dass der Flügel in seinen Umrissen im Raum quasi abgebildet wird, man das Umblättern der Noten hört (Ravel, Richter spielte im Alter nach Noten), sondern der Ton „im“ Flügel entsteht, auf der jeweiligen Saite an ihrem Ort. Man hört mit den Ohren des Pianisten an seinem Instrument. Zudem kann man mit diesem Kabel sehr deutlich realisieren, ob das klatschende Publikum vor oder hinter dem Flügel sitzt – also das Mikrophon auf dem Podium oder irgendwo im Publikum gestanden hat (bei manchen semiprofessionellen Mitschnitten). Eine kaum glaubliche Realistik. Wirklich buchstäbliches „Hifi“!



    Silent Wire LS 12


    Das Kabel von Silent-Wire ist wahrlich auch kein billiges – es hört sich (jedenfalls auf meiner Anlage, andernorts unter anderen Voraussetzungen kann der Eindruck ganz anders sein!) im Vergleich mit dem Audioquest aber leider doch eher so an. Der Ton ist deutlich schlanker. Aber nicht nur das! Horowitz mit Rachmaninows Klaviersonate Nr. 2 (CBS/Sony) klingt zwar auch sehr anspringend, aber zugleich unangenehm lärmig. Das ist einfach nur flach – keine räumliche und klangfarbliche Tiefenstaffelung, ein eher „kompakter“ als räumlich aufgefächerter Klang. Eng macht das Silent Wire den Tonraum freilich nicht, es klingt durchaus offen, zieht aber den Raum eher in die Breite und reduziert dreidimensionale Plastizität tendentiell zur Flächigkeit. Die deutlichen Unterschiede in der Aufnahmetechnik schmelzen mit diesem Kabel zusammen. Homogenität und vor allem Präzision lassen erheblich zu wünschen übrig. So wirkt der Mompou von Volodos tendentiell eher unschön hell, im Forte schlanker. Bei den leiseren Tönen wird’s dann leicht „topfig“, die Mitten werden merklich eingedickt. Auch in A. de Larrochas RCA-Aufnahme des Preludio Nr. 7, ebenfalls vorzüglich aufgenommen, geht die Trennung von Ton und Resonanzwolke beim Glissando verloren. Irgendwie klingt der Klavierton „allerweltsmäßig“. Der Bösendorfer-Imperial (Aufnahme Aton, Franz-Josef Birk, Debussy Estampes Nr. 2) verliert deutlich an Größe und Bassmächtigkeit, der Ton wird „dünn“. Pollini klingt bei den Debussy-Etüden regelrecht langweilig und bei ABM in „Danseuses de Delphes“ verschwinden die tonräumlichen und dynamischen Abstufungen. Dieses Kabel klingt zudem nicht sauber, sondern neigt zum Verschleifen von Konturen. Besonders drastisch erlebt man dies bei Itzhak Perlmans Aufnahme der Capricen für Violine solo von Nicolai Paganini (EMI). Präziser kann man das bogentechnisch nicht spielen – mit diesem Kabel wirkt aber sogar der Perfektionist Perlman „unsauber“ – der Bogenstrich ist wattig und der Violinton klingt im Forte drahtig und nervig. Das Instrument verliert deutlich an Körper. In den mehrstimmigen Passagen wird der Ton – ähnlich wie beim Klavier – aufgebläht. Bei der C. Franck-Sonate – von der DGG sehr mittenbetont aufgenommen – bekommt das Klavier einen topfigen Klang und die Violine wirkt einmal mehr verwaschen. Die sagenhafte räumliche Fokussierung des Audioquest ist weg. So langsam reichte es mir. Den Schluss bildete der 1. Satz aus Dvoraks berühmtem Cellokonzert – in einer Aufnahme mit Vaclav Neuman und Angelica May (Supraphon). Das macht wahrlich keinen Spaß, mit diesem Kabel diese schöne Aufnahme zu hören. Lärmig ist das, in den lauten Passagen läuft alles zu einer großen Klangwolke zusammen. Die verschiedenen Farben der Instrumente werden monochrom grau. Eine erstaunliche Erfahrung. Ich wusste bislang eigentlich nicht, wie langweilig und farblos meine Anlage klingen kann. Also habe ich das Silent Wire-Kabel schleunigst rausgenommen und das Audioquest wieder eingestöpselt. Und dann falle ich wirklich vom Stuhl: Der Flügel steht bei Volodos greifbar plastisch vor einem und das Cellokonzert glänzt nur so mit musikalischer Farbigkeit, offener und präziser Räumlichkeit. Kein Vergleich – und ich bin wieder versöhnt mit meiner Anlage, mit der es so versorgt einfach Freude macht, Musik zu hören und auf musikalische Entdeckungsreise zu gehen.


    Audioquest Castle Rock


    Zur Standortbestimmung habe ich mir auch noch einmal dieses Kabel ausgeliehen – für das man dreimal so viel Euros hinblättern darf wie für das Rocket 44 (und was mein Budget deutlich übersteigt). Es zeigt sich bei der Hörprobe aber einmal mehr, dass „teurer“ keineswegs „besser“ bedeuten muss. Für meine Anlage ist dieses Kabel jedenfalls nicht passend. Während sich beim Rocket 44 der Raum in die Tiefe öffnet – der Lautsprecher gibt gleichsam den Blick auf eine Bühne dahinter frei, versetzt das Castle Rock die Musik merkwürdig irritierend zwischen den Lautsprecher und den Hörer. Mit diesem Kabel klingt es noch weiträumiger, aber das musikalische Geschehen löst sich nach vorne hin bewegend vom Lautsprecher ab und rückt einem auf die Pelle – das ist kein irgendwie realistisches Raumerlebnis mehr. An Präzision lässt auch dieses Kabel nichts zu wünschen übrig. Vielleicht passt es perfekt zu einer Anlage im großen Raum mit großem Abstand der LS zum Hörplatz. Für mich und meine Anlage, ein Hören im Nahfeld, ist dieses Kabel dagegen völlig ungeeignet.


    Fazit: Das Rocket 44 wird gekauft! :)


    Schöne Grüße
    Holger