RE: RIGOLETTO in Dresden mit Lucic, Damrau und Florez

  • Am kommenden Samstag, den 21. Juni überträgt ARTE um 21:00 das Debüt von Juan Diego Florez als Duca im Dresdner RIGOLETTO


    Den Rigletto singt Zeljko Lucic. Diana Damrau singt die Gilda
    Die Leitung der Sächsischen Staatskapelle hat Fabio Luisi


    Die Inszenierung stammt von Nikolaus Lehnhoff.


    Dieser mögliche Leckerbissen wird nach Aussage des Senders NICHT wiederholt.


    Also die Aufnahmegeräte vorbereiten.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Sagitt meint:


    Gerade Jubel für Frau Damrau, caro nome,


    Rigeletto aus Dresden.


    Die Stars sind Damrau und Florez, aber auch der Rigoletto," Die Titelpartie übernimmt der aus Jugoslawien stammende Bariton Zeljko Lucic" singt fabelhaft


    .
    Fabio Luisi begleitet hochkarätig. Eben lief Zitti,Zitti, sehr dynamisch.


    Lehnhoff ist für die Inscenierung verantwortlich. Regietheater, eine Beschreibung, keine Abwertung. Ich will die Inscenierung erst einmal zu Ende sehen, mal sehen, wie ich es dann finde.


    quasi als live-ticker: Lehnhoff insceniert die Schändung von Gilda sehr realistisch.
    Das grossartige Quartett im dritten Akt sehr eigenwillig insceniert. Da bin ich auf die Diskussion gespannt.


  • Ich auch.


    Nach anfänglicher Skepsis über die Inszenierung, bin ich inzwischen begeistert, von Inszenierung wie von den sängerischen Leistungen.


    LG


    Maggie

  • Sagitt meint:


    es war wohl eine Aufzeichnung. Anders kann man die Schnitte am Schluss nicht deuten.


    Sängerisch und musikalisch war es eine erstklassige Aufführung. Lucic, Damrau, und Florez war ein tolles Trio.


    Die Inscenierung hatte für mich teilweise eindrucksvolle Bilder ( wird auch bejubelt), ich fand es im Detail uneinheitlich. Die Schändung ganz realistisch, die Todesscene eher symbolisch.


    Aber vielleicht ist da Beckmesserei ?


    Die Aufführung insgesamt war sehr eindrucksvoll
    c

  • Es war eher eine zeitversetzte Liveübertragung. In der Programmübersicht war sie jedenfalls als Liveübertragung ausgeschrieben. Wie dem auch sei, mir hat es sehr gut gefallen. Natürlich gebe ich Sagitt Recht, die drei Hauptakteure waren hervorragend.


    LG


    Maggie

  • Zitat

    Original von sagitt
    Die Stars sind Damrau und Florez, aber auch der Rigoletto," Die Titelpartie übernimmt der aus Jugoslawien stammende Bariton Zeljko Lucic" singt fabelhaft


    Für mich war vorab schon klar, dass Lucic mein "Star" des abends sein wird, man kennt ihn ja in Frankfurt.


    Hoffentlich wird dieser Name nun bald mal auch international als der beste Bariton was gibt gehandelt!


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:

  • ...hab auf dem Rückweg vom public viewing :untertauch: die Rezension (von Uwe Friedrich) für "D-Radio Berlin" mitbekommen...


    GEORG ZEPPENFELD als Sparafucile sollte seiner Ansicht nach (im positiven Sinne) nicht unerwähnt bleiben !


    Gildas gesungener Tod fiel für ihn in der Vergangenheit ab und an unter die Rubrik "unfreiwillige Komik"
    - NICHT allerdings gestern in der Gestaltung von Diana Damrau !!


    :hello:
    micha


    PS
    georgius1988: THANKS :yes: :yes: f.d. Hinweis auf die C.Kleiber-Sendungen ... wird notiert ...

  • Sagitt meint:


    Diana Damrau ist - im Gegensatz zu Herrn Florez- ein wirkliche Sänger-Schauspielerin. Sie hat die Gilda sehr intensiv gestaltet.


    Es war aber sicher nicht ihre Idee, tödlich verletzt in der Schluss-Scene scheinbar gänzlich unversehrt da zu stehen. Das macht dann das Spielen schwerer. Man musste sich ganz auf das Gesicht konzentrieren, um sich diese Scene vorstellen zu können. Gezeigt wurde eine Erscheinung, die symbolisch ist, schon nicht mehr unter den Lebenden weilt.
    Den Schluss finde ich in anderen Inscenieruingen besser gelöst ( zB bei Ponelle)

  • Die Inszenierung hat mich gefesselt bis zum Schluss. Ich finde zwar auch, dass Gilda am Ende zu gesund aussah, aber Damraus Gesang und ihre Intensität haben dies ausgeglichen.


    Obwohl ihr Lukic nicht irgenwie nachstand, war sie für mich doch das Top - Erlebnis des Abends. Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich sie schon öfter gehört habe und diese Partie jetzt als Steigerung ansehe.


    Ich bin grundsätzlich von Florez sehr angetan, aber er kam da, mit Verlaub nicht so komplett durchgängig heran, obwohl er O donna e momile ganz vorzüglich (aus einer ziemlich schwierigen Szenenhaltung heraus) interpretiert hat.


    Dass man Lukic und sein mächtiges Organ noch öfter als Rigoletto hören wird, davon bin ich überzeugt. Wenn ich richtig gehört habe, war dies sein erster Rigoletto(?) :jubel:


    Ich schließe mich auch der Meinung, dass der tolle Bass des Spafucile unbedingt der Erwähnung bedarf. Ein klasse Typ für diese Rolle.


    Kann es sein, dass eine Tonübertragung aus der Semper - Oper so ihre Tücken hat? Der Unterschied der Übertragung des Gesangs weiter im Bühneninneren unterschied sich erheblich von der Rampe. Das ist natürlich immer ein wenig so, aber hier war das auffällig. Oder liegt es an meinem Fernseher?


    LG
    :hello:


    Ulrica

  • Zu Recht heißt die Oper Rigoletto. Željko Lucic in der Titelrolle war für mich der Star des Abends, Diana Damrau als seine Tochter Gilda war ihm ebenbürtig.
    Etwas dünn für mich der Duca. Trotz seiner Höhensicherheit war das meiner Meinung nach keine ideale Rolle für Florez.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Ulrica
    Die Inszenierung hat mich gefesselt bis zum Schluss.
    Ulrica


    Leider war es für mich ein riesiger Schock, als wir Arte nicht mehr reinbekamen (neuer Satellit), denn die Besetzung war ja einfach traumhaft. Erst kurz vor Ende des 2. Aktes hat mein Mann es dann doch geschafft, die "Teufelchen" auch auf unseren Bildschirm zu bekommen und ich war natürlich von Lucic sofort hin und weg. Endlich mal nicht Gavanelli!!! Sah auch gerade mit großer Freude, dass Zeljko Lucic in der der nächsten Saison ganz oft in der BSO singen wird. (Macbeth, Miller, G.Germont) und ich bilde mir ein, ihn sogar schon mal als Almaviva bei uns erlebt zu haben, aber da kann ich mich täuschen.


    Leider schaltete ich gestern in der Pause wieder zum Fußball um (wurde dann ja dort doch noch spannend) und nicht rechtzeitig wieder zurück. Habe deshalb auch den 3. Akt verpasst :( und das ärgert mich natürlich gewaltig. Nach den begeisterten Berichten und meinem kleinen Ausschnitt, würde sich ja fast eine Reise nach Dresden lohnen. Für September habe ich aber noch keine Besetzung gefunden, denn wenn, dann müßte es schon diese sein :yes:


    Herzliche Grüße
    Ingrid

  • Soeben habe ich meine Aufzeichnung von gestern Abend gehört und gesehen und kann meine Begeisterung kaum in Worte fassen. Da stimmte für mich einfach alles, von der Regie über Bühnenbild und Kostüme, Orchester und Ensemble. Stimmlich und darstellerisch herausragend Diana Damrau und Zeljko Lucic. Einziger kleiner Schwachpunkt für mich eigentlich Juan Diego Florez, der zwar stimmlich in seinen Arien brillierte, darstellerisch aber nicht mit dem übrigen Ensemble mithalten konnte. Der Duca wird wohl keine Lieblingsrolle von ihm werden. Um zu überzeugen, genügen für diese Rolle attraktive Erscheinung und Schöngesang nicht.


    :hello:


    Emotione

  • Zitat

    original Siegfried
    Etwas dünn für mich der Duca,


    Kann es hieran gelegen haben?


    Zitat

    original Ulrica
    Kann es sein, dass eine Tonübertragung aus der Semper - Oper so ihre Tücken hat? Der Unterschied der Übertragung des Gesangs weiter im Bühneninneren unterschied sich erheblich von der Rampe.


    Ich dachte ich bilde mir das ein. Habe sogar ganz gegen meine Gewohnheit während der Aufzeichnung den Ton lauter gestellt.


    Diana Damrau ist schauspielerisch Florez sicher überlegen, dennoch hat mir seine schauspielerische Leistung auch recht gut gefallen. Besonders gefiel mir die Darstellung der Falschheit seiner Liebesbezeugungen. Mit der Mimik drückte er den Gegensatz zu dem Gesagten (gesungenen) in Richtung Zuschauer und von seiner "Geliebten" weg recht überzeugend aus.


    Lucic als Rigoletto fand auch ich großartig. Was für ein hervorragendes Debüt in dieser Rolle für den Bariton.


    Die Schlussszene mit der wieder in ihrer ganzen Größe auferstandenen Gilda überrascht mich auch, aber ich fand es genial.


    Zitat

    original sagitt
    Gezeigt wurde eine Erscheinung, die symbolisch ist, schon nicht mehr unter den Lebenden weilt.


    Ich denke damit soll auch ausgedrückt werden, dass ihre Schande nicht so groß ist als das Gott sie nicht verzeiht.



    LG


    Maggie

  • Das klingt ja total spannend und ich bin schon ganz begierig, diese Aufzeichnung auch bald sehen zu können(was aber vermutlich noch etwa 2 wochen dauern wird- ungeduldig zappel :wacky:) Dass Damrau klasse ist, bezweifel ich keine Minute, eines der grössten Sängertalente die Deutschland derzeit zu bieten hat! Ob lied oder Oper , ob Koloratur oder Lyrisch-sie ist absolut überzeugend! Dass mein hoch und tiefverehrter Juan Diego nicht mitkam ,mag ich gar nciht glauben ;( X( :no:
    Aber der Duca hat wirklich seine Tücken und evtl ist er noch zu früh für ihn-keine Ahnung.
    Ich fand ihn auch schauspielerisch in der Fille du Regiment an Dessays Seite serh gut( auch wenn er natürlich nciht dasselbe Temperament entwickelt hat wie sie)
    Dieser Duca ist aber kein Tonio sondern ein gestandener Renaissance-Principe und Verführer in unam personam. Florez noch recht jungenhafter Charme ist da wirklich (noch) überfordert. ?(


    Auf die Inszenierung mit Gilda als Wiederauferstandener bin ich gespannt wie ien Flitzebogen!!!!
    Liebe Maggie, was meinst du mit Schande????


    Dass sie sich in einen "Unwürdigen" verliebt hat?


    Fairy Queen

  • Da ich keinerlei Aufzeichnungsgerät besitze, tobte bei mir seit 21 Uhr der Kampf zwischen Fußballspiel und Oper. Das war etwas unbefriedigend, aber da Niederlande-Russland nicht gerade der Knüller gewesen ist, habe ich ziemlich viel vom Dresdener "Rigoletto" gesehen.


    Lehnhoff gehört zu den wenigen Regisseuren, die es fast allen Recht machen - und das ist durchaus als Kompliment gemeint. Eine relativ traditionelle Inszenierung in geschmackvoll teil-abstrahiertem und sparsam möbliertem Bühnenbild, mit hübschen farbigen Akzenten. Intelligente Ausnutzung des Gegensatzes Innenraum-Außenraum. Gute Personenführung, die Sänger konnten ihre darstellerischen Stärken einbringen. Am besten gelang das m.E Diana Damrau, die wirklich facettenreich und berührend agierte. Lucic spielte analog zu seiner kultivierten Stimme vielleicht etwas zu gepflegt, existentielle Verzweiflung habe ich nicht gesehen, dafür gelegentlich standardisiertes Händeringen. Flórez wirkte auf mich, als agiere er ein bisschen mit angezogener Handbremse, verkörperte die Sunnyboy-Komponente seiner Rolle brillant, das Rücksichtslose des Herrschers kam kaum heraus. Trotz aller kleiner Einschränkungen ein ausgezeichnetes szenisches Zusammenwirken aller Beteiligten. Dass Lehnhoff immer mal wieder vom Konzept eines "realistischen" Theaters abweicht, etwa beim Quartett im dritten Akt (in dem der Herzog abwechselnd Maddalena und die verzweifelte Gilda liebkost) oder bei der "wiederauferstehenden" Gilda am Schluss, scheint mir der antirealistischen Gattung Oper höchst angemessen (und stellt heute wirklich keine besondere Kühnheit mehr da).


    Sängerisch fand ich den Abend durchweg überragend. Eine solche Besetzung, dazu noch in einer sorgfältig geprobten Premiere und nicht in einer ausgeleierten Repertoirevorstellung, gibt's in Dreden sonst sehr selten (auch diesmal nur für sechs Vorstellungen, dann sind Flórez und Damrau raus). Lucic ist wirklich der geborene Verdi-Bariton (er hat fast alle entsprechenden Hauptrollen im Repertoire). Eine noble, bei aller beeindruckenden Expansion immer in der Gesangslinie verbleibende Stimme. Keine Brüllerei à la Gavanelli. An Flórez habe ich rein stimmlich nicht das Geringste auszusetzen - das hatte genau die Brillanz und Leichtigkeit, die ich mir für den Herzog vorstelle. Diana Damrau wirklich großartig, die Gualtier-Maldé-Arie war für mich der Höhepunkt des Abends (soweit ich ihn mitgekriegt habe). Auch Zeppenfeld als Sparafucile bot eine vorzügliche Leistung. Fabio Luisi tendierte gelegentlich zu sehr schnellen Brio-Tempi, was kein Fehler sein muss, ansonsten fand ich das Dirigat tadellos. Über dynamische Differenzierung, Balance Orchester-Sänger etc. lassen sich bei der wie immer manipulierten Klangtechnik keine Aussagen machen - das Live-Erlebnis ist halt nicht zu ersetzen. Jedenfalls hab ich's nicht bereut, zwei Tore verpasst zu haben.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Liebe Fairy


    Zitat

    Liebe Maggie, was meinst du mit Schande????


    Das was man dereinst unter Schande verstand und Gilda selbst so bezeichnete. Wenn sich ein junges Mädchen einem Mann hingibt, ohne mit ihm verheiratet zu sein, selbst wenn es gegen Ihren Willen geschiet. Natürlich hat sich Gilda, da fast von der Außenwelt getrennt lebend und behütet, vollkommen naiv und ohne böse Vorahnung in den Falschen verliebt. Das dieser Mann ein mehr als unwürdiger Typ seines Geschlechts ist, steht außer Frage.



    LG


    Maggie

  • Eben erst in Wien gelandet, muss ich doch gleich meinen Senf zu diesem Thread dazu geben!
    Ulricas Post beruhigt mich etwas, denn ich dachte, die Tonschwankungen liegen am altersschwachen TV-Apparat meiner Eltern, denn besonders von Flórez hörte ich teilweise sehr wenig :(
    Kurzwertung von mir (bin noch am Auspacken):
    *Inszenierung und Bühnenbild hervorragend, die Spiegeleffekte müssen live noch beeindruckender gewirkt haben als auf dem kleinen Bildschirm
    * Kostüme gefielen mir bis auf das Kermit-Grün des Rigoletto auch sehr gut, besonders gut fand ich dieTrennung zwischen dem Privatmann und Vater Rigoletto und dem Hofnarren. Ich fand es immer ziemlich unlogisch, dass er Gilda in allen mir bekannten Inszenierungen immer in seinem Hofnarrenkostüm gegenübertritt, wo er doch alles unternimmt, um sie über ihre Familie im Unklaren zu lassen.
    * Sängerisch, und das mag bei meiner großen Flórez-Liebe etwas überraschen, gebührt der erste Preis in meinen Ohren zu gleichen Teilen Zeljko Lucic und Diana Damrau, mein Liebling hinterließ gestern einen eher gemischten Eindruck bei mir. Ich vermisste vor allem die unglaubliche Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der er normalerweise singt - aber vielleicht lag das ja wirklich am schlechten Ton. Im Duett mit Gilda kam er jedenfalls nicht an Rolando Villazón heran, und das überraschte mich ziemlich. Es klang für mich teilweise wie eine "Kriegserklärung" und weniger wie eine Verführungsszene, da hatte der gute Rolando wesentlich mehr Schmelz und Sinnlichkeit in der Stimme. Alleine wie er das "Amiamoci!" in einem betörenden Piano hinhauchte - da werden mir (Und nicht nur mir!) noch in der Erinnerung die Knie weich.
    Ich weiß nicht, ob Flórez gut beraten ist mit dem Duca, er soll ihn jedenfalls um Gottes willen nicht in Wien singen, denn in dieser Partie ist unser "Kasten" wohl zu groß für seine Stimme.
    Falls das jetzt wie ein Verriss klingt: Natürlich ist Flórez ein sehr guter Duca und lässt viele Tenorkollegen blass ausschauen, aber bei seinen anderen Partien habe ich immer das Gefühl, dass das im Moment keiner besser macht als er, und dieses Gefühl der Einzigartigkeit hatte ich gestern eben gar nicht.
    lg Severina :hello:

  • Hallo zusammen1


    Ich teile Severinas Bedenken hinsichtlich Florez, ich fand ihn stimmlich für die Rolle etwas zu leichtgewichtig, bei aller Schönheit der Stimme, ich fand sie einfach für diese Rolle zu wenig durchschlagskräftig, meiner Meinung nach ist der Duca für ihn eine absolute Grenzpartie, die er nicht zu oft, und vor allem nicht in zu grossen Häusern singen sollte, aber ich nehme an, dass er intelligent genug ist, das selbst zu erkennen. Am besten gefiel mir Damrau, sie war darstellerisch und sängerisch Gilda, gesanglich gefiel mir auch Lucic, dastellerisch könnte er allerdings noch mehr aus der Rolle machen, Bewegungen mit der linken Hand alleine genügen nicht zur Charakterisierung der Rolle, erst im letzten Akt spielte er wirklich, aber gesanglich war er top, überrascht hat mit Georg Zeppenfeld als Sparafucile, wenn ich von Furlanetto absehe, kann ich mich an kaum einen Besseren in der letzten Zeit erinnern. Das Orchester unter Fabio Luisi war mir an einigen Stellen zu schleppend. Die Inszenierung fand ich schlüssig, stellenweise beeindruckend, modern und doch angenehm werktreu.

  • Meine Lieben,


    Musikalisch war dieser Rigoletto durchaus ein Vollgenuß und konnte es mit großen Leistungen der Vergangenheit durchaus aufnehmen.


    Zelijko Lucic hat mich in der Titelrolle sehr beeindruckt, ebenso Diana Damrau als Gilda (die mir zu Beginn vielleicht eine Spur nervös vorkam -aber bei nur einmal Sehen und Hören kann das auch Täuschung sein).


    Bei Juan Diego Florez merke ich sowohl darstellerisch wie stimmlich eine erfreuliche Weiterentwicklung. In dieser Form kann ihm kaum ein Tenorkollege das Wasser reichen. Natürlich ist er noch immer kein glanzvoller Schauspieler, aber es wird von Mal zu Mal besser. Der einzige Einwand gegen ihn (trotz des wunderschönen "La donna è mobile") besteht darin, daß er keinen doppelbödigen Typ verkörpert, sondern eher eindimensional hochsympathisch wirkt. Der Duca muß aber schillern.


    Georg Zeppenfeld als Sparafucile war die größte Überraschung. Ein schwarzer Baß, der zwar noch ein wenig die Ausdrucksvariation vermissen läßt, aber mit seinem Material zu schönsten Hoffnungen Anlaß gibt.


    Die arme Maddalena hatte es dagegen schwer, sie sang tapfer. Der Monterone konnte frühere Stimmen nicht vergessen machen. Marullo hingegen hielt das hohe Niveau.


    Fabio Lusi dirigierte für mich fabelhaft, es war wie in der guten alten Zeit.


    Inszenierung und Bühnenbild hingegen konnten in meinen Augen qualitativ nicht mithalten. Die Inszenierung war mir viel zu holzhammerhaft (die Teufelsmasken der Hofgesellschaft waren zwar gut anzuschauen, aber als Motiv ist mir das zu dickfäustig) und verirrte sich neben manchen gelungenen Details ein paar Mal in Geschmacklosigkeiten. Und warum muß man moderne, fast abstrakte Arrangements mit den abgedroschensten Posituren kombinieren? Ich habe nichts gegen große Operngesten, aber sie müssen so gebracht werden, daß sie nicht abgedroschen wirken. Hier kam mir vieles geschmäcklerisch vor. Die Gilda wurde zu mancher unnötigen Spielastik und Räkelei veranlaßt, das kann AN aber meist besser und paßt auch nicht zur unerfahrenen Gilda. Glücklicherweise waren die Protagonisten als Persönlichkeit stark genug, um eine starke Wirkung zu garantieren.


    Ein Wermutstropfen war nur die Überschneidung mit der Übertragung des Sommerkonzerts in Schloß Grafenegg. Denn das war nach ein paar Appetithappen zu schließen durchaus hörenswert.


    LG


    Waldi

  • Gerne stimme ich in den Chor der Begeisterten ein, wobei meine Beobachtungen in einigen Details gegenüber denen meiner Vorredner/innen variieren.


    Ich schreibe mal entlang der Aufzeichnung, was mir jeweils einfällt.


    Vorspiel und erster Akt


    Schon der Einfall, Rigoletto zum Vorspiel seine Arbeitskleidung anlegen zu lassen und so den Berufsnarren von dem bitteren Individuum abzuheben, ist toll, aber auch die Ansiedlung des ersten Bildes in einem Maskenball, der an einen Totentanz erinnert, ist eine der beeindruckendsten Lösungen, die ich kenne. Wunderbar der Einfall, die Ballmusik akustisch abzusetzen. Tatsächlich gbt es einige Probleme mit dem Gesang z.B. des Monterone im Hintergrund. Dies hätte man vielleicht mit ein, zwei zusätzlichen Mikrophonen lösen können. (Auffällig übrigens, dass sich im Gegensatz zu den nackten Männern des Erfurter MASKENBALL niemand an den barbusigen Hofdamen zu stören scheint)


    Lucic ist wirklich so großartig, wie er hier bereits beschrieben wurde, nicht nur, was sein beeindruckendes Stimmvolumen angeht, sondern auch seine Fähigkeit und Breitschaft, dieses entlang dem Sinn des Textes abzustufen. Florez finde ich durchaus gefällig und - zumindest bis jetzt - weniger steif als befürchtet (was soll er auch groß machen?). Stimmlich ist er in guter Form. Allerdings wird erkennbar, dass sein für den Belcanto völlig ausreichendes Volumen nur schwer gegen ein Verdi-Orchester und den machtvollen Rigoletto bestehen kann.


    Der Sparafucile wird tatsächlich der brillanten Inszenierung seines Auftritts gerecht. Wann konnte man zuletzt eine derart rabenschwarze Stimme hören?


    Sehr schön der Einfall, die Verlassenheit Gildas in ihrem blauen "Käfig" darzustellen, aus dem nur ihre Fantasie zu den Sternen entweichen kann. Das bringt zwar einige Probleme mit sich, wenn Giovanna (deren Kostüm etwas verunglückt erscheint) und der Duca aftauchen, aber die sind akzeptabel gelöst und lohnen, wenn der Duca als Student direkt an ihrem Bett auftaucht. Spiel und Gesang Diana Damraus begeistern auf Anhieb, zeigt aber auch auf, dass Lucic sich doch mehr auf Operngesten verlassen muss. In Anbetracht der kindlich-unschuldigen Auffassung von ihrer Rolle und verglichen etwa mit Anna Moffo und Gianna d'Angelo ist ihre Stimme vielleicht schon etwas zu "erwachsen", aber das bewährt sich in dem Duett, wo sie dafür mit dem fast übermächtigen Organ ihres zuweilen bedrohlichen Vaters mithalten kann.


    Auch Florez kann durchaus Punkte machen, sobald er mit Gilda und/oder dem Orchester alleine ist, denn sein makelloser Vortrag nimmt stark für ihn ein. Ein wenig erinnert er mich an Alfredo Kraus, der mir auch fast immer mehr an kultiviertem Gesang als an engagierter Charakterisierung interessiert schien. Ein leicht verspäteter Einsatz beim "Addio" stört weniger als man meinen sollte, denn die Professionalität von Florez und Luisi vermag das unauffällig auszugleichen.


    Sehr gut die Lösung, Gildas Zimmer in einen schwarzen Rahmen zu stecken, obwohl die Kamera damit überfordert ist, das Geschehen auf dieser Ebene einzufangen. Dafür kann man sich keinen besseren Rahmen vorstellen um aller Aufmerksamkeit ganz auf die - in nachtblauer Beleuchtung wie die eines ekstatischen Traumes weiter geführte - Bravourarie der Gilda zu lenken, mit der Damrau die Zuschauer fast zum Rasen bringt. Völlig zu Recht übrigens, denn besser habe ich die noch nie gehört, nur einige wenige Male (d'Angelo, Moffo, Cotrubas in hren besten Zeiten) genauso gut, aber wohl noch nie so detailliert durchgespielt.


    Grandios die nachtschwarze Entführung Gildas aus ihrem nunmehr echten Käfig. Aber selbst diese eindringliche Inszenierung vermag nicht darüber hinweg zu täuschen, dass Verdis Verschwörerchor für sein Thema zu unterhaltsam und ein Rückfall auf das Parallelstück in den frühen LOMBARDI ist. Zusammen mit seinem Pendant, der Entführungserzählung im zweiten Akt, die zu den Stücken gehört, mit denen Verdi den Vorwurf des Leierkastenkomponisten nicht ganz zu Unrecht trifft, der letzte Ausreißer in Richtung des frühen Verdi dieser überragenden Partitur.


    2. Akt


    Mit dem "Ella mi fu rapita" bestätigt Florez meine Hoffnungen auf einen in jeder Hinsicht schlanken und keineswegs präpotenten Herzog. Kultivierter kann man diese Arie kaum singen. Natürlich steht das etwas quer zu dem Charakter, als der der Herzog sonst geschildert wird, aber das tut sie Arie selbst ja auch bis hin zur finalen Stretta, in der darstellerisch überzeugendere Ducas im Gegensatz zu Florez ahnen lassen können, was gleich geschehen würde. Hier ist es "nur" eine - allerdings toll gesungene - Stretta, in der Florez wie in allen Ensemblenummern gegen die geballte Orchester- und Chormacht Verdis etwas untergeht.


    Lucics nächste Glanzleistung (und auch die Luisis und seines Orchesters) ist vorhersehbarerweise sein "Cortigiani". Wenn er jetzt noch so agierte, wie er singt, wäre er perfekt. Bei dieser Nummer lohnt sich auch die teuflische Maskierung des Chors, die ich zunächst als etwas zu plakativ empfand. Kaum taucht Diana Damrau in ihrem blutigen Nachthemd auf, wird man sich der darstellerischen Defizite Lucics besonders bewusst, aber zusammen sind beide eher noch beeindruckender als im ersten Akt. Trotzdem: für mich heißt die Oper - wenigstens in dieser Aufführung - weniger RIGOLETTO als GILDA. Phänomenal, wie jemand so detailliert fast jeden Ton angemessen spielen und dennoch perfekte, wunderschöne Töne produzieren kann. Leider nimmt Luisi das bedrohlich orgelnde Racheduett arg schnell, so dass es einiges an seiner möglichen Wirkung verliert.


    Trotzdem eine Spitzenaufführung mit nur wenigen Abstrichen.


    3. Akt folgt


    :hello: Jacques Rideamus

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  • Lieber Waldi,
    da muss ich jetzt aber doch ein wenig nachhaken: Du hälst Flórez Duca tatsächlich für besser als alles, was er bisher in Wien gesungen hat? ?( ?( Wenn ich so meine Ducas der letzten Jahre Revue passieren lasse, steht er an 5. Position, hinter Beczala, Villazón, Kaufmann und Marcelo Alvarez, schauspielerisch wäre er Nr. 3, denn Beczala und Alvarez bieten genauso wenig bzw. noch weniger als Flórez.
    lg Severina :hello:

  • Liebe Severina,


    Ich würde Villazón gern genauso hoch oder noch höher stellen, aber der hat seine Krise noch nicht vollständig überwunden. Ich zittere dem Schönbrunn-Konzert entgegen - hoffentlich übernimmt er sich da nicht. Schauspielerisch hat mich Florez jetzt mehr überzeugt als in der "Regimentstochter". Und JR hat ja soeben das "Ella mi fu rapita" in den Himmel gehoben, das war wirklich toll gebracht und wohl kaum von einem der von Dir Aufgezählten zu überbieten. Aber ich gestehe gerne, daß ich da nicht so den Überblick habe wie Du. Bei Kaufmann fehlt mir die leicht heldische Nuance, den Florez gestern verströmte. Bei ihm hatte man das Gefühl, daß er sogar noch Reserven besaß. Er klang nie angestrengt, sondern produzierte mit einer scheinbaren Leichtigkeit, die mich sehr beeindruckt hat (und das gehört ja auch zum Duca).


    Nachtrag zu JR: Die barbusigen Damen rechne ich zu den Geschmacklosigkeiten, denn dafür war keine zwingende Notwendigkeit gegeben, und ich empfand es weniger als Ausdruck des Voyeurtums innerhalb der Hofgesellschaft denn als Andienerei an den Voyeurismus der Zuschauer. Aber dieses billige Gebrüste fällt nicht so stark in die Waage, schließlich ist man gegen derlei schon lange abgestumpft.


    LG


    Waldi

  • Lieber Waldi,
    als Villazón in Wien den Duca sang, war er noch im Vollbesitz seiner stimmlichen Möglichkeiten, mein Ranking bezieht sich also darauf und nicht auf seine momentan wohl noch immer beklagenswerte Verfassung (Glaubt man den Londoner Kritiken ;( )
    Ich lass mich ja sehr gerne von euch überzeugen, Flórez ist doch mein absoluter Liebling, aber gestern fehlte mir leider etwas, was aber vielleicht wirklich an der Tonqualität gelegen haben mag. Dass er vom Typ und Spiel her nicht mein Idealduca sein würde, war mir schon im Vorfeld klar, aber wie schon oben erwähnt: Zum ersten Mal hatte ich eben nicht das Gefühl, dass er in dieser Partie konkurrenzlos ist, in einer eigenen Liga singt und alle anderen Tenöre eigentlich nur verzweifeln können. (Ich meine, wer wäre im Moment wohl wahnsinnig genug, nach Flórez einen Tonio singen zu wollen?????) Gestern klang er mir teilweise einfach zu schwachbrüstig, mit zu wenig Virilität in der Stimme, besonders beim "Possente amor" Möglicherweise stört mich aber auch nur Flórez ansonsten so heiß geliebtes helles Timbre, den Duca wünsche ich mir einfach dünkler, eben so in die Richtung Villazon, Kaufmann.
    Und lag es wirklich nur an der miesen Tonqualität, dass ich mir bei "Ella mi fu rapita" zweimal "Hoppla, was war das denn?" dachte?????
    lg Severina :hello:


    PS: Was die barbusigen Damen betrifft, so fand ich die gemessen am Anlass nicht so deplatziert - schließlich feiert man eben so eine Art Orgie. Kennst du die DVD der McVikar-Inszenierung am ROH? Da geht's wesentlich heftiger zur Sache, da werden nicht nur entblätterte Damen, sondern auch splitterfasernackte Männer vernascht. Verglichen damit, hat Lehnhoff beinahe einen Kindergeburtstag inszeniert ;)

  • Hallo Sevi,
    ich stimme mit Dir voll überein.
    Beczala. Villazon ,Kaufmann und M. Alvarez sind für mich
    auch überzeugender.
    Meiner Meinung ist das für Florez eine Grenzpartie.


    Rita

  • Liebe Severina.


    Unser alter Fernseher in Ungarn schönt den Ton bestimmt nicht, und ich konnte beim "Ella" keinerlei Hoppala heraushören. Deinen Wunsch nach einem dünkleren Timbre begreife ich hingegen recht gut, weil ich normalerweise das auch gerne höre (wie z.B. bei Libero de Luca), aber auch Pavarotti besaß ja auch eine eher helle Stimme und dessen Duca ist bis jetzt für mich irgendwie der Maßstab. Einer Interpretation als jugendlich-unreifer Potentat käme Florez' Stimme eigentlich entgegen, er muß nur lernen, auch als größtenteils gewissenloser Genußmensch zu wirken. Gestern sang er so, daß man ihm bedenklos zwanzig Jungfrauen zur Ablieferung als solche im Kloster anvertraut hätte. Wie gesagt, sehr sympathisch, aber nicht ganz rollengerecht.


    LG


    Waldi

  • Hallo,


    dem Satz von Waldi


    Gestern sang er so, daß man ihm bedenkenlos zwanzig Jungfrauen zur Ablieferung als solche im Kloster anvertraut hätte. Wie gesagt, sehr sympathisch, aber nicht ganz rollengerecht.


    kann ich nur uneingeschränkt und fast begeistert zustimmen. Ich hätte es nie besser ausdrücken können, es trifft den berühmten Nagel auf den Kopf.


    Dies als Bemerkung eines großen Florez-Fans.


    Liebe Grüße


    Kristin

  • Hallo Rita,


    Frauenverführer? Daß ich nicht lache, hoffentlich lernt er es noch (ich meine auf der Bühne). Wohlbemerkt, ich höre ihn wirklich gerne singen.


    LG


    Kristin


  • Oh, abseits der Bühne braucht er da keinerlei Nachhilfeunterricht :stumm: :stumm: :stumm: :stumm: (Äh, ich spreche jetzt nicht aus persönlicher Erfahrung, falls das jemand vermuten sollte ;) )
    lg Severina :hello:

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