Die Sinfonietta

  • Die Sinfonietta


    Im Schatten der großen Schwester


    Sinfonietta ist die Verkleinerungsform von Sinfonia (griech. „Zusammenklang“). Der Begriff wird seit dem späten 19. Jahrhundert als Titel von Instrumentalwerken verwendet, deren Aufbau sich an der Sinfonie orientiert, die jedoch einen geringeren Umfang (weniger Sätze) besitzen, für kleinere Besetzung (häufig für Kammerorchester) oder mit bescheidenerem Anspruch komponiert wurden.


    Ludwig Finscher, in "Die Musik in Geschichte und Gegenwart"



    Einer der ersten, die die Bezeichnung Sinfonietta verwendeten, war der Schweizer Komponist Joachim Raff (1822 - 1882), der 1873 eine Werk für zehn Blasinstrumente (op. 188 ) mit diesem Titel komponierte. Die Bezeichnung „kleine“ oder „leichte“ Symphonie schien ihn dafür aber nicht auszureichen, und so prägte er diesen Begriff. Sieben Jahre später stelle Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow (1844 - 1908 ) seine Sinfonietta über russische Themen (op. 31) vor und noch einmal sechs Jahre später präsentierte der deutsch-französische Komponist Louis Théodore Gouvy (1819 - 1898 ) eine Sinfonietta in D-Dur (op. 80).


    Ein Großteil der Sinfonietten wurde allerdings in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts komponiert. Der wohl bekannteste Beitrag stammt aus der Feder des tschechischen Komponisten Leos Janacek (1854 - 1928 ). Seine Sinfonietta aus dem Jahre 1926 entstand aus einer Festfanfare für einen Kongress in Brünn und zählt heute zu den beliebtesten und am häufigsten aufgeführten Orchesterkompositionen des mährischen Tonkünstlers.


    So, nach dieser kurzen Einleitung überlasse ich das Feld Euch. Ich bin gespannt, welche Sinfonietten ihren Weg in diesen Thread finden werden. Selbstverständlich werde ich in ein paar Tagen mit einem eigenen Beitrag diesen Thread ergänzen.


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Da stimme ich Dir zu. Daher auch nur die kurze Erwähnung des Werkes meinerseits. Ich bin natürlich auf die weniger bekannten Sinfonietten gespannt.


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Dank an Davidoff für die Eröffnung!


    Meine "Lieblingssinfonietta" ist - neben der von Janácek - die Sinfonietta op. 23 von Alexander Zemlinsky (1872-1942) mit der Satzfolge Sehr lebhaft - Ballade - Rondo, Dauer ca. 22 Minuten.


    Einen CD-Tip gibt's auch, leider ohne Bild:



    Es spielt das Radio-Symphonie-Orchester Berlin, Leitung: Bernhard Klee (Koch, aufg. 1980).


    Klee dirigiert straffer und besser konturiert als James Conlon, mit dem ich eine weitere Aufnahme besitze.


    Die CD (leider nur schwer bzw. überteuert zu bekommen, wie es scheint) enthält außerdem noch Hörenswertes von Rudi Stephan (1887-1915): Musik für sieben Saiteninstrumente, und Max Reger (1873-1916): Suite op. 103a in a-moll für Violine und Orchester (Hans Maile, RSO Berlin, Uros Lajovic).

  • Hallo, Davidoff!


    Ich fange mal - eher allerdings als Bittsteller! ;)


    Seit einiger Zeit suche ich eine Aufnahme der:


    Sinfonietta "La Jolla" von Bohuslav Martinu; das ist ein kleines Klavierkonzert, das den barockisierenden, motorischen-ostinatohaften Stil musterhaft kurzweilig verkörpert. Leider besitze ich nur einen mäßigen Rundfunkmitschnitt.


    Die knappen, aber durchaus formorientierten Dimensionen dürften die Bezeichung rechtfertigen. Das Klavier hat eher Farb- und vor allem Rhythmuswert als von auffälliger Dominanz oder gar Virtuosität geprägt. Eine solistische Funktion hat Martinu seiner Komposition allerdings durch die klare Bezeichung "Sinfonietta giocosa für Klavier und kleines Orchester" zugebilligt.


    Das Werk entstand 1940. Der Beiname dürfte auf einen amerikanischen Ort zurückzuführen sein, an dem es entstand. (Dafür möchte ich hier allerdings nicht verbürgen, da die Information der Erinnerung entstammt.)


    Vielleicht kann jemand eine Aufnahme empfehlen oder meine Angaben ergänzen bzw. verbessern.


    Herzliche Grüße, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Zitat

    Original von Gurnemanz


    Einen CD-Tip gibt's auch, leider ohne Bild:


    Darf ich da mit einem, wenn auch kleinem Bild aushelfen?



    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Zitat

    Original von Davidoff
    Darf ich da mit einem, wenn auch kleinem Bild aushelfen?


    Toller Service, vielen Dank! Genau, das ist die CD, die ich meinte.

  • Die Sinfonietta "La Jolla" ist der zweite Beitrag dieser Gattung von Martinu (die Vorgängerin ist die "Sinfonietta giocosa" für Klavier und kleines Orchester aus dem Jahre 1940). Das Werk steht in A-Dur und wurde für Klavier und Kammerorchester 1950 in New York komponiert. Obwohl das Werk bereits 1953 vom britischen Verlag Boosey & Hawkes verlegt wurde, fand die Uraufführung erst am 13.08.1957 im Auditorium der High School von La Jolla in Kalifornien statt.


    Satzbezeichnung:
    01. Poco allegro
    02. Largo - Andante moderato
    03. Allegro


    Orchester:
    2 Flöten, 2 Oboen, 3 Klarinetten, 2 Fagotte
    2 Hörner, 1 Trompete
    Schlagzeug
    Klavier
    Streicher


    Dauer ca. 20 Minuten



    Eine Einspielung kann ich Dir an dieser Stelle leider nicht empfehlen, weil ich, wie ich gerade erschreckender Weise feststellen musste, keine Besitze! :no:


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Benjamin Britten (1913-1976)
    Sinfonietta op. 1


    1. Satz: Poco presto ed agitato
    2. Satz: Variations
    3. Satz: Tarantella


    Widmung: "To Frank Bridge"
    Entstehungszeit: 1932
    Uraufführung: 31. Januar 1933 in London
    Besetzung: Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn und Streichquintett (oder kleines Streichorchester)
    Spieldauer: ca. 15 Minuten
    Erstdruck: Boosey & Hawkes


    CD-Tipp:


  • Lieber WolfgangZ,


    bei Supraphon gibt es zumindest eine sehr vergnügliche Aufnahme der Sinfonietta giocosa, gekoppelt mit dem Divertimento für die linke Hand. Solist ist Jan Panenka, es begleitet das Prager Kammerorchester unter Bohumil Gregor.
    Auf studio52.gr lässt sie sich auch noch erstehen.


    Bei La Jolla muss auch ich passen, sie ist leider nicht in der Gesamteinspielung der Symphonien unter Neumann enthalten.


    In diesen Thread reiht sich natürlich auch noch Korngolds funkelndes Werk H-Dur, Op.5 ein, dessen Bezeichnung angesichts einer Dreiviertelstunde Aufführungsdauer allerdings schon zweifeln lässt.
    Doch Korngold war mit 14 ja noch klein, so muss man, wenn man schon nicht bescheiden komponiert, halt wenigstens einen zurückhaltenden Titel finden.



    audiamus



    .

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  • Francis Poulenc (1899-1963)
    Sinfonietta


    1. Satz: Allegro con fuoco
    2. Satz: Molto vivace
    3. Satz: Andante cantabile
    4. Satz: Finale. Prestissimo et très gai


    CD-Tipp:


  • Max Reger (1873-1916)
    Sinfonietta A-Dur für Orchester op. 90 (1904/05)


    Widmung: 28.04.1905 "Meinen lieben Freunden Karl Lauterbach und Dr. Max Kuhn"
    UA: Essen 08.10.2905, Felix Mottl
    Aufführungsdauer: ca. 50 Minuten


    1. Satz: Allegro moderato (quasi Allegretto) - attaca
    2. Satz: (Scherzo) Allegro vivace - (Trio) Moderato
    3. Satz: Larghetto
    4. Satz: Allegro con spirito - Più allegro


    Hier stehen großflächige, viertelstündige Sätze hintereinander und nur der langsame dritte Satz mit seiner oligaten Solovioline hat ein überschaubares Format.


    Das Werk verschwand nach der eigentlich recht erfolgreichen uraufführungssaison (fast 20 aufführungen) auf Grund negativer Kritiken ("nicht gekonnte" Instrumenatíon) schnell in der Versenkung, aus der es bis heute nur selten auftaucht.


    CD-Tipp:


  • Max Reger: Sinfonietta op. 90


    1. Allegro moderato quasi Allegretto
    2. Allegro vivace
    3. Larghetto
    4. Allegro con spirito


    Beim Durchblick des äußerst umfangreichen Werkverzeichnis Max Regers fällt dem aufmerksamen Leser sofort auf: Es fehlen sowohl Sinfonien, als auch Klaviersonaten, dafür sind jeweils verkleinernde "Sonatinen op. 89" und eine "Sinfonietta op. 90" vorhanden. Hatte Max Reger also Skrupel, sich mit diesen großen Formen auseinanderzusetzen?
    Seine Sonatinen beschrieb er selbst als "putzig á la Mozart" und auch seine Sinfonietta sprüht nur so von bezaubernden Melodien (besonders schön: Regers Holzbläser!) - ein drastisches Gegenbeispiel zum Klischee vom verstockten, schwierigen Max Reger.


    Leider sind nur wenige Einspielungen vorhanden, aber auch mit op. 90 überzeugt diese phänomenale Box:



    Liebe Grüße,
    Gerald


    [EDIT: Da war wohl jemand schneller... ;)]

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

  • Die Reger-Box finde ich auch ganz ausgezeichnet!


    Der Begriff "Sinfonietta" als Verkleinerungsform von "Sinfonia" wird von Reger herrlich ad absurdum geführt - angesichts der Länge von rund 50 Minuten. Da ich ihm keine musikalische Ironie unterstellen würde, halte ich die Bezeichnung für eine Untertreibung, die überdies zeigt, dass Reger Hemmungen hatte, seine ausufernde Diktion nach außen hin begrifflich zu formalisieren.


    Um Geralds Charakterisierung nachvollziehen zu können - ich kann mich nicht mehr so recht erinnern -, werde ich das Werk später mal wieder hören! :yes:


    Besten Gruß, Wolfgang


    PS: Sind die von Andythr und Gerald genannten Einspielungen nicht identisch?

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Danke an Davidoff und audiamus für Eure Antworten!


    Auch Korngolds blühendes Frühwerk, op. 5, höre ich sehr gerne!


    Überhaupt muss ich zu meiner Freude feststellen, dass ich alle hier genannten Werke kenne, oft sogar die gleichen CDs habe. Nur wegen Davidoffs Aufspaltung auf zwei Werke ;) muss ich mal bei mir recherchieren. Vielleicht habe ich beide.


    Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    original von WolfgangZ


    Nur wegen Davidoffs Aufspaltung auf zwei Werke Augenzwinkern muss ich mal bei mir recherchieren. Vielleicht habe ich beide.


    Ich kann aber auch nichts dafür, dass Martinu mehrere Sinfonietten komponiert hat! :D


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Ich kenne nicht so viele Sinfonietten - von Prokofjew gibt es auch noch eine, oder?
    Sehr schön finde ich die von Poulenc (wurde auch schon erwähnt).

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • ja, von Sergei Sergejewitsch Prokofjew (1891-1953) gibt es auch eine:


    Titel: Sinfonietta
    Tonart: A-Dur
    Entstehungszeit: 1929
    Besetzung: Orchester
    Opus: op. 48

    auf CD:


  • und noch eine fällt mir ein:


    Albert Roussel (1869-1937)
    Sinfonietta op. 52


    1. Satz: Allegro molto
    2. Satz: Andante
    3. Satz: Allegro


    Entstehungszeit: 1934
    Besetzung: Streichorchester


    CD-Tipp:


    Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire
    André Cluytens

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  • Für mich ist die Sinfonietta von E.J. Moeran ein sehr reizendes Werk.


    Auf Korngold's op.5 wurde ja schon dankenswerterweise von WolgangZ hingewiesen.


    Beim Korngold-Werk scheint der Titel "Sinfonietta" ,angesichts der großen Ausmaße, eigentlich eigenartig.
    Aber er ist schon richtig gewählt und bezieht sich vor allem auf den heiteren Charakter, dessen Keimzelle eines von Korngold's Lieblingsmotiven, das "Motiv des fröhlichen Herzens" ist, welches direkt am Anfang erscheint und sich durch alle vier Sätze zieht.


    Die vielseitige Verarbeitung dieses Motives ist für mich immer wieder ein Hörgenuss, das Werk als solches für mich ein Geniestreich des damals 15jährigen Komponisten.


    :hello:


    Michael

  • für den Korngold dann noch die CDs:


    BBC PO, Bamert




    Dallas SO, Litton




    RSO Berlin, Albrecht




    Nordwestdeutsche Philharmonie, Werner Andreas Albert


  • Ernesto Halffter (1905-1989)
    Sinfonietta


    Titel: Sinfonietta
    Tonart: D-Dur
    Entstehungszeit: 1925
    Besetzung: Violine, Violoncello, doppelter Bass und Orchester
    Spieldauer: ca. 34 Minuten
    Bemerkung: spanischer Musik-Nationalpreis (1925)


    Sätze:
    1. Satz: Pastorella
    2. Satz: Adagio
    3. Satz: Minuetto
    4. Satz: Allegro giocoso


    CD-Tipp:


  • Lieber andythr,
    danke für das Einstellen der CD-Photos der Korngold-Sinfonietta.


    Diese Aufnahmen sind alle sehr gut, aus sentimentalen Gründen liebe ich die erste Aufnahme des Werkes durch Gerd Albrecht und dem heutigen Deutschen Sinfonieorchester Berlin.


    Die Halffter-Sinfonietta besitze ich in einer alten Einspielung unter Ataulfo Argenta.
    Bei der Besetzung handelt es sich bei "doppelter Bass" wohl um "Double bass" , damit ist ein Kontrabass gemeint.


    LG,
    Michael

  • Von Alexandre Tansman gibts gleich zwei Sinfonietten, und beide sind zusammen mit noch einer Sinfonia piccola und einem Divertimento hier drauf:



    lange nicht mehr reingehört, aber mindestens die Hälfte davon hat mir sehr gut gefallen.


    Gruß,
    Khampan

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  • Hallo!


    Ich möchte besonders auf die beiden Sinfonietten des polnisch-sowjetischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg (1919-1996) hinweisen, die auf den folgenden beiden CDs erhältlich sind (auch wenn jpc angibt, auf der ersten CD seien die Sinfonien Nr1&5 enthalten, was nicht stimmt - es handelt sich um die Sinfonie Nr.5 und die Sinfonietta Nr.1):



    Die Werke sind recht verschieden, aber beide sehr reizvoll.


    Sinfonietta Nr.1 d-moll op.41 (1948 )
    Dieses Werk hat vier Sätze, dauert etwa 22 Minuten und ist für volles Orchester komponiert. Die Musik ist eindeutig von jüdischer Folklore inspiriert, daneben tritt Schostakowitschs Einfluss zu Tage. Der Kopfsatz exponiert (nach einer Einleitung, die durch markante Triller aufhorchen lässt) ein kraftvolles, forsches Thema, das sich besonders durch den Einsatz übermäßiger Sekunden auszeichnet. Der zweite Satz ist lyrischer Natur - ausgedehnte, rezitativisch erscheinende Hornsoli umrahmen eine ausdrucksstarke, leicht rhapsodisch wirkende Melodie. Das an dritter Stelle stehende Scherzo umspielt ein einfaches, volkstümlich wirkendes Thema; der Tonfall ist eher gedämpft. Das (D-Dur-) Finale ist dann von sprühender Ekstase erfüllt. Insgesamt ein sehr lebhaftes, effektvolles und spritziges Stück, das einfach Laune macht.


    Sinfonietta Nr.2 g-moll op.74 (1960)
    Zunächst muss ich bemerken, dass die Tonart, die auf der Chandos-CD angegeben ist (a-moll) einfach falsch ist; die Sinfonietta steht klar in g-moll. Der Kontrast zum Vorgängerwerk ist sehr groß: an Stelle des vollen Orchesters setzt Weinberg hier nur ein Streichorchester ein, das in den Ecksätzen durch Pauken erweitert wird. Der Tonfall ist sehr introvertiert und persönlich, Melancholie und Retrospektion dominieren die Atmosphäre. Das Eingangsthema des ersten Satzes ist neobarock geprägt, aber Weinberg entwickelt daraus einen dunkel getönten Satz nicht ohne dramatische Untertöne. An zweiter Stelle steht eine Art Scherzo, das wiederum ein einfaches, volkstümliches Thema in eher lyrisch-melancholischem Tonfall präsentiert. Der langsame Satz ist ernst und nachdenklich, und bei dem sich unmittelbar anschließenden letzten Satz handelt es sich um ein Andantino, das auf einem Lied aus Weinbergs Zyklus "Erinnerungen" aufbaut. Ein stilles, resignativ zurückblickendes Finale, das schließlich vor dem Hintergrund leiser Paukenwirbel in der Einsamkeit verschwindet.


    Beide Sinfonietten höre ich ausgesprochen gerne und empfehle sie (wie den Komponisten Weinberg überhaupt - vielleicht werde ich an anderer Stelle näher auf ihn eingehen) nachdrücklich weiter.


    Viele Grüße
    Holger

  • Ich hätte beizusteuern:


    Paul Hindemith:
    Lustige Sinfonietta für Kammerorchester, opus 4, 1916


    Ich kenne nur eine Aufnahme mit dem Radio-Symphonie-Orchester Berlin unter Gerd Albrecht, Sprecher Martin Held, ist erschienen bei wergo und auch im Internet nachzuhören.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Oh, was für ein schöner thread!


    Die Sinfonietta von Prokofiev enstand bereits 1909 als op. 5 noch vor der
    Symphonie Classique - Prokofiev war damals gerade 18 Jahre alt!


    Nach dem durschlagenden Erfolg der wesensverwandten Symphonie classique
    vermochte Prokofiev den Mißerfolg der Sinfonietta nicht so ganz zu verkraften. So revidierte er im Händelschen Sinne sein frühes opus zweimal, um die Melodien, die er erfunden hatte zu einem nachträglichen Erfolg führen zu können. Die zweite Revision von 1929 ging dann als op. 48 in den Werkkatalog ein - leider ohne den gewünschten Erfolg. Sie ist wesentlich mehr auf Klangeffekte als das 1909 noch eher als harmloses Pasticcio entstandene Werk ausgelegt. Resultat dieser zweiten Revision ist ein durchaus beachtliches kleines Orchesterwerk des Komponisten, das vielleicht nicht viel mit dem Personalstil aus der 2. bis 4. Symphonie zu tun hat, mir aber sogar deutlich mehr Vergnügen bereitet als die 1. Symphonie - sie ist indes nicht so symmetrisch gebaut wie eben die Symphonie classique


    Vor allem das ca. dreiminütige Scherzo - ein Pizzicato - ist dank seiner glutvollen Charakters ein wahrer Ohrenschmaus.


    :hello:
    Wulf

  • Hier mal ein paar Angaben, zu der bereits mehrfach lobend erwähnten Sinfonietta von Korngold:


    Erich Wolfgang Korngold (1897 - 1957)


    Sinfonietta


    Für großes Orchester B-Dur op. 5


    01. Fließend, mit heiterem Schwunge
    02. Scherzo: Molto agitato, rasch und feurig
    03. Molto andante (träumerisch)
    04. Finale: Patetico - Allegro giocoso



    Entstehung 1911 - 1912
    Uraufführung: 30.11.1913, Wien
    Dirigent: Felix Weingartner
    Verlag: Edition Schott, Mainz
    Dauer: ca. 43 Minuten



    Das Werk ist Felix Weingartner gewidmet



    Orchester:


    3 Flöten (3. auch Piccoloflöte), 2 Oboen (2. auch Englischhorn), 2 Klarinetten, Bassklarinette, 2 Fagotte, Kontrafagott
    4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba
    Pauke, Schlagzeug: Triangel, Becken, 2 tiefe Glocken (h, fis), kleine Trommel, Glockenspiel
    2 Harfen, Celesta, Klavier
    Streicher



    Anmerkung:


    Im seinen Lebenserinnerungen bescheinigt der Dirigent, Komponist und Widmungsträger der Sinfonietta dem jungen Korngold eine „erstaunliche Musikalität“. Weiter schreibt er: „Ich konnte mich mit ihm über fachliche Dinge oft besser unterhalten wie mit manchem alten und erfahrenen Kollegen. Die Beherrschung alles Technischen schien ihm angeboren, so sicher war seine gestaltende Hand schon in den ersten Jünglingsjahren. Inwieweit diese mühelose Sicherheit, die bereits zu gewagten Vergleichen Anlass gab, ihm zum Glück gereicht, kann nur die Zukunft lehren. Nur eine seelisch aufsteigende Entwicklung vermag es, reiche Mittel sich wahrhaft nutzbar zu machen.“


    Zur Sinfonietta macht Weingartner leider sehr wenige Angaben. So erwähnt er nur, wie schwierig es gewesen sein muss, sich als Dirigent für die Werke Korngolds einzusetzen. "Sowohl beim Schneemann", so gibt er an, "der eine gute und erfolgreiche Aufführung erlebte, sowie später, als mir Erich seine Sinfonietta widmete, die ich in einem philharmonischen Konzert zuerst herausgebrachte, und auch bei anderen Gelegenheiten musste ich erfahren, dass es keine leichte Aufgabe war, für ihn einzutreten. Des Vaters (Julius Korngold) hatte sich, als sein Sohn begann, in die Öffentlichkeit zu treten, der typische Verfolgungswahn bemächtigt, der ihn überall Nachstellungen wittern ließ und seine chronische Nervosität zu Übertreibungen steigerte, die schwer zu ertragen waren. Er übersah, dass er gerade durch sich selbst und seinem Sohne ursprünglich nicht vorhandene Feinde schuf."


    Felix Weingartner, Lebenserinnerungen (Band II), Orell Füssli Verlag, Zürich, 1929


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

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