I
4 Mai 1921 John van Kesteren wurde in Den Haag als zweiter Sohn eines Polizisten (KriPo)geboren.
1939 Van Kesteren wird Berufsmilitär bei der Marine, wo er bereits nach einem halben Jahr entlassen wird wegen absoluter Mangel an Disziplin.(...due to a total lack of military discipline. sic)
Danach studierte Van Kesteren an einer Technischen Hochschule. Als er dort das Abitur gemacht hatte, bekam er eine Stelle bei der Telefonie.
1940-1945 Während der Besetzung der Niederlande durch die Nazis betätigte van Kesteren sich aktiv im Widerstand.
1946 van Kesteren fängt an, am Konservatorium in Den Haag Gesang zu studieren.
1947 Debüt als Italienischer Sänger in Strauss' Rosenkavalier.
1949 Der eigentliche Beginn seiner Laufbahn in einer von Hans Münch dirigierten Aufführung von Beethovens 9. Symphonie.
1950 van Kesteren verabschiedet sich bei der Telefonie, um sich dem Singen zu widmen.
1952 Fernsehdebüt sowohl für van Kesteren als auch für das Niederländische Fernsehen: die erste ausgestrahlte Oper. Na ja, Oper... Mini-Oper, denn Bastien und Bastienne.
1954 Mitglied der Komischen Oper Berlin.
1956 Stellenwechsel zur Städtischen Oper Berlin (= Deutsche Oper Berlin). Heirat mit Louise Rouner.
1959 Der Tenor wird angestellt beim Gärtnerplatztheater (München), später auch bei der Bayerischen Staatsoper. Er war über 15 Jahre den Münchener Theatern verbunden.
1965 Die Auszeichnung "Bayerischer Kammersänger" wurde ihm verliehen.
1970 van Kesteren wurde durch Königin Juliana zum Ritter des Orden van Oranje-Nassau ernannt. Später erhöhte Königin Beatrix diese Ehrenbezeichnung in Offizier. Er bekam nebenbei auch das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland. Und von Australien the Federal Cross of Merit with Ribbon
1978 van Kesterens Autobiografie erscheint "Notities van een notekraker" (Notizen eines Nussknackers; das Niederländische "noot" kann man übersetzen mit sowohl Note als Nuss)
11 Juli 2008 John van Kesteren stirbt in Jupiter (Florida) im Alter von 87 Jahren.
II
Beim Sichten der Quellen über den unlängst verstorbenen Tenor John van Kesteren bekam ich immer mehr Schmerz im Zwerchfell (vom Lachen). So unglaublich humoristisch beschrieb er Ereignisse. Und er hatte einen scharfen Blick. Sowie eine scharfe Feder.
Ich habe darum ausnahmsweise einige seiner Ankektoden, Anektoden oder Anekdoten (je nachdem man es sich geschrieben wünscht) in dieser mini-Biographie aufgenommen.
Während des Krieges siedelte van Kesteren um von Den Haag (im Westen der Niederlande) nach Apeldoorn (im Osten) um dem Arbeitseinsatz zu entgehen. Dort kam er "zufällig" zum Widerstand.
In Apeldoorn wurde er Mitglied eines Operettenvereins. Sein erstes Auftreten fand statt 1942 in "Les cloches de Corneville", worin er Henri sang. In seiner Biographie sagt er dazu (vergiß nicht, es war damals WK II und die Niederlanden waren besetzt) "Um nicht zu viele Deutsche als Zuschauer zu bekommen, wurde beschlossen, soviel wie möglich französische Stücke zu nehmen. Und zwar ins Niederländische übersetzt".
Als der Krieg vorüber war, lernte er zufällig Albert Plesman kennen, den damaligen Direktor der KLM. Weil van Kesteren offensichtlich Plesmans verstorbenem Sohn glich, blieb der Kontakt erhalten.
Albert Plesman
Alle zwei Monate hatte Plesman eine Soiree, wo mehrere Gäste etwas zeigten von ihrem Hobby oder Beruf. Und so sang van Kesteren einmal dort ein Lied.
Gleich danach trat der berühmte Dirigent Eduard van Beinum zu ihm und sagte "Du kannst mir nicht weismachen, dass Du nicht 'Profi' bist". Und als van Kesteren antwortete, dass er nur Beamter sei, entgegnete Van Beinum "Das ist ja jammerschade. Ich besorge Dir ein Stipendium". Das geschah, und so fing van Kesterens Studium am Königlichen Konservatorium von Den Haag an.
Als lyrischer Tenor, der leicht sehr hohe Noten singen konnte, war er fast prädestiniert für die Rollen, die so schwer zu besetzen sind. Darin spezialisierte er sich dann auch: "Platée" von Rameau, Rossinis "Le Comte Ory" und der Chapelou in "Le postillon de Longjumeau"(Adam).
Nicht nur diese Rollen sang er aber. 1974 hatte der Tenor schon über 600 Mal in Bachs Matthäuspassion gesungen.
De Telegraaf 12 April 1974
Sowohl den Evangelisten als die Tenorsolopartie für die Arien. Aber jenes Jahr gab's eine "Tour de force" für ihn. Er musste im Concertgebouw die Tenorarien der MP singen, zuerst die Proben, dann Generalprobe und schließlich am Palmsonntag die große Aufführung. Peter Schreier sollte den Evangelist singen. Und plötzlich kam die Nachricht, dass Schreier nicht kommen konnte. Und so musste van Kesteren beide Rollen singen. Nach Amsterdam musste er 1974 noch 17 Mal die Matthäuspassion singen.
Der Protestant sagte dazu "In mir leben zwei Tendenzen. Denn die wirtschaftliche Seite ist natürlich nicht zu verniedlichen. Ich habe mehr Geld mit der MP verdient, als Bach selbst. Aber auch der religiöse Aspekt. Man muss dem Publikum eine Nachricht vermitteln. Denn dafür kommen viele Menschen. Für sie ist es sowas wie ein Ostergottesdienst.
Die Arien...: das 'O Schmerz, hier zittert das gequälte Herz...'. Das ist ja reine Dramatik. Ein Mann auf seinen Knien, der sich fragt "Was habe ich mit meinem Leben getan".
Wie lange er tatsächlich den Münchener Theatern verbunden war, ist nicht exakt zu rekonstruieren, van Kesteren selbst gibt auch mehr Zahlen. Vermutlich siebzehn Jahre. Es könnte aber auch bis zwanzig sein. Jedenfalls wurde seine Anstellung dort von ihm aufgelöst. Er fand den Generalintendanten zu diktatorisch (vide der Grund der Entlassung aus der Marine). Wortwörtlich "...wegens de onheuse en tyrannieke houding van de intendant."
Über die Kritik hatte er eine deutliche Meinung. Und die war nicht so freundlich dem Kritiker gegenüber. "Ich gab einmal in Rio de Janeiro ein Konzert von drei Stunden. Ein Kritiker widmete dreiviertel seines Artikels van Kesterens Frack".
Aber auch die Claque in Wien. "Meist waren das Studenten. Etwa 35 Mann, die sich in kleinen Grüppchen unter das Publikum mischen. Wenn Du in Wien auftrittst, kann es passieren, dass du telefonisch gefragt wirst 'Willst du heute Abend einen großen Applaus?' Wenn man das verneint, wird man - einmal auf der Bühne - ausgebuht. Sie sind nun eben da".
Trotz allem blieb van Kesteren ganz nüchtern unter den Erfolg. Vielleicht auch, weil er so unglaublich viel Humor hatte. So erzählte er vom Gemüsehändler seiner Mutter, den sie damals schon über 45 Jahre hatte: "Dein Sohn, das ist doch der Sänger? Was für'n Beruf. Nur Abends singen. Was schafft er denn am Tage..."
Sein ganzes Leben lang studierte van Kesteren weiter. Beim Singen hatte er eine goldene Regel: "Zing alleen waar je authentiek in bent." (Sing nur, worin du authentisch bist).
Und das, zusammen mit dem dauernden Studium, war s.E. der Grund, warum er bis in sehr hohem Alter noch immer eine fabelhafte Stimme und Stimmbeherrschung besaß.
Studieren und studieren und studieren und...
Er sang viel und oft, sehr oft sogar. "Ferien gibt es nicht bei uns", sagte er einmal. "Ich könnte sie natürlich nehmen, aber kann mir das nicht leisten. In unserem Fach muss man die Früchte pflücken, wenn sie vor der Nase hängen".
Über das Ende seiner Karriere sagte er "Wenn Du populär bist, bekommst du Schwierigkeiten, wenn die Popularität hin ist. Es gibt keinen, der deinen Abstieg, deinen Rückzug geistig betreut".
Man kann nicht sagen, dass van Kesteren sich je von der Bühne verabschiedet hat. Denn bis in sehr hohem Alter gab er noch Vorstellungen.
Mit Recht würde für ihn gelten "Old soldiers never die, they just fade away".
Aufnahmen von ihm gibt es. Aber ziemlich spärlich, wenn man seine Kapazitäten betrachtet. Insgesamt 27 LP-Aufnahmen sind da. Darunter Opern, Operetten, Konzerte und Solo-Auftritte.
U.a. bei MMS (Belmonte in Entführung aus dem Serail), bei Heliodor, bei Ariola (Postillon de Lonjumeau von Adam), DGG (Palestrina von Pfitzner, Ariadne auf Naxos, Die Kluge von Carl Orff), Decca (Leonore von Paër); viele Oratorien, darunter Carmina Burana von C. Orff auf Eurodisc.
III
Wenn man seine Geschichte liest, ist es, als ob er eine unglaubliche Menge Glück gehabt hatte.
So hatte van Beinum sein Vorsingen für das Konservatorium geregelt. Beim Vorsingen stand er dort allein.
Und was sang er? O du, mein holder Abendstern", eine Baritonrolle (Tannhäuser). Er hatte kaum eine halbe Minute gesungen, als Professor Dr. Lothar Wallerstein ihn unterbrach und ihn bat, eine Tonleiter hin und zurück zu singen. Immer in einen höheren Tonart. "Wenn Du noch höher gehst", warnte ihn einer der Prüfer, "kannst du nicht mehr richtig zurück". Und Van Kesteren sang ruhig noch was höher. "...my vocal scales had arrived in the tenoral stratosphere and I long had surpassed that notorious High C!" Wenn ich der Seite "Dutch Divas" glauben darf, hat er sogar bis das hohe F (f2) gesungen.
"Du bist kein Bariton", fasste Prof. Wallerstein es zusammen, "sondern ein sehr hoher Tenor".
Oder sein Engagement in Gelsenkirchen. Er hatte zuvor für das niederländische Radio Don Giovanni gesungen. Welcher Tenor möchte nicht die Rolle von Don Ottavio verkörpern? Mit etwas Glück und Fürsprache bekam er sie. Dass er eine halbe Stunde zu spät war, ist eine Geschichte an sich. Dafür konnte er nichts. Jedenfalls war er kaum 10 Sekunden im Aufnahmeraum, als er schon singen musste.
Am nächsten Tag fuhr er nach Deutschland. In Gelsenkirchen stoppte er, schaute sich um, und sah, dass ausgerechnet dort diesen Tag den Don Giovanni ausgeführt wurde. Neugierig, wie ein Tenor es unter normalen Umständen singen würde, kaufte er eine Karte und hörte sich die Vorstellung an. Und sofort bemerkte er, dass der Tenor heiser war. Und wohl so, dass dadurch die Vorstellung nicht ausgesungen werden konnte. Ohne Zaudern begab er sich hinter den Zuschauerraum, sagte was er gehört hatte und "diagnostizierte", dass ein anderer Tenor kommen musste. Damit waren alle Anwesenden einverstanden. Aber wo ihn zu holen? Darauf sagte van Kesteren, er habe die Partie noch gestern für das niederländische Radio gesungen. Auf der Stelle wurde er engagiert. "Aber", so sagte er, "Ich hab Italienisch gesungen. Und hier wird Deutsch gesungen". Was jetzt?
Auch hier wusste er Rat. Der Tenor würde "stumm" auf der Bühne weiter spielen. Er selbst würde dann aus dem Orchestergraben singen.
Als die Vorstellung beendet war, und er auf der Bühne in Reisekleidung zwischen den in prächtigen Gewänder gekleideten Spieler stand, bekam er eine stehende Ovation. Und wurde er sofort für die Aufführungen des Don Giovanni des nächsten Jahres eingeladen.
Dieses Einspringen führte zu einer lebenslänglichen Freundschaft mit der später so berühmten Mezzosopranistin Marilyn Horne. Damals sang sie in jener Aufführung mit.
Die Namen der Menschen, mit denen van Kesteren auftrat, denen er begegnete, oder von wem er Unterricht bekam, ist eine Liste, die man nur staunend lesen kann.
Professor Dr. Lothar Wallerstein wurde schon genannt. Dieser große "vorkriegse" Regisseur und Oberspielleiter der Wiener Staatsoper war damals am Königlichen Konservatorium Den Haag verbunden. Von ihm lernte van Kesteren, was darstellen in einer Oper bedeutete. Und wie es zu tun. Willem Ravelli war sein eigentlicher Gesangslehrer.
Als er ungefähr ein Jahr dort studierte, bekam er die Chance, ein halbes Jahr bei Nadia Boulanger zu studieren.
Was sagt z.B. der Name "Vera Schwartz" den Menschen von heute? Dazu muss man schon Kenntnisse der zwanziger und dreißiger Jahre haben. Diese Sängerin trat zusammen mit Richard Tauber auf in der Erstaufführung vom "Land des Lächelns". Sie war sehr berühmt. Nach dem Kriege gab sie ab 1948 Meisterkursen am Salzburger Mozarteum.
Auch von ihr bekam van Kesteren Unterricht.
Obwohl Operette nicht seine große Liebe war, hat er doch in mehrere Operetten mitgespielt. U.a. im Theater an der Wien, wo er 20 Juli 1969 in der Lustigen Witwe sang. Er hatte einen tragbaren Fernsehapparat in seiner Garderobe und war so Zeuge der ersten Landung auf dem Mond. Als er das dem Manager sagte, fragte der ihm "In wie vielen Sprachen kannst Du das dem Publikum sagen"? Die Antwort war befriedigend, denn der Manager bat ihn, die Vorstellung zu unterbrechen und das dem Publikum mitzuteilen.
Na, das würde er mal auskosten. Am schlechtesten Punkt (vom Dirigenten aus), denn gerade sollte das Viljalied gesungen werden, unterbrach er die Vorstellung und wartete bis Totenstille herrschte. "Der Dirigent, der von nichts wusste, erbleichte sichtbar," schrieb er vollem Genuß. "Stell mal vor, in einem so alten Theater, mit einer Tradition von über 200 Jahre, die Vorstellung unterbrechen...."
Er machte die Ansage in vier Sprachen. Jedesmal wurde am Ende applaudiert.
Als die Vorstellung beendet war, bekam er viel mehr Applaus als die anderen Sänger. "So erntete ich für die Leistung von drei tapferen Männern".
Wie muss man über einen Sänger urteilen? War er gut, oder gefiel er nur.
Ich denke, dass ich hier zwei Gründe nennen kann um Van Kesteren "einzuordnen".
1. Nur die Matthäuspassion schon hat van Kesteren gesungen unter dem Dirigat von Topdirigenten wie Klemperer, Pritchard, Bernstein, Kleiber, Kubelik, von Karajan, Barenboim, Barbirolli, Böhm, Muti, Mehta, Frühbeck, Leinsdorf, Richter, usw.
2. Unzählbar sind die Beispiele von Sänger, die wegen schlechten Technik oder falschen Rollenwahl schon früh die Stimme verdarben. Dagegen sang Van Kesteren noch, als er über achtzig war. Und das, obwohl er immer extrem hohe Noten gesungen hatte.
Kenner (wer sind denn das) betrachteten ihn als einer der besten Tenöre des 20. Jahrhunderts.
Das Blatt "Opera and Concert" brachte eine Liste der 100 besten Tenöre des 20. Jhdt. Die Liste wurde zusammengestellt durch Musikkritiker aus 42 Ländern.
Dass er da Platz 42 innehatte, wogegen Pavarotti "nur" Platz 51 bekleidete, sagt mir nichts.
Dagegen sagt die Tatsache, dass er überhaupt auf so eine Liste erscheint, mir sehr viel. Denn dann wird es verständlich, das Carl Orff ihn als Traumbesetzung für Carmina Burana betrachtete.
Dass seine Flügel beim Aufnehmen dieser Oper für einen Film plötzlich brannten, ach, ein Griesgram den das stört.
Auf dem folgenden Foto sieht man einen "angebratenen" Van Kesteren. Das Foto war gleich nach dem Brand gemacht worden. Deutlich sieht man, dass die Haare der Perücke versengt waren.
Vlnr: Van Kesteren, Carl Orff und Regisseur Jean-Pierre Ponelle
Die schönste Anekdote, die er erzählte, kann ich Euch doch nicht vorenthalten. Ich sehe die Szene so vor mir.
Holland Festival, Händelkonzert in Gouda in der Kirche. Generalprobe.
Gouda liegt schon im orthodox protestantischen Gebiet. Van Kesteren kam dorthin in blauer Freizeitkleidung. Als er die Kirche betrat, sah er die Orchestermitglieder in stimmigen schwarzen Anzügen. "O je, das ist ja schlimm, denn bedeutet, dass es Publikum gibt".
Er wendete sich zu dem mit ihm befreundeten Sekretär des Chores. Und der wusste Rat. Sie waren ungefähr gleich gebaut. "Du nimmst meine Kleider, ich ziehe die Deinigen an und verkrieche mich hinter den Chormitgliedern".
Nur gab es eine Hürde... Es gab keinen Umkleideraum.
Macht nichts, denn der Organist hat doch seinen eigenen Raum.
So gesagt, so getan.
Nur wollte das Unglück, dass der Organist die Tür öffnete als sie beide nur in Unterhosen standen.
Seine Augen wurden riesengroß. "Fieslinge" raunte er ihnen zu. Schmiss die Tür zu, und verschloss sie. Später kam dann der Dirigent mit einem Polizisten. Die glaubten ohne weiteres ihrer Erklärung. Der Organist dagegen würdigte ihnen keinen Blick mehr.
IV
Lange hat van Kesteren nach der Frau in seinem Leben gesucht. Und als er sie entdeckte, war er innerhalb 5 Monaten verheiratet: Louise Rouner, Tochter eines amerikanischen Pfarrers, lernte er in Salzburg kennen. Er besuchte damals einen Sommerkurs am Mozarteum.
Weil sie selbst Musik und Gesang studiert hatte, konnte sie seine Bedürfnisse gut verstehen.
Bei der Heirat und nach fünfzig Jahren
Der Trauungsbeamte sagte u.a. "Ich hoffe, dass eure Ehe ein Land des Lächelns sein wird". Teils in Niederländisch teils in Englisch hielt er eine Rede. Dabei gab es viele "musikalische" Anspielungen". Weil viele Sänger aus Berlin (dort war er angestellt), Wien und Paris anwesend waren, nannte er diese Feierlichkeit ein "Ausverkauftes Haus".
Van Kesteren hat den größten Teil seines Lebens im Ausland gelebt. Und dennoch fühlte er sich immer als Niederländer. "Genau wie Heesters", bemerkte er. "Wenn meine Frau und ich in die Niederlande kommen, fühle ich doch was. Auch wenn ich anderswo Erfolg habe, besteht ein Band zu diesem Land. Es ist fremd, aber hierher komme ich am liebsten."
Freiwillig ging er dann auch nicht, sondern gezwungen, weil man ihm ein 'Almosen' (meine Zusammenfassung) bot: für drei Aufführungen des "Don Pasquale" nebst zwei Wochen proben, das Lernen der italienischen Rolle und die (tägliche) Fahrt mit dem Zug von Den Haag nach Amsterdam 300 Gulden (damals 375 DM).
Die Antwort, die er auf seine Absage bekam, ist lustig "U zult begrijpen dat door uw handelswijze de deuren van de Nederlandse Opera voor eeuwig voor u gesloten blijven." (Sie werden verstehen dass durch Ihr Benehmen die Türen der niederländischen Oper für immer für Sie verschlossen bleiben werden). Er hat später da zig Mal gesungen.
Was ich erst am Ende meiner Suche nach Texten und Information fand, ist ein Hinweis auf den letzten Wunsch von John van Kesteren.
Er, der sein Land so unendlich liebte, hatte in den siebziger Jahre ein Gedicht geschrieben und es vertont "Voor jou, mijn Nederland". Im August 2008 wollte er seine Abschiedsreise machen nach seinem Heimatboden. Seine Gesundheit war schon nicht mehr so gut.
Er wünschte sich, im Vaterland dieses Lied noch einmal zu singen. Es wurde ihm nicht mehr gegönnt.
Ik houd van dat land,
Dat land aan de zee,
Met z'n water en wolken,
Z'n weiden en strand
Ik neem waar ik ga,
Jou graag met mij mee,
Al teistert een storm van geweld onze wereld,
Voor mij blijf jij m'n toeverlaat
Een vurig hart dat voor je slaat,
Vóór jou mijn Nederland!
Ich liebe jenes Land,
Jenes Land am See,
Mit seinem Wasser und Wolken,
Seine Wiesen und Strand
Ich nehme, wohin ich auch gehe,
Dich gerne mit mir mit.
Und wenn ein Sturm der Gewalt unsere Welt heimsucht,
Bleibst du für mich meine Stütze
Ein feuriges Herz dass für dich schlägt,
Für dich, mein Niederland!
Erst wenn man sich realisiert, was er im WK II erlebte und dulden musste, kann man den Inhalt dieses Gedichtes verstehen. Auch John van Kesteren war ein Opfer des Krieges.
Für diese Biographie schulde ich mehrere Personen Dank.
Piet Verbeek von Webseite "Dutchdivas.net."
Maarten Streefkerk von Webseite "johnvankesteren.nl"
Diese beiden Herren gaben mir Zustimmung Links von Fotos in Tamino zu kopieren.
Der Text auf ihrer Seiten war eine wertvolle Ergänzung von "Sir John's Diary".
Und natürlich Elisabeth, die nicht nur Korrekturen machte, sondern auch aktiv mitlas. Und manchmal einen Satz umbaute. Denn was für mich eine Selbstverständlichkeit war, ist das darum noch nicht für einen anderen.
LG, Paul