Aldo Protti wurde am 19.7.1920 in Cremona geboren.
Nun ich habe persönlich ein, vielleicht für andere Opernfreunde, anderes privates Bild von ihm, denn er wohnte, vis-a-vis von meiner Tante, in dem Wohnhaus im 6. Bezirk und ich sah ihn selbst sehr oft und wir hatten eine gute Freundschaftsbeziehung, die sich nach dem Abgang Karajans von der WSO, eigentlich nur mehr auf Briefe und Glückwünsche zu Weihnachen und Geburtstagen, beschränkte.
Er stellte sich vielleicht nicht gerade als feinsinniger Gestalter vor, auf jeden Fall aber als ein begnadeter Sänger, etwas respektlos, als ein echter Haudegen der italienischen Oper, aber mit Seele und mit viel Herz.
Was ich von ihm selber weiß, war er zuerst Arbeiter in einem Marmorwerk, wollte dann Maschinist bei der Eisenbahn werden. Da kam allerdings der Krieg dazwischen und der war die Ursache zu seinem späten Gesangstudium am Konservatorium von Parma erst spät beginnen konnte. Zu mir sagte er, dass er als Soldat hat die ersten Konzerte gegeben habe. Nach dem Krieg verstärkte sich die Konzerttätigkeit und 1948 kam es zu seinem Bühnendebüt.
Plattenaufnahmen als Rigoletto und Jago und internationale Verpflichtungen ließen nicht lange auf sich warten. Über ein Vierteljahrhundert lang gehörte er sozusagen zur ersten internationalen Garde, während er in den letzten Karrierejahren, etwa in den ausgehenden 1970 bis in die 1980er Jahren, durch den Abgang Karajans von Wien, mehr in der ital. Provinz sang.
Nichtsdestoweniger kam es aber dann 1985 zu einem verspäteten Met - Debüt, aber nur ein einziges Mal.
Viele österreichische Opernfreunde haben ihn dann noch in Graz erleben können, wo er bei Gastspielen sehr erfolgreich war und auch die Amici del belcanto in Neunkirchen konnten ihn zweimal für Konzerte gewinnen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie er dort gleich in einem Zug mehr als ein Dutzend Arien geschmettert hat, von uns umjubelt, denen diese Unmittelbarkeit einer Stimme in der Oper schon lange abgegangen ist.
1949 hat er seinen ersten Rigoletto gesungen. Mit 418 Auftritten seine absolute Lebensrolle. Beim Gespräch mit ihm waren es schon fast 350 Mal. Seine letzten Auftritte als buckliger Hofnarr haben 1992 in Rom und Florenz stattgefunden.
39 Mal war Aldo Protti auch an der Wiener Staatsoper als Rigoletto zu erleben, u.a. auch bei der Neuinszenierung von 1962 unter Tullio Serafin.
Auch kann ich mich an seinen Jago in Verdis "Othello" sehr gut erinnern, und er hat diese Partie zumindest auch an die 25 Mal an der Wiener Staatsoper gesungen.
Insgesamt 43 Mal hat er die Titelrolle im "Barbier von Sevilla" im Laufe seiner Karriere gesungen (leider nie in Wien), in dem es sonst keine heiteren Partien gegeben hat, keine einzige Mozart-Partie.
Dafür aber eine ganze Reihe von Rollen, die wir kaum mit seinem Namen verbinden würden: den Holländer etwa oder den Telramund. "Dantons Tod" von Gottfried von Einem, Schumanns "Genofeva".
In erster Linie aber standen Puccini und vor allem Verdi:
17 Verdi-Rollen hat Aldo Protti verkörpert: Davon sang er allerdings nur ein einziges Mal den Macbeth und auch nur einmal den Falstaff. Und auch der Ford im "Fallstaff" lag mit zwei Auftritten wohl nicht ganz auf seiner Linie,
Am 10.8.1995 starb er wenige Wochen nach seinem 75. Geburtstag.