Heiterkeit und Fröhlichkeit - Anekdoten von Sängerinnen und Sängern

  • Nachdem wir so ernsthaft, tiefgründig, fachlich kompetent - manchmal sogar mit philosphischem Tiefgang diskutieren, möchte ich gerne heitere und anekdotische Beiträge von und um unsere Sängerlieblinge initiieren.
    Macht Ihr bitte mit?
    Wiener Staatsoper Klavierprobe zu "Rheingold". Kein Geringerer als der Chef, Herbert von Karajan, der auch selbst Regie führte, saß am Flügel. Oskar Czerwenka und Gottlob Frick, die dicke Freunde waren, sangen die Riesen. Frick war ein altgedienter Riese, während Czerwenka zum ersten Mal auf den Kothurnen auf einer schiefen Ebene der Staatsopernbühne stand. Plötzlich sagte der Oskar zum Lobl (Kosename von Frick) "Du Lobl mir ist net gut auf dene Stelzen. Ich glaub' ich muss mal raus." Darauf Frick: "I' glaub' Du kannscht gehe, der isch ja erst ganz vorne bei de Rheintöchter." Czervenka ging und Karajan machte einen Riesensprung. "Die Riesen bitte - Wo ist denn der Czervenka? Frick erwiderte :"Chef auch ein Riese ist nur ein Mensch". Karajan gereizt. "Was soll das heißen? - der hat da zu sein, wenn ich ihn brauche". Darauf der Lobl in schönster Wagner Alliteration:
    "Chef dort wo sein Drängen Frieden fand. - Drangfried ward dieser Ort genannt." Karan soll als enziger nicht amüsiert reagiert haben.


    Herzlichst
    Operus

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  • Ich spendiere ein 'n' für den kastrierten Sänger sowie ein 'ja' für den Dirigenten...


    ;)

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Vielleicht wird aus der ernsthaften Gundhaltung mit der im Forum diskutiert wird mein Anekdoten-Thread nicht so angenommen, wie ich mir das vorstellte. Ich würde gerne auch mal schmunzeln und lachen, wenn ich die Beiträge lese. Wo sind die humorvollen Forianer, die das ebenfalls möchten?
    Als weitere Starthilfe will ich eine geradezu klassiche Anekdote einbringen: Margarete Klose, die große Wagner-Altistin galt als sehr ensthaft, weil sie kaum einmal lachte. Bei ihrem Auftritt im Rheingold bei dem sie Wotan vor Alberichs Fluch mit den Worten warnt:"Weiche Wotan, weiche" flüsterte ihr der Bariton Jaro Prohaska zu: "Was für Eier liebst Du Margarete"? Darauf musste sie antworten: "Weiche Wotan, weiche." Daraufhin soll sogar Frau Klose gelacht haben.
    Herzlichst
    Operus
    =) =) =)

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  • Zitat

    original operus
    Vielleicht wird aus der ernsthaften Gundhaltung mit der im Forum diskutiert wird mein Anekdoten-Thread nicht so angenommen, wie ich mir das vorstellte.


    Lieber operus,


    das würde ich so nicht sagen, es kennt wahrscheinlich nur niemand so köstliche Anekdoten wie Du. Nur weiter. :yes: :yes: :yes:


    LG


    Maggie

  • Liebe Theodora,
    liebe Maggie,


    nach dieser Ermunterung also gleich eine weitere Anekdote, natürlich vom so humorvvollen, mir verbundenen Gottlob Frick.


    Lohengrin-Premiere an der Wiener -Staatsoper. Inszeniert hat der allgewaltige Chef, Herbert von Karajan, höchst persönlich. Wobei er dem Vernehmen nach, wenn er Regie führte immer besonders nervös und ungenießbar gewesen sein soll. In den Proben ermahnte der Perfektionist Karajan alle Mitwirkenden einschließlich Chor und Statisten, dass ja niemand eine Uhr tragen darf. In mehreren Szenen, Königsgebet usw., müssen die Speere in die Höhe gereckt werden. Die Uhren hätte dann das Publikum gesehen, was natürlich ein böser Anachronismus gewesen wäre.
    Es kam wie es kommen musste Ein Darsteller trug gut sichtbar eine auch noch wuchtige Uhr am Handgelenk. Karajan tobte bereits in der Pause der Vorstellung. Darauf Gottlob Frick, der den König Heinrich sang:;"Chef, da war aber noch etwas". Karajan gereizt: " Was war denn noch"? Darauf Frick: Chef die Uhr ist auch noch falsch gegengen". Der Spaßvogel musste Flüchten.
    Viel Vergnügen!
    Herzlichst Operuns
    :hello::hello:

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  • Lieber Operus,


    das kann ich nur bestätigen und unterstreichen, denn alle derartigen Anekdoten, die ich kenne, würden von so bekannten Quellen wie Leo Slezak ("Wann geht der nächste Schwan?") und seinen gesammelten Werken (nebst Wortbruch und Rückfall) oder von Otto Schenk stammen.


    Die zu zitieren hindert mich aber nicht nur das Copyright, sondern vor allem der Umstand, dass ich die meisten hier als bekannt voraussetze.


    Für Deine Anekdoten gilt das dagegen nicht. Um so dankbarer bin auch ich dafür.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Lieber Rideamus,
    danke für die Ermunterung. Ich finde es fast unbescheiden, wenn ein ganzer Thread von einem "Vielschreiber" bestritten wird. Aber durch Euren Zuspruch lasse ich mich nicht entmutigen.
    Durch meine jahrzehntelange Freundschaft mit Gottlob Frick,weiß ich von ihm zahlreiche Anekdoten. Vielleicht schreibe ich einmal ein kleines Büchlein über seine Aekdoten. Das wäre eine nette Ergänzung zu den beiden Biographien über den Sänger. Vielleicht lasse ich dies doch besser und erheitere exklusiv Euch, meine lieben Forianer.
    Herzlichst
    Operus

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  • Die Probe eines großes Werkes mit einem über 300 Sänger starkem Chor und großem Orchester.


    Ich stand vorne als eine von 4 Solisten und harrte der Dinge die da kommen sollten, sie kamen auch. Der Professor, seines Zeichens Dirigent und Chorleiter, wirbelte auf seinem Podest und versuchte alle unter einen Hut zu kriegen, was nicht so einfach schien. Irgendwann fragte er, "meine Herren, kommen sie zurecht?" Der Konzertmeister antwortete: "WIR ja". :untertauch:
    Eine peinliche Situation.
    Das Konzert verlief aber ohne Peinlichkeiten dann ganz gut.


    Liebe Grüße

  • Birgit Nilsson, die große schwedische Sopranistin war ebenfalls humorvoll und schlagfertig. Sie galt auch als besonders geschäftstüchtig. In einer Probe sagte Herbert von Karajan zu ihr: Frau Nilsson, wo andere Sängerinnen das Herz haben, sitzt bei Ihnen offensichtlich das Portemonaie". Darauf die Nilsson: "Wie schön Herr von Karajan, dann haben wir wenigstens etwas gemeinsam".
    Herzlichst Operus

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  • Und gleich noch eine Anekdote von der Nilsson.
    Als junge Sängerin probte Sie erstmals mit Hans von Knappertsbusch. Kna war ob seiner drastischen Redensarten berühmt und berüchtigt.
    Plötzlich rief er laut: "Was singt denn die Kuh da oben". Darauf mutig die Nilsson:" Das was der Ochs da unten dirigiert." Ab da soll die beiden eine unzertrennliche Freundschaft verbunden haben.
    Herzlichst
    Operus

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  • Der Pianist Norman Shetler nach einem Konzert von Jessye Norman.


    Shetler: Hi, my name's Norman, too.
    Norman: Hi Mr. Norman.
    Shetler: No, the name's Shetler.



    audiamus



    .

  • In einer Probe mühte sich ein junger Bass redlich, seinen sängerischen Ausdruck zu finden. Hans Knappertsbusch rief ihm zu: "greindln und fricken Sie doch net so sehr,Sie schaffens ja doch nicht".
    Herzlichst
    Operus, der sich langsam zum Anekdotenerzähler entwickelt.

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  • Und noch eine Anekdote als Zugabe:
    Otto Klemperer probte mit Fischer Dieskau. Plötzlich wagte sich der damals noch junge, relativ unbekannte Sänger zum berühmten Dirigenten-Großmeister zu sagen: "Herr Professor könnten wir die Stelle bitte nicht schneller und schlanker musizieren"? Klemperer:"Wie kommen Sie denn da drauf?" Herr Professor, das sagt mir mein musikalisches Stilgefühl, vielleicht ist es auch Eingebung von oben".
    Am nächsten Tag bei der Probe vor dem gesamten Orchester und den anderen Mitwirkenden sagte Klemperer:" Fischer kommen Sie einmal zu mir. Wissen Sie ich habe gestern mit dem da oben noch telefoniert. Der kennt Sie gar nicht"!
    Herzlichst
    Operuns

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  • Sagitt meint.


    Ich lese so schöne Dinge über den humorlosen Karajan und möchte eine kleine Geschichte dazu beitragen, von einem Dirigenten, der im Habitus Karajan immer nacheiferte,ohne allerdings im entferntesten dessen Format zu haben.


    Es wurde Paulus geprobt. Eine ehemals sehr bekannte Sopranistin sollte die Rezitative singen, was sie aber nicht konnte, Besagter Dirigent traute sich nicht, ihr dies zu sagen ,sondern werkelte mit dem Orchester herum, bis erregt der Konzertmeister aufstand und sagte: Herr.. gehen sie davon aus, wir werden das heute Abend richtig spielen.


    Daraufhin klappter Besagter die Partitur zu und die General!Probe war beendet.


    Das Konzert fand dennoch statt. Ein Ritt über den Bodensee.

  • Wien "Holländer-Premiere mit Josef Krips am Pult. Jnge Borkh - Senta,
    Otto Edelmann - Holländer, Gottlob Frick - Daland. In der berühmten Daland-Arie heißt es im Original ".... mögst Du den edlen Mann empfangen". Natürlich ließ sich Gottlob Frick die Gelegenheit nicht entgehen und sang mit seiner Wortverständlichkeit ...."mögst Du den Edelmann empfangen". Lachen bei den Solisten auf der Bühne, kichern im Publikum. Heiter, drohende Geste vom Dirigenten für Frick.
    Herzlichst
    Operus
    :D:D

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  • Meine Lieben,


    Die berühmte Wagner-Sängerin Lucie Weidt zählte nicht zu den Bühnenkünstlern von ätherischer Schlankheit. Eine böse Zunge dichtete einstmals:


    "Winde Dich, Wuzelwurm, wonnige Weidt, in Wagners "'Walküre'!"


    LG


    Waldi

  • Meine Lieben,


    Die Wiener konnten mit ihren Sängern manchmal recht herzlos sein. So wurde auch Marie Wilt wegen ihres zunehmenden Umfangs immer öfter zum Zielpunkt von Karikatur und Anekdote. Hier eine besonders boshafte:


    Der Operndirektor Herbeck fühlt sich schlecht und konsultiert den Arzt. Der horcht ihn ab, beklopft ihn, schüttelt den Kopf und meint: "Typischer Fall von Überarbeitung, Herr Direktor müssen unbedingt mehr Bewegung machen! Am besten, Sie fahren nach Ischl und wandern von dort täglich einmal zum Wolfgangsee!" Herbeck ist entsetzt: "Aber, Herr Doktor, Sie wissen doch, wieviel ich zu tun habe; ich bin in Wien einfach unabkömmlich. Gibt es denn gar keine Alternative?" Der erfahrene Medizinmann überlegt. Plötzlich verklärt sich sein Gesicht: "Ich hab's!", ruft er, "Wissen's was, Herr Direktor, gehen'S dreimal täglich um die Wilt herum, das ist mindestens die gleiche Strecke!"


    (Die unglückliche Wilt soll eine phänomenale Stimme gehabt haben, mit den Männern hatte sie jedoch Pech. Ihr Mann, einer der leitenden Fachleute beim Opernbau, war gegen ihre Karriere, Als sich seine Frau nicht aufhalten ließ, ging die Ehe in Brüche. Als Alternde verliebte sich die Wilt hoffnungslos in einen wesentlich jüngeren Mann und stürzte sich vor Verzweiflung aus dem Fenster.)


    LG


    Waldi

  • Lieber Waldi,


    Du schilderst eine Anekdote mit traurigem Ausgang.
    Gleich noch eine aus dieser Ecke: Der gefürchtete, kompetente Wiener Kritiker Löbl bezeichnete die Konetzni Schwestern, als sie Venus und Elisabeth im Tannhäuser sangen, als "zwei Kommoden auf Radeln"
    Herzlichst
    Operus .

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  • Etwas selbst erlebtes:


    Ich habe mich in meinem Leben nur ein EINZIGES Mal um ein Autogramm angestellt (und es auch - aufs Programmheft - bekommen)
    Ich wollte einfach diese Erfahrung machen . und die Atmospäre geniessen.


    Es war anfang/mitte der siebziger Jahre nach einer Aufführung von Einems "Der Besuch der alten Dame"
    Wir alle warteten am Bühnenausgang der Wiener Staatsoper auf Christa Ludwig. sie kam relativ spät , war einerseits gezeichnet von den Mühen der aufführung - andrerseits schrecklich nervös.
    Sie weigerte sich Autogramme zu geben, bevor ihr Taxi hier wäre - versprach aber, es dann warten zu lassen und allen Wartenden ihr Autogramm zu geben - (ein Versprechen welches sie einlöste)


    Das Taxi war da - Jeder bekam sein Autogramm - und vor jeden hatte sie ein par worte parat.
    Dann kam ein junges mädchen, welches ihr ein Photo als Autogrammkarte entgegenhielt. Die Ludwig blickte kurz auf das Bild und fragte dann das Mädchen:


    "Aber Kinderl, wissn Sie eigentlich WIE alt dieses Bildl schon ist ?"


    "Nein, Gnädige Frau"


    Darauf die Ludwig erleichtert - mit Stoßseufzer:


    Na Gott sei Dank !!!




    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    auch so ein Erlebnis:
    "Tristan" unter Carlos Kleiber in Stuttgart. Natürlich für die schwäbische Metropole ein Ereignis. Großer Andrang von Autogrammjägern am Bühnentürl. Wolfgang Windgassen und Gottlob Frick umringt von jungen Damen.
    Ruft Frick zu Windgassen hinüber: "Siehst Wolfi, damals wo wir mit dene Mädle was anfangen konnten, waren se net so zahlreich da"!
    Herzlichst
    Operus

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  • In London saßen die berühmten Wagner-Sänger Birgit Nilsson, Wolfgang Windgassen, Thomas Steward, Hans Hotter und Gottlob Frick in gemütlicher Runde zusammen und kauften Lose. Als die Ziehung kam lagen sie um eine einzige Zahlr neben dem Hauptgewinn. Sofort ging die Diskussion los: "Was würdest Du mit dem vielen Geld anfangen?" Der eine wollte ein neues Auto, ein Haus, eine Traumreise. Gottlob Frick antwortete trocken:" Na, ich würde mir den Furtwängler als Korrepetitor nehmen.
    Herzlichst
    Operus

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  • Die berühmte Niederländische Sopranistin Gré Brouwenstijn hat eine Unmenge an Anekdoten hinterlassen. Leider kann ich die meisten nicht in ihrer mini-Biographie erzählen.
    Dieser Thread dagegen bietet mir eine wunderbare Möglichkeit einige los zu werden. :D


    Es geschah während WK II. Da mußte Geld verdient werden, und so hatte sie, zusammen mit einer Altistin, ein Tenor, ein Bariton und ein Baß nebst einem Pianisten, eine Gruppe formiert. Diese Gruppe reiste durch's ganze Land.
    So kam sie einmal in Maastricht. Dort gab es eine Menge Pflaumenbäume. Und die Pflaumen waren reif.
    Robert Schleger (Tenor?, Bariton?) hatte sehr viel davon gegessen, Und die Rache der Pflaumen kam ziemlich schnell. Er wurde grün, er wurde fahl, ja leichenblaß. Und rannte spornstreichs Richtung Toilette. Man hörte fremde Geräusche.


    Man rüttelte an die Tür, schlug darauf, fluchte, flehte... Er wimmerte nur.
    Endlich kam er taumelnd heraus, aschfahl und sagte jammernd "Ich kann nicht singen. Ich habe die Racekack".
    "Nix davon," sagte der Baß. "Du singst mit Deinem Mund, nicht mit Deinem... :stumm:"


    Als er endlich auf der Bühne kam, durch die Mitsänger darauf gestoßen, waren die Zuschauer sofort emotionell bewogen. Sie hatten noch nie einen Sänger gesehen, der so wunderbar das Lebensende darstellte.
    Als die Aufführung beendet war, rannte Schleger sofort wieder Richtung WC. Speziell für ihn war das freigehalten.


    Ein Kritiker schrieb über dieses emotionelle Einfühlungsvermögen "Sogar sein Körper krümmte sich von innerlichen, höllischen Schmerzen".


    LG, Paul

  • Als Gré Brouwenstijn noch Kind war, gewann ihre Mutter einmal eine Violine.
    Wenn sie etwas haßte, war es Verschwendung. Und darum mußte das Ding benützt werden, denn sonst war das Geld vergeudet.
    Ab dieses Moment war Brouwenstijn gezwungen Sonntagmittags auf diesem Jammerbrett zu streichen. Schönes Wetter oder Regen: sie mußte spielen. Die Freundinnen und Freunde spielten auch. Aber draußen. :angry:
    Und Brouwenstijn inzwischen sägen. :motz:


    Die Mutter war so begeistert vom Instrument, daß die arme Gré fünf Jahre lang Violineunterricht bekam. :kotz:


    Jahre vergingen, und Brouwenstijn mußte von der Mutter Violine spielen. Letztlich blieb das Miststück bei einem ex-Verlobten, zusammen mit allen gesparten Töpfen und Pfannen. :D
    Jahre später bekam sie von der Mutter ihres Ex' die Violine zurück. "Ich hab aber nie mehr darauf gespielt. Das Ding war ein Brutkasten von Holzwürmern und fiel sofort aus einander".


    LG, Paul

  • Lieber musicophil,


    bitte bringe auch weiterhin möglichst viele Anekdoten von der offensichtlich so humorvollen Gré Brouwenstijn. Ich kann zahllose von dem mir eng verbundenen Gottlob Frick beisteuern . Wahrscheinlich sind es besonders mit Humor gesegnete Sänger, um die sich die Anekdoten ranken. Also gleich noch eine.
    Gottlob Frick, ein leidenschaftlicher Jäger, war auf einer großen Jagd in Oberbayern eingeladen. Nach dem Trieb feierte die Jagdgesellschaft. Dabei wurden auch gesungen. Plötzlich wendete sich ein anderer Jäger an Frick und sagte: "Wissen Sie, Ihre Stimme hätte man ausbilden sollen. Da wäre vielleicht etwas daraus geworden".
    Herzlichst
    Operus
    :D

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  • Es passierte 1969 in Rußland, Jerewan.
    Da gab’s in den Tosca einen sehr dicken Tenor, der gefoltert werden sollte. Er mußte durch einen sehr schmalen Gang zur Bühne, und war in diesem Gang eingeklemmt worden. Der ganze Dekor schüttelte und drohte einzustürzen. Die Bühnenarbeiter versuchten den Dekor stehende zu halten, solange der Dicke eingeklemmt war. Und das dauerte lange, denn er war wie eine Korke in einer Flasche. Und es gab dazu noch ein Problem: von der Hinterseite wurde er gestoßen Richtung Bühne, aber von der Vorderseite versuchte man ihn zurückzuschieben.
    Die unsichtbare Hinterseite gewann, denn plötzlich rollte der Dicke wie ein Kugel über die Bühne. Zusammen mit den Arbeiter, die an der Vorderseite sich mit ihm beschäftigt hatten. Und die Russen blieben todernst. Lachten überhaupt nicht.
    Speziell für den dicken Tenor, wurde der Gang erweitert.


    In diesem Theater stimmte überhaupt wenig.
    So war Brouwenstijn im Zimmer Scarpias, der Ihr das Leben ihres Gatten verspricht und ihn dennoch ermorden läßt.
    Sie sollte sich auf einen Stuhl setzen und für das Leben ihres Mannes plädieren. Ein Diener brachte den Stuhl und sofort brachen davon zwei Pfosten. Sie hat diese Arie darum stehend gesungen.


    Was nun, wenn das passierte als sie schon am Singen war? Man kann doch nicht ohne weiteres durchsingen? Obwohl... vielleicht glaubten die Russen, es gehörte dazu.


    LG, Paul

  • Drei Jahre hintereinander sang Brouwenstijn den Fidelio in Glyndeborne. Sie wohnte dann in einem wunderbaren cottage.
    Das Opera House hatte einen großen Garten mit einem wunderbaren Rasenplatz. Und auf diesem Supergrasfläche picknickten die Engländer bei schönem Wetter.
    Der Cast saß in den Ankleidezimmern und hatte immer Appetit. Durfte aber nicht viel essen, denn mit einem vollen Magen läßt sich schlecht singen.
    So konnten die Sänger nur über den Rasen starren, wie die Engländer Huhn und Sandwiches aßen und Champagne tranken. Es war also eine richtige Tantalusqual wenn nicht Tortur.


    In England waren es aber nicht die Götter, die die Artisten damit quälten, sondern das Publikum verursachte das.
    Vermutlich dadurch wurde bei Regen immer besser gesungen.


    LG, Paul

  • Als Brouwenstijn schon längst eine berühmte Sängerin war, hatte sie noch immer Lampenfieber.
    Sie mußte in Wien unter Karajan singen und bekam fast eine Nervenkrise. "Himmel, laß da Brand ausbrechen, die Bühne einsacken, laß alles falsch gehen, sodaß ich nicht zu singen brauche".
    Sie wußte es ganz sicher "Jetzt bin ich an der Reihe und habe ich einen 'black out'. Wo, wann und wie muß ich entsetzen. Mein Text habe ich vergessen, usw... Laß mich gehen. Bitte, laß mich gehen".
    Heute ist das alles viel leichter, denn man bekommt einen Tranquilizer.
    Sie hatte aber das Pech verheiratet zu sein mit einem Arzt. Und er weigerte absolut ihr eine Beruhigungspille zu verschreiben.
    Einmal, als sie zitternd vor dem Auftritt ihm fragte ob er wirklich nichts hatte, dachte er sehr lange nach und sagte "Ich hatte einen Professor. Der sagte immer 'Wenn man nicht mehr weiß wo und warum, nimmt man das Jodkalium'."
    Sogar das bekam sie aber nicht. Dennoch war Karajan sehr zufrieden.


    LG, Paul

  • Eine etwas gewagtere Anekdote:
    Nach einer Premiere in London wurden die Protagonisten der Königin-Mutter vorgestellt. Als die Reihe an Rudolf Schock kam, sagte Gottlob Frick zu Josef Metternich zwar in Deutsch aber laut und deutlich:" Du Jupp, der Rudi heißt eigentlich SCHROCK". " Lobl spinnst Du? Wieso heißt der Schrock"? darauf Frick: Weil ich ihm das R in seinem Namen abgekauft habe".
    Herzlichst
    Operus

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