Lotte Lehmann

  • Der österreichische Violionist und Komponist Fritz Kreisler schrieb über ihre Stimme:
    Sie spielte mit ihrer Stimme, mit ihrem goldenen Ton, wie ein Violinist auf seiner Geige. Eine Sängerin muss aber mehr als das, sie muss aber jedem Ton eine Gemeinsamkeit geben und muss ihn färben um der Gestalt, eine Gestaltung der dramatischen Situation zu geben, zu unterstreichen, aber nicht übertreibend.
    In dieser Funkton war Lotte Lehmann mit ihrer exemplarischen exzellenten Aussprache, ihrer feinen Musikalität und starken Ausstrahlung die prädestinierte Sängerin.

    Lotte Lehmann wurde am 27.2. 1888 in Perleberg in der Provinz Brandenburg geboren.
    Der Vater hatte einen hübschen Tenor und sang im Perleberger Gesangsverein. Eine Tante, soll nach der Familienüberlieferung die Stimme eines Engels gehabt haben, das war Lili Lehmann. Doch sollte die Tochter, Charlotte, einen "anständigen " Beruf erlernen und Lehrerin werden.
    Schon in Schüleraufführungen fiel ihre Stimme auf. Durch ihre Willensstärke sang sie an der Berliner Königlichen Hochschule vor.


    Später wechselte sie auf die private Gesangsschule der Elka Gerster, jener berühmten Koloratursopranistin, die von Verdi noch persönlich protegiert worden und ernsthafte Rivalin von Adelina Patti gewesen war - und scheiterte.


    Nach dem Studium bei Professorin Luise Götz (geb. Devrient) an der Münchner Musikhochschule begann sie ihre Bühnenkarriere im Herbst 1910 an der Hamburger Oper und debütierte als zweiter Knabe in der "Zauberflöte", mit großem Erfolg.
    1914 wurde die Preußin zum gefeierten und geliebten Star der Wiener Hof- und später Staatsoper.
    1916 etablierte sie sich dort als Komponist, in der Zweitfassung von "Ariadne auf Naxos" eine der wenigen Opern, wo sie mit ihrer gesanglichen"Gegenspielerin" Maria Jeritza auf der Bühne stand.


    Gustav Mahler war Operndirektor geworden, quasi der Abschied vom K.&.K. Österreich-Ungarn, und er hatte als Anfangserstaufführung, nach Dresden, mitgebracht, für Lotte Lehmann die Partie, die sie weltberühmt machen sollte: die Feldmarschallin im "Rosenkavalier". Übrigens von der Kritik wurde die ganze Oper durchwegs vernichtend beurteilt.



    Bis 1938 war sie an der Wiener Staatsoper engagiert und sie sang dort nicht nur im Richard Strauss Fach, older Wagner- und Verdi-Fach ,sowie in der italienischen Opier des Verismo, sondern war auch die Silvester-Fledermaus-Rosalinde. (Mit Leo Slezak als Alfred).


    Als ich sie etwa 1970 bei einem Wien Aufenthalt, im Hotel Sacher, besuchen durfte, bekam ich von ihr 2 LPs, sie war eine reizende Dame, und ich bemerkte zu ihr, dass sie das "Rosenkavalier-Deutsch", quasi "erfunden" hat. Erst Elisabeth Schwarzkopf hat auch ihr ostdeutsches Deutsch wieder zur Feldmarschallin gebracht, was diesem "Schönbrunner - Deutsch" eine eigene Note und eine eigene Ausstrahlung brachte.
    Auf meine Bemerkung zur Rivalität mit Maria Jeritza meinte sie lächelnd, da waren die Anhänger der jeweiligen Sängerinnen stärker, jedoch hat sie damals sehr wenig mit ihrer Kollegin gesungen - da bemerkte ich, das ja damals zwei Ausgangstüren für die Sängerinnen gemacht wurden, wenn der Lehmann - oder der Jeritza Fanclub da waren, dass jede einen anderen Ausgang benutzen konnten. (z.B wenn Lotte Lehmann die Färberin und Maria Jeritza die Kaiserin, in der "Frau ohne Schatten" sangen).


    Diese Bemerkung mache ich ja nur, weil es richtige Fans in Wien gegeben hat, die die Direktion der Wiener Staatsoper dazu veranlasste, zwei Ausgangstüren zu machen, dass es zu keinen Streitereien zwischen den Fans kommen sollte.


    Es war damals Usus, dass die Sängerinnen in der Kärtnerstrasse hinausgingen, und die Sänger in der Operngasse.


    Lotte Lehmann sang alles, was für einen lyrischen Sopran geschrieben wurde, hier meine ich vor allem Mozart, Weber und Richard Strauss, und damals auch geschrieben wurde, es gab damals noch Komponisten, die für eine Lehmann komponierten z.B. "Das Wunder der Heliane" von Erich Wolfang Korngold, mit Jan Kiepura.


    1933 folgte sie nicht der Aufforderung Görings, sich in den Nazi-Deutschen Kunstbetrieb einzureihen, und als erste "reichsdeutsche Nationalsängerin" nur noch in Deutschland aufzutreten und so wurde ihr der Aufenthalt in Nazi-Deutschland unmöglich gemacht, da sie ja nach dem Abgang von Richard Strauss als Operndirektor in Wien, nach Berlin gegangen war. Somit kam sie nach Wien zurück, das sie aber 1938, nach dem Anschluss Österreichs - als Ostmark - in das Deutsche Reich - auf immer verließ, um mit ihrem jüdischen Ehemann, in die USA zu emigrieren.


    Von da an wurde von 1938 bis 1951 die MET ihre künstlerische Heimat, wo sie die Amerikaner mit ihrer Sangeskunst begeisterte, ob als Wagners Sieglinde, Senta oder die Tannhäuser - Elisabeth, Mozarts Donna Anna oder Pamina, Verdis Desdemona, Amelia im "Maskenball", mit ihrer Tosca, die sie gänzlich anders anlegte als Maria Jeritza, oder mit ihren Liederabenden.



    Ich habe selten diesen Liederzyklus so schön und ergreifend gehört, einzig Christa Ludwig konnte Lotte Lehmann hier nahekommen. Ich habe diese CD und kann sie nur empfehlen.



    Als sie bei einem Gastspiel der MET an der Covend Garden als Marschallin, mitten im Monolog, abbrechen musste, merkte sie selbst, dass es besser wäre, von der Bühne, abzutreten, ihr letztes Konzert gab sie dann 1951 noch in New York in der Town Hall, um sich in Santa Barbara, Kalifornien, als gefragte Gesangslehrerin dem Nachwuchs zu widmen.



    Lotte Lehmann - DVD.


    Eine ihrer bekanntesten Schülerinnen ist die amerikanische Sopranistin Grace Bumbry.


    Sie kehrte am 5.11.1955 als Zuhörerin der Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper nach Wien zurück, und auch sonst mehrmals.


    Im August 1976 verstarb Lotte Lehmann in Santa Barbara und wurde auf ihren eigenen letzten Wunsch auf dem Wiener Zentralfriedhof, am 26.8.1976, in einem Ehrengrab der Stadt Wien, zur letzten Ruhe gebettet.

  • LOTTE LEHMANN
    gehört für mich zu den ganz großen Sängerinnen der Vergangenheit.
    Wie Sie Liedkunst demonstriert ist wohl einmalig!
    Sah Sie auch in einem TV Film, wo sie in New York Schüler einer von Ihr geleiteten MASTERCLASS unterrichtete, das war auch toll, voller Temprament und Ausdrucksstärke.
    Eine unglaubliche Persönlichkeit voller Energie bis ins hohe Alter hinein.


    :D :yes::yes: :jubel:

    mucaxel

  • Ich besitze die oben angeführte CD, auf der die Lehmann u.A. die Dichterliebe singt.


    Zugegebnermassen war ich zuerst regelrecht schockiert von der Dramatik im fast Wagner-Sinne, mit der sie Lied-Literatur interpretierte.


    Beim wiederholten Hören hat sie mich jedoch immer mehr fasziniert und ich würde inzwischen ihre Dichterliebe zu den interessantesten Einspielungen zählen. Sie bürstet meine Hörgewonheiten genauso gegen den Stich wie etwa Hotter und hatte sehr viel Mut zu einer individuellen Gestaltung.
    Wenn wir irgendwann bei den Einspeilungen der Dichterliebe angekommen sind, dazu mehr.


    F.Q.

  • Die "Dichterliebe" mit Lotte Lehmann kenne ich auch. Zum Aufnahmezeitpunkt war die Sopranistin etwa 50 Jahre alt, am Klavier begleitete kein Geringerer als Bruno Walter.


    Für heutige Hörerinnen und Hörer ist die Aufnahme erstmal ungewöhnlich - Fairy hat das schon angesprochen, gross und opernhaft im Ton, die Stimme schon nicht mehr ganz ungefährdet.


    Gleiches gilt für die etwa zeitgleich entstandene "schöne Müllerin" (Lotte Lehmann wird hier von Paul Ulanowsky begleitet).


    Aber wie Lotte Lehmann diese Liederzyklen interpretiert, wieviel Wert sie auf die Wortbehandlung legt, wie sie mit der Dynamik und mit den Farbtönungen spielt, das fesselt vom ersten Takt an.


    Ich weiss nicht, ob Lotte Lehmann die erste Frau war, die bsplsw. die "Müllerin" ins Programm genommen hat, ich könnte mir aber vorstellen, dass das eine "Pioniertat" war - und zwar eine, die auch über 60 Jahre nach den Aufnahmen Respekt verdient.

  • Ich habe Lotte Lehmann bisher nur als Liedinterpretin gehört, und zwar mit der schon erwähnten Aufnahme der "Schönen Müllerin". Was den Liedgesang betrifft (und nicht nur den), bin ich ein erklärter Fan von Peter Pears und schätze seine Aufnahme der "Müllerin" sehr - umso frappierender war der Gegensatz, als ich die tief pathetische Aufnahme der Lehmann zum ersten Mal hörte. Und es geht mir hier wie so oft bei völlig gegensätzlichen Interpretationen - sie fesseln mich beide gleich stark, jede auf ihre eigene Art.


    Bei Lehmann sind es die unterschiedlichen Farbenspiele der Stimme und die dynamischen Nuancierungen, die schon von Alviano erwähnt wurden, ebenso wie die für den Liedgesang (oder für unsere heutigen Hörgewohnheiten) eigentlich ungewohnt starke Identifikation mit ihrer Rolle als unglücklich liebender junger Bursche.


    Wobei wir bei der reifen Stimme wären: Ich gebe Herbert recht, dass sie für diese Rolle eigentlich etwas zu reif klingt, ähnlich wie übrigens Pears, dem man den jungen Müller auch nicht mehr abnimmt. Merkwürdigerweise stört es mich bei diesen beiden aber überhaupt nicht, wahrscheinlich sehe ich es ähnlich wie Visconti bei der Amina der Maria Callas: Sie ist nicht der junge Bursche, sondern Lotte Lehmann, die einen solchen singend spielt.


    Außer ihr hat übrigens auch die fast gleichaltrige Elena Gerhardt (geb. 1883) zumindest die "Winterreise" in ihr Programm aufgenommen (ob auch die "Müllerin", weiß ich allerdings nicht). Einige der Lieder aus der "Winterreise" habe ich von Elena Gerhardt gehört - ebenso pathetisch, mit üppigen Portamenti, auch fein nuanciert, doch leider nicht so stimmschön wie von Lotte Lehmann.


    :hello: Petra

  • Die "Winterreise" mit Lotte Lehmann fehlt mir seit Jahren - ich hoffe immer auf eine preiswerte Edition dieser Aufnahme. Stammt die denn auch vom Anfang der 40er Jahre? Ich kann mir Lotte Lehmann damit sehr gut vorstellen, weil dieser Zyklus ihrer Art der Interpretation sicher entgegenkommt.


    Der Name Elena Gerhardt sagt mir gar nichts, aber interessant, dass hier zum etwa gleichen Zeitpunkt wie Lotte Lehmann eine Sängerin diese Liedzyklen interpretiert hat. Die nächsten Sängerinnen, von denen ich das weiss, sind dann schon Brigitte Fassbaender und Christa Ludwig oder eben, noch fast ganz neu, Christine Schäfer.


    Nur kurz: auch mir gefällt Peter Pears sehr gut - aber, da geht es mir wie Petra, das ist eine Interpretation, die beim ersten Hören nicht vollständig überzeugt (vergleichbar vielleicht mit Jon Vickers bei "Winterreise" oder "Dichterliebe").


    Zurück zu Lotte Lehmann: eine ihrer grossen Partien war die Marschallin im "Rosenkavalier". Eine recht berühmte Aufnahme hat Robert Heger 1933 eingespielt, die allerdings stark gekürzt ist. Es gibt dann noch einen Mitschnitt aus der "Met" aus dem Jahr 1939, beide Einspielungen zeigen Lotte Lehmann von ihrer besten Seite. Als Bonus gibt es in der "Naxos"-Ausgabe des Met-Mitschnitts Ausschnitte aus einem "Hollywood Bowl"-Konzert mit Liedern von Strauss und Brahms aus dem Jahr 1948 - ein Zeitdokument, das den Sammler freut.

  • Heute vor 125 Jahren geboren:



    Lotte Lehmann, eigentlich Charlotte, (* 27. Februar 1888 in Perleberg, Brandenburg; † 26. August 1976 in Santa Barbara, Kalifornien) war eine deutsche /später amerikanische Opernsängerin.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Von Lotte Lehmann besitze ich eine CD mit dem Titel "Stimmen des Jahrhunderts". Darauf zeigt sie ihre Vielseitigkeit mit Szenen aus Opern, Operetten und Schlagern. Eine Sängerin, die auch ein Lied wie "Es waren zwei Königskinder" wunderbar vortragen konnte. Die CD ist bei WELTBILD erschienen, aber leider Z. ZT. nicht lieferbar.

    W.S.

  • In letzter Zeit habe ich häufig von ihr "Glück, das mir verblieb" aus "Die tote Stadt" von Korngold gehört (Partner: Richard Tauber). Großartig!

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

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  • Zitat von Manfred

    In letzter Zeit habe ich häufig von ihr "Glück, das mir verblieb" aus "Die tote Stadt" von Korngold gehört (Partner: Richard Tauber).
    Großartig!

    Hallo Manfred,


    Diese Aufname vom 17.04.1924 in Berlin mit RICHARD TAUBER unter GEORGE SZELL besitze ich u. a. auch. Ist auch eine großartige Leistung von RICHARD TAUBER!!!


    Gruß


    wok

  • In letzter Zeit habe ich häufig von ihr "Glück, das mir verblieb" aus "Die tote Stadt" von Korngold gehört (Partner: Richard Tauber). Großartig!


    Ja, Manfred, das höre ich auch sehr oft und mit immer größerer Beglückung. Das Duett läuft ja ob seiner Süße, seiner Schmeichelei und seiner Eingängigkeit schnell Gefahr, einem überdrüssig zu werden wie ein raffiniertes Dessert von dem man zu viel genossen hat. Lehmann und Tauber vollbringen das Wunder, aus dieser Musik die ganz große Kunst zu machen, von der man nie genug haben kann. Sie lassen das Schlagerhaftigkeit dieses Duetts weit hinter sich. Damit will ich das Stück nicht abwerten, im Gegenteil. Ich liebe es ja abgöttisch. Ich wollte nur auf die Klippen verweisen. Beide Stimmen sind in Technik und Timbre total aufeinander abgestimmt. Sie sind wie eins. So muss das gesungen werden. Für mich haben Lehmann und Tauber derart hohe Maßstäbe gesetzt, dass ich diese Musik mit anderen Interpreten nicht gern höre. Beider Können kommt übrigens auch bei der ebenso berühmten Aufnahme des so genannten Uhrenduetts aus der "Fledermaus" zum Tragen.


    Schön, dass hier an die Lehmann erinnert wird. Diese große Künstlerin mit den überragenden menschlichen Haltungen. "Frau Sonne", wie sie Thomas Mann, der im kalifornischen Exil ihr Nachbar war, verehrungsvoll nannte. Es gibt übrigens auch eine sehr gute TV-Dokumentation über ihr Leben mit reichlich sehr persönlichem Filmmaterial, gedreht von ihrer Lebensgefährtin Frances Holden. Sehr empfehlenswert, weil mit großer Diskographie ausgestattet, ist die Biographie "Lotte Lehmann" von Alan Jefferson aus dem Schweizer Verlagshaus, das beispielsweise bei Amazon noch gebraucht zu einem sehr günstigen Preis zu haben ist.


    LG Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Beide Stimmen sind in Technik und Timbre total aufeinander abgestimmt. Sie sind wie eins. So muss das gesungen werden. Für mich haben Lehmann und Tauber derart hohe Maßstäbe gesetzt, dass ich diese Musik mit anderen Interpreten nicht gern höre. Beider Können kommt übrigens auch bei der ebenso berühmten Aufnahme des so genannten Uhrenduetts aus der "Fledermaus" zum Tragen.


    Das ist eine Aufnahme für die einsame Insel!! Das Uhrenduett singt Tauber mit der herrlich charmanten Vera Schwarz.


    Aber die Ensembleszenen aus der Fledermaus "Genug damit, genug" und "Brüderlein und Schwesterlein" sind mit der Lehmann.

  • Liebe Gioconda, da war wohl in meiner Euphorie der Wunsch der Vater des Gedanken. Wie komme ich darauf, zumal das Duett auch in meiner Sammlung ist. Du hast natürlich vollkommen Recht. Danke für die Korrektur. Ich lass meinen Fehler aber trotzdem so stehen in meinem Beitrag, den ich von der Zeit her eigentlich noch ändern könnte. Irren gehört nun mal dazu. Es ist einer der Wege zur Erkenntnis. Und außerdem möchte ich Dich nicht Deiner Aufmerksamkeit berauben.


    Lieben Gruß im Gedenken an eine große Künstlerin von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Daß LOTTE LEHMANN eine der größten Sängerinnen des 20. Jahrhunderts wurde, verdankte sie weniger ihrer durchaus nicht perfekten Gesangstechnik - in der Höhe stieß die Stimme mitunter hörbar an ihre Grenzen - und auch nicht ihrer stilistisch durchaus anfechtbaren Gesangskunst, sondern ihrem großartigen Ausdrucksvermögen und ihrem ungemein subtilen Nuancierungsreichtum, der auch ihrem Liedgesang zugute kam. Dabei waren sich die LOTTE LEHMANN-Adepten uneinig, ob nun die Marschallin, die Sieglinde oder die Leonore ihre größte Rolle war.


    Man sollte diese große Sängerin aber nicht auf diese Rollen reduzieren, denn ihr Repertoire in ihrer langen Laufbahn war so enorm vielseitig, daß allein dies schon allergrößten Respekt abverlangt. Zum Glück besitze ich noch eine alte "Dacapo"- Doppel-LP mit dem Titel "LOTTE LEHMANN, DIE LYRIKERIN DER GESANGSKUNST", auf der man die großartige Verwandlungsfähigkeit und Ausstrahlung ihrer bloßen Stimme bewundern kann. Auf diesen Aufnahmen kann man sie mit folgenen Arien und Szenen hören:


    - MOZART: Die Hochzeit des Figaro: "Heil'ge Quelle reiner Triebe"


    - MOZART: Die Zauberflöte: "Ach, ich fühl's, es ist entschwunden"


    - WEBER: Der Freischütz: "Wie nahte mir der Schlummer - Leise, leise, fromme Weise"


    - WEBER: Oberon: "Ozean, du Ungeheuer"


    - BEETHOVEN: Fidelio: "Komm, Hoffnung"


    - NICOLAI: Die lustigen Weiber von Windsor: "Nun eilt herbei, Witz, heit're Laune"


    - MASSENET: Manon: "Nützet die schönen jungen Tage"


    - THOMAS: Mignon: "Kam ein armes Kind von fern"


    - WAGNER: Wesendonklieder Nr 4 und 5: "Sonne, weinest jeden Abend" und "Sag, welch wunderbare Träume"


    - WAGNER: Die Walküre: "Hinweg, hinweg! Flieh' die Entweihte" (mit LAURITZ MELCHIOR)


    - WAGNER: Tristan und Isolde: "Mild und leise"


    - WAGNER: Tannhäuser: "Dich, teure Halle, grüß' ich wieder"


    - WAGNER: Lohengrin: "Einsam in trüben Tagen"


    - VERDI: Othello: "Sie saß mit Leide"


    - PUCCINI: Tosca: "Mit deinen Augen, den wundersamen" (mit JAN KIEPURA)


    - PUCCINI: Tosca: "Nur der Schönheit weiht' ich mein Leben"


    - PUCCINI: Madame Butterfly: "Eines Tages sehn wir"


    - PUCCINI: Turandot: "In diesem Schlosse"


    - KORNGOLD: Die tote Stadt: "Glück, das mir verblieb" (mit RICHARD TAUBER)


    - STRAUSS: Ariadne auf Naxos: "Es gibt ein Reich"


    - STRAUSS: Arabella: "Er ist der Richtige für mich - Aber der Richtige, wenns einen gibt..."


    - STRAUSS: Der Rosenkavalier: "Ah! Du bist wieder da!" (mit MARIA OLSZEWSKA)


    - D'ALBERT: Die toten Augen: "Psyche wandelt durch Säulenhallen"


    - KORNGOLD: Das Wunder der Heliane: "Ich ging zu ihm"


    Die gleiche Aufnahme finde ich leider im Angebot nicht mehr. Es gibt aber bei amazon noch verschiedene andere Opernaufnahmen.



    Viele Grüße


    wok

  • Heute ist Lotte Lehmanns Todestag. Aus diesem Anlass habe ich diese Lieder-CD ausgesucht, mein Gott, welch eine Stimme:



    Heute ist ihr 39. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Aus diesem Anlass habe ich diese Lieder-CD ausgesucht, mein Gott, welch eine Stimme

    Lieber Willi,


    vielen Dank, dass Du an diese großartige Künstlerin erinnert hast. Die von Dir eingestellte CD höre ich mir sehr oft an! Phänomenal!


    Viele Grüße
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Lieber Manfred,


    Ich hatte einige Titel dieser CD vorher probegehört und war besonders beeindruckt von einem meiner Schubertschen Lieblingslieder: "Im Abendrot" D.799, seit ich es das erste Mal vor vielen, vielen Jahren von Fritz Wunderlich gehört habe. Ich war total begeistert von ihren lyrischen Fähigkeiten im o. a. Lied, aber auch ihre sicheres, aufblühendes Forte in "Ungeduld" aus der "Schönen Müllerin" hat mich schwer beeindruckt. Ich habe es am großen Urwaldfluss schon mal in den Einkaufskorb gelegt.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Trivia
    In der erfolgreichen Tatort-Folge "Summ, summ, summ" von 2013 bezeichnet Jan Josef Liefers als Prof. Börne gegenüber dem von Roland Kaiser dargestellten Schlagersänger Ronald König, Lehmann als „die einzige wahre Sieglinde“.


    Es scheint nun einmal so zu sein, dass sich Wikipedia als die Nachschlagequelle unserer Zeit entabliert hat. Ich nutze diese freie Enzyklopädie auch, die einen starken demokratischen Zug hat, doch nicht immer aber hundertprozentig zuverlässig ist. Heute bin ich im Eintrag über Lotte Lehmann erstmal auf die Trivia-Rubrik gestoßen und habe dort den oben zitierten Absatz gefunden, der einiges an deutschem TV-Wissen und einen gewissen Einblick in die verstaubten Winkel der Schlagerszene voraussetzt, um überhaupt verstanden zu werden. So etwas scheint also auch mitteilenswert. Ich hoffe nur, dass von der Lehmann mehr bleiben wird als dieser Hinweis an eine staunende Öffentlichkeit. ;)


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Ich hoffe nur, dass von der Lehmann mehr bleiben wird als dieser Hinweis an eine staunende Öffentlichkeit.


    Ganz sicher, lieber Rheingold, ganz sicher!
    Wenn niemand mehr weiß, wer Roland König war und ob Prof. Börne wirklich gelebt hat, werden Menschen die Gesangskunst von Lotte Lehmann bestaunen und bewundern und lieben!!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich hoffe nur, dass von der Lehmann mehr bleiben wird als dieser Hinweis an eine staunende Öffentlichkeit.


    Immerhin haben auf diese Weise Millionen von Zuschauern den Namen dieser Sängerin gehört, und wenn nur ein kleiner Teil davon dies zum Anlass nimmt, sich weiter mit ihr zu befassen und vielleicht eine Aufnahme der Sängerin zu hören, dann ist damit doch schon etwas gewonnen. Wie es ohnehin "Professor Börne" zu verdanken ist, dass zur besten Sendezeit in der ARD gelegentlich von Wagner und Mahler die Rede ist, auch wenn das wohl vor allem dazu dient, den Snobismus dieser Figur herauszustellen. Übrigens scheint er aber doch genug Identifikationspotential für Klassikfreunde zu besitzen, dass sich ein Tamino-Mitglied nach ihm benannt hat, inklusive des Profilbildes ;)

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.