Ich ziehe mal diese Stimmen aus dem "Was höre ich gerade jetzt" - Thread hierher in der Hoffnung, dass sich daraus noch eine Diskussion zu dieser Aufführung und Übertragung entwickelt, obwohl die Inszenierung und Aufführung selbst schon von 2003 ist, also aus dem Jahr 1 vor Tamino stammt. Vielleicht erinnern sie manche ja noch im Original. J.R. II
ZitatAlles anzeigenOriginal von Ulli
Nanu? Niemand hört etwas? Bläckies Therapie scheint erfolgreicher zu sein als vermutet...
Bei mir seit 20.15
Regie und Bühnenbild sind sowas von laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaangweilig...
:wacky:
Einziger Lichtblick und Ohrenschmaus ist Patricia Petibon als rote Blonde.
Das Orchester ist natürlich auch sehr gut, aber gerade in seiner begleitenden Funktion bemerke ich, daß es viel zu dick aufträgt - die Stimmen werden oftmals verschluckt. Die Tempi hingegen sind wiederum ausnahmslos hervorragend gewählt. Am fehlamplatzesten ist Osmin - keine Ohrringe, nicht lustig, nicht tolpatschig, Constance zu gefühlsarm und kalt wie ihr blaues Kleid. Langweilig also. Brandauer ist mir hier zu wichtig, seine künstlerischen Pausen zu lang...
Von Vorteil, daß einige Kürzungsoptionen im musikalischen Text nicht wahrgenommen wurden.
Insgesamt aber leider zu statisch und zu konzertant.
Ulli
ZitatAlles anzeigenOriginal von Elisabeth
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Lieber Ulli (wenn ich das sagen darf :P),
ich höre nur zu, da der Fernseher in einem anderen Zimmer steht - musikalisch hab ich aber nichts zu meckern...
LG, Elisabeth
ZitatAlles anzeigenOriginal von pbrixius
Liebe Elisabeth,
ich zeichne erst einmal auf, ich werde wohl erst morgen dazu kommen, mir die Aufzeichnung anzusehen.
Liebe Grüße Peter
Ich habe mich von der Ausstrahlung vor den Fernseher entführen lassen und sie vom herben Anfang bis zum bitteren Ende angesehen (gab ja sonst nix) und stimme fast zu 100 % mit Ulli überein. Diese nicht nur öde, sondern auch noch in einer potthässlichen, absolut nichtssagenden Dekoration mit Zimmerpalme angesiedelte Inszenierung soll von Jonathan Miller sein? Da kann man der damaligen Kritik des "Tagesanzeiger" nur zustimmen: "Sechs Personen suchen einen Regisseur", oder der NZZ: "Damit geschieht nichts Falsches, auch nichts, worüber man sich aufregen könnte; es geschieht einfach gar nichts." Wer übrigens die damalige Presse nachlesen will. kann das hier tun: "http://www.impresario.ch/review/revmozent.htm#NZZ"
Der Produzent Francois Duplat, einst ein sehr rühriger Filmhändler und -produzent mit offenbar sehr guten Verbindungen zu 3SAT und ARTE, der schon seit Jahren so gut wie alle Aufzeichnungen der Züricher Oper betreut, hat zudem eine ausgesprochen unglückliche Hand in der Auswahl seiner Filmteams. Was der für diese Aufzeichnung zuständige Bildregisseur hier abliefert, ist eine einzige Zumutung. Zugegeben, die ENTFÜHRUNG ist mit ihren vielen Arien kein leicht ins Bild zu bringendes Werk, aber das ist noch lange kein Grund, während der Ouvertüre wahllos über den Zuschauerraum zu schwenken, so dass man das Gefühl einer Panne hat, wenn zufällig ein Teil des Dirigenten ins Bild kommt. Oder permanent auf Händeringen zu fokussieren, damit man nicht immer singende Köpfe sieht, so dass man das Gefühl hat, dies sei vor allem eine Oper für 16 Pfoten und die ölige Mimik eines Starschauspielers.
Musikalisch findet das ganze zum Glück auf einer deutlich besseren Ebene statt. Malin Hartelius war mir, offen gestanden, bislang kein Begriff, obwohl sie auf vielen DVDs aus Zürich und andernorts vertreten ist, für mich also eine Entdeckung, die sich lohnte, auch wenn sie als Schauspielerin schnell an Grenzen stößt. Pjotr Beczala, der ja nicht zu den Zuverlässigsten seiner Zunft zählt und sicher nie einen Darstelleroscar gewinnen wird, hatte bei der Aufzeichnung wohl nicht seinen besten Tag. Vielleicht liegt ihm auch die Partie nicht so. Jedenfalls ließ er viele bessere Konkurrenten vernissen. Von dem Osmin von Alfred Muff war ich nach anfänglichen Zweifeln recht angetan. Er war es allerdings von der Regie wohl weniger, denn er schien den ganzen Abend unsicher, ob er hier in einem Singspiel mitwirkte oder doch den Pizzarro geben sollte. Die Glanzpartie des Abends war das Blondchen der Patricia Petibon, die stimmlich und darstellerisch mehr aus dieser Rolle herausholte, als ich je sonst gehört oder gesehen habe, und das ohne jede erkennbare Unterstützung durch die Regie! Dieses Urviech von Stimmschauspielerin ist es ganz allein wert, diese Aufführung auch zu sehen. Leider hatte sie mit dem Pedrillo Boguslav Bidzinskis, der allgemein mit seiner Partie, besonders aber mit dem "Frisch zum Kampfe" hoffnungslos überfordert war (von den Dialogen ganz zu schweigen, aber da war er nicht der Einzige), den mit Abstand schwächsten Partner des singenden Quintetts an der Seite. Die musikalische Leitung Christoph Königs gefiel mir sehr gut. Gelegentliche Wackler und ein leider sehr schlecht ausbalanciertes Quartett ("Ach Belmonte" ), das sonst für mich immer der Höhepunkt der Oper ist, halte ich dem Live-Charakter der Aufzeichnung zugute. Der schwachbrüstige Chor wurde anscheinend von dem sparsamen Zürcher Stadtkämmerer besetzt. Oder ist die Bühne dort wirklich so klein, dass kaum mehr als zehn Personen dort gleichzeitig Platz finden? Jedenfalls hätten die paar Chorsänger fast ein Extrahonorar als Solisten verdient.
Ach ja, und dann gab es noch diesen Starschauspieler, der sich durch den Part des Bassa schmierte. Ich habe mich den ganzen Abend gefragt, ob ich Mozart dankbar sein sollte, dass er den Part nicht singen ließ oder ihm deshalb böse sein, denn dann hätte ich mir kein 'm' in den Nachnamen des Herrn Brandauer zu wünschen brauchen. So aber brauchte es eine scharfen Chemikalie um den Ölteppich zu beseitigen, den er hinterließ. Zum Glück handelte es sich nicht um die ZAUBERFLÖTE, so dass keine Vögel darin verenden mussten.
Insgesamt eine arge Enttäuschung mit einer sehr guten Konstanze und einer absolut superben (Rot-)Blonde, die das Ganze doch nicht zur Zeitverschwendung geraten ließen. Trotzdem kein Grund, sich diese DVD der Aufführung zuzulegen:
Das Geld sollte man lieber in eine der anderen Aufführungen investieren, in denen Patricia Petibon mitiwirkt. Tipps dazu gibt es hier: Mut zur Hässlichkeit: Patricia Petibon
Jacques Rideamus