Unterschiedliche Sprachen in derselben Opern-Aufführung - verrückt oder normal?

  • Liebe Taminos,


    hier Theodora, ich bin noch relativ neu hier, deswegen erstmal ein allgemeines :hello:


    Nun möchte ich einen neuen Thread starten, und zwar zum Thema unterschiedliche Sprachen in derselben Opernaufführung. Einen Thread über unterschiedliche Sprachen im Originaltext einer Oper gab es schon, doch ich möchte einen anderen Aspekt desselben Themas ansprechen: Wer von Euch hatte schon eine Oper erlebt, wo Darsteller in unterschiedlichen Sprachen singen und wie war Euer Eindruck davon? Verrückt oder völlig normal? Kennt jemand vielleicht sogar eine Aufnahme, wo unterschiedliche Idiome gesungen werden?


    Ich selbst habe zufällig eine Aufnahme von 1959 im Internet gesehen, wo Mario del Monaco im Bolschoi Theater in Moskau an der Seite Irina Arkhipovas in "Carmen" auftritt, und zwar singt er auf Italienisch, während der Rest der Truppe inklusive der Primadonna auf Russisch singen. Nach dem ersten Anfall der Heiterkeit war ich doch davon beeindruckt, dass so etwas Ungewöhnliches das Publikum offensichtlich nicht im geringsten störte - del Monaco erhielt jedenfalls unglaubliche Standing Ovations. Ist die Musik also doch eine Universalsprache?


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

  • Liebe Theodora,


    Dieses Thema hatten wir, wenn ich mich recht erinnere, schon irgendwo einmal im Forum diskutiert. Aber natürlich habe ich keine blasse Ahnung mehr, wo.
    Zwei Sprachen (manchmal sogar auch drei) sind gar nicht so selten. Ich erinnere mich an eine "Cavalleria rusticana" in Budapest, bei der János B.Nagy als Turiddu italienisch sang, das Ensemble hingegen ungarisch. Das ging ganz gut, weil auch das Ungarische viel Wert auf die Vokale legt.
    Italienisch und Russisch stelle ich mir problematischer vor. Aber als Moskauer hätte ich Mario del Monaco damals sicher auch zugejubelt. Wann hatten diese armen Würschteln denn schon Gelegenheit, einen tenoralen Hurrikan italienischer Art live zu erleben!


    LG


    Waldi

  • Liebe Theodora,


    bei den Opernfestspielen in Eutin habe ich so etwas erlebt. Cavalleria Rusticana wurde auf Deutsch gegeben, ein Sänger war indisponiert - war es der Sänger des Turiddu? Ich erinnere mich nicht mehr -, ein die deutsche Fassung beherrschender Ersatz war auf die Schnelle nicht aufzutreiben. Also sang der Ersatz die italienische Fassung.


    Ich habe mich nicht daran gewöhnt, konnte bis zuletzt nicht darüber hinweghören. Vor allem aber hat mir das Nebeneinander der Sprachen gezeigt, dass ich Cav in deutsch nicht hören mag.


    Gerade in Duetten wirkten sich die unterschiedlichen Sprachen überdies negativ aus, besonders wenn die Sänger eigentlich denselben Text singen sollen.


    Lieben Gruß
    Thomas

  • Das kam früher schon öfter mal vor, dass ein Einspringer in einer ansonsten deutsch gesungenen Aufführung bsplsw. italienisch gesungen hat. Störend, nunja, ein wenig, doch.


    "Manon Lescaut" (Puccini) in Darmstadt - Osvaldo di Pianduni (dex Grieux) sang italienisch, der Rest deutsch.


    Oder konzertant in Wiesbaden, Finale zweiter Akt "Aida", Ion Buzea (Radames) sang italienisch, die anderen Mitwirkenden deutsch. Nur der Farao, Michael Fuger, schwang in der direkten Ansprache auch aufs Original um.


    Aufnahmen gibts auch:



    Hier singen die Solist/innen deutsch, der Chor italienisch. Vorsicht: der Tenor ist unterirdisch!


    aus Südamerika gibt es Ausschnitte aus der "Matthäus-Passion", der Chor singt spanisch, die Solist/innen deutsch.



    Auch ein "Fidelio" mit Anders wird, glaube ich, vom Chor in italienisch präsentiert, die Aufnahme kenne ich allerdings nicht.

  • Zitat

    Original von Alviano
    Das kam früher schon öfter mal vor, dass ein Einspringer in einer ansonsten deutsch gesungenen Aufführung bsplsw. italienisch gesungen hat. Störend, nunja, ein wenig, doch.


    Lieber Alviano,


    Ich zitiere mich selbst (Kesterenthread):


    Zitat

    Original von musicophil
    Oder sein Engagement in Gelsenkirchen. Er hatte zuvor für das niederländische Radio Don Giovanni gesungen. (...) Am nächsten Tag fuhr er nach Deutschland. In Gelsenkirchen stoppte er, schaute sich um, und sah, dass ausgerechnet dort diesen Tag den Don Giovanni ausgeführt wurde. Neugierig, wie ein Tenor es unter normalen Umständen singen würde, kaufte er eine Karte und hörte sich die Vorstellung an. Und sofort bemerkte er, dass der Tenor heiser war. Und wohl so, dass dadurch die Vorstellung nicht ausgesungen werden konnte. Ohne Zaudern begab er sich hinter den Zuschauerraum, sagte was er gehört hatte und "diagnostizierte", dass ein anderer Tenor kommen musste. Damit waren alle Anwesenden einverstanden. Aber wo ihn zu holen? Darauf sagte van Kesteren, er habe die Partie noch gestern für das niederländische Radio gesungen. Auf der Stelle wurde er engagiert. "Aber", so sagte er, "Ich hab Italienisch gesungen. Und hier wird Deutsch gesungen". Was jetzt?
    Auch hier wusste er Rat. Der Tenor würde "stumm" auf der Bühne weiter spielen.


    Auch hier war es also ein Einspringen.


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von Alviano
    Auch ein "Fidelio" mit Anders wird, glaube ich, vom Chor in italienisch präsentiert, die Aufnahme kenne ich allerdings nicht.


    Das dürfte dann wohl diese Preziose sein:



    Peter Anders singt deutsch, die übrigen Teilnehmer der Veranstaltung italienisch. Das Duett "O namenlose Freude" präsentiert Dorothy Dow dann wieder kulanterweise zusammen mit Anders auf deutsch - oder versucht es zumindest. Hat schon Kuriositätswert.


    Am schönsten sind immer die Stellen, wo sich Anders als Übersetzer betätigt, zum Beispiel wenn sich "Leonora" zu erkennen gibt:


    Pizarro: "Sua sposa?"
    Rocco: "Sua sposa?"
    Florestan: "Mein Weib?"


    Da kann man schon verstehen, dass Fricsay da etwas schneller durchwollte...


    P.S: Alviano, seit wann stellst du Covers ein? Und dann auch noch gleich zwei auf einmal! :D

  • Das hat es Seinerzeit, im Theater an der Wien, des öfteren gegeben, kann mich an eine Aida erinnern,


    wo die Aida italiensich sang
    der Radames deutsch und
    die Amneris bulgarisch.


    Der Chor sang brav deutsch,


    aber es hat schon etwas sonderbar geklungen, aber es war auch oft bei den russischen Besatzern so manches möglich, was man heute als Kuriosum werten würde.



    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Noch gar nicht erwähnt wurden Opernproduktionen, in denen absichtlich (= als Bestandteil eines Inszenierungskonzepts) in verschiedenen Sprachen gesungen wird.


    Ich habe selbst nie eine erlebt - meine mich aber zu erinnern, dass unser verschollener User Knusperhexe eine solche Aufführung im rheinischen Raum gesehen (und erwartungsgemäß heftig kritisiert) hat.


    Dann gab es noch eine Produktion in Stuttgart, von der mir eine Freundin berichtete - waren das vielleicht die von Schlömer inszenierten Contes d'Hoffmann vor einigen Jahren? Jedenfalls muss sich hier jeder Sänger in seiner eigenen Muttersprache artikuliert haben.


    Im kleineren Maßstab kommt Mehrsprachigkeit als Ergebnis eines dramaturgischen Konzepts m.E. nicht selten vor - bei der Konwitschny-Inszenierung der Zauberflöte, ebenfalls in Stuttgart, hielt der koreanische Sänger des Sarastro seine Ansprache an die Priester am Anfang des zweiten Akts auf Koreanisch (sie wurde simultan übersetzt). Das betrifft natürlich nur einen Sprechtext und nicht den Gesang - aber die Tendenz dürfte klar sein.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    Noch gar nicht erwähnt wurden Opernproduktionen, in denen absichtlich (= als Bestandteil eines Inszenierungskonzepts) in verschiedenen Sprachen gesungen wird.


    Stimmt, sowas gibt's ja auch! Ich habe Anfang Mai diesen Jahres eine polyglotte Produktion von Monteverdis »L'incoronazione di Poppea« gesehen und kopiere mal ein kurzes Statement, das ich anderenorts gepostet habe, hierher:


    Zitat

    Heute Abend durfte ich einer ziemlich verhunzten Interpretation von Monteverdis »L'incoronazione di Poppea« im Musiktheater Gelsenkirchen beiwohnen - verhunzt nicht so sehr ob der Inszenierung, die märchenhaft bunt, dabei allerdings weitgehend beliebig und schmerzfrei war (zudem im italienisch-deutsch-lateinischen Sprachmix, wobei mir bis zum Schluß nicht klar wurde, wann aus welchen Gründen in welche Sprache gewechselt wurde), sondern ob des unerträglichen Orchesterparts, der nicht allein hinsichtlich der Einrichtung etwas abenteuerlich war (neben Cembalo, Kammerorgel, Theorbe, Harfe, Cello und Kontrabass gesellten sich zur Continuogruppe ein Kontrafagott, ein Klavier, ein Vibraphon, ein Synthesizer und ein Akkordeon) sondern auch absolut neben der Spur ausgeführt wurde - naja hin und wieder waren mehrere Instrumentalisten einigermaßen synchron, gelegentlich sogar mit den Sängern auf der Bühne (die allesamt überaus stimmschön sangen und engagiert einer Personenregie folgten, die durchaus einer Sprechtheateraufführung alle Ehre gemacht hätte).


    Zunächst hatte ich gedacht, die Lovestory würde italienisch, die Nebenhandlung mit Dienstpersonal usw. auf deutsch und die Szenen mit Herrn Seneca auf Latein präsentiert - aber Pustekuchen: die babylonische Verwirrung wirbelte alles bunt durcheinander. Vielleicht sollte das die Interferenzen zwischen den sozialen Milieus deutlich machen, oder die Einebnung aller Differenzen. Jedenfalls hat sich mir die Funktion der Sprachwechsel bis heute nicht erschlossen.


    Viele Grüße,
    Medard

  • Da fällt mir doch gleich ein weiterer Sonderfall ein: vom Komponisten/Librettisten bewusst polyglott angelegte Opern. Im deutschen Barock offenbar gar nicht so selten, z.B. bei Reinhard Keiser. Seine Fredegunda, im letzten Jahr von Tilman Knabe ziemlich deftig auf die Bühne des Münchner Prinzregententheaters gebracht, mischt deutsche und italienische Sprache (allerdings nicht systematisch, wenn ich das recht in Erinnerung habe). Dem Vernehmen nach soll das in anderen Keiser-Opern (die ich nicht kenne) auch geschehen und ebenso bei Telemann vorkommen.


    Im 20. Jahrhundert gibt's bestimmt einige Beispiele, mir fällt nur Echnaton von Philipp Glass ein: hier singt der Erzähler Englisch (bzw. die jeweilige Landessprache), die Protagonisten artikulieren sich aber auf (Pseudo-)Ägyptisch oder m.W. auch auf Aramäisch.


    Dann natürlich die bekannten fremdsprachigen Einlegestücke: der klägliche französische Geburtstagsglückwünsch des Monsieur Triquet in Eugen Onegin oder die italienische Arie im ersten Rosenkavalier-Akt. Hier engagiert man ja (zumindest an großen Opernhäusern oder für Aufnahmen) gerne einen französischen Sänger bzw. einen italienischen Startenor.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Liebe Taminos,


    Es freut mich sehr, dass das Thema so viele Meldungen findet! Vielen Dank für die Aufnahmen-Tipps und für Eure Eindrücke!


    Zitat

    Italienisch und Russisch stelle ich mir problematischer vor. Aber als Moskauer hätte ich Mario del Monaco damals sicher auch zugejubelt. Wann hatten diese armen Würschteln denn schon Gelegenheit, einen tenoralen Hurrikan italienischer Art live zu erleben!


    Lieber Walter, dem muss man natürlich einerseits zustimmen, weil die Opernstars aus dem "Westen" sicherlich nicht oft in der Sowjetunion auftreten durften, andererseits klingt das für mich ein kleines bisschen so, als hätte man in Bolschoi noch nie richtige Oper gehört. :boese2: Da bin ich natürlich vehement dagegen! Man muss auch dazu sagen, und da wird mir die "russische Fraktion" mit Edwin und Sune an der Spitze sicher zustimmen, dass viele sowjetischen Opernsänger vom Weltrang einfach nie das Land verlassen und die grossen Bühnen der Welt nie betreten durften, deswegen weiss die Welt von heute leider nichts mehr davon. Wer weiss, wieviele Sänger vom Rang eines Björling oder Pavarotti noch "von drüben" stammen würden, wäre die ganze politische Geschichte anders gelaufen!


    Liebe Taminos, bitte habt Verständnis dafür, dass ich mich erst durch die übrigen Beiträge durcharbeiten muss, bevor ich weiter kommentieren kann!


    Alles Liebe!
    Eure


    Theodora

    Einmal editiert, zuletzt von Theodora ()

  • Zitat

    Original von Theodora...andererseits klingt das für mich ein kleines bisschen so, als hätte man in Bolschoi noch nie richtige Oper gehört. :boese2: Da bin ich natürlich vehement dagegen! Man muss auch dazu sagen, und da wird mir die "russische Fraktion" mit Edwin und Sune an der Spitze sicher zustimmen, dass viele sowjetischen Opernsänger vom Weltrang einfach nie das Land verlassen und die grossen Bühnen der Welt nie betreten durften, deswegen weiss die Welt von heute leider nichts mehr davon. Wer weiss, wieviele Sänger vom Rang eines Björling oder Pavarotti noch "von drüben" stammen würden, wäre die ganze politische Geschichte anders gelaufen!


    Liebe Gospodina Theodora,


    Njet, da sei der Himmel vor, daß ich die russische Oper und die russischen, oft wahrhaft weltklassigen Protagonisten heruntermachen will! Wenn Du meinen Satz genau liest, dann geht daraus hoffentlich hervor, daß es lediglich um den spezifischen italienischen Powertenor-Typ MdM ging, der in Rußland natürlich nicht vertreten sein konnte.


    LG


    Waldi

  • Liebe Taminos,


    Ulli und Zwielicht


    ich hatte Ullis Thread durchgelesen bevor ich diesen gestartet habe und im Vorwort dazu extra darauf hingewiesen, dass ich nicht nach den Opern-Kozepten mit mehreren Sprachen frage, sondern nach den eizelnen Aufführungen, wp mehrere Sprachen gesungen werden, obwohl der Originaltext es NICHT so vorsieht! Darin sehe ich ein besonderes Frust- bzw. Spasspotential, weil die Opern, wo unterschiedliche Sprachen vom Librettisten vorgesehen sind, dafür konzipiert sind. Das heisst, unterschiedliche Sprachen werden dort in irgendeiner Weise organisch ins Geschehen auf der Bühne eingebunden sein, zum Beispiel Chor deutsch, Rollen Italienisch, Ansagen in Landessprache. Doch wenn ein Bühnendialog oder gar ein Duett unvorgesehenerweise zweisprachig stattfinden, hat das einen ganz anderen Unterhaltungswert! Deswegen, meine lieben Kollegen, schön beim Thema bleiben, sonst kommt noch ein Obertamino vorbei und verschiebt hier das Ganze noch irgendwohin! :motz:


    walter
    Ist gut, lieber Walter! :hello: :hello:


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Einmal editiert, zuletzt von Theodora ()

  • Liebe Taminos,


    ich war vor vielen Jahren in einem "Trovatore" im Münchner Gärtnerplatz. Zu der Zeit wurde da noch so ziemlich alles auf Deutsch gesungen. Leider wurde der Luna krank und der Ersatz konnte die Rolle auch nur in seiner Muttersprache.
    Zu seiner Verteidigung muss ich allerdings sagen, dass das "erzwungene" Deutsch der restlichen Besetzung im Endeffekt auch nicht recht anders klang.


    LG aus München!

  • Zitat

    Original von Arwen
    Liebe Taminos,


    ich war vor vielen Jahren in einem "Trovatore" im Münchner Gärtnerplatz. Zu der Zeit wurde da noch so ziemlich alles auf Deutsch gesungen.


    Ist dem nicht mehr so? Ich war immer der Meinung, dass das Müncher Gärtnerplatztheater traditionell die Münchner "Volksbühne" ist, die alle Opern auf Deutsch bietet, während die Staatsoper die Originalsprachen pflegt.


    Ich hab selbst vor einigen Jahren ein Gastspiel im Bayreuther Opernhaus (nein, nicht DEM, in dem anderen natürlich, wo aber ein Verdi in etwa genauso deplaziert wirkt... :D) mit der deutsch gesungenen Traviata erlebt (ganz ohne italienische oder anderssprachige Einlagen allerdings.))

  • Liebe Bachiana,


    im Gärtnerplatz ist es zur Zeit verschieden.
    Carmen oder La Traviata sind auf Deutsch, während z. B. die neuen "I Masnadiere" in Originalsprache gesungen werden. Ob sie das jetzt machen, weil es keine gescheite deutsche Übersetzung gibt oder schlicht keine Sänger, die es auf Deutsch beherrschen, weiß ich leider nicht. Auf alle Fälle ist die Oper dort sehens- und hörenswert. Ansonsten bin ich nicht soooo ein Fan des Gärtnerplatztheaters.

  • Guten Tag


    bei einer Aufführung der Mozart-Oper " Cosi fan tutte " demnächst in Schwetzingen werden,
    diesem Zeitungsartikel zufolge:


    "Erklingen die Arien Mozarts wie gewohnt auf Italienisch, so wurden die Rezitative ins Deutsche übersetzt und durch Kompositionsstudenten aus den Klassen von Prof. Dr. Sidney Corbett (Musikhochschule Mannheim) und Prof. Jörn Arnecke (Musikhochschule Hamburg) neu vertont."


    die Arien italienisch und die Rezitative neu vertont auf deutsch gesungen.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • ... in einer Sprache singt, die er gar nicht versteht?


    Das ist heutzutage wohl eher die Regel als die Ausnahme. Aber früher gab es mal Sänger, die wussten, was sie sangen. Das führte dazu, dass Betonungen und Akzente sogar manchmal Sinn machten.


    (In diesem Forum muss man keine Ironie-Smileys setzen, oder?)


    Was hatte ich mich gefreut auf die Aufnahme des "Maskenball", live an der MET 1955, mit Tucker UND Milanov UND vor allem meinem Leib-und-Magen-Bariton Josef Metternich (UND dann auch noch von Mitropoulos dirigiert).


    Ist ne prima Aufnahme, klar. Aber Metternich - in seinen deutschen Aufnahmen ist er in jedem Moment auf dem Punkt der Wortbedeutung. Gestaltet Gesangslinien wie Hörspiele. Auf italienisch ist er plötzlich matt und kraftlos. Wirkt richtig verloren.


    Mein anderer Lieblingsbariton Pavel Lisitsian (oder Lisitzian, je nach Quelle) soll 1960 an der MET den Amonasro auf russisch gegeben haben, in einem italienischsingenden Ensemble. Das war dann wohl die Revanche für del Monaco 1959.


    Wer sind für euch die (guten) Sänger, die am scheißesten in einer ihnen fremden Sprache singen? Meine Favoriten: Jon Vickers als "Dristan" und Pavarotti als Tonio in der französischen "Fille du Regiment".


    (Bin ich "out of thread topic"? Dann vorsorglich 'tschuldigung. Bin gerade so im Überschwang.)

  • Liebe Taminos,


    @Michael
    nein, auf gar keinen Fall bist Du off topic!! Diese Frage hat auf jeden Fall mit meinem Interesse an zwei Sprachen in einer Opernaufführung zu tun! Danke für den Tipp mit Lisitsian, kannst Du bitte den Cover dieser Aufnahme hochladen? Ich finde Deinen Beitrag wirklich inspirierend und richte nun die Frage an die Tamino-Gemeinschaft begeistert weiter:


    @Alle
    Was meint Ihr, welche von unseren Lieblingsstars stehen über allen Sprachschwierigkeiten, und welche verlieren sich sofort im fremden Idiom? Wer kann nicht mehr richtig sich selbst sein, wenn er/sie in der Fremdsprache singen soll und würde am liebsten immer in der Muttersprache singen? Bei wem gibt es Italienisch aus Deutschland und Französisch aus Italien? Ich bitte Euch dabei von den Darstellern aus ganz (aber wirklich ganz!) alten Zeiten abzusehen, da es früher doch oft der Fall war, dass man Opern in übersetzten Versionen aufführte. Zum Beispiel gibt es sogar "Che gelida manina" auf Russisch oder auf Deutsch (der Witz mit dem eiskalten Händchen dürfte wohl jedem bekannt sein? :baeh01:)


    Ich persönlich kann als ein erstaunlich gutes Beispiel Victoria de los Angeles anführen: Sie verfügte über eine erstaunlich gute (für meine Ohren) französische Aussprache, was man wiederum über Jonas Kaufmann von heute wohl kaum behaupten kann: In seiner Darbietung klingt Don Jose doch eher italienisch, vor allem das gar nicht dazugehörende "e" am Ende der Verben, wenn Ihr wisst, was ich meine...


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Einmal editiert, zuletzt von Theodora ()

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Liebe Theodora,


    vielen Dank für die freundliche Aufnahme!
    Von dieser MET-Aufführung mit Lisitsian habe ich nur gelesen, ich weiß nicht mal mehr wo (dachte, es wäre Kesting gewesen, aber dort war es beim Nachlesen nicht zu finden). Eine Aufnahme gibt es davon leider wohl nicht.


    Jetzt würde ich dir gerne Covers zeigen von: Lisitsian als Amonasro in einer ganz russischen Aufnahme, und Lisitsian als Escamillo mit del Monaco als Don José, womit wir die beiden Helden einmal versammelt hätten. Die letztere Aufnahme kenne ich nicht, und noch ist sie höllisch teuer. Da sie von 1959 ist, können wir uns also aufs nächste Jahr freuen, dann gibt es sie sicher billig.


    Das mit dem Bilder hochladen habe ich aber nicht begriffen. Wie hol ich Bilder von meinem Rechner rein? Mit dem tool hier kann ich nur eine webadresse angeben, oder? Zeig's mir bitte, wenn du's kannst.

    Und noch mal Lisitsian: wenn's dich interessiert, such doch mal auf youtube nach dem Namen. Da haben ein paar hochzulobende Freunde 13 wunderbare Schnipsel hinterlassen: L. als Amonasro, als Vater Germont, als Valentin aus "Faust", als Pagliacci-Tonio...


    Gutnacht,


    Michael

  • Habe inzwischen was ergoogelt zu Lisitsians einzigem Auftritt an der MET als Amonasro. Die zitierte Kritik in der N.Y. Post erwähnt explizit, dass er als einziger auf russisch singt, und gibt gleich noch zwei Beispiele von anderen Aufführungen, in denen ähnliches geschah:


    "Metropolitan Opera House
    March 3, 1960



    AIDA
    Giuseppe Verdi--Antonio Ghislanzoni


    Aida....................Antonietta Stella
    Radamès.................Kurt Baum
    Amneris.................Giulietta Simionato
    Amonasro................Pavel Lisitsian [Debut and only performance]
    Ramfis..................Nicola Moscona
    King....................Louis Sgarro
    Messenger...............Robert Nagy
    Priestess...............Helen Vanni
    Dance...................Katharyn Horne
    Dance...................Thomas Andrew
    Dance...................Donald Martin


    Conductor...............Fausto Cleva


    Review of Harriet Johnson in the N. Y. Post


    "Baritone Pavel Lisitsian making his Met debut as Amonasro in "Aida" - the first Soviet artist to sing in the house - spoke to his daughter and everybody else in Russian. They all answered him in Italian.


    The eloquence of the music, fortunately, in Acts II and III when Amonasro appears, is wonderfully expressive. Being well sung on this occasion, it was articulate enough to make the absurdity of characters conversing in different languages recede in importance.


    Basso Alexander Kipnis was the last one to get away with the same travesty before the Golden Horseshoe. He sang the title role in Mussorgsky's "Boris Godunov" in Russian with the rest of the cast performing in Italian. During the late thirties, Gertrude Wettergren sang Carmen in Swedish.


    Lisitsian's voice didn't sound as big or resonant as it had when he sang a recital in Carnegie Hall, Feb. 22, but the bright resonance of its quality and his admirable control were again manifested.


    Splendidly costumed, he belied the fact that he was a king incognito and in captivity. He was minus a crown but exhibited a royal glitter.


    In his big scene with Aida when he persuades her to extract from Radames his campaign plans, Lisitsian's acting was intelligent and forceful".


    Da wär ich doch gerne dabei gewesen. Man ist halt wirklich zu spät geboren.


    Zitiert aus dem spanischsprachigen Opernforum "www.unanocheenlaopera.com".


    Grüße,
    der Micha

  • Ach, lieber Michael,


    leider bin ich selbst, wie Du ja an der Zahl meiner Beiträge sehen kannst, auch neu auf dem Forum :untertauch:, ich besitze nur genug Frechheit, gleich einen neuen Thread zu starten :pfeif: Aus diesem Grund kann ich Dir auch unmöglich sagen, wie das mit den Covers geht. Ich habe aber ein paar Connections zu den älteren und wissenderen Mitgliedern der Community aufgebaut und werde versuchen, es raus zu bekommen, und dann sage ich Dir natürlich Bescheid!


    Danke für Deine tollen Tipps und Recherchen! Die Aufnahme mit Lisitsian hole ich mir, auch wenn "Aida" vielleicht nicht so ganz mein Fall ist!!! :jubel: Eine Frage: Wieso sagst Du, die Aufnahme soll im kommenden Jahr billiger werden? Habe ich was verpasst bzw. gar nicht mitbekommen? ?(


    Wie mir bei der Besetzung auffällt, ist auch Simionato dabei, sie gehört absolut zu meinen Lieblingen!! Als ich sie als Carmen gehört habe, musste ich sofort die Aufnahme holen. Du kannst sie zusammen mit Del Monaco im YouTube sehen, die sind zusammen ein wahres Feuerwerk!


    Eine Carmen in Schwedisch?? Oh, Mann, das muss ja köstlich geklungen haben!!!! :D :D :D Schade, dass die Aufnahme wahrscheinlich gar nicht mehr aufzutreiben ist... Versuchen kann mann´s ja... Ach, weisst Du, lieber Michael, die Oper ist so ein bisschen wie eine Art Tornado - wenn es einen hineinzieht, dreht sich alles immer schneller, man kommt immer auf mehr Sachen, die man kennenlernen will oder die man spannend findet... Wenn Du verstehst was ich meine...


    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

  • Lieber Theodora,


    einen kleinen Beitrag kann ich hier leisten.
    Vor Jahren sah ich eine Bohème im traditionellen, doch in Teilen vom Ruhm vergangener Zeiten zehrenden Haus in Meiningen.


    Hier war niemand für niemanden eingesprungen, und doch wurde Puccini in deutscher Sprache gebracht. Bis auf die großen Brocken vom eiskalten Händchen etc. Die wurden original gesungen.


    Für mich war das ein Grund, länger nicht mehr in Meiningen aufzukreuzen.


    Zu Deiner anderen Frage: Wenn Domingo Wagner singt, fühlt man sich schon sehr in ein Land versetzt, wo man gegen Windmühlen zu kämpfen pflegt.



    audiamus



    .

  • Hallo lieber Audiamus,


    huh, als ich gesehen habe, Du hast meinem Thread die Ehre erwiesen, dachte ich, ich werde entweder verschoben oder ganz suspendiert :hello: :D
    Jaaa, Bohe´me auf Deutsch dürfte wohl etwas befremdlich klingen... SChade ums Eiskalte Händchen, das ist ja der Hauptpfiff der deutschen Version! :D
    Tja, das mit den Windmühlen, das kann ich mir denken! :yes: :yes: Und wer wäre dann Deiner Meinung nach der absolute Polyglott-Beispiel?


    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

  • Zitat

    Original von Theodora
    ich werde entweder verschoben ...


    Liebe Theodora,


    das kann leicht passieren, wenn man nicht auf- oder nur passt. 8)


    Polyglotteste Polypengöttin ist für mich Barbara Bonney. Ich glaub, die könnte sogar in Hindi oder Afrikaans singen...


    Und aus dem Off: Ist Deine Avatar-Zeichnung von Dir?


    LG,


    audiamus


    .

  • Lieber Audiamus,


    Bonney...muss mir das einmal anhören... Der Name natürlich bekannt, aber noch nie eine Aufnahme gehört, danke für den Tipp! :D


    *verlegen erröt* Ja, mein Avatar stammt tatsächlich von mir, ich komme eigentlich aus einer anderen Hobby-Zunft als Musik. Hoffentlich sieht es auf Deinem Bildschirm nicht besonders grauenvoll aus... Bei der modernen Technik kann man ja nie wissen :D


    Gute Nacht!
    Deine


    Theodora

  • Eher Guten Morgen, euch beiden multifunktionalen Artisten, ich habe nämlich schon geschlafen..... :D


    Gestern abend las ich zum Thema in einer englischen Malibran-Biographie, dass die allerletzten Opernaufführungen der Malibran kurz vor ihrem Tod zweimal Bellinis "La Sonnambula" in Aachen war.
    Die Diva sang in italienisch-der Rest der Operntruppe in deutscher Sprache.
    Ich wusste gar nciht, dass es eine deutsche Fassung der Sonnambula gibt bzw gab (eine Aufnahme gibt es nämlich meines Wissennciht in deutsch-wobei ich hier nur sagen kann: GOTTSEIDANK!).
    Die Malibran war polyglott, hat in diversen Sprachen gelebt und korrespondiert und hat die Sonnambula sogar eigenhändig ins Englische übersetzt und in London gesungen. Warum sie dann nciht auch in deutsch in Aachen mitgesungen hat-keine Ahnung...... ?(


    Wahrscheinlich ist es eine Zumutung, eine Opernrolle, in DREI Sprachen zu lernen? ;)


    Für mich als Zuhörer wäre Oper in mehreren Sprachen gleichzeitig in jedem Fall mehr als gewöhnungsbedürftig :faint:


    F.Q.

  • audiamus,


    *erröt* Danke für die Blumen! Naja, sollten die Obertaminos einmal Bedarf nach selbst- (und unprofessionell, dafür mit Liebe!) gebastelten Avatars haben, liesse sich da von meiner Seite her natürlich Einiges machen! Wenn jemand meine Bildchen genauer sehen will, kann ich demjenigen einen Link über PN schicken. In der letzten Zeit habe ich relativ viel über Oper gemalt, warum wohl?.. :]


    @Fairy
    Nein, also wirklich! Malibran war doch tatsächlich eine Ausnahmekünstlerin gewesen, genauso wie Pauline! So eine Art Leonardo im Rock, oder? Wirklich beeindruckend! Weisst Du, wo man überhaupt solche Dinge wie Libretto-Übersetzungen bekommt? Bestimmt nicht im Buchladen um die Ecke! Und Du hast schon geschlafen? Bestimmt von einem Frühstück mit den beiden Zauberhaften Schwestern geträumt? :D


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose