Grace Hoffman die große amerikanische Mezzosopranistin

  • Grace Hoffman, eigentlich Goldie Hoffman (auch Hoffmann geschrieben), wurde am 14.1.1921 in Cleveland geboren.



    Grace Hoffman studierte Literatur und Musikwissenschaft an der Western Reserve University in Cleveland und erhielt ihre erste Gesangsausbildung durch Lila Robeson. Ihre witeren Lehrer waren Friedrich Schorr und Giuseppe Gentile sowie Mario Basilia in Rom.


    1951 gewann sie einen Gesangswettbewerb in Lausanne.
    Im selben Jahr debütiere sie bei der US Touring (Wagner Opera) als Mamma Lucia in Mascagnis "Cavalleria rusticana", 1951 trat sie auch beim Maggio Musicale Fiorentino in Florenz als Priesterin in der "Aida" und 1952 schließlich im Stadttheater Zürich als Azucena in Verdis "Troubadour" auf.


    1955 wurde Grace Hofmann an die württembergische Staatsoper Stuttgart engagiert, wo sie bis 1992 dem Ensemble angehörte.
    Erfolgreiche Gastspiele , zum Teil mit dem Stuttgarter Ensemble, führten sie an die Mailänder Scala 1955 als Fricka in Richard Wagners "Walküre", sowie an die Covend Garden Opera nach London.



    Auftritte hatte sie an fast allen großen Opernhäusern der Welt, in der Ney Yorker City Opera, in Buenos Aires, an der Grand Opéra Paris, an der Königlichen Oper in Kopenhagen, den Staatsopern von Hamburg und Dresden, der Stadschouwburg in Amsterdam, am La Fenice in Venedig, am Gran Teatro del Liceo in Barcelona sowie an der Wiener Staatsoper, an der sie von 1960 - 1990 sang.


    So sang sie an der Wiener Staatsoper die Kundry im "Parsifal" und die Eboli im "Don Carlos" sowie die 2. Dame in der "Zauberflöte" bei der Wiedereröffnung des Theater an der Wien, am 30.5.1962, unter Herbert von Karajan.


    1958 hatte sie ein einmaliges Engagement an der MET als Brangäne in Richard Wagners "Tristan und Isolde".



    sowie im "Ring des Nibelungen" , wischen 1958 bis 1964 als Siegrune, als Waltraude, als Zweite Norn und als Fricka und 1967 bis 1968 als Ortrud im "Lohengrin".


    1978 wurde Grace Hoffman Professorin an der Stuttgarter Hochschule für Musik, trat aber auch weiterhin als Sängerin auf.



    So sang sie 1988 an der Opéra du Rhin in Straßburg die Mutter Wesener in Bernd Alois Zimmermans "Die Soldaten", die sie auch 1990 an der Wiener Staatsoper verkörperte, 1989 stand sie in Stuttgart als Mary im "Fliegenden Holländer" auf der Bühne.



    Zuletzt lebte sie allein nahe bei Nürtingen bei Stuttgart und sie starb am 26.7.2008 an Bauchspeicheldrüsenkrebs im Stuttgarter Marienhospital.


    Ihre letzte Ruhestätte befindet sich in Cleveland.

  • Ich hörte heute morgen den wunderbaren Mezzo von Grace Hoffmann in der Barkarole aus "Hoffmanns Erzählungen" mit der Sopranistin Anny Schlemm. Leider besitze ich kaum andere Aufnahmen mit Grace Hoffmann.

    W.S.

  • Eine kurze Recherche hat ergeben, dass ich immerhin 4 Aufnahmen mit ihr habe, bewusst war mir nur die erstgenannte:


    - Mahler - Lied von der Erde unter Hans Rosbaud


    - Mahler Das klagende Lied unter Pierre Boulez


    - Strauss Salome unter Solti


    - Cornelius Der Barbier von Bagdad unter Leinsdorf


    Die letzten beiden hat ja vermutlich fast jeder Opernfan. :hello:


  • Grace Hoffman war eine der tüchtigsten und vielseitigsten Sängerinnen nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Blick in Aufführungsstatistiken genügt. Sie ist überall zu finden, nicht nur in Opern von Wagner und Strauss, die zu ihren Domänen gehörten. An der Wiener Staatsoper, wo wie zwischen 1956 und 1990 in 26 Partien aufgetreten ist, kam übrigens die 2. Dame in der "Zauberflöte" mit 32 Vorstellungen gleich nach der Herodias (40). An dritter Positionen steht - auch das interessant - die Santuzza. Ein einziges Mal hat sie sogar die Maddalena im "Rigoletto" gegeben. Die Amme in der "Frau ohne Schatten", mit der sie um den ganzen Erdball reiste, hat sie in Wien nur dreimal gegeben. Ein Mitschnitt unter Karajan von 1964 ist veröffentlicht worden. In Bayreuth standen Fricka, Brangäne und Ortrud im Zentrum. Kundry hat sie nur außerhalb Bayreuths gesungen. Sie war ja mehr der mütterliche Typ, auch stimmlich, weshalb sie bis ins fortgeschrittene Alter viele Mütter sang, darunter sogar die Mutter Weseners in Zimmermanns "Soldaten" und die Mutter in der "Bremer Freiheit" von der ungarischen Komponisten Adriana Hölszky. Es haben sie sehr viele Dokumente mit der Hoffman erhalten. Neben den schon genannten möchte ich ausdrücklich auch auf den "Messiah" unter Klemperer hinweisen, der in den üppigen Jahren bei der EMI produziert wurde. Die offiziellen Dokumente sind hinsichtlich ihrer Anzahl natürlich nichts gegen die Legionen von inoffiziellen Mitschnitten. So gibt es mindesten zehn Gesamtaufnahmen von "Tristan", in denen sie als Brangäne mitwirkt. Wenn ich ehrlich bin, würde ich sie nicht als eine meiner Lieblingssängerinnen bezeichnen. Sie schien mir - bei sehr gut sitzender Stimme von beträchtlichem Umgang - immer ein wenig allgemein.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Tonträger hab ich keine von ihr. Aber eine wundervolle Erinnerung an ihre Bühnenpräsenz als ERDA im Stuttgarter Ponnelle-Ring der 80er. :angel:

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • hallo,


    in meinem Schrank stehen noch zwei Aufnahmen mit Grace Hoffman, die noch nicht genannt wurden:
    Humperdincks Hänsel und Gretel mit Seefried und Rothenberger, hier singt sie die Mutter. Dirigent der Emi-Aufnahme war Andre Cluytens.
    Zimmermanns Soldaten. Da singt sie nur die kleine Rolle der Mutter Wesener, aber das sehr gut. Sicher eine ihrer ganz späten Aufnahmen (vielleicht die letzte?)


    Schöne Grüße
    wega

  • Grace Hoffmann bleibt mir neben ihren stimmlichen und darstellerischen Leistungen als Garant für Zuverlässigkeit in Erinnerung. Wenn Grace Hoffmann auf dem Besetzungszettel der Stuttgarter Staatsoper stand war Qualität bei ihr selbstvertändlich. Besonders in dem unvergesslichen "Tristan" unter Carlos Kleiber mit Wolfgang Windgassen, der herrlichen Caterina Ligendza mit ihrem berührendem Herzenston, Frick und Neidlinger - also legendären Sängern - machte sie den Warnruf der Brangäne regelmäßig zu einem Höhepunkt des Abends. Vielleicht noch etwas Lustiges am Rande: Die Lieblingslektüre von Grace Hoffmann sollen laut "La Nilsson" Börsenberichte gewesen sein. Deshalb wurde die Aktienexpertin auch häufig von Kollegen um Rat gebeten. Nilsson berichtet von guten Empfehlungen der Kollegin.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ja, den "Barbier von Bagdad" und "Hänsel und Gretel" besitze ich auch. Die Stimme von Grace Hoffmann als "allgemein" zu bezeichnen lieber Rüdiger, kann ich nicht nachvollziehen. Denn dieses Urteil träfe noch auf einige andere Sänger(innen) zu. :pfeif:

    W.S.