Florence Foster-Jenkins --- The Glory of the Human Voice

  • Wenige Künstlerinnen haben ihrem Publikum so ein Vergnügen bereitet wie:


    ,


    doch diese außerordentliche Sopranistin verfügte auch über die Weisheit des Maßhaltens.


    Sie weigerte sich emphatisch mehr als einmal im Jahr in New York aufzutreten, und auch sonst beglückte sie nur Städte wie Washigton oder Newport mit ihrer Kunst.


    Jahrelang war ihre Soirée im Ritz nur für besonders Auserwählte - für den verbissen loyalen Kreis der Damen ihres Clubs und einige waghalsige Opernkenner. Wenn die letzteren sich gelegentlich auch durch einen etwas ungebührlichen Mangel an Zurückhaltung auffielen, so waren sie trotzdem anhänglich.


    Der in jeder Hinsicht ungewöhnliche Charakter dieser Konzerte sprach sich herum: immer schwerer wurde es Billette zu bekommen.


    Schließlich, am Abend des 25.10.1944, wagte Madame Jenkins den großen Schritt: sie verließ die Brokatatmosphäre einer eleganten Hotelsuite, sie nahm es mit der Carnegie-Hall auf.


    Das Gerücht behauptet, dass der Tod der Sängerin einen Monat und einen Tag nach diesem Ereignis auf ein gebrochenes Herz zurückzuführen sei, aber diese Story ist unwahrscheinlich. Nein, Madame Jenkins starb mit einem glücklichen Herzen im Alter von 76 Jahren.


    Weder ihre Eltern noch ihr Gatte hatten sie je zu einer musikalischen Laufbahn ermutigt, aber nach ihrer Scheidung und mit dem Geld, das sie von ihrem Vater, einem steinreichen Bankier, geerbt hatte, konnte sie sich ganz den künstlerischen Neigungen widmen.


    Sie gründete einen Verdi - Club, dessen Tätigkeit alljährlich in dem so sinnreich betitelten "Ball der Silberlerchen" seinen Höhepunkt fand.


    Hier konnte sie auch ihrer zweiten Lieblingsbeschäftigung nachgehen, dem Entwerfen dekorativer und formschöner Kostüme,
    denn ihre Konzerte waren ja nicht nur eine akkustische, sondern auch eine optische Augenweide; mindestens dreimal wechselte sie im Verlauf eines Abends ihre Garderobe.
    So reflektierte sie ihr äußeres Bild, auch immer in die inner Haltung des jeweiligen Musikwerkes.


    Vor allem die "Mainacht" von Brahms und eine eigene Komposition mit dem Titel "Vogelgezwitscher" sind ihrem Publikum in unauslöschlicher Erinnerung.



    Ihre Methode der Billettverteilung war nicht minder ungewöhnlich:


    Man hatte sich als Interessent an die Künstlerin selbst zu wenden. Während sie verspielt wie die Rosina im "Barbier" mit einem Fächer Luft zuwedelte, fragte sie etwa: "Mr...., sind sie Journalist?", "Nein, Madame Jenkins" antwortete der Bittsteller bescheiden, "ich bin Musikfreund".
    "Ausgezeichnet", strahlte die Diva, 2,50 Dollar pro Karte - bitte darf ich ihnen vielleicht ein Glas Sherry anbieten?"


    Viele Rätsel hat diese phänomenale Frau ihrem Publikum aufgegeben.
    Einige Hörer fühlten sich musikalische auf den Arm genommen; andere wieder verärgert über den Mut dieser Künstlerin, mit einer so eigenwilligen Intonation und mit einer so souverän schaltenden Auffassung von Rythmus das Podium zu betreten; aber derartige Zweifel besteht zu Unrecht; aus jedem Ton, den Madame Jenkins singt, klingt ihr ernster Glaube an das, was sie tut.


    Arroganz war ihr fern. Obgleich Millionärin, schlug ihr Herz immer für die Armen. Als ihr im Jahr 1953 ein Taxiunfall widerfuhr, ergrimmte sie nicht vor Zorn und verzichtete auf einen Schadensersatzprozess und sandte statt dessen dem Taxifahrer eine Kiste Zigarren, denn, so meinte sie, sie könne jetzt ein höheres "f" singen denn je zuvor.

  • Ich habe letzte Woche hier in einem grossen Medienhaus eine DVD-Dokumentation über das Phänomen Foster-Jenkins mit Interviews ihrer Freunde/Mitmenschen gesehen-in englischer Sprache.
    Da geht es anscheinend um das psychologische Profil einer Person, die so komplett unempfindlich dagegen schien, sich vor aller Welt lächerlich zu machen.


    Entweder sie hatte ein so ausgeprägtes Selbstwertgefühl, dass ihr das alles vollkommen egal war, solange sie nur ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Gesang, nachgehen konnte oder sie hat wirklcih nciht gemerkt, wie unmöglcih sie war.
    Ich tippe mal eher auf Ersteres.....


    Immerhin hat sie gesagt; Man kann zwar sagen, dass ich nciht gut gesungen haben, aber niemand kann sagen, dass ich NICHT gesungen habe. :D


    ..... und das imponiert mir schon!


    Wenn sie allerdings nciht gewusst hat, was sie tat, wäre das eine echte Tragödie... und von denen tirilieren in abgelmilderter Form nach wie vor genug durch die Gegend, in allen Stimmfächern.


    Fairy Queen

  • Die CD muß ich haben!


    :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    Die ist ja noch besser... äh... schlechter als Madame Höfer.


    :faint: :faint: :faint:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Eine Große Ihrer Zunft und es ist nicht genug zu Bedauern, dass es Ihr nicht mehr vergönnt gewesen ist, Rossinis Katzenduett im Re-Recordingverfahren einzuspielen.


    Ich hatte die wahre Königin der Nacht mal als Handy-Klingelton. Hört man auch in der lautesten U-Bahn. :pfeif:


    Gruß
    Anti

  • Freunden englisch-sprachigen Humors sei dieses schmale Bändchen ans Herz gelegt:


    images?q=tbn:ANd9GcSCuGbzhrFavYcv65GZIEwym9Dqs7P3U8rBLnfwacC7edYWPrn9


    Glorious
    von Peter Quilter


    The True Story of Florence Foster Jenkins,
    the Worst Singer in the World


    (Verlag: Methuen Drama 2005, 85 Seiten)


    LG :baeh01: :baeh01:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Ein Kritiker schrieb nach einem ihrer selbst finanzierten Konzerte:


    "Sie ließ sich von den Intentionen der Komponisten nicht beirren".


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Ich finde ihre Interpretation der einzelnen Arien etwas eigenwillig,


    aber sie hat schon einmal in der Staatsoper Wien gesungen, zwar nicht persönlich, aber 1982,


    als die neue, jetzt schon ältere Schenkinszenierung der "Fledermaus" am 31.12. Premiere hatte, da gab es den Einführungsvortrag und,


    da hat unser Marcel Prawy die LP und den Ausschnitt mit der "Adele" auf Englisch mitgehabt - und vorgespielt.


    Also hat via Technik auch Florence FosterJenkins bei uns gesungen.


    Bitte nicht ungehalten sein, dass ich diesmal diese "außergewöhnliche Opernsängerin" vorgestellt habe.


    Danke für das Verständnis, aber Florence Foster-Jenkins darf nicht vergessen werden.


    Liebe Grüße Peter aus Wien

  • Lieb Fairy Queen!


    Diesen Satz mit dem Singen habe ich selbst nicht in meinem Aufzeichnungen,


    der hat mir gefehlt, aber er ist einfach köstlich.


    Nur eines denke ich, Florence Foster-Jenkins konnte singen, aber sie liebte die Koloratur - und die hatte sie nicht im Repertoire.


    Liebe, liebe Gerüße sendet Dir mit Handküssen Dein Peter aus Wien.

  • Lieber Peter, willst du damit sagen, dass FFJ eigentlich gut singen konnte und nur mit den Koloraturen Probleme hatte oder habe ich Dich da falsch verstanden?


    Mir imponiert jedenfalls ihre Selbstironie und "Robustheit" die sich in dem obigen Zitat "Keiner kann je behaupten, ich habe NICHT gesungen" ausdrückt.
    Diese dame hat sich quasi selbst therapiert und hatte gewiss keine stressbedingten Magengeschwüre oder nervöse Neurodermitis.
    Ausserdem spricht man heute noch weit mehr von ihr als von so manchen stimmlcih sehr guten Kolleginnen ihrer "Glanzzeit". sie hat also zwei Dinge geschafft: ihre grösste Leidenschaft, den (Koloratur)-Gesang koste es was es wolle auf die Bühne zu bringen und ihren Nachruhm zu sichern.


    Wenn das mal keine Leistung ist!!!!!


    Vielleicht sollte ich mir die DVD über ihr Leben bei Le Furet du Nord doch kaufen? ?(


    Bona nox, bist ka rechter Ochs, Buona Notte Fan der Lotte, Bonne Nuit! :hello:


    F.Q.

  • Liebe Fary Queen!


    Ich habe nicht behauptet das Florence Foster-Jenkins gut singen konnte,


    ich habe nur behauptet, so wie Du, dass sie auf der Bühne gesungen hat!


    Und dazu gehören nicht nur Millionen Dollar auf der Bank - sondern auch Liebe zur Oper.


    Liebe Grüße und Handküsse sendet Dir Peter. :hello: :hello:

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  • Hier ein"originelles" Weihnachtsgeschenk:


    Bei a... nicht mehr erhältlich


    oder diese preiswertere Aufnahme:



    Jeder "Opernfreund" wird seine "helle Freude" haben.


    Ich habe sie schon.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :jubel: :hello:


  • Vor Jahren habe ich hier mal dieses Büchlein empfohlen. Inzwischen ist aus dem Buch ein Theaterstück geworden, das z.Zt. mit großem Erfolg in Düsseldorf gegeben wird - in der Komödie an der Steinstraße mit Johanna von Koczian als Florence:


    2. November 2011 — 10. Dezember 2011


    Königin der Nacht - Glorious!
    Komödie von Peter Quilter
    Regie: Martin Woelffer
    Ausstattung: Julia Hattstein


    Mit
    Johanna von Koczian
    Horst Maria Merz
    Ute Willing
    Anton Rattinger
    Vanessa Pérez Martinez
    Martina Mann


    Zitat

    Die Millionärstochter Florence Foster Jenkins, die von ihrem Vater um eine Gesangsausbildung gebracht worden war, mietete sich 1944 die berühmte Carnegie Hall, um einen Gesangsabend zu geben, zu dem sie die gesamte New Yorker High Society einlud. Heraus kam ein Konzert, das schon seit vielen Jahrzehnten Kultstatus genießt wegen der wohl schrägsten Töne, die je in einem Konzertsaal erklungen und auf Platte festgehalten wurden. Die "Künstlerin" selbst hielt die Lachtränen ihres Publikums für Rührung. Doch Kritik und Zweifel fochten diese exzentrische, willensstarke und mit sich selbst völlig zufriedene Frau nicht an. Unbeirrt ließ sie die Welt partizipieren an den Segnungen ihrer Musikalität.
    "Glorious" ist eine grandiose Komödie und eine anrührende Hommage an diese Frau, deren Lebensfreude und Erfülltsein von der Musik absolut ansteckend sind. Ein umwerfend komischer Abend.


    Komödie Düsseldorf GmbH
    Steinstrasse 23
    40210 Düsseldorf


    LG


    :hahahaha:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Im Mai erscheint dieser Kinofilm mit Meryl Streep und Hugh Grant:
    https://www.youtube.com/watch?v=9rRVCNffvKk

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

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  • Auf arte ist bis 20. Oktober noch verfügbar der französische Spielfilm aus dem Jahr 2015


    Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne


    nach einer wahren Begebenheit, die Parallelen zu Florence Foster-Jenkins sind offensichtlich.


    Das Drehbuch nimmt sich einige Freiheiten. Der Wahn und der Schluss weichen vom Leben der amerikanischen Sängerin ab. Als Komödie wie in der Ankündigung würde ich den Film nicht bezeichnen.


    https://www.arte.tv/de/videos/…kunst-der-schiefen-toene/

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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Den Spielfilm Florence Foster Jenkins mit der einzigartigen Meryl Streep und Hugh Grant gibt's auf BluRay.


    Den find ich amüsanter.


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Das "Original" gibt's in der Lagerräumung des Werbepartners.


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Den Spielfilm Florence Foster Jenkins mit der einzigartigen Meryl Streep und Hugh Grant gibt's auf BluRay.

    Vom Informationsgehalt finde ich die Doku "Die Florence Foster Jenkins Story" von Ralf Pleger mit Joyce DiDonato als FFJ sehr gut.



    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo