Hit des 20. Jahrhunderts - Carl Orffs "Carmina Burana"



  • Hallo Tamioner


    Kaum ein Werk des 20. Jahrhunderts, von Mahler und Richard Strauß mal abgesehen, erzielte solche Breitenwirkung und Popularität, wie Orffs "Carmina Burana"
    Dabei sind ja lateinische Texte des Mittelalters, welchen Inhalts auch immer, ja nicht gerade dazu angetan Breitenwirkung zu erzielen :happy: .Dennoch, Orff ist es mit diesem am 8. Juni 1937 zur Uraufführung gebrachten Werk gelungen.


    Dieses vom Komponisten als "szenische Kantate" bezeichnete Werk besteht aus 25 Einzelsequenzen die ihrerseits wieder in 3 Teilen zusammengefasst werden, umrahmt vom Überthema des Glücksrades.


    I primo vere
    In taberna
    Cour dámours



    Hier sieht man eines Skizze zum Bühnenbild für die Uraufführung.


    Orff hatte die Texte aus der Abtei Benediktbeuren 1934 erstmals gesehen und begann sofort mit der Vertonung. Es stellte sich aber bald heraus daß das zur Verfügung stehende Material zu umfangreich war, und daher eine Auswahl getroffen werden musste.


    Von Orffs Werk gibt es zahlreiche Tonaufzeichnungen, von denen er etliche autorisiert hat. Zwei davon sind mir besonders ans Herz gewachsen. Um euch nicht zu beeinflussen, verrate ich Euch erst später, welche. :happy:


    Ihr könnt nun auch Eure Lieblingsaufnahmen benennen, vielleicht aber auch ein paar Gedanken zum Werk an sich, bzw welchen Stellenwert es in der Musikwelt des 20, Jahrhunderts hat...


    Gruß
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    bin beim Stöbern auf diesen noch unbeantworteten Thread gestossen. Offensichtlich ist die Carmina Burana derzeit nicht mehr so angesagt, oder: es kann sowieso nur eine geben :D:
    Die Aufnahme von Eugen Jochum ist eine von denen, denen Orff seinen Segen gab. Zu Recht:


    ...und wer noch mehr von Orff möchte: Herbert Kegel mit der Carmina Burana, Catulli Carmina und Trionfo di Afrodite.


    B0000035OC.03.LZZZZZZZ.gif


    Insgesamt trübt allerdings die allgegenwärtige Berieselung aus irgendeiner Werbeecke den Genuss doch sehr stark, als dass man die Carmina noch unvoreingenommen hören könnte. Davon abgesehen machen (in Hamburg) in den Sommermonaten des öfteren Veranstaltungen die Runde, in denen auf der Festwiese ein Riesenspektakel zur Carmina geboten wird, und von der meine Friseurin immer sagt, dass man das kulturelle Ereignis überhaupt verpasst hätte...


    Gruß aus Hamburg (das diesen Sommer verschont blieb)
    Uwe

  • Bezüglich der Carmina gibt und gab es eigentlich immer nur einen Favoriten, die unglaublich sinnliche Einspielung von Riccardo Chailly, die zwar aus den frühen 80er stammt, die aber weder klang- noch gesangestechnisch irgendwelche Wünsche offen lässt:



    Keine Ahnung, ob diese Aufnahme "autorisiert" ist, Orff hätte (hat?) daran wahrscheinlich seine helle Freude gehabt...


    Liebe Grüße,


    Spatz.

  • Spatz schrieb:


    Zitat

    eine Ahnung, ob diese Aufnahme "autorisiert" ist, Orff hätte (hat?) daran wahrscheinlich seine helle Freude gehabt...



    Orff hat diese Aufnahme nicht "autorisiert" wie diejenigen Jochums und Leitners, aber er war beim Enstehen der Einspielung dabei und war begeistert, was nicht wundert....

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo,


    Orff hat, immer wieder hingerissen davon, was Dirigent und Ausführende aus seinen Werken herausholten, gerne und viel "autorisiert", so liebevoll wie mit ihm sind Plattenindustrie, Hörer und Ausführende kaum je mit einem (damals) lebenden Komponisten umgegangen.
    Aber auch euphorische Komponisten sind selten, meist nörgeln sie an der Ausführung herum und sind nie zufrieden.


    Eigenartigerweise hat mich die Aufnahme unter Chailly bei ihrem Erscheinen nicht sonderlich begeistert. (Ich besitze sie aber, und werde mein Urteil von damals überprüfen)


    Eingehört war ich auf die Jochum-Aufnahme, eine Sternstunde der Deutschen Grammophon, auch in aufnahmetechnischer Hinsicht.


    Die Previn Aufnahme habe ich momentan nicht so im Gedächnis, aber mich wundert, daß noch niemand die Eichhorn-Aufnahme ins Spiel gebracht hat.


    Alles in allem aber, ein Werk, bei dem man offensichtlich nicht viel falsch machen kann, und das nie seine Wirkung verfehlt.


    (Ich hab mich gewundert, daß der Tread so lange unbeantwortet blieb)


    Wenn man beanstandet, daß das Werk durch die Werbung "totgespielt wurde, möchte ich in Erinnerung rufen, daß die sicher nicht die Schuld der "Carmina" ist, und ergänzend hinzufügen, daß dies ja hauptsächlich ein oder zwei Themen sind, die hier permanent "mißbraucht" werden.
    Um die Komposition zu geniessen, sollte man sich ihr genz widmen, vorzugsweise mit Textbuch......



    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfred schrieb:


    Zitat

    Alles in allem aber, ein Werk, bei dem man offensichtlich nicht viel falsch machen kann, und das nie seine Wirkung verfehlt.


    Also das kann ich von mir SO nicht sagen, ich halte die "Carmina Burana" für ein Werk, das sich, nach anfänglicher Begeisterung, sehr schnell abgenutzt hat. "Schuld" daran sind zum einen die vielen minderwertigen Aufführungen des Stückes einerseits und eine gnadenlose Verwurschtung durch die Werbung und unsinspirierte Filmmusik zum anderen, die mich, sobald ich nur das Orffsche "O Fortuna" höre, mein Heil in dre Flucht ergreifen lassen. Interessanter wäre sicher ein Thread über den Komponisten Orff JENSEITS von Carmina Burana, denn da gäbe es wirklich noch einiges zu entdecken !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo Taminos,


    habe die Chailly-Aufnahme noch einmal aus dem Keller gezerrt und muß euch recht geben: sehr mitreißend und sauber, aber meine Frage:


    Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Spatz schrieb:




    Orff hat diese Aufnahme nicht "autorisiert" wie diejenigen Jochums und Leitners, aber er war beim Enstehen der Einspielung dabei und war begeistert, was nicht wundert....


    Ging das noch? die Aufnahme ist meines Wissens von 1983 und Orff ist 1982 gestorben, oder wurde die Aufnahme schon vorher gemacht?


    Gruß
    Uwe

  • Alfred schrieb:


    Zitat

    Ging das noch? die Aufnahme ist meines Wissens von 1983 und Orff ist 1982 gestorben, oder wurde die Aufnahme schon vorher gemacht?


    So war es wohl: der Festschreibung auf CD gingen einige Livekonzerte unter Chailly mit dem anwesenden Orff vorraus: die Aufzeichnung entstand tatsächlich im Jahr 1983 und das Lob Orffs galt dann wohl Chaillys Interpretation und und nicht explizit dieser Einspielung auf CD, obwohl ich denke, daß er in dem Falle auch guten Gewissens aus dem Jenseits sein "ok" gegeben hätte
    :D

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallihallo,


    für Leute, die nur mal hineinschnuppern wollen, zwei Preisbrecher:


    bei JPC: Orff/CB/Brilliant Classics 3.99


    Ab da bekommt man es die Euros aufwärts in jeder Preislage.


    Grüße
    Nubar

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Alfred schrieb:



    Also das kann ich von mir SO nicht sagen, ich halte die "Carmina Burana" für ein Werk, das sich, nach anfänglicher Begeisterung, sehr schnell abgenutzt hat. "Schuld" daran sind zum einen die vielen minderwertigen Aufführungen des Stückes einerseits und eine gnadenlose Verwurschtung durch die Werbung und unsinspirierte Filmmusik zum anderen, die mich, sobald ich nur das Orffsche "O Fortuna" höre, mein Heil in dre Flucht ergreifen lassen. Interessanter wäre sicher ein Thread über den Komponisten Orff JENSEITS von Carmina Burana, denn da gäbe es wirklich noch einiges zu entdecken !


    Hallo,


    trotz vielen Gebrauches (und Mißbrauches) für Werbung und Kino haben sich die "Carmina Burana" für mich doch noch nicht vollständig abgenutzt (es hilft, größere Hörpausen einzulegen, damit das Stück wieder eine Chance bekommen kann).


    Sicher hat das auch auch damit zu tun, daß eine "CB"-Aufnahme meine erste selbst gekaufte Klassik-"Platte" (bzw. MC) war. Diese Kegel-Einspielung von 1958 (seine erste, damals noch bei der DG veröffentlicht) nimmt in meiner Sammlung immer noch einen besonderen Platz ein und das nicht nur aus sentimentalen Gründen. Ich kenne keine rhythmisch mitreißendere, gespanntere, teilweise bis ins Apokalyptische (Schlußchor) gesteigerte Aufnahme. Die Chöre sind besonders gut! Da nimmt man den etwas verrauschten frühen Stereoklang, einige Unsauberkeiten im Orchester und die leise im Hintergrund zwitschernden Vögel (die eigentlich ganz gut zum Stück passen) gern in Kauf.


    Jochums zu recht hier gelobte Aufnahme ist da klanglich ausgeglichener und "schöner" (für mich deswegen aber auch weniger aufregend), besitzt aber in Gundula Janowitz die ideale Interpretin für den "Cours d´amour". Der sonst oft zu kühl und instrumental wirkende Sopran ist hier das ideale Instrument, um die richtige Mitte zwischen unerreichbarem Liebesideal und erotischer Verführung zu treffen. "In trutina" singt sie wirklich über die Maßen schön. Stolze ist als "Schwan" in seinem Element, während Fischer-Dieskau zwar interpretatorisch (wie fast immer) gut ist, aber doch zuwenig "Metall" in der Stimme hat, um etwa die "Wafna"-Rufe wirklich singen zu können.


    Kein Problem damit hat Thomas Allen in der Previn-Aufnahme von 1975. Ein toll klingender Bariton mit super Höhe und Durchschlagskraft, dabei aber ebenso zu subtilen Nuancen fähig. Die anderen Solisten halten das Niveau nicht ganz, dafür gefallen wiederum Chor und Orchester, insbesondere der richtig mitgehende Kinderchor.


    Ebenfalls empfehlenswert ist die Eichhorn-Aufnhame, vor allem als DVD in der Inszenierung von Jean-Pierre Ponelle, der sich der Bilder Breughels und der mittelalterlichen Ikonographie als Inspiration bedient hat.


    Darüber hinaus gibt es bei Orff noch vieles zu entdecken. Am besten fängt man da wohl bei den "Schwesterstücken" Catulli Carmina (müßte in den USA eigentlich den Aufkleber "parental advisory" tragen) und "Trionfo d´Aphrodite" an. Dann vieleicht die Märchenopern "Die Kluge" und "Der Mond", dann die "Bernauerin" und schließlich die Opern "Antigonae", "Oedipus" und "Prometheus".


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

    Einmal editiert, zuletzt von GiselherHH ()

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  • Hallo,


    Na ja der mit der "Klugen" haben wir uns immerhin im Forum schon ein wenig befasst.


    Der GRund des momentanen Postings ist jedoch die Neuaufnahme der "Carmina Burana" unter Simon Rattle. Scheinbar war die Aufnahme doch ein dringendes Bedürfnis :D


    Es fällt mir persönlich schwer, mir vorzustellen, dieser Livemitschnitt könne mit den bisherigen Spitzenreitern (und deren gibt es ja wahrlich genug) mithalten.


    Nichts desto trotz frage ich, ob irgendjemand diese Aufnahme schon gehört hat, und seinen subjektiven Eindruck schildern kann


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe eher nebenbei im Radio eine kurze CD-Kritik gehört.
    Dort wurde sie sehr gelobt und als Bereicherung angepriesen,
    da de Aufnahme wohl sehr lebhaft und mitreissend ist.
    Es wurde sehr lustvoll musiziert, auch vom Chor und den Solisten.



    Also eine Aufnahme, die neugierig machen sollte.



    Gruß, Peter.

  • Ich habe das Konzert im Fernsehen gesehen, fand es ganz packend musiziert. Nur bin ich kein Kenner des Werkes und die akustische Qualität meines TVs ist äußerst bescheiden.


    Was mir nur auffiel: Der Barition gefiel mir eigentlich ganz gut, hat aber im Fortissimo mehrmals deutlich seine stimmlichen Grenzen überschritten, das war nur noch Brüllen. Aber so etwas lässt sich ja im Nachhinein leicht korrigieren. Zumal es 3 Aufführungen des Werkes über Silvester hinweg gab. ;)
    Im Radio /Bayern 4 Klassik gab es ebenfalls eine gute Kritik zu hören.


    Gruß
    Anti

  • habe ich über DVB aufgenommen und gleich eine CD davon gebrannt, die natürlich mit der Fabrik-CD mangels Korrekturmöglichkeiten nicht mithalten kann. Mir genügt sie aber so). Rattle ist an den langsamen Stellen langsamer und an den schnellen schneller als Jochum (der für mich die absolute Referenz ist, weil in der Tat authentisch und aus der Intention des Stückes musiziert. Klang: überragend). Mit den Berlinern 'geht' das natürlich problemlos, ist aber auf der anderen Seite ein Indiz für einen kulturfremden Hochglanz-Perfektionismus, der eher aus der Maschinenwelt kommt.


    Im übrigen muß ich den Kritikern recht geben, die die pornographische Vermarktung dieses Stücks anprangern. Leider geht es einigen anderen 'Reißern' nicht besser (Zarathustra). Wenn es noch ein Kulturverständnis gäbe, wäre es ein leichtes, diesen Mißbrauch zu verbieten.


    Leicht derangiert


    helmutandres

  • ...kommt das Christuskind, zuvor kommen aber der Frühling und der Sommer. Und, phänomenal, jedes Jahr das gleiche. Die Chöre singen wieder Carmina Burana, den großen Hit. Vom Dorfchor und Schulchor bis zu halbprofessionellen Ensembles, ein unglaubliches Phänomen. Sogar bei uns im beschaulichen Würzburg konnte man letztes Jahr drei verschiedene Chöre mit dem Stück bewundern. Es ist wohl der größte Hit des 20. Jahrhunderts, neben dem alle anderen Werke Orffs ein Schattendasein führen. Und jeder, der schon einmal bei einer Aufführung mitgewirkt hat, weiß dass es einfach Spaß macht.
    Für die Gesangssolisten ist die Geschichte sehr undankbar, ein Bariton, der bis zum hohen H muss(!!!), geht ja fast nicht mit Bruststimme, der sterbende Schwan des Tenors ist auch extrem. Dazu die Sopranistin, die am besten locker leicht hinaufschwebt bis zum hohen D.
    Trotzdem bin ich dankbar, dass sie so oft aufgeführt werden, einmal den Klavierpart gelernt, und man kann gutes Geld damit verdienen 8). Welcher kleine Chor kann sich schon ein Orchester leisten?


    Meine Aufnahmen:


    James Levine, Chicago
    Seij Ozawa, Boston
    Andre Previn, Wien
    Vaclav Smetacek, Tschechische Philharmonie (LP)


    Kann mich auf Anhieb nicht entscheiden:


    Ozawa hat die flottesten Tempi, teilweise ist aber das Orchester nicht ganz exakt
    Levine ist am wuchtigsten, teilweise aber zu langsam, insgesamt trotzdem eindrucksvoll
    Previn ist zu langsam, hat aber Barbara Bonney
    Smetacek ist von allem ein bisschen, eigentlich keine schlechte Alternative


    Eigentlich müsste man sich die perfekte Aufnahme zusammenkopieren aus mehreren Einspielungen.
    Simon Rattles Silvesterkonzert habe ich gesehen und auf Video aufgenommen, hat mich spontan schon angesprochen.


    Gruß, Flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • eine umstrittene Frage vielleicht, aber musikalisch ist es überzeugend, daß die Passage nicht als Showeinlage eines überbezahlten Sängers zu sehen ist, der sonst das ganze Konzert lang sinnlos auf dem Podium sitzt!


    Wo, außer im "Postillon von Lonjumeau" gibt es noch das sinnlose hohe D?


    Bei einem Vorsingen hatte ich mal einen Verrückten, der am Ende einer Rossini Arie das hohe Es präsentierte - die Tonqualität war indiskutabel - ähnlich wie beim Schispringen, zwar die Weite durchgestanden, aber in miserabler Haltung...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Nachdem in einem anderen Thread darüber diskutiert wird, ob man Operette noch zur klassischen Musik zählen soll -


    Carmina burana zählt in meinen Ohren eher zur Operette als zur klassischen Musik.

  • gute Idee, Heinz,
    aber damit machen wir uns die Einteilungen noch schwerer als sie schon sind.


    und - was bewirkte es?


    lg,
    Wolfgang

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Hallo,


    ich favorisiere die Jochum- [1968] und die Eichhorn-Aufnahme [1973]; man kann mit keiner was falsch machen.



    Gruß
    Felipe

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das Werk begleitet mich schon seit Jahren. In meinen Augen ein echtes Schlachtroß, im postiven Sinne. Ich krame die Aufnahme





    in der Einspielung mit Riccardo Muti und insbesondere mit der leider viel zu früh verstorben Arleen Augér, der göttlichen Arleen Augér, die mich bereits seit der Aufnahme der Bach-Kantaten unter Helmut Rilling begleitet hat, immer wieder gern hervor.

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  • Ich habe eine absolut sensationelle "Carmina"-Aufnahme - und auch eine Frage an alle Taministen.
    Dirigent der Aufnahme ist Jansug Kakhidze, es spielt das Orchester von Tbilisi, es singen lokale Chöre - gekostet hat das Ding ganze 4,99 Euro. Und ich bin platt: Präzise, federnde Rhythmen, der Chor beist so richtig in die Konsonanten, und wie Klaviere und Percussion bei "Veni, veni, venias" agieren, habe ich so noch nie gehört - ein Wahnsinn!!!
    Ein Wahnsinn ist aber auch die Edition: Nicht ein Solist wird namentlich genannt, und auch das von mir in Englisch und Russisch kontaktierte Kakhidze-Zentrum hüllt sich in Schweigen. Unverständlich, denn die Sopranistin singt ihren Part dermaßen zart und erotisch und der Bariton den seinen mit so viel Kraft und männlicher Ausstrahlung, dass sie eine Nennung in Balkenlettern verdient hätten. Weiß irgendjemand von Euch zufällig, wer diese Solisten sind?


    Jedenfalls: Eine Aufnahme, die ich uneingeschränkt empfehlen kann.

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Weiß irgendjemand von Euch zufällig, wer diese Solisten sind?


    Klingt alles ein bisschen bizarr, im ersten Moment dachte ich, dass das ein Scherz sei. Aber eine Woolworth-Seite gibt Auskunft:


    Givi Mundishvili|Levan Mekhaturishvili|Naira Nachkhatashvili|Simi Studio Choir and Simi Studio Boys' Choir|Tamaz Tseriashvili


    Gruß, Cosima

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Weiß irgendjemand von Euch zufällig, wer diese Solisten sind?


    Hallo Edwin,


    die Solisten sind :


    Naira Nachkhatashvili (Sopran),
    Levan Mekhaturishvili (Tenor),
    Tamaz Tseriashvili (Bariton)


    Schöne Grüße


    Sune

  • Countertenor für den Schwan? Unbedingt! Denn die Tenöre singen in dieser Lage meiner Erfahrung nach nur noch hässlich. Außerdem bringt ein Countertenor das Groteske dieser Szene, finde ich jedenfalls, viel besser zum Ausdruck.

  • Zitat

    Denn die Tenöre singen in dieser Lage meiner Erfahrung nach nur noch hässlich. Außerdem bringt ein Countertenor das Groteske dieser Szene, finde ich jedenfalls, viel besser zum Ausdruck.


    Ich bin der vollen Überzeugung, dass Orff den gequälten, grotesken Ausdruck des zu hoch liegenden Tenors wollte. Orff liebte es, Stimmen durch ungewöhnliche Lagen zu verfremden, um bestimmte Affekte zum Ausdruck zu bringen. "In trutina" ist ein Sopran-Solo in Alt-Lage, in "Dies, nox et omnia" versteigt sich der Bariton in die Tenor-Lage; dazu kommen immer wieder Instrumente, die in extremen Lagen spielen: Tiefe Flöten, hohe Kontrabässe etc. Das ist ein Stilmittel.


    Schaut man sich den Text des Schwans an, findet man Verse wie: "Dentes frendentes video" - "Gefletschte Zähne sehe ich". Der Schwan weiß was ihm blüht. Und damit steigt ihm ein Kloß in der Kehle auf, die Stimme wird hochgequetscht. Orff schafft damit eine glänzende Balance zwischen konkretem Ausdruck und Groteske.


    Ein Countertenor ist zwar per se "unnatürlich", singt das aber bequem und schön - und somit meiner Meinung nach falsch.

    ...

  • In einem anderen Thread lese ich gerade entsetzt, dass Klawirr und Baumgartner die Carmina Burana mit nicht sehr netten Wertungen bedenken. Hier war bis jetzt nicht so viel davon zu lesen. Für Klawirr sind die CB gruselig, für EB der größte Mist, den Orff je geschrieben hat. Warum auch ein Werk gutheißen, das man nicht unter Modernisten für sich besitzt, sondern mit Massen teilen muss, die Filme wie Zeffirellis Hamlet oder Boormans Excalibur ansehen? Popularität macht unattraktiv, habe ich hier den Eindruck. Dann auch noch 1936 unter Duldung von Goebbels und Konsorten entstanden, so etwas kann doch nicht gut sein (Ich bin mal wieder fleißig am Unterstellen, aber das ist die zwangsläufige Folge, wenn keine Gründe genannt werden ;))...


    Da wird dann schon mal ein spröder Chorsatz wie "Miser Catulle" aus den Catulli Carmina als besser als die ganzen Carmina Burana bezeichnet.


    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    :angry: Dennoch hab ich einen Zorn auf die von Wergo! :angry:
    Da haben sie groß angekündigt, Carl Orffs "Des Turmes Auferstehung" (Orff als Expressionist) mitzuschneiden und zusammen mit seinen "Tanzenden Faunen" (Orff als Schreker-Nachfolger) herauszubringen - aber nichts da.


    Soweit ich weiß, hat Orff diese Werke nach den "Carmina Burana" sozusagen zurückgezogen und die CB als sein opus 1 bezeichnet, weil er glaubte, hiermit zu seinem Stil gefunden zu haben. Damit stellt sich die Frage, ob frühere Werke überhaupt noch als autorisiert zu betrachten sind. Die CB als gruselig oder größten Mist Orffs zu bezeichnen, klingt für mich nach "Wir distanzieren uns demonstrativ vom Massengeschmack". Oder spielt da wieder das Verdikt von den Carmina als "Nazimusik" mit?

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Hallo Draugur,
    ganz so schlimm, wie Du's darstellst, ist die Sache nicht - und ganz so ungeteilt ist die Begeisterung für die CB hier im Thread auch nicht gewesen:


    Zitat

    Original von BigBerlinBear:
    Also das kann ich von mir SO nicht sagen, ich halte die "Carmina Burana" für ein Werk, das sich, nach anfänglicher Begeisterung, sehr schnell abgenutzt hat. "Schuld" daran sind zum einen die vielen minderwertigen Aufführungen des Stückes einerseits und eine gnadenlose Verwurschtung durch die Werbung und unsinspirierte Filmmusik zum anderen, die mich, sobald ich nur das Orffsche "O Fortuna" höre, mein Heil in dre Flucht ergreifen lassen.


    Dem kann ich nur zustimmen!! IMO leider ausgedörrt, abgenudelt, ausgeschlachtet, gefleddert - ich find's einfach nur noch gruselig. Tut mir leid!
    Das hat ganz und gar nix mit Modernistenexklusivität zu tun - und mit Modernisten schon mal überhaupt nichts. Dieser Gruselmechanismus betrifft nämlich auch absolut unmoderne Sachen: die »Air« aus Bachs 3. Orchestersuite, die »Badiniere« aus der 2. und tendenziell auch nahezu alle sonstigen Handy-Klingelton- und Werbemusik-kontaminierten Sachen - Kopfsatz von Tschaikowskys op. 23 (Mann kommt - das Eingangsthema summend - in eine Bankfiliale und fragt die freundliche Bankangestellte, ob sie wisse, was das sei. Antwort [natürlich ohne nachdenken zu müssen, natürlich!]: »Tschaikowsky - 1. Klavierkonzert - b-moll - op. 23«. Mann ist glücklich und eröffnet ein Konto); Kopfsatz von Beethovens 6. (immer wenn ich das höre, habe ich Dosengemüsewerbung vor Augen) usw. Da können die Komponisten und die Werke nichts zu - aber mich gruselts trotzdem.


    Außerdem habe ich in dem von Dir herbeizitierten Thread mit keinem Wort geschrieben, daß ich die CB etwa für schwächer als die CC halten würde. Wohl habe ich geschrieben, daß ich der Meinung bin, daß Orff deutlich stärkere Werke geschrieben hat als die CB, und das diese stärkeren Werke leider von den CB (IMO zu Unrecht) völlig überschattet sind (als Beispiele habe ich nicht die CC genannt sondern »Antigonae«, »Oedipus«, »Prometheus«).
    Ganz herzlich,
    Medard

  • Zitat

    Original von Klawirr


    Außerdem habe ich in dem von Dir herbeizitierten Thread mit keinem Wort geschrieben, daß ich die CB etwa für schwächer als die CC halten würde.


    Das hat Edwin geschrieben, ich habe euch beim Zitieren etwas zusammengeworfen.


    Zitat

    Wohl habe ich geschrieben, daß ich der Meinung bin, daß Orff deutlich stärkere Werke geschrieben hat als die CB, und das diese stärkeren Werke leider von den CB (IMO zu Unrecht) völlig überschattet sind (als Beispiele habe ich nicht die CC genannt sondern »Antigonae«, »Oedipus«, »Prometheus«).


    Ich ärgere mich auch immer, wenn ich im CD-Regal nach Orff blättere und da NUR Carmina-Einspielungen finde (ich verehre z. B. die "Kluge", den "Mond", die anderen beiden Trionfi. Mit der "Bernauerin" bin ich nicht ganz warm geworden, der kraftvolle "Prometheus" hat mich sehr beeindruckt, als CD-Aufnahmen entfalten diese beiden Werke aber möglicherweise ihre Wirkung aber nicht so recht). Aber wenn ich die CB nicht hätte und sie da nicht finden würde, dann wäre der Ärger mindestens ebenso groß. Ich durfte sie auch schon einmal mitsingen, und danach hat man immer einen ganz anderen Blick auf eine Komposition. Wie du zutreffend schreibst, ist die Musik nicht daran schuld, dass sie viel gespielt wird, und das gilt ja im wesentlichen auch nur für den Eingangschor.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

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