Und wad is mit Blues?

  • Um es kurz zu machen:


    Ist es vermessen, zu behaupten, der Jazz sei aus dem Blues hervorgegangen und sollte deshalb hier im thematisiert werden? Oder darf Blues gar als eine sehr ursprüngliche Form des Jazz bezeichnet werden? Wenn nein, wo hört der Blues auf, wo fängt der Jazz an?


    Liebe Grüße
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Everybody say they don´t like the Blues. But you´re wrong. The things that going on today - is not the Blues.


    Now when you come down to the Blu-hues (and I´m sure you have to come to it), you just sit there and watch me…


    (sic!)



    Howlin´ Wolf in einer mündlichen Mitteilung an die Gemeinde (idiomatisch belassen, auch in der, nunja, „Grammatik“)

  • Zitat

    Original von GalloNero
    Ist es vermessen, zu behaupten, der Jazz sei aus dem Blues hervorgegangen und sollte deshalb hier im thematisiert werden? Oder darf Blues gar als eine sehr ursprüngliche Form des Jazz bezeichnet werden? Wenn nein, wo hört der Blues auf, wo fängt der Jazz an?


    Beides ist falsch. Jazz, Blues, und die zahlreichen anderen Musikformen, die nach Amerika verschleppte Afrikaner in der sog. Neuen Welt entwickelt haben, sind alles neu entwickelte Formen afro-amerikanischer Musik, die gleichwertig nebeneinanderstehen sollten, sich häufig gegenseitig beeinflussen. Die konkreten Anteile afrikanischer, europäischer, indianischer oder anderer Kulturen (wenn noch andere Migranten eine Rolle spielen) sind jeweils unterschiedlich und in wechselnden Anteilen. So gab es in New Orleans und auf der Karibik-Insel Martinique eine Art afro-französischer Tanzmusik,die häufig in der Besetzung Klarinette, Klavier und Schlagzeug (das selbst ein produkt dieser multikulturellen Vermischung ist) gespielt wurde - in New Orleans wurde Jazz daraus, auf Martinique die Beguine - letztere kennen deutsche Jazzfans kaum. In diesem Fall zeigt sich der Unterschied vor allem in der Rhythmik.
    All diese afro-amerikanischen Musikformen entstanden aus der Kombination afrikanischer Techniken und Strukturierungsprinzipien, die durch Verbot oder Sanktionierung oder Mangel oder Erhältlichkeit bestimmten Instrumentariums so entwickelt wurden.
    Blues ist z.B. eine ländliche Form von Tanzliedern zu Gitarrenbegleitung - weil Gitarren relativ einfach und billig verfügbar waren. Die weißen Folkloremusiker haben andere Musik mit demselben Instrument entwickelt. In Kuba wurde aus der selben Situation der Son geboren - andere Gitarrenfiguren, die spanische Einflüsse aufweisen, die in den USA fehlen - da kommen die Ursprünge aus dem Sudangürtel besser heraus. Das ganze ist viel komplizierter als einem die griffigen Theorien aus z.B. Jochim Ernst Berendts Jazzbuch glauben machen wollen - Berendt hatte so gut wie keine Ahnung von Musikethnologie und afrikanischer Musik und ging mit feullitonistischer Attitüde und damals schon kritisch diskutierten Evolutionsmodellen aus dem späten 19. Jahrhundert an die Sache heran - da kann ich die Bücher von Alfons Michael Dauer schon eher empfehlen.
    Die Theorien über Blues und die Harmonik des Jazz, vor allem die von Carlo Boländer, all das Gerede um die "Blue Notes" u.a. kann man eigentlich nach neusten Forschungen Gerhard Kubiks in der Pfeife rauchen - ich empfehle dringend die Lektüre von Africa and the Blues:



    ... und z.B. das hier, allerdings haben beide Bücher leider keine Klangbeispiele.


    Dauer, Alfons M.:
    Tradition Afrikanischer Blasorchester und Entstehung des Jazz
    Verlag : Akademische Druck- u. Verlagsanstalt
    ISBN : 978-3-201-01285-0
    Einband : Paperback
    Preisinfo : 97,60 Eur[D] / 97,60 Eur[A] / 163,00 CHF UVP


    Ganz allgemein kann ich zur Geschichte des Jazz nur englischsprachige Bücher empfehlen, allen voran diese hier:



  • Das hat er auf dieser LP gesagt:



    ... wobie diese Äußerung ja sehr doppelbödig ist, weil er sie auf seiner ersten elektrifizierten LP gemacht hat, mit der er viele Fans vor den Kopf gestoßen hat. So gespielt hat er auch nur auf dieser LP, also Vorsicht ..... treffend ist dieses Zitat allemal.