In Interviews mit Dirigenten höre bzw. lese ich es regelmäßig: Aufgabe des Dirigenten sei es auch, das Publikum zu erziehen.
Gern äußern Dirigenten diese Auffassung, wenn nach anspruchsvollen Stücken im Programm - oftmals aus dem Bereich der Neuen Musik - gefragt wird.
Findet eine solche Erziehung tatsächlich statt, frage ich mich.
Ich meine, nein. Der Einfluss des Dirigenten auf das Publikum ist verschwindend gering. Womit will er denn erziehen? Mit der Programmauswahl? Das beträfe nur den kleinen Teil des Publikums, der über Jahre alle Konzerte besucht.
Mir scheint, die Dirigenten überschätzen ihren Einfluss. Wir mündigen Klassikhörer suchen uns doch die CDs und Konzerte nach unseren Interessen aus. Nicht der Dirigent zieht das Publikum heran, sondern wir suchen uns ein Konzert, einen Dirigenten nach unserem Geschmack.
Andererseits hat mich die Arbeit Metzmachers an der Hamburger Staatsoper wirklich begeistert. Metzmacher hat, wenn ich ehrlich bin, wohl doch einen nennenswerten Anteil daran, dass ich mich für moderne Oper interessiere. Vor ihm war ich eher der typische Wagner und Verdi-Hörer.
Gibt es ihn also doch, den Erziehungsbeitrag?
Viele Grüße
Thomas