Haydn, Joseph: Kammermusik mit Baryton


  • Es gibt keinen ordentlichen Einstiegsbeitrag; vielleicht kann das ja noch nachgereicht werden. Haydn schrieb über 100 Trios für Baryton, Viola und Cello und einige Divertimenti in stärkerer Besetzung, da dieses ungewöhnliche Instrument (eine Art Tenor-Gambe mit zusätzlichen Resonanzsaiten) von dem Fürsten Eszterhazy selbst sehr gern gespielt wurde.


    Siehe auch: "http://de.wikipedia.org/wiki/Baryton"


    JR


    Zitat

    Original von Klawirr
    Och, die eine Scheibe mit Haydnschen Barytontrios, die ich besitze (cpo), höre ich sehr oft zum einschlafen. Ist fast noch wirksamer als die Lektüre von Klopstocks »Messias«... :D


    Wenn Du erstmal das ganze Spektrum der Barytontrios kennengelernt hast, wirst Du gar nicht mehr einschlafen können vor lauter Aufregung und Abwechslung... :D


    So ist der Kreis der Tonarten schwindelerregend (allein in den ersten 72 Trios sind es drei 8o verschiedene: G, D und A - da muss eine Systematik dahinterstecken, wir werden mal JR darauf ansetzen :D). Irgendwo in den Achtzigern und Neunzigern gibt es sogar zwei Moll-Trios (Sturm- und Drang-Phase!). Und später kommen tatsächlich C- und F-dur dazu!


    Jetzt sehe ich gerade: von den 126 Trios sind drei verschollen. Zufall? Oder hatte Beethoven seine Hände im Spiel, um zu verschleiern, dass er ein Haydn-Epigone war? Stoff für schlaflose Nächte!



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht


    Wenn Du erstmal das ganze Spektrum der Barytontrios kennengelernt hast, wirst Du gar nicht mehr einschlafen können vor lauter Aufregung und Abwechslung... :D


    So ist der Kreis der Tonarten schwindelerregend (allein in den ersten 72 Trios sind es drei 8o verschiedene: G, D und A - da muss eine Systematik dahinterstecken, wir werden mal JR darauf ansetzen :D).


    :D


    Zitat

    Irgendwo in den Achtzigern und Neunzigern gibt es sogar zwei Moll-Trios (Sturm- und Drang-Phase!).




    Eines der moll-Trios (h-moll) ist auf der cpo-CD enthalten. Ich habe es noch nicht so oft gehört, weil es erst an zweiter Stelle kommt (insgesamt sind fünfe enthalten, die Nrn 5, 11, 96, 97 und 113) und ich dann meist schon schlafe.... Die zweite Hälfte der CD (drei Trios in D) habe ich wahrscheinlich bisher ausschließlich im bewußtlosen Zustand gehört. Dafür verwendet Haydn im Kopfsatz des an erster Stelle stehenden (die Tonart müßte ich abends nachschauen [wenn ich dann nicht schon zu müde bin] - ist aber vermutlich G, D oder A [ja, es ist A]) die Melodie von Glucks »Che Faro Senza Eurydice« als Thema. Ist sehr beruhigend... :D


    Viele Grüße,
    Medard


    p.s.: dabei fällt mir auf, daß in der oben gezeigten Haydn-Editionskiste die Baryton-Oktette (ebenfalls allesamt in G, D oder A) gar nicht enthalten sind! Skandal!!

  • Zitat

    Original von Klawirr


    :D


    Hey, ich habe doch unlängst gerade gegen vorschnelles Systematisieren argumentiert!
    Vermutlich steckt ein DNA-ähnlicher Code, den Euler, D'Alembert oder einer der Bernoullis erfunden hatte (oder aus dem Nachlaß von Großmeister Leibniz, der kannte schließlich auch schon das Binärsystem) dahinter, der den Illuminaten (bekanntlich waren alle illustren Persönlichkeiten des 17./18. Jhds., insbesondere solche, die Geheimbotschaften unverfänglich in Musik u.ä. codieren konnten, dort Mitglieder), als Anleitung für die amerikanische Revolution diente... ich sehe Stoff für Frank Schätzing und Dan Brown!


    Zitat

    Eines der moll-Trios (h-moll) ist auf der cpo-CD enthalten. Ich habe es noch nicht so oft gehört, weil es erst an zweiter Stelle kommt (insgesamt sind fünfe enthalten, die Nrn 5, 11, 96, 97 und 113) und ich dann meist schon schlafe.... Die zweite Hälfte der CD (drei Trios in D) habe ich wahrscheinlich bisher ausschließlich im bewußtlosen Zustand gehört. Dafür verwendet Haydn im Kopfsatz des an erster Stelle stehenden (die Tonart müßte ich abends nachschauen [wenn ich dann nicht schon zu müde bin] - ist aber vermutlich G, D oder A [ja, es ist A]) die Melodie von Glucks »Che Faro Senza Eurydice« als Thema. Ist sehr beruhigend... :D


    Die cpo-CD besitze ich auch, bisher glaube ich genau einmal gehört. Seitdem Ulli über Streichtrio-Fassungen einiger dieser Werke in Ekstase gerät (oder habe ich das mißverstanden und es sind genuine Streichtrios, von denen es wohl auch ein paar, zzgl vieler unechter gibt?), habe ich aber vorgemerkt, sie demnächst irgendwann mal wieder anzuhören. (Jedenfalls bevor ich sowas wie 19 EUR für eine alpha-CD auslege).


    Es gibt übrigens gar keine Baryton-Werke aus den 1780ern und 90ern (die letzten stammen lt. Hob. VZ aus den späten 1770ern), nur so als Info für die unschuldigen Mitleser! (Eh klar, da war die amerikanische Unabhängigkeit ja schon gelaufen und man ist auf ein anderes Codesystem umgestiegen!)


    Zitat


    p.s.: dabei fällt mir auf, daß in der oben gezeigten Haydn-Editionskiste die Baryton-Oktette (ebenfalls allesamt in G, D oder A) gar nicht enthalten sind! Skandal!!


    Es gibt auch noch einige Quintett-Divertimenti inklusive Baryton (beider Existenz war mir bis heute nicht bekannt). Sind die oder die Oktette überhaupt jemals eingespielt worden?


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Hey, ich habe doch unlängst gerade gegen vorschnelles Systematisieren argumentiert!


    Da hab ich wohl was verwechselt... :D



    Zitat

    Vermutlich steckt ein DNA-ähnlicher Code, den Euler, D'Alembert oder einer der Bernoullis erfunden hatte (oder aus dem Nachlaß von Großmeister Leibniz, der kannte schließlich auch schon das Binärsystem) dahinter, der den Illuminaten (bekanntlich waren alle illustren Persönlichkeiten des 17./18. Jhds., insbesondere solche, die Geheimbotschaften unverfänglich in Musik u.ä. codieren konnten, dort Mitglieder), als Anleitung für die amerikanische Revolution diente... ich sehe Stoff für Frank Schätzing und Dan Brown!


    ... oder auch nicht. Geht doch! ;)



    Zitat

    Es gibt übrigens gar keine Baryton-Werke aus den 1780ern und 90ern (die letzten stammen lt. Hob. VZ aus den späten 1770ern), nur so als Info für die unschuldigen Mitleser! (Eh klar, da war die amerikanische Unabhängigkeit ja schon gelaufen und man ist auf ein anderes Codesystem umgestiegen!)


    Mit den Achtzigern und Neunzigern meinte ich keine Jahrzehnte, sondern die Numerierung der Trios.


    Bei den Sinfonien fällt diese Verwechslung nur nicht auf, weil die 80er-Werke tatsächlich in den 1780ern und die 90er-Sinfonien in den 1790ern komponiert wurden. Mit Ausnahme der Nummern 90, 91, 92 - aber die bilden ja auch einen systematisch nach Tonarten geordneten Mini-Zyklus und müssen daher Haydn abgeschrieben werden... :D



    Zitat


    Es gibt auch noch einige Quintett-Divertimenti inklusive Baryton (beider Existenz war mir bis heute nicht bekannt). Sind die oder die Oktette überhaupt jemals eingespielt worden?


    Keine Ahnung - aber ich bin mir sicher, dass das Esterhazy Ensemble nach 123 Trios nicht plötzlich innehält, sondern uns auch die Quintette und Oktette nicht ersparen wird. Muss schon recht langweilig sein im Burgenland, wie bereits Haydn wusste.


    Moment, ich habe doch recherchiert: Finscher (schon wieder!) führt in seinem Werkverzeichnis nur zwei Barytonquintette auf (für Baryton, zwei Hörner, Viola und Kontrabass), von denen eines verschollen sei. Dann sieben Oktette, von denen vier nur in einer Bearbeitung ohne Baryton erhalten sind, und eine Reihe von Stücken für ein oder zwei Barytone (Barytons?) plus Cello oder Kontrabass.


    Die Oktette gibt es offenbar in einer Gesamteinspielung:





    Hier sind auch einige drauf, wobei übrigens das Quatuor Mosaiques mitwirkt:





    Diese CD war wohl auch der Anlass für Ullis Ekstase, wobei die sich nach meiner Erinnerung vor allem an den Werken für die lira organizzata entzündet hat.



    Es gibt auch Umarbeitungen der Barytontrios zu Flötentrios, derer sich die Familie Kuijken angenommen hat:





    Apropos Bearbeitungen: Finscher (ich komme von dem Schinken nicht los...) erwähnt die florierende Bearbeitungsindustrie insb. bezüglich der Sinfonien Haydns: Offenbar ruhen in den Archiven unzählige Arrangements von Haydn-Sinfonien z.B. für Klavier, Klavier zu vier Händen, zwei Klaviere, Klaviertrio, Klavierquintett, Klavierquintett plus Flöte, Klavierquintett plus Singstimme usw. usf. Da sind noch Schätze zu heben! :faint:


    Sehe gerade, dass Finscher sich auch ausführlich zu "Differenzierungsprozessen" in den Barytontrios äußert. Pflichtlektüre! :D



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Es gibt übrigens gar keine Baryton-Werke aus den 1780ern und 90ern (die letzten stammen lt. Hob. VZ aus den späten 1770ern), nur so als Info für die unschuldigen Mitleser! (Eh klar, da war die amerikanische Unabhängigkeit ja schon gelaufen und man ist auf ein anderes Codesystem umgestiegen!)


    Neee, nicht aus den 1790er Jahren - aber es gibt Baryton-Trios mit 90er Nummern. Hob XI:96 (resp. Baryton-Trio Nr. 96) ist etwa jenes in h-moll, das ich oben erwähnt habe. Das hatte der Bernd wohl gemeint.


    Zitat

    Es gibt auch noch einige Quintett-Divertimenti inklusive Baryton (beider Existenz war mir bis heute nicht bekannt). Sind die oder die Oktette überhaupt jemals eingespielt worden?


    JR


    Zumindest die Oktette sind eingespielt worden (zwei Gesamteinspielungen):




    Viele Grüße,
    Medard


    p.s.: jetzt sehe ich, daß Bernd eben schon nahezu identische Infos gepostet hat.

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  • Zitat

    Original von Zwielicht
    Hier sind auch einige drauf, wobei übrigens das Quatuor Mosaiques mitwirkt:



    Diese CD war wohl auch der Anlass für Ullis Ekstase, wobei die sich nach meiner Erinnerung vor allem an den Werken für die lira organizzata entzündet hat.


    Ich meinte eigentlich diese hier, Streichtrios nach den Baryton-Trios H11 Nr. 14, 59, 80, 85, 96, 97:



    Zitat


    Es gibt auch Umarbeitungen der Barytontrios zu Flötentrios, derer sich die Familie Kuijken angenommen hat:



    Apropos Bearbeitungen: Finscher (ich komme von dem Schinken nicht los...) erwähnt die florierende Bearbeitungsindustrie insb. bezüglich der Sinfonien Haydns: Offenbar ruhen in den Archiven unzählige Arrangements von Haydn-Sinfonien z.B. für Klavier, Klavier zu vier Händen, zwei Klaviere, Klaviertrio, Klavierquintett, Klavierquintett plus Flöte, Klavierquintett plus Singstimme usw. usf. Da sind noch Schätze zu heben! :faint:


    Ich stehe anders als Ulli &Co ja nicht so auf Bearbeitungen. Von einigen der Pariser Sinfonien gibt es sogar Bearbeitungen für Streichquartett von Haydns eigener Hand (vermutlich weil er nicht den gesamten Umsatz den Fremdbearbeitern lassen wollte)... Aber Klavierquintett + Gesang, das würde mich schon reizen ;) (auf welchen Text denn?)


    Zitat


    Sehe gerade, dass Finscher sich auch ausführlich zu "Differenzierungsprozessen" in den Barytontrios äußert. Pflichtlektüre! :D


    Ich habe das vor ein paar Jahren sogar schonmal gelesen; vielleicht sogar deswegen wenig später die cpo-CD gekauft...
    Bei aller Bedenken aufgrund der Leichtgewichtigkeit sind diese Trios in manchen Zeitabschnitten vermutlich die beste durchgängig vorhanden Dokumentation der Entwicklung. Bei den Quartetten gibt es die großen Lücken zwischen op.1/2 ca. 1760 und op.9 ca. 1769 sowie zwischen op.20 1772 und op.33 1781 und die Sinfonien sind, von den Datierungsproblemen abgesehen, mit Ausnahme einiger Jahre um 1770 nie so systematisch zu fassen. Und da Finscher auf so was zu stehen scheint, muß er sich halt ein geduldiges Opfer suchen...



    Jetzt überlege ich, ob ich diese Nebendiskussion ausschneiden und in einen neuen thread im Kammermusikforum verfrachten sollte...


    Was ich hiermit getan habe


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    Hier sind auch einige drauf, wobei übrigens das Quatuor Mosaiques mitwirkt:



    Diese CD war wohl auch der Anlass für Ullis Ekstase, wobei die sich nach meiner Erinnerung vor allem an den Werken für die lira organizzata entzündet hat.


    Enthalten sind hier aber nicht die Barytontrios, sondern "lediglich" zwei Divertimenti [Hob. X:3 in A-Dur und Hob. X:12 in G-Dur], beide auch als Oktette bezeichnet, Besetzung jeweils: 2 Violinen, Bratsche, Cello, Contrabass, 2 Hörner und Baryton.


    Zitat


    Ich meinte eigentlich diese hier, Streichtrios nach den Baryton-Trios H11 Nr. 14, 59, 80, 85, 96, 97:



    Nun kann man ja nicht gerade behaupten, es gäbe wenige Werke für Baryton [von Haydn] - über 100 Trios sollen es sein [?], dazu ein paar Divertimenti und weiß der Geier was noch... Barytonisten hingegen sind und waren eher selten, so daß diesbezügliche Werke eigentlich fast immer in einer Bearbeitung für beispielsweise Violoncello gespielt wurden [vgl. Schuberts Arpeggione-Sonate!].


    Zitat


    (Jedenfalls bevor ich sowas wie 19 EUR für eine alpha-CD auslege).


    Solltest Du in diesem Fall [und bei alpha eigentlich sowieso]. :yes: 19 € müssen's natürlich nicht sein...


    Zitat

    Ja, die sind grauenhaft.


    [quote]Ich stehe anders als Ulli &Co ja nicht so auf Bearbeitungen.


    Wer ist Co. ?


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Klawirr



    insgesamt sind fünfe enthalten, die Nrn 5, 11, 96, 97 und 113


    Da ist mir ein Fehler unterlaufen. Es sind nur vier Trios auf der CD enthalten:


    Nr. 5 A-Dur
    Nr. 96 h-moll
    Nr. 97 D-Dur
    Nr. 113 D-Dur


    Das A-Dur-Trio stammt aus der ersten Sammlung von Werken für Baryton, die Haydn 1765 für Nikolaus von Esterházy zusammenstellte, während die drei anderen enthaltenen Werke zu den spätesten der insgesamt 126 Baryton-Trios gehören (das D-Dur Trio Hob XI:113 entstand 1774).


    Wenn man dem Booklettext zur gezeigten CD glauben schenken darf, entspricht die Satzanlage der Nrn. 5, 96 und 113 dem dreisätzigen Standard der Haydenschen Baryton Trios: Auf einen langsamen Kopfsatz folgt für gewöhnlich ein schneller Mittelsatz, beschlossen werden die Trios von einem Menuet. Allerdings weicht bereits Nr. 5 signifikant von diesem Standard ab, insofern als es wohl dreisätzig ist und von einem Menuet beschlossen wird, jedoch mit einem Moderato (dessen Thema, wie schon erwähnt, auf die »Che faro«-Melodie aus Glucks Orfeo zurückgreift) beginnt und einen langsamen Mittelsatz aufweist.


    Das D-Dur Trio Hob.XI:97 hat dann ganz klaren Divertimento-Charakter: Auf eine ausgedehntes Adagio cantabile folgen 6 knappe Sätze (darunter zwei Menuette und eine Polonaise). Beschlossen wird dieses Trio von einem kurzen, sehr flotten Fugato.


    Ob man entlang der 126 Baryton-Trios tatsächlich Haydns kompositorische Entwicklung nachvollziehen kann, weiß ich nicht recht. Die sind zwar lückenlos dokumentiert, aber der Aufführungskontext sowie das wohl bescheidene instrumentaltechnische Niveau des Auftraggebers dürften nicht dazu angetan gewesen sein, Haydns Experimentierfreude anzuregen. Nicht zuletzt wird eine mögliche Kühnheit des Komponisten schon durch die aufgrund der Stimmung der Resonanzsaiten geringe Modulationsfähigkeit des Barytons von vornherein eingeschränkt (daher auch der enge Kanon der Grundtonarten von Haydns Baryton-Trios und -Oktetten. Das Instrument von Haydns Brotgeber hatte, wie ich dem Wikipedia-Artikel zum Baryton entnommen habe, neun Resonanzsaiten und zwar in der Stimmung A d e fis g a h cis’ d’).


    Ich habe gestern abend die CD nochmals (im tatsächlich halbwegs wachen Zustand gehört) und konnte – obgleich die Trios alle viere durchaus ganz apart sind – hinsichtlich Anspruch und Gehalt keinen entscheidenden Unterschied zwischen der frühen Nr 5 und den drei späteren Werken feststellen. Allerdings kenne ich eben auch nur diese vier.


    Lasse die CD jetzt aber nochmals laufen – vielleicht geht mir ja ein weiteres Lichtlein auf...


    Viele Grüße,
    Medard


  • Hm. Schlecht geraten: Das Booklet der alpha-Ausgabe lässt zu diesem Thema die Vermutung laut werden, daß die Tonartenwahl Haydns sich an der Fertigkeit des Auftraggebers orientiert: [...] probably because the music-loving prince was not a professional musician. He even went so far as to suggest that the baryton 'ought to be limited to a single key'. [...] :D


    :hello:


    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli


    Hm. Schlecht geraten: Das Booklet der alpha-Ausgabe lässt zu diesem Thema die Vermutung laut werden, daß die Tonartenwahl Haydns sich an der Fertigkeit des Auftraggebers orientiert: [...] probably because the music-loving prince was not a professional musician. He even went so far as to suggest that the baryton 'ought to be limited to a single key'. [...] :D


    Es gibt vermutlich einen zusätzlichen tieferen Grund als die begrenzten Fähigkeiten des Fürsten: die Resonanzsaiten legen vielleicht keine einzelne Tonart fest, funktionieren vermutlich aber nur in passenden Tonarten mit dem gewünschten Effekt. Aber genau weiß ich es natürlich auch nicht, zumal die Resonanzsaiten ja auch hätten umgestimmt werden können und sich die Art und Anzahl dieser zusätzlichen Saiten wohl auch von Instrument zu Instrument stark unterschieden hat.


    (Sehe jetzt gerade, daß Klawirr das oben auch schon angeführt hatte...)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Aber genau weiß ich es natürlich auch nicht, zumal die Resonanzsaiten ja auch hätten umgestimmt werden können und sich die Art und Anzahl dieser zusätzlichen Saiten wohl auch von Instrument zu Instrument stark unterschieden hat.


    Das stimmt schon - aber auch umgestimmte Resonanzsaiten würden an der geringen Modulationsfähigkeit des Instruments nichts ändern. Zudem würde ein Umstimmen der Resonanzsaiten auch ihr wohl ohnehin nicht ganz unkompliziertes Anzupfen weiter erschweren - außer, wenn die Stücke transponierend oder die Zupfbässe in Tabulaturen notiert würden. Ich stelle mir das jedenfalls relativ schwierig vor, bei 9 bis 28 Saiten die jeweilige Umstimmung zu memorieren.


    Hat Hayden in seinen Kompositionen eigentlich Zupfbässe für das Baryton vorgesehen? In den vier Stücken auf der CPO-Scheibe konnte ich das jedenfalls nicht durchhören...


    Viele Grüße,
    Medard

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Es gibt vermutlich einen zusätzlichen tieferen Grund als die begrenzten Fähigkeiten des Fürsten: die Resonanzsaiten legen vielleicht keine einzelne Tonart fest, funktionieren vermutlich aber nur in passenden Tonarten mit dem gewünschten Effekt. Aber genau weiß ich es natürlich auch nicht, zumal die Resonanzsaiten ja auch hätten umgestimmt werden können und sich die Art und Anzahl dieser zusätzlichen Saiten wohl auch von Instrument zu Instrument stark unterschieden hat.


    Mag sein. Weiters widerspricht der oben von mir zitierten Annahme, daß der Füst einen gewissen Carl Franz, einen Barytonvirtuosen, beschäftigte.


    Zitat


    Es gibt übrigens gar keine Baryton-Werke aus den 1780ern und 90ern (die letzten stammen lt. Hob. VZ aus den späten 1770ern), nur so als Info für die unschuldigen Mitleser!


    Die sechs Divertimenti in Oktettbesetzung wurden, Otto Biba folgend, 1775 komponiert - Carl Franz wurde 1776 aus den fürstlichen Diensten entlassen.


    Zitat


    Hat Hayden in seinen Kompositionen eigentlich Zupfbässe für das Baryton vorgesehen? In den vier Stücken auf der CPO-Scheibe konnte ich das jedenfalls nicht durchhören...


    Ohne Partitur schwer zu sagen/hören: Bei den beiden Divertimenti-Oktetten Nr. 3 und Nr. 12 aus Hob. X [deLirium, Mosaiques] sind jedenfalls Pizzicati zu hören. Eine definitive Unterscheidung zwischen Baryton und übrigen Streichern ist mir allerdings mangels Paritur nicht möglich... einige davon würde ich jedoch zielicher den begleitenden Streichern zuordnen wollen, andere wiederum bleiben mir obskur... auch beschreibt der Booklettext die beiden Werke nur eher peripher, da die Orgelleyer im Vordergrund steht. Darüberhinaus mag ich besonders Nr. 3 in A-Dur sehr gerne!


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Das Haydn-Jahr 2009 soll Anlass genug für einen Thread über die weit unterschätzten Werke für Baryton sein.


    Ähnlich wie später der Arpeggione ist dieses Instrument eher eine Laune der Natur - im Gegensatz zum Arpeggione gibt es aber - nicht zuletzt Dank Joseph Haydn - beinahe unzählige Werke für das Instrument aus der Gambenfamilie. Wikipedia gibt zum Instrument hinreichend Aufschluß, so daß dies hier nicht explizit zitiert werden muß. Arpeggione und Baryton haben eigentlich keine Gemeinsamkeiten, außer jener einen, daß in der Vergangenheit jene für sie bestimmte Werke oftmals (meist ausschließlich) auf einem Violonzell dargeboten wurden. Mittlerweile wurden die beiden Instrumente, Gott sei's gedankt, wieder reaktiviert und es gibt für jedes Instrument zahlreiche Einspielungen der für sie ursprünglich bestimmten Werke.


    Joseph Haydn komponierte insgesamt 165 Werke (lt. Katalog der Universität Quebec, 176 lt. Wikipedia, die Differenz spielt aber eigentlich keine Rolle mehr...) für den Baryton. Das Instrument wurde für ausreichend wichtig erkannt, daß Hoboken ihm eigene Werkgruppen widmete:


      1. 12 Divertimenti mit Baryton Hob. X: 1 bis 12
      2. 126 Trios mit Baryton Hob. XI: 1 bis 126
      3. 24 Duos mit Baryton Hob. XII: 1 bis 24
      4. 3 Konzerte mit Baryton Hob. XIII: 1 bis 3


    wobei die unter 4. genannten "Konzerte" leider als verschollen gelten müssen.


    Der sphärisch-bezaubernde Klang der Viola di bordone [daraus entwickelte sich die spätere Bezeichnung Bardon oder - wie Haydn selbst schreibt Paridon = Baryton] kann süchtig machen. Man unterscheidet Instrument und Singstimmlage durch die Schreibweise mit "y" für das Instrument.


    Die unglaubliche Anzahl an Werken Haydns für dieses Instrument spricht, wie bei den Sinfonien und Streichquartetten, nicht zwingend für eine qualitativ zu vernachlässigende Massenproduktion, wie man leicht vermuten könnte. Sicher ist aber auch hier das ein oder andere weniger ansprechende Werk dabei. Wie auch bei den Klaviersonaten, Quartetten und Sinfonien macht die richtige (nicht übertriebene) Dosis das Hörvergnügen aus. Deshalb stelle ich hier zunächst nur eine überschaubare Auswahl an Werken und deren Einspielungen vor.


    Die Highlights der Bryton-Trios vereint das Ensemble Rincontro auf dieser Scheibe:



    Joseph Haydn [1732-1809]
    Trios pour Nicolaus Esterhazy


    Trios Hob. XI: 14, 59, 80, 85, 96 und 97 nebst Adagio in D-Dur


    RINCONTRO
    Pablo Valetti, Violine
    Patricia Gagnon, Viola
    Petr Skalka, Violonzell (!)


    Obwohl hier anstelle des Barytons ein Cello verwendet wird, betrachte ich es als meine Pflicht, diese herausragende Einspielung in der Übertragung für Cello anzupreisen! Die Werke können in der Originalbesetzung hier nachgehört werden - und klingen hier natürlich entsprechend anders:



    Joseph Haydn [1732-1809]
    Sämtliche Baryton-Trios auf 21 CDs


    Ensemble Esterhazy
    Michael Brüssing


    Auf der von mir an anderer Stelle bereits mehrfach gelobten CD



    Joseph Haydn [1732-1809]
    Concerto, notturno per lire organizzate
    Divertimenti per baryton


    sind die beiden Divertimenti (Octette) Hob. X:3 in a-moll/A-Dur und Hob. X:12 in G-Dur enthalten. Der Baryton wird von Christophe Coin gespielt, begleitet vom Ensemble Baroque de Limoges mit Verstärkung durch das Quatuor Mosaïques. Gerade das Octett Hob. X:3 berauscht durch sein a-moll-Adagio, mit dem das Werk beginnt. Diese CD gehört seit ihrem Zugang zu meiner Sammlung ganz bestimmt zu den liebsten!


    Alle acht Oktette werden auf dieser ricerar-CD vereint:



    Joseph Haydn [1732-1809]
    Sämtliche Baryton Octette



    Divertimento Nr. 7 G-Dur Hob. X:12
    Divertimento Nr. 3 a-moll Hob. X:3
    Divertimento à 5 D-Dur Hob. X:10
    Divertimento Nr. 2 G-Dur Hob. X:5
    Divertimento Nr. 1 D-Dur Hob. X:2
    Divertimento Nr. 6 A-Dur Hob. X:6
    Divertimento Nr. 5 D-Dur Hob. X:1
    Divertimento Nr. 4 G-Dur Hob. X:4


    ENSEMBLE RICERAR

    François Fernandez, Violine 1
    Alda Stuurop / Sayuri Yamagata, Violine 2
    Ryo Terakado, Viola
    Philippe Pierlot, Baryton
    Rainer Zipperling, Violoncello
    Eric Mathot, Kontrabaß
    Claude Maury & Piet Dombrecht, Hörner


    Für meinen Geschmack sind hier die beiden - nicht unwichtigen - Hörner deutlich besser, als bei der DeLirium-CD.


    Einzelne Werke werde ich demnächst noch vorstellen.


    Viele Grüße
    :hello:


    Ulli



    es gab hier Haydn, Joseph: Kammermusik mit Baryton
    schonmal was dazu, soll ich das verschmelzen?


    JR


    Wenn möglich, JA.
    Es wurde ja ein Einführungsposting dort geordert...

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli


    3. 24 Duos mit Barton Hob. XII: 1 bis 24


    na ja kann man sich ja auch mal anhören :baeh01:



    ich sing dann ggf. auch die zweite stimme :stumm:

    "Der moderne Komponist darf seine Werke einzig und allein auf der Grundlage der Wahrheit schreiben."
    Claudio Monteverdi


    "Der Komponist komponiert erstens für sich selbst und zweitens für das Publikum; aber für ein ideales Publikum und nicht für das...welches real existiert"
    Nikolai Rimski-Korsakow


    "Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche."
    Gustav Mahler

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Hey, ich habe doch unlängst gerade gegen vorschnelles Systematisieren argumentiert!
    Vermutlich steckt ein DNA-ähnlicher Code, den Euler, D'Alembert oder einer der Bernoullis erfunden hatte (oder aus dem Nachlaß von Großmeister Leibniz, der kannte schließlich auch schon das Binärsystem) dahinter, der den Illuminaten (bekanntlich waren alle illustren Persönlichkeiten des 17./18. Jhds., insbesondere solche, die Geheimbotschaften unverfänglich in Musik u.ä. codieren konnten, dort Mitglieder), als Anleitung für die amerikanische Revolution diente... ich sehe Stoff für Frank Schätzing und Dan Brown!


    Ja, so ähnlich. Im Booklet der Brilliantbox ist zitiert, der barytönende Osterhazy habe Haydn zunächst weiß gemacht, man könne auf dem Instrument nur A-Dur spielen... Haydn soll sich dann, nachdem er Befehl erhielt - 'Er komponiere mehr fürs Baryton!' - des nachts mit dem Instrument beschäftigt haben und erst allmählich fanden dann auch andere Tonarten Einzug (ich kann das sogar glauben).


    Von den insgesamt 126 überlieferten Barytontrios stehen


      46 in D-Dur
      (11, 14, 17, 20, 23, 24, 27, 28, 31, 34, 36, 39, 40,
      41, 42, 43, 44, 45, 48, 50, 54, 56, 58, 61, 63, 64,
      69, 72, 74, 78, 79, 81, 85, 91, 95, 97, 98, 104, 106,
      107, 112, 113, 114, 115, 118, 120)


      27 in G-Dur
      (26, 30, 32, 37, 47, 49, 53, 55, 59, 62, 65, 70, 73,
      76, 77, 80, 84, 89, 92, 99, 102, 105, 111, 116, 123,
      124, 125)


      7 in C-Dur
      (82, 90, 93, 101, 109, 110, 126)


      3 in F-Dur
      (83, 100, 117)


      je 1 in d-moll (52), a-moll (87) und h-moll (96)


      und nur (!) 40 in A-Dur


    Zitat


    Hat Hayden in seinen Kompositionen eigentlich Zupfbässe für das Baryton vorgesehen? In den vier Stücken auf der CPO-Scheibe konnte ich das jedenfalls nicht durchhören...


    Ja, zwar - soweit ich das hören kann - wird niemals parallel getrichen und gezupft, aber das Zupfen kommt gelegentlich 'solistisch' vor. Ich bin gerade dabei, die Brilliantbox durchzuhören. Sie sind zwar selten vorhanden, was auch an der technischen Fähigkeit des damaligen Adressaten gelegen haben mag, aber dennoch da - ich werde eine Strichliste führen :D (Man benötigt 25 h 9 min 24 sek, um alles zu hören).


    :hello:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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    Hat Hayden in seinen Kompositionen eigentlich Zupfbässe für das Baryton vorgesehen? In den vier Stücken auf der CPO-Scheibe konnte ich das jedenfalls nicht durchhören...


    Beim zufälligen und wahllosen Anklicken hab ich grad eins 'erwischt' - gleich zu Beginn der Nr. 68 A-Dur. Das Gezupfe klingt jedenfalls nicht nach bekannten Streichinstrumenten. Im Finalsatz kommt sowas auch nochmals vor. Die 69 wartet offenbar auch mit gelegentlichem Gezupfe auf (Menuett/Trio) :D - besonders interessant scheint da der Finalsatz zu sein, da muß wohl eine Art Zupfen mit Streichen vermischt sein ?( Die Reihe setzt sich in #70 fort. Offenbar hat da jemand mal die Rückseite des Instruments studiert :D


    :hello:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich muss es zugeben: lange habe ich mich davor gesträubt, trotz meiner Liebe zu Haydn, die Gesamtausgabe der Barytontrios von Brilliant Classics zu kaufen ("wer soll das alles hören"), aber beim jetzigen Dumpingpreis bei jpc bin ich über meinen Schatten gesprungen:




    Bisher habe ich natürlich kaum etwas davon gehört (21 CDs!!!), kann aber sagen, dass sich der Kauf auf jeden Fall gelohnt hat. Und das weniger wegen der Trios (von denen hat mich noch keines vom Hocker gerissen), sondern wegen der ebenfalls enthaltenen Baryton-Oktette(Hob. X). Es handelt sich gewissermassen um Minisymphonien, denn aufgrund der Hörner, und vor allem aufgrund der Art, wie Haydn sie einsetzt, entfernt sich Haydn hier vom Kammermusikgenre etwas. Ganz besonders wertvoll sind die Adagios (wunderbar gleich das Adagio von Hob. X:1), das ein wenig die Atmosphäre der "Sieben letzten Worte" evoziert, aber aufgrund der Hörner schon weit in die Romantik weist. Teilweise glaubt man Mendelssohns Sommernachtstraum zu hören. Dazu trägt wahrscheinlich auch das spezielle Timbre des Barytons bei. Für mich ist das eher untypischer Haydn, aber eben deshalb eine umso wertvollere Erweiterung meiner Sammlung.


    Ich werde die Taminogemeinde über weitere Trouvaillien informieren.......

  • Lieber Felix Meritis - "Welcome back" möchte ich beinahe sagen - Du has zumindest mir sehr gefehlt hier im Forum.
    Zurück zum Thema: Auch ich habe mir die Baryton Trios gekauft, nicht nur des Preises wegen, sondern des Wissens darum, daß es vielleicht in Hinkunft lediglich in Fachbüchern zu lesen sein wird, wie viele Haydn geschrieben hat - aber hören wird man die meisten dann nicht mehr können, Zudem wollte ich hören wie denn ein Baryton klingt. Wollen mal sehen ob sich in der riesigen Sammlung nicht doch einige aussergewöhnlich Schätze (innerhalb des Genres, versteht sich) finden. Dann das Vorurteil gegen solche "exotischen" Sammlungen ist schon sehr groß - zugleich die Furcht vor der Menge - hier nicht unähnlich Haydns Bearbeitungen von englischen Liedern...(wo auch etliche Schätze zu finden sind - wenn man die Grenzen akzeptiert)


    Ich freue mich auf die Beschreibung einzelner Werke aus dieser Box - Vielleicht besitzt sie ja doch noch jemand....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    danke für den Willkommensgruss! Allerdings war ich nie weg, sondern habe nur aus Zeitgründen nicht geschrieben. Auch in Zukunft werden meine Beiträge leider eher punktuell erfolgen müssen. Ein Abgang meinerseits ist allerdings keineswegs beabsichtigt.


    zu den Trios: Ich bin vom Klang des Instruments eigentlich sehr angetan! Das was ich gehört habe, klingt auch so, als wäre es mit viel Liebe eingespielt worden (ich fühle mich ein wenig an das Buchberger-Quartett erinnert). Dass sich Schätze unter den 126 Trios verbergen ist gewiss. Die mir bereits zuvor bekannten Nr. 96 und 97 kann ich auf jeden Fall empfehlen. Allerdings macht es mich noch ein wenig skeptisch, dass immer diese beiden und ein paar andere Trios auf Anthologien zu finden sind. Ich hoffe noch, dass das Zufall ist......

  • Ich habe mir - von diesem Thread angeregt - wieder einiger der Aufnahmen angehört. Heute z.B. die Trios Nr 8-12 und Nr 14 (enthalten auf CD 2 der hier zur Diskussion stehenden Edition) In weiterer Folge werde ich oder ein anderer Mitschreiber hier ein paar Zeilen über das Baryton, ein Instrument aus der Familie der Gamben, verfassen, welches im 18. Jahrhundert den Höhepunkt seiner Beliebtheit erlangt hatte. Auch hier gibt es historische Hintergründe, die wir nach und nach hier anreissen werden. Tatsache ist jedenfalls, daß Fürst Nikolaus I. Joseph nicht nur ein großer Liebhaber speziell dieses Instruments war, sondern es auch selbst spielte. Er verlangte immer wieder nach neuen Kompositionen für dieses Instrument und gab Haydn diesbezüglich sogar einen schriftlichen Befehl. Haydn setzte sich daraufhin naher mit den spieltechnischen Möglichkeiten des Instruments auseinander und begann eine Serie von Werken dafür zu komponieren. Die schier unüberschaubare Menge von über 125 Werken schreckt viele Heutige Hörer ab. Aber auch, daß das Instrument heute kaum jemand wirklich kennt, bzw der eher undramatische sehr harmonische Klang, der heutigen Hörgewohnheiten eher entgegensteht drängen die Werke in jene einer musikalischen Nische. Letztlich sind sie Unterhaltungsmusik auf hohem Niveau - verfasst von einem der größten Genies der Musikgeschichte. Ich rate jedem, den Kammermusik interessiert in die Klangsamples hineinzuhören.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Altmitglied Uli hat sogar schon die Tonartenverteilung der Trios gepostet - allerdings komme ich aus irgendwelchen Gründen auf andere Zahlen:


    D-Dur: 46
    A-Dur: 36
    G-Dur 26
    C-Dur: 7
    F-Dur: 3
    jeweils eines in a- und h-Moll.


    Während das das h-Moll Trio wohl eines der bedeutendsten Barytontiros ist, fand ich das in a-moll relativ uninteressant. Insgesamt fehlt in diesen Werken doch ein wenig die Bewegung, vieles wirkt auf mich sehr statisch. Die Tempoangaben in den ersen Sätzen sind auch immer nur Andante, Adagio oder maximal Moderato. Das meiste ist sehr pastoral und scheut jegliche Schärfen.


    Den Pädagogen unter uns empfehle ich die Trios jedenfalls als Hintergrundmusik zum Korrigieren von Klausuren. ;)


    Threads zusammengefügt und moderierende Beiträge gelöscht.
    JR

  • Liebe Mitbarytonisten in diesem Forum!


    Nach Durchhören mehrerer CDs - mit mäßiger Begeisterung - habe ich ein Barytontrio entdeckt, das mir wirklich gut gefällt: Nr. 109 in C-Dur. Das Anfangsadagio ist sehr stimmungsvoll und harmonisch pikant, das Allegro mal so richtig forsch und das Menuett am Ende hat zumindest einen wirklich sehr schönen, weil wieder harmonisch pikanten, B-Teil. Reinhören, bevor Euch die Kräfte verlassen!

  • Zitat

    Den Pädagogen unter uns empfehle ich die Trios jedenfalls als Hintergrundmusik zum Korrigieren von Klausuren.


    Ich habe schon beim Kauf der Aufnahme nicht erwartet hier "Ausnahmewerke" zu hören. Haydn musst ja von seinem Diensthern regelrecht "ermahnt" werden, mehr Stücke für Baryton zu komponieren. Ich schliesse daraus, daß Haydn nicht allzu begeistert von diesem Instrument war. Auch wenn ich kein Pädagoge bin, so höre ich die Barytontrios tatsächlich als Hintergrundmusik. Haydn wäre vermutlich einverstanden gewesen (??)


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Ich habe schon beim Kauf der Aufnahme nicht erwartet hier "Ausnahmewerke" zu hören. Haydn musst ja von seinem Diensthern regelrecht "ermahnt" werden, mehr Stücke für Baryton zu komponieren. Ich schliesse daraus, daß Haydn nicht allzu begeistert von diesem Instrument war. Auch wenn ich kein Pädagoge bin, so höre ich die Barytontrios tatsächlich als Hintergrundmusik. Haydn wäre vermutlich einverstanden gewesen (??)


    mfg aus Wien
    Alfred


    Die Frage ist sogar, ob die Barytontrios überhaupt zum Zuhören gedacht sind, oder nur zum Spielen für den Fürsten ohne Publikum. Manche Werke sind so simpel, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie in irgendeiner Weise zur Aufführung gebracht wurden. Mich lähmen schon ein wenig diese kurzen Perioden, nach denen wieder alles still steht, dann wieder eine paar Takte und dann wieder Stillstand, etc... Ein bisschen erinnert mich das an die "Schaufensterkrankheit" (= Raucherbein), bei der man nur ein paar Schritte bis zum nächsten Schaufenster gehen kann, ehe man einen Krampf in der Wade bekommt.

  • Manfred Huss hat in den 1990er mit seiner Haydn Sinfonietta Wien (HIP, Simon Standage spielt auf etlichen CDs die erste Violine) eine große Zahl von (meist frühen) Divertimenti, Notturni, Cassationen Haydns eingespielt, darunter auch zwei CDs mit den Baryton-Oktetten. Ich höre gerade die erste davon (in Beitrag 5 oben abgebildet) und die gefällt mir ziemlich gut. Die Hörner sind jedenfalls schön präsent. Die Alternative mit dem Ricercar-Consort enthält anscheinend noch ein achtes Werk (edit: nämlich ein Quintett Hob. X:10 f. Baryton, 2 Hörner, Viola und Bass)
    Wer jedenfalls vor der dicken Brilliant-Box zurückscheut, kann für die Oktette unbesorgt zu Huss greifen.
    (Eine Divertimento-Box mit Huss' Koch/Schwann-Aufnahmen ist bei BIS wiederveröffentlicht worden; ich glaube aber, da sind die Oktette nicht enthalten.)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Die Oktette sind sicherlich eine ganz andere Welt als die Trios, und ihre geringe Verbreitung führe ich auf das heutzutage extravagante Instrument Baryton zurück. Die Oktette sind mMn höchstklassiger früher Haydn. Der Erwerb der Brilliant-Box hat sich schon wegen dieser Werke gelohnt (ich zahlte 20 Euro). Die Trios sind - man muss es sagen - größenteils verzichtbar und für mich als Haydnenthusiast eher von "lexikalischem" Interesse.

  • Da ich mich entschlossen habe, öfter auf die "Mammutbox" mit den Barytontrios von Haydn zurückzugreifen (21 CDs) welche alle 126 Trios und einge andere Kammermusikwerke enthält möchte ich diesen Tread wieder zu beleben versuche und uinter anderm der Frage nachgehen wie denn dieses Instrumen, das längst obsolet geworden ist, von heutigen Hörern empfunden wird, Auch wenn das Instrument schon immer als Rarität betrachtet werden musste, so wurde es denneoch von einigen Kennern sehr gelobt, so bezeichnete Leopold Mozart es als "anmutiges " Instrument


    Es ist indes sehr schwer zu spielen und verschwand deshalb nach relativ kutzer Zeit von der Bildfläche.
    Weiter oben im Thread werden die Werke, die Haydn für dieses Instrument schrieb eher minder bewertet. Das ist IMO aber ungerecht und lediglich der Tatsache zuzuschreiben, daß es so viele davon gibt. Zudem ist unser Ohr an den leicht dunklen, melancholisch-süsslichen Klang nicht gewöhnt.
    Damit alle jene, die im Leben noch nie ein Bayryton gehört haben (Artilkel isr männlich ODER sächlich, beides ist zulässig) die Möglichkeit haben diese "Bildungslücke" zu schliessen habe ich einen Link auf eine Aufführung des Trios Nr 87 gesetzt - natürlich nur ein Ausschnitt.



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich frage mich, wass passiert wäre, hätte Haydn nur 3 Baryton Trios geschrieben, oder - noch besser - die restlichen wären verloren gegangen- Welch ein Heulen und Zähneknirschen hätte es da in der Klassikwelt gegeben - zumindest aber wären "Legenden" aufgetaucht. man hätte sich für Werke und das Instrument, für welches sie geschrieben wurden, interessiert. Aber bei "Massenproduktion" ist es halt immer so, daß einfach vorausgesetzt wird, daß hier "nicht Besonderes " zu erwarten sei. So erging es den Werken von Vivaldi, Scarlatti, Telemann, aber sogar zeitweise den Sinfonien Haydns. Auch über Bachs Kantanten konnte ich einmal lesen, es sei ein Segen, daß so viele verloren gegangen seien.
    Auch für die Baryton Trios scheint sich kaum jemand zu interessieren. Kammermusik ist ja generell nicht allzu beliebt, vor allem dann wenn sie "nur" schön ist. Kammermusik lässt sich nicht "ideologisch" ausdeuten, zumindest nicht jene des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Dennoch haben es Mozarts und Haydns Streichquartette geschffrt allgemein beachtet zu werden. Wer jetzt - zu recht - Boccerinis Streichquartette und -quintette erwähnt, der sei daeann erinnert, daß sie bis vor etwa 20(?) Jahren in den Archiven vergammelten und von Boccherine mehr oder weniger nur EIN Werk bekannt war,
    Dazu kommt, daß das Instrument kaum bekannt ist und - noch schlimmer . es sich bei denBaryton Trios um UNTERHALTUNGSMUSIK handelt, noch dazu um solche, die eigentlich zum Spiele engagierter Amateure gedacht ist. Es fehlt ihnen (oberflächlich gesehen) all das was heute als Bedingung dafür gesetzt ist, daß man sich für ein Werk interessiert: Agressivität, Originalität, plakative Genialität und Doppelbödigkeit.
    Dabei könnte man ihnen noch das Attribut "lieblich" verpassen - heutzutage fast ein Negativbegriff, ebenso wie "Handwerklich gut gemacht", "eingängig" oder "gefällig"
    Ich höre immer wieder mit Genuss zur Entspannung Aufnahmen aus dieser hier abgebildeten 21CD Box, welche inzwischen schon gestrichen sind.
    Ebensowenig wie mich Haydns Streichquartette langweilen ist das auch hier so: Haydn konnte mit sparsamen Mitteln viel Abwechslung - innerhalb eines zur Verfügung gegebenen Rahmens - erzielen


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !