Diesen Thread habe ich aus dem Aktualitätsthread "Welchen Film seht Ihr gerade..." ausgekoppelt, wei er ein Thema anspricht, das m. E. weitere Überlegungen und Kommentare verdient. Welche anderen Beispiele kennt Ihr, und wie findet Ihr sie? J.R. II
Habe gerade den folgenden Film gesehen.
Das Thema des Films klingt ganz vielversprechend, und zudem spielt klassische Musik eine zentrale Rolle. Der Film hat in der Tat eine gewisse Spannung, die Schauspieler sind gut. Die Handlung wird für meinen Geschmack ein wenig zu schnell und direkt erzählt (der Film ist mit 81 Minuten auch recht kurz). Das Ende finde ich eher enttäuschend.
Aber worum es mir in erster Linie geht: Ich bin auf den Film gestoßen, weil in ihm das 2. Klaviertrio von Schostakowitsch vorkommt, ein Werk, welches ich sehr mag. Es kommt an zwei Stellen des Films vor. Einmal bei einer heimischen Probe. Das zweite mal bei der Aufführung. Diese Darbietung der Aufführung finde ich lächerlich und gleichzeitig ärgerlich: Dass überhaupt nur der 4. Satz vorkommt, ist ja verständlich.
Aber zwei Dinge finde ich wirklich ärgerlich: Die Probe ist noch okay. Aber bei der Aufführung des Trios wird die Klavierstimme deutlich aufgemotzt und erhält zusätzliche Noten, die im Original nicht vorkommen. Teilweise hört es sich an, als wolle die Pianistin ein schlechtes Klavierkonzert aufführen. Es klingt scheußlich. (Zuerst dachte ich, sie würde sich aus Nervosität verspielen.) Dazu kommt, dass ein anderer Schluss komponiert wurde, zudem ein völlig nichtssagender. So, als hätte man auf einem Keyboard die Beendentaste gedrückt.
Zweitens, was wirklich lächerlich ist: Das ganze "Konzert" wird ohne Schnitt (in der Musik) vom Anfang bis zum Ende gezeigt. Es fängt mit dem Anfang des 4. Satzes des 2. Klaviertrios an und endet kaum 2 Minuten später mit dem künstlichen Schluss. So, als würde das ganze Konzert bzw. Trio nur 2 Minuten dauern. Selbst dem Musiklaien muss das doch absurd vorkommen!
Naja, manch anderen mag soetwas unwesentlich erscheinen. Für mich war es eine herbe Enttäuschung. Warum muss man das gute Werk so verschandeln? (Der Regisseur bringt im "Making Of" dazu irgendeine fadenscheinige Rechtfertigung, die ich nicht verstehe.) Wird sich jemand, den das Werk potentiell interessieren könnte, nun durch diesen scheinbaren Vorgeschmack angezogen fühlen?
Was denken andere dazu?
maticus