Aida, al dente, Alfa Romeo-Das Leben des Giuseppe Campari

  • Hallo liebe Opernliebhaber und heute auch liebe Auto-Freaks!


    Ich möchte euch heute eine der charismatischsten und begabtesten Persönlichkeiten des frühen letzten Jahrhunderts vorstellen:



    GIUSEPPE CAMPARI
    1892-1933


    Giuseppe Campari wurde am 8.6.1892 in Lodi in Italien geboren und in ihm entflammten in seiner Jugend zwei Leidenschaften:
    DIE OPER
    SCHNELLE AUTOS


    Als er sich entscheiden musste, womit er seinen Lebensunterhalt verdienen sollte entschied er sich zunächst für die Autos. Er begann in einer Alfa Romeo Werkstatt zu arbeiten und wurde dort entdeckt, da er großes Talent im Umgang mit den Autos hatte. Er stieg zunächst zum Testfahrer und danach zum Rennfahrer auf.
    Schon vor dem ersten Weltkrieg machte er die ersten Erfahrungen in Bergrennen und der "Targa Florio". Im Jahre 1914 endete seine sportliche Karriere und die musikalische begann.
    Er entdeckte die Möglichkeiten, die ihm seine Stimme bot und ließ sich zum Bariton ausbilden. Er trat in den Kriegsjahren auch einige Male auf, errang allerdings nie mehr als Achtungserfolge.


    Ganz anders im Rennsport:
    Als der Krieg zu Ende war setzte er seine Motorsportkarriere fort und gewann 1920 in Mugello (Toskana) sein erstes Rennen. In Mugello befindet sich auch heute noch eine Rennstrecke auf der die Motorrad-WM und auch Ferrari-Testfahrten stattfinden. Die heutige Strecke hat aber mit der damaligen nichts gemeinsam.


    In den 20er Jahren gab es noch keine Formel 1-Weltmeisterschaft wie wir sie heute kennen, diese wurde erst 1950 ins Leben gerufen. Damals wurden einzelne Grand Prix zu einer Meisterschaft zusammengefasst. In Frankreich, England, Monaco, Italien, Spanien und vielen anderen Länder fanden damals Grand Prix statt.
    Campari gewann in Italien einige regionale Rennen und 1921 auch die berühmte Targa Florio auf Sizilien.
    In den Wintermonaten, wenn es nicht möglich war, Rennen zu bestreiten, widmete er sich der Oper. Campari trat immer wieder auf und lernte etwas, dass schon Signore Rossini beherrschte: Das Kochen!
    Campari wurde bald, neben der Opernkarriere, den Autorennen auch ein gefragter/gefürchteter Gourmet, der, wenn sein Rennteam unterwegs war, dieses auch verköstigte.
    Nach einigen Erfolgen wurde er schließlich zu einem der Werksfahrer und Star des Alfa Romeo Grand Prix-Teams.



    Das Alfa Romeo Grand Prix-Team beim Großen Preis von Frankreich in Le Mans.


    Campari war zunächst neben Antonio Ascari (dem Vater des späteren F1-Doppelweltmeister Alberto Ascari) nur die Nummer zwei, sprang aber immer ein, wenn Ascari ausfiel, wie z.B. beim Großen Preis von Frankreich 1924 (Foto oben).
    Ein Jahr später gewann Campari erneut dieses Rennen, bei dem sein Teamkollege Ascari tödlich verunglückte. Ironie des Schicksals ist, dass sein Sohn Alberto ebenfalls sein Leben auf der Rennstrecke lassen sollte.
    Von nun an war Campari die Nummer 1 beim Alfa Romeo Team und gewann viele Grand Prix.


    In Italien erfreute sich der lebenslustige Campari außergwöhnlich großer Beliebtheit, gewann er doch die berühmte Mille Miglia (1929, 1931) und die Coppa Acerbo (1927, 1928, 1931) mehrmals. Die Mille Miglia und die Coppa Acerbo waren Langstreckenrennen quer durch Italien, ähnlich einer Rallye.


    Hier ein Bild eines Rennens aus dem Jahre 1923, damit ihr euch vorstellen könnt, wie es damals so zuging.


    Ihr seht: Kaum Sicherheitsvorkehrungen, die Fahrer fuhren ohne Gurte, aber mit Pelzhaube. Damals galt oft noch das Motto: Siegen oder Sterben, da die meisten der berühmtesten Rennfahrer der damaligen Zeit auf der Rennstrecke starben.


    1930 kaufte Enzo Ferrari das Alfa Romeo Team und das Team hieß von nun an Scuderia Ferrari. Mit Ferrari kam auch der legendäre Tazio Nuvolari ins Grand Prix Geschehen. Nuvolari beherrschte von nun an das Renngeschehen und war vielleicht der beste Fahrer seiner Zeit. Er war lange Zeit der einzige der den Mercedes-Silberpfeilen und Auto Union mit Fahrern wie Carracciola, Rosemeyer, von Brauchitsch, Stuck ua Siege vor der Nase wegschnappen konnte, da er einfach furchtlos war. Aber das ist eine andere Geschichte.

    GP von Monaco 1930


    Im selben Jahr begann Bugatti die beherrschende Macht im Grand Prix Zirkus zu werden. Doch beim Grand Prix von Italien in Monza schlugen Campari und Nuvolari zurück und errangen einen Doppelsieg vor mehreren hunderttausenden Zusehern. Es war Camparis größter Tag.


    Im Jahre 1933 wechselte Campari zu Maserati, da er es nicht ertrug nur die Nummer 2 zu Nuvolari zu sein.


    In Monza sollte sein in jeder Hinsicht rasantes Leben zu Ende gehen. Er führte das Rennen im Jahre 1933 an, als er auf einem Ölfleck ausrutschte und mit cirka 250 km/h gegen die steinerne Streckenbegrenzung raste. Der ihm folgende Borzacchini, sein Teamkollege, konnte dem Wrack nicht mehr ausweichen und starb nach einer heftigen Kollision an der Unfallstelle. Das Rennen wurde abgebrochen und neu gestartet. Erneut gab es einen fatalen Unfall, dem der polnische Rennfahrer Stanislaus Czaykowski zum Opfer fiel.
    Für Campari war jede Hilfe zu spät. Er starb noch an der Unfallstelle.


    So, liebe Taminos und Paminas, jetzt hab ich euch etliches über das spektakuläre Leben das Giuseppe Campari erzählt. Leider aber hab ich ein Problem: Es gibt keine Aufnahmen von einem seiner Auftritte (zumindest ist mir keine bekannt). Rennfilme gibts genug.
    Daher bleibt mir nur zu hoffen, dass ihr da mehr wisst.


    Ich hoffe euch hat der Streifzug durch die Geschichte trotz des ernüchternden Endes Spaß gemacht.


    :hello:
    LG Joschi