Christina Deutekom, die Holländische Nachtigall!

  • Christina Deutekom wurde am 28.8.1931, als Christina Angel, in Amsterdam geboren.


    Sie hatte schon privat Gesangsunterricht studiert, bevor sie 1959 ihre Ausbildung am Amsterdamer Konservatorium fortsetzte.


    1963 debütierte sie an der Niederländischen Oper als Königin der Nacht in Mozarts "Zauberflöte", für die Gestaltung der Rolle erhielt sie viel Lob, auch sang sie diese Partie in einer Neuinszenierung an der Wiener Staatsoper.



    In Mailand begegnete sie Sir Rudolf Bing der sie spontan einlud 1967/68 an der MET "ihre" Königin der Nacht, in einer Neuinszenierung, zu singen.


    Schon bald dannach trat sie regelmäßig in verschieden Opernhäusern Europas und auch an der MET in New York auf und erregte Aufsehen mit dem einzigartigen Timbre und ihrer phänomenalen Gesangstechnik.


    Ihre Popularität und ihren Ruhm festigte sie an den Opernhäusern Italiens, wo sie die "Norma"und "Lucia di Lammermoor" sang.


    1970 wurde sie von der italienischen Musikkritik in Anerkennung zur Pflege des Belcantos mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet.



    Christina Deutekom eröffntet 1974 die Saison an der MET als Elena in Verdis "I vespri siciliani".


    Christina Deutekom erweiterte aber auch ihre Mozart - Partien um die Donna Anna in "Don Giovanni", die Fiordiligi in "Cosi fan tutte", sowie die Vitella in "La clemenza di Tito".


    Sie triumphierte in den dramatischen Verdi - Partien wie der Abigaile in "Nabucco", Lady Macbeth in "Macbeth", die Leonora im "Troubadour, sowie der Amelia im "Maskenball".


    Auch ist sie durch Einspielungen von den Frühwerken Verdis auch außerhalb der Opernhäuser bekannt geworden.



    Auch sang sie in einer meiner Lieblingsopern die Titelpartie in Puccinis "Turandot".


    Mit diesen Partien trat sie in allen berühmten Opernhäusern Europas wie in Nord- und Südamerika auf.


    Ihre Stimme war die eines dramatischen Koloratursoprans, obwohl die Bezeichnung "lirico spinto" mit einer unglaublichen Koloraturtechnik wohl eher zuzutreffen scheint.


    Sie sang mit allen führenden Tenören ihrer Zeit von Franco Corelli bis Nicolai Gedda und nicht zu vergessen die "Drei Tenöre" Carreras, Domingo und Pavarotti, sowie Alfredo Kraus.


    Ihre Karriere endete im Jahr 1985, als sie einen Herzanfall erlitt.


    Nach ihrer aktiven Karriere gab sie internationale Meisterklassen, so 2001 als Gastdozentin am Königlichen Konservatorium in Den Haag.


    Nach ihrem Schlaganfall 2004 zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück.

  • Eigentlich habe ich mir nicht gedacht, dass Christina Deutekom schon vergessen ist.


    Ich habe sie noch als "Königin" in Erinnerung, in einer bezaubernden Otto Schenk Regie der "Zauberflöte" an der Wiener Staatsoper, :jubel:


    und natürlich in ihren Verdi - Frühopern Gesamtaufnahmen. :jubel:


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello:

  • Zitat

    Original von oper337
    Eigentlich habe ich mir nicht gedacht, dass Christina Deutekom schon vergessen ist.


    Nein, lieber Peter, vergessen habe ich sie ganz sicher nicht, war sie es doch unter anderen, die mich an den frühen Verdi herangeführt hat, eben gerade mit den von dir erwähnten Aufnahmen von Attila und I Lombardi. Und das sind ja Rollen, die es durchaus in sich haben, weil sie auch einen dramatischen Anspruch haben, andererseits aber auch noch eine große Geschmeidigkeit der Stimme verlangen.


    Ich vermute mal, ohne sie wirklich als Mensch je gekannt zu haben, dass es ihr eher fremd war, sich - abseits der Opernbühne - in den Mittelpunkt zu stellen und sie es eben auch nicht darauf angelegt hatte, sich auf bestimmte, beim Publikum besonders gefragte Rollen zu spezialisieren. Ein Typ für Skandale scheint sie ja auch nicht gewesen zu sein. Falls dem so ist, dann spräche das ja alles eher für sie.

    Und, um das auch einmal ganz klar zu sagen: Dass jemand bekannt ist und ständig über ihn gesprochen wird, ist zunächst mal ja kein Qualitätsmerkmal an sich, es kann sogar unter Umständen das Gegenteil bedeuten.


    Aber gut, wenn sie wenigstens gelispelt hätte... :)


    Kurt, der hofft, dass er jetzt nicht den Corelli-Fans zu sehr auf die Zehen gestiegen ist...

  • Lieber Peter, ich habe sie auch nicht vergessen: Die von Dir vorgestellte "Zauberflöte" kam mir seinerzeit ins Haus, weil mein Jüngster Hermann Prey als Papageno hören wollte und ich Stuart Burrows als Tamino.


    Christina Deutekom war mir vorher kein Begriff, aber seitdem habe ich sie gefunden, meine Lieblings-Königin-der-Nacht!


    So ganz unumstritten war sie in stilistischer Hinsicht übrigens nicht - zumindest ihre Koloraturtechnik galt als etwas eigenwillig; aber nichtsdestotrotz (oder geradedeswegen ;)): Bei keiner anderen höre ich Leiden und Rachegelüste so nah beieinander und so intensiv wie in ihrer Darstellung der KdN.


    Liebe Grüße
    :hello: Petra

  • Auch ich habe sie nicht vergessen!
    Ich höre sie immer gern im Attila und den Lombarden.
    Was sind das für wunderbare Aufnahmen.


    Grüsse Rita

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  • Liebe Petra! Lieber Kurt!


    Als ich Christina Deutekom, in Wien, kennenlernte, hatte ich einen bescheidenen, liebenswürdigen Menschen vor mir,


    die von ihrer Kunstfertigkeit Koloraturen zu singen, wie bei der Königin, kein besonderes Aufsehen (-hören) machte, sie war eine entzückende reizende Dame. :jubel: :jubel:


    Leider hat sie ja mehr in Italien gesungen, als in Österreich, ich glaube sie hat sich mit der damaligen Driektion nicht ganz gut verstanden - da war sie ja nicht die Einzige.


    Aber, wie Du richtig schreibst die Früh-Verdi-Opern sind durch sie bekannt geworden, die haben es ja wirklich nie verdient, vergessen zu werden. :jubel: :jubel:


    Dazu noch Raimondi in beiden Opern ist ja schon ein Traum, aber ich bin ein Corelli Anhänger seit Jahrzehnten, und ich fühle mich nicht betroffen, über Deine Aussage. :yes: :yes:


    Jeder liebt die Sänger, die ihm zusagen. Das ist ja das Glück, dass wir alle einen anderen Geschmack haben, nur manchmal treffen wir aufeinander und dann haben wir denselben Sänger oder dieselbe Sängerin gern. :jubel:


    Liebe Grüße aus Wien, sendet Euch Peter. :hello: :hello:

  • Zitat

    Original von Kurt Fischer


    Aber gut, wenn sie wenigstens gelispelt hätte... :)


    Kurt, der hofft, dass er jetzt nicht den Corelli-Fans zu sehr auf die Zehen gestiegen ist...


    Lieber Kurt,


    als bekennenden Corelli-Fan bist Du mir nicht auf die Zehen getreten, lach. Über Corelli habe ich schon viel gehört und gelesen, heute Abend erst in einem Buch, er sei z.B. "neurotisch" gewesen, da härtet man ab. Aber neben all seinen Fehlern hatte er halt auch eine Stimme, die bis heute einmalig ist.


    Von Frau Deutekom hatte ich bisher nichts gehört, erst seit den frühen Verdi-Opern, die ich eigentlich nur wegen Ruggero Raimondi erworben habe.
    Heute habe ich erstmals in "Atilla" reingehört (neu gekauft), was für eine Sopran-Stimme.


    Liebe Grüße aus München
    Kristin

  • Zitat

    Original von Musikkristin
    als bekennenden Corelli-Fan bist Du mir nicht auf die Zehen getreten, lach. Über Corelli habe ich schon viel gehört und gelesen, heute Abend erst in einem Buch, er sei z.B. "neurotisch" gewesen, da härtet man ab. Aber neben all seinen Fehlern hatte er halt auch eine Stimme, die bis heute einmalig ist.


    Natürlich, ich gehöre ja durchaus auch zu seinen Bewunderern, soweit mir das bei einem Tenor überhaupt möglich ist. :D


    Ich wollte ganz einfach darauf hinaus, dass es für die Popularität durchaus nützlich sein kann, wenn der Künstler einen oder mehrere umstrittene Punkte hat, an denen sich Auseinandersetzungen entzünden können,und das kann alles Mögliche sein. Vergleichen wir als extremes Beispiel nur mal den Netrebko-Thread mit diesem. Es wird mir ja zumindest von uns hier keiner weismachen wollen, dass die gute AN eine um so viel besserere Stimme hat, wie es die Beteiligung an den Threads suggerieren könnte.


    Aber hier geht es eben nicht um die künstlerische Qualität der Sängerinnen, sondern um ganz etwas anderes, und das liegt eindeutig im nichtkünstlerischen Bereich. Ob es allerdings überhaupt wünschens- oder erstrebenswert ist, Popularität auf diesem Weg anzupeilen, ist noch die (letztlich unbeantwortete) Frage.


    Und wer weiß, falls in 50 Jahren nochmal das Gespräch auf diese beiden Sängerinnen kommen sollte, möglicherweise sieht die Verteilung des Interesses bzw des Bedürfnisses, etwas zu dem Thema zu sagen, ganz anders aus. Wenn etwas künstlich hochgeputscht wird, kann es auch sehr schnell wieder in der Versenkung verschwinden. Damit meine ich wohlgemerkt nicht die Person AN, sondern den Marketingzauber rund um sie.


    Wie es dann wirklich kommt, wird allerdings erst die Zukunft zeigen.


  • Das kann man wohl sagen: Karl Löbl attestiert ihr in seinem Schallplattenlexikon die Bedrohlichkeit einer mechanischen Nachtigall und fühlt sich an den Erzherzog-Johann-Jodler erinnert...

  • Zitat

    Original von Armin Diedrich


    Das kann man wohl sagen: Karl Löbl attestiert ihr in seinem Schallplattenlexikon die Bedrohlichkeit einer mechanischen Nachtigall und fühlt sich an den Erzherzog-Johann-Jodler erinnert...


    Lieber Armin!


    Auch ein Löbl kann sich irren, ich kannte ihn und seine Gattin, persönlich, und es ist ihm, fast immer, schwer gefallen, etwas lobend zu erwähnen,


    vielleicht aus Protest????


    Aber mechanische Nachtigall und Erzherzog Johann Jodler ist schon sehr weit hergeholt!!! :no: :no:


    Liebe Grüße aus dem naßkalten Wien, sendet Dir Peter. :hello: :hello:

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  • Hallo aus Köln
    Bin eben über das Christina Deutekom Thema "gestolpert" und kann nur sagen das nachdem ich ihre KdN gehöhrt habe ca 25 Jahre her,bin ich ein Deutekom Fan.
    Wie jemand mit der größe solce agilita vorweisen kann ist schon faszinierend!
    Ich habe alles was es so auf dem Piraten Markt gibt mit ihr und ihr singen,sobald man mit der speziellen Koloraturtechnick angefreundet hat, ist schon einmalig.
    Hoffe Christina Deutekom geniesst den Wohlverdienten Ruhestand und ist noch lange unter uns.
    Liebe grüße aus Köln
    Erwin

  • Hallo Erwin,


    hast Du Dir schon die neue Doppel CD plus DVD von Frau Deutekom geholt :-) Die CD nennt sich "Hommage Aan Cristina Deutekom" und ist in den Niederlanden erhältlich.


    Lieben Gruß von einem Deutekom-Fan


    Hans

  • Nicht nur der Wiener Kritiker Löbl hat ein recht hartes Urteil über C.D.
    gefällt, lest mal , was Jürgen Kesting in seinem Werk "die grossen Sänger" über sie schreibt.
    Ich fand ihre Koloraturtechnik ebenfalls kurios - es klang schon etwas nach Jodeldiplom - sorry den Liebhabern dieser Stimme.

  • Zitat

    Ich fand ihre Koloraturtechnik ebenfalls kurios - es klang schon etwas nach Jodeldiplom - sorry den Liebhabern dieser Stimme.


    Dies sehe ich so nicht. Natürlich hat jede Sopranstimme ihre eigene Gesangstechnik, insbesondere bei schwieriger Koloratur. Das kann man ihr aber nicht so negativ auslegen. Ich gehöre jedenfalls zu den Fans von Christina Deutekom und bin über das plötzliche Ableben sehr schockiert.

    W.S.

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  • Cristina Deutekom, die am 7. August vor einem Jahr starb, hat heute wieder Geburtstag. Dazu habe ich die Norma aus San Francisco ausgesucht:



    Heute wäre sie 84 Jahre alt geworden.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Natürlich hat jede Sopranstimme ihre eigene Gesangstechnik, insbesondere bei schwieriger Koloratur. Das kann man ihr aber nicht so negativ auslegen. Ich gehöre jedenfalls zu den Fans von Christina Deutekom


    Ich ebenfalls und ihre Giselda in der großartigen "I lombardi-Aufnahme" mit u.a Domingo und Raimondi ist mir ein unvergessliches Erlebnis.
    Doch bei aller Bewunderung halte ich die Anspielung auf das Jodlerdiplom (Königin der Nacht) für nicht ganz unberechtigt.
    Einer ähnlichen Technik hat sich bisweilen ja auch der große Schaljapin bedient und das klang für meine Ohren immer etwas komisch.
    Nun sind das aber eher kleine Störmomente, die den Ruf dieser überragenden Künstler gewiss nicht schmälern.

  • Gunter Hämel schrieb in Beitrag Nr 13 dieses Threads am 30. Mai 2010

    Zitat

    Nicht nur der Wiener Kritiker Löbl hat ein recht hartes Urteil über C.D.
    gefällt, lest mal , was Jürgen Kesting in seinem Werk "die grossen Sänger" über sie schreibt.
    Ich fand ihre Koloraturtechnik ebenfalls kurios - es klang schon etwas nach Jodeldiplom - sorry den Liebhabern dieser Stimme.


    Sie war in gewisser Weise eine "Attraktion" - nicht jeder war von ihrer Qualität überzeugt - aber jeder wollte sie hören.
    Eine ihrer Glanzpartien war die Königin der Nacht. Ich selbst habe sie in einer alten Aufnahme (1969/70) von Beethovens Oratorium "Christus auf dem Ölberge" kennengelernt. Ihre Partner waren immerhin Nikolai Gedda und Hans Sotin, es pielte das Orchester der Beethovenhalle Bonn unter Volker Wangenheim.
    Qualität hin oder her - die Stimme hat sich so eingprägt, daß mior jahrelang bei "normalen" Interpretationen "etwas fehlte" ;):untertauch:
    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Hans
    Danke für die Empfehlung ,auch wenn es schon lange here ist,ich war leider die letzten Jahre beruflich zu beschäftight mich bei Tamino Einzuloggen.Wede versuchen das in der Zukunft zu ändern.
    Diese CD habe ich ,so glaube ich jedenfalls, mittlerweile auch in meiner “ Stinje” Sammlung.
    Christina Deutekom fastziniert mich bis heute und ist nicht nur eine der besten Königinnen sondern eine sehr vielseitige und einmalige Künstlerin
    Sie hat mir viele schöne Abende bei einem Guten Glas Win verschönert.
    Grüsse aus Los Angeles
    Sandorfan 1962.

  • Lieber Alfred

    Das Gefühl habe ich auch ,ihre Koloraturen waren schon sehr einprägsam und impressiv .Ihre Cabaletta aus Norma ist einfach nicht aus dem Kopf zu kriegen

    Grüsse aus Los Angeles

    Erwin

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  • Ich besitze eine Gesamtaufnahme der Oper "Attila" von Verdi, darin singt Christina Deutekom eine hervorragende Odabella. Von ihren sonst auffallenden "Trillern" ist dort kaum etwas zu hören. Diese Partie singt sie exzellent.


    WS

    W.S.

  • Hallo

    ich hatte vor vielen Jahren ein Live-Erlebnis mit Cristina Deutekom. Sie sang eine technisch perfekte Lucia von Lammermoor, aber sie wirkte bemerkenswert gesund in dieser Rolle. Das hörte sich wunderschön an, überzeugte als Darstellung der Wahnsinnigen leider überhaupt nicht.

    Schöne Grüße

    wega