Jan Kiepura - Ich sing mein Lied heut nur für dich

  • Liebe Forianer


    Wieder ist es eine Angregung von " Don Basilio" (Joschi) dem wir den heutigen Thread verdanken. Er hat sein Interesse an diesem Sänger bekundet, der mit Josef Schmidt und Richard Tauber eines gemeinsam hat: Er isr den Leuten vor alem durch die Mitwirkung in Tonfilmen und jener Lieder im Gedächtnis geblieben, die heute noch als Kiepura-Tauber Lieder bekannt sind, also "Tiritomba", "Funiculi Funicicula, Heute Nacht oder nie", "Ob Blond ob braun" etc. Auch Fritz Wunderlich hat dieses Genre eingespielt, jedoch wurde er von der Nachwelt nicht so auf diesen Sektor "festgenagelt" wie das beispielsweise das Schicksal Kiepuras war.
    "Was das überhaupt ein echter Opernsänger"? wurde vor Jahren mal auf einer Klassikseite gefragt. UND OB.



    Kiepura wurde am 16.5. 1902 in Sosnowiece in Polen geboren.
    Die AusBildung genoss er in Warschau. Er debütierte 1928 in Lemberg (Gounod: Faust-Titelpartie) Weitere Stationen waren Warschau-Posen-Wien-Mailand-Paris-Berlin-Buenos Aires-New York


    Daneben drehte er eher populäre Tonfilme, die ihn populär machten, aber seinen Nachruhm noch heute überschatten
    Verheiratet war er mit der Schauspielerin Martha Eggert (*1912, AFAIK lebt sie noch heute) Er bekam in den frühen 50er Jahren die amerikanische Staatsbürgerschaft. Am 15. August 1966 Starb er in New York.


    Marcel Prawy, der im Fernesehen einst das machte was ich mich hier bemühe , nämlich die Menschen für die klassische Musik zu begeisten, wer in seiner Jugend Privatsekretär von Kiepura.



    Eine sehr informative (und meiner Meiunung nach sehr schöne CD) die einen guten Überblick über Kiepuri vermittelt ist in der Serie "Lebendige Vergangenheit" bei "PREISER-RECORDs" Wien erschienen. Sie enthält italienische, französiche und deutsch Opernarien, sowie auch die leite Muse, wie dchon oben angeführt.


    Preiser war einer der Pionier in der Aufbereitung alter Klassikschallplatten, nd das Schicksal hat es gewollt, daß ich einst das Vergnügen hatte über eine Stunde über Schneidtechniken bei Schallplatten zu sprechen (ohne zu wissen er er war, ich war nur verwundert: Er war der einzige den ich je getroffen habe, den das Thema intessierte)



    Die Stimme hat eine ganz individuelle Färbung, mancher wird sich vielleicht an den Akzent gewöhnen müssen, interessanterweiser singt er die meisten italienischen und französischen Arion in der Originalsprache, entgegen dem Trend der Zeit.


    Die Homepage der Firma Preiser emöglicht es, ihn ihre Aufnahmen hineinzuhören. Nue den Link anklicken und runterscrollen.
    Ich liebe solche verlinkungen nicht, aber im Schellsack-Thread werde ich sie gelegentlich zulassen, weil beispielsweise Die beiden Versandfirmen diese CD nicht zum Probehören eingerichtet haben.....



    http://www.preiserrecords.at/album.php?ean=717281891387


    Er würde mich freuen (und wundern) wen jemand anderer auch was zum Thema Kiepura beistauern kann.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • guten abend, lieber Alfred,
    vor ein paar jahren hat der unvergleichliche und (hoffentlich) unvergessene marcello prawy eine sendung über jan kiepura im österr.
    rundfunk gemacht. unter anderem spielte el prawy eine szene aus turandot. kiepura sang ....sag meinen namen, meinen namen den weißt du nicht....! ich finde es heute noch schade, daß es nur einen bruchteil
    dieser oper gibt, denn kiepura war soooo eindrucksvoll und stimmgewaltig wie sonst kein anderer sänger nach ihm. es könnte sein,
    daß kiepura durch seine filme und durch die "schlager" der damaligen Zeit als opernsänger nicht "ernst" genommen wurde (pavarotti singt auch schlager und kaum jemand fragt, ob er auch opernsänger ist). ich, für meinen teil, bin ein fan von jan kiepura, obwohl ich ihn nur durch film und schallplatte kenne.
    liebe grüße aus wien.
    Sonja
    :jubel:

  • Hallo!!


    Hab vor kurzem die Platte von Martha Eggert und Jan Kiepura "Stars auf der Bühne und im Film" (oder so) erstanden.


    Hab sie mir noch nicht angehört!!!


    Jetz mal eine saublöde Frage: Ist die gut??? War nämlich recht billig, darum war ich zuerst skeptisch, aber der "Haben-Woll-Trieb" war stärker :D


    Mfg Joschi

  • Hallo!!


    Ich hab inzwischen meine Liebe zu diesem Ausnahmesänger erweitern können.
    Und zwar mit folgenden Aufnahmen:

    Hier ist ihm eine CD gewidmet mit Arien von Verdi, Rossini, Puccini und Operettenarien.


    Es ist unglaublich wie leicht er diese mörderischen Höhen singt. bin total beeindruckt! :jubel: :jubel: :jubel:



    Dann hab ich noch diese Aufnahme.
    Ihr werdet euch sicher fragen, warum die Aufnahme was mit Kiepura zu tun hat.
    Nämlich:
    Als Bonus befinden sich auf der 2.CD historische Turandot-Szenen (LIVE) aus der Wiener Staatsoper mit Kiepura. Es sind Aufnahmen aus den Jhren 1929, 1932/33 (?) und 1936 darauf. Nessun dorma, non Piangere Liu und die Finali aus erstem und dritten Akt sind darauf enthalten. Einige Aufnahmen sind auf deutsch, andere auf italienisch. Vor allem die Ausschnitte aus 1936 haben mich beeindruckt. Das Finale des dritten Aktes ist wahnsinn.
    Er übertönt da den kompletten Chor, das Orchester und seine Partnerin sowieso. Unglaubliche Kraftreserven hat er da noch mal mobilisiert.


    Schon länger im Auge habe ich diese Aufnahme:


    Ich hätte sie sicher schon lange, aber der 3-Buchstabenversand lässt mich nix kaufen, da ich keine Kreditkarte hab! ;( ;( ;(


    LG joschi

  • Hallo


    Marcel Prawy kam oft genug ins Schwärmen, wenn er über Turandot-Aufführungen mit Maria Jeritza und Jan Kiepura erzählte. Diese Kombination, die aus der Rätselszene ein Drama sondergleichen machte, muss eine der besten in der Geschichte dieser Oper gewesen sein (deren dramaturgisches Problem eben genau darin liegt, ob die Protagonisten aus dieser Szene wirklich einen Höhepunkt machen können; sie müssen aus Null Handlung Spannung erzeugen...).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo!!


    Dann schließ ich mich mal Marcel Prawy an und schwärme dafür.obwohl ich bedauern muss, dass ich keine Rätselszene der beiden kenne. Wie gesagt nur die Finali 1. & 3.Akt und die üblichen Tenorhits.
    Was mich aber an Kiepura beeindruckt ist seine unglaubliche Präsenz. Man hört jede Nuance von ihm, was bei einer Live-Aufnahme aus den 30ern nicht immer der Fall ist. Vor allem seine kräftigen Einsätze haben es mir angetan! :jubel: :jubel: :jubel:


    Etwas lustig anzuhöen sind seine Operettenarien: Da schlägt der Akzent doch schwer durch!! Obär Härr Kapällmeistär!!


    LG joschi

  • Zitat

    Etwas lustig anzuhöen sind seine Operettenarien: Da schlägt der Akzent doch schwer durch!! Obär Härr Kapällmeistär!!


    Wobei ich aber glaube, dass Kiepura bewusst mit diesem Effekt kokettiert. Gerade das populistische Element in Kiepuras Darbietungen wird von den Wahrern der reinen Gesangslehre kritisiert. In Natura muss er aber geradezu überwältigend gewesen sein....

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo!!


    Möchte nun allen die Tracklist der Great Voices-CD auf diesem Wege zukommen lassen, da ich finde, dass man diesen Sänger unbedingt beachten sollte.


    Das Repertoire auf dieser CD ist umfangreich. Seine besten Rollen wie der Calaf, der Marcello und auch der Manrico sind hier dokumentiert. Leider Gottes fehlen der Herzog von Mantua und der Faust, seine Antrittsrolle.


    1 La Danza-Rossini-1942
    2 La fleur que tu...-Carmen/Bizet-1942
    3 Libiamo...-La Traviata/Verdi-1932 (keine Partnerin erwähnt)
    4 Celeste Aida-Aida-1933
    5 Di quella pira-Il Trovatore-1933
    6 Ach so fromm-martha-1937
    7 Ah non mi ridestar-Werther-1934
    8 Che gelida manina-La Boheme-1937
    9 Recondita armonica-Tosca-1942
    10 E lucevan e stelle-Tosca-1941
    Auszüge aus der deutschen Turandot aus der Wiener SO, 1936 (mit Jeritza??)
    11 O weine nicht Liu
    12 Finale 1.Akt
    13 Keiner Schlafe
    14 Finale 3.Akt
    15 My song for you-Spoliansky-1934
    16 With all my heart-Spoliansky-1934
    17 Tell me tonight-Spoliansky-1932
    18 Sweet melody of night-Korngold-1936
    19 Schenk mir dein Herz heut nacht-Stolz-1935
    20 Ob blond, ob braun...-Stolu-1935
    21 Mein Herz ist voller Sonnenschein-Stolz-1936
    22 Ich liebe dich-Stolz-1937
    23 Weine nicht-Stolz-1937


    Vor allem die Pucciniarien und Szenen finde ich atemberaubend. Er legt sein ganzes "Schmalz" in die Stimme und schmachtet herrlich.


    Der Turandotausschnitt, von dem ich eh schon weiter oben schwärme, ist so erdrückend "brutal" und "düster" wie ich es selten gehört habe. Trotzdem beeindruckt mich die Kraft und das Charisma der Stimme!


    Kurz: :jubel: :jubel:


    LG joschi

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  • Jan Kiepura (* 16. Mai 1902 in Sosnowiec, Russisches Kaiserreich, heute Polen; † 15. August 1966 in Harrison, New York) war ein polnischer Tenor.
    Er zählte mit Richard Tauber und Joseph Schmidt nicht nur zu den populärsten „Drei Tenören“ der 1930er-Jahre, sondern auch zu den erfolgreichsten Sängerschauspielern des europäischen Films jener Zeit.


    :jubel::jubel:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Da mir die von Harald aufgeführte CD vom Preis her etwas happig ist, habe ich mich für diese CD entschieden:



    Und diese höre ich momentan:


    W.S.

  • Jan Kiepura (* 16. Mai 1902 in Sosnowiec, Russisches Kaiserreich, heute Polen; † 15. August 1966 in Harrison, New York) war ein polnischer Tenor.
    Er zählte mit Richard Tauber und Joseph Schmidt nicht nur zu den populärsten „Drei Tenören“ der 1930er-Jahre, sondern auch zu den erfolgreichsten Sängerschauspielern des europäischen Films jener Zeit.


    Sorry, Harald, aber ich kann mit diesem Sänger nicht viel anfangen: die ausgestellten Töne, die jede Legatolinie zerstören, seine unerträglichen Manierismen, die weit über die Toleranzgrenze hinausgehen ...


    Ich habe auch Aufnahmen von Jan Kiepura, dennoch höre ich ihn aus den vorgenannten Gründen nur sehr ungern.


    Viele Grüße
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • La Gioconda

    Kennt ihr übrigens das...?

    Liebe Gioconda,


    ja, ich kenne das. Zudem habe ich einen "Rigoletto" mit Kiepura (New York, 1939). Seine hohen Töne sind beeindruckend, doch verzücken sie wohl nur die Galerie. Schlimmer noch sind die Anfälle von eitlem Tenorismo. "Bella figlia dell'amore" wird in dieser Aufführung von ihm gnadenlos deformiert. Da nutzt es auch nicht viel, dass Pons und Tibbett seine Partner sind ... Vielleicht kennst Du den Mitschnitt?

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


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    Giuseppe di Stefano

  • http://www.youtube.com/watch?v=IjOWInEELKk&feature=related - o.k., das ist eigentlich mehr Martha Eggert zuliebe. Aber:


    http://www.youtube.com/watch?v=GZK36KIZNSM&feature=related


    http://www.youtube.com/watch?v=rHARCTNhznI&feature=related


    http://www.youtube.com/watch?v=kjTdTlfAeZA&feature=related


    http://www.youtube.com/watch?v=xmqUNSRrh0w&feature=relmfu


    http://www.youtube.com/watch?v=NYwzFKy2lXA&feature=related


    http://www.youtube.com/watch?v=-nSs5VNMBho&feature=related


    und, besonders charmant, von 1958:


    http://www.youtube.com/watch?v=QleWECSd7qA&feature=related



    Fazit: Ihr seid sehr ungerecht, teure Giocanda ...


    ich kenne keine Arien-Aufnahme von ihm, aus der nicht ein anderer noch viel mehr macht - außer vielleicht der eine oder andere Schlager


    um das mal angemessen zu kontern: Pech für Kiepura, daß er offenbar kein Deutscher war ...


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • um das mal angemessen zu kontern: Pech für Kiepura, daß er offenbar kein Deutscher war ...


    Was für eine Österreicherin schwerlich ein nennenswertes Plus gewesen wäre - noch dazu, wo Kiepura ein ausgesprochener Liebling des Wiener Opernpublikums war.


    Aber auch davon abgesehen war die Bemerkung einfach nur peinlich!


    :(

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • ?( was hat denn das mit der Nationalität zu tun oder umgekehrt gefragt: was gefällt Dir denn so besonders gut an seiner Art zu singen!?!

  • Ich gebe gerne zu, daß meine Bemerkung, und nun gar der kompetenten Gioconda gegenüber, mehr als ungerecht und meinethalben auch peinlich ist. Ich habe allerdings sehr deutlich gemacht, daß ich mich damit auf das angestimmte Niveau einer ganz bestimmten Bemerkung herablasse. Um genau zu sein, das vernichtende Resumé, Kiepura habe nichts irgendwie sängerisch zustande gebracht, worin ihn nicht andere mit Leichtigkeit überflügelt hätten - abgesehen vielleicht vom einen oder anderen Schlager.


    Diese Bemerkung fällt unserem Administrator offenbar nicht weiter auf; mir aber schon. - Ich fand in der Tat die Biegsamkeit oder Flexibilität der Stimme, das Piano und die doch fulminate Strahlkraft der Höhen - auch wenn manche Effkte uns heute gesucht erscheinen - bei Kiepura weit überdurchschnittlich.


    Im Grunde stießen mir schon solche Urteile auf:


    die ausgestellten Töne, die jede Legatolinie zerstören - das kann ich bei der Blumenarie nicht nachvollziehen; ebensowenig wie:


    Seine hohen Töne sind beeindruckend, doch verzücken sie wohl nur die Galerie


    Ich wende mich allein gegen den abfälligen Tenor und Unterton in solchen Äußerungen und spiegele deren Unsachlichkeit in einem ebenso unsachlichen Widerwort. Ich bitte alle Beteiligten hierfür um Verzeihung, hilfsweise um Löschung meiner Beiträge.


    Zudem bin ich kein Stimmexperte und beuge mich gerne dem Urteil der Fachwelt.


    :hello:

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  • Zitat

    Diese Bemerkung fällt unserem Administrator offenbar nicht weiter auf; mir aber schon.


    Nun , das wäre auch kaum möglich gewesen, denn der Administrator hat erst jetzt hier mitgelesen - weil er verwundert war, daß zu "Jan Kiepura", der ja eigentlich ziemlich vergessen ist - plötzlich so viele Wortmeldungen kamen.


    Ich sehe hier keinen Veranlassung irgend etwas zu löschen - es sind zwei Meinungen aufeinandergeprallt, wo jeder seinen Standpunkt vieleicht etwas pointierter vertreten hat.


    Jan Kiepura ist - das ist MEINE Meinung - aus heutiger Sicht - antiquiert und er neigt zu Manierismen, die der heutige Hörer nur dann ertragen kann, wenn er auf die Stimme fixiert ist. Das zeitgenössische Wiener Publikum (wie das in anderen Städten und Ländern war weiß ich nicht) lag ihm zu Füßen (was seine Eitelkeit vermutlich beflügelte) - was aber nicht besagt, daß er nach internationalen Maßstäben "gut" war.


    Er war neben Richard Tauber und Joseph Schmidt ein sehr populärer Opernsänger, der aber vor allem durch seine Operettenarien und vor allem seine Schlager und Filmauftritte im Gedächtnis geblieben ist...


    Zu Lebzeiten wurde er sogar - wie viele vor und nach ihm - "als neuer Caruso" gefeiert. Man verstand also schon damals Künstler zu pushen. Aber irgend etwas muß ja doch an ihm dran gewesen sein - etwas das die Ton- und Bildaufzeichnung vielleicht nicht wiedergeben kann. Es gab viele Sänger, die eine Weltkarriere gemacht haben, die - bei Anlegen stregster Maßstäbe - einfach nicht erklärbar ist.......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Bei Jan Kiepura gibt es seit jeher eine Diskrepanz in den Meinungen.


    Auf der einen Seite die Gesangskenner und -Liebhaber, die aufgrund der Tonaufzeichnungen immer gewisse Vorbehalte hatten. Dem gegenüber stand das Publikum, das ihn heiß liebte, da er neben verführerischem Gesang eine umwerfende Bühnenpräsenz an den Tag legte. Marcel Prawy (der der Familie Kiepura viele Jahre sehr nahe stand) berichtete von unvergesslichen und unübertroffenen Abenden an der Wiener Staatsoper. Legendär die "Duelle" mit Maria Jeritza in Turandot und jene mit Lotte Lehmann, die ihm die mala pasqua ins Gesicht schleuderte (ich hoffe, da jetzt nichts durcheinander gebracht zu haben).


    Jan Kiepura dürfte also zu jener Kategorie Künstler gehören, deren Beurteilung aufgrund der Tonaufzeichnungen allein unvollständig bleiben muss. Und leider gibt es meines Wissens nur sehr wenig Bildmaterial. Dennoch meine ich, dass man bei allen Manierismen aus den Tonausfzeichnungen sehr wohl heraushören kann, welch überwältigende Wirkung dieser Mann live erzeugen konnte. Seine Eigenheiten und sein sehr offenes Singen fallen bei der Konserve stärker auf als in Natur. Dazu kommt in jeder Sprache, in der er sang, ein typischer Akzent mit Hinweis auf seine Muttersprache. Aber was solls, wer hat seitdem Di quella pira mit vergleichbarer Leidenschaft gesungen? Würde das heute ein Sänger zuwege bringen, wäre eine Opernhausrenovierung fällig. Und an der Blumenarie kann man im Detail durchaus herummäkeln, der Gesamteindruck ist aber berauschend. So etwas hat man in den letzten drei Jahrzehnten nicht mehr annähernd gehört und neben dieser Inbrunst wirkt sogar Placido Domingo - der das ansonsten sehr gut konnte - wie ein braver Musterschüler. Und schließlich ist Celeste Aida in der Tat deutlich auf Wirkung gesungen - aber welche Wirkung konnte er hier erzielen! Hat irgendjemand in den letzten Jahrzehnten vergleichbares gehört? Das war ein Sänger, der unmittelbare und atemberaubende Wirkung erzielte - und zwar nicht nur auf der Galerie!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Jan Kiepura ist mehr als ein Filmsänger. Leider haben ihn nur wenige noch live erleben können. Genau wie bei vielen anderen Sängern, die ihren Höhepunkt noch vor 1950 hatten, kann nur die Konserve einen Vergleich ermöglichen. Und da gefällt er mir außerordentlich, ich stimme Farinelli und Theophilus voll zu.


    Auch Gigli, Lanza, Corelli, del Monaco und....... hatten nicht nur Freunde, mancher wurde auch von Kesting durch den Kakao gezogen. Was soll`s, mir gefällt er. Und gleich heute abend lege ich meine Schallplatte auf und freu mich über seine schöne Stimme.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wenn schon Jan Kiepura...... - dann Tino Pattiera! :P




    Kiepura war für mich ein Tenor mit schönem Timbre, guten Anlagen, gutem Aussehen und starkem Charisma. Ich empfinde ihn weder als besonders musikalisch noch als gewissenhaften Sänger (ähnlich wie Pattiera, der meiner Meinung nach das noch viel prachtvollere Timbre hat), der sich in den Dienst des Komponisten stellt. Für mich war er ein zu wenig genauer und eitler Sänger und sang für den Selbstzweck. Das tat auch zB Lauri Volpi zeitweise, aber der ist für mich auf einem ganz anderen Niveau.

  • Zitat

    Kiepura war für mich ein Tenor mit schönem Timbre, guten Anlagen, gutem Aussehen und starkem Charisma. Ich empfinde ihn weder als besonders musikalisch noch als gewissenhaften Sänger (ähnlich wie Pattiera, der meiner Meinung nach das noch viel prachtvollere Timbre hat), der sich in den Dienst des Komponisten stellt. Für mich war er ein zu wenig genauer und eitler Sänger und sang für den Selbstzweck. Das tat auch zB Lauri Volpi zeitweise, aber der ist für mich auf einem ganz anderen Niveau.

    Hallo, La Gioconda!


    Da kann ich dir nur teilweise recht geben. Tino Pattiera und Jan Kiepura lassen sich nur schwer vergleichen. Pattiera sang in einer anderen Liga als Kiepura, sang wundervoll und seine Stimme gefällt mir noch besser als Lauri-Volpi mit seinem durchdringenden Organ. So verschieden können Ansichten sein.

    W.S.

  • Pattiera hatte alles - viel mehr noch als Kiepura finde ich. Das blendende Aussehen, das prachtvolle Timbre, eine unglaubliche Begabung - aber meiner Meinung nach fehlte ihm für die ganz große Karriere und die Caruso-Nachfolge, an dem er sich stimmlich ganz klar orientierte, der Kopf, der Ernst und die große Musikalität. Vor allem seine Unart Phrasen abzuschneiden, wenn ihm die Luft ausgeht und Notenwerte nicht auszusingen finde ich sehr störend. Stimmlich baute er ab Anfgang der 1930er Jahre rasch ab - wohl zum Teilo auch durch ein übersteigertes Selbstbewußtsein und eine Zügellosigkeit, die Fritz Busch als "fatale Charakterschwäche" bezeichnete.

  • Das ist kein abfälliger Tenor und Unterton. Ich habe lediglich die Stimme Kiepuras analysiert und kritisch bewertet. Auch kann ich keine Unsachlichkeit in meinen "Äußerungen" erkennen.

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Lieber Manfred,


    auch hier bleibt mir, aus den bereits genannten Gründen, nur, mich zu entschuldigen. Immerhin habe ich bereits wieder eine Menge dazugelernt.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Ich empfinde ihn weder als besonders musikalisch noch als gewissenhaften Sänger (ähnlich wie Pattiera, der meiner Meinung nach das noch viel prachtvollere Timbre hat), der sich in den Dienst des Komponisten stellt. Für mich war er ein zu wenig genauer und eitler Sänger und sang für den Selbstzweck.


    Das sind genau die Argumente, die die Experten immer wieder aufs Tapet bringen. Und sie haben nicht ganz Unrecht. Aber über der Kritik im Detail wird dabei etwas auf die Gesamtwirkung vergessen, die wesentlich besser ist als die Summe der aufgezählten Fehler. Und ganz unfair empfinde ich den Vorwurf, dass er für den Selbstzweck sang. Das tat er ganz gewiss nicht. Er sang um die Menschen zu begeistern, und das ist ihm nach allen Berichten, die wir von damals haben, über die Maßen gut gelungen.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Stimmlich baute er ab Anfgang der 1930er Jahre rasch ab


    Bereits Mitte der zwanziger Jahre, in einigen Aufnahmen mit der betörenden Seinemeyer, fehlt Pattiera der tenoraler Glanz. Er knödelt und gurgelt. Da lobe ich mir doch den Kiepura, wenngleich der für meinen Eindruck immer mehr die Begabung war, das Talent statt das eingelöste Versprechen. Mir bedeutet er nichts. Er singt mir zu flach, zu hübsch. Andererseits kann ich sehr gut nachvollziehen, dass er bis jetzt eine sehr treue Fangemeinde hat. Er war, was man heute als Star bezeichnet. Und das wollte er wohl auch sein. Hätte uns Prawy nicht ständig in den Ohren gelegen mit ihm, würde die Eggerth nicht so lange gelebt haben wie sie lebt, Kiepura wäre vergessen.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo, Rheingold1876!


    Natürlich hält eine solche Tenorstimme nicht ewig und seine Karriere war recht kurz. Ich empfehle dir mal die unten aufgeführte Doppel-CD. Dort gibt es Aufnahmen von 1916 bis 1930 zu hören. In den 30er Jahren hat sich die Stimme verändert, ist etwas dunkler geworden, aber von "knödeln" und "gurgeln" kann ich da nichts raushören. Das Duett aus "Carmen" mit Barbara Kemp ist doch prachtvoll gesungen.


    W.S.

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