Eduard Artemyev

  • Hallo,


    vielleicht ist Euch der Komponist Eduard Artemyev auch schon aufgefallen.


    Ich kenne ihn aus den Filmen Tarkovskys und halte ihn für einen ganz großen Filmmusiker.


    In 'Solaris' ist die zentrale Musik ein Orgelstück von Bach. Artemyev
    versucht nicht die zu übertrumpfen, sondern steuert Synthesizer-
    Klangflächen bei. Zum Ende des Films geschieht das fast unglaubliche,
    Artemyev nimmt das Bach-Thema auf und ergänzt es um eine eigene
    Melodie.


    Auch im 'Spiegel' hat Artemyev nur wenige Möglichkeiten, sich zu entfalten. Allein, die perkussive Untermalung der im See sich vorwärtskämpfenden Soldaten, die bleibt im Kopf hängen. Das ist ganz große Filmmusik.


    Der 'Stalker' ist ein fast stummer Film. Artemyev versteht es, aus einer Klangfläche eine Flötenmusik erklingen zu lassen.


    Viele Grüße,
    Olli

  • Die gebräuchlichere Schreibweise im deutschsprachigen Raum ist Eduard Artemjew - ich erwähne das nur, weil man ihn dadurch auf deutschsprachigen Seiten leichter findet. Richtig deutsch transkribiert wäre er wohl "Artjomow", Aussprache etwa: Artjómaw.


    Es ist schade, daß dieser erstklassige Komponist nur als Filmkomponist in unser Bewußtsein gedrungen ist (aber besser so als gar nicht). Artjomow hat zahlreiche Werke für den Konzertsaal und zumindest eine Oper geschrieben. Er gehörte zu den ersten Komponisten der Sowjetunion, die es wagten, avantgardistisch zu komponieren. Artjomow experimentierte mit Klangflächen, zwölftönigen Feldern und Geräuschklängen, denen er mitunter herkömmliche Tonalität und historisches musikalisches Material gegenüberstellte.Außerdem bezog er Instrumente der russischen Volksmusik und elektronisch manipulierte Klänge vom Band mit ein.


    Das alles hätte den kommunistischen Zensurbehörden genügt, um diesem wirklich erstklassigen Komponisten das Leben schwer zu machen. Aber dass Artjomow seine Werke auch noch über religiöse Themen komponierte, war zuviel. Man wollte mit ihm nichts zu tun haben. Und drängte ihn ins Abseits der Kammermusik im ganz kleinen Kreis.


    Wie nahezu alle experimentierfreudigen Sowjetkomponisten fand Artjomow jedoch in der Filmmusik eine Möglichkeit, ein breiteres Publikum zu erreichen. Da Filmmusik als Illustration galt, waren bei ihr Klangexperimente erlaubt, wenn sie im Dienst der im Film gezeigten Situation standen.


    Beachtenswert ist, daß Artjomow in seiner Filmmusik keinen Deut nachgibt. Was für uns heißt: Wer seine Filmmusik mag, wird auch seine anderen Werke mögen. In Rußland ist einiges auf CD zu bekommen, man kann bei http://www.russiandvd.com ein paar Titel bestellen.


    :hello:

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