• Eine ganz große Empfehlung (vorallem für Forenbesucher aus Österreich und der Schweiz, wo dieser Film jetzt erst angelaufen ist) !


    Vielleicht ist es mir entgangen, aber ich sehe eigentlich nirgends einen eigenen Thread über einen der wichtigsten Filme der letzten Jahre, die Dokumentation "RHYTHM IS IT"


    Eine berührende und bewegende Studie über die Arbeit Simon Rattles, der Berliner Philharmoniker und des britischen Tanzpädagogen Royston Maldoom mit 250 Kindern und Jugendlichen aus allen sozialen Schichten. Gemeinsam entsteht eine Tanzfassung des "Sacre de printemps" von Strawinsky. Grandios gestaltet und hochspannend realisiert.


    Für mich ein absolutes MUSS für jeden Musikbegeisterten, aber vorallem auch für jeden Schüler in geeignetem Alter. Eine eigene Webseite zu RHYTHM IS IT ! gibt informativ Aufschluss über alle Fragen zu Projekt und Film !

  • Hallo Markus,


    in der Tat gibt es keinen eigenen Thread für den Film, wenngleich er mehrfach erwähnt wurde (im "Sacre"-Thread und im Thread "Klassik im Kino" IIRC). Dabei hat er durchaus einen Thread verdient - ein wunderbarer, bewegender und auch Mut machender Film!


    In Deutschland läuft er vermutlich schon fast nicht mehr, allerdings gibt es etwa hier vor ORt ein Programmkino, das ihn regelmäßig im Repertoire bringt. Und regelmäßig ist die Bude zu recht voll ;)


    Beste Grüsse,


    Claus

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Hallo


    Auch ich sah den Film Rhyth is it. Hat mir gut gefallen, würde ich weiterempfehlen, von der Filmästhetik her teilweise wunderschön, für einen Dokumentarfilm eine beispiellose Thematik. Irgendjemand schrieb irgendwo, daß er gerne hätte, daß dieser Film Pflichtlektüre für jeden Schüler sein solle.
    Dennoch ist der Film so eine Art "Schwiegermutterliebling", Lieblingsfilm aller langweiligen Musiklehrerinnen. Die sind dann begeistert und sagen, daß sie schon immer gewußt haben, daß die Musik bessere Menschen macht....
    Das Dokumentarfilmgesetz schlägt mir zu inszenierend zu, die Jugendlichen, über die berichtet wird, machen mir einfach eine viel zu positive Entwicklung durch, das find ich ein bisschen penetrant, wie man ihr selbstbewußtsein so überdeutlich wachsen sieht. die kommentare der Jugendlichen sind mir viel zu sehr gewollt und inszeniert. gestern desillusionierender alltag, heute regenbogenmusikwunderland mit rattle und dem Choreographen. wie zum beispiel gezeigt wird, wie die schüler doch allmählich freiwillig disziplinierter werden, viele andere Probleme ausgespart werden, das ist mir einfach zu viel pädagogenideologie.


    Tja, da werde ich wohl widerspruch erregen, tut mir leid, wie geagt, find den film ja auch hübsch, nur bin ich zuviel zivilisationspessimist um diese Optimismuswunderwaffe unreflektiert auf mich wirklen zu lassen.
    Ausserdem spürt man für einen Dokumentarfilm zu viel "Plot" und Steuerung.


    Gruß, Markus


    Nachtrag: Schade: jetzt habe ich das großartige Wort Optimismuswunderwaffe erfunden, und Google findet es nicht, findet auch sonst keine Vorkommnisse dieses Wortes.

  • Daß der Sacre sich mal irgendwann als "Optimismuswunderwaffe" (super Wort, echt!) entpuppen würde, hätte Strawinsky bestimmt auch höchst erstaunt. Aber es ist auch ein gutes Zeichen: auch das Schwierige hat eine Chance, wenn es entsprechend gut gemacht ist.


    Gruß
    Heinz

  • ich find ja an dem film, der mir sehr gut gefallen hat, obschon thomas bernhard, der alte nörgler ;) , auch recht spricht, noch was anderes bemerkenswert:
    irgendwann erwähnt rattle, dass berlin quasi pleite ist. es geht im hintergrund also um die öffentliche subvention des orchesters, das diese mit einem sozialprojekt für lower class people rechtfertigt. nur, ohne film wäre das projekt bald vergessen gewesen. so gibt's weltweite positive propaganda und starke argumente gegen kürzungen.
    :beatnik:

  • Hallihallo,


    hiernur eine kleine Information:
    Dieses Jahr ist der Feuervogel an der Reihe, wahrscheinlich wird daraus wieder ein Film.


    Grüße
    nubar

  • Hallo


    Ich habe jetzt die dreifach-DVD, bin auch froh sie zu haben, da die vollständige Performance im Bonusteil ist.


    Der "Dokumentarfilm" Rhythm is it wir mir aber leider immer suspekter, um es höflich zu formulieren. Wenn ich mir die Pädagogenschrullen vorstelle, die immer noch vor dem Kino Schlangestehen (in Frankfurt so erlebt) und mit den Augen rollen darüber, wie viel poitives die gute klassische Musik und der "Sir Simon" bewirken und dann die inszenierte Machart dieses Films dagegensetzte...
    Da gibt es zum Beispiel eine "Dokumentarfilmszene" die uns zeigen soll, aus welchem Umfeld die tanzenden Kinder kommen: da sitzt ein ca. 13-jähriger Knabe mit einer Zigarette in der einen Hand und einem Lollypop in der anderen hand vor seinem Wohnbunker. Selbst wenn diese Szene nicht gestellt gewesen sein sollte - so etwas darf doch nicht in einem "Dokumentarfilm" gezeigt werden, die Aussage, die einem da mit Neonreklame aufs Auge gedrückt wird, ist doch zu plump, egal ob gestellt oder nicht...

  • Ich erlaube mir mal mein letztes posting an einem anderen Ort hier zu wiederholen:


    Die Berliner kommen wieder ins Kino:




  • Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Ich erlaube mir mal mein letztes posting an einem anderen Ort hier zu wiederholen:


    Die Berliner kommen wieder ins Kino:


    Ich habe mir Trip to Asia eben in einem kleinen, aber feinen Programmkino angeschaut. Mein Eindruck ist zwiespältig. Kurz zum Thema: Der Film erzählt mehr oder weniger vom Innenleben der Berliner Philharmoniker, das auf der Tour nach Peking, Schanghai, Seoul, Hongkong, Taipeh und Tokio vom selben Filmteam begleitet wurde, das bereits die Tanzprojekte in Szene gesetzt hatte. Musikalisch im Mittelpunkt stehen Strauss' Heldenleben, Beethovens Eroica und Asyla von Thomas Ades (was ich übrigens noch nicht kannte, mich aber überaus fasziniert hat).


    Die Gespräche mit den Musikern während der Tour drehen sich um die vielfältigen Aspekte des Lebens eines Spitzenorchester-Mitglieds: Wie organisiert sich eine solche Ansammlung von Könnern? Wie fügt jedes einzelne Ego sich in ein Gesamtkonzept? Wie belastend oder inspirierend ist die Tradition? Wie bewältigen die Musiker, die in erster Linie ja auch erst einmal "normale" Menschen sind, den Anspruch, stets Höchstleistung zu vollbringen? Wie ist der Dialog zwischen den annähernd drei Generationen, die bei den Philharmonikern spielen? Hier gewährt der Film interessante, berührende, manchmal auch komische Einblicke.


    Das Problem aber ist die Aufbereitung, der Schnitt des Films. Mehr als ein Satz wird den Protagonisten kaum gegönnt, denn dann wird wird wieder ein Tempel in Korea zwischengeschnitten. Noch ein Satz - Schnitt auf das hektische Straßenleben Tokios. Drei Worte Rattles zur Macht der Musik - und ab zur Skyline Hongkongs! Die Ruhe, Erhabenheit, die immense Größe von Musik und die tiefe, langjährige oder lebenslange Beschäftigung der Beteiligten mit ihr wird leider durch die clipartige Hochglanzästhetik konterkariert.


    Insgesamt durchaus sehenswert, aber kein Muss....


    LG
    B.

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