Ich gestehe, die Eröffnung dieses Threads kommt auch mir ein wenig unverhofft. Bis heute mittag besaß ich keine einzige Schallplatte von René Leibowitz. Doch dann kamen seine Beethoven-Symphonien zu mir (in der deutschen Erstpressung), und jetzt, jetzt will ich alles wissen über diesen Mann!
Viele werden sich nun denken: Was, um Himmels willen!, hat er denn sonst für Beethoven-Einspielungen gehört, der gute Mann, wenn nicht (zuvörderst) Leibowitz? Das frage ich mich auch. Zwar hatte man bei Freunden natürlich schonmal reingehört in Leibowitz´ Beethoven, aber das geht ja meist mit fortdauernden Kommentaren seitens der Hörbeispielgeber einher und ist nicht mit dem stillen, konzentrierten Hören daheim zu vergleichen.
Also, was ich auf Anhieb in Büchern und im Netz gefunden habe, gebe ich gerne schonmal vor.
René Leibowitz ist am 17. Februar 1913 in Warschau geboren worden. Über Berlin gelangte er mit seiner Mutter (der Vater war bereits verstorben) schon als Kind nach Paris, wo er wohl bald die französische Staatsbürgerschaft annahm. Er hatte zunächst Klavier- und Violinunterricht.
Seine große Zuneigung galt schnell der Zwölftonmusik. Er eignete sich theoretisches und praktisches Wissen darüber an und begann auch bald dodekaphonisch zu komponieren. Auch publizistisch (zunächst in Zeitschriftenaufsätzen, später dann in eigenen Buchveröffentlichungen) behandelte er die Thematik.
Seine Ausbildung umfaßte Studien bei Anton Webern und Maurice Ravel, vor allem am Werk Arnold Schönbergs entwickelte sich Leibowitz als Komponist und ausführender Musiker.
Die Jahre des Zweiten Weltkrieges erlebte Leibowitz in Frankreich, während der Besatzung in erzwungener Verborgenheit, dann auch im aktiven Widerstand (so meine Quellen).
Nach Kriegsende begann Leibowitz, mit dem verehrten Schönberg auch persönlich zu korrespondieren. Er entwickelte im Disput mit ihm und Theodor Adorno eigene musikästhetische und kompositionstechnische Ansichten, denen er durch Publikationen nun auch endlich Ausdruck verleihen konnte.
Als Dirigent der „Radiodiffusion Française“ sowie, im Gastauftrag, vieler europäischer Orchester, war René Leibowitz ein geschätzter und mit einem sehr eigenständigen Zugriff arbeitender Musiker.
Er hat, wenn ich das recht deute, in Frankreich auch den Weg für die Rezeption der Zweiten Wiener Schule geebnet. Leibowitz´ Liste eigener Kompositionen (etwa 90 Einträge, die Titel sind bequem im Netz ersehbar) ist beeindruckend, mich würde interessieren, wie sie von denen, die sie kennen, eingeordnet oder bewertet werden.
Am 29. August 1972 ist René Leibowitz in Paris verstorben.
Außer jenen berühmten Aufzeichnungen der Beethovensymphonien (RCA 1962) und der heute erst von Klawirr (bei „Was höre ich gerade jetzt?“, 4.12.2008, 21:50 Uhr) vorgestellten „Gurre-Lieder“ (1953) soll Leibowitz auch mehrere Offenbächer eingespielt haben (!).
Ich möchte unbedingt mehr erfahren über Arbeit und Werk von René Leibowitz. Helft mir…
Euer Alex.