Musiker als Botschafter

  • Liebe Taminen,


    im Thread zu Lang Lang (Buschbrand oder Trommelfeuer) wird eine Frage aufgeworfen, die mir sehr diskutabel scheint.


    Ausgehend davon, ob der Pianist sich qualifiziert über den Tibet-Konflikt äußern könne, stellt ein Mitglied eine Aussage in den Raum, die ich für bedenklich wie für bedenkenswert halte:




    Zitat

    Original von Chorknabe
    Lang Lang ist Musiker und kein Politiker.
    Die allgemeine Neigung der Medienwelt, bekannten Menschen Kompetenzen in politischen und gesellschaftlichen Fragen zuzugestehen,
    halte ich für - Pardon - Schwachsinn.

    Ich möchte Musiker einzig nach dem beurteilen, was mich an ihnen fasziniert: ihre Musik. Alles andere an ihnen besitzt für mich wenig oder gar kein Gewicht.




    Schuster, bleib bei deinen Leisten, und Lang, bleib bei deinen Fingern.





    In Hinblick auf Casals im bäuerlichen Prades oder Rostropowitsch im mäuerlichen Berlin, um absichtlich nur zwei Highlights zu nennen, ist dieses Thema in meinen Augen nicht so kurz zu fassen.


    Wie seht Ihr die Rolle von Musikern, die ihre Popularität und/oder ihr Können für außermusikalische Zwecke einsetzen, welche Beispiele sind zu nennen und wo wird ein solcher Einsatz problematisch?



    audiamus



    .

  • Lieber Audiamus


    Du startest einen spannenden Thread. Danke.


    Ob das Engagement von Kurt Masur den Mauerfall beschleunigt hat?
    Ob der Pianist Miguel Angel Estrella mit seiner "Musique Espérance" den Weltfrieden gefördert hat?
    Ob die Pianistin Hélène Grimaud der Sache der Wölfe gedient hat?


    Immerhin spricht man von diesen „Fällen“.
    Die Projekte haben/hatten eine gewisse Relevanz im gesellschaftlichen Diskurs.
    (Zugegeben: Grimaud ist in diesem Zusammenhang ein Grenzfall... :D)


    Ab einem gewissen Bekanntheitsgrad wird ein Künstler nolensvolens zu einer öffentlichen Person. Und wenn sich zum Beispiel eine (neben der musikalischen auch) intellektuelle Kapazität wie Barenboim für den israelisch-palästinensischen Dialog verwendet, so hat dieser Akt sinnvolle, weltweite Ausstrahlung.


    Problematisch wird es dann, wenn ein Künstler seine gesellschaftliches Engagement ausnützt zur eigenen Gewinnmaximierung, aber dazu fällt mir glücklicherweise kein Beispiel ein: die meisten grossen MusikerInnen, sind „gross“ weil sie auch integer sind.


    Mit liebem Gruss aus Bern


    Walter

  • Mal ganz abgesehen von Lang Lang: warum sollen Musiker denn nciht dasselbe Recht haben wie jeder andere Zeitgenosse auch?


    Nur weil sie öffentlich im Konzertsaal auftreten?
    Jeder Dödel im Fernsehen, der ncihts zu sagen hat, sagt es trotzdem und wird damit von einem weit grösseren Publikum wahrgenommen. Beschwert sich darüber jemand?


    Wir haben hier in Lille seit vielen Jahren Jean-Claude Casadesus, Chef des ONL, der sich seit Beginn seiner Karriere für soziale Fragen eingesetzt hat und dem auch Taten folgen liess.


    Sein Orchester ist in Gefängnissen, Krankenhäusern, Schulen, Kindergärten aufgetreten und er hat einen sozialen Auftrag als solchen angenommen, gerade WEIL er ein Musiker mit einem gewissen Einfluss ist und etwas errecihen kann.


    Leute, die sich politisch , sozial und humanitär engagieren wollen, sollte man in jeder Hinsciht unterstützen, egal in welchen Beruf sie tätig sind.


    Schwieirg wird das m.E. nur, wenn es sich um Lippenbekenntnisse zum Prestigegewinn handelt. Siehe Walters Postiing zur " Integrität"
    Aber das bekomt man gewöhnlch recht schnell heraus.



    F.Q.

  • Zitat

    Original von Fairy Queen


    Jeder Dödel im Fernsehen, der ncihts zu sagen hat, sagt es trotzdem und wird damit von einem weit grösseren Publikum wahrgenommen. Beschwert sich darüber jemand?
    F.Q.


    Ja, ich! :pfeif: Es ist schon reichlich grotesk, wer heute im Fernsehen der Quote wegen sabbeln darf. Da werden inzwischen TV-Ärzte, ergo die Schauspieler, in eine Talkrunde eingeladen, in der es um ernste,medizinische Themen geht. Selbige müssen eingestehen von der Materie grenzwertig wenig zu wissen, aber das ist ja auch egal. Durch die Verwässerung der Grenze zwischen Fiktion und Realität wird der Zuschauer noch mehr an das Medium gebunden und die Quote gesteigert.


    Da ist mir ein vermeintlich politisches Statement eines Musikers hundertmal lieber als vorgegaukelte Diskussionskultur. Auch wenn es freilich Unterschiede zwischen dem - freilich inszenierten - belanglosen Geplapper eines Lang und einem echten Engagement eines Cassadeus gibt.


    :hello:
    Wulf

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