Phoenix Chorale
Biographie
Die Phoenix Chorale ist in Phoenix (Arozona), USA beheimatet und ist ein ein professionelles Vokalensemble. Er besteht aus etwa 26 Sängern (Stand 2008). Er wurde 1958 von Drs. Hal und Timona Pittman als "Bach and Madrigal Society" gegründet. Nachdem er viele Jahre unter dem Namen als Phoenix Bach Choir existierte, benannte er sich 2007/2008 in seinen heutigen Namen um. Ursrpünglich auf die Pflege der alten Musik aus Renaisance und Barock ausgerichtet erweiterte sich der künstlerische Schwerpunkt schnell hin zur Aufführung neuer Vokalamusik.
Seit 1999 hat Charles Bruffy die Leitung des Chores inne. Seit seiner Leitung nahm die künstlerische Laufbahn des Ensembles eine positive Entwicklung, die sich nicht zuletzt auch in den hervorragenden und prämierten CD-Einspielungen ausdrückt.
Der Phoenix Chorale ist eines der renomiertesten Vokalensembles seiner Art in den USA. Er ist nicht nur im Rundfunk sondern auch bei zahlreichen wichtigen amerikanischen Chortreffen präsent. Wichtige Komponisten wie bspw. Eric Whitacre schrieben Werke für den Phoenix Chorale. Internationale Konzertreisen fühte der Chor bislang kaum durch, dafür machte er sich mit seinen mehrfach nominierten und prämierten CDs einen Namen.
Regelmäßig kommen der Phoenix Chorale und der Kansas City Chorale (seit 1988 ebenfalls unter der Leitung von Bruffy) zu gemeinschaftlichen Projekten und CD-Aufnahmen zusammen.
Auszeichnungen
Grammy 2008
- Grammy-Nominierung der CD Grechaninov - Passion Week: "Best Album of the Year, Classical"
- Grammy-Nominierung der CD Grechaninov - Passion Week: "Best Choral Performance"
- Grammy-Nominierung der CD Grechaninov - Passion Week: "Best Surround Sound"
- Grammy-Gewinn der CD Grechaninov - Passion Week: "Best Engineered Album, Classical"
Grammy 2009
- Grammy-Nominierung der CD Spotless Rose - Hymns to the Virgin Mary: “Best Classical Album”
- Grammy-Nominierung der CD Spotless Rose - Hymns to the Virgin Mary: “Best Small Ensemble.”
- Grammy-Nominierung der CD Rheinberger - Sacred Choral Works: “Best Choral Performance”
- Grammy-Nominierung der CD Rheinberger - Sacred Choral Works: “Best Surround Sound Album.”
Klangkultur
Den bei amerikanischen Chören häufiger zu hörende, kräftige, vor allem in den Sopranen etwas scheppernde Klang sucht man hier vergelblich. Im Gegenteil: das Klangideal ist regelrecht "baltisch". Schnurgerade geführte Stimmen, die ein feines Vibrato nur als musikalisches Mittel einsetzen. Selbst in den höchsten Sopranhöhen behalten die Stimmen ihre Weichheit, keine Spur von allzu metallener Schärfe oder Schrillheit.
Dazu kommt ein sonorer aber dennoch weicher, voller Klang, welcher sich zudem durch eine lupenreine Intonation auf Weltniveau auszeichnet.
Hervorzuheben ist, dass sich die Klangeigenschaften des Chores nicht wesentlich mit der Lautstärke ändern. So ist auch das pianissimo stets gespannt und elastisch, und das fortissimo ist geschlossen, kraftvoll aber nie gewaltätig.
Bei aller technischer Perfektion, welche der Chor auweist, könnten einige kritisieren, dass die Seele in der Musik etwas verloren geht. Dies allerdings kann ich aus meinen Hörerfahrungen heraus nicht bestätigen. (Jedoch ist mir als Chorsänger gerade die technische Perfektion eines Vokalensembles DAS Kriterium bei der Bewertung eines Ensembles.)
Diskographie
Seit 2003 nimmt der Chor CDs exclusiv für das Label CHANDOS auf. Generell kann allen diesen CDs eine herausragende und fachverständige Aufnahmetechnik attestieren. Die Toningeneure verstehen es, den Chorklang in allen Klangfacetten unterstützt ohne ihm seine Natürlichkeit zu nehmem. Ein stets transparenter Klang unterstützt die Textverständlichkeit und Präzision, dennoch zerfällt der Klang nie in Einzelstimmen. Vielmehr bilden die Aufnahmen einen runden und vor allem räumlichen Chorklang mit gesundem Raumhall ab.
Die Paarung von excellenter Aufnahmetechnik und excellentem Chor darf durchaus als selten bezeichnet werden und ist ein großes Glück für den Freund vokaler Musik.
Im folgenden möchte ich auf die bei CHANDOS erschienenen CDs einzeln eingehen:
Shakespeare in Song
Inhalt:
From 'Shakespeare Songs' - Matthew Harris
+ Hark! hark! the lark
+ Tell me where is fancy bred
+ I shall no more to sea
+ When that I was and a little tiny boy
+ It was a lover and his lass
O mistress mine!
+ When daffodils begin to peer (Caroline Markham, alto)
+ Songs of Ariel from Shakespeare's 'The Tempest' - Frank Martin
+ Come unto these yellow sands (Ariel's Song)
+ Full fathom five (Jacob W. Herbert, baritone)
+ Before you can say, 'Come,' and 'Go'
+ You are three men of sin (Janet Carlsen Campbell, alto)
+ Where the bee sucks, there suck I
When he shall die - Steven Sametz
Four Shakespeare Songs - Jaakko Mäntyjärvi
+ Come away, come away, death
+ Lullaby
+ Double, double toil and trouble
+ Full fathom five
Shall I compare thee to a summer's day? - Nils Lindberg
Sonnet No. LXIV - Dominick Argento
O mistress mine! - Alan Murray
Three Shakespeare Songs - Ralph Vaughan Williams
+ Full fathom five
+ The cloud-capp'd towers
+ Over hill, over dale
Viele Komponisten haben sich Shakespeare-Texte für ihre Werke verwendet. Auf dieser CD sind einige solche Werke des 20. Jh. versammelt. Am bekanntesten dürften die Three Shakespeare Songs von Ralph Vaughan-Williams sowie die Songs of Ariel von Frank Martin sein. Aber auch die Four Shakespeare Songs von dem finnischen Komponisten Jaako Mäntyjärvi sind in Chorkreisen recht bekannt und im Konzert oder bei Wettbewerben sehr häufig zu hören. Die CD lebt vor allem von der bunten Zusammenstellung der Lieder. Der Chor aggiert stets souverän und mit herausragender Agilität.
Eternal Rest
Inhalt:
+ Canticum Calamitatis Maritimae - Jaakko Mäntyjärvi
+ There Will Be Rest - Frank Ticheli
+ Mass for Double Choir - Frank Martin
+ In Pace - Rene Clausen
Diese CD ist für mich eine der interessantesten und liebsten des Chores. Dies liegt zum einen daran, dass mit der Messe für Doppelchor von Frank Martin eines meiner absoluten Lieblingschorwerke enthalten ist. Dazu kommen aber weitere, unbekannte Chorwerke, welche diese CD zu einer echten Entdeckungstour werden lassen. Aber gerade an der Messe für Doppelchor kann man die chorischen Fähigkeiten des Phoenix Chorale in besonderem Maße schätzen lernen. Denn neben den bereits benannten Fähigkeiten zeigt der Chor und sein Leiter hier weitere Eigenschaften: Mut zu einer ungewöhnlichen weil von den meisten Ensembles chorisch kaum zu bewältigenden Interpretation und die Fähigkeit, selbst langsamste Tempi derart mit nicht abreißendem Klang und Spannung zu füllen, dass nicht eine Sekunde ein Gefühl der Trägheit oder des Schleppens aufkommen.
Die CD ist eine gemeinschaftliche Produktion des Phoenix Chorlae und des Kansas City Chorale.
Grechaninov - Passion Week
Inhalt:
+ Behold, the Bridegroom
+ I see Thy bridal chamber
+ In Thy Kingdom
+ Gladsome Light
+ Let my prayer be set forth
+ Now the powers of heaven
+ At Thy mystical supper
+ The wise thief
+ Thou who clothest Thyself
+ The Lord is God… The Noble Joseph
+ Weep not for me, O Mother
+ As many of you; Arise, O God
+ Let all mortal flesh
Das hier ein amerikanischer und kein russischer Chor aggiert, mag man am Anfang gar nicht glauben. Der Klang ist zutiefst russisch: Tiiiiefe und vor allem satte Bässe und ein ungeheuer voller und zugleich druckvoller Chorklang. Mit diesen Möglichkeiten zelebriert der Chor (wiederum Phoenix Chroale und Kansas City Chorale gemeinsam) mit den romantischen süffigen Chorwerken von Alexander Gretchaninov ein wahres Fest der russischen Chormusik.
Die exzellente Aufnahmetechnik macht aus der CD zusätzlich ein echtes Hörvergnügen. Endlich eine CD, in der die Chorbässe richtig zur Geltung kommen!!! Satt und rund aber nicht vordergründig und vor allem nicht mulmig. Der Sound insgesamt ist ungeheuer transparant und beeindruckend räumlich, und doch hüllt ein angenehmer Hall den Chorklang sanft ein. Nicht umsonst wurde diese CD 2008 mit einem Grammy für die beste "Aufnahmetechnik eines Klassikalbums" ausgezeichnet.
Rheinberger - Sacred Choral Works
Inhalt:
Osterhymne op. 134
Vier sechstimmige Motetten op.133
+ Anima nostra
+ Meditabor
+ Laudate Dominum
+ Angelus Domini
Messe op.109
Drei geistliche Gesänge op.69
+ Morgenlied (Die Sterne sind erblichen)
+ Hymne (Dein sind die Himmel)
+ Abendlied (Bleib bei uns)
Diese CD ist ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Kansas City Chorale eingesungen worden und vereint verschiedene geistliche Werke von Joseph Gabriel Rheinberger. Das berühmte "Abendlied" liegt hier in einer Einspielung vor, die ihres gleichen suchen dürfte. Derart herrlich ausmusizierte und schwebende Phrasen habe ich bei diesem Werk noch nie erlebt. Die entstehende Klangfülle macht regelrecht trunken.
Wie auch schon bei der Gretchaninov-CD ist hier die Aufnahmetechnik erneut mehr als nur zu loben. Gerade die Transparenz und Räumlichkeit der Aufnahme beeindruckt immer wieder neu.
Spotless Rose - Hymns to the Virgin Mary
Inhalt:
Stephen Paulus - Splendid Jewel
Benjamin Britten - A Hymn To The Virgin
Cecilia McDowall - Three Latin Motets
+ Ave, Regina
+ Ave, Maria
+ Regina caeli
Herbert Howells - A Spotless Rose
Javier Busto - Two Marian Pieces
+ Ave, maris stella
+ Ave Maria
Healey Willan - Three Liturgical Motets
+ Fair in face
+ I beheld her, beautiful as a dove
+ Rise up, my love, my fair one
Jean Belmont Ford - Electa
+ De profundis
+ Asperges me, Domine
+ Ave, dulcissima Maria
+ Magnificat anima mea
Auf dieser CD vereint geistliche Chorwerke des 20. Jh. zu Ehren der Jungfrau Maria. Neben bekannteren Komponisten wie Britten, Howells und (nur in Chorkreisen bekannt) Busto sind vor allem die Werke unbekannter Komponisten zu hören.
Fazit
Der Phoenix Chorale ist ohne Frage eines der technisch besten und klangschönsten Vokalensembles seiner Art auf dem amerikanischen Kontinent und reiht sich in die "Besten der Besten" wie bspw. dem Latvian Radion Choir oder The Polyphony nahtlos ein. Er beweist in eindrucksvoller Weise, das professionelle Chöre sehr wohl dazu in der Lage sind, a capella Chormusik und Chorklang auf allerhöchstem Niveau zu betreiben (der Mehrzahl professioneller Chöre geht diese Eigenschaft leider mehr oder weniger ab). Die letzte CD ist zwar gerade erst erschienen, aber dennoch wartet man regelrecht ungeduldig auf eine neue Aufnahme von diesem herrlichen Chor.
Liebe Grüße, der Thomas.
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Quellen:
* offizielle Website des Chores
* Booklets verschiedener CDs des Chores