"Semper Dowland, semper dolens": Die Musik von John Dowland (1563 - 1626)

  • Hallo,


    es scheint tatsächlich noch keinen eigenen Thread zu John Dowland zu geben. Das finde ich schade, weil ich seine Musik liebe und immer auf der Suche bin nach interessanten Einspielungen. Zu Dowland selbst gib es einen Artikel bei Wikipedia und eine informative private Website www.johndowland.de mit einer übersicht über Leben und Werk.


    Eine meiner liebsten Aufnahmen ist die - hier schon öfter erwähnte - jüngste Einspielung von Hille Perl, Lee Santana, Dorothee Mields und den "Gambenmädels", den Sirius Viols (bei denen wohl auch Töchter von Hille Perl mitspielen ?).



    Ich hatte das große Glück, sie live in Dortmund mit diesem Programm zu erleben. Die CD ist imo von allerbester Güte. Die Aufnahmequalität ist hervorragend, die Stimme von Mields einfach zum Verlieben.


    Eine weitere imo sehr gute Aufnahme ist die Einspielung sämtlicher werke für Laute von Paul O´Dette:



    Ich finde, sein Instrument hat einen wundervoll warmen und satten Klang.


    Nigel North spielt die Lautenwerke von Dowland bei Naxos ein, was den Vorteil hat, dass die CD´s recht günstig sind. Erschienen sind bisher diese drei:





    Sein Spiel ist nicht zu beanstanden. Im Gegensatz zu der Aufnahme von O´Dette scheint mir der Klang der Laute aber manchmal ein wenig schrill, spitz zu sein.


    Natürlich habe ich auch die CD von Sting:



    Die Stimme passt zwar überhaupt nicht - finde ich. Aber es ist sein unschätzbares Verdienst, die Musik Dowlands wieder in das Bewußtsein einer breiteren Öffentlichkeit geholt zu haben.


    Andreas Scholl hat bei seiner letzten CD auch einige Lieder von Dowland mit aufgenommen. Die Stimme passt !



    Meine letzte Neuerwerbung war das "First Booke of songs" mit Emme Kirkby Anthoney Rooley und dem Consort of Musicke



    Verschiedentlich wurde schon mal im Forum Kritik über die Qualität des Consort of Musicke geäußert. Nun, ich kann mich dem nicht anschließen. Im übrigen ist die Kirkby so gut, dass es daneben nun wirklich für jeden anderen Musiker schwer ist, zu bestehen.




    So, nun würde ich mich über eure Empfehlungen und Kommentare freuen !


    Semper Dowland...


    VG, Bernd

  • Eine der gelungensten Aufnahmen mit Lautenwerken von einem sehr erfahrenen Virtuosen scheint mir diese hier zu sein:





    Unbedingt anhören sollte man sich die Stücke für Violenkonsort - der schwermütig-herbe Charakter von Dowlands Kompositionen passt natürlich hervorragend zum Klang dieser Instrumente. Insbesondere die Lachrymae - Weltschmerz, wie er kaum jemals wieder so intensiv in Klang gegossen wurde.





    Den Kern des Schaffens bilden wohl die Lautenlieder. Bei der Wiedergabe durch Countertenöre ist es schwer, Empfehlungen zu geben, da der Klang einer solchen Stimme subjektiv doch sehr unterschiedlich beurteilt wird. Ich kann mich z.B. bis heute nicht mit Alfred Deller, René Jacobs oder insbesondere Andreas Scholl anfreunden. Sehr gut gefällt mir das günstige Brilliant-Album mit dem Tenor Rufus Müller, der die herrlichen Stücke erfreulich unmaniriert mit schlanker, natürlicher Stimme vorträgt. Toll die Kombination mit Purcell-Liedern, gesungen von dem für meine Ohren angenehmen Counter Michael Chance und dem stets sehr guten Nigel North an der Laute.





    Emma Kirkby höre ich sehr, sehr gern mit dieser Musik, sowohl die ja schon recht alten Aufnahmen mit dem Consort of Musicke als auch die jüngeren wie diese:



    Um Eintönigkeit zu vermeiden, enthalten zahlreiche Aufnahmen mit "Consort Musicke" im Wechsel Lautenstücke, Violenmusik und Lieder - ein legitimes und überzeugendes Rezept, wie ich finde, zumal auch im steten Wechsel traurige wie fröhliche Stücke (die Dowland ja durchaus auch sehr zahlreich geschrieben hat!) erklingen. Hier ein überzeugendes Beispiel, das auch erneut zeigt, dass Naxos im Bereich Alte Musik durchaus über Spitzenkräfte verfügt. Die Sängerin Catherine King tritt hier sehr überzeugend in die Fußstapfen von Emma Kirkby.




    Salve,


    Cassiodor :hello:

  • Ich liebäugele schon seit geraumer Zeit mit der oben verlinkten Gesamtaufnahme der Lautenwerke von Paul O'Dette, gefiel mir beim Vergleichshören im Geschäft sehr gut. (Meist schiebt sich aber ein anderes Werk dazwischen... :pfeif: ) Wichtig zu wissen ist, dass diese Aufnahme bei 2001 meist im Dauersonderangebot zu haben ist für um die 25€.


    Mein Einstieg in die Lieder war diese NAXOS-Cd



    Gute Qualität zum fast unschlagbaren Preis.


    lg
    Sascha

  • Guten Abend


    John Dowland war ja nicht nur -wie erwähnt- als Lautenmusikkomponist tätig.
    Er verfasste auch Instrumentalmusik für Violen wie z.B.:



    "Lachrimae Or Seven Tears And Other Pavanes"


    Hier möchte ich auf die o.g. Einspielung dieser sieben "Lachrimae"
    sowie einer Pavane a 5 von J. Dowland
    durch das Ensemble musica antiqua Köln hinweisen.
    Allerdings verwendet die Truppe von R. Goebel hier kein Gambenquintett,
    sondern ein Streicherensemble bestehend aus Violine, Viola I +II u. Cello.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Habe einige Favoriten schon mal in einem thread zur Elisabethanischen Musik genannt. Alles garantiert countertenor-frei (eine ältere Scholl-CD habe ich allerdings auch)
    Kann eigentlich nur wiederholen:
    Paul Agnew (Tenor) hat 2 CDs mit Dowland-Liedern beim britischen Label Metronome eingespielt; sehr schön, dazu mit die besten Booklets, die ich je gesehen habe, mit ausführlichen Erläuterungen, einigen facsimiles etc. jpc hat eine der CDs, leider ohne Bild, amazon dieses Bild, aber nur die andere ist lieferbar, egal, beide sind ausgezeichnet und die Ausstattung ist vergleichbar.
    Es gibt eine dritte CD mit Liedern unterschiedlicher Komponisten. Alle, wie gesagt, nicht leicht zu finden.



    Julianne Baird, wenn man mal eine Frauenstimme in diesem Repertoire hören will, da Dorian doch nicht pleite ist, ist folgende und einige andere (alle gemischt Dowland + Kollegen, Lieder und Lautensoli) recht problemlos erhältlich (anders als im alten thread von mir behauptet):



    Inzwischen habe ich noch eine CD mit A.S. v. Otter, die ich aber noch nicht ausreichend gehört habe.



    Die Lachrymae-Sammlung ist mir dagegen noch weitgehend unbekannt.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Guten Abend


    Zitat

    Original von zatopek
    Hallo,


    es scheint tatsächlich noch keinen eigenen Thread zu John Dowland zu geben. Das finde ich schade, weil ich seine Musik liebe Semper Dowland...


    VG, Bernd


    Schon der Landgraf Moritz von Hessen schätzte John Dowland -der sich auf einem Titelblatt auch "Lutenist, Lute-Player, and Bachelor of Musicke in boththe Uniuersities" nannte- und seine Musik sehr.
    Nach einem Besuch des Kassler Hof zusammen mit dem Lautenist Gregorius Howel 1594, wo er vom Landgraf Moritz empfangen wurde schrieb der Lasndgraf später in einem Brief:


    "...was ihre Kunst anlanget, so henn wir beyde Lautenisten gegeneinander gehört, uns doch beyd gut sein,...
    Hingegen befinden wir, daß der ander Johannes Dulandt ein guter Componist ist."


    J. Dowland bereiste mehrere musikaliche Zentren in Deutschland und war zeitweise Hoflautenist am dänischen Hof bei König Christian IV.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Frau von Otters Stimme passt für meinen Geschmack überhaupt nicht zu Dowland; sie singt viel zu bedeutungsschwanger und ohne natürlichen Fluß - weit besser gefällt mir da schon Barbara Bonney mit dem Album "Fairest Isle".


    Die "Lachrymae" schrieb Dowland 1603 für Queen Anne, kurz nachdem Elizabeth I. verstorben war. Anne war eine Schwester des dänischen Königs Christian IV. Es wird vermutet, dass sich im elegischen Charakter der Lachrymae auch Dowlands tiefe Enttäuschung darüber wiederspiegelt, dass sein lange gehegter Herzenswunsch, nämlich unter Elizabeth Hoflautenist zu werden, unerfüllt geblieben war - erst 1612 wurde ihm dieses Amt zugetragen. Dowlands Problem war, dass er katholisch war - er konvertierte als Jüngling während eines längeren Studienaufenthalts in Paris.


    Benjamin Britten schrieb ein sehr interessantes Stück "Lachrymae - Reflections on a Song of John Dowland". Es existiert in zwei Fassungen für Viola und Klavier bzw. für Gitarre.


    Salve,


    Cassiodor :hello:

  • Guten Morgen,
    vielleicht hat jemand Lust und Zeit und die notwendigen Kenntnisse, einen kleinen biographischen und/oder musik"wissenschaftlichen" Abriss zu Dowland als Quasi-Einführung zu verfassen?


    Warum z.B. hat er in seiner Heimat nicht die erwünschte und verdiente Anerkennung bekommen und musste ständig im Ausland sein Glück suchen?


    Und was macht den Charakter seiner Musik so unverwechselbar und zum Wegschmelzen schön?


    Damit zeige ich mich natürlch sofort und sehr sehr gerne als grosse Dowland-Verehrerin. Und mein Weg zu diesem Komponisten war ziemlich ungewöhnlich, denn ich kam über eine irische Folkband, in der ich vor meiner Hinwendung zum klassischen Gesang, gesungen habe, zu Dowland.


    Wir haben uns dort in das Lied "If my complaints could passions move" verliebt und uns das Ganze ohne Noten(der Gitarrist war ein Improvisations- Genie, konnte aber keine Noten lesen) als Eigenbearbeitung zurechtgebastelt und sind dabei auf ganz erstaunlich moderne Harmonien gestossen.
    Der tiefmelancholisch und sogar depressive Charakter hat mich sofort total in Bann geschlagen und dieser neue "Song" hatte in der nichtklassischen Szene einen erstaunlich spontanen Erfolg.
    Von da an hat mich Dowland nie mehr losgelassen.
    Im Moment bin ich wieder einmal ganz vernarrt ins Selber-Singen , mangels Laute allerdings mit Gitarrenbegleitung.


    Da da ich nun mal keine Counters mag, sind meine Lieblingseinspielungen die schon genannten mit Emma Kirkby, Dorothee Mields/Hille Perl/Lee Santana und ganz besonders auch



    Für mich überhaupt die schönste Cd der Bonney, leider sind aber zu wenige Dowlands drauf ;(


    Eine weitere Einspielung , die ich sehr schön finde, obschon meione Lieblingslieder fehlen, ist die Polyphone Version mit dem Hilliard Ensemble, die auch ein recht gutes Booklet hat.


    Paull Hillier erklärt dort, dass die Songs zum grossen Teil von Dowland selbst zu mehrstimmigen Sätzen umgeformt wurden.



    Die Lachrymae von Britten für Viola und Klavier habe ich einmal bei einem Salonkonzert eines mir befreundeteten Heidelberger Pianisten erlebt und war restlos begeistert davon! Was für eine empathische Adaptation dieser Musik in moderne Tonsprache! :jubel: :jubel: :jubel:



    Fairy Queen

  • Liebe Fairy Queen,


    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Guten Morgen,
    vielleicht hat jemand Lust und Zeit und die notwendigen Kenntnisse, einen klienen biographischen und/oder musik"wissenschaftlichen" Abriss zu Dowland als Quaqi-Einführung zu verfassen?


    Vielleicht hast du es überlesen ? ich hatte zu beginn auf eine recht informative Website http://www.johndowland.de hingewiesen mit ausführlichen Hinweisen zu Dowlands Leben und Werk. Leider werden dort nicht alle Fragen beantwortet.


    Ansonsten wäre ich selbst auch dankbar, wenn uns hier im Forumg kompetente Informationen zu Dowland näher gebracht werden.


    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Und was macht den Charakter seiner Musik so unverwechselbar und zum Wegschmelzen schön?


    Diese Frage beschäftig mich auch. Allerdings scheint es so zu sein, dass längst nicht jeder von seiner Musik angesprochen wird. Viele meiner bekannten zum Beispiel, denen ich Dowland vorspiele reagieren eher gelangweilt, während ich selber mir die Tränen verkneifen muss. Aber so scheint es nun einmal mit jeder Art von Musik zu sein: was den einen Hörer zutiefst bewegt, entlockt dem anderen nicht einmal eine Reaktion.


    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Da da ich nun mal keine Counters mag, sind meine Lieblingseinspielungen die schon genannten mit Emma Kirkby, Dorothee Mields/Hille Perl/Lee Santana ...


    Emma Kirkby´s Stimme passt einfach herrlich zu diesen Liedern. Dieser glockenklare, helle Ton und leicht androgyne Charakter ist einfach umwerfend. Wer auch noch eine so schöne Stimme hat ist Monika Mauch. Ich hatte in einem anderen Thread auf ihre Einspielung mit Nigel North hingeweisen: "A musical banquet" mit Liedern von Robert Dowland, John Dowlands Sohn, der nach J. Dowlands Tod auch dessen Stelle als Hoflautenist antrat.



    Mields hat auch eine wunderschöne Stimme, aber ihr fehlt dieses verwirrende Moment der "Ungeschlechtlichkeit", das die Stimme von Kirkby auszeichnet. Das soll kein Makel sein. Ich könnte mich jedesmal auf´s neue in ihre Stimme verlieben. Wenn ich daran denke, dass ich noch vor einigen Jahren mit Liedern überhaupt nichts anfangen konnte !


    Bonney kenne ich noch nicht anscheinend ein Versäumnis, dass ich schnell werde korrigieren müssen, da sie hier mehrfach bereits empfohlen wurde.


    LG, Bernd

  • Hallo,


    ich glaube, es wurde noch nicht diese schöne Aufnahme der Lautenlieder mit dem Countertenor Alfred Deller erwähnt, die sehr schön das von Zatopek erwähnte zwischen den Geschlechtern Oszillierende nahebringt:



    Grüße


    tukan

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  • Zum ersten Kennenlernen (und weiter bin ich bisher auch noch nicht gekommen) der wichtigsten (?) Werke Dowlands habe ich mir diese CD besorgt und bin mit ihr sehr zufrieden.



    Lachrimae Antiquae; If my complaints could passions move;
    Can she excuse my wrongs; Come away, come sweet love; My
    Lady Hudson's; A Piece without title; The Shoemaker's wife;
    Come again; Come heavy sleep; Mr Dowland's Midnight; Sir
    John Smith; Semper Dowland; Lachrimae Gementes; I saw my
    Lady weep; Flow my tears; Fine knacks for ladies; Shall I
    sue; Lachrimae Tristes; Me, me and none but me; Forlorne
    Hope Fancy; Weepe you no more, sad fountaines; Lachrimae
    Coactae; Go nightly cares; The Right Honourable Ferdinando;
    The most sacred Queen Elizabeth; Tell me, true love;
    Lachrimae Amantis; In darkness let me dwell; A Fantasia; My
    Lord Chamberlain; Far from triumphing court; I shame at
    mine unworthiness; Lachrimae Verae


    mit


    Barbara Bonney, Anne Sofie von Otter, Andreas Scholl,
    Emma Kirkby, Jacob Lindberg, The Consort of Musicke, Göran Söllscher, Anthony Rooley, Christophe Coin, u.a.
    (Sting-freie Zone also :D )



    Ein Freund von mir schwört auf eine Gesamtaufnahme der Werke für Laute (?)solo. (harmoinia mundi france? -> jetzt brilliant?) Da muß ich nochmal nachfragen...

  • Hi,


    Zitat

    Original von ThomasBernhard



    Barbara Bonney, Anne Sofie von Otter, Andreas Scholl,
    Emma Kirkby, Jacob Lindberg, The Consort of Musicke, Göran Söllscher, Anthony Rooley, Christophe Coin, u.a.
    (Sting-freie Zone also :D )


    Ich kenne die CD zwar noch nicht, aber die Interpreten klingen schon mal recht gut !



    Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Ein Freund von mir schwört auf eine Gesamtaufnahme der Werke für Laute (?)solo. (harmoinia mundi france? -> jetzt brilliant?) Da muß ich nochmal nachfragen...


    Könnte es die von Linderg sein ?



    Die kenne ich leider auch noch nicht, weil ich mit der von Paul O´Dette sehr zufrieden bin. Aber vielleicht muss ich sie mir doch mal zulegen.


    VG, Bernd

  • Von Dortmunder an Dortmunderin:


    Zitat

    Original von tukan


    ich glaube, es wurde noch nicht diese schöne Aufnahme der Lautenlieder mit dem Countertenor Alfred Deller erwähnt, die sehr schön das von Zatopek erwähnte zwischen den Geschlechtern Oszillierende nahebringt:




    Danke für den Tipp ! Kommt auf den Merkzettel


    VG, Bernd

  • Zitat

    Original von zatopek
    Von Dortmunder an Dortmunderin
    [...]


    Danke für den Tipp ! Kommt auf den Merkzettel


    VG, Bernd


    Hallo Bernd,


    gerne! Ich war übrigens auch in dem oben erwähnten Konzert und ebenso begeistert.


    Grüße
    tukan

  • Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Ein Freund von mir schwört auf eine Gesamtaufnahme der Werke für Laute (?)solo. (harmoinia mundi france? -> jetzt brilliant?) Da muß ich nochmal nachfragen...


    Ehemals bei "bis". Wärmstens zu empfehlen.
    Außerdem besteht bei dem Preis kaum ein Risiko.


    Die beste Auswahl-CD ist auch meiner Meinung nach die hier schon genannte:


    Mit Dellers Stimme habe ich meine Schwierigkeiten, mir sind Emma Kirkby oder Gerard Lesne z. B. damit



    viel lieber. :yes:

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  • Die optimale Dowland-Liedaufnahme, bei der mir alle Stücke gefallen, gibt es noch nicht; bei dieser des "Studio der Frühen Musik" ist die Quote am höchsten. Nigel Rogers' Version von "Sorrow, stay" ist für mich unerreicht. Counter Grayston Burgess singt "Can she excuse my wrongs" sehr sehr gut.



    Nigel Rogers hat eine ganze CD für Virgin gemacht, aber da war er für mein Empfinden leider nicht mehr optimal bei Stimme.


    In der bei Decca erhältlichen Gesamtaufnahme findet sicht die erste Einspielung aller Lautenstücke, die sich damals mehrere Lautenisten teilten: Anthony Rooley, Jacob Lindberg, Anthony Bailes, Christopher Wilson, Nigel North - alle haben ihre Liebe zu Dowland in weiteren Aufnahmen dokumentiert. Mir persönlich sagt Norths tänzerischer Ansatz in seiner im Entstehen begriffenen Naxos-Serie am meisten zu.

  • Zitat

    Original von miguel54
    Mir persönlich sagt Norths tänzerischer Ansatz in seiner im Entstehen begriffenen Naxos-Serie am meisten zu.


    Im Prinzip gebe ich dir recht. Das einzige was mich irritiert, oder besser gesagt, nicht gefällt, ist der meines Erachtens "dünne" Ton der Laute in diesen Einspielungen. Aber villeicht bilde ich mir das auch nur ein, denn in der Aufnahme mit Monika Mauch gefällt er mir wieder sehr gut. Ist aber auch eine Aufnahme von ECM und die bürgt eigentlich immer für eine exzellente Qualität.


    Ich habe mir die Gesamteinspielung von jakob Liedberg angeschafft und was ich bisher daraus gehört habe, gefiel mir ausnehmend gut, fast so gut, wie O´Dette, der für mich derzeit noch immer die Referenz darstellt. Da stimmen imo sowohl das Spiel, wie auch der Klang.


    VG, Bernd

  • Eine neue Doppel-CD mit Stücken von John Dowland bereichert seit neuestem meine Collection:



    Es handelt sich um Reiussues sehr früher Aufnahmen aus den Fünfziger Jahren. Bream spielt imo hervorragend, frisch lebendig, so, als seien die Stücke gerade erst erschienen.


    Als eher gräßlich emfinde ich dagegen "The Golden Age Singers". Das kann man sich wirklich, wirklich nur in völlig alkoholisiertem Zustand anhören, ohne Schaden an Leib und Seele zu nehmen. Ich kann es kaum beschreiben, aber sie klingen tatsächlich nach Fünfziger Jahre, pomadig und affektiert.


    VG, Bernd


  • Hmm ... auf meiner Anlage klingt North recht hell, direkter aufgenommen als die anderen mir bekannten Lautenisten, aber nicht "dünn" ... eine ECM-Aufnahme würde ich nicht zur Referenz nehmen, weil sie mit zumindestens teilweise digital erzeugter Räumlichkeit und mit Equalizing bearbeitet sind, bei den "Klassik"-CDs der New Series sicher nicht so stark wie bei den Jazz-CDs, bei denen es ziemlich eklatant ist, aber doch immerhin etwas.
    Der Typus Laute für Dowland ist natürlich heller im Klang als z.B. für den späten Barock. O'Dettes Laute klingt genauso hell, aber mit mehr Resonanz in den tiefen Frequenzen - das liegt wohl am Instrument. Die Unterstimmen sind bei seiner Laute wesentlich deutlicher als bei North. Der Aufnahmeraum mit seiner verschiedenartigen Verstärkung bestimmter Frequenzbereiche könnte auch eine Rolle gespielt haben - der Abstand zum Mikrofon scheint mir bei beiden Aufnahmen ziemlich ähnlich zu sein.
    Vom Spielerischen gefällt mir North insgesamt besser, variabler in der Tempogestaltung.

  • Die Gesamteinspielung von Jakob Lindberg gibt es übrigens z.Zt. in drei (!) verschiedenen Ausgaben, die inhaltlich völlig indentisch sind:


    1 - die originalen 4 CDs der schwedischen Firma BIS:



    2 - die Lizenzausgabe dieser Aufnahme bei Brilliant Classisc, die natürlich wesentlich preiswerter zu haben ist:



    3 - die Neuausgabe von BIS, die den Inhalt aller 4 CDs auf einer (!) SACD vereinigt - kostet nur wenig mehr als die Brilliant-Box und klingt wahrscheinlich besser, benötigt aber einen SACD-tauglichen Player:



    Ich werde mir demnächst die letztgenannte zulegen ...

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  • Erstmal vielen Dank für deine Erläuterung zu den unterschiedlichen Einspielung von North und O´Dette. Ich kann nur das wiedergeben, was ich zu hören meine. Vielleicht meinen wir mit "hell" bzw. "dünn" auch dasselbe.



    Ich habe - mangels eines SACD-Players - nur die Brilliant-Box.


    VG, Bernd

  • Ich besitze die "Collected Works" mit dem Consort of Musicke unter Rooley und bin sehr zufrieden, insbesondere natürlich mit der überragenden Emma Kirkby. Einzelne CD, so das first Book of Songs, wurden oben bereits angesprochen. Die Collected Works umfassen 12 CD und sind für ca. 50 € auf dem Marketplace zu haben, es lohnt sich!



    Neugierig gemacht hat mich Zatopeks Hinweis auf Sting:



    Ich habe mir alle Schnipsel angehört und mir die CD bestellt. Ich empfand diese CD als ausgesprochenen Ohrenöffner und möchte einige Gedanken dazu aufschreiben.


    Als John Dowland sein First Book of Songs herausgab, war es schnell vergriffen, und mit gewissem Stolz schreibt er im Vorwort des 2. Books, dass dieser Erfolg das zweite nötig gemacht habe. Dabei war es nicht nur die Musik, sondern auch die Erfindung des Table-Layouts, die zu diesen Erfolgen geführt haben. Die Bücher wurden so gedruckt, dass je ein Lied auf einer Doppelseite war, und zwar die Stimmen so angeordnet, dass sie rechts und links, oben und unten gegenüber von allen Seiten gelesen werden konnte. Eine Gruppe von Leuten konnte aus diesem einem Buch aufgeschlagen vor sich auf dem Tisch liegend musizieren. Der große Erfolg zeigt auch, dass offensichtlich in den Adelshäusern und den wohlhabenden Bürgerhäusern eine ausgeprägte Hausmusikkultur auf recht hohem musikalischen Niveau gab und ein entsprechend hoher Bedarf an solchen gedruckten Werken bestand.


    Ich stelle mir ein solches Musizieren vor. Ein Ideal der beteiligten Musiker, seien es Profis oder Dilettanten, ist es, so zu musizieren, dass keiner merken darf, welche Arbeit und Mühe in der Beherrschung dieser Musik steckt. Der Rahmen ist familiär und intim, vielleicht ähnlich wie 100 Jahre Später auf dem berühmten Bild mit Reincken und Buxtehude dargestellt.


    Was aber m.E. nicht so recht hineinpasst in solch ein Bild wäre ein heutiger, modern ausgebildeter, klassischer Sänger. Die "Tugenden" Tragfähigkeit, Durchschlagskraft, "Metall" der Stimme usw., lassen sich nicht immer vereinbaren mit der Vorstellung von Mühelosigkeit, Leichtigkeit, Intimität bei gleichzeitig gefordertem großen Ausdrucksspektrum. Da sind dagegen die mit Mikrophonen singenden guten Pop-Sänger oft im Vorteil, auch sie benötigen keine Tragfähigkeit und Durchschlagskraft, können aber vom leisesten Hauchen bis zum Schrei mit einem großen Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten arbeiten.


    Die CD von Sting berührt mich deshalb, weil ich hier die erwartete Mühelosigkeit, Leichtigkeit bei gleichzeitiger Ausdrucksstärke zu finden glaube. Mir kam dabei der Gedanke, ob dieses Singen vielleicht nicht viel eher die historische Praxis widerspiegelt als die gewohnten klassischen Singweisen. Schließlich richtete sich Dowland mit diesen Kompositionen ja gerade nicht an die in Italien gerade entstehende Oper oder große Kirchenmusik seiner Zeit, sondern vielleicht sogar überwiegend an Dilettanten im Rahmen der Hausmusik.

    Oben habe ich geschrieben, dass ich besonders die Aufnahme mit Emma Kirkby liebe. Der "Blick" mit dem ich auf Emma Kirkby schaue ist aber vergleichend der von der klassischen Gesangsausbildung her. Ich bewundere ihre sehr klare, tragfähige, schön resonierende Stimme, das kleine, oft fast unmerkliche Naturvibrato und die Virtuosität, wie sie gestaltend damit umgehen kann, und ihre musikalische Gestaltung. Sie und ihre Kollegen nähern sich m.E. dem oben dargestellten Ideal von einer anderen Seite als Sting. Vielleicht treffen sich hier mal die Vorstellung der historisch informierten Aufführungspraxis und Erfahrungen und Praktiken aus dem Pop-Bereich.


    Beste Grüße
    Manuel García

  • Hallo Manuel


    Zitat

    Original von Manuel García
    Ich besitze die "Collected Works" mit dem Consort of Musicke unter Rooley und bin sehr zufrieden, insbesondere natürlich mit der überragenden Emma Kirkby. Einzelne CD, so das first Book of Songs, wurden oben bereits angesprochen. Die Collected Works umfassen 12 CD und sind für ca. 50 € auf dem Marketplace zu haben, es lohnt sich!



    Als Dowland - Fan kam ich natürlich nicht um die Anschaffung der Collected Works herum, trotz der Kritik, die hier gelegentlich geäußert wurde (vor allem an der Bass-Stimme des Consort of Musicke) die ich nicht ganz nachvollziehen kann.


    Was Sting angeht: interessanter Gedanke, den du da hast ! Ich bin eigentlich doch sehr von dieser "androgynen" Stimme von Kirkby gefangen, so dass mir Sting mit seiner Rockstimme nicht ganz zu passen schien. Aber du hast wahrscheinlich recht. wir müssen uns wohl von der Vosrtellung lösen, dass die Lieder Dowlands für eine Aufführungspraxie gedacht war, wie wir sie kennen, nämlich einer singt und die Zuhörer sitzen schweigend und lauschend dabei. Dies dürfte sowieso erst eine jüngere Erfindung sein.


    Trotzdem, diese Melancholie, die die Lieder Dowlands ausdrückt, findet imo immer noch ihren schönsten Ausdruck in einer Stimme wie der von Kirkby, Mauch oder Mields (nicht zu vergessen natürlich einen Alfred Deller, oder Andreas Scholl).


    VG, Bernd

  • Guten Abend,


    Da ich Dowland und seine melancholischen Lautenlieder sehr liebe,
    möchte ich hier auch noch eine von mir sehr geschätzte Aufnahme empfehlen: Den Countertenor Daniel Taylor, begleitet von dem gleichfalls kanadischen Lautenisten Sylvain Bergeron.
    Auf der CD sind neben Dowland Liedern auch Stücke von Thomas Campion und ein paar Folk-Balladen.
    M.E. hat Taylor für diese Musik die ideale Stimme und wird von Bergeron sehr einfühlsam begleitet. Taylors Stimme hat etwas sehr Androgynes, was zu dieser Musik sehr gut passt, dazu interpretiert er die Texte sehr sensibel. Er singt nahezu vibratolos, mit einem Timbre, was manchmal fast an eine Frauenstimme denken lässt, aber eben nur fast! Genau das macht für mich seinen Reiz aus.


    Daneben sind für mich die besten Dowland- Interpreten Emma Kirkby (natürlich!) und, auch von mir sehr geschätzt, da schließe ich mich Hildebrandt an, Gerard Lesne.


    LG
    Juli



    Audio ergo sum

  • Inzwischen ist Nigel North bei Vol.4 angekommen:



    Meiner Meinung nach die bisher schönste seiner Serie, nur Tänze und Lautenfassungen von Liedern, seine Verzierungen sind exquisit und sanglich. My hat is off!!!
    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:

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  • Hallo Michael,


    Zitat

    Original von miguel54
    Inzwischen ist Nigel North bei Vol.4 angekommen:



    Meiner Meinung nach die bisher schönste seiner Serie, nur Tänze und Lautenfassungen von Liedern, seine Verzierungen sind exquisit und sanglich. My hat is off!!!
    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Vielen lieben Dank für den Hinweis. Und ich befürchtete schon, ich müßte von unserem samstäglichen Einkausfsbummel mit leeren Händen zurückkommen.


    Die Einspielung ist wirklich ausgesprochen gut. Die Stücke sind aber auch ausnehmend schön und North´s Laute klingt längst nicht mehr so "dünn", wie auf den vorherigen CD´s.


    VG, Bernd