Musik zum NICHT-Gähnen: die kurzweiligste Musik

  • Noch weniger als eine Stunde bis zu eurem Date bei euch zu Hause - ihr könnt es kaum mehr erwarten und schaut so gut wie jede Minute auf die Uhr. Jetzt muss Musik her. Und zwar Musik, die ihr anschaltet und vom ersten Ton an bis zum Schluss die Zeit komplett in Vergessenheit gerät. Wenn die Musik vorbei ist, klingelt es bereits an der Tür - und die knappe Stunde, die vergangen ist, kam euch vor, als hätte es sie gar nicht gegeben.


    Ein realistisches Szenario? Wenn ja, mit welcher Platte könnte es funktionieren? Kommt es bei der einen auf den Tag an, während es bei der anderen schlichtweg immer klappen sollte? Muss ein ganz bestimmter Interpret am Werk sein, damit Garantie gewährleistet ist? Welche Komponisten sind besonders gute Kandidaten?

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Ich erlaube mir erstmal etwas nicht-klassisches zu nennen: Doris Day :pfeif: - die ist für mich immer kurzweilig und dabei - wenn man mal abseits von "Que Sera" etc. sucht, auch immer qualitativ hochwertig, zumindest was Easy-Listening betrifft. Keine andere Musik lässt mir z.B. den Abwasch so leicht von der Hand gehen...


    Du beschreibst nun eine sehr konkrete Situation. Wenn ich mich da hinein versetze - also eine Stunde bis zum ersehnten Date - dann bräuchte ich etwas, daß mich erdet, runter bringt, beruhigt: und da bräuchte ich entweder Musik, die meine Seele streichelt (Humperdinck) oder Musik, in der ich Überspannungen abbauen kann (Strauss, Stravinsky, Mahler, Dvorak). Sollte mein Date aber zum Abendessen erscheinen und ich stehe also gerade am Herd, dann ist sicherlich Mozart, Beethoven oder Puccini zu hören - sonst schmeckt´s nicht...

  • Hallo,


    bezüglich Opern denke ich, dass für mich Brittens "The Turn of the Screw" die kurzweiligste ist. Das liegt möglicherweise an der "geisterhaften" und psychobeladenen inhaltlichen Spannung, die mich vom ersten bis zum letzten Ton in erregender Spannung hält, zum anderen an der extremen Intimität der Musik mit gleicher Wirkung. Das Besondere ist natürlich die dynamische Kombination von Beidem...


    Welches rein instrumentale Werk ich am kurzweiligsten finde, muss ich noch überdenken.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Spontan fällt mir gerade ein: das ist echt kurzweilig und vor allem richtig spannend.. will sagen, es fetzt !!!!:


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Webern 5 Sätze f. Str.-Qu. op. 5
    Webern 3 Pieces for cello + piano
    Webern 6 Bagatellen op. 9
    Webern 6 Stücke f. Orchester, op. 6


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    (ich werde noch was über langweiligste Musik schreiben- aber im anderen Thread, keine Sorge nix über R. Strauss, denn dazu ist seine Musik zu uninteressant)


    Und an den wonnigen Laller: heute nicht vergessen den Receiver zu programmieren: ES GIBT DIE K-KINDER MIT METZI !!!!!!! (Detschlandradio Kultur) das fetzt auch


    :hello:

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  • Amfortas, das reicht doch gerade mal für einen Sekundenschlaf. So geht die Stunde nicht vorüber!



    :stumm: :D

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Im Gegentum diese Webernstücke sind einfach hammergeil.


    Rappy: für den langen Schlaf gibt es: Zarathustra (den ich nur als Soundtrack zu 2001 ertrage), Alpensinfonie, Heldenleben, Rosenkavalier oder noch besser FROSCH, aber Arabella, Capriccio, Daphne, Intermezzo (oh weia beinahe hätte ich die Ariadne vergessen) können auch den Einnahme von Barbituraten und ähnlichen (die auf Dauer nicht gesundheitsförderlich sind) ersetzen: das ist zweifellos ein Verdienst von R. Strauss: Musik als Palliativ, als Heil-Apotheke-Apotheose-Protese :D :D :D :D


    Hoffentlich wird die Pharmaindustrie mir jetzt nicht böse, weil sie Umsatzrückgang zu ertragen hätte :untertauch: :untertauch: :untertauch: :untertauch:


    :hello:

  • Zitat

    Welche Komponisten sind besonders gute Kandidaten?


    Hallo rappy,


    wenn etwas nie Kurzweilig ist, weil immer zu jeder Tages- und Nachtzeit, dann sind es für mich immer die
    Beethoven-Sinfonien, denn da kommt nie Langeweile auf.
    Zudem macht es immer große Freude verschiedene gute Aufnahmen (Bernstein, Karajan, Szell an der Spitze) zu hören und miteinander zu vergleichen. Dabei muß aber nicht nur die Interpretation stimmig sein, sondern auch die Klangqualität gut sein um bei mir keine Kurzweiligkeit auszulösen. MONO-Aufnahmen hätten da bei mir schlechte Karten.
    :D (((Das ist wie Nutella. Wenn mir nichts schmeckt, dann ist als Brotaufstrich Nutella immer gut. Beethoven kommt bei mir ebenfalls immer kurzweilig an.)))


    Weiterhin fast alle Orchesterwerke von Schostakowitsch: u.a. die Sinfonien (außer 2,3), alle Solokonzerte für Klavier, Violine und Cello;
    die Filmmusiken sind dagegen leider nicht immer alle kurzweilig.


    Kann es etwas kurzweiligeres geben als Khatchaturian Gayaneh-Suite ?
    Sein KK fällt mir da auch gleich dazu ein.


    Gerne nenne ich auch (nach dem abgegittenen Thread der Langweiler)
    verschiedene Werke von Richard Strauss, auf die ich mich immer schon voller Erwartung bin, wenn ich diese als zu hörende Werke einplane:
    Burleske für Klavier und Orchester, Till Eulenspiegel, Don Juan, Heldenleben, Zarathustra, Tod und Verklärung, Macbeth .... stehen neben den anderen Tondichtungen an der Spitze.


    .
    .
    .
    .


    Man könnte hier noch Stundenlang mit Aufzählungen weitermachen, aber ---


    ;) Im Prinzip ist doch alles kurzweilig, das man gerne hört !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Die Webernstücke gefallen mir, danke!


    Stichwort kurzweilig: Ein bisschen profan, aber was spricht denn gegen das
    Wohltemperierte Klavier gespielt von einem Kurzweiler wie Glenn Gould.
    Themenwechsel werden dann alle 2 - 3 Minuten einfach gemacht.
    Damit teste ich meine Dates eigentlich immer nach und nach auf Bach :pfeif:

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • und ich dachte schon ich wäre nur von Straussianern umzingelt (Dr. Straus-Sound: Musik in relativ perfekter ideologischer Gestalt + ich dachte in diesem Thread würde kurzweilige Musik diskutiert werden :D)


    endlich jemand auch für die NWS :angel: :angel: :angel:


    na klar, Bachs WT ist ein geiler
    Kurzweiler


    :hello:

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  • Zitat

    Original von Amfortas08


    na klar, Bachs WT ist ein geiler
    Kurzweiler


    Genau, zum Aufwärmen gibt's Webern und wenn das »Date« dann endlich aufgelaufen ist das WTK ... Was machst Du denn dann so mit Deinen »Dates«? Spielt ihr Schach? Oder löst ihr gemeinsam so richtig scharfe Integrale oder sowas? Kurvendiskussion soll ja den einen oder anderen auch ganz fürchterlich anturnend sein... ;)


    Viele Grüße,
    Medard

  • Musik für ein Date.. neee nee, det is nix für mich.... trotzdem sind das Bachs WT und Werbern Stücke fetzige Kurzweiler


    aber wie kommst Du auf Integrale ? Scharfe Kurvendiskussion in der Praxis und nicht in der Theorie turnen mich an, aber nur ohne Musik


    :hello:

  • Also ich habe bei laufendem WTC schon zusammen gekocht, geklönt und vor langer
    Zeit mal das fast gesamte WTC 2 hindurch geknutscht (war schön, Musik und Liebe
    ergänzen sich gut).
    Aber ich glaube schon, dass leicht schmusige Jazzstücke besser für Dates geeignet
    sind; nur ich habe keine :(

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Jajaja, ich wollte auch nicht an irgendwelche Empfindlichkeiten rühren. Ich mag das WTC ja auch und Weberns op. 5 + 6 gehören sogar durchaus zu meinen Favoriten...


    Wunderte mich nur, ausgerechnet diese Werkchen als Antwort auf Rappys Eingangsposting zu lesen.


    »Schmusejazz« kann ich nicht empfehlen, aber vielleicht versuchst Du's demnächst mal mit Sonny Sharrocks Ask the Ages. Die Scheibe sollte ohnehin in jedem ordentlich sortierten Haushalt vorhanden sein - und zwar nicht nur zu »Knutschen«.


    Viele Grüße,
    Medard

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  • na dann will ich mal spontan noch einige kurzweilige Stücke nennen, die mir so auf die Schnelle einfallen:


    Bach: Gouldbergvariationen, Ricercar + Triosonate aus dem M. Opfer, wenns nicht von einer banalen + nervtötenden Orgel gespielt wird :boese2: , ach ja und die KdF nur mit Koroliov (als megageiler Tastenquäler) oder dem späten Gould + nur ohne den Choral am Ende, und viele Bachkantaten .. sowieso viel von Bach :jubel:
    Beethoven Quartette + Sonaten, Sinfonien, Diabellivariationen fetzten auch.... :jubel: :jubel:
    Mahler S 9, 10 LvE :jubel:
    Schönberg alle seine Greatest Hit: Quartette, Streichtrio, V-Konzert, K-Konzert, ja eigentlich die ganze NWS :jubel: :jubel: :jubel:
    Nono: S-Quartett und naatürlich vieles andere von Nono :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:
    Bazi: Phototopsis, Soldaten, Interc. für cello + Klavier, Solokantate, Ekl. Aktion :jubel: :jubel: :jubel:
    Elliot Carter: V-Konzert, Streich-Quartett Nr. 5 (mit Paciifica-Quarett, die gefallen mir noch besser als die Teuer-Ardittis) und sein brandneues megafetziges Intervention für Klavier + Orchester (die Druckertinte ist noch ganz frisch) wurde gerade in Bosten mit Levine/Barenboim aus der Taufe gehoben... :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: ach ja sein Oboenquarett fetzt auch mit z.b. Holliger :jubel:
    Wellesz Spätwerk (ist völlig unbekannt, ich warte immer noch auf CDs seiner späten Quaretette) ... :jubel: :jubel:


    und und und und ..............


    :hello:

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Ich denke, dies hier wäre angebracht:



    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß es nichts bringt, sich selber permanent zu übersteuern.
    LG,
    Michael


    Hallo Michael,


    Deinen Vorschlag finde ich grandios, wirklich, lach.


    Die Frage ist, ob man sich in dieser Situation in Entspannungsübungen einlassen kann, ich glaube, bei mir ginge es nicht (sowas - von diesem Autor - habe ich vor ein paar Jahren vor Fahrstunden gemacht, bin nicht sicher, ob es was geholfen hat).


    Ich bräuchte, aus der Erfahrung, sowas wie z.B. Tom Waits, um richtig geerdet zu werden.


    Viele Grüße aus München


    Kristin

  • Da der Thread „langweiligste Musik“ trotz gegenteiliger Zusage geschlossen bleibt, werde ich mich über am „wenigsten kurzweilige“ Musik mich äußern.
    Da ist auch vor allem Orgelmusik zu nennen. Vermutlich bin ich der einzige Tamino-Forianer, der die Orgel als Soloinstrument überhaupt nicht leiden kann. Ganz + gar nicht !! :no: :no: :no: :no: :no:
    Der langweilige, grobe + undifferenzierte Orgelklang erzeugt bei mir zwangsläufig ein Drücken bzw. ein Völlegefühl im Magen, wie er kurz vor dem Sodbrennen typisch ist. Er ist absolut unfetzig. Und der Eindruck wird verstärkt, wenn das sich in Kirchen, Kathedralen mit sehr viel Nachhall vollzieht (nebenbei: Kirchen können, ob ihres Nachhalls Konzerte durchaus zu ermüdender Langeweile verwandeln + sind daher als Konzertraum ungeeignet). :boese2: :boese2: :boese2: :boese2:
    Jetzt hat Bach allerdings richtig fetzige Musik für Orgel geschrieben. Wie geht das zusammen ? Na ganz einfach: Diese Musik ist erst hörbar (auf alle Fälle für Amfortas) , wenn sie als Transskriptionen für Orchester oder Klavier aufgeführt wird. Busoni, Liszt, Elgar, Schönberg, Webern u.a. haben da sehr fruchtbare Arbeit geleistet. Man muss sich einfach mal die hinreißende Fuge aus BWV 564 (z.B. gespielt von Maria Tipo) auf Klavier reinziehen: Wie kurzweilig + spannend !! Und dann die gleiche Fuge auf Orgel: wie entsetzlich langweilig + öde wird das plötzlich !!!
    Wie wird das z.B. Wohltemperierten Klavier , die K d F, die Ricercata, die Triosonate (M. Opfer) oder die Gouldberg-V. zu langweiliger Musik verhunzt ? Indem diese von der Orgel :boese2: :boese2: gespielt werden. Allein die Vorstellung davon kann zu Frustration + sogar zu Übelkeit führen.



    :hello: