Lepo Sumera - estnischer Komponist und Politiker

  • Lepo Sumera, geb. am 8. Mai 1950 in Tallin, war ein estnischer Komponist.


    1957 fing er mit dem Akkordeonspiel an, 1968 - 1973 studierte er an Estnischen Musikakademie in Tallinn bei Heino Eller Komposition.


    Ich selbst habe die Musik erst heute kennengelernt.
    Hier einige Zitate:


    Zitat

    Das musikalische Material und der Stil des 1950 in Estland geborenen Lepo Sumera erscheint wie eine Mischung aus amerikanischer Minimalistik mit deutscher Romantik: kleinste Themen werden überaus langsam und gründlich entwickelt. Naturskalen und Tonleitern spielen eine wichtige Rolle, sie werden in rhythmischen Mustern immer neu gegeneinander verschoben. Aber im Gegensatz zu den Minimalisten wie Reich oder Glass klingt Sumera romantischer, weniger schematisch und mathematisch.


    ...eine Musik, die in ihrer Schönheit gehaltvoller und „wesentlicher" erscheint als die der hochgejubelten Kollegen Pärt oder Gorécki.


    (Stadtmagazin Kiel, 1995)


    Zitat

    What I like about it is its often long-arched melodies, its very original and personal sound combinations, and its drive and urgency.


    (American Record Guide, 1995)


    Zitat

    Sumera's music has all the ingredients that assure success in the late twentieth century: 1) his music has a "spiritual" veneer: it is often meditative and incantory-sounding, which will be interpreted as evidence of great insight and religiosity by many listeners who are attracted to CDs of Gregorian chant and music by Górecki, Pärt and others; 2) Sumera's music often employs the natural repetition technique of archaic Estonian "runo" song, and this accidental coincidence to minimalism will endear him to those who are still impressed by minimalism and and something "different" and "revolutionary"; 3) Sumera's music is organized more through simple alternation of contrasting elements than throug contrapuntal activity or the dynamic developement of melody, and this will be attractive to the more casual listener of classical music...


    (Stephen Ellis, 1995)


    Sein Werkverzeichnis umfasst u.a.:


    Pianissimo (1976) für Klavier


    Ostinato - Variationen für Klavier


    1981 aus "Zwei Stücke aus dem Jahre 1981"
    für Klavier


    Fughetta und Postludium für Klavier


    Zehn Kanons für zwei Klaviere


    Songs from the Estonian Marriage Lyrics
    Lieder für Bariton und Klavier


    Walzer für Violine und Klavier


    Quasi improvisata I für Flöte und Klavier
    (auch für Gitarre und Klavier, Viola und Klavier,
    Violoncello und Klavier, Klarinette und Klavier)


    Senza metrum für Klarinette und Klavier


    Zwei Stücke für Violine solo


    Die schweigende Odaliske (Vaikiv Odalisk) für Flöte solo


    Für Boris Björn Bagger und seinen Freund
    für Flöte und Gitarre


    Szenario für Flöte, Baßklarinette und Klavier


    Zwei Capriccios für B-Klarinette


    Con anima für 4 Saxophone (SATB)


    Hornstück (1977)


    Streichquartett

    Voice of the Piano
    für 8 Klaviere und Bögen speziell für Klavier


    Das Spiel für Zehn
    "Canone terribile, alla diavola" für Dezimett (1995)


    Pantomime - Konzertstück
    für mindestens 6 Spieler, die wechselnde Instrumente spielen:
    Krummhorn (3), Zink, Posaune (1), Pommern (1),
    Viola da Gamba (1), Viola da braccio (2), Blockflöte (4),
    Occanina (mexikanische), Schlagzeug


    Three Sonnets
    (W. Shakespeare "Sonnets" No.-s 104, 90, 8)
    für Sopran, Schauspieler, Knabenchor
    und Symphonieorchester


    Pilzkantate Nr. 1 (1978)
    für gemischten Chor, Flöte und Pauken


    Pilzkantate Nr. 2 (1980)
    für vierstimmigen gemischten Chor, Klavier und Pauken


    Pilzkantate Nr. 3: Carmen autumnus (1986) für
    gem. Chor, Flöte, Klavier, Pauken und Tam-Tam


    Pilzkantate Nr. 4: Luxuria
    für gemischten Chor, Flöte, Klavier Pauken, und Schlagzeug


    Linda Buries Kalev (Linda matab Kalevit)
    Kammerkantate für Alt, Kammerchor und
    wahlweise Instrumentalensemble
    (wie Viola da Gamba, Psalter)


    Concerto per voci e strumenti
    für Kammerchor und Streichorchester


    Come cercando
    für Kammerorchester


    Olympische Musik Nr. 1 für großes Orchester


    Olympische Musik Nr. 2 für großes Orchester


    In memoriam für großes Orchester


    Musica Profana
    Konzertstück für Streichorchester


    Three Wonders of the World
    Klavierkonzert für junge Leute für Klavier und Streichorchester


    To the harmony für Flöte und Streichorchester


    Musica tenera - Symphonie für großes Orchester


    Symphonie Nr. 4 für großes Orchester


    Symphonie Nr. 5 für großes Orchester


    Die Eidechse
    Ballettmusik für großes Orchester


    Amore et Igne (By Love and Fire)
    Historium (Oratorium) für einen Schauspieler,
    Symphonieorchester und gem. Chor
    Based on the Chronicle of Henry of Livonia from the 11.-12. century


    Olivia's Master Class
    Kammeroper für Sopran, 2 männliche Schauspieler
    und 8 Instrumente (Flöte, Klarinette, Trompete, Oboe,
    Schlagzeug, Synthesizer, Violine und Violoncello)
    Libretto: P. Jalakas, basierend auf einer Novelle von E. Ounapuu


    Sehr hörenswert auf YouTube:


    http:// http://www. youtube.com/watch?v=fY4Ilj5sX20 - Klavierstück "1981"
    http:// http://www. youtube.com/watch?v=fWUKjB4U0Ik - Sinfonie Nr. 4 1. Satz


    Alles in einem eine faszinierende Neuentdeckung. Die Musik klingt sehr mitreißend und zugleich sehr "echt".

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Das kleine Estland hat eine ganze Reihe von bedeutenden Komponisten hervorgebracht - die bekanntesten sind vermutlich Eduard Tubin und Arvo Pärts - und Lepo Sumera ist einer von ihnen. Erstaunlich, es gibt schon einen Thread, allerdings nur 1 Eintrag und 5 Jahre alt. Aber 1400 (!) Zugriffe.


    Lepo Sumera hat insgesamt 6 Symphonien geschrieben, die erste davon ist von 1981. Es ist keine Symphonie im klassischen Sinn, sondern ein zweisätziges Werk von ca. 30 min., mit einem ersten Satz ohne Titel und einem Allegro.


    Der Musik hört man den baltischen Ursprung ziemlich schnell an, Anklänge an Pärts oder Vasks sind durchaus erkennbar; trotzdem ist diese Musik sehr eigenständig, auch klanglich fortschrittlicher. Sie schwankt zwischen sehr leisen ruhigen Passagen und ziemlich lauten. Die Musik benutzt repetetive Elemente, die z.T. fast manisch wiederholt werden, ähnlich wie in der Minimal music, die aber 1980 wohl in Estland unbekannt; war, der Einfluß stammt eher aus archaischen Gesängen der Esten selbst. In der Mitte des zweiten Satzes verdichtet sich die Musik zu fast Ivesianischer Kakophonie, klingt dann aber lange und meditativ aus.


    Interessant.

    Einmal editiert, zuletzt von lutgra ()

  • Interessant - war das letzte Wort, das lutgra in seinem Beitrag über eine Aufnahme der Sinfonien 1-3 schrieb. Und genau das war es , was ich mir beim Reinhören in die Klangproben von jpc auch dachte. Daher zeige ich eine weitere Aufnahme der Edition von Lep Sumeras Sinfonien - übrigens in luxuriöser Besetzung.
    Dieser Thread war bis heute nicht im Thread Directory eingetragen - das wird soeben korrigiert.
    Wie wichtig das ist sehen wir im Falle der Wikipedia-Seite zu diesem Komponisten: Zwei Links zu Lebensläufen des Komponisten - beide nicht mehr aktiv. Umso mehr wird sich Tamino bemühen Wissenwertes zu sammeln und zugängig zu machen - unabhängig vom persönlichen Geschmack meiner Person als Forenbetreiber. Im übrigen wird vermutlich noch heuer eine dieser Aufnahmen von Sinfonien in meiner Sammlung landen. Zu der hier gezeigten Aufnahme, welche als Hauptwerk die Sinfonie Nr 4 "Serena borealis" enthält schrieb A. K.W. Meyer in FonoForum 5 / 95:


    Zitat

    "Die drei hier eingespielten Werke zeigen eine wörtlich unerhört wirkende, teilweise in ihrer aufrichtigen Einfach- heit bestürzende Klangsprache, die - ohne banal zu wirken - den direkten Zugang zum Hörer nicht verfehlen dürfte. Paavo Järvi am Pult des Sinfonie- orchesters Malmö nimmt sich der Musik mit spür- barer Begeisterung an, die sich schon beim ersten Hören der CD unmittelbar überträgt."


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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