Willi Domgraf-Fassbaender - der italienischeste Bariton aus Deutschland

  • Willi Domgraf Fassbaender wurde am 19.2.1897 in Aachen geboren, wo er auch Gesang studierte, aber nicht nur dort sondern auch in Berlin und in Mailand.


    Eigentlich ist er mir, durch meine Mutter und durch meinen Onkel, der bei der ehemaligen RAVAG, dem Vorgänger des ORF, als Toningenieur, arbeitete bekannt geworden.


    Er war in der Toscanini "Zauberflöte" 1937 der Papageno, war aber in seinen Anfangsjahren in Düsseldorf und in Berlin wo er bis 1948 blieb.



    Was man ihm später verübelte war, dass er seit 1933 Mitglied der NSDAP war, aber das waren ja andere ja auch.


    Neben seinem Papageno, sang er Mozart - Partien, wie den Figaro im "Figaros Hochzeit", welches seine Paraderolle war, die auch, damals, von der RAVAG mitgeschnitten wurde, so hatte mein Onkel noch 78-er Schallplatten von diesen Aufführungen, den Figaro sang er auch in Glyndebourne, bei den dortigen Festspielen, sowie den Leporello im "Don Giovanni".



    In einer DDR Verfilmung war er dann, nochmals 1949, in "seiner Partie" dem Figaro, zu sehen und zu hören.


    Willi Domgraf-Fassbaender sang aber auch in italienischen Opern, damals in Deutsch, den Rigoletto mit Partnern wie Helge Rosvaenge und Maria Cebotari.


    Originellerweise war er in einer Opernverfilmung, der Hans, also eine Tenorpartie, in der "Verkauften Braut".


    Ab 1948 wohnte Willi Domgraf-Fassbaender in Nürnberg wo er ab 1954 Gesangslehrer wurde, unter anderem auch bei seiner Tochter Brigitte Fassbaender.


    Willi Domgraf-Fassbaender verstarb am 13.2.1978 in Nürnberg.

  • Im allgemeinen bin ich zwar kein großer Fan von Größen der Schellack-Zeit (was sehr viel mit der Wiergabequalität und nur manchmal auch mit ihrem Vortragstil zu tun hat), aber bei Willi Domgraf-Fassbender habe ich eine ganz starke Assoziation, die hier keineswegs übersehen werden sollte:



    Ich spreche natürlich von seiner Darstellung des Hans neben Jarmila Novotnas Marie (kennt die noch jemand?) in Smetanas DIE VERKAUFTE BRAUT in einem der besten Opernfilme überhaupt, nämlich dem von Max Ophüls aus dem Jahr 1932, in dem auch Karl Valentin und Liesl Karlstadt in eigens für sie (und teilweise von ihnen) geschriebenen Nebenrollen als Direktoren eines winzigen Wanderzirkus brillieren.


    Leider gibt's sogar von diesem Film DVDs mal wieder nur in Amerika, aber wer die miserable Bild- und Tonqualität tolerieren kann, kann ihn sich auf YouTube ansehen, nämlich hier: "http://de.youtube.com/watch?v=vVHc1Oa4LJw&feature".


    Von Theo Mackebens vorzüglicher Musikbearbeitung bekommt man da natürlich nur noch Umrisse, aber dieser Film gehört wirklich zu den unverzichtbaren, die man kennen sollte.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Lieber Jaques Rideamus!


    Für Jarmila Novotna habe ich einen eigenne Thread geschrieben, auch bei den Schellack - Schätzen.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Der kurze Filmausschnitt aus 1938 mit der Figaro-Arie bei Youtube belegt abgesehen vom schönen Timbre nicht nur eine ungewöhnlich bewegliche Stimme, die das Rossini-Flair mühelos auch im Deutschen vermittelt, sondern auch ein köstliches Schauspieltalent. Auf der Bühne muß Domgraf-Fassbaender ein Erlebnis gewesen sein.
    Kein Wunder, daß er auch in der Operette ideal zur Geltung kam.


    LG


    Waldi


  • Mit dieser Aufnahme des Figaro, in der er die Titelrolle singt (1934 unter Fritz Busch), möchte ich daran erinnern, dass Willi Domgraf-Fassbaender, der Vater und Lehrer der Mezzosopranisten Brigitte Fassbaender, am 13. Februar 1978 gestorben ist.


    Heute ist sein 37. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich hörte gerade eine Vinyl-Platte von Willi Domgraf-Faßbaender. Er singt darauf Arien aus ""Die Zauberflöte", "Der Barbier von Seville", "Das Nachtlager von Granada", "Rigoletto", "Ein Maskenball", "Mignon", "Carmen", "Aida", "Cavalleria rusticana" und "Bajazzo". Unverständlich von Preiser, solch einen bekannten Sänger nicht mehr auf einer CD zu veröffentlichen. Es gibt nur noch die, oben schon von Peter eingestellte, zu einem sündhaft teuren Preis bei Amazon erhältliche Doppel-CD.


    W.S.

  • Leider habe ich meine Willi Domgraf Fassbaender LP (von Preiser) im Rahmen der Auflösung der Vinylsamlung verloren.
    Um den Klang der Stimme mir selbst und der jüngeren Generation wieder in Erinnerung zu rufen, bzw mit ihr bekannt zu machen, habe ich 4 Clips hier angefügt.






    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Bei meinem nächsten Griff in meine Preiser-Sammlung förderte ich die LP Nr. II mit Willi Domgraf-Faßbaender zutage. Für mich eine der besten und interessantesten deutschen Bariton-Stimmen seiner Zeit. Er überzeugt mich nicht nur in Verdi-Aufnahmen, sondern auch als brillianter Mozartsänger. Leider gibt es bei Preiser diese LP nicht als CD, dafür aber folgende Doppel-CD zu einem Super-Preis :


    W.S.

  • In dieser Box, die letztes Jahr erschienen ist, tritt Willi Domgraf-Fassbaender gleich zweifach in Erscheinung:



    Hier sind Mitschnitte der Da Ponte-Opern aus Glyndebourne unter Stabführung von Fritz Busch vollumfänglich enthalten, die in den Jahren von 1934 bis 1936 entstanden sind.
    Willi Domgraf-Fassbaender wirkte bei den Aufführungen von "Le nozze di Figaro" [Titelpartie] und "Così fan tutte" [Guglielmo] mit.


    Wichtige historische Tondokumente.


    Viele Grüße
    Novalis

  • Alfred_Schmidt

    Hat den Titel des Themas von „Willi Domgraf-Fassbaender“ zu „Willi Domgraf-Fassbaender - der italienischeste Bariton aus Deutschland“ geändert.
  • Meine Lieben

    Ich habe den Thread restauriert - verlorene Links wieder durch andere ersetzt und dabei eine tolle Entdeckung gemacht. Als ich im Beitrag 7 den 4. Clipp ansah, wo Willi Domgraf-Fassbaender mit unnachahmlicher Eleganz die Arie "Largo al Factotum della Citta" - in italienischer Sprache! - singt (Aufnahme 1939), bedauerte ich, daß man damals nicht mehr von ihm aufgenommen hatte. Und wie zur Belohnung für meine Arbeit fand ich am schluß eine Filmverion der Oper LE nozze di Figaro mit ihm in der Titelrolle. Welch ein Glücksfall. Der Flm stammt aus dem Jahre 1949, meinem Geburtsjahr (und wurde vermutlich aus diesem Anlass gedreht !!).

    Die Filmtechnick war damals schon recht ausgereift, der Ton passabel bis gut - je nach Ansprüchen. Der Gesamteindruck ist vergnüglich - weit über den Wert einer "historischen Aufnahme" hinaus. Die Sprech und Gesangrollen wurden - wie damals üblich von Schauspielern und Sänger nunterschiedlich besetzt, mit Ausnahme von Figaro im Grafen Almavivia. Dieser Kunskniff hat mich die Schauspielkunst des Alfred Balthoff in der Rolle des Don Basilio geniessen lassen. Alle Darsteller mit Ausnahme von Willi Domgraf Fassbender und Matheu Ahlersmeyer sind Schauspieler denen die Singstimmen von Sängern verliehen wurden.


    Der Clip wurde erst im NOVEMBER 2021 auf youtube hochgeladen.

    Die Qualität idt übtigrens dehalb so gut erhalten, weil es sich um einen FILM handelt - und SW Filme halten - bei entsprechender Lagerung und Behandlung wesentlich länger als Farbfilme oder Video-Aufzeichnungen der ersten Stunde (letztere war zum Zeitpunkt der Aufnahme noch gar nicht erfunden - oder befand sich bestenfalls im Experimentierstadieum - Gott sei dank !!)



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der Clip wurde erst im NOVEMBER 2021 auf youtube hochgeladen.

    Die Qualität idt übtigrens dehalb so gut erhalten, weil es sich um einen FILM handelt - und SW Filme halten - bei entsprechender Lagerung und Behandlung wesentlich länger als Farbfilme oder Video-Aufzeichnungen der ersten Stunde (letztere war zum Zeitpunkt der Aufnahme noch gar nicht erfunden - oder befand sich bestenfalls im Experimentierstadieum - Gott sei dank !!)

    Der Film, mit dem Alfred auf der Erde willkommen geheißen wurde (:)), kann in Gänze auch noch immer beim Werbepartner erworben werden - und zwar in dieser Aufmachung:



    Dabei soll es sich um die komplette Fassung handeln. Was darunter genau zu verstehen ist, kann ich nicht sagen. Man müsste es vergleichen. Ob nun ein privater User bei YouTube diese von der Murnau-Stiftung aufwändig restaurierte Version hochgeladen hat oder die bisher im Umlauf befindliche, entzieht sich auch meiner Kenntnis. Die Spieldauer spricht für die Murnau-Ausgabe.


    Und so sahen eines der Werbeplakete und ein weiter unten ein Filmprogramm für den Streifen aus, der seinerzeit außerordentlich beliebt gewesen ist und für volle Kinos sorgte:


    csm_FIGARO_Plakat_Copyright_DEFA_Stiftung_Kurt_Geffers_c69b625373.jpg


    Filmprogramm-IFB-Nr-625-Figaros-Hochzeit-Angelika-Hauff-Sabine-Peters-Regie-Georg-Wildhagen.jpg

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Der ganze Film mit 1:49 Länge ist auch auf Youtube zu sehen, allerdings ist es nicht die komplette Oper. Übrigens ein DEFA-Film von 1949. Auch Erna Berger, Tiana Lemnitz u.a. wirken mit. Unterhaltsam ist er auf jeden Fall.

    http://www.youtube.com/watch?v=bGr4T-uRrpI

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • allerdings ist es nicht die komplette Oper

    Das war auch nicht das Ziel. es handelt sich hier um eine der in jenen Tagen durchaus blichen Opernfilme, wo quasi in Regietheatermanier das Libretto verbogen wurde. Allerdings ist hier das Ziel ein anderes: Oper sollte gefälliger und leichtverständlicher, geniessbarer für die breite Masse gemacht werden, eine Popularisierung gewissermaßen. Hier ist auch die deutsche Sprache zwingend notwendig. Solche Opernfilme wurden und werden von Opernliebhabern meist scheel betrachter - Aber in gewissen Ausnahmefällen muß man alles verzeihen........


    Die Aufnahme ist bereits bestellt....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe diesen gut restaurierten Film in der DVD-Version von 'Icestorm' (2003) mit einer Länge von 109 Minuten. Damit man sich das Notieren der Besetzungsangaben aus dem Vorspann sparen kann, hier die Details:


    „Figaros Hochzeit“ ('DEFA'-Spielfilm von 1949, in Klammern die Namen der Sänger): Graf Almaviva – Mathieu Ahlersmeyer / Gräfin Rosine – Sabine Peters (Tiana Lemnitz) / Susanna – Angelika Hauff (Erna Berger) / Figaro – Willi Domgraf-Fassbaender / Cherubino – Willi Puhlmann (Anneliese Müller) / Don Basilio – Alfred Balthoff (Paul Schmidtmann) / Dr. Bartolo – Viktor Janson (Eugen Fuchs) / Marcellina – Elsa Wagner (Margarete Klose) / Antonio – Ernst Legal (Willy Sahler) / Barbarina – Ursula-Katharina Meyberg (Elfriede Hingst) / Don Curzio – Franz Weber (Kurt Reimann) / Ein Schreiber – Theodor Vogeler / Ein zweiter Gärtner – Egon Vogel / Ein Notenschreiber – Ewald Wenck / Ein Chor / Chorltg.: Hermann Lüddecke / Die Berliner Staatskapelle / Dirigent: Artur Rother / Musik-Assistenz: Hermann Schmidt-Rhein / Szenenbild: Emil Hasler / Kostüme: Walter Schulze-Mittendorff / Drehbuch und Regie: Georg Wildhagen / Produktionsltg.: Walter Lehmann.


    Willi Domgraf-Fassbaender hat in Hauptrollen– neben diesem Film und der „Verkauften Braut“ von Max Ophüls (1932) - noch in dem Musikfilm „Aufforderung zum Tanz“ (1934, als Komponist Carl Maria von Weber) und in dem Historien-Drama „Theodor Körner“ (1932) als Titelheld mitgewirkt. In Nebenrollen war er in den Filmen „Der Sieger“ (1932, mit Hans Albers), „Der Mann, der nicht nein sagen konnte“ (1932, anderer Titel: „Ich will dich Liebe lehren“, mit Trude Hesterberg und Else Wagner), „Starke Herzen im Sturm“ (1937, mit Maria Cebotari und Gustav Diessl - im 'Dritten Reich' war der Film verboten) und „Lauter Liebe“ (1940, mit Hertha Feiler; Regie: Heinz Rühmann) auf der Leinwand zu sehen. Auch in einem nie zu Ende geführten "Goethe"-Projekt der 'Ufa' wurde er eingesetzt. Sabine Peters, die 'Gräfin Rosine' in „Figaros Hochzeit“, war mit Willi Domgraf-Fassbaender verheiratet und (unverkennbar) die Mutter von Brigitte Fassbaender.


    Der nicht weniger bekannte Bariton Mathieu Ahlersmeyer ('Graf Almaviva') stellte in zwei Filmen französische Könige dar: In „Das Fräulein von Scuderi“ (1955) 'Ludwig XIV.' neben Henny Porten in der Titelrolle und Willy A. Kleinau als 'Cardillac' und vier Jahre vorher 'Ludwig XV.' in der Operettenverfilmung „Die Dubarry“ mit Sári Barabás und Willy Fritsch. Die Darstellerin der 'Barbarina' in „Figaros Hochzeit“ war später unter dem Namen Katharina Mayberg eine viel beschäftigte Film- und Fernsehschauspielerin.


    Carlo

  • Es gibt über diesen Film auch noch einen Eintrag in Wikipedia, der über Detail des Film schreibt, über Regiefehler , oder vermeintliche Regiefehler, sowie Kritiken.

    Es wird auch explitit darauf hingewiesen, daß es sich nicht um eine werkgetreue Aufführung der Oper, sondern um eine bearbeitete, gekürzte Version handelt.

    In geweisser Hinsischt eine Vorwegnahme des Regietheaters, aber einerseits von den Opernfreunden verachtet, andrerseits darauf angelegt, Oper einem breiten Publikum schmackhaft zu machen.

    (Solch ein Film war übrigens -in exzessiver Weise - die Verfilmung von Aubers "Fra Diavolo" mit Stan Lauriel und Oliver Hardy , sowie dem unvergleichlichen Dennis King )


    https://de.wikipedia.org/wiki/Figaros_Hochzeit_(Film)


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !