Frankfurt, Städtische Bühnen, "L´heure espagnol/La vida breve" Ravel/de Falla, 22.02.2009

  • Viele kürzere Opern eignen sich nicht dafür, mit ihnen einen ganzen Opernabend zu bestreiten. Deshalb setzt man sie gerne mit einer passenden, ebenfalls kurzen Oper gemeinsam auf den Plan. Solche Paarungen haben oftmals einen ganz eigenen Reiz, wie man jetzt am Frankfurter Opernhaus einmal mehr erleben durfte.


    In Frankfurt wurde „L´heure espagnol“ von Maurice Ravel mit „La vida breve“ von Manuel de Falla gekoppelt, zweimal Spanien, einmal eine heitere Oper, ein andermal ein tragisches, eher veristisches Drama mit Musik, verbunden durch das gleiche Bühnenbild.


    Maurice Ravel wurde als Sohn eines schweizer Ingenieurs und einer spanischen Mutter geboren. Diese spanischen Wurzeln bestimmten immer wieder auch seine Musik, nicht nur im wohl berühmtesten Stück des Komponisten, dem „Bolero“, sondern auch zum Beispiel in der „L´heure espagnol“. Der kleine Einakter (Libretto: Franc-Nohain, ein Pseudonym von Étienne-Maurice Legrand) wurde 1911 in Paris uraufgeführt und erzählt die Geschichte des Uhrmachers Torquemada und seiner Frau Concepción.


    Die beiden sind ein eher ungleiches Paar, der Uhrmacher interessiert sich mehr für seine Uhren, als für seine Frau, was Concepción dazu verleitet hat, sich einen Liebhaber zuzulegen. Der ist ein dichtender Schöngeist, Gonzalve mit Namen, und besucht Concepción jeden Donnerstag, wenn Torquemada ausser Haus ist, um die Uhren der Stadt Toledo, hier spielt das Stück, aufzuziehen. Auch an diesem Donnerstag erwartet Concepción ihren Liebhaber und drängt den Ehemann förmlich aus dem Haus. Leider ist genau zu diesem Zeitpunkt ein Kunde im Laden des Uhrmachers aufgetaucht: der Maultiertreiber Ramiro ist mit einer kaputten Uhr gekommen und Torquemada bittet diesen, auf ihn bis zu seiner Wiederkehr zu warten. Aber so leicht lässt sich die ehebruchwillige Concepción nicht um ihr Rendevouz bringen. Sie bittet den etwas einfältigen Ramiro, eine von zwei Standuhren, die im Laden stehen, nach oben in ihr Schlafzimmer zu bringen. Der erfüllt die Bitte und kaum ist Ramiro mit der Uhr verschwunden, betritt Gonzalve den Laden. Um den Liebhaber nun unbemerkt in ihr Schlafzimmer zu bekommen, versteckt Concepción Gonzalve in der zweiten Uhr, teilt dem zurückgekommenen Ramiro mit, dass sie nun die andere Uhr oben haben möchte und der brave Mauleseltreiber schleppt die Uhr mit Gonzalve nach oben und bringt die andere wieder herunter. Zwischenzeitlich ist aber der Bankier Don Inigo Gomez eingetroffen, auch er hofft auf ein Liebesabenteuer mit Concepción. Diese lässt ihn allerdings stehen, weil das Objekt ihrer Begierde zwischenzeitlich in ihrem Schlafzimmer eingetroffen ist. Don Inigo versteckt sich in der nun wieder unten angekommenen, leeren Standuhr. Im Schlafzimmer klappt die Sache nicht so, wie Concepción sich das vorgestellt hat – der Dichter sondert nur lyrischen Süsskram ab, anstatt zum Liebesspiel zu schreiten – also muss die Uhr wieder runter und dafür die andere Uhr mit dem Bankier nach oben. Ramiro schleppt ein weiteres Mal die Uhren durch das Haus. Kandidat No. 2 hat aber das Problem, dass er, etwas aus den Fugen geraten, in der Uhr feststeckt und gleichfalls als Liebhaber nicht zu gebrauchen ist. Die Uhr muss, mit dem feststeckenden Bankier darinnen, wieder hinunter. Jetzt erst erkennt Concepción, dass der männlich-muskulöse und starke Mauleseltreiber doch eigentlich genau das Kaliber Mann ist, das ihren Wünschen am ehesten entspricht. Da auch Ramiro Concepción sehr anziehend findet, kommt er ihrer Aufforderung, er möge sie nach oben begleiten, und zwar gänzlich ohne Uhr, gerne nach. Als Torquemada zurückkommt, weiss er wohl, was da in seinem Haus vorgeht, da aber sowohl der Bankier, als auch der Dichter jeweils eine Standuhr kaufen, übersieht Torquemada die Untreue seiner Frau gefliessentlich. Diese wird in Zukunft ihre Freizeit mit dem scharfen Mauleseltreiber verbringen.


    Ganz anders das Stück von Manuel de Falla, der nur wenige Monate jünger als Ravel war. „La vida breve“, das Libretto schrieb Carlos Fernández-Shaw, die Uraufführung fand im April 1914 in Nizza statt, erzählt das Schicksal der jungen Salud und ihrer unglücklichen Liebe zu Paco.


    In einem Zigeunerviertel in Granada lebt die junge, arme Salud mit ihrer Grossmutter. Salud hat sich in den hübschen und reichen Paco verliebt, der sie verführt und ihr die Ehe versprochen hat. Der Liebhaber kommt zu spät zu einer Verabredung, Salud macht sich Sorgen, aber die Grossmutter beruhigt das Mädchen. Endlich kommt Paco und zerstreut die Sorgen des Mädchens. Ein alter Zigeuner steckt der Grossmutter, dass Paco schon morgen eine andere, reiche Frau heiraten wird.


    Am nächsten Tag ist die Hochzeit zwischen Paco und seiner Braut Carmela in vollem Gange. Vor dem Haus verfolgen Salud, die Grossmutter und der alte Zigeuner das Geschehen. Salud singt vor dem Fenster des Hauses und macht so Paco auf sich aufmerksam. Salud und ihre Begleitung betreten das Haus. Salud erklärt allen, dass Paco sie betrogen hat. Das Mädchen stolpert und bricht tot vor Paco zusammen.


    Die Inszenierung in Frankfurt stammt von dem noch jungen Regisseur David Hermann, der zu den interessantesten Regisseuren seiner Generation gehört. Die Bühne ist von Anfang an offen, man sieht ein drei geteiltes Podest, im Hintergrund eine halbkugelförmige Holzgitterwand, dahinter führt eine Treppe nach oben. An der Holzgitterwand angedeutete Uhren, in der Mitte des Raumes die beiden Standuhren, rechts eine Sitzmöglichkeit, links ein grünes Sofa, davor ein grosser Kerzenständer mit einer Kerze darauf.


    Die Musik von Ravel zitiert nicht nur spanische Musik, so am Ende z. B. eine Habanera, sondern imitiert auch das Ticken von Uhren und das macht Ravel so geschickt, das man gar nicht richtig hört, wie kompliziert diese Musik teilweise gebaut ist.


    Während des kurzen Vorspiels Ticken und Schlagen also in der Musik die Uhren und man sieht jeweils eine der angedeuteten Uhren auf der Bühne aufleuchten. Unter dem Podest links werkelt der Uhrmacher Torquemada. Der Maulesetreiber hat nicht nur die Uhr, die repariert werden muss, mitgebracht – er hat einen ganzen Stierkopf dabei, an dessen Horn die Taschenuhr hängt. Der Onkel von Ramiro war nämlich ein berühmter Toreador und diese Uhr hat dem Onkel bei einem Stierkampf das Leben gerettet. Kurzerhand stülpt Ramiro den Stierkopf auf den Kerzenständer und von dort aus schaut uns das Tier die ganze Oper über an.


    Concepción ist leicht bekleidet, was den Mauleseltreiber zuerst etwas verlegen macht, so dass er gar nicht böse darum ist, dass Zimmer mit einer der Uhren verlassen zu können.


    Der Gonzalve ist ein rechter Schöngeist, er plaudert munter unsinnige Verse aus und man ahnt schon, dass der wohl keinen feurigen Liebhaber abgeben wird.


    Auch der Bankier Don Inigo Gomez taugt dafür wohl nicht, ihm fehlt es an der nötigen Feinfühligkeit für ein Schäferstündchen: kaum angekommen, steht er recht schnell nur noch in seinen roten Undershorts da.


    Wenn der Dichter aus dem Schlafzimmer zurückgetragen wird, ist er im Grunde genommen nackt – nur noch ein grosses Feigenblatt für das Nötigste bedeckt seine Blösse.


    David Hermann streift manchmal die Klamotte, aber er überzieht nur ganz selten. Das Stück läuft unterhaltsam und schnell ab, die Inszenierung lässt keine Langeweile aufkommen und bietet den Sängern und der Mezzsopranistin hinreichend Gelegenheit, ihr schauspielerisches Können unter Beweis zu stellen.


    Am Ende kommen die fünf Personen nach vorne, die Bühne dreht sich und man sieht dann ein Obdachlosenlager an einer Müllhalde – hier wird nach der Pause „La vida breve“ beginnen.


    Keine Zigeunersiedlung also, sondern Obdachlose sind da zu sehen, die im Müll nach verwert- und wohl auch essbaren Dingen suchen. Rechts ein Zelt, in dem Salud lebt und wo sie als Krankenschwester die Obdachlosen versorgt. Vorne rechts sitzt auf einem alten Sessel in einem zerschlissenem Trainingsanzug die Grossmutter, die sich mit Klebstoffschnüffeln längst den Verstand weggeätzt hat. Damen der besseren Gesellschaft bringen ihren Müll vorbei. Die Stimmen von Arbeitern und die Geräusche der Umwelt dringen nur von Ferne an diesen trostlosen Ort.


    Paco tritt auf, leger in eine Trainingshose und in ein Shirt gekleidet – er drängt Salud ins Zelt, während die Grossmutter die Wahrheit über den Liebhaber ihrer Enkelin erfährt.


    Die Bühne dreht sich, man erkennt jetzt noch in Grundzügen die Uhrmacherwohnung aus dem ersten Teil des Abends. Ganz im Vordergrund ein edles Badezimmer, ganz in weiss, auf dem Badewannenrand die Braut Carmela in ihrer Brautkleidung. Paco tritt zu ihr und Carmela reicht Paco ein Messer, mit dem er sich die Pulsadern öffnen wird.


    Am Tag der Hochzeit sieht man eine bunte Hochzeitsgesellschaft mit einem Flamenco-Sänger und einem Gitarristen. Ein Tänzer und zwei Tänzerinnen in klassischen, spanischen Kostümen, der Mann als Torero, begleiten das Geschehen.


    Während drinnen gefeiert wird, steht Salud vor dem Fenster im Schatten, alleine, fast im Dunkeln. Sie beschliesst, hineinzugehen. Im letzten Moment der Oper, soeben hat Salud gerade Pacos Verrat geschildert, wird sie plötzlich die Kerze im Vordergrund vom Kerzenständer reissen und mit enormer Kraft ihren Kopf auf den Kerzenständer donnern – der Dorn dringt tief durchs Auge ins Gehirn des Mädchens, Blut läuft in Strömen herunter.


    Es ist vor allem eine ausgefeilte Personenführung, die hier zu bewundern ist. David Hermann gelingen glaubwürdige Aktionen und die Sängerinnen der Salud und der Grossmutter folgen dem Regisseur mit starkem, körperlichen Einsatz.


    Beeindruckend Barbara Zechmeister als Salud. Die Stimme ist auch in der Tiefe erstaunlich präsent und die Sopranistin verblendet das untere Register geschickt. In der Höhe hat Zechmeister noch Entwicklungspotential, aber hier deutet sich ganz langsam ein Wechsel zu dramatischeren Partien an – ein sehr gelungenes Rollenportrait.


    Stark auch die Grossmutter der Elisabeth Hornung. Die Sängerin, langjähriges Ensemblemitglied im benachbarten Darmstadt und in Frankfurt schon vor Jahren als eine der Walküren zu hören, singt sich mit ihrer orgelnden, von den Jahren hörbar angegriffenen Stimme, durchaus für sich einnehmend durch die Partie.


    In der „L´heure espagnol“ ist Claudia Mahnke mit ihrer schönen Altstimme eine enorm präsente Concepción, Daniel Behle gibt eine ausgezeichnete Tenorkarrikatur als Gonzalve ab und Aris Argiris ist ein glaubwürdiger Ramiro.


    Johannes Debus dirigiert beide Stücke beeindruckend – besonders im Ravel bringt Debus die verschiedenen Elemente der Musik, die Farbigkeit der Instrumentierung, die leicht komplizierte Rhythmik erstaunlich gut zur Wirkung. Etwas schwächer der de Falla, da fehlt ein ganz klein wenig das mitreissende der tänzerischen Stücke, hier gelingen die lyrischen Passagen besser.


    Ein spannender, ein gelungener Abend , dem das Publikum viel zustimmenden Beifall spendete.

  • Danke, lieber Alviano, auch dieses Mal wieder. Da werde ich wohl bald mal schauen, welcher Termin für mich in Frage kommen könnte...

  • Es würde mich freuen, wenn der eine oder die andere sich die Aufführung anschauen würde. Beiden Werken begegnet man nicht allzu häufig auf der Bühne - und das ist in beiden Fällen schade. Der de Falla lebt stark von den spanischen Elementen der Musik, das ist richtig mitreissend und die musikalische Zeichnung der Salud ist in ihren besten Momenten anrührend.


    Zur Vorbereitung gibt es CDs: bei der "L´heure espagnol" würde ich die Aufnahme unter der Leitung von Lorin Maazel empfehlen - eine rundum gelungene Sache mit Jane Berbié, Jean Giraudeau, Gabriel Bacquier, José van Dam und Michel Sénéchal. Es spielt das Orchestre National von Radio France.


    "La vida breve" gibt es in guten Einspielungen unter der Leitung von Garcia Navarro mit Teresa Berganza als Salud, Alicia Nafé als Grossmutter und José Carreras als Paco oder unter der Leitung von Rafael Frühbeck de Burgos mit Victoria de los Angeles als Salud, Carlo Cossutta als Paco und Inès Rivadeneyra als Grossmutter.


    Ab Mai kann man in Freiburg eine andere Inszenierung von "La vida breve" kennenlernen - der Regisseur dort heisst: Calixto Bieito.

  • Hallo Alviano,


    auch von mir ein herzliches Dankeschön für Deinen wieder einmal sehr anschaulichen und ausführlichen Bericht! :]



    Hallo allerseits,


    was Klingsor und meine Wenigkeit betrifft, so haben wir geplant, die Vorstellung am Do., 05.03.2009 ab 19.30 Uhr zu besuchen. Wer außerdem Interesse an dem interssanten Opern-Abend hat, kann sich uns gerne anschließen. :yes:


    :hello:
    Johannes

  • Zitat

    Original von Guercoeur
    Wer außerdem Interesse an dem interssanten Opern-Abend hat, kann sich uns gerne anschließen. :yes:


    Das tu ich gern, bin dabei - und freu mich drauf!


    Auch wenn es vielleicht nicht ganz hierhin paßt: Gibt es CD-Empfehlungen zu den beiden Werken?

  • lieber gurnemanz,


    wenn mich nicht alles täuscht (bin grad im büro) soll zumindest die maazel-einspielung der spanischen stunde referenz sein (oder war es l'enfant et les sortileges??). ich meine, daß ich eine dg-einspielung mit previn (??) habe, die ich auch recht gut fand. aber zur damaligen zeit gehörte das noch nicht zu meinen lieblingen. ich denke, das dürfte sich jetzt ändern. ...


    bin am donnerstag auf jeden fall da - gemeinsam mit meiner schwester -, und bin gespannt auf nette pausengespräche :yes:


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Zitat

    Original von Gurnemanz
    Auch wenn es vielleicht nicht ganz hierhin paßt: Gibt es CD-Empfehlungen zu den beiden Werken?


    Lieber Gurnemanz,


    nur wenige Postings weiter oben habe ich einige kurze Anmerkungen zu der von Dir gestellten Frage gemacht.


    :hello:


  • Vielen Dank - hab's gefunden. "Erst lesen - dann fragen": So hätte ich es machen sollen ;)

  • Hallo,


    die Oper "La vida breve" von M. de FALLA gehört zum meinen liebsten Opern!
    Deshalb ich beneide Euch, dass ihr sie in Frankfurt nicht nur hören, sondern auch inszeniert sehen dürft.
    Ich habe sie bisher nur konzertant gehört, kennen gelernt habe ich sie aber als Chorsänger unter der Leitung von R. Frühbeck de Burgos.
    Dieser Dirigent hat sich ja immer besonders für diese Oper eingesetzt, und so war es für mich natürlich auch ein sehr beeindruckendes Erlebnis von diesem Dirigenten die Oper (sozusagen) "erklärt" zu bekommen.
    Er hat aber in den Konzerten immer zwei Nummern szenische aufgeführt: die beiden Flamenco-Tänze.
    Dazu hat er jedes Mal die spanische Tänzerin Nuria Pomares engagiert. Eine unglaublich schöne, elegante und ausdrucksstarke Tänzerin!
    Nach ihrem Tanz musste der Dirigent immer abbrechen und ihr den stürmischen Soloapplaus zu gewähren. Und ich erinnere mich noch mit Schmunzeln, wie sie das erste Mal in der Probe tanzte. Nach der Nummer sagte Frühbeck de Burgos zu Chor und Orchester: „Meine Herren, sie haben jetzt die schöne Frau gesehen. Ab jetzt schauen Sie bitte wieder zu mir.“ (Das war gar nicht so einfach!) Und der spanische Solotenor rief nach Ihrem Tanz viele Mal laut „Viva! Olé!“, so dass der Chor eine schöne Demonstration seine viele Einrufe in echtem spanischem Temperament bekam.
    Wie wurden denn in Frankfurt die beiden Tanznummern aufgeführt?
    Und gab es auch extra einen original spanischen Flamencosänger und –gitarristen?


    Gruß pt_concours


    edit: hier kann man die Tänzerin auf einem Foto bewundern:
    -http://www.exploredance.com/ar…m?id=2462&s=topic&sid=24-

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Zitat

    Original von pt_concours
    Wie wurden denn in Frankfurt die beiden Tanznummern aufgeführt?
    Und gab es auch extra einen original spanischen Flamencosänger und –gitarristen?


    Das andalusische Lied "Ay! Yo canto per soleares!", das vom "El cantaor" gesungen wird, ist nunmal von Manuel de Falla für einen Flamenco-Sänger und Gitarre komponiert worden und wird selbstverständlich in Frankfurt auch genauso vorgetragen. Wobei der Sänger José Parrondo in der Premiere sehr gut war.


    Während er sein Lied vorträgt, sieht man zwei Tänzerinnen und einen Tänzer in klassischen Kostümen, der Mann als Torero, die Frauen würden in jeder konventionellen Inszenierung der "Carmen" beste Figur machen. Eine der instrumentalen Nummern begleitet die Hochzeitsgesellschaft über die Bühne, der zweite Tanz wird zur wilden Einlage bei der Hochzeit, inklusive einer Art Table-Dance an Stangen, in akrobatischer Verausgabung von den zwei Tänzerinnen und dem Tänzer dargeboten.


    Ich finde es auch schön, dass man "vida breve", gekoppelt mit der "L´heure espagnol" überhaupt mal zeigt und ich freue mich sehr auf den Vergleich von "vida breve" zwischen Frankfurt und Freiburg. Bieito dürfte dieser Stoff sehr liegen.

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  • Dafür komme ich mit! Habe gerade mein Ticket gekauft, mit Print@Home ist sowas immer wieder einfach...


    Bis Donnerstag abend!


    Matthias

  • Zitat

    Original von pfuetz
    Dafür komme ich mit! Habe gerade mein Ticket gekauft, mit Print@Home ist sowas immer wieder einfach...


    Bis Donnerstag abend!


    Matthias


    Wunderbar! :]
    Da ich mit Gurnemanz und klingsor als Treffpunkt bereits den vorderen Kassenbereich vereinbart habe, schlage ich vor, daß wir uns dort alle gerne um ca. 19.00 Uhr versammeln können.
    Also dann, bis morgen Abend!


    :hello:
    Johannes


    (Auch dieser Beitrag kann nach morgen Abend wieder gelöscht werden.)

  • Es lebe das RegieTHEATER. :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    außerordentliche schauspielerische leistungen, beeindruckende und mit sicherheit nachwirkende bilder, gute sängerische leistungen. ein genuß!

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Dem kann ich mich ohne Einschränkung anschließen! Eine wirklich großartige Opernproduktion! :] :] :]


    Sehr kurzweilig, herrlich amüsant und leicht (Ravel) - kontrast- und aktionsreich, tragisch, dramatisch (de Falla) -
    all dies sehr erfindungsreich (Ravel) und packend (de Falla) inszeniert, mit ganz hervorragenden solistischen, chorischen, orchestralen, schauspielerischen und tänzerischen Leistungen! :jubel: :jubel: :jubel:


    Eine dicke Empfehlung für all jene, die eine Vorliebe für außergewöhnliches, aber absolut lohnenswertes Opernrepertoire sowie für überaus anregendes und abwechslungsreiches Musiktheater haben.


    :hello:
    Johannes

  • Und auch ich, als Dritter im Bunde der gestrigen Tamino-Pilger-Wanderung, kann mich dem nur anschliessen...


    Ravel liegt mir nicht (egal, was, es kommt mir immer vor wie eine "leichte Fingerübung", will sagen, es hat mir zu wenig "Pfiff", oder "Abwechslung", oder "Durchführung", Themen sind bei ihm gut, aber die Ausarbeitung... ;-( ) so sehr, aber die Umsetzung hier war klasse.


    Der de Falla hat's in sich, und der Transport in die "Neuzeit" (naja, komponiert Anfang des 20-ten Jahrhunderts ist ja noch nicht Steinzeit...) gelang sehr gut. Hier gefiel mir dann die Musik auch ausnahmslos.


    Also: Auch von mir eine volle Empfehlung: Hingehen!


    Matthias

  • Auch schließe mich willig und gern meinen Vorrednern an: Ein beeindruckender Opernabend, Musiktheater vom Besten - ob "Regietheater" oder "traditionell", diese Frage stellt sich da für mich übergaupt nicht, es war schlicht und einfach: gut!!


    Was mir besonders gefiel:


    Das Bühnenbild (Christof Hetzer): Eine Drehbühne, die wunderbar (und leise! ein Sonderlob der Bühnentechnik!) den Wechsel der Bilder unterstützte, besonders überzeugend im zweiten Teil (La vida breve).


    Die schauspielerische und musikalische Leistung: Auch die spanischen Tänze bei de Falla kamen mitreißend rüber (vielleicht waren sie bei der Premiere - Alviano hatte leise Kritik geäußert - noch nicht so weit?). Herausragend für mich: Claudia Mahnke (Conceptión), Hans-Jürgen Lazar (Torquemada), Elisabeth Hornung (La Abuela); Barbara Zechmeister (Salud).


    Die Personenregie (David Hermann): Sehr komisch bei Ravel, berührend bei de Falla, vor allem die Bettler und die Hochzeitsgesellschaft: Da war es nur eine kleine Eintrübung, daß die Liebesszene Salud-Paco etwas konventionell-rampensingend und der Auftritt der Salud, in dem sie ihre Verzweiflung zeigte, etwas zu fronta geriet; da hätte der Regisseur die Sängerin mehr führen und bewegen können, auch wenn Barbara Zechmeister sängerisch und darstellerisch alles bot, was sich nur wünschen ließ. Das sind allerdings nur minimale Einschränkungen bei einer Personenführung, die ich insgesamt als organisch, lebendig, manchmal skurril und surreal und erfindungsreich erlebte.


    So wirkungsvoll und ansprechend ich die Mischung von Verismus und spanischer Folklore ich de Fallas Oper empfand, vor allem, da es so lebendig gestern vorgeführt wurde - Ravels Werk fasziniert mich insgesamt doch mehr und nachhaltiger: Spannend, wie er das Uhrenticken als musikalische Gestaltung des Ganzen einsetzt (Alviano hatte es schon erwähnt) - und klanglich hörte ich da Finessen, die ich mir in Ruhe nochmal auf CD zu Gemüte führen werde (die Maazel-Aufnahme ist schon bestellt).


    Daß sich der Opernabend außerdem noch als außerplanmäßiges kleines Tamino-Treffen in der Pause entwickelte, hat mich gefreut - das ruft nach gelegentlicher Wiederholung :yes:

  • Zitat

    Original von severina
    Ich beneide euch ;( ;(
    lg Severina :hello:


    Liebe Severina, ich auch!
    Zwei so geniale Opern in anscheinend ausgezeichneter Darbietung!


    Besonders de Falla ist meiner Meinung nach ein viel zu selten gespielter und sowieso unterschätzter Komponist! Und wenn er gespielt wird, dann meistens die besonders folkloristischen Werke, aber nicht "La vida breve", "El retablo de Maese Pedro", das Cembalokonzert oder das herrliche Lied "Psyché", von "Atlántida" ganz zu schweigen...


    Liebe Grüße,
    Martin

  • Leider kann ich mich den positiven Meinungen über diese Aufführungen nicht anschließen.
    Ich besuchte die Vorstellung am Mittwoch, den 11. März 2009.


    1.) Ravel: L'heure espagnol
    Das Bühnenbild konnte man schon vor Beginn der Aufführung begutachten, und man kann sagen: "hübsch hässlich" habt ihrs hier...und billig noch dazu. Das Stück beginnt und somit ca. eine Stunde nervtötender Langeweile ohne irgendwelche Höhepunkte und/oder Besonderheiten. Das Opernorchester unter Johannes Debus macht seine Sache zwar halbwegs gut und bringt die markanten Klangexperimente Ravels gut zu Gehör, dies vermag die Inszenierung von David Herrman aufgrund ihrer Glätte aber nicht zu retten. Es kommt keinerlei Atmosphäre auf. Nach zehn Minuten hatte ich genug. Die Sänger waren OK, besonders Daniel Behle und Claudia Mahnke passten in Ihre Rollen sehr gut. Für vereinzelte Lacher war die Inszenierung gut, aber in keinster Weise geeignet, um einem dieses Werk näher zu bringen. Der Applaus am Ende fiel denn auch dementsprechend zurückhaltend und kurz aus. Darüberhinaus muss man sagen, dass L'heure espagnol Ravel nicht auf der kompositorischen Höhe seiner Meisterwerke Daphnis et Chloé und Boléro zeigt.


    2.) de Falla: La vida breve
    Hier wird lediglich ein abgewandeltes Bühnenbild von L'heure espagnol eingesetzt und durch die Benutzung der Drehbühne abgewandelt. Es beginnt interessant und vielversprechend mit einer Müllhalde, wo sich die Protagonisten offensichtlich häuslich eingerichtet haben und vom Wohlstandsmüll ernähren. David Herrman sowie sein Bühnen- und Kostümbildner zeigen aber leider im weiteren Verlauf, dass sie weder die Handlung der Oper verstanden haben, noch über Ansätze von Geschmack zu verfügen scheinen. Absolut hässliche Pop-Art-Kostüme und Inneneinrichtungsdekors, die überhaupt nichts mit den spanischen Schauplätzen der Oper zu tun haben, dominieren das Bild. Abrupte Szenenwechsel und überflüssige Drehbühnenfahrten offenbaren die ganze Hilflosigkeit des Inszenierungsteams. Es wurde immer konfuser und irgendwann habe ich es aufgegeben, in dem ganzen Chaos einen Sinn zu suchen. Eine wirklich selten peinliche Erfahrung. Barbara Zechmeister als Salud blieb zu eindimensional und blass, um wirklich überzeugen und mitreissen zu können. Ich sehnte mich nach Victoria de los Angeles in Ihrer bis heute unübertroffenen Aufnahme von 1965 mit R.F.de Burgos. Debus und dem Orchester gelang es nicht, de Fallas charakteristisches spanisches Tonkolorit zu treffen und rhythmische Prägnanz und Feuer zu entfachen.


    Insgesamt also ein leidlich mittelmässiger Opernabend, von dem ich mir, nicht zuletzt aufgrund der hier vorhandenen enthusiastischen Stimmen, mehr erhofft habe.



    Agon

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