Reginald Goodall (1901-1990) war einer der bedeutendsten Wagner-Dirigenten des 20. Jahrhunderts, obschon er außerhalb Großbritanniens relativ wenig Bekanntheit erlangte - nicht zuletzt aufgrund seines recht scheuen und zurückhaltenden Wesens.
Sir Reginald Goodall C.B.E.
Seinen ersten öffentlichkeitswirksamen Auftritt hatte der am 13. Juli 1901 in Lincoln geborene Goodall 1945, als er die Uraufführung von Brittens "Peter Grimes" dirigierte. Nach diesem Sensationserfolg wurde er Kapellmeister und Korrepetitor am Royal Opera House, Covent Garden.
In den 40ern und 50ern dirigierte Goodall eine Reihe von Repertoire-Aufführungen und stand wichtigen Dirigenten wie Rankl, Beecham, Kleiber und Kempe zur Seite. Aber auch nach Deutschland hatte er gute Kontakte, u. a. zu Furtwängler, Krauss und Knappertsbusch, welche seinen eigenen Wagner-Stil maßgeblich prägten.
Nachdem 1962 Solti Generalmusikdirektor des Royal Opera House wurde, verstärkte sich Goodalls Tätigkeit als Korrepetitor - als Dirigenten schätzte ihn Solti nämlich nicht besonders. In diese Phase fallen auch weitere Assistenzen beim greisen Klemperer.
Obschon es Ende der 60er so aussah, als wäre Goodalls Dirigentenkarriere an ihrem Ende angelangt, erhielt er 1967 von der Sadler's Wells Opera das Angebot, die "Meistersinger" von Wagner zu dirigieren - und zwar in englischer Sprache. Diese Aufführung wurde ein phänomenaler Erfolg, in dessen Folge dem betagten Goodall im Alter ein neuerlicher Karrieresprung gelang.
Anfang der 70er Jahre nahm Goodall schließlich den gesamten "Ring des Nibelungen" in englischer Sprache auf, ein Projekt, das viel Lob erntete.
Es folgten weitere Aufführungen von Wagner-Werken in Covent Garden, doch sind die späten - und weltweit beachteten - Aufnahmen von "Tristan und Isolde" und "Parsifal" mit der Welsh National Opera in Cardiff entstanden.
1985 erfolgte schließlich der wohlverdiente Ritterschlag durch Königin Elizabeth II.
1986 dirigierte er letztmalig den gesamten "Parsifal", 1987 beendete der 3. Akt desselben in der Royal Albert Hall seine Dirigentenlaufbahn.
Am 5. Mai 1990 starb Sir Reginald Goodall 88jährig in London.
Zur Diskographie Goodalls zählen u. a. folgende Aufnahmen:
Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg (1968, engl., live)
Wagner: Der Ring des Nibelungen (1973-1977, engl.)
Wagner: Tristan und Isolde (1980/81)
Wagner: Parsifal (1984)
Bruckner: Sinfonie Nr. 7 (1971)