Liebe ForianerInnen,
in Anlehnung an den Buchtitel von Francoise Sagan „Aimez vous Brahms?“, formuliere ich eine Thread-Frage, die ich leider beantworten muss mit dem Ausruf:
„Je regrette: Non!“
Johannes Brahms war sich nicht zu schade, über Dvorak Folgendes verlauten zu lassen:
«Der Kerl hat mehr Ideen als wir alle. Aus seinen Abfällen könnte sich jeder andere die Hauptthemen zusammenklauben.»
Ich persönlich muss aber gestehen, dass ich recht wenig anfangen kann mit dem böhmischen Kolorit und dem mährischen Idiom in den Werken des trefflichen Musikanten aus Prag.
(Aber ich achte selbstverständlich jede(n), der/die sich in diesem Thread verlauten lässt: Was mich an Antonín Dvorák fasziniert....)
Mit wenigen Ausnahmen, so etwa dem langsamen Satz aus seiner vierten Sinfonie, (na ja: das Cellokonzert h-moll ist auch nicht übel...) klingt vieles von Dvorak für meine Ohren einfach wie, hmmm...„gehobene Folklore“: Da gibt es massenweise kunstvoll aufgemotzte „Polka-Seligkeiten“, haufenweise artifiziell gestylte „Furaintismen“ und akademisch-elaborierte „Dumkysmen“ und, nicht zuletzt, Myriaden von tränendrüsenstrapazierenden „Rusalkigkeiten“...
Man nehme bitte meine Wortwahl nicht allzu ernst, ebenso nicht meine bewusst eingesetzte Polemik, denn ich bin mir sehr wohl im Klaren, dass Dvorak einer der wenigen allgemeinverständlichen Säulenheiligen der klassischen Musik darstellt, und es liegt mir ehrlich fern, ihn von seinem hoch verdienten Sockel herunterzuholen (ist doch etwa sein Klaviertrio op. 21 ganz grosse Kunst, oder auch sein Klavierquintett, oder sein Violinkonzert, oder seine Mittagshexe, seine Waldtaube und, und, und...).
Aber ich erlaube mir dennoch - insbesondere behufs forianischer Anregung - die unverschämte Frage in die Runde zu werfen, ob Dvorak nicht doch etwas gar zu exklusiv bewertet wird (das heisst explizit: zu Ungunsten eines Suk, Novak, Fibich, Foerster), und die tendenziöse Rede vom böhmisch-mährischen, naiv-folkloristischen Erzmusikanten nicht halt doch eine gewisse Berechtigung hat... (was ich keineswegs abwertend, sondern einordnend, verstanden haben will!).
Aber zugegeben: ich persönlich habe so meine Mühe mit dem „Humptärätä“-Anton aus Praha, (ganz im Gegensatz zum “Agnus dei“-Anton aus St.Flo).
Es grüsst freundlich aus Bern
Walter