Joseph Haydn: Sinfonia Concertante B-Dur Hob. I:105
Nach Mozarts Tod, im Jahre 1792, komponierte Joseph Haydn die Sinfonia Concertante B-Dur Hob. I:105 für Violine, Oboe, Violoncello, Fagott und Orchester. Die Uraufführung des Werks fand am 9. März 1792 in den Hanover Square Rooms, London, statt. Eine gute Woche zuvor führte Ignace Pleyel ebenfalls eine Concertante (für Violine, Viola, Violoncello, Flöte, Oboe und Fagott) im Beisein Haydns auf. Ganz offenbar fand hier so eine Art musikalischer Wettstreit der beiden freundschaftlich verbundenen Komponisten statt, der sicherlich beiden Komponisten werbetechnisch zugute kam. Wegen der kleineren solistischen Besetzung, dafür aber größeren Orchesterbesetzung mit Trompeten und Pauken, machte denn Haydns Schöpfung auch als Grand Simphonie Concertante die Runde. Bei der Uraufführung von Haydns Werk spielte der Initiator Johann Peter Salomon die Sologeige. Während Mozarts bekannte Concertante Es-Dur für Violine und Viola KV 364 mehr ein Doppelkonzert ist, ist Haydns Werk durchaus sinfonischer angelegt und m. E. zurecht den Sinfonien unter Hoboken-Werkgruppe I eingereiht.
Bei Mozart verschmelzen Solisten und Orchester mehr zu einer Einheit, als dies bei Haydns Werk der Fall ist: hier wechseln ständig die solistischen und orchestralen Phasen sehr plakativ.
Das Werk ist dreisätzig - Haydn gab sich hier keine besondere Mühe, Satzbezeichnungen mit Liebkosungen zu versehen, sondern teilte die Sätze seines Werkes wie folgt ziemlich kaltherzig ein:
I Allegro
II Andante
III Allegro con spirito
Alles andere als kaltherzig ist jedoch die Musik selbst.
Die Beschreibung der einzelnen Sätze überlasse ich lieber Berufeneren - nur soviel Senf gebe ich dazu: Bemerkenswert ist der Einsatz der Solovioline im Finalsatz - nach einem kurzen Ritornell "singt" die Violine ein Rezitativ, sogar ein accompagnato wie in der Opera seria, einige Male vom Orchester unterbrochen. Erst danach beginnt der eigentliche spritzige Finalsatz - ein wahrer Ohrwurm, ein wirkliches Feuerwerk! Es wäre interessant zu wissen, welche Worte Haydn diesem Rezitieren der Violine im Geiste unterlegt hat...vor dem feurigen Schluß wird das Rezitativ nochmals wiederholt, Haydnscher Witz ohnegleichen.
Mir liegt folgende Einspielung vor:
Joseph Haydn [1732-1809]
Sinfonie Concertante B-Dur Hob. I:105
Julia Schröder, Violine
Matthias Arter, Oboe
Christoph Dangel, Cello
Matthias Bühlmann, Fagott
kammerorchesterbasel
Christopher Hogwood
Die Einspielung ist wenig aggressiv und dennoch sehr mitreißend! Außerdem beinhaltet die CD noch eine bemerkenswerte Fassung von Mozarts Concertante als Arrangement für Streichsextett des großen Anonymous. Nach eigenen Angaben hat sich Matinu, dessen Concertante hier ebenfalls enthalten ist, von Haydns Hob. I:105 inspirieren lassen... er hätte die Partitur richtig herum halten sollen...
Ulli