Den "Klassikliebhaber" gibt es gar nicht (?)

  • Genauso wie Alfred in der Einführung sehe ich es auch: von Homogenität kann kaum die Rede sein.


    Mir selber fiel es ganz besonders bei einem Besuch der Oper "Zar und Zimmermann" vor mehreren Jahren auf. Als da so ein Holzschuhtanz kam, war mir zum ersten Mal so richtig klar, dass der Unterschied zwischen klassischer Musik und klassischer Musik viel größer ist als der zwischen klassischer Musik und Jazz


    Interessantes Erlebnis...ging auch mir schon mal so. In der Klassischen Musik gibt es schon in sich teils sehr große Klüfte, die aber nicht zwangsläufig nicht überbrückt werden können bzw. die auch tatsächlich überbrückt werden.
    Mit Homogenität ist es ja so, wollen wir das überhaupt? Ich nicht.
    Andererseits macht diese Heterogenität es teilweise auch schwierig zu kommunizieren, wenn zwei Klassikliebhaber auf zwei völlig verschiedenen Inseln leben und keiber mit dem Boot raus zum anderen fahren kann/will.
    Letztlich würde ich sagen, der Klassikliebhaber (in alle seinen Ausgaben) ist einfach sehr eigen.



    Ferner finden sich viele eher depressive und alleinstehende Menschen unter den Klassikliebhabern....


    Da wurde so über Klassikhörende Berufsgruppen diskutiert, dass dieser Kommentar von Alfred gar nicht erwähnt wurde...oder war das Absicht?
    Wenn es denn wahr wäre, würfe das ja nicht eben ein schönes Bild auf den Klassikhörer.
    Woebi man da bei alleinstehend noch drüber streiten könnte...das ist ja relativ, ob das als Mangel oder Luxus empfunden wird.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Aber mir ist nach wie vor schwer verständlich, dass es nicht wenige Hörer zu geben scheint, die ein dutzend Zyklen von Beethoven-Sinfonien im Schrank haben, aber seine Quartette oder Violinsonaten (weitgehend) ignorieren usw.


    Das ist tatsächlich ein mir unverständliches Mysterium. Wie kann man Beethoven, Mozart, Schostakowitsch oder Schubert lieben und gleichzeitig ihre faszinierenden Schöpfungen auf anderen Ebenen schlichtweg ignorieren?


    Allerdings gibt es vice versa dieses Problem auch bei vielen Kammermusikfreunden - besonders aber (leider, leider!) unter den meisten Opernfreaks.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Ich denke, es gibt ihn doch, lieber Schall und Wahn. Jedenfalls habe ich es in meinem eigenen Leben so erlebt, dass er zu großen Teilen entweder aus der Schule oder aus dem Elternhaus kommt. Ich persönlich komme aus der Schule (ich bin dann acuh später 42 Jahre als Lehrer tätig gewesen), vom Elternhaus her hatte ich nicht die geringste Unterstützung. Sicherlich ist es auch noch prägend, wenn bei dem Einzelnen noch bestimmte Gene vorhanden sind.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat

    Letztlich würde ich sagen, der Klassikliebhaber (in alle seinen Ausgaben) ist einfach sehr eigen.

    Die Höflichkeit verbietet mir, hier zu widersprechen......
    Und ich schließe mich hier in keiner Weise aus. "Sehr eigen" ist ja keine negative Bewertung, positiver formuliert kämme hier ein "sehr individuell" heraus....



    Zitat

    Ferner finden sich viele eher depressive und alleinstehende Menschen unter den Klassikliebhabern....

    Zitat

    Wenn es denn wahr wäre, würfe das ja nicht eben ein schönes Bild auf den Klassikhörer.

    Das sehe ich nicht so. Die Depression ist eigentlich schon bei allen Menschen, die den Sinn des Lebens hinterfragen, quasi schon vorprogrammiert, und "alleinstehend" ist wertfrei.



    Zitat

    Wobei man da bei alleinstehend noch drüber streiten könnte...das ist ja relativ, ob das als Mangel oder Luxus empfunden wird.

    Alleinstehend heisst ja nicht unbedingt - auch wenn ich persönlich diesen Zustand präferiere - ohne private gesellschaftliche Kontakte. Aber es heisst "unabhängig" - man ist niemandem Rechenschaft schuldig wo man gewesen ist, was man tut etc - man braucht nur wenig Rücksichten zu nehmen, hat keine Kinder oder Enkel um sich, die einen nerven und immer dann im Weg stehen, wenn man sich gerade mit sich selbst beschäftigen will.


    Alleinstehend sein kann Luxus bedeuten - aber Luxus hat natürlich auch seinen Preis.


    Was den Schönberg, Cage, Bach- und Mozart-Liebhaber eint ist lediglich dass sie alle von der breiten Masse nicht verstanden werden - und auch nicht verstanden werden wollen. Dieser Umstand gibt einen etwas brüchigen Zusammenhalt. Eine Gruppe von Individualisten gegen eine stumpfsinnige Massengesellschaft......


    Dieser Zusammenhalt - speziell im Forum sind wir förmlich darauf angewiesen - wird meiner Meinung nach gefestigt, wenn man sich seiner eher fragilen Struktur bewusst ist.......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da hier angeführt wurde, unter Akademikern sei der Anteil an Klassikbegeisterten niedriger als bei gepflegten Verkäufern im Kulturbereich:


    Ich bin Naturwissenschaftler (so wie Alfred auch aus Wien) und habe in meiner Kollegenschaft viele Klassikfreunde. Was allerdings stimmt, ist, dass in meiner Generation (Jahrgang 1978) der Anteil an Klassikhörern rapide abnimmt, auch unter den "Gutbürgerlichen". Das hat wohl vor allem mit der allgemeinen Globalisierung unserer Gesellschaft zu tun, der schnellen Verfügbarkeit aller möglichen Dinge übers Internet, etc.., die die Bedeutung der klassischen Musik in unserem Alltag vermindert haben. Auch der viel niedrigere Anteil an Leuten meines Alters, die ein Instrument beherrschen, ist ein Zeichen dieser Entwicklung. Natürlich hat das auch viel damit zu tun, dass heutzutage meistens beide Elternteile arbeiten müssen, um ein vernünftiges Auskommen zu haben, und dass weniger Zeit für kulturelle Erbauung bleibt. Ich bin mir dessen bewusst, dass das nur für den bürgerlichen Teil der Gesellschaft zutrifft, während man im Arbeitermilieu bereits vor 50 Jahren nicht immer mit einem Einkommen auskam und dass trotzdem auch aus dieser Schicht viele Klassikfreunde kommen. Andererseits war das Hören klassischer Musik auch irgendwie ein Zeichen "des Aufstiegs". Heutzutage fällt dieser Nimbus weitgehend weg.


    Bei den Klassikliebhabern sehe ich deutliche Unterschiede zwischen Instrumentalmusikliebhabern und Opernenthusiasten. Letztere führen zumeist einen Lebensstil, der mit Familie unvereinbar ist (zumindest hier in Wien, wo es mehrere Opern gibt, in die man am Abend gehen kann), erstere eher seltener. Auch sind hier die Gemeinsamkeiten allgemein nicht sehr groß, denn ein Kammermusikliebhaber wird vielleicht ein-, zweimal im Jahr in die Oper gehen (so wie ich z.B) während ein Opernliebhaber höchstens für Symphonien und Konzerte Restbegeisterung zeigt.

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  • Lieber Felix Meritis,


    meiner Meinung nach ist weniger die Globalisierung an sinkendem Interesse an klassischer Musik schuld (wenn das überhaupt so ist), sondern fehlende musische Ausbildung in den Schulen. In den 50-er Jahren - das ist meine Schulzeit - hatten wir Musikunterricht, lernten Noten kennen, hörten bestimmte klassische Stücke, auch Opern. Ich erinnere mich jetzt noch daran, wie unser Musiklehrer Herr Robert Hanell - der Vater des Chefdirigenten der Komischen Oper - uns auf dem Klavier den Anfang der Forelle vorspielte. Die Musik habe ich mein Leben lang im Ohr gehabt.


    Wir besuchten das Theater im Jugendanrecht, auch Jugendkonzerte, lernten fast alle Instrumente. Das alles fehlt heute als Grundlage für ein Musikinteresse, welches über Rock hinausgeht. Schade drum, die Jugend verdummt größtenteils am Computer.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zum einen meine ich nicht, daß der Computer an sich eine "verdummende" Einrichtung ist. Früher wurden Schundhefte verschlungen, heute sieht man Schundfilme und geistlose Computerpiele. wobei es für Computer auch ganz hervorragende Spiele gibt, seien es Adventures oder Wirtschaftssimulationen, Flusimulatoren oder sonst zum Denken anregende Produkte.
    Dies nur am Rande.
    Persönlich glaube ich, daß die klassische Musik an sich nicht rückläufig ist (was ja eigentlich in diesem Thread auch nicht das Thema ist - aber akzeptieren wir es einmal als brauchbaren Nebenzweig) sondern daß heute Leute in Positionen gekommen sind, wo sie vor zig Jahren nicht die geringste Chance gehabt hätten. Wir haben eine Clique gezüchtet, welche zwar in vielen Fällen (aber beileibe nicht immer) ihr Fach beherrscht, aber darüber hinaus weder Bildung - noch das Bedürfnis danach hat.


    Anspruchsvolle Literatur, Musik, Malerei - als das hat in ihrem Leben nur dann Platz, wenn es entweder vermarktbar ist - oder eine politische Aussage , bezogen auf die heutige Zeit darstellt.


    Das mag unter anderem dazu führen, daß "klassische Musik" kein "Statussymbol" mehr darstellt, Kleidung eigentlich auch nicht.


    Sehen wir die andere Seite der Medaille. Wann hat es je ein Zeitalter gegeben wo Musikfreunde 5, 10 oder mehr Gesamtaufnahmen aller Beethovensinfonien ihr eigen nennen konnten ?


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • meiner Meinung nach ist weniger die Globalisierung an sinkendem Interesse an klassischer Musik schuld (wenn das überhaupt so ist), sondern fehlende musische Ausbildung in den Schulen.


    Diese Auffassung ist mir schon mehrfach begegnet, ich glaube aber, dass sie insgesamt nicht besonderst stichhaltig ist. Dass sich in der Institution Schule so manches, nicht nur hinsichtlich der Lehrpläne, verändert hat, ist unbestritten, aber eine musische Ausbildung im Rahmen des Musikunterrichtes findet insgesamt aber statt, nebst Notenlesen, Hören klassischer Musik etc. Wenn der Musikunterricht heute anders als vor zehn, zwanzig, fünfzig Jahren erteilt wird, mag man darin eine Ursache für mangelndes Interesse junger Menschen an Klassik vermuten, doch ich sehe das anders.


    Die Lebenswelten heutiger Schüler, ihre Interessen, ihre Aufmerksamkeitsspannen sind veränderte und persönlich bin ich der Auffassung, dass mehr als früher Fragen der Zugehörigkeit zu einer von Äußerlich- und Oberflächlichkeiten geprägten, uniformen Individualismuskultur von Bedeutung sind. Ausscheren ist da keine Option. Jugendzeitschriften, Charts, zielgruppenorientierte Medien bestimmen den Geschmack. Anzunehmen, ein guter Musikunterricht könnte maßgeblich zu einer gesteigerten Begeisterung für Klassik führen, halte ich für einen Trugschluss. Übertragen auf ein anderes Fach: Ja glaubt denn jemand ernsthaft, selbst der beste Literaturunterricht könne Goethe-, Schiller- und Shakespeare-Anhänger schaffen? In einer Zeit, in der man unter mehr als dreizeiligen Internetkommentaren schon mal die Reaktion "nicht gelesen - zu lang" findet? Wo soll denn, mal polemisch, die zwischen Statusmeldungen verfassende und modischen Styling zerissene Jugend Zeit für Beethoven nehmen? Dass darf (und wird!) natürlich den Enthusiasmus und die hehren Ziele der Lehrer nicht schmälern, doch auch über die Erfolgsquote sollte man sich keine falschen Vorstellungen machen. :S

    "Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheiten bei, als alle Kunst der Medizin." (W.A. Mozart)

  • Ich muss Lynkeus hier Recht geben. Ich hatte in der Schule sieben Jahre lang Musikunterricht und außer mir ist noch ein einziger Mitschüler Klassikliebhaber gewesen (was ich selbst damals in viel geringerem Ausmaß war als jetzt), und dieser Mitschüler spielte "von Haus aus" Klavier. In unserem Musikunterricht haben wir durchaus auch Harmonielehre durchgenommen (Kadenzen auf Dreiklänge z.B) - ohne bleibende Wirkung.

  • Und ich möchte ein wenig widersprechen. Ich glaube nicht nur, sondern ich weiß aus Erahrung, dass Lynkeus die Möglichkeiten zu gering schätzt, die schulischer Unterricht im Hinführen auf Literatur und klassische Musik besitzt.


    Was die Frage betrifft: "Ja glaubt denn jemand ernsthaft, selbst der beste Literaturunterricht könne Goethe-, Schiller- und Shakespeare-Anhänger schaffen?" Ja, ich glaube das! In Einzelfällen natürlich!


    Vielleicht sollte man diesbezüglich nicht nur von den eigenen, subjektiven Erfahrungen ausgehen. Was erreicht werden kann, das hängt - wie so oft in der Schule - in entscheidendem Maß vom jeweiligen Lehrer bzw. von der Lehrerin ab. Es gibt tatsächlich auch heute noch Pädagogen, die in ihrer Schule ein veritables Kammerorchester, ja sogar ein kleines Sinfonieorchester aufzubauen in der Lage sind und regelmäßig Konzerte veranstallten, zu denen die ganze Schulgemeinde eingeladen wird.


    Zugegeben: Ohne ein entprechendes Elternhaus kann das nur schwer gelingen. Hier liegt das eigentliche Problem. Weniger in der Schule!

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  • Helmut, deinen Ausführungen ist wenig hinzuzufügen. Die Schule kann in Einzelfällen junge Menschen begeistern, zur festen Verankerung der klassischen Musik in der Gesellschaft ist aber im Allgemeinen vor allem das Elternhaus notwendig. Und hier bröckelt die Basis eben mit jeder Generation mehr weg.

  • Zum einen meine ich nicht, daß der Computer an sich eine "verdummende" Einrichtung ist. Früher wurden Schundhefte verschlungen, heute sieht man Schundfilme und geistlose Computerpiele. wobei es für Computer auch ganz hervorragende Spiele gibt, seien es Adventures oder Wirtschaftssimulationen, Flusimulatoren oder sonst zum Denken anregende Produkte.


    Natürlich sehe auch ich im Computer eine nützliche Erfindung, sonst wäre ich ja nicht Mitglied im Tamino. Computer sehe ich in erster Linie als ein Bildungsinstrument, in zweiter Linie als Kommunikationsmittel.


    Aber was darüberhinaus geboten wird, angefangen von geistlosen Ballerspielen bis zum geistigen Diebstahl, das ist nicht so gut. Jeder Jugendliche, fast jedes Kind sitzt stundenlang am Computer, ohne Interesse an anderen Dingen. Welches Kind bolzt denn heute noch auf der Straße, so wie wir das taten? Wer hat noch Interesse am spielerischen Freizeitaktivitäten an der frischen Luft (klingt so richtig altmodisch). Nee, Computerspiele verdrängen bei vielen alles andere, auch Interesse daran, Musik zu machen, sich mit anderer Musik zu befassen als Bum bum bum!


    Klar gibt es auch intelligente Computerbeschäftigung mit Spielen. Ich scheue mich nicht, zuzugeben, daß ich ab und an gegen mich selbst Skat spiele, aber der Höhepunkt bleibt das monatliche Spiel mit Freunden, mit echten Karten und echtem Bier.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich muss Lynkeus hier Recht geben. Ich hatte in der Schule sieben Jahre lang Musikunterricht und außer mir ist noch ein einziger Mitschüler Klassikliebhaber gewesen (was ich selbst damals in viel geringerem Ausmaß war als jetzt), und dieser Mitschüler spielte "von Haus aus" Klavier. In unserem Musikunterricht haben wir durchaus auch Harmonielehre durchgenommen (Kadenzen auf Dreiklänge z.B) - ohne bleibende Wirkung.


    Natürlich stimmt das. Nicht jeder, der in der Schule vom Lehrer die Forelle vorgespielt bekommen hat, ist Klassikfan geworden. Aber bei uns hat das der Lehrer getan, und es ist bei mir hängen geblieben. Ich habe ja dann auch Instrumente spielen gelernt. Wenn in jedem Schuljahr nur 1-2 Schüler durch die Schule klassische Musik lieb gewonnen haben, dann ist das ein toller Erfolg.


    Bei uns findet Musikunterricht nicht mehr in der Schule statt, sondern in Musikschulen, mitunter in spezialisierten Gymnasien. In den Grundschulen, vielleicht sogar schon im Kindergarten können aber Interessen entdeckt, gefördert werden. Das ist ein eindeutiger Mangel in der Allgemeinbildung der Heranwachsenden!


    La Roche

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    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zit La Roche: "Aber bei uns hat das der Lehrer getan, und es ist bei mir hängen geblieben. "


    Ich wollte nicht von eigenen schulischen Erfahrungen in Sachen Musikunterricht sprechen, da diese in großer zeitlicher Ferne stattfanden und schwerlich auf heutige Verhältnisse übertragbar sind. Im Grunde bestätigt aber La Roche, was ich sagen wollte. Es hängt durchaus vom Lehrer/der Lehrerin und seinen/ihren pädagogischen Fähigkeiten ab, ob es gelingt, Schüler an die klassische Musik heranzuführen. Das st sehr wohl auch im heutigen Musikunterricht noch möglich. Und mir ging es darum, diesen nicht in allzu schlechtem Licht erscheinen zu lassen.

  • Es scheint ein gesellschaftliches Phänomen zu sein:


    Die Schuld an einer Misere haben grundsätzlich andere.


    Hier sind es das böse, böse Internet die, Schule und natürlich die Eltern.


    Ja glaubt denn hier keiner an die Überzeugungskraft der Kompositionen, an den Kern der Qualität, der in der Klassik steckt? An die Selbsterhaltungskraft, die in diesem Musikgenre steckt?


    Vielleicht sollten hier einige Schreiber mal einfach ihr persönliches "Geschmäckle" weglassen und sich mal an die eigene Nase fassen. Kann es nicht so sein, das hier ein Stillstand stattfindet, die alten Helden in Aufnahmen vergöttert werden, ohne zu merken, das die Interpretationen "Geschmacksgeladen" sind?


    Stattdessen werden neue Wege, die sich beileibe nicht von der Musikliteratur entfernen, im Gegenteil, sie neu erforschen, damit abgetan, das sie nicht gefallen.


    Aber bleibt mal lieber bei euren Schuldzuweisungen an Andere.


    Ist ja auch so was von "In".

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  • Thomas Sternberg fragt: "Ja glaubt denn hier keiner an die Überzeugungskraft der Kompositionen, an den Kern der Qualität, der in der Klassik steckt?"


    Ich bin sicher, dass alle, die hier schreiben und sich zu diesem Thema äußern, von der "Überzeugungskraft" der Werke klassischer Musik überzeugt sind. Sie haben sie schließich am eigenen Leib erfahren, sonst wären sie nicht hier im Forum.


    Nein, das Problem ist: Man muss den Werken klassischer Musik als Hörer oder/und - was darüberhinaus wünschenswert wäre - als aktiver Musiker erst einmal begegnen, damit sie die "Überzeugungskraft" entfalten können, die sie aufgrund ihrer"Qualität" besitzen.


    Und hier nun ist es eine - und entsprechende empirische Untersuchungen fundierte - Tasache, dass das Elternhaus diese Hinführung zur klassischen Musik immer weniger leistet. Es ist eine Tatsache, dass beim Konzertpublikum der Altersdurchschnitt immer mehr steigt. Und es ist eine Tatsache, dass die Schule sich zwar bemüht, im Musikunterrischt dieser Entwicklung gegenzusteuern, dass sie hierbei aber Kompromisse eingehen muss, weil sie gegen die Allmacht der Pop-Musik und das durch sie geprägte Hör-Verhalten anzugehen hat.

  • Mit dem Begriff "Klassikliebhaber" - genau genommen muss dann auch die "Klassikliebhaberin" hinzu treten - kann ich nichts anfangen. In Zeitungen lese ich manchmal auch von "Sonnen-Liebhabern", "Käse-Liebhabern", "Natur-Liebhabern", "Wein-Liebhabern" und wer weiß noch alles. Das ist natürlich blanker sprachlicher Unsinn. Wie es diese nicht gibt, gibt es jene nicht. Das ist verschiedentlich zum Ausdruck gekommen im Thread.


    Im Kern geht es darum, warum manche Menschen klassische Musik lieben im Sinne von sehr gern und ständig hören und daraus etwas gewinnen für sich, andere aber mit solcher Musik nichts anfangen können, sich sogar belästigt davon fühlen. So lange ich darüber nachdenke, so wenig bin ich hinter dieses Phänomen gekommen. Mit Bildung an sich hat es wenig bis gar nichts zu tun. Kein noch so guter Lehrer wird in Kindern die Leidenschaft für Mozart, Beethoven oder meinetwegen auch Bartok wecken können, wenn da nichts zum wecken ist. Ich kenne Menschen mit höchster akademischer Bildung, die durch viele Schulen gegangen sind und heute nicht Bach von Künneke unterscheiden können. Andere wieder gehen zweimal im Jahr ins Konzert und sitzen sich wacker durch eine Brahms-Sinfonie weil es halt dazu gehört. Lehrer im engeren und weiteren Sinne können allenfalls hervorholen, was an Neigung und Begabungen vorhanden ist. Das ist allerdings eine nicht zu unterschätzende Gabe. Manchmal bahnen sich musische Interessen auch von selbst ihren Weg.


    Ich bin in einer ganz kleinen Stadt aufgewachsen, wo die einzige Musik aus der völlig verstimmte Orgel in der Kirche kam. Immerhin. Mit 11 oder 12 hörte ich im Radio zufällig die Ouvertüre zum "Fliegenden Holländer". Sie war meine Initialzündung, sie schlug ein wie eine Bombe. Plötzlich war alles anders. Eine Tür war ganz weit aufgestoßen. Erst danach suchte ich weitere Informationen und fand später Kontakt zu vielen interessanten Leuten, die meinen kleinen Horizont immer mehr erweiterten. Und auch heute noch bin ich froh, wenn ich etwas neues erfahren oder anderen etwas dieser Art geben kann. Liebe zur Musik endet nie. Sie ist eine positive Sucht. Entzug wäre lebensbedrohlich.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Man ist man eigentlich Klassiikliebhaber? Gilt das auch wenn man andere Musikrichtungen hört oder muss man um das zu sein nur klassische Musik hören? Was mir noch aufgefallen ist, weil das auch angesprochen wurde, dass der Altersdurchschnitt in Konzerten wesentlich höher ist als in der Oper.

  • So unterschiedlich können Meinungen sein. Bei mir war halt der Auslöser für Klassikliebe mein Musiklehrer und der Besuch von Jugendkonzerten im Theater. Ich glaube nicht, daß ich ohne diese Erlebnisse Interesse für Wagner oder Mahler bekommen hätte!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Nur noch ein Nachtrag zu dem, was die Schule hier leisten kann:


    Als ich mit elf Jahren, 1983, aufs Gymnasium kam, hatte ich in den ersten beiden Jahren - also 5. und 6. Klasse - Musikunterricht bei einem Lehrer, den man getrost als ausgewachsenen Misanthropen bezeichnen konnte. Er sah in sich wohl einen Musiker, der eigentlich Besseres verdient hatte, als Schülern etwas über Musik beizubringen (er hat auch immer wieder betont, dass drei Kinder und ein Haus bezahlt werden müssten und dass ihn dies genötigt habe die finanzielle Sicherheit des Lehrerberufs zu suchen). Wie dem auch sei, er war unbeliebt unter uns Schülern, er genoss keinerlei Respekt - und, das muss ich einschieben: als Lehrer an einem bayerischen Provinzgymnasium vor dreißig Jahren musste man schon ein ausgewachsener Volldepp gewesen sein, um bei Schülern keinen Respekt zu genießen, jaja, so waren die Zeiten damals noch ... :D


    Um zum Kern zu kommen: Einer der Grundpfeiler des überwiegend menschenfeindlich durchgeführten Unterrichts dieses Herrn bestand darin den Klassen Musik von der Schallplatte vorzuspielen. Dabei hatte absolute Ruhe zu herrschen; wer das nicht hinbekam, durfte sich auf sinnfreie, aber arbeitsintensive Zusatzaufgaben einstellen.


    Und so saß ich da und wurde zum Musikhören quasi genötigt - und siehe da --- es fruchtete: nachdem ich einen Grobdurchgang durch die bekanntesten Werke der klassischen Musik um die Ohren gepfeffert bekommen hatte, war ich unversehens (etwa im Verlauf eines Jahres) zu einem Liebhaber klassischer Musik geworden. Meine gesamte Umgebung war erschrocken, was denn in den armen Jungen gefahren sei ... aber, es ist absolut klar: dieser Musikunterricht hat mich für die Klassik begeistert.


    Ergo: Schule kann also doch etwas bewirken :D


    Grüße,


    Garaguly

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  • Wie Helmut bereits anmerkete, ist es ganz sicher so, dass für einzelne Menschen diese Schul-Initialzündung passiert ist, aber das zu generalisieren, greift zu kurz...gerade das Beispiel von garaguly ist doch interessant...wie viele deiner Mitschüler sind denn auch Klassikhörer geworden? Letztlich lag es wohl vor allem an dir, also gemeint ist, dass du schon von vorneherein etwas mitbrachtest, was geweckt werden musste. Da bin ich nämlich nah bei rheingold...ich glaube, man muss das in gewisser Art in sich haben und dann kann Hilfe auch fruchten.
    Wenn der Musikunterricht früher besser war, warum sind dann nicht alle Schüler von damals auch Klassikhörer geworden?
    Es ist eben auch eine sehr persönliche Sache, denke ich.
    Wenn ich recht gelesen habe, gibt es im forum doch durchaus Mitglieder denen weder durch Elltern noch Lehrer ihre Liebe zur Klassik vermittelt wurde, sonder die "ganz von selbst" dazukamen.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Dieser Thread hat sich ganz interessant entwickelt, deshalb habe ich ihn ungestört gelassen. Mein EIGENTLICHES Ziel jedoch, als ich ihn gestartet habe, war, aufzuzeigen, daß es nur sehr wenig bis nichts ist, was uns alle verbindet.
    Jeder setzt den Schwerpunkt "Klassische Musik" woanders, mancher langweilt sich bei Bach, andere finden Beethoven als "militärisch, wieder andere meinen Haydn und Mozart wären out, wogegen "meine" Fraktion gewissen Werken des 20. Jahrhunderts sogar das Recht absprechen möchte, noch als "klassische Musik", ja als "Musik" überhaupt bezeichnet zu werden. Da gibt es die Klavierfreaks, diejenigen, die ultralaute sinfonische Werke lieben, die Melodiker, die Rhythmiker, die konservativen Bewahrer, die Erneuerer, die Elitären, die Analytiker, die Genusshörer, die Gelegenheitshörer, die Opernfreunde, die Kammermusikanhänger, die "Streithanseln" und die "Harmoniesüchtigen".
    Alle unter eine Hut zu bringen ist sehr schwierig.
    Wie können das nicht ändern - aber es sollte uns stets bewusst vor Augen sein, bevor wir etwas beleidigendes in die andere Richtung schreiben.


    mit freundlichen Grüßen aus wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zit. Alfred Schmidt:" ...daß es nur sehr wenig bis nichts ist, was uns alle verbindet."


    Diese Feststellung lese ich mit Verwunderung. Gewiss, es hat jeder so seine Vorlieben, seinen spezifischen Geschmack, seine Aversionen und Präferenzen. Aber selbst bei größter Diskrepanz in all diesen spezifischen persönlichen Gegebenheiten bleibt doch eine ganze Menge, was alle Liebhaber klassischer Musik verbindet.


    Ich bin jetzt in der Versuchung, einige dieser "Faktoren" auzuzählen, die hier zu nennen wären. Da wäre zum Beispiel ein ganz spezifisches Hör-Verhalten, eine "Rezeptionshaltung" der Musik gegenüber, die uns alle verbindet. Da wäre so etwas wie eine "Anspruchshaltung": Die Erwartung, dass Musik uns etwas zu sagen hat, das über die reine akustische Reizüberflutung hinausgeht. Vielleicht auch - und damit zusammenhängend - ,dass man über Musik reden kann, dass sie so viel eigene Substanz aufweist, dass sie eine Grundlage für Kommunikation über sie bietet.


    Aber ich möchte das gar nicht weiterführen. Viel mehr würde mich interessieren, was meine Tamino-Gesellinnen und -Gesellen an Gemeinsamkeiten nennen würden, die wir alle miteinander gemein haben.

  • (...) wogegen "meine" Fraktion gewissen Werken des 20. Jahrhunderts sogar das Recht absprechen möchte, noch als "klassische Musik", ja als "Musik" überhaupt bezeichnet zu werden.

    Also, da fühle ich mich angesprochen und muß Zustimmung signalisieren...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Diese Feststellung lese ich mit Verwunderung. Gewiss, es hat jeder so seine Vorlieben, seinen spezifischen Geschmack, seine Aversionen und Präferenzen. Aber selbst bei größter Diskrepanz in all diesen spezifischen persönlichen Gegebenheiten bleibt doch eine ganze Menge, was alle Liebhaber klassischer Musik verbindet.

    So sehe ich das auch. Es gibt große Rock- und Pop-Liebhaber und Klassikliebhaber, die alle gemeinsam verbindet, dass sie klassische Musik lieben. Das reicht vom klassischen Ballett bis zur klassischen Operette, von Opern über Klavier- und Orchestermusik, Barockmusik, Messen, Passionen, Kunstlied usw. Es ist doch selbstverständlich, dass die Schwerpunkte unterschiedlich gesetzt sind. Aber davon zu sprechen, dass Klassikliebhaber nur wenig bis nichts verbindet, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Ich würde die Frage, ob es Klassikliebhaber gibt bejahen und diese für mich (spontan) definieren als Menschen, die einen relevanten Teil ihrer Ressourcen (Finanzen, Freizeit) freilwillig in klassische Musik investieren, sei es hörend, musizierend, komponierend und was es da sonst noch gibt. Und wahrscheinlich ist das schon der kleinste gemeinsame Nenner, denn danach erfolgt die Aufteilung innerhalb der Musik (nach Gattung, Komponisten, Epochen) und der Art der Rezepzion (mit Noten, nur von Konserve, konzentriert, nebenher, täglich eine Stunde etc.) Da sind die Unterschiede schon beträchtlich.


    Ich habe die Frage nach dem Klassikliebhaber aber auch als Frage nach außermusikalischen Gemeinsamkeiten verstanden, die gleichsam den stereotypen Klassikhörer kennzeichnen, frei nach dem Motto: Der durchschnittliche Klassikhörer ist 42, männlich, bevorzugt Wein statt Bier, kann Krawatte binden und staubt, wenn man ihm auf die Schulter klopft. Ob es solche Korrelationen gibt, fände ich interessant. Es ist ja schon heiß diskutiert worden, ob Klassikhörer vornehmlich männlichen Geschlechts sind und festgestellt worden, dass der Altersdurchschnitt im Konzertpublikum die 20-Jahre-Marke selten unterläuft. Wie sieht er also aus, der Klassikhörer?


    Aber davon zu sprechen, dass Klassikliebhaber nur wenig bis nichts verbindet, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.


    Es käme auf ein Experiment an! Eine willkürliche Auswahl von Menschen, die sich selbst als Klassikliebhaber bezeichnet, wird ausgewählt und verbringt gemeinsam eine Woche im Schullandheim. 8| Wie das wohl ausgeht? Ob da Einnehmlichkeit herrscht bei Fragen, ob es Tee oder Kaffee geben soll, über den Zeitpunkt des Aufstehens, die Badnutzung, ob man lieber ein Schach- oder Skatturnier durchführt, wandert oder Rad fährt. Ob es mehr gibt, als die Liebe zur klassischen Musik, das (fast) alle verbindet? Auf der Rückfahrt vom Schullandheim eskaliert die Situation, als die Opernfreunde, nachdem sie ein Streichquartett Mozarts über sich ergehen ließen, über Mikfrofon bekannt geben, es sei nur fair, nach jedem Werk einen Wechsel vorzunehmen und mit diesen Worten dem Busfahrer "Die Meistersinger von Nürnberg" reichen.

    "Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheiten bei, als alle Kunst der Medizin." (W.A. Mozart)

  • Zit: "Es käme auf ein Experiment an!"


    Das "Experiment" ereignet sich hier in diesem Forum. Und wer die Fülle der Beiträge daselbst unter der Fragestellung dieses Threads liest, wird ohne große Mühe eine Fülle von Gemeinsamkeiten entdecken, die alle diejenigen miteinander verbindet, die diese Beiträge verfasst haben.


    Es gibt ihn, den "Klassikliebhaber".
    Eine andere Frage ist, ob er vielleicht vom Aussterben bedroht ist, - oder gar schon auf dem besten Weg dahin.

  • Ob das mit dem Schullandheim, wie eben erwähnt, so oder anders funktionieren würde, kann ich nicht beurteilen.
    Aber bei den ersten Tamino-Treffen, bei denen ich dabei war, hat die Verbindung funktioniert: Da treffen sich mindestens ein Dutzend Leute, die sich nicht kennen, alle verschieden, zwischen 18 und 75 Jahren - und es funktioniert prima. Kein Streit, nur freundliche Worte, nette Gespräche, nicht nur über klassische Musik, Harmonie. Viele verabreden sich für weitere Treffen, es entstehen Freundschaften.
    Viele sind heute noch in enger Verbindung, obschon längst nicht mehr bei Tamino aktiv.
    Freunschaft durch klassische Musik - dank Tamino!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Es gibt ihn, den "Klassikliebhaber".
    Eine andere Frage ist, ob er vielleicht vom Aussterben bedroht ist, - oder gar schon auf dem besten Weg dahin.


    Wenn wir dieses Frage beantworten wollen - sei es mit richtigem oder falschem Ergebnis, dann müssten wir die Tonträgerindustrie befragen. Aber das funktioniert nicht weil


    a) man dort keine Aufzeichnungen über die Altersverteilung hat.


    b) die Verkäufe von Klassikaufnahmen rückläufig sind.



    Daraus wird (meiner Meinung nach fälschlicherweise) geschlossen, daß das Interesse an diesem Genre nachgelassen habe.
    Das stimmt aber nicht unbedingt. Der Rückgang kann auch dadurch bedingt sein, daß der Markt gesättigt ist. (Fast) jeder Klassikfreund hat schon (fast) alles. Schallpallten - CDs und andere Tonträger werden vererbt , werden gegenseitig verliehen. Die Neuaufnahmen interessieren nur wenig, bzw nur das Nischenrepertoire . und hier natürlich nur eine Minderheit.


    Sehen wir die Beteiligung der Klassikgemeinde in Internetforen an, so bietet sich (mir) folgendes Bild.


    Eine Gruppe der Klassikfreunde besitzt gar keinen Computer.
    Eine Gruppe der Klassikfreunde besitzt einen Computer - aber kein Internet
    Eine Gruppe der Klassikfreunde meidet Internetforen weil da oft gestritten wird.
    Eine Gruppe der Klassikfreunde meidet Klassikforen, weil sie Angst haben nicht mithalten zu können
    Eine Gruppe der Klassikfreunde meidet Klassikforen, weil sie prinzipiell nur mit Leuten ihres Standes Kontakte pflegen
    Eine Gruppe der Klassikfreunde liest zwar mit, ist aber sprachlich unbegabt
    Eine Gruppe der Klassikfreunde hat bei einer Registrierung Angst vor versteckten Kosten
    Eine Gruppe der Klassikfreunde hat Angst vor unserer Kompetenz
    Eine Gruppe der Klassikfreunde empfindet die Beiträge als zu seicht
    Eine Gruppe der Klassikfreunde ist am liebsten allein
    Eine Gruppe der Klassikfreunde weiß nicht mal, daß es unser Forum gibt......
    Eine Gruppe der Klassikfreunde fühlt sich zu alt für unser Forum
    Eine Gruppe der Klassikfreunde fühlt sich zu jung für unser Forum
    Eine Gruppe von Klassifreunden möchte gern ein "streitbareres" Forum, wo nicht jeder gleich beleidigt ist.
    Einige haben versucht sich zu registrieren wurden aber "aussortiert", bzw wollten ihre Identität nicht preisgeben


    Wie man sieht, haben es in dieser Hinsicht Technik- Sport - Sex- und Wischi-Waschiforen leichter....


    Auch ich hätte dieses Forum nie gegründet, wenn Fonoforum noch den Stil der Vergangenheit pflegte, bzw die Radiosendung "Lieben Sie Klassik" noch existierte.........denn auch ich bin eigentlich ein introvertierter Einzelgänger der kaum Widerspruch erträgt....
    Aber mit Selbstdisziplin geht letztlich alles....


    mit freundlichen Grüßen
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das "Experiment" ereignet sich hier in diesem Forum.


    So ist es, lieber Helmut, und wer die Fülle der Beiträge liest, die durch den Kitt Klassische Musik verbunden sind, wird feststellen, dass die Festigkeit dieses Bindemittels zuweilen starken Belastungen ausgesetzt ist.


    Und wer die Fülle der Beiträge daselbst unter der Fragestellung dieses Threads liest, wird ohne große Mühe eine Fülle von Gemeinsamkeiten entdecken, die alle diejenigen miteinander verbindet, die diese Beiträge verfasst haben. (Hervorhebungen von Lynkeus.)


    Das ist eine gewagte These und da bitte ich dich um Konkretisierung. Was verbindet denn uns alle neben der Liebe zur Klassik? Das sollte schon etwas konkreter sein als horoskopartige Aussagen à la Klassikfreunde sind an Anregungen interessiert, urteilen in manchen Situationen jedoch nicht objektiv. Mit anderen Worten: Gibt es ganz konkrete Charaktereigenschaften, Persönlichkeitsmerkmale, Fähigkeiten, Mentalitäten die mit dem Lieben klassischer Musik korrelieren?


    Wie kann/muss der Satz weitergehen: Wenn jemand ein Liebhaber klassicher Musik ist, dann... (?)


    Viele Grüße :hello:

    "Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheiten bei, als alle Kunst der Medizin." (W.A. Mozart)

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