Angriff und Verteidigung - Geliebte und gehasste Interpreten

  • Nein der Threadtitel ist diesmal weder übertrieben, noch geschmacklos, noch plakativ - Er entspricht traurigerweise der Realität.


    Wenn jemand gegen einen Interpreten ein Vorurteil, einen Widerwillen, Abneigung etc hat, dann tut er es gern seiner Umwelt kund.
    Das gilt nicht nur für Klassikhörer und CD- Sammler, nein auch für Musikkritiker, die im Extremfall ihre vermeintliche oder real existierende Klassikkompetenz ins Rennen werfen um gewisse Interpreten zu diskreditieren. Das wiederum führt dazu, daß sich die Bewunderer jener Interpreten veranlasst sehen ihre Lieblingskünstler zu vertreidigen - oft mit verve und Eloquent, oft mit verbissener Hartnäckigkeit.


    Das alles passiert tagtäglich, von einer größeren Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, da "Klassische Musik" heutzutage keinen sehr hohen Stellenwert hat.


    In Internetforen, die sich mit klassischer Musik befassen ist dies jedoch anders. Hier gewinnt man gelegentlich den Eindruck, zwei Preisboxer lieferten einander ein Gefecht, angefeuert durch die Zuschauer, die zwar meistens schweigen, aber den idealen Rahmen für einen Verbalwettbewerb mit Untergriffen und anderen Tricks bieten. Man weiß:
    Hier ist man im Zentrum des Interesses.


    Von diesen Kämpfen gibt es zahlreiche Ab- und Spielarten, beispielsweise jene, wo ein ganzes Forum sich auf einen Interpreten einschiesst iund dessen wenige Anhänger entweder das wite suchen - oder eingeschüchtert oder verbittert schweigen.


    Diese Konstellation führt wiederum dazu, daß gewisse Interessaenten sich einem Forum gar nicht erst anschliessen, bzw jene die sich anschliessen mit der der Majorität gemeinsame Sache machen.


    Solch eine Entwicklung ist auf lange Sicht gesehen der Tod jeglicher Internet Community - weshalb der Webmaster-Administrator versucht solchen Entwicklungen - je nach eigener Mentalität - mit mehr ohder weniger drastischen Maßnahmen Einhalt zu gebieten, wodurch er von Teilen der User in die Ecke der Diktatoren gerückt wird, nämlich zumeist von jenen Teilen die Meinungsfreiheit mit der Freiheit zur öffentlichen Beleidigung verwechseln. Manche nennen diesen Missbrauch der Meinungsfreiheit "Demokratie"
    Ich will hier nicht polemisieren, aber überall wo diese Form der Demokratie geduldet wird hat sie eine "Blutspur" hinterlassen, damit meine ich vergraulte Forianer und verwaiste Foren en masse.


    Natürlich ist Kritik an Interpreten gestatte -ja sogar erwünscht - worüber würden wir sonst diskutieren ? Aber sie soll sachlich, meinetwegen ein wenig ironisch witzig - aber niemals gehässig uber einen bestimmten Punkt hinaus sein.


    Man darf nicht vergessen: Diese Leute machen Musik - nichts weiter.


    Ergänzung:


    Zitat

    Es kann doch wohl nicht ein Pro- Kontra- Argument sein, wie berühmt er ist?


    In gewisser Hinsicht schon.


    Berühmt, prominent oder bekannt - das sind verschieden Begriffe -
    die leider heutzutage als Opfer der Vereinheitlichung unserer Sprache in einen Topf geworfen werden.


    Wenn ich Berühmtheit als Wertmaßstab nicht akzeptiere - wer setzt dann sonst die Wertmaßstäbe ?


    Ist der verbitterte, allgemien unbekannte Interpret im Schmollwinkel, wo das Publikum zu buhen beginnt, sobald er nur den ersten Ton singt, spielt oder den Taktstock hebt das zukünftige Maß aller Dinge ?


    Oder ist das idealbild des Künstlers jener, der sich sozial oder politisch -natürlich auf der "richtigen" Seite - engagiert ?



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das ist ganz einfach.
    Sie machen die Inszernierungen um politischen Einfluß auszuüben - und die Gesellschaft zu verändern. ich bin nicht gewillt, hier einen neuen Regietheaterthread zuzulassen und werde jedes weitere Statement zu diesem Thema IN DIESEM THREAD löschen , weil es nicht hierhergehört.


    Dennoch eine sachliche Begründung: Große Opernhäuser sind knapp, somit nimmt jegliche Inszenierung egal wie beschaffen - einer anderen Raum weg.


    Konzertsäle - es gibt hingegen genügend halbleere sind mehr als genug vorhanden und das Angebot ist vielfältig.


    Im Konzertsaal kommt es eigenartigerweise seltener zum Eklat, als in der Oper, darüber könnte man nachdenken.
    Meist werden jedoch CDs angegriffen, bzw jene Interpreten die dafür verantwortlich zeichnen.
    Hier ist (derzeit noch) der Konsument das Maß aller Dinge:
    CDs die sich nicht verkaufen werden schonungslos aus den Katalogen entfernt, da kann die Lobby des Künstlers loben, drohen oder jaulen.


    Das Einzige was man tun kann ist als privater Sponsor solche, CDs zu finanzieren. Man erhält im Gegenzug dafür attraktive Bieruntersetzer (die allerdings nicht saugen)


    Wäre die Tonträgerindustrie staatlich subventioniert - wie es Opernhäuser leider sind - dann hätten wir zeitgenössisches en masse.
    So aber verkommt das Ungeliebte - und das Geliebte (also auch Musik des 17. und 18. Jahrhunderts) überlebt - zumindest einigermaßen.


    UND DAS ist genau jener Unterschied zum Regietheater, wo die Steuergelder ALLER für etwas ausgegeben werden was mehrheitlich abgelehnt wird.
    Zurück zum Thema !!!!


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred ,



    es erforderlich , dass jemand begründen k a n n , warum er einen Künstler


    1. als Person


    2. als Interpreten


    nicht "mag" .


    Mit "gefällt mir nicht" stellt jeder Autor vor allem sich selbst ein Armutszeugnis aus .


    "Man" ( auch Frau ) sollte eine Persönlichkeit schon näher kennen, um solch eine abwertende , u. U. vernichtende , Aussage treffen zu können .


    Und wie steht es mit einer Analsyse der ( berühmten ) Musikkritiker ???


    Welche sind denn deren Masstaäbe ? Welche deren Argumente ( falls sie überhaupt welche haben ) ? Diese Analyse muss auch einbeziehen , woher sie ihre Legitimation haben , Karrierne zu "begleiten" - aufzubauen wie , was schlimmer ist , zu vernichten .


    Aussagen wie "...daran dürften private Probleme nicht einen unerheblichen Anteil haben...." können durch einen Leser ( wahrscheinlich auch durch den Rezensenten ) kaum nachvollzogen werden . Und woran soll ein Leser diese Aussage in einer Interpretation überhaupt erkennen ?


    Und warum werden anerkannt grosse Interprten zum Beispiel in "Fach"-Büchern nicht einmal im Register erwähnt ? Das ist wahrscheinlich besser als ein jahrelang stehen bleibender Verriss ( obwohl es auch die meinung gibt, entscheidend sei es , überhaupt erwähnt zu werden ) .


    Welchen direkten Einfluss haben die grossen Agenturen auf die Meinungen der Zuhörer , welchen die Zeitungsherausgeber auf die "Meinung" der Feuilletonmacher ihrer Blätter ? Diese Liste liesse sich mühelos verlängern .


    Warum wird ein Buchautor etwa vom leidenschaftlichen Anhänger eines schon oben angekommenen Künstler s zu einem seiner schärfsten Widersacher ?


    Gibt es regelrechte Repertoireabsprachen unter berühmten Interpreten ?


    Meine Erfahrung ist die , dass "man" einen Künstler in seiner vielschichtigen Persönlichkeit nach einer längeren Begegnung auf privater Ebene ganz neu , vor allem "objektiver" , kennenlernen kann als durch jede Aufnahme .


    Dafür habe ich im Laufe der Jahre mehrere Beispiele direkt , also persönlich erleben können .


    Ein Klassikforum zu verlassen , weil der persönlich bevorzugte Dirigent zum Beispiel niedergemacht wird , halte ich für einen Irrweg. Aus unserer gemeinsamen zeit seit fast sechs Jahren in Foren wissen wir, das einige der Forenmitglieder sich doch wiedertreffen .


    Man sollte immer den Respekt gegenüber der Persönlichkeit des Anderen bewahren, seine Meinungen , auch wenn wir sie für nicht zutreffend halten , zunächst so stehen lassen . Und sich niemals zu einer höchstenund letzten Instanz in Sachen "Richtigkeit" und "Weisheit" aufschwingen .


    Da gilt dann die Maxime von Alexis Weissenberg :


    "Wer bin ich , um Recht zu haben?!


    ( zit. nach K. Bennert )


    Viele grüsse Dir und Nach Wien ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin




  • nööö, reicht völlig aus, pseudowissenschaftliches Gebrabbel ist zur "Begründung " nicht notwendig.

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  • ES ist die Frage, was man bezweckt, wenn man sagt, daß man einen Künstler nicht mag. Um seine eigene Meinung kundzutun , die naturgemäß subjektiv ist, benötigt man natürlich keine Argumente, mir darf gefallen was ich will.


    Wobei dieser Satz schon an sich ein Sophismus ist, denn ich habe selbst wenig Einfluß darauf was mir gefällt und was nicht....


    Anders ist die Sachlage, wenn ich jemanden von der RICHTIGKEIT meiner Ansicht überzeugen will, dann wird es sich empfehlen gute Argumente zu haben um an Überzeugungskraft zu gewinnen. Jedoch
    versagt jegliche Argumentation, wenn mein Gegenüber einen anderen Geschmack hat als ich.


    Die alten Römer meinten:


    De gustibus non est disputandum


    Das Tamino- Klassikforum aber hat bewiesen:


    Über Geschmack lässt sich sogar ausgezeichnet und heftig streiten


    Das ist der Fortschritt in der Menschheitsgeschichte
    und den kann uns niemand nehmen !!!


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich glaube, man macht sich was vor mit den Begründungen.


    Ich kann zum Beispiel den tollen Rhythmus eines Stücks hervorheben, die Strahlkraft der Instrumente, die stupende Anschlagtechnik des Interpreten - das sind aber, wie ich glaube, Rationalisierungen.


    Ich mag Stücke in den unterschiedlichsten Rhythmen, bei vielen von mir heiß geliebten Gitarrenstücken strahlt das Instrument gar nicht, sondern gibt eher stumpfe Laute ohne Brillanz von sich, und vermutlich haben Gould und Weissenberg völlig unterschiedliche Anschlagtechniken (kann verschiedene Stile eh häufig nicht erkennen), ich liebe sie gleichermaßen.


    Das Stück gefällt mir also nicht, weil der Rhythmus so gut ist, sondern der Rhythmus gefällt mir, weil das Stück so gut ist.


    Ich würde mich daher als "ganzheitlichen" Hörer bezeichnen (ich höre das Stück und fange erst danach an, seine Einzelteile zu bewundern, wenn mir das denn nicht ohnehin egal ist).


    Insofern habe ich vermutlich Schwierigkeiten, analytische Hörer zu verstehen, oder Leute, die sich am puren Notenbild ergötzen können und feststellen, daß sich die feingesetzten Triolen mit den Subdominanten zu einer Gesamtquart vereinigen... oder so.

  • Zwei Anmerkungen zum bisher hier gesagten:


    1.) Ich glaube DAS ist der zentrale Konfliktpunkt im Forum: Die einen möchten Musik und Kunst subjektiv betrachtet wissen (und ziehen dabei auch die Interpreten mit ein), eine zweite Gruppe betrachtet Musik ebenfalls subjektiv aber die Interpreten objektiv, eine dritte Gruppe machts genau gegenteilig zu zweitens und die übrigen versuchen beides objektiv zu analysieren.


    Wenn man nicht die jeweils anderen Gruppen toleriert gibts hier konfliktpotenzial ohen Ende :D


    2.)

    Zitat

    Man darf nicht vergessen: Diese Leute machen Musik - nichts weiter.


    Eine wichtige Erkenntnis. Ich finde in Bezug auf Musik wird heutzutage viel zu viel über die Interpreten geredet, als über die Komponisten. Bei aller Qualität die ein Interpret haben kann - der Geniale war der Komponist, nicht der Ausführende!


    :hello:


    Peter

  • Zitat

    Der Geniale war der Komponist, nicht der Ausführende!


    D´accord - zumindest in der Mehrheit aller Fälle
    Solche Werke sind mehr oder weniger unzerstörbar
    Beethovens 5. (nur als ein Beispiel für etliches Andere) verfehlt - wenn die Noten richtig gespielt werden - ihren Eindruck nie, selbst in der Wiedergabe durch das Bad Kroßknorz - Kleinbimflingen.


    Andere Werke hingegen leben in der Tat von der Interpretation.
    Aber das nur am Rande.


    Die Bedeutung der Interpretation wurde erst erkannt, bzw über alle Maßen hochgespielt, seit es Tonträger gibt. Vorher hörte man Beethovens 5. (ich bleibe bei dem Beispiel) wenn es hoch herging 3-5 mal im Leben, jeweils von einem anderen Dirigenten dirigiert - oft aber im heimatlichen Konzertsaal aufgeführt. Matürlich gab es "Konzerttouristen und Gastspiele - aber soooo vergleiche, wie heute auf Schallplatte, bzw. CD konnte man damals nicht.


    Die konkurrierenden Schllplattenkonzerne verstnden sich einst vortrefflich darauf jeweils ihre eigenen Interpreten in den Vordergrund zu spielen und das Publikum auf die jeweilige Neueinspielung neugierig zu machen. Im Grunde hat sich daran nichts geändert.


    In der Oper gab es die Rivalität schon VOR Einführung der Schallplatte - bzw unabhängig davon. Speziell bei Wagner, lieferten sich die Anhänger von jewiligen "Platzhirschen, bzw Lokalmatadoren regelrechte "Schlachten"


    Zitat

    Ich finde in Bezug auf Musik wird heutzutage viel zu viel über die Interpreten geredet, als über die Komponisten.


    Allmählich ringe ich mich zu traurigen Erkenntnis durch, daß GENERELL die vordergründigen Dinge auf mehr Interesse stoßen als die Substanz.
    Wenn in einem Internetforum ein Streit tobt ist die Einschaltquote in der Regel mehrfaach so groß, als wenn ein anspruchsvolles Diskussionsthema geboten wird....


    Aber bleiben wir bein Thema:
    Der Interpret steht den meisten näher als der - meist längst verstorbene - Komponist. Und wenn er irgendwelche "macken" hat - dann mutiert er in Kürzester Zeit zum "Genie" - ohne noch einen einzigen Ton gespielt zu haben...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Andere Werke hingegen leben in der Tat von der Interpretation.


    Ja, auch so ein Phänomen, über daß es sich vermutlich zu diskutieren lohnt.


    Die Kunst der Fuge kann ich in den verschiedensten Fassungen hören, sie hat mich bisher eigentlich immer angesprochen, aber bei der Feuerwerksmusik bringt mich ein "falsches" Tempo oder eine unerwartete Betonung sofort in Rage.


    Gilt auch für z.B. einige Orgelkonzerte von Händel, während ich das Hallelujah aus dem Messias als eher unkitisch empfinde - Interpretationsunterschiede auch größerer Art stören mich wenig.


    Beim WTK ist ebenfalls Gould das Maß aller Interpretationen (außer beim C-Dur Präludium, WTK 1, bei dem ich ein etwas höheres Tempo präferiere), weicht Koroliov zu stark ab, bin ich ihm gram. Uns da Martins laufend abweicht (fehlende Technik ??) bin ich ihm fast immer gram. Jacotett und Berben verwenden Cembali, da ist meine Abweichungstoleranz ein wenig größer. Aber auch nicht zu groß!


    Wäre mal interessant, den Versuch einer Systematisierung zu unternehmen: wer findet welche Interpretationsunterschiede als tolerabel oder aber störend ?

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  • Zitat

    Original von Alfred:
    Andere Werke hingegen leben in der Tat von der Interpretation. Aber das nur am Rande.


    Ebenso "d'accord" - ich habe absichtlich ein wenig überspitzt formuliert. Im Grunde genommen LEBT natürlich das Werk erst durch die Interpretation. Und dementsprechend kann diese tatsächlich sehr unterschiedlich sein, das möchte ich auch in keinster Weise bestreiten - das ist auch sehr interessant diese Differenzen. Deswegen stimmt ich folgendem:


    Zitat

    Original von m_mueller:
    Wäre mal interessant, den Versuch einer Systematisierung zu unternehmen: wer findet welche Interpretationsunterschiede als tolerabel oder aber störend ?


    auch mit Unterstreichung zu.


    Bloß sollte man es damit nicht übertreiben und den Interpret zum fast alleinigen wesentlichen Bestandteil der Musik erheben. Er macht sagen wir die Hälfte aus, die andere Hälfte gebührt aber dann doch dem Compositeur. Und insofern sollte dieser auch entsprechend die Hälfte der Aufmerksamkeit bekommen und entsprechend besprochen werden.


    Heute wird meist betont (als Beispiel) WARUM ein Interpret WIE interpretiert, aber nichtmehr (oder weniger, respektive zu wenig) WIE oder WARUM der Herr Compositeur SO componiert hat.


    Sicher, der Markt heute lebt von der Attraktion und da meint man schnell über Mozart oder Beethoven sei längst alles gesagt. Aber erstens ist das meiner Meinung nach weit gefehlt und zweitens ändert sich im Lauf der Zeit unsere Sicht auf alte Komponisten und Musiker. Also sehen wir doch zumindest das (vermeintlich) "alt-bekannte" immer wieder in neuem Licht - oder so mein Fazit, sollten uns zumindest darum bemühen.


    :hello:


    Peter

  • Zitat

    Original von Peter Pasdzierny


    Bloß sollte man es damit nicht übertreiben und den Interpret zum fast alleinigen wesentlichen Bestandteil der Musik erheben.


    nein, sicher nicht - ich halte den Komponisten auch für sehr viel wichtiger, ohne jetzt eine Prozentzahl angeben zu können.

  • Zitat

    ich halte den Komponisten auch für sehr viel wichtiger, ohne jetzt eine Prozentzahl angeben zu können.


    Nein ich auch nicht, dass 50/50 war nur ein Beispiel - wobei es das im Endeffekt doch trifft? Es soll ja nur ausdrücken, dass BEIDE wichtig sind, nicht nur (inzwischen) der Interpret.

  • Ich glaube, der Interpretenkult ist mittlerweile schon Geschichte.
    Das mag man begrüßen oder nicht.


    Die Tonträgerkonzern begrüßen es nicht, haben sie mittlerweile doch erkann (oder haben es immer schon gewusst ?) daß die dem Interpretenkult große Teile ihres Umsatzes verdanken, oder vielmehr verdankten. Wenn Karajan beispielsweise Nielsen dirigierte, dann kann man davon auisgehen, daß mehr Leute die Aufnahme wgen Karajan als wegen Nielsen kauften....


    Daher versucht man in den PR-Abteilungen der Musikindustrie Interpreten zu "Stars" umzufunktionieren bzw solche "aufzubauen" - was jedoch nur in den seltensten Fällen gelingt. - weil es eben heutzutage keine "Stars" mehr gibt,


    Kaum ein Künstler wagt es mehr einem Werk seinen Stempel aufzudrücken (mit Ausnahme der Dirigenten vielleicht) - und wenn - dan geht es zumeist in die Hose. Es entstehen verkrampfe Verballhornungen von bekannten Meisterwerken - weil dies Interpretationen nicht aus einem inneren Bedürfnis - einer individuellen Sicht des Werkes -entstanden sind - sondern versuchen sich den Gesetzen des Marktes anzupassen.


    Heute wird gerne propagiert, der Interpret sehe ganz im Dienste der Komposition - was in vielen Fällen stimmt, in andern Fällen jedoch nicht.


    Es ist aber auch eine fast unlösbare Aufgabe werksgetreu zu interpretieren (eigentlich genau genommen schon ein Widerspruch in sich) und andrerseits mit den Großen der Vergangenheit konkurrieren zu können, die sich ihrerseits alle Freiheiten der Welt nahmen, und trotzdem - oder vielleicht gerade dadurch - weltberühmt wurden....
    (aber das ist schon das Thema für einen neuen Thread, den ich noch heute starten werde)


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Es ist aber auch eine fast unlösbare Aufgabe werksgetreu zu interpretieren (eigentlich genau genommen schon ein Widerspruch in sich)


    Das finde ich einen sehr wichtigen, zu besprechenden Punkt. Wenn man von dieser Tatsache ausgeht kann ein Interpret ja nämlich wenig "falsch" machen - und folglich wäre jeder Angriff, ebenso wie jede Verteidigung Ausdruck des persönlichen Geschmackes.


    GANZ so einfach kann es aber wiederum nicht sein - denn selbst wenn es DIE EINE werkgetreue-Interpretation nicht gibt, so kann man andererseits nicht alles x-beliebige mit dem Werk anstellen. Dies wiederum ist aber auch keine klar definierte Grenze...


    ...und auch fast einen eigenen Thread wert (so nicht schon vorhanden!):


    Zu welchem Teil lebt und besteht ein Werk nur aus der Composition an sich und zu welchem Teil wird es erst durch die (jeweilige) Interpretation vervollständigt. Sprich: Wie weit darf ein Interpret gehen, etwa wenn er eine Klaviersonate von Mozart, respetive beispielsweise Beethovens spielt?


    WENN ein Werk durch die Composition bereits abgeschlossen ist, dann müsste man folglich dem Interpreten alles erlauben, weil er das Werk als fertiges garnicht mehr "schädigen", bzw. "falsch" spielen kann.


    WENN hingegen das Werk erst durch die (jeweilige) Intepretation vollendet und ergänzt wird, teilt es sich in einen Bereich der Subjektivität - des Interpreten wie des Zuhörers gleichermaßen in dem Gestaltungsfreiraum (Interpret), respektive Geschmack (Zuhörer) herrscht - und einen der Objektivität - in dem der Interpret sich an einen gewissen Auslegungsrahmen zu halten hat, wie gleichzeitig der Zuhörer nicht mehr bloß von seinem persönlichen Geschmacke ausgehen darf.


    Diese Aspekte gilt es eigentlich zu klären, bevor wir hier über Angriff und Verteidigung von Interpreten diskutieren können. Das "geliebte" lasse ich hier bewust weg, weil es in den ersteren Punkt der Subjektivität gehört und somit als Grundlage der Diskussion problematisch ist.


    :hello:


    Peter

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  • Wieso sollte ich Interpreten hassen?


    Wer mir nicht gefällt, den/die höre ich mir nicht an, so einfach ist das.


    Ist dazu ein neuer thread vonnöten? ?(

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Wieso sollte ich Interpreten hassen? Wer mir nicht gefällt, den/die höre ich mir nicht an, so einfach ist das.


    Nein, DAS ist dein Beitrag zu DIESEM Thread - der nun von anderen aufgegriffen werden kann (wobei ich nochmals vorschlage erst einmal die in meinem letzten Beitrag aufgezeigte Problematik zu erörtern)



    Zitat

    Ist dazu ein neuer thread vonnöten? verwirrt


    Der neue Thread sollte zum Thema sein: "Wie viel Freiraum darf sich ein Interpret beim interpretieren eines Werkes nehmen" - nicht zum Thema Hassen oder Verteidigen, dazu dient dieser Thread


    ;)


    :hello:


    Peter

  • Hallo zusammen,


    Zitat

    der Geniale war der Komponist, nicht der Ausführende!


    Hm. Hmmm. In den besten, herausragenden Aufnahmen (ich meine die wenigen, an den Fingern zweier Hände abzuzählenden Tonträger in unseren Sammlungen, die wir über alle anderen schätzen und lieben) kommt uns schon die Redewendung von einer "kongenialen Interpretation" in den Sinn, oder?


    " [ ... ] ... und wie es doch in der Musik nicht größeres gibt, als jenen Genuss der Doppelmeisterschaft, wenn der Meister den Meister ausspricht. Ruhm und Ehre dem alten wie dem jungen!“
    So Robert Schumann in der Rezension eines von Felix Mendelssohn-Bartholdy gespielten Orgelkonzertes.


    Was wäre denn der Komponist ohne den Interpreten, der sich des Werkes mit technischer und geistiger Kompetenz annimmt? - Es gibt sicher Fälle, wo man nicht von einer Kongenialität sprechen mag; z. B. eine unzulängliche Wiedergabe einer Beethoven-Sinfonie oder - umgekehrter Fall - die Veredelung pianistischer Petitessen durch Horowitz. Man denke auch daran, dass Karajan dafür gelobt wurde, dass er zweitklassige Musik so zu spielen vermag, dass sie erstklassig wirkt.


    Zitat

    Ich finde in Bezug auf Musik wird heutzutage viel zu viel über die Interpreten geredet, als über die Komponisten.


    Ich meine, das sagt lediglich etwas über die Bedeutung aktuell produzierter Musik aus! Hätte die aktuell komponierte Musik eine gewisse Mindestrelevanz, so müssten sich Musikliebhaber nicht notgedrungen in die früher komponierte Musik flüchten. Was bedeutet, dass wir uns immer wieder denselben Meisterwerken zuwenden und hoffen, dass uns ein neuer Interpreten neue, vorher nicht wahrgenommene Facetten an dem Werk zeigt. - Harnoncourt nannte dies mal ein verkümmertes Stadium der Musikrezeption.


    Wegen "Hass" und "Liebe": Ist es möglich, die Person des Interpreten von ihrer Interpretation zu abstrahieren? Genauer: Kann ich sagen: "Die Interpretation des Werkes X von Musiker Y finde ich geradezu Übelkeit auslösend, aber den Menschen Y mag ich sehr gerne"?

  • Die Aussage "Der Geniale war der Componist nicht der Interpret" ist etwas plakativ und überspitzt zu verstehen....und mit der Kongenialität hast du selbstverständlich völlig recht.


    ABER:


    Ich finde trotzdem, dass der Componist ohne den Interpret mehr ist, als der Interpret ohne den Componist


    (sonst hätte dieser ja nichts zu spielen, während der Componist sein Werk componieren kann ohne dass jemand es je spielt...oder ist Mozart für seine letzten drei Symphonien nicht genial, weil er sie zu seinen Lebzeiten vermutlich nie selber gehört hat?)


    Ich verstehe garnicht warum man bei der Frage nach der Sympathie für eine Interpretation überhaupt emotional werden sollte? Ich kann feststellen ob die Interpretation meinen Geschmack trifft, aber das ist eine geistige Frage und auch wenn der Interpret NICHT nach meinem Geschmack spielt ist das doch kein Grund, ihn deswegen als Mensch zu hassen, für dumm zu erklären, ihn einen Depp oder anderes zu nennen...?? Meist kenne ich den MENSCH als solchen doch garnicht. Und auch das am ehesten Bekannte - nämlich das Aussehen - sollte nicht mit einfließen.


    :hello:


    Peter

  • Zitat

    Original von Peter Pasdzierny


    Der neue Thread sollte zum Thema sein: "Wie viel Freiraum darf sich ein Interpret beim interpretieren eines Werkes nehmen" - nicht zum Thema Hassen oder Verteidigen, dazu dient dieser Thread
    ;)
    :hello:
    Peter


    Bemühe dich doch bitte, die Überschrift zu lesen, dann wird auch DIR das Thema klar.

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • <<OFFTOPIC>>
    Siegfried:


    Ähh, bitte?
    Mir ist alles vollkommen klar, die Verwirrung hast Du doch aufgebracht. In DIESEM THREAD HIER geht es doch um Angriff und Verteidigung geliebter und gehasster Interpreten. Ich machte bloß die Anmerkung, dass ich es für gut befinden würde erstmal zu klären, welchen Freiraum ein Interpret beim Intepretieren hat oder sich nehmen darf, weil genau DARAUF ja meist das Hassen oder Lieben basiert. Und verwies dann aber darauf, dass das hier etwas off-topic ist und schlug deshalb vor es in einem separaten Thread zu besprechen - wobei es einen solchen Bereits gibt und deswegen kein neuer notwendig ist.


    Darüberhinaus würd ich dir freundlichst nahelegen, deine OFFTOPIC Anmerkungen wenigstens mit inhaltlichen Beiträgen zum Thema zu koppeln - und nicht alleine mitten in die Diskussion zu schieben :lips: :stumm:


    :hello:


    Peter
    <</OFFTOPIC>>

  • Hallo Peter,


    wir sollten diese Mißverständnisse mal außerhalb des Forums ausräumen.


    Warum tu ich mich immer mit den felsigen Namensträgern so schwer ?(

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Bei mir hängt viel vom ersten Live-Erlebnis ab. So habe ich micht fest entschlossen, alle Aufnahmen und Übertragungen zu meiden, wo Kent Nagano* oder Franz Welser-Möst dirigieren. Dagegen lieferten mir Esa-Pekka Salonen und Semjon Bytschkow unvergessliche Konzerte. Vor einigen Tagen habe ich Silvain Cambreling gehört, dessen Interpretation von Haydn, der Hochromantik (Berlioz-Liszt) und des frühen Ligeti mich tief beeindruckte.
    *So wie in diesem Dirigenten habe ich mich noch nie getäuscht. Fahler, grauer Orchesterklang, totale Langeweile und Ideenlosigkeit - und dies an der Spitze der Bayrischen Staatskapelle. :angry: :boese2:

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Wieso sollte ich Interpreten hassen?


    Wer mir nicht gefällt, den/die höre ich mir nicht an, so einfach ist das.


    Genau die Frage stelle ich mir auch. Also für mich beantwortet: Ich wüsste keinen Interpreten zu nennen, den ich hasse. Da bin ich z.B. schon ganz im Unterschied zu den zahlreichen Karajan- und Thielemann- Hassern hier im Forum. Warum sollte ich jemanden hassen, dessen Interpretation mir nicht zusagt? Und manchmal braucht es eben auch einen Vergleich einer nicht zusagenden Aufnahme mit dem eigenen Favoriten, um sich bestätigt zu fühlen. Ich meine schon, dass jeder Dirigent/Solist sich auf seine Weise bemüht, das Beste zu geben. Was das nun ist, das mag jeder für sich beurteilen.


    Ich bin kein Karajan-Hasser, aber auch kein begeisterter Karajan-Fan. Es gibt Aufnahmen, die setzen Maßstäbe und andere, die sind austauschbar oder sogar abzulehnen. Celibidache z.B. unterscheidet sich in seinen Aufnahmen aus der früheren "wilden" Zeit, die ich gut finde und der späteren Phase, die auch was für sich hat, aber hinsichtlich mancher über Gebühr gedehnten Zeitmaße eben diskutabel ist. Bei Simon Rattle gibt es wenig, das mich überzeugt, doch ich werde ihn nicht hassen. Das Gleiche bei Barenboim, dessen Interpretation z.B. von Mahlers 9. in der Berliner Philharmonie im letzten Jahr mich leider völlig unbeeindruckt ließ. Was er mit dem West-Eastern Divan Orchestra macht, findet dagegen meine allergrößte Hochachtung.


    Der Kern des Problems ist doch, dass es einerseits die in Noten gesetzte Musik gibt und andererseits eben die vielfältigsten Interpretationsmöglichkeiten, die sich daraus ergeben, nämlich wie schnell, wie laut oder leise, welches Thema dominiert, wie soll der Klang sein, wie erzeuge ich die nötige Spannung und und und. Davon hängt das Ergebnis ab und der Eindruck, den der Hörer daraus entnimmt.
    Und so gibt es demzufolge Interpreten, die man mag. Bei mir sind es z.B. Furtwängler, Carlos Kleiber, Kurt Sanderling oder Otmar Suitner, bei den noch aktiven fallen mir wenige ein, die mich immer überzeugt haben. Noch nicht enttäuscht wurde ich von Thielemann, aber ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, ich liebe ihn, sondern was ich bis jetzt von ihm gehört habe, gefiel mir gut.


    So das solls von mir zu diesem etwas fragwürdigen Thema sein.


    Mit Grüßen aus Berlin
    :hello:
    Manfred

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Zitat

    Original von Bubu
    Bei mir hängt viel vom ersten Live-Erlebnis ab. So habe ich micht fest entschlossen, alle Aufnahmen und Übertragungen zu meiden, wo Kent Nagano* oder Franz Welser-Möst dirigieren. Dagegen lieferten mir Esa-Pekka Salonen und Semjon Bytschkow unvergessliche Konzerte. Vor einigen Tagen habe ich Silvain Cambreling gehört, dessen Interpretation von Haydn, der Hochromantik (Berlioz-Liszt) und des frühen Ligeti mich tief beeindruckte.
    *So wie in diesem Dirigenten habe ich mich noch nie getäuscht. Fahler, grauer Orchesterklang, totale Langeweile und Ideenlosigkeit - und dies an der Spitze der Bayrischen Staatskapelle. :angry: :boese2:


    Hallo Bubu
    Wenn Du diesen von Dir genannten Dirigenten keine neue Chance geben willst oder kannst, dann ist das halt Deine Entscheidung.
    Ich bin ein großer Welser-Möst Fan geworden(nach anfänglichen Startschwierigkeiten, vermutlich auf beiden Seiten)
    Als "Jäger und Sammler" jage ich seit 3 Monaten jeder Aufnahme von Welser-Möst nach die ich bekommen kann. Z.Zt gibt es viele Aufnahmen von ihm aus Cleveland................die meisten beglücken mich.
    Wenn das so weiter geht ....löst er bald meinen bisherigen Lieblingsdirigenten Michael Gielen ab.


    Bei Nagano bin ich Deiner Meinung, ich finde ihn total überschätzt. Für mich ist er ein Schaumschläger.........und trotzdem wünsche ich mir (um besser gegen eigene Vorurteile ankämpfen zu können)
    ....daß es mir so ähnlich mit Nagano ergehen möge, wie mit (einem anderen ungeliebten Kandidaten vor Jahren) Gary Bertini, den ich während seiner Frankfurter GMD Zeit gefressen hatte................aber dann hörte ich eines Tages im WDR die 7. Symph. von Beethoven.....die Interpretation gefiel mir gut.......plötzlich dachte ich: Oh Gott, das ist ja der WDR, bitte NEIN.....DOCH!!!
    ...es war Bertini (die Ansage am Schluß war eindeutig)


    apropo GELIEBTE und GEHASSTE INTERPRETEN
    für mich ist das (mein persönliches Schicksal) ELISABETH SCHWARZKOPF
    ...ich werde ein anderes Mal ausführlich dazu Stellung nehmen...


    Gruß................."Titan"

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