Zoltán Kocsis (1952 - 2016)

  • Zoltan György Kocsis, * 30.5.1952 Budapest; ungarischer Pianist
    Er studierte Klavier und Komposition 1963-68 am Bartók-Konservatorium und 1968-73 bei P. Kadosa und Gy. Kurtág an der Musikakademie in Budapest (seit 1976 dort Professor); debütierte 1970 in Budapest und gab 1971 sein USA-Debüt auf einer Tournee des Ung. Radio-Symphonieorchesters.
    1973 gewann er den Liszt-Preis und begann eine internationale Karriere.




    Sein Repertoire reicht von J. S. Bach über B. Bartók bis zur Avantgarde.
    Als Komponist ist er mit Orchesterwerken und Klaviermusik (auch zahlreiche Transkriptionen) hervorgetreten.
    In den letzten Jahren ist er oft als Dirigent tätig, vor allem beim Budapest Festival Orchester und bei den Ungarischen Nationalen Philharmonikern, wo er derzeit musikalischer Leiter ist.



    Glückwünsche zum 60. Geburtstag!


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Meinem Eindruck nach ist Kocsis seit 10 Jahren oder schon länger praktisch nur noch als Dirigent tätig. Ich kenne keine seiner Aufnahmen als Dirigent (sie wurden teils durchaus gelobt), finde es aber sehr schade, dass er anscheinend das Klavierspielen an den Nagel gehängt hat. Weiß jemand, woran das liegt? Lampenfieber? Etliche seiner Aufnahmen der 1980er und 1990er sind Referenzen (Bartok, Debussy) oder jedenfalls außerordentlich gut (Beethoven (nur eine Auswahl-CD mit op.2/1, op.10/1, Pathetique, Sturm), Mozart u.a.). Bei allem Respekt für seinen Kollegen Andras Schiff, der auch ein interessanter Pianist ist, finde ich Kocsis' geradlinigeres und energisches Spiel oft überzeugender als Schiff, der eine stärker lyrische Grundhaltung zu haben scheint und nicht selten zum Manierismus neigt (Mir gefielen Schiffs Beethoven-Vorträge eher besser als die zwei CDs der Reihe, die ich gekauft habe...)
    Es ist schon kurios, dass einige der herausragendsten Pianisten der letzten 20 Jahre keine normalen Klavieraufnahmen mehr machen: Argerich nur Kammermusik, Sokolov nur live-Konzerte, Kocsis dirigiert...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Herzlichen Glückwunsch, Maestro!


    Hier trage ich natürlich Eulen nach Athen, wenn ich auf Kocsis' Einspielung der Bartók-Konzerte unter Iván Fischer hinweise. Aber die teilweise "gnadenlose" Perkussivität, die Kocsis hier entwickelt, muss man gehört haben. Und er entwickelt mit dieser "harten" Spielweise eben durchaus einen wesentlichen Aspekt von Bartóks Musik, der nicht von allen so ausgespielt wird, schafft aber zugleich eine ausgewogene Sicht, indem er den lyrischen Grundton dieser Musik niemals vernachlässigt.


    Kocsis' Aufnahme der vier Klavierkonzerte von Rachmaninov unter Edo de Waart hat mir diese Musik erschlossen. Noch heute greife ich immer wieder mal zu diesen Aufnahmen: Kocsis hat Rachmaninovs ausdrucksform für meine Ohren vielleicht besser erfasst als viele andere nach ihm.


    Eine Offenbarung war jedoch meine erste Begegnung mit Kocsis als Dirigent. Noch keine dieser Aufnahmen hat mich bisher enttäuscht. Besonders hervorheben möchte ich seinen Bartók mit der Ungarischen Nationalphilharmonie für seine (gefühlte) Authentizität und seine für meine Ohren vollkommene Ausführung!

  • Mit Zoltan Kocsis habe ich schon wieder einen Pianisten aus meiner Datenbank vergssen. Er hatte gestern Geburtstag. Dazu habe ich diese Box ausgesucht:



    Zoltan Kocsis hat gestern seinen 63. Geburtstag gefeiert.


    Herzlichen Glückwunsch!


    Willi :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wie im Thread schon gesagt, ist Kocsis seit vielen Jahren hauptsächlich als Dirigent aktiv. (Ungeachtet dessen, lohnen sich seine Klavieraufnahmen aus den 80er/90ern natürlich nach wie vor.)
    Zwar kenne ich mit dem Dirigenten Kocsis nur eine der Bartok-Aufnahmen bei Hungaroton (mit frühen Werken), aber wie in anderen Threads im Forum angesprochen, sind die hervorragend gut (auch klanglich), leider ziemlich teuer.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
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    (Bob Dylan)

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  • Nachdem auf meinen Eintrag unter RIP - Verstorbene aus dem Kulturleben bisher keinerlei Response kam, hier vielleicht noch mal.


    Wie gerade bekannt wurde, ist der bedeutende ungarische Pianist Zoltan Kocsis im Alter von 64 Jahren verstorben. Kocsis galt als Virtuose, der vor allem durch die Referenz-GA der Werke von Bela Bartok Schallplattengeschichte schrieb. Ich habe ihn m.E. nach zwar nie live erlebt, aber besitze einige seiner Schallplatteneinspielungen. In den letzten Jahren war Kocsis zunehmend auch als Dirigent aktiv.


  • Hallo Lutz,


    danke Dir für diese traurige Nachricht. :(


    Die Namen Kocsis und Bartok sind in meiner Wahrnehmung untrennbar verbunden, selbst wenn Zoltan Kocsis natürlich auch auf anderen Felder aktiv (und wohl ebenso gut und erfolgreich) war. Ich bin leider nicht pianophil genug, um diesen Verlust aus musikalischer Warte wirklich ermessen zu können, zumal mir Bartoks-Klavierwerke nicht einmal im Bewusstsein sein sind (die Kocsis-Gesamtaufnahme steht seit langem mit nachrangiger Priorität auf meiner sehr langen Wunschliste).


    Viele Grüße
    Frank

  • Kocsis war anscheinend gesundheitlich schon länger stark angeschlagen (Herz-OP vor einigen Jahren), aber dennoch weiter aktiv (anscheinend auch als Pianist).
    Ich bedauerte schon weiter oben, dass der Künstler auf Tonträgern nur mit einem recht begrenzten Repertoire vertreten ist, auch wenn den Einspielungen oft Referenzcharakter zugesprochen wurde (bes. Bartok, aber auch Debussy). Es ist mit Mühe wohl auch noch einiges aus den 1970ern bei Hungaroton bzw. aus den letzten 20 Jahren in live-Mitschnitten greifbar. Aber anhand der für mich außerordentlichen Beethoven-CD (Sonaten op.2/1, 10/1, 13 und 31/2) ist es sehr bedauerlich, dass es sonst kaum Beethoven gibt.


    Von den drei etwa gleich alten Konservatoriumskollegen Ranki, Kocsis und Schiff hat m.E. nur letzterer die Schallplattenkarierre gemacht, die die beiden anderen ebenso verdient gehabt hätten.

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Ach ist das traurig. Leider hatte er die letzten Jahre nichts mehr aufgenommen und war im Westen kaum präsent. Ich hatte darauf gehofft, dass er noch einmal ein reines Klavier-Solo-Programm einspielt. Vor ungefähr 25 Jahren habe ich ihn Live in München mit einem Schubert-Programm erlebt. Nichts davon hat er aufgenommen. Rachmaninoffs Paganini-Rhapsodie finde ich von ihm unübertroffen - und auch manch anderes.

  • Ich bin auch sehr traurig. Von der Philips-CD hatte ich noch gar keine Kenntnis , aber die von Harald oben eingestellte DVD habe ich seit einiger Zeit, auf ihr ist Beethvoens Sonate Nr. 27 e-moll op. 90, und in dieser Silverline-Classsics-Box (20 DVD's) ist eine DVD enthalten mit Mozarts c-moll-Phantasie KV 475, Beethovens Sonate Nr. 32 c-moll op. 111 und Schuberts B-dur-Sonate D.960- welch ein Programm:




    Die Box ist u. a. bei buecher.de und bei Amazon zu haben.


    R. I. P.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • 64, das ist heutzutage wahrlich kein Alter mehr. Ein großer Verlust für die Klassikwelt.


    Den Pianisten Kocsis kenne ich kaum durch Aufnahmen, allerdings habe ich einen schönen Mitschnitt des Dirigenten Kocsis vorliegen, wo er am 11. Dezember 2013 ein reines Brahms-Programm mit dem Ungarischen Nationalorchester dirigierte: Die Akademische Festouvertüre, das Doppelkonzert (mit Kristóf Baráti und Miklós Perényi) und als Abschluss die 1. Symphonie. Das kann sich wirklich hören lassen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das ist wirklich sehr traurig. Er war eindeutig der technisch Begabteste unter den jüngeren ungarischen Pianisten.


    Auf Youtube gibt es dieses sehr frühe Dokument von ihm - mit Bach. Als Nachruf auf einen großartigen Musiker stelle ich es hier ein:



    Schöne Grüße
    Holger