2012 - Michael Korstick und sein Beethovenbild

  • Ich beginne die neue Serie von "Pianisten der Gegenwart und ihr Beethovenbild" ganz bewusst mit Michael Korstick.
    Warum - weil er ein "polarisierender" Pianist ist - und ich meine das durchaus positiv.


    Über Korstick, der einst den (heute werbewirksamen) Spitznamen : "Dr. Beethoven" erhielt, ist viel geschrieben worden.
    Einerseits wird seinen Beethoven Interpretationen größtmögliche "Werktreue" nachgesagt (Ehrlich gesagt - ich persönlich glaube das nicht) - andrerseits wieder. sehr persönliche Gestaltung (hier schliesse ich mich an) - natürlich ohne daß die Werke auf der Strecke bleiben.
    Drittens wird er bei Wikipedia als einer der bedeutendsten Beethoven Interpreten des 20 Jahrhunderts bezeichnet. Wer - ob zu recht - oder zu unrecht- in diesen Ruf gerät, der muß sich in der Regel warm anziehen - denn Feinde gibt es überall. Herr Schnabel. Herr Kempff und einige andere können ein Lied davon singen.


    Ich werde in meinen folgenden Beiträgen meine sehr subjektiven Eindrücke schildern - sobald der Thread in Gang gekommen ist.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • "Sobald der Thread in Gang gekommen ist" war vermutlich ein wenig zu euphemistisch und setzte zu hohe Erwartungen....
    So werde ich versuchen dieses Thema an wenig zu beleben.


    Michael Korstick - eher ein Späteinsteiger - was die Aufnahmeaktivitäten betrifft - wurde von vielen gelobt, weil er bei der Aufnahme seiner Beethoven-Sonaten einen "notengetreuen" Beethoven abliefere - ohne Mätzchen und pianistischen Eitelkeiten. Andere wieder loben diesen Pianisten, wegen seiner "Individualität", seiner "gestalterischen Intensität" und bezeichnen sein Spiel als "extrem" oder "kompromisslos"


    Wenn "Stereoplay" beispielsweise meint "Korstick... setzt auch bei diesem strapazierten Opus neue interpretatorisch Maßstäbe"
    so möchte ich dem nicht unbedingt widersprechen - allerdings lässt sich dieser Satz mehr oder weniger flexibel auslegen, um nicht zu sagen, er sei dehnbar wie ein "Kaugummi".


    Was sollen wir uns unter "extrem" vorstellen ? Was unter "kompromisslos"?
    Wie steht seine Interpretation im Vergleich zum unvergleichlichen Alfred Bendel da?
    Was sind seine Vorzüge (bzw Unterschiede) gegenüber Wilhelm Kempff?
    Übertrifft sein Spiel jenes von Gulda, jenes von Schnabel oder Giseking?
    Badura Skoda - wird auch immer eine gewisse "Neutralität" nachgesagt - wie verhält sich dessen Spiel zu Korstick?


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Soeben habe ich erst entdeckt, daß mein Vergleich Brendel – Korstick zu Beethoven, Pathetique auch hierher passen würde. Daher verlinke ich einfach einmal meinen vielleicht etwas naiven Versuch, die beiden Annäherungen an Beethoven in Worte zu fassen:
    Korstick und Brendel
    Daß Korstick polarisiert kann man bei einigen Sonaten verstehen, bei anderen dagegen nicht. Ich finde seine Leert der Sonaten bisher sehr konsequent und überzeugend.


    Mit besten Grüßen
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)