Live aus Salzburg "La Traviata" - Eine Nachlese

  • Lieber Martello,


    zunächst mal freu ich mich, daß auch Du den Weg in dieses Forum gefunden hast.


    Die Freude hindert mich natürlich nicht - gleich zu postulieren, mit welchen Deiner Aussagen ich nicht einverstanden bin, bzw sie kritisch hinterfrage.


    Zitat

    Vielleicht waren Callas, Freni, Cotrubas oder andere einstmals besser als Netrebko (ich habe jene nie live gehört)


    Das ist immerhin schon ein Ansatz.
    Aber Du hast ja (leider) recht. Wir müssen mit dem vorlieb nehmen was grade im Moment das Beste ist.


    Hier muß schon deutlich gesagt werden, daß die Aufführungen der Vergangenheit DEUTLICH besser waren - in jeder Hinsicht.


    Es gab bessere Verdi Dirigenten
    Es gab schönere Bühnenbilder
    man war nahe an der eigentlichen Geschichte.
    ach ja, die Sänger waren auch besser - zumindest stimmlich.



    Ich kann - ich gestehe es offen - mit abstrakten Darastelluingen wenig anfangen - hier ist schwer auseinanderzuhalten was beabsichtigt ist uns was Unvermögen.


    Im Gegensatz zu Dir sehe ich eine Opernaufführung sehr wohl als "bebilldertes Libretto"
    Man spricht ja auch: 1. Akt . 2. Bild
    Diese Bühnenbilder waren seit Jahrhunderte der Ehrgeiz aller Theaterverantwortlichen, selbst kleine Theater (und Opernhäuser) bemühten sich durch geschickt gemalte Perspektiven und Spezialeffekte
    Atmosphäre zu schaffen.


    Atmosphäre - Das ist genau das was jener Aufführung fehlt - Da fährt die Eisenbahn drüber. Die Aussagen des Premierenpublikums kann man getrost vergessen: Ein Publikum, das in eine der berühmtesten Arien dr Operngeschichte hineinapplaudiert- in der Annahme sie wäre schon zu Ende - dem sprech ich jedes Urteilsvermögen ab.


    Das Stück ist ein auf die Zeit (1850) zugeschnittenes Stück - und lässt sich überhaupt nicht in die Gegenwart übertragen - Wen interessiert denn heute noch das Vorleben seine Schwiegertochter ? Wer stirbt heut noch an Schwindsucht ?


    Zitat

    Ich muss aber anfügen, dass ich - und die genannten Freunde - unter 30 bin, was durchaus eine andere Zugangsweise zur Opernregie erklärbar macht.


    Wie soll ich das nun deuten ?
    Boshaft formuliert könnte man sagen, das ist die Generation, die Mc Dagobert als "Restaurant" bezeichnet und derzeit im Begriff ist von Cola auf Leitungswasser umzusteigen ? :baeh01:.


    Aber ich glaub in Wahrheit nicht, daß das eine Generationsfrage ist.


    Schon in meiner Jugend gab es Experimente aller Art (eigentlich schon seit 1920) - Sie wurden mehrheitlich aber immer abgelehnt. Derzeit leben wir in einer schrecklichen Zeit. Alle Errungenschaften der letztn 40 Jahre werden zurückgenommen - und die Menschen sind anspruchslos wie nie zuvor (weil ihnen der Vergleich fehlt ???)


    Aber ich erwarte gar nicht, daß sich unsere Meinungen angleichen oder annähern - ich möcht lediglich gesagt haben, daß ich das Gebotene ABSCHEULICH finde.


    Was regt mich das eigentlich auf - ich muß ja zu solch einer Vorstellung nicht hingehen ? Das Schlimme ist - Es gibt ja derzeit kaum Anderes
    Man kann wählen:


    Passable Stimmen und eine schreckliche Inszenierung -oder- ein Mega-Giga-Freilicht-Opernspektakel mit ädiquater Ausstattung, dafür aber schrecklicher Akustik - Mittelklassesängern und (oft) drittklassigen Sängern


    Schade.


    Beste GRüße


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe in diesem Thread viel Überzeugendes und Richtiges gelesen und bin erfreut, welch streitende Resonanz diese Aufführung gefunden hat. Was meine eigene Einschätzung betrifft, so muß ich freilich eine gewisse Voreingenommenheit zugeben. Es war, wenn auch nur via Bildschirm, meine erste Traviata-Aufführung nach ca. 25 Jahren. Seitdem ich Anfang der 80er Jahre viermal die Traviata im Münchner Nationaltheater in der Besetzung Shicoff/Cotrubas/Brendel in den Bühnenbildern von Jürgen Rose und der Inszenierung von Otto Schenk mit Carlos Kleiber am Pult gesehen habe, war ich für andere Live-Interpretationen untauglich. Wenn man so will, war ich Traviata-geschädigt, weil ich hier eine Annäherung an interpretatorischer Vollkommenheit erlebte wie bei keiner anderen Oper. Es waren atemberaubende Aufführungen, die sich mir - ohne jegliche Nostalgieschwärmerei - ins Hirn gebrannt haben.
    Es wäre unfair, die aktuelle Salzburger Traviata an diesem Erlebnis zu messen. Gleichwohl kann ich die radiakle Strenge, die Alfred in seiner Kritik walten läßt, nicht teilen. Verdi hat 1850 eine zeitgenössisches Sujet komponiert (was durchaus ungewöhnlich war). Dies inszenatorisch in unsere Zeit zu verlagern, ist durchaus legitim und möglich. Nur, wenn schon, dann mit größerer Konsequenz. Die spielerischen Elemente im Verhältnis zwischen Alfredo und Violetta, junge Leute von heute, waren ein guter Ansatz. Doch dann hätte auch die tödliche Seuche von der Tuberkulose des 19. Jhs. in eine finale Aids-Erkrankung des 21. Jhs. verwandelt werden müssen - was eine gute Gelegenheit geboten hätte, die gesellschaftliche Ausgrenzung logisch zu akzentuieren. So aber blieb es bei einem brüchigen Wechselspiel zwischen Einst und Jetzt. Der Minimalismus der Bühne störte mich keineswegs. Er stand in der Tradition Wieland Wagners.
    Allerdings hätte die logische Weiterentwicklung zu einer heutigen Seuche wie Aids einigen Mut zu Häßlichkeit und Verfall erfordert, der so gar nicht zu dem Reklamerummel um Frau Netrebko passen will. Sie kommt mir vor wie jener Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht mehr beherrschen kann. Daß sie unter diesem riesigen, selbst provozierten Druck, dennoch eine gute, teilweise sehr gute sängerische Leistung bot (freilich jenseits aller rollenkonformen Fragilität), beweist immerhin eine gesunde Nervenstärke.
    Ich habe in meinem Opernleben schon manchen inszenatorischen Schund und Schwachsinn erleben müssen (jüngst erst der Münchner "Ring"), aber ich streite keinem Regisseur die Kompetenz ab, in neuen, modernen Bildern zu denken, weil jeder Historismus ein interpretatorischer Widerspruch in sich selbst wäre. Kein Mensch kann aus seiner Zeit heraus, denn selbst wenn wir die Historie bemühen und versuchen, das Jahr 1850 oder die Mythologie oder sonst irgendwelche Vorgaben zu realiseiren, bleibt all dies immer durch die jeweilige Gegenwart gefiltert. Was ich aber auf den Tod nicht leiden kann, sind jene Bilderrätsel, die mich von der Musik abzulenken versuchen, die die Logik der Handlung desavouieren und sich selbstgenügsam auf Platitüden reduzieren, um zu provozieren. Ein pinkelnder Siegfried, der in einer heruntergekommenen Autowerkstatt im Motor eines zerdepperten Buick sein Schwert "schmiedet", ist kein abendfüllendes Programm. Manchmal habe ich den Eindruck, daß einige Regisseure Opern inszenieren, um ihren Hass auf die Oper ausleben zu können. Sind Meister wie Ponnelle, Visconti, Schuh, Wieland Wagner oder Günther Rennert oder auch Felsenstein und Herz denn schon sooo lange tot, daß ihre Kunst keinerlei Wirkung mehr auf die Nachfolger hat?

  • Sagitt meint:


    Ich habe mir nur Teile des ersten Aktes angesehen, annehmend, mein DVD-Rekorder nehme es auf, was er nicht tat. Wer mir da weiterhelfen kann, schickt gerne per PN eine Nachricht.
    Was ich sah, kann also keiner endgültigen Beurteilung entsprechen. Wer es naturalistisch will, soll Zefirelli schauen, der macht das . Ergreifender ist es nicht unbedingt, wenn man ordentlich Kulisse auffährt. Es gab auch mal eine Aufführung mit einer sehr jungen, sehr eindrucksvollen Russion, der Name ist mir entfallen, an " Originalschauplätzen" in Paris. Das war eine sehr berührende Aufführung, aber nicht wegen der Kulisse, sondern wegen der überragenden Schauspieler-Sängerin( die allerdings kein Kult- Star wurde).
    Ich denke:
    a) die Musik geht ohnehin zu Herzen
    b) die Sänger, wenn sie gut schauspielern, verstärken dies Gefühl. Es gibt immer wieder Violettas, die dies vermögen. Es ist natürlich eindrucksvoller, wenn man es auch sehen kann, die Gheorgiu unter Solti in covent garden zB. Meist sind die Tenöre die Schwachstelle, deren Schauspielvermögen oftmals sehr begrenzt ist. Ich kenne eine sehr gute Aufführung aus Bordeaux-Leontina Vaduva- stimmlich grossartig, hinter keiner zurückstehend und schauspielerisch excellent- mit einer hervorragenden Violetta und einem Alfredo zum Wegschauen ( und Weghören)
    Das, was ich als Salzburg sah, würde mich animieren, auch den Rest zu sehen. Vielleicht klappt es ja ?

  • Hallo Sagitt,
    Zitat:
    Das, was ich als Salzburg sah, würde mich animieren, auch den Rest zu sehen. Vielleicht klappt es ja ?
    -----------------------------------------------------------------


    Die Gelegenheit besteht dazu.


    Die Deutsche Grammophon, die bereits Anna Netrebko unter Vertrag hat, hat den mexikanischen
    Partner, Rolando Villazon, ebenfalls in sein Reich übernommen.
    Die Einspielung der aktuellen "Traviata-Produktion" der Salzburger Festspiele, wird ab Oktober bei
    der Deutschen Grammophon erscheinen.


    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Wollte damit eigentlich nur ausdrücken, dass ich hinsichtlich Klassik und Oper einen sehr unbefangenen Zugang habe, da ich erst mit 19 als völliger Autodidakt zur Klassik gekommen bin. Damit sind bereits meine ersten Opernerfahrungen mit vom Regietheater geprägt. Da ich vorher fast nur im Theater gewesen bin, war das aber für mich einfach völlig normal.
    Ähnlich geht's mir mit zeitgenössischer Klassik; ich kann schlicht nicht nachvollziehen, wie man Schönberg oder Shostakovitch als "völlig atonal", "hässlich" u.ä. beschreiben kann.


    Nicht dass man alles mögen muß; aber diese grundlegende Ablehnung gegen alles "was nicht so klingt wie.." oder "nicht so aussieht wie.." geht mir nicht ein.

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  • Hallo Reklov:



    Danke für die Information. Ich hoffe, es gibt noch ein paar features dazu. Decker ist ja ein weithin gefragter Regisseur. Da würde mich schon weitere Details interessieren.
    Ich finde es prinzipiell in Ordnung, einem Festspielpublikum nicht nur Schmankerl anzubieten. Inscenierungen, die nichts als geistlose Wiederholungen sind und nichts als der Kulinarik dienen, quasi als Vorspeise zum Fest-Menue. Inscenierungen sollten eine eigene Kunst sein, diejenige der Beleuchtung eines Kunstwerks- ob, man heute mit einem Stück etwas anfangen kann.
    Deswegen warte ich dann mal den Herbst ab...
    Grüsse aus Bremen


    Sagitt

  • Hallo Cosima,


    vielen Dank für die Blumen! :O


    Ich habe aber auch eine gute Nachricht für dich! Die wirklich kontrastierende Alternative zur Salzburger Traviata besteht in einem Live-Mitschnitt aus dem Royal Opera House Covent Garden vom Dezember 1994 unter Georg Solti. Die Inszenierung ist an Nähe zu einem fiktiven Original kaum zu übertreffen und dürfte sogar Alfreds gestrenge Maßstäbe erfüllen. Das Sänger-Trio - Angela Gheorghiou, Frank Lopardo, Leo Nucci - ist dem Salzburger vergleichbar ( 2:1 für Salzburg ), Soltis Dirigat sehr farbenreich (wenngleich gelegentlich erstaunlich langsam) und der Rest durchaus adäquat.
    Die Londoner Traviata ist eine mehr tragische, aber das das Hauptmerkmal besteht darin, dass das stimmungsvolle Ambiente eine viel facettenreichere Erzählung der Geschichte erlaubt. Ich denke, sie vermittelt sehr gut das, was dir an der Salzburger Aufführung (nicht ganz zu Unrecht) fehlt.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Sagitt,


    Deinen Ausführungen zu der Darbietungsform von Opern-Inszenierungen stimme ich wärmstens zu.


    Die neueste Ankündigung bei jpc über das Erscheinen der 2 CDs (eines Mitschnittes der Salzburger-
    Festspiele) ist unten stehend zu entnehmen.




    Giuseppe Verdie,


    La Traviata (Mitschnitt von den Salzburger Festspielen 2005)
    Anna Netrebko, Rolando Villazon, Thomas Hampson,
    Wien PO, Carlo Rizzi
    *** Neuheit zum limitierten Sonderpreis 32,99 €


    Artikel noch nicht erschienen, voraussichtlicher Veröffentlichungstermin ist am: 17.10.2005.
    Sie können den Titel schon jetzt bestellen. Versand an Sie erfolgt gleich nach Verfügbarkeit.


    Schöne Grüsse nach Bremen


    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Ich habe aber auch eine gute Nachricht für dich!


    Hallo Theophilus,


    danke Dir für die gute Nachricht. Sie ist eine Bestätigung meiner Überlegungen. :yes:



    Nach meiner Anfrage hier im Forum bzgl. einer alternativen Inszenierung auf DVD machte ich mich auf die Suche und stieß dabei bereits auf Solti und Gheorghiu. Die Rezensionen klingen gut und schon das Foto verspricht eine ganz andere Violetta, als ich sie mit der Netrebko zum ersten Mal sah. Ich bin sehr gespannt.


    Gruß, Cosima

  • Ja, das ist tatsächlich szenisch ein ziemliches Kontrastprogramm. Historisch (fast) korrekt, immer nobel und ästhetisch mit (äh) dezenter Personenführung - oder gediegene Fadesse (je nach Geschmack).


    Orchestral kann man nichts daran aussetzen. Gheorghiu ist sängerisch wirklich großartig (ich glaube, dass war damals ihr internationaler Durchbruch); szenisch agiert sie extrem zurückhaltend um nie die Aura der Noblesse in Gefahr zu bringen, die sie dieser Rolle zurechnet. Insgesamt eine absolut vertretbare Darstellung, wenn man die Violetta - wie das historische Vorbild - als 22-Jährige sieht aber vielleicht etwas sehr reif und "Dame von Welt".


    Problematisch finde ich hingegen die Besetzung der Männerrollen:
    Leo Nucci singt und spielt solide in einer Rolle die ich nicht zu seinen idealsten zählen würde - wieso er (noch) älter aussehen muss, als er damals war, bleibe dahingestellt.
    Frank Lopardo mag stimmlich als Alfredo solide sein, szenisch ist er leider elendig. In Wien nennt man so etwas "a fade Nockn" - keinerlei Ausstrahlung (schon gar keine erotische), dazu im wesentlichen Bühnenabschreiten und Rampensingen. Leider praktisch kein Versuch, die Rolle "mit Leben zu erfüllen".

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  • Hi martello,


    dein Kommentar ist ein nettes Beispiel dafür, dass auch die Rezeption einer Opernaufführung ein Generationsproblem ist. Ich denke, Alfred würde angesichts der Londoner Traviata erleichtert aufatmen, da sie wohl recht nahe an seine Vorstellungen über dieses Werk herankommt. Und ich meine, dass auch die Personenführung sehr stimmig ist, sowohl in Bezug auf die Inszenierung als auch im historischen Kontext. Für dich wiederum liegt sie an der Grenze zur gediegenen Fadesse, während du mit dem mehr zeitgemäßen Tempo der Salzburger Traviata kein Problem hast.


    Die Diskrepanz ist letztlich wohl kaum auflösbar. Ich glaube aber, dass etwaige Probleme der Londoner Aufführung nicht in der Inszenierung, sondern in den Akteuren zu suchen sind. Angela Gheorghiou liefert eine geradezu ideale Verkörperung der Rolle, da passt eigentlich alles. Die Probleme stellen sich ein, wenn die Sänger ein auch in einer dezenten Inszenierung gar nicht so geringes Maß an benötigtem darstellerischem Vermögen unterschreiten. Dann besteht wirklich die Gefahr der gepflegten Langeweile. Frank Lopardo ist sängerisch wahrscheinlich mehr als nur ein solider Alfredo, darstellerisch allerdings wirkt er wie ein Relikt aus vergangener Zeit. Bei Leo Nucci schlägt das Vater-Germont-Syndrom zu, die Figur ist so statuarisch wie in vielen anderen Inszenierungen, da gelang Thomas Hampson vergleichsweise eine Wiederbelebung der Figur.


    Was die "Reife" der Figur Violetta Valery angeht, nun ja, auch das ist eine Frage der Inszenierung. In Salzburg wird die Krankheit anfangs etwas unterspielt und erst später von Bedeutung, bis Violetta am Ende in die Knie gezwungen wird. So kann Anna Netrebko lange Zeit eine sehr jugendlich wirkende Person verkörpern. In London ist der Schatten des Todes von Anfang an spürbar und das raubt der betroffenen Person zwangsläufig das unbekümmerte Wesen der Jugend, auch wenn sie es zu überspielen versucht. So gesehen finde ich Angela Gheorghiou auch in diesem Punkt überzeugend, außerdem war sie damals 29 und damit wohl die jüngste Traviata, die ich je gesehen habe (und für mich nie zu "reif" wirkend).


    Letztendlich befinden wir uns in der glücklichen Position, nicht definitv entscheiden zu müssen. Man kann der einen Inszenierungsart den Vorzug geben, und sich gelegentlich auch an der anderen erfreuen!


    Ach ja, ich beneide florian ein wenig um seine Traviata-Erfahrung...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Sagitt meint:


    Aus dem Jahr 2000 gab es eine Aufführung der Traviata aus Paris,angeblich an Originalschauplätzen. Die Protagonistin, eine Russin, deren Name ich leider vergessen habe, war wohl nioch jünger als die Gheorgiu. Dies geht, wenn es gut gespiel wird, noch mehr zu Herzen, wegen der sichtbaren Vorzeitigkeit des Sterbens. Es stirbt ja eine wirklich junge Frau.


    Ein zweites zu den Tenören. Man nenne mir mal einen, der ordentlich spielen kann- es werden nur wenige dabei herauskommen-Domingo in der Zefirelli-Inscenierung ist akzeptabel, aber keineswegs besonders beeindruckend.. Meist stehen sie rum,machen sängertypische Gesten, das wars dann auch. Ich hatte ja in einem früheren Beitrag in diesem thread darauf hingewiesen. Wahrscheinlich ist man so dankbar, dass ein Mann die hohen Töne singen kann, das alles andere keine Rolle mehr spielt. Nur vom Hören, ich weise gerne nochmals darauf hin, ist Fritz Wunderlich immer noch Referenz. Das war sein Metier- da fehlt uns durch seinen frühen Tod ein Vielzahl anderer Stücke.

  • Hallo Sagittarius


    Zitat

    Die Protagonistin, eine Russin, deren Name ich leider vergessen habe, war wohl noch jünger als die Gheorghiu.


    Es handelte sich dabei um Eteri Gvazava. Ich habe von ihr kein Geburtsdatum und habe auch die Übertragung im Fernsehen nicht gesehen. Sie dürfte in der Tat noch recht jung gewesen sein (sie kam 1995 von Sibirien nach Karlsruhe, um ihr Gesangsstudium abzuschließen).


    Ergänzung: Eteri Gvazava wurde 1969 in Omsk geboren, war also 2000 zum Zeitpunkt der Fernsehaufzeichnung etwas älter als Angela Gheorghiou bei ihrem Debut in Covent Garden (was aber rein optisch bei einer Filmaufnahme unerheblich ist; anhand einiger Photos die ich von Eteri Gvazava gesehen habe, könnte es aber schon sein, dass sie etwas mädchenhafter wirken kann als die mehr damenhafte Gheorghiou).



    Zitat

    Ein zweites zu den Tenören. Man nenne mir mal einen, der ordentlich spielen kann - es werden nur wenige dabei herauskommen


    Neil Shicoff, Rolando Villazón...


    Aber du hast natürlich Recht.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Danke Theophilus; ich hätt's etwas neutraler formulieren können, aber du hast erkannt worum es mir ging und im Spiekl von Gheorghiu wären mit einem szenisch besseren Partner wohl auch mehr mich beeindruckende momente drinnen gewesen - zwischendurch blitzen sie ja auf).


    Zur Paris-Fernsehübertragung:
    Meines Erachtens ging dieses Konzept schon zum zweiten Mal (nach "Tosca" in Rom) daneben. Wenngleich ich die Gvazava und Cura durchaus gut - und auch zusammenpassend - gefunden habe; über Panerai im vokalen Endstadium möchte ich mich aus Höflichkeit nicht weiter äußern.
    Aber in einer Stadt der Gegenwart (an Plätzen die jeder kennt bzw wiedererkennen soll) mit beschränkten filmischen Mitteln 150 Jahre in der Zeit zurückgehen funktioniert nicht, da einem ständig die Gegenwart in die Quere kommt. Seien es elektrische Straßenlaternen im Hintergrund, Rundfunkantennen auf der Engelsburg oder ein Messer mit Kunststoffgriff. Gelungene Beispiele gibt es durchaus - Otello, Carmen, Macbeth (alle - wie beim Film üblich - an einem passend gewählten "Fremdspielort" aufgenommen).

  • Hi martello


    Zitat


    Zur Paris-Fernsehübertragung:
    Meines Erachtens ging dieses Konzept schon zum zweiten Mal (nach "Tosca" in Rom) daneben.


    Da scheiterte wohl die künstlerische Ambition an den finanziellen Rahmenbedingungen. Mit José Cura und Zubin Mehta dürfte das Budget schon sehr hoch belastet gewesen sein, dass man gezwungen war, den 76jährigen(!) Panerai für diese Aufnahme zu reaktivieren. Die vielen zeitbezogenen fehlerhaften Details digital zu retuschieren ist heute überhaupt kein technisches Problem, es kann aber recht kostspielig werden...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Hallo Theophilus,


    Danke für die Aufklärung. Ich fand die schauspielerische Leistung dieser jungen Darstellerin großartig,herzzreißend, wie sie das Finale der Oper darstellt, dieses Aufbäumgen gegen eine vorzeitigen Tod.


    Was wurde aus ihr ? Kult jedenfalls nicht.


    Schöne Grüsse aus dem fast herbstlichen Bremen


    Sagitt

  • Am Mittwoch schrieb Frido Hütter in der "Kleinen Zeitung" einen Leitartikel mit einer kurzen Bilanz über die ausklingenden Salzburger Festspiele 2005. Der Artikel endete mit einer Reminiszenz an die Salzburger Traviata, bei der ich mich köstlich amüsierte:


    Wirklich allerköstlichst war es mit anzusehen, wie es dem alteingesessenen Kritiker-Adel vor Netrebko, Villazon & Co grauste. Die aggressive Anmut der Russin, die clowneske Lebensfreude des Mexikaners und – horribile dictu – die Begeisterung der Gesellschaftspresse über all das ließ die Hüter der reinen Lehre schaudern.


    Und dann noch das Ganze im Fernsehen! Und das dann auch noch wirklich gut und fast einer Million Österreicher einen TV-Abend wert. Manchen Kommentaren war abzulesen, dass sich der Schreiber als Opfer kulturellen Mundraubes fühlte.


    Fazit: Der Feudalismus der Karajan-Epoche und die hoch interessanten Unwägbarkeiten der Ära Mortier sind einem eleganten Volksfest auf hohem Niveau gewichen.


    Ich meine, der Schreiber hat die Sache recht gut getroffen. Und mich freut diebisch das Dilemma der Puristen, wie sie den Spagat zwischen der reinen Lehre und der Tatsache schaffen, dass Salzburg statt der angesetzten sieben doch glatt mehr als 50 Vorstellungen vollständig hätten verkaufen können. Was auch immer man von der Oper der Zukunft verlangen will, es wird nur dann funktionieren, wenn man möglichst viele Leute dazu bringt, dass sie in die Häuser kommen und sich dort auf hohem Niveau gut unterhalten können.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Sorry,


    aber da kann ich mich nicht zurückhalten.


    Zunächst freue ichmich, daß es außer mir noch professionelle
    Kritiker gibt denen vor Oper sooo dargeboten graust.


    "Aggressive Anmut" - unter vier Augen würde ich das anders nennen,
    "Clowneske Lebensfreude" - eine Schönfärberei daß sich die Balken biegen.


    Ich finde nichts besonderes daran wenn eine Million Österreicher bei einem "Event" vor dem Fernseher sitzt, bei Big Brother waren es sicher noch mehr.
    Einem Teil ging es um die Show
    Ein anderer Teil wollte sehen, wie das was am Hochkultur nennt mit dem Hammer zertrümmert wurde
    Und schließlich wollte ein anderer Teil (dazu gehöre ich) sehen, um sich anschließend ein Bild machen zu können - zu urteilen


    "elegantes Volksfest auf hohem Niveau" :kotz:


    Wenn ich das schreibe was ich dazu denke, hab ich die nächsten zwei Jahre Klagen am Hals


    Nur soviel: Das Wort "elegant" ist auf keinem Fall angebracht.


    An sich war die Aufführung ein geschloßenes Ganzes -
    jedes Detail auf das andere abgestimmt - inklusive Publikum
    LEDIGLICH DIE MUSIK VON GIUSEPPE VERDI PASSTE NICHT DAZU :baeh01:


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das große Echo auf diese "Jahrhundert"-Traviata zeigt: OPER LEBT! - Gut so!
    Gebe nun auch meine bescheidene Meinung dazu ab, speziell nachdem meine bessere Hälfte vorgestern das Glück hatte live dabei zu sein.
    Wir haben beide in den letzten 35 Jahren schon "einige" Traviatas erlebt, und er meint, spannender war noch keine - ich stimme zu!
    Die Umsetzung ist stimmig, gescheit, eindrucksvoll und einzigartig - was sie auch nicht transferierbar macht. Auf einer anderen Bühne geht die Hälfte der Wirkung verloren - von anderen Darstellern will ich gar nicht reden.
    Und eben diese Bühne führt sofort zum großen Schwachpunkt und das ist das Haus an sich. Eigentlich kann man's nur sprengen - eine schlechtere Akkustik gibt's wohl nur in einer Bahnhofshalle, die ist allerdings gemütlicher.
    90% des Publikums sollte man bei dieser Aktion auf den Plätzen lassen. Alles was hier geboten wird ist Perlen vor die Säue. Hier geht's leider fast nur um "Sehen" und "Gesehen werden". Wenigstens ein positiver Aspekt dabei - Oper ist in Aller Munde.
    Der nächste Minuspunkt geht an Rizzi! Man fragt sich, was kann man bei einer Traviata viel falsch machen? Er hat die Antwort. Angeblich war er vorgestern besser als bei der Premiere, aber wirklich souverän wird er nicht mehr werden - und das nach diesem Probenaufwand! Als mitwirkender Sänger hätte ich ihn schon gemeuchelt. Ebenso war die Technik der Übertragung mäßig - für die DVD müssen sie da schon an einigen Stellen herumbasteln.
    So, nun last but not least zu den Protagonisten:
    Netrebko ist sehr gut. Im Moment gibt es nicht viele, die ihr als Violetta gefährlich werden könnten. Was ihr noch fehlt - wer mag ihr's bei dem Alter verdenken - ist ein bisschen Mut zur Hässlichkeit. Welche Rollen sie sich stimmlich noch erarbeiten wird können, werden wir sehen. Ich halte ihre Repertoiremöglichkeiten doch eher für begrenzt. Aber das was sie macht, macht sie hervorragend in jeder Beziehung - siehe auch der Liebestrank aus Wien.
    Hampson - einwandfrei in Gesang und Darstellung. Alles, was man aus dieser Rolle herausholen kann.
    And the winner is: Villazon! Habe ihn noch vor dem Hype hier in einem anderen Thread damals als DEN kommenden Tenor gepriesen und das war kein Irrtum. Er ist phänomenal. Pavarotti wurde erwähnt - er habe schöner gesungen. Mag sein - reißt MICH aber nicht vom Hocker. Der war auch ausschließlich in einer statischen Plüsch-Traviata ertragbar. Villazon bringt's einfach - die Stimme sitzt da wo sie hingehört, das Timbre ist wohlklingend und aufregend, und in den dramatischen Passagen geht er nicht unter - wie so viele Alfredos vor ihm. Sein darstellerisches Talent steht ohnehin außer Frage. Verlöre er - Gott soll abhüten - morgen die Stimme, jeder Filmregisseur würde sich alle 10 Finger abschlecken. Hab ihn in Wien live als Romeo, Hoffmann und Nemorino gesehen - hervorragend!


    So, das war zusammengefasst das, worüber ich mich stundenlang auslassen könnte! :D


    Als Kontrastprogramm empfehle ich den alten Film mit Moffo, Bonisolli und Becchi! Anschauen und staunen - speziell über Bonisolli!


    Sonny

  • So, dann schreibe ich auch meine Meinung - eine jugendliche Perspektive mehr.


    Netrebko, Villazón und Hampson gehören sicher zu den besten Besetzungen, die es derzeit für Violetta, Alfredo und Giorgio gibt. Vergleiche mit Callas, Moffo und Co. bringen bei Live-Aufführungen überhaupt nichts. Die alten Zeiten kommen leider nicht wieder, und Sänger und Sängerinnen, die mir stimmlich wirklich gut gefallen, gibt es derzeit kaum (evt. Patricia Petibon, z. B. in ihrer Interpretation der Manon-Arie "Adieu, notre petite table"; aber auch nicht immer).


    Ich habe überhaupt nichts gegen minimalistische Bühnenbilder - ganz im Gegenteil, ich kann diese reinen Bühnenshows, wie man sie bei manchen Festspielen findet, nicht ausstehen. Ich war bei der Carmen in St. Margarethen - das empfinde ich als Mord an der Oper!
    Ich lasse mir so ungern vorschreiben, wie ich mir das Ambiente, die Kostüme etc. vorzustellen habe. Mich interessiert es nicht, dass Kostüme als historisch ausgegeben werden, aber historisch einfach nur falsch sind. Da sind mir neutrale Kostüme wirklich lieber!
    Die Inszenierung in Salzburg entspricht meiner Idealvorstellung einer Traviata nicht einmal ansatzweise, aber das tun "konventionelle Inszenierungen" in der Regel auch nicht. Und wenn da nur eine weiße Wand ist, kann ich meine Phantasie viel besser spielen lassen, als wenn die Bühne mit Deko-Material überschwemmt ist.


    Die Regie und Personenführung war ordentlich, Netrebko und Villazón darstellerisch sehr gut, Hampson als Giorgio Germont hingegen herausragend. Es nützt nämlich überhaupt nichts, wenn "Bösewichte" (das sollte man sogar gleich mehrmals unter Anführungszeichen setzen!) eindimensional und unnachvollziehbar sind. Gottseidank gibt es auch sympathische Germonts, so wie diesen.

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  • Zitat

    Original von Philhellene



    Und wenn da nur eine weiße Wand ist, kann ich meine Phantasie viel besser spielen lassen, als wenn die Bühne mit Deko-Material überschwemmt ist.


    Also in letzter Konsequenz am besten konzertante Aufführungen?
    Jedenfalls z.B. mit der Wagnerschen Idee des Gesamtkunstwerks vertragen sich aber weder jene noch verfremdende Inszenierungen.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Ich habe jetzt vermutlich zu sehr die beiden Extreme gegeneinander gestellt, bei denen ich mich eher mit dem Minimalismus anfreunden kann als mit dem übertriebenen Dekoratismus; am besten fände ich ein schlichtes, geschmackvolles und passendes Bühnenbild, mit einigen wenigen Einrichtungsgegenständen, die dann auch wirklich von den handelnden Personen verwendet werden, und ein paar Andeutungen weiterführenden Dekors.


    Nehmen wir als Beispiel den zweiten Akt Traviata, erstes Bild. Ein Zimmer im Landhaus - mit einem warmen, nicht reinen, nicht grellen, sondern abgetönten Weiß ausgemalt, vielleicht sogar in einem leichten heiteren Gelb. Fenster mit dunkelgelben, zugezogenen Vorhängen, durch die das Licht warm hereinfällt, im Hintergrund und auf der linken Seite. Auf der linken Seite ein Schreibtisch mit Sessel, in einem eher dunklen, aber warmen Holzton. Auf der rechten Seite eine Tür, im rechten hinteren Eck ein offener Kamin, der aber nicht in Betrieb ist. In der Mitte, auf dem bereits recht nachgedunkelten Parkettboden, ein großer Teppich. Zwei große Kerzenleuchter (die Giorgio Germont bei seiner Arie "Di provenza" anzünden darf). Die Beleuchtung der Szene muss immer warm und zurückhaltend sein, bis zu Germont: " Un dì, quando le veneri il tempo avrà fugate", wo Germont die Vorhänge zurückzieht und Violetta dem grellen Licht aussetzt. Während Violettas Szene Abenddämmerung. Das Tageslicht schwindet bis zu Germonts zweitem Auftritt.

  • Bei Wagner ist das sicher nicht unrichtig - allein mit der Wagnerschen Einschätzung seiner selbst als Künstler verträgt sich ohnehin keine nicht von ihm geleitete und überwachte Aufführung. (Und mit Wagners Ideen wie ein Künstler wie er behandelt zu werden hat werden selbst viele fans seiner Werke nicht mitkönnen).


    Klar ist jedenfalls, dass auch die Nachkriegsinszenierungen von Wieland dem Egomanen Richard nicht gefallen hätten - insofern witzlos wieder mal der Regie den Status als eigenständige Kunst absprechen zu wollen.


    Volle Unterstützung hingegen für die Kritik an pseudohistorischen Inszenierungen die dann als "dem Geist des Werkes entsprechend" gepriesen werden.

  • Das ging schnell! Bei der DGG arbeitet man offenkundig auf Hochtouren um beliebte Künstler gewinnträchtig zu vermarkten.


    Erscheint zeitnah zum Vorzugspreis von 32,99 €:



    Grüße, Gino

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

  • Sagitt meint:


    ja, aber wo bleibt die DVD ?


    Die Kritiker werden schreiben,gottseidank,dass man das nicht auch noch sehen muss.
    Aber als cd ?
    Kann sie überhaupt eine Chance haben gegen die Fülle der hervorragenden vorhandenen Aufnahmen. Nur hörend muss Netrebko gegen Caballe´, Callas ( für die, die das mögen),Cotrubas, Villazon gegen Wunderlich oder Bergonzi oder Domingo und tutti quanti,vom Dirigenten will ich gar nicht schreiben.


    Ich werde,wenn überhaupt, davon nur eine DVD erwerben

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  • Hallo,


    Manchmal kommt man sich vor, wie der Rufer in der Wüste, wie der verkannte Prophet, wie der gegen den Stron schwimmenen, wenn man gegen "zeitgeistiges" Mittelmaß auftritt, wobei das Mittelmaß durchaus die Spitze des MOMENTAN verfügbaren Angebots sein kann.


    Mit anderen Worten, für ein Publikum, daß gerade erst ZUgang zur Welt der Oper gefunden hat, oder erst findet, mag diese Traviata sogar wirklich die beste Alternative sein.


    Manchmal - Sellten aber doch - zweifelt man auch am eigenen Kritikvermögen, wenn man etwas ablehnt, daß sooo bejubelt wird.


    Aber dann - nach einiger Zeit - wenn der erste Taumel der allgemeinen (meist künstlich erzeugten) Begeisterung abzuklingen beginnt, on maches wieder Sachlich gesehen wird, dann blättern solche "Jahrhungertereignisse" ab , wie ein Baum im stürmischen Herbst.


    Sagitt, der offenbar die Inszenierung mag, schreibt über das sängerische Potential dieser Aufführung


    Zitat

    Kann sie überhaupt eine Chance haben gegen die Fülle der hervorragenden vorhandenen Aufnahmen. Nur hörend muss Netrebko gegen Caballe´, Callas ( für die, die das mögen),Cotrubas, Villazon gegen Wunderlich oder Bergonzi oder Domingo und tutti quanti,vom Dirigenten will ich gar nicht schreiben.


    Er hat im Überschwang den Satz nicht korrekt zu Ende formuliert, dennoch ist die Aussage klar: Gegen die gesamte Sammlung von hochwertigsten Traviata-Einspielungen der letzten 50 Jahre hat diese neue, rein von den Stimmen her gesehen keine Chance.


    Dazu ein weiteres Zitat:

    Zitat

    Das ging schnell! Bei der DGG arbeitet man offenkundig auf Hochtouren um beliebte Künstler gewinnträchtig zu vermarkten.


    Erscheint zeitnah zum Vorzugspreis von 32,99 €:


    Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden - allein - der Vozugspreis bei einer Neuveröffentlichung - die noch dazu als "aussergewöhnlich" gepriesen wurde - mag andeuten - wie die Aufnahme offenbar gesehen wird.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sagitt meint:


    ob ich die Inscnoerung mag, kann ich nicht sagen, weil nur 2o min. gesehen habe, darauf vertrauend, der DVD-Recorder werde aufzeichnen, was er aber nicht tat,deswegen such ich jetzt nach einer Version,d ie mir die DG im Oktober nicht liefern wird.
    Den grammatikalischen black-out jenseits von 0.00 bitte ich zu verzeihen.

  • Sagitt meint:


    Vorzeitig wurde ich verdächtigt, die Inscenierung zu mögen, nachträglich bestätigt sich dieser Verdacht. Das minimalistische Konzept lässt die Gefühlsdimensionen deutlicher hervortreten. Die eingesetzen Farben der Inscenierung unterstreichen dies. Die Protagonisten Netrebko und Villazon spielen ganz beeindruckend. Sie, eine Mischung aus Kokotte und verletzter,sehnsuchtsvoller Frau.Natürlich ergreifend, dass Schönheit so unerbittlich früh vergeht. Er, im Überschwang der Gefühle- da wird auch sein " schmalziger" Ton besser verstehbarEin ungestümer Alfredo,geschüttelt von seinen Gefühöen..Die immer anwesende Uhr-und der Tod?- passt doch gut zu einem Stück, das einem wegen der Vorzeitigkeit des Sterbens erschauern lässt. Hampson bleibt unter seinen Möglichkeiten ( sh seinen Mcbeth in Zürich).
    Mein Fazit: Die hype ist natürlich übertrieben ( wobei interessant war, zu sehen, wie sehr die Netrebko aufdrehte, nachdem der Jubelsturm losbrach- es wurde ja gezeigt).Das zu sehende Ergebnis ist überzeugende als es nur zu hören.

  • Schon längst da!!!


    (Übrigens ein interessanter Zug, den Querschnitt anders zu benennen - irgendwie sogar nicht ohne Logik!)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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