Rudolf Watzke - Ein vergessener deutscher Baß

  • Rudolf Watzke, geb. 5.4.1892 in Niemes/Böhmen, gest. 18.12.1972 in Wuppertal; deutscher Bassist. Er studierte in Bayreuth und in Berlin. Er bekam ein Engagement in Karlsruhe 1923/24. Danach von 1924/28 Eng. an der Berliner Staatsoper. Daneben sang er bei den Bayreuther Festspielen. Er machte sich auch einen Namen als Konzert- und Oratoriensänger. Von 1956/69 wurde er Lehrer am Konservatorium in Dortmund. Leider habe ich nur wenige Aufnahmen mit ihm. Ich hörte ihn vor Kurzem erst bei meinem Schellack-Abend in der "Ode an die Freude" aus der 9. Sinfonie von Beethoven. Außerdem besitze ich noch eine Gesamtaufnahme "Lohengrin" mit Rudolf Watzke als Friedrich von Telramund.

    W.S.

  • Lieber Wolfgang,


    erstaunlich und bewundernswert, was Du für ausgefallene Schätze besitzt. Den Bassisten Rudolf Watzke kannte ich noch nicht. Schon wieder ein bissle g'scheiter geworden durch Dich. Danke. Immer verdienstvoll,wenn im Forum an "vergessene" Größen erinnert wird.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Watzke dürfte eigentlich vielen Sammlern ein Begriff sein, aber nur weil er der Bassist der bekanntesten und besonders umstrittenen Furtwängleraufnahmen von Beethovens 9. war, sowohl im März (zurecht berühmt) als auch im April (zurecht berüchtigt...) 1942; Letztere bereits von Wolfgang eingestellt.

  • Lieber Gombert,
    wenn Du umstrittene und berüchtigte Konzerte schreibst, solltest Du auch schreiben warum sie umstritten und berüchtigt waren.
    Furtwängler war ein hervorragender Beethoven-Dirigent. Wenn Du die Szene meinst, die in einer Wochenschau zu sehen ist,
    in der Göbbels beim Schlußapplaus zur 9. mit dem "Führergruß" auf Furtwängler zugeht und er ihm die Hand gibt, sich zum Orchester umdreht und seine Hand
    mit einem Tuch abwischt.
    Das hat ja nichts mit der Qualität der CD Aufnahme zu tun, oder meinst Du noch etwas anderes ?


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

  • Rudolf Watzke war vornehmlich als Konzertsänger tätig. Seit Ende der 1920er Jahre ist er kaum noch auf der Opernbühne aufgetreten. Es gibt sogar vier Aufnahmen der 9. Sinfonie von Beethoven mit ihn. Darauf scheint er abonniert gewesen zu sein. In drei Aufnahmen steht Furtwängler am Pult. Zwei sind genannt, die dritte stammt von 1937 aus London, wo Furtwängler mit den Berliner Philharmonikern gastierte. Neben Watzke singen Erna Berger, Gertrud Pitzinger und Walther Ludwig. Die jüngste Einspielung wurde Mitte der 1950er Jahre in Köln produziert. Es dirigiert Günter Wand. Hier ist sie:


    So lange jemand sich für Furtwängler interessiert, kann auch Watzke nicht vergessen sein. Ansonsten ist das so eine Sache mit dem vergessen sein oder werden. Es muss auch Anhaltspunkte dafür geben. Bei einem Sänger, der mehr als vierzig Jahre tot ist, können das inzwischen nur Plattenaufnahmen sein, und die sind in seinem Fall sehr rar.


    Ein LOHENGRIN-Gesamtaufnahme mit Watzke als Telramund, die Wolfgang in seinem Eröffnungsbeitrag nennt, würde mich sehr interessieren. Ich kenne sie nicht und bitte herzlich um weiterführende Angaben, lieber Wolfgang. Mir ist lediglich eine Kurzfassung bekannt - und zwar in dieser Besetzung:


    Richard Wagner
    Lohengrin
    Als Kurzoper für die Heimbühne eingerichtet von Hermann Weigert und Hans Maeder


    König Heinrich: Otto Helgers
    Lohengrin: Fritz Wolff
    Else von Brabant: Beata Malkin
    Friedrich von Telramund: Rudolf Watzke
    Ortrud: Henriette Gottlieb
    Der Heerrufer des Königs: Armin Weltner


    Mitglieder des Chors und des Orchesters der Staatsoper Berlin
    Dirigent: Hermann Weigert


    Auf vier doppelseitigen Platten elektrisch aufgenommen:
    Grammophon 95238-95241 (1929)
    38 Minuten


    Solche Kurzfassungen waren damals ziemlich verbreitet. Hermann Weigert, der spätere Ehemann von Astrid Varnay, hatte großen Anteil daran. Es waren keine Querschnitte im üblichen Sinn. Viele Nummer wurden nur kurz angespielt und musikalisch neu verbunden und vernetzt. Das ist für unsere Ohren sehr gewöhnungsbedürftig. Es sollte ein Eindruck vom kompletten Werk geboten werden. Die Idee war in ihrer Zeit gut. Watzke finde ich sehr beeindruckend in diesem Potpourri. Er hat einen sehr kernigen, leicht tremolierenden Bass, der erstaunlich in die Höhe gehen kann, letztlich aber etwas statisch wirkt. Vom Timbre her ist er ganz enorm und nach meinem Eindruck richtig aufregend. Erinnert sei auch an die Ortrud der Henriette Gottlieb, die als Jüdin im Ghetto Litzmannstadt unter schrecklichen Bedingungen ums Leben kam. Sie hatte - wie Watzke auch - in Bayreuth gesungen. Bei den Wagner-Festspielen hinterließ Watzke allerdings keine starken Spuren. Er trat dort 1924 und 1925 sowie 1927 als Nachtwächter in den "Meistersingern" und als Titurel im "Parsifal" auf, zwei Partien, die keine besonderen schauspielerischen Fertigkeiten verlangen. Titurel ist ja schließlich nur aus dem Katafalk zu vernehmen.


    Walhall hatte mal ein deutsch gesungene Iolanthe von Tschaikowski - hier Iolanta - im Angebot, in der Watzke der Robert ist:

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat

    Rheingold1876: Mir ist lediglich eine Kurzfassung bekannt - und zwar in dieser Besetzung:


    Lieber Rüdiger!


    Ich glaube, du hast bei dieser Kurzoper Recht! Die Besetzung ist die Gleiche und anhand des Aufnahme-Datums kann sie kaum länger als 20 Minuten sein. Sonst müßten es dann schon etliche Schellacks gewesen sein. Ich habe diese Aufnahme lange nicht mehr gehört, muß sie mir demnächst wieder reinziehen.




    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Lieber Wolfgang, auch ich habe mir diesen LOHENGRIN im Schnelldurchlauf heute auch wieder angehört und war sehr beeindruckt von der Kraft und Präsenz aller Mitwirkenden. Die hätten wirklich eine maßstäbliche Gesamtaufnahme abgeben können - auch Dank Watzke. So müssen wir uns danach verzehren, was so schlecht auch wieder nicht ist. :)


    Nun stelle ich eben fest, dass ich aus der Elsa von Brabant in der Besetzungsliste meines Beitrages (5) eine "Else" gemacht habe. Das ist gemein. :no: Die arme Elsa, die schon geplagt genug ist. Nun noch das. ;) Leider kann ich nur auf diesem Weg eine Korrektur anbringen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo, Ihr Lieben,


    schön, mit Euch zu diskutieren. Niveau beste Tamino Erinnerungsqualität.


    Herzlichst
    Operus

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