Hannover-Initiative gegen das "Regie-Theater"

  • Lieber Sixtus,


    mit deinem Urteil über den Otello hast du sicherlich recht, aber die Nicht-Inszenierung blieb ja noch im Rahmen des Erträglichen. Ich hätte mein Geld auch nicht für solch eine Inszenierung ausgeben wollen. Viel schlimmer aber wäre es noch, wenn ich für mein Geld auch noch Ekel einkaufen würde und zwar in einer Mogelpackung, die man ja leider nicht immer im Voraus kennt, wenn man nicht schon etwas darüber gelesen oder Inszenierungsbilder und -ausschnitte rechtzeitig zur Warnung zu sehen bekommt. Im Fernsehen tut das nicht gerade so weh, denn da kann ich ja abschalten, wenn es mich anwidert.
    Altersmäßig dürften wir dann wohl gleich sein, wobei ich aber durch die längeren Erfahrungen hier im Forum mit gewissen sich hoch einschätzenden Leuten, speziell mit einem Herrn Dr., längst über eine Erregung über soviel Geschwätz hinaus bin. Er macht sich doch nur selbst - wie man aus vielen Reaktionen hier sieht - zum Außenseiter, dem fast niemand mehr das abnimmt, was er in endlosen Beiträgen von sich gibt. Also noch einmal: Entweder lächeln und ad acta legen oder ganz ignorieren. Der oder diejenigen haben es doch nur darauf abgesehen, dass du dich darauf einlässt, damit sie noch mehr solches Zeugs von sich geben können.
    Bis zum Eintritt dieses Herrn herrschte hier ein wesentlich gemäßigteres Klima.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Entweder lächeln und ad acta legen oder ganz ignorieren.

    Es sind bezeichnend mehrheitlich radikale RT-Gegner, welche von der Ignorierfunktion reichlich Gebrauch machen - nach dem Motto: nichts anderes mehr hören und sehen wollen als die eigene, zu Beton zementierte Meinung! Selbstbestätigung, nur darum geht es einzig und allein.

  • Ich bin grade dabei, mich in dem Gestrüpp der anonymen digitalen Kommunikation zurechtzufinden, wo das Gesetz der Wiildnis herrscht, wo der Anstand nicht die oberste Priorität hat.

    Findest Du das anständig, was Gerhard hier über bestimmte andere Tamino-Mitglieder regelmäßig von sich gibt? Und findest Du es anständig, in einer Diskussion bestimmte andere Teilnehmer grundsätzlich zu ignorieren?

  • Liebe Opernfreunde im Forum!
    (Die Anrede klingt vielleicht seltsam. Aber ich habe manchmal Zweifel, ob es wirklich allen hier immer primär um die Gattung Oper geht.)


    Was die sprachlichen Knüppel auf beiden Seiten betrifft, die hier immer wieder an die gegnerischen Schienbeine befördert werden, so bin ich allerdings von Anfang an verwundert bis entsetzt. Da ich aber die jahrelange Vorgeschichte nicht kenne, möchte ich mich dazu nicht wertend äußern. Ich spreche möglichst nur über Dinge, von denen ich etwas verstehe.


    Aber ich kann mir vorstellen, dass es hier auf beiden Seiten viele Verletzungen gegeben hat, die dann irgendwann zu Hass geronnen sind. Und dann ist es für alles Diskutieren zu spät. Deshalb bekräftige ich meine Zustimmung zu einer Entflechtung. Wie die gestaltet werden soll, müssen die sagen, die es haben so weit kommen lassen. Aber wenn die Zeichen weiterhin auf Krieg stehen, kann nichts Ersprießliches herauskommen.


    Es gibt ja beim Themenkreis Oper auch sicher noch unverminte Terrains, wo man sich, nach einer Weile der Distanz, wieder begegnen kann, ohne dass die alten Wunden wieder aufgeschlagen werden. Ich selbst wäre gern bereit, dann wieder einen eigenen Thread zu eröffnen, z.B. zum Thema "Stimmen / Fächer / Besetzungen". Aber das ist nicht vorrangig wichtig - und hat nur Sinn, wenn echtes Interesse besteht.


    In der Hoffnung, etwas Konstruktives gesagt zu haben, beste Grüße von Sixtus


  • Es gibt ja beim Themenkreis Oper auch sicher noch unverminte Terrains, wo man sich, nach einer Weile der Distanz, wieder begegnen kann, ohne dass die alten Wunden wieder aufgeschlagen werden. Ich selbst wäre gern bereit, dann wieder einen eigenen Thread zu eröffnen, z.B. zum Thema "Stimmen / Fächer / Besetzungen". Aber das ist nicht vorrangig wichtig - und hat nur Sinn, wenn echtes Interesse besteht.


    In der Hoffnung, etwas Konstruktives gesagt zu haben, beste Grüße von Sixtus



    Bei den beiden RT-threads, die gerade laufen, handelt es sich um Auseinandersetzungen wie im 30-jährigen Krieg: Als alles verwüstet war, ging er an Erschöpfung zu Grunde.
    Dieses neue Thema ist absolut vorrangig wichtig, weil es dann wieder um die Oper und nicht um die Kombattanten geht.
    Also, lieber Sixtus, leg los, denn da wirst du gebraucht. IM RT-Scharmützel können wir beide keinen Blumentopf gewinnen.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Lieber Dr. Pingel!
    Aufforderung dankbar angenommen. Ich hatte zwar gedacht, es wird noch Zeit gebraucht zum Wunden lecken; aber an mir soll es nicht liegen.
    Ich bitte nur noch um ein paar Stündchen Zeit, damit ich nach dieser Überraschung - analog zu den Regisseuren! - ein Konzept entwickeln kann! Es soll ja professionell aussehen...
    Bis zum späteren Abend - beste Grüße von Sixtus

  • Mir scheint, darum geht es ganz sicher nicht nur auf der Seite der RT-Kritiker. :D

    Scheint mir nicht. Dass immer Selbstbestätigung im Spiel ist, ist eine psychologische Banalität. Die Frage ist, was ist das letzte Worumwillen. Aufklären, Argumentieren, Verstehen-Wollen, sich um Verständigung und Konsens bemühen, offen bleiben auch gegenüber scheinbar Andersartigem und Unverständlichem ist eine andere Zielsetzung.

  • Mich würde zum Beispiel ein Thema interessieren, was vorteilhafter für die Stimme ist, wenn ein Sänger sich spezialisiert , nur Mozart oder deutsches Fach singt, oder ob er alles singen sollte. Meine Bitte bei solche Threads wäre, das auch andere Meinungen akzeptiert werden.

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  • Zit: "Aufklären, Argumentieren, Verstehen-Wollen, sich um Verständigung und Konsens bemühen, offen bleiben auch gegenüber scheinbar Andersartigem und Unverständlichem ist eine andere Zielsetzung."

    Aber auch in dieser, durchaus lobenswerten Zielsetzung kann man sich, darin sich sich selbst bestätigend, zur Schau stellen und sich selbstgefällig präsentieren, - und sie darin verfehlen. Wie jeder Leser der Beiträge zu diesem und dem anderen, thematisch verwandten Thread auf beeindruckende und zugleich irritierende, ja zuweilen gar abstoßende Weise zu erfahren vermag.
    Man kann, - muss aber nicht. Denn es geht auch anders!
    Darauf wollte, so ich sie recht verstanden habe, Mme. Cortese hinweisen.
    Und sie tat recht daran.

  • Wie las ich gerade sehr treffend in einem anderen Forum (ganz anderes Thema als Musik, geht um klassische Herrenkleidung):


    Zitat

    Der Geist ist hier nicht missionarisch. Es ist ein hinlänglich bekanntes Phänomen der Freizeitgestaltung im Internet, in Foren, für deren Inhalte man sich gar nicht wirklich interessiert, kontroverse Haltungen einzunehmen, um virtuelle Aufmerksamkeit und Emotion zu erfahren.


    Das erklärt nicht nur manche Frage der Qualität von Beiträgen, sondern auch manche der Quantität...


    Bewundernswert - oder, mit Verlaub: naiv - jedenfalls der Glaube, es würde zum Thema RT eine Art von Verständigung geben können. Die Diskussion zeigt, das wird nichts mehr, und die höfliche englische Art des "Lets agree to disagree" ist des Deutschen Sache offenbar nicht. Hier stehen einfach die, welche die Freiheit der Kunst absolut setzen, denen gegenüber, die Kunst ihrer Vorstellung von Ästhetik verpflichtet sehen wollen, ohne Möglichkeit des Brückenschlags einander gegenüber. Mehr gibt es dazu aus meiner Sicht eigentlich nicht zu sagen. Das Thema scheint mir zu Tode geritten. Aber es scheint ja noch Kämpen zu geben für die "Unendliche Geschichte".


    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Zitat

    Aber auch in dieser, durchaus lobenswerten Zielsetzung kann man sich, darin sich sich selbst bestätigend, zur Schau stellen und sich selbstgefällig präsentieren, - und sie darin verfehlen. Wie jeder Leser der Beiträge zu diesem und dem anderen, thematisch verwandten Thread auf beeindruckende und zugleich irritierende, ja zuweilen gar abstoßende Weise zu erfahren vermag. Man kann, - muss aber nicht. Denn es geht auch anders! Darauf wollte, so ich sie recht verstanden habe, Mme. Cortese hinweisen.
    Und sie tat recht daran.


    Lieber Helmut!


    Du schreibst hier sehr selten, auch ich halte mich wegen abgehobener Selbstdarsteller sehr zurück, aber hier findest du meine große Anerkennung zu deinen Äußerungen! :thumbup:



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Zit: "Aufklären, Argumentieren, Verstehen-Wollen, sich um Verständigung und Konsens bemühen, offen bleiben auch gegenüber scheinbar Andersartigem und Unverständlichem ist eine andere Zielsetzung."

    Aber auch in dieser, durchaus lobenswerten Zielsetzung kann man sich, darin sich sich selbst bestätigend, zur Schau stellen und sich selbstgefällig präsentieren, - und sie darin verfehlen. Wie jeder Leser der Beiträge zu diesem und dem anderen, thematisch verwandten Thread auf beeindruckende und zugleich irritierende, ja zuweilen gar abstoßende Weise zu erfahren vermag.
    Man kann, - muss aber nicht. Denn es geht auch anders!
    Darauf wollte, so ich sie recht verstanden habe, Mme. Cortese hinweisen.
    Und sie tat recht daran.


    Genau so, lieber Helmut, habe ich es gemeint. Danke!

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Ich muß mich schon sehr wundern. Aber eigentlich wundere ich mich nicht. Anti-Regietheatherthreads sind sozudagen das Aushängeschild de Tamino Forums - und geben ihm mehr Bedeutung als Threads über Nischenrepertoire - die ich so liebe .
    Das ist eine Tatsachem die man zur Kenntnis nehmen sollte. Interessanterweise ist dieser Thread ja EIGENTLICH KEIN RT.Thread. Es wurde kediglich über eine - noch dazu vorerst - lokal tätige Gruppe (Hannover) berichtet, welche gegen das RT in ihrer eigenen Stadt agitiert. Daß die gerade Leute zur Weißglut bringen kann, die immer wieder das Wort "Demokratie" im Munde führen, aber gegenteilige Meinungen nur dann akzeptieren könne, wenn sie ungefährlich scheinen, ist immerhin interessant.
    Wie man sieht habe ich mich aus diesem Thread weitgehend herausgehalten, weil ich der Meinung bin, daß der Zug derzeit sowoeso in die richtige Richtung läuft - ohne daß ich mich dabei schmutzig mache oder angreifen lassen muß. Hellauf gelacht habe ich, daß Dr Kaletha heute erstmals im Forum einen Ausdruck verwendet hat, den meine Feinde von mir schon seit Jahren erwarten - damit sie auf mich losspucken können. Spielt es leider nicht. Sorry.
    Was ferner auffällt. ist, daß durch Sophismen und andere Seitenthemen der Inhalt der jeweiligen Threads aufgeweicht werden soll. Frei nach Goethe möchte ich dazu sagen: Man merkt die Absicht und man ist - amüsiert.
    Denn gerade dadurch wird das Forum immer wieder in den Focus gerückt. Ich habe mehrfach angeboten diese Threads in einen Spezialbereich zu verschieben, wo sie nur von jenen gefunden werden können, die das wollen, Bis jetzt gab es keine einzige Abmeldung aus diesem Bereich.


    Zum Thema "deutscher Verfassungsschutz überwacht Tamino-Klassikforum" sei gesagt, daß es hier keine rechtsextremen Texte gibt. Aber selbst wenn die der Fall wäre - so wäre das eine Sacher der österreichischen Justiz, denn dieses Forum läuft unter österreichischer Flagge.
    Hierzu ein bisschen Nachhilfe durch WIKIPEDIA:
    https://de.wikipedia.org/wiki/…mismus_in_%C3%96sterreich


    Und nun eine Antwort auf ein Statement von MSchenk:


    Zitat

    Es ist für das Werk nicht konstitutiv, dass es sich bei dem namensgebenden Protagonisten um einen "Mohren" und venizianischen Dogen handelt. Ebenso muss die Handlung nicht notwendig in Venedig stattfinden.


    Natürlich nicht . deshalb hat es ja der Autor/Librettist so geschrieben - nur so aus Jux und Tollerei. Wenn ein Werk der Vergangenheit "rassistische" Tendenzen erkennen lässt, dann ändert man das eben - passend zum aktuellen verordneten Zeitgeist. Jeder mittelmäßige Regisseur glaubt, dran herumdoktern zu können, siehe meinen heutigen Beitrag über den Artilel in "Die Presse" wo der Verfasser die Dinge beim Namen nennt.....


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Aber auch in dieser, durchaus lobenswerten Zielsetzung kann man sich, darin sich sich selbst bestätigend, zur Schau stellen und sich selbstgefällig präsentieren, - und sie darin verfehlen.

    Und man verfehlt sich natürlich nicht, wenn man es unterläßt, sich zu präsentieren - stillschweigend akzeptiert, wenn ein Diskurs über "entartete Kunst" vom Zaun gebrochen wird, ungeniert eine Sprache gesprochen wird, die offen Menschen und was sie tun, nur weil man es nicht versteht, in schamloser Weise verunglimpft? Nicht protestiert, nicht Einspruch erhebt, sondern die "Freunde" gewähren läßt, weil sie ja schließlich Freunde sind, denen man ungern auf die Füße tritt? Das alles ist nicht selbstgefällig? Statt dessen hält man dem "sturen" Einzelgänger, der nicht bereit ist, dies als "Normalität" zu akzeptieren, vor, er wolle nur sich selbst zur Schau stellen? Aber vielleicht ist ja das die Verfehlung, nicht zu akzeptieren, dass die Rhetorik der Verunglimpfung für einen gewissen Kreis wohl längst zur Banalität gegenseitigen Einverständnisses geworden ist. Es ist immer schon das Schicksal der unbequemen parrhesia gewesen, dass man ihr die Selbstgefälligkeit vorgehalten hat.

  • Vulgo: "Alles Nazis, außer mir."

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Vulgo: "Alles Nazis, außer mir."

    Vulgo: Einsichtsfähigkeit nicht vorhanden. "Die Menge ist die Wahrheit."


    Man muss bei Leibe kein Nazi sein, um sich - vielleicht sogar völlig naiv - der Rhetorik der Verunglimpfung zu bedienen. Nur kann man von der Nazizeit lernen, wohin das in letzter Konsequenz führt. Wenn man das aber nicht sehen will - um so bedauerlicher und schlimmer.

  • Und nun eine Antwort auf ein Statement von MSchenk:



    Natürlich nicht . deshalb hat es ja der Autor/Librettist so geschrieben - nur so aus Jux und Tollerei. Wenn ein Werk der Vergangenheit "rassistische" Tendenzen erkennen lässt, dann ändert man das eben - passend zum aktuellen verordneten Zeitgeist. Jeder mittelmäßige Regisseur glaubt, dran herumdoktern zu können, siehe meinen heutigen Beitrag über den Artilel in "Die Presse" wo der Verfasser die Dinge beim Namen nennt.....


    Natürlich nicht! - Und daran, verehrter Alfred, ändert auch Deine Polemik nichts. Wie schriebst Du so schön: Man merkt die Absicht und ist amüsiert?! Konstitutiv ist nicht das Schwarzsein Othellos, sondern dass es sich bei ihm um einen gesellschaftlichen Außenseiter handelt, der zudem noch Erfolg hat und dies kann ich auch anders darstellen. Im übrigen, war es nicht die von Dir häufiger ob ihrer meistenteils konventionellen Inszenierungen und ihres nicht steuergestützten Finanzierungmodells gelobte MET, die erst kürzlich das "Schwarzsein" in Verdis Otello nicht aus Ambitionen in Richtung "Regietheater" sondern eher mit Verweis auf die von Dir weniger geschätzte politicall correctness quasi abgeschafft hat?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • meistenteils konventionellen Inszenierungen und ihres nicht steuergestützten Finanzierungmodells gelobte MET


    "Konventionell" ist nicht minder tendenziös wie "Machwerk". Aber umgekehrt: Wo das Machwerk zur Regel wird, wird das "Konventionelle" revolutionär!

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Zitat

    Konstitutiv ist nicht das Schwarzsein Othellos, sondern dass es sich bei ihm um einen gesellschaftlichen Außenseiter handelt, der zudem noch Erfolg hat und dies kann ich auch anders darstellen.


    Natürlich kann ich das. Aber der Autor wollte es nicht. Er hat BEWUSST einen Mohren gewählt - weil es etwas ausdrücken wollte, das man heute nicht mehr hören will. Es ist ja auch so, daß man heut berühmte Kriminalautoren "verbessert" oder posthum "maßregelt" Da wurde an Agatha Christie und Enid Blyton, sowie an Edgar Wallace weltanschaulich herumgebastelt.
    Es gibt eine Stelle bei E.W die da "frei aus dem Gedächtnis zitiert folgendermaßen heisst: "Er (der Verbrecher) hatte das typische verschlagene Gesicht, das seine Rasse gemeinhin zeichnet" oder so ähnlich...
    Lehars "Die gelbe Jacke" (später umgearbeitet zu: "Das Land des Lächelns") ist in der Qunitessenz ein rassistisches Stück, das bürgerliche Töchter aus gutem Hause davor warnt, sich mit Söhnen fremder Rassen und Kulturen einzulassen, und seien sie noch so modern und aufgeklärt, dahinter stecke - gut verborgen - düsterstes Mittelalter...Glücklicherweise sind diese Vorurteile längst obsolet - und ausserdem politisch unkorrekt........
    Aber ich werde mich jetz wieder den ruhigeren Gefilden des Forums zuwenden und dort hoffentlich nützliche Beiträge schreiben - etwas zu dem ich andere "Mitstreiter" auch einlade, sollte es ihnen hier ein wenig zu heiss sein....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • OTELLO geht nur, wenn dieser tatsächlich ein Mohr ist. Und er ist durch seine Herkunft offenkundig ein Moslem inmitten einer christlich dominierten Gesellschaft. Das wird im Stück nicht so deutlich. So etwas wusste man. Deshalb ist er ein Außenseiter. Außenseiter müssen sich immer besonders anstrengen - oder glauben das zumindest. Das ist noch heute so. Otello ist ein erfolgreicher Feldherr. Dies bringt ihm das Vertrauen des Dogen ein. Venedig versteht es, Otello für sich zu nutzen. Er schlägt die Türken vernichtend vor Zypern.


    Damit sind jetzt sehr viele Momente genannt, die das Stück so brennend aktuell machen wie kaum ein anderes aus dieser Zeit. Im Libretto von Boito gibt es zahlreiche entsprechende Aussagen. Jago zielt genau auf die Tatsache ab, dass Otello eine andere Hautfarbe hat und auch anders aussieht. Dort setzt er an mit seinem Teufelswerk. Er verunglimpft ihn. Jago ist Rassist. Das macht ihn im Gemisch mit anderen charakterlichen Abseiten so gefährlich und unberechenbar. Ist Otello kein Mohr, ist Jago auch kein Rassist mehr. Er wird zu einem ganz ordinären Opernbösewicht. Die Handlung würde stark neutralisiert und abgeschwächt und auf eine ganz gewöhnliche langweilige Eifersuchtsstory zurechtgestutzt, wie eben in Salzburg geschehen. Ein Otello besiegt doch nicht die Türken, um dann an einem Taschentuch zu zerbrechen. Nein! Auch die Würde Otellos hängt nach meiner Überzeugung ganz entscheidend davon ab, dass er ein Mohr ist. Einer, der es fast geschafft hat. Er ist ein sehr frühes Beispiel für das, was wird doch alle wollen: Integration! Wir malen doch auch nicht Farbige weiß an, um sie in unsere weiße Mehrheitsgesellschaft einzubeziehen. Das geht nicht. Das wäre Rassismus der umgekehrten Art. Im originalen Shakespeare sind die Bezüge zum Anderssein von Otello noch sehr viel drastischer. Bitte mal nachlesen. Nun ist Verdi Verdi und nicht Shakespeare. Aber er hat nun mal diese Geschichte aufgegriffen.


    Ich kann nachvollziehen, wenn sich Regisseure - und nicht nur diese - nicht dem nur vermeintlichen Verdacht aussetzen wollen, mit einem dunkelhäutigen Otello politisch unkorrekt zu sein. In diesen Zeiten wiegt so etwas sehr schwer. Aber dann müsste schon auch in das Libretto eingegriffen werden. Die Weglassung der Schminke allein tut es nicht. Der Text müsste an einigen Stellen umgeschrieben werden. Oder aber - was ich dann konsequenter fände - die Oper gar nicht erst aufführen. Sie nimmt keinen Schaden, wenn sie mal ein paar Jahre liegen bleibt.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • "Konventionell" ist nicht minder tendenziös wie "Machwerk". Aber umgekehrt: Wo das Machwerk zur Regel wird, wird das "Konventionelle" revolutionär!


    Heidewitzka! Es ist tatsächlich ein Minenfeld, wenngleich mir mein Sprachgefühl weiterhin deutlich sagt, dass "Machwerk" wesentlich negativer besetzt ist, als "konventionell". Insofern war dieser Begriff keinesfalls abwertend, sodern lediglich beschreibend gemeint. - Nachgefragt: Fällt Dir, lieber hasiewicz, ein besserer Begriff ein?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • OTELLO geht nur, wenn dieser tatsächlich ein Mohr ist. [...]


    Ein kluger Beitrag, der mich an meiner Aussage zumindest zweifeln läßt. - Vielleicht ist das Schwarzsein doch konstitutiv? Zumindest muss ich mir etwas einfallen lassen, wenn ich Othellos Außenseiter-sein anders darstellen will; denn sehr richtig:


    Die Weglassung der Schminke allein tut es nicht.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ein Thread über eine hannoveranische Initiative mit einem Beispiel aus einer aktuellen Salzburger "Otello"-Inszenierung unter dem Dirigat von Christian Thielemann. Ich rufe das in Erinnerung, weil ich zu Rheingolds Beitrag über den Mohren Otello auch etwas Zustimmendes schreiben wollte. In der Reihe der Beiträge, obwohl abweichend vom Titel (nicht durch Rheingold veranlasst, wohlgemerkt!) ein überaus lesenswerter, mich überzeugender Ansatz. Deshalb wollte ich Dank sagen.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • OTELLO geht nur, wenn dieser tatsächlich ein Mohr ist. Und er ist durch seine Herkunft offenkundig ein Moslem inmitten einer christlich dominierten Gesellschaft. Das wird im Stück nicht so deutlich. So etwas wusste man. Deshalb ist er ein Außenseiter. Außenseiter müssen sich immer besonders anstrengen - oder glauben das zumindest. Das ist noch heute so. Otello ist ein erfolgreicher Feldherr. Dies bringt ihm das Vertrauen des Dogen ein. Venedig versteht es, Otello für sich zu nutzen. Er schlägt die Türken vernichtend vor Zypern.


    Damit sind jetzt sehr viele Momente genannt, die das Stück so brennend aktuell machen wie kaum ein anderes aus dieser Zeit. Im Libretto von Boito gibt es zahlreiche entsprechende Aussagen. Jago zielt genau auf die Tatsache ab, dass Otello eine andere Hautfarbe hat und auch anders aussieht. Dort setzt er an mit seinem Teufelswerk. Er verunglimpft ihn. Jago ist Rassist. Das macht ihn im Gemisch mit anderen charakterlichen Abseiten so gefährlich und unberechenbar. Ist Otello kein Mohr, ist Jago auch kein Rassist mehr. Er wird zu einem ganz ordinären Opernbösewicht. Die Handlung würde stark neutralisiert und abgeschwächt und auf eine ganz gewöhnliche langweilige Eifersuchtsstory zurechtgestutzt, wie eben in Salzburg geschehen. Ein Otello besiegt doch nicht die Türken, um dann an einem Taschentuch zu zerbrechen. Nein! Auch die Würde Otellos hängt nach meiner Überzeugung ganz entscheidend davon ab, dass er ein Mohr ist. Einer, der es fast geschafft hat. Er ist ein sehr frühes Beispiel für das, was wird doch alle wollen: Integration! Wir malen doch auch nicht Farbige weiß an, um sie in unsere weiße Mehrheitsgesellschaft einzubeziehen. Das geht nicht. Das wäre Rassismus der umgekehrten Art. Im originalen Shakespeare sind die Bezüge zum Anderssein von Otello noch sehr viel drastischer. Bitte mal nachlesen. Nun ist Verdi Verdi und nicht Shakespeare. Aber er hat nun mal diese Geschichte aufgegriffen.

    Auch ich finde diese Ausführungen sehr überzeugend und danke dafür!


    Oder aber - was ich dann konsequenter fände - die Oper gar nicht erst aufführen. Sie nimmt keinen Schaden, wenn sie mal ein paar Jahre liegen bleibt.

    Diesen Vorschlag finde ich hingegen gar nicht überzeugend. Warum auf Aufführungen einer der allergelungendsten italienischen Opern, die Verdi als Musikdramatiker am Ziel, auf Augenhöhe mit Wagner zeigt, verzichten? Selbst wenn die Oper davon keinen Schaden nähme (worüber man streiten kann, denn schadet es einer Oper nicht doch, wenn sie unaufgeführt bleibt, also nicht verlebendigt wird, bleibt sie dann im öffentlichen Bewusstsein, "lebt" sie dann trotzdem weiter?), wäres es in jedem Fall ein Verlust für uns - unsere Opernlandschaft würde einen Schaden oder zumindest Verlust erleiden, wenn eines der herausragenden Werke der Operliteratur aus falsch verstandener "political correctness" nicht mehr gespielt werden würde.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich gebe Rheingold insofern Recht, als im Otello der "Mohr" eine Art Außenseiter sein muss, damit seine Figur, aber auch die des Jago deutlicher zur Geltung kommen. Aber über die schwarze Farbe kann man sich natürlich streiten, obwohl man hierzulande einen Mohren immer als schwarz angesehen hat. Da sich das Wort aber von "Maure" abgeleitet sein soll, bleibt immer noch die Frage, wie dunkelhäutig die Mauren waren. Mich hat es jedenfalls nicht so sehr gestört, dass die dunkle Schminke nicht so stark aufgetragen war. Viel mehr haben mich die verschiedenen Mätzchen, auf die die Regie nicht verzichten konnte, wie beispielsweise der ständig auf dem Tisch tänzelnde Feuerengel, gestört. Wenn ich diese im Nachhinein herausrechne, bleibt allerdings von Regie nicht mehr viel übrig. Anscheinend brauchen die Regisseure solche Mätzchen, weil ihnen zur Darstellung sonst nichts mehr einfällt. Vielleicht wäre dieser Otello ohne Regie besser ausgefallen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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