Hallo zusammen,
Streichquartette Nr.1-4
+ Lyrischer Satz für Streichquartett & Klavier op. 24; Mediationen über eine byzantinische Hymne "O Quando in Cruce" op. 117a; Impvorisation für Cello op. 124; Sonate für Cello & Klavier op. 60
Alastair Blayden, Pierre Doumenge, Michael Dussek, Dante Quartet
Dutton, DDD, 2010 2 CDs
Man findet kaum etwas zu Rubbras Kammermusik, im Tamino-Forum. Allein Alfred hatte hier mal etwas zu den Quartetten geschrieben. Vielleicht kann ich daran zumindest ein wenig ändern...
Rubbra schrieb vier Streichquartette, die von der zeitlichen Entstehung her recht weit auseinanderliegen. Die Quartette 1 und 3 sind dreisätzig, dass 2. Quartett hat vier, das 4. - und letzte - Quartett hat 2 Sätze.
Das erste Quartett begann der Schüler von Gustav Holst im Jahre 1934 (dem Todesjahr von Holst). Es ist nicht seinem Lehrer gewidmet, sondern vielmehr Ralph Vaughn Williams, der Rubbra bei der Revision des Werkes unterstützte bzw. ihn diese Richtung "schubste". Die überarbeitete Version des Quartetts wurde 1946 fertiggestellt und im selben Jahr erfolgt die Uraufführung durch das Blech Quartett in der Wigmore Hall.
Nr. 2 aus dem Jahre 1951 ist dem wahrscheinlich größten Komponisten von Streichquartetten überhaupt gewidmet, Ludwig van Beethoven. Es wurde 1952 durch das Griller Quartett aus der Taufe gehoben.
Das 3. Streichquartett war eine Auftragsarbeit für das Allegri Quartett und wurde im Jahre 1963 vollendet. Es wurde der Öffentlichkeit 1964 im Rahmen des Cheltenham Festivals vorgestellt (vermutlich eben durch das beauftragende Quartett).
Streichquartett Nr. 4 schließlich konnte 1977 fertiggestellt werden. Aufgrund seiner Zweisätzigkeit sowie der eher kürzeren Dauer der beiden Sätze ist es Rubbras wohl "kompaktester" Gattungsbeitrag. Widmungsträger war hier der Komponist Robert Simpson.
Wo Rubbras Vorbilder liegen mögen, ist nicht so einfach auszumachen. Er orientiert sich jedenfalls nicht, wie auf der Insel recht verbreitet, an volkstümlichem Material. Seine Quartette bewegen sich irgendwo zwischen Traditionalismus und Moderne. Ich hatte zunächst überlegt, wo ich diesen Thread eröffnen soll, der Ausschlag erfolgte dann doch recht eindeutig in Richtung "FORUM für KLASSISCHE MODERNE - NEUE MUSIK - POSTMODERNE". Wer primär wohlige Romantik sucht, wird bei Rubbra nur bedingt fündig. Wirklich "schöne" Stellen existieren in den Kompositionen zwar durchaus, nur dominieren sie eben nicht. Vielmehr erscheinen die Quartette überwiegend nachdenklich, stellenweise nervös-getrieben, manchmal auch pessimistisch. Interessant, gut gemacht, anhör- und genießbar sowie abwechslungsreich sind sie in meinen Ohren aber allemal! Es kommt - wie so oft - eben darauf an, was man sucht. Freunde einer gemäßigten Moderne werden bei Rubbra jedenfalls gut bedient. Wer mit den Gattungsbeiträgen von Britten oder Schostakowitsch keine Schwierigkeiten hat, sollte zumindest mal ein Ohr riskieren.
Das hervorragende Dante Quartet erweist sich als gleichsam feinsinniger, wie zupackender Anwalt dieser Musik. Das Klangbild ist klar und direkt, vielleicht etwas zu trocken.
JPC listet mit der Einspielung durch das auf britische Werke spezialisierte Maggini Quartet lediglich eine Alternativaufnahme (Naxos). Vermutlich eine gleichwertige Wahl:
Viele Grüße
Frank