Pius: Unverzichtbare Klassikaufnahmen

  • Hallo!


    Nun das bislang älteste hier besprochene Werk:



    Werk:


    Claudio Monteverdi: Vespro della beata vergine


    Interpreten:


    Marina Kiehr, Barbara Borden, Sopran; Andreas Scholl, Altus; John Bowen, Andrew Murgatroyd, Tenor; Victo Torres, Bariton; Antonio Abete, Jelle Draijer, Baß; René Jacobs, Dirigent; Nederlands Kamerkoor; Concerto Vocale


    Kommentar:


    Monteverdis Marienvesper hat mir die Musik der Epoche vor J.S. Bach erschlossen, insbesondere die Renaissance (auch wenn das keine typische Renaissancemusik mehr ist). Allerdings war es eine andere Aufnahme, mit der war ich aber nicht mehr zufrieden und habe mir die Jacobs-Aufnahme gekauft.


    Das Ensemble der Jacobs-Aufnahme ist hervorragend, klanglich und interpretatorisch ist diese Doppel-CD spitze! Abgesehen davon, daß sie ein "Ohrenschmaus" ist, höre ich die religiöse Tiefe und Empfindsamkeit, die bei Interpretationen des Werkes dazugehören muß.
    Genauso wie Monteverdis Vesper schnell zu einer meiner Lieblingswerke der alten Musik wurde, hatte diese Aufnahme schnell den Status einer unverzichtbaren. Ich kann mich gar nicht daran satthören, das Abschalten (wenn es denn sein muß) fällt mir hier so schwer wie sonst kaum.


    Dies alles stelte sich als Glücksfall für meine CD-Sammlung heraus, war doch der Grund, warum ich gerade zu dieser Aufnahme gegriffen hatte (entgegen sonstiger Gewohnheit) nicht zuletzt das wunderschöne Cover-Bild.
    Dazu kommt ein booklet, bei dem man die letzten drei Buchstaben eigentlich weglassen kann. Darin befindet sich viel lesenswertes über die Mareinvesper und weitere schöne Bilder.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Nach diversen geistlichen CDs nun wieder etwas weltliches:



    Werke:


    Joseph Haydn:
    Klavierfantasie C-dur Hob.XVII:4
    Klaviersonate Nr. 59 Es-dur Hob.XVI:49
    Klaviersonate Nr. 60 C-dur Hob.XVI:50
    Klaviersonate Nr. 61 D-dur Hob.XVI:51
    Klaviersonate Nr. 62 Es-dur Hob.XVI:52


    Interpret:


    András Schiff


    Kommentar:


    Es werden ja gerade wieder viele Beethoven-Sonaten, ganze Zyklen gar, von namhaften Interpreten aufgenommen und auf CD herausgebracht.
    Haydns Sonaten hingegen sind leider weitaus weniger populär. Dabei lohnt ein Kennenlernen auf jeden Fall. Gerade die späteren Sonaten sind musikalisch auf einem hohen Niveau, das sich mit dem vieler Beethoven-Sonaten vergleichen läßt.
    Und mit welcher CD fängt man beim Kennenlernen an? Am besten mit der oben abgebildeten. Und Warum?
    Erstens sind die vier letzten Klaviersonaten auf dieser CD vereint. Zumindest die Sonaten Nr. 59, 60 und 62 sind ausgereifte Meisterwerke ihres Genres und bilden mit dem zweiten Londoner Symphoniezyklus und den Quartetten op. 76 den Höhepunkt von Haydns Schaffen in den drei Hauptdisziplinen der klassischen Instrumentalmusik.
    Die allerletzte Sonate, die in Es-dur Hob.XVI:52 haben wir doch alle schon mal irgendwo gehört, zumindest den dritten Satz (Ohrwurm!). Sogar Horowitz hatte sie mal geklimpert. Aber bitte bloß nicht nach dieser Aufnahme greifen!
    Womit ich beim zweiten Grund für obige CD bin: Der Pianist, András Schiff, spielt die Sonaten ebenso schön wie präzise. Das Apollonische seines Ausdrucks paßt hervorragend zu Haydns Musik (auch zu Mozart), und ich kann mich nicht satthören am Wohlklang dieser Sonaten auf dieser CD.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Und nun wieder eines von Beethovens wichtigsten Werken - jetzt die fünfte Symphonie in zweierlei Gestalt:



    Werke:


    Ludwig van Beethoven:
    Symphonie Nr. 5 c-moll op. 67
    Symphonie Nr. 6 F-dur op. 68


    Ludwig van Beethoven / Franz Liszt:
    Symphonie Nr. 2 D-dur op. 36
    Symphonie Nr. 5 c-moll op. 67


    Interpreten:


    Herbert von Karajan; Berliner Philharmoniker


    Konstantin Scherbakov, Klavier


    Kommentar:


    Von der Karajan-Aufnahme der Fünften, die soweit ich mich erinnern kann meine Zweitaufnahme war, konnte ich mich nie lösen. Sie ist für mich nach wie vor ideal, trotz Gardiner, Furtwängler, Kleiber und anderen, die ich bei den anderen Symphonien inzwischen Karajan vorziehe.
    Woran das liegt? Diese Aufnahme (die aus dem 60er-Jahre-Zyklus stammt) hat eine besondere innere Spannung, die sich durch alle vier Sätze zieht und anscheinend bei mir genau den Nerv trifft.
    Der erste Satz birgt die Gefahr des Sichdarantothörens, aber Karajan dirigiert das irgendwie so eindrucksvoll und gleichzeitig flexibel, daß ich mir das in jeder Stimmung anhören kann.
    Die Spannung beim Übergang vom dritten zum vierten Satz ist hier unglaublich intensiv, und die Strahlkraft des vierten beeindruckt mich hier jedesmal aufs Neue.
    Über das Werk selbst muß ich ja nichts sagen, das kennt ja jeder.
    Ach ja, die „Pastorale“ ist ja auch noch auf der CD. Nun, die klingt für mich bei jedem Dirigenten irgendwie gut (und ähnlich), im Zweifel halte ich hier Karajans Interpretation für nicht unverzichtbar.


    Die Lisztsche Klavierfassung der fünften Symphonie gefällt mir besonders gut (ebenso wie bei der ebenfalls auf der CD enthaltenen zweiten und bei der neunten – bei der dritten und achten Symphonie hingegen mag ich die Klaviertranskription gar nicht), und Scherbakov spielt hier wirklich großartig! Diese Interpretation gefällt mir besser als die meisten Orchestereinspielungen, die ich gehört habe (ditto bei der zweiten Symphonie). Die paar Euro lohnen sich allemal, um mal in die Transkriptionskünste Liszts hineinzuhören.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Ich habe noch verdächtig wenige Requien besprochen, obwohl ich die sehr gerne höre und sammele. Also:



    Werke:


    Wolfgang Amadeus Mozart:
    Requiem d-moll KV 626
    Ave verum corpus KV 618


    Interpreten:


    Anna Maria Panzarella, Sopran; Nathalie Stutzmann, Alt; Christoph Pregardien, Tenor; Nathan Berg, Baß; William Christie, Dirigent; Les Arts Florissants


    Kommentar:


    Hier kann ich ausnahmsweise einen recht detaillierten Kommentar abliefern. Ich verweise allerdins zu diesem und den folgenden Beiträgen (bin zu faul das nochmal speziell für diese Aufnahme zusammenzufassen).
    Es sei noch hinzugefügt, daß die Christie-Aufnahme nicht nur in (fast) jeder einzelnen Nummer für sich genommen glänzt, sondern freilich auch als Gesamtwerk.
    Und das Ave verum corpus ist auch noch drauf: Eine sehr schöne, kleine Motette, die nicht unerwähnt bleiben soll.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Und nun der Newcomer des Jahres bei mir:



    Werke:


    Francis Poulenc:
    Gloria für Sopran, gemischten Chor und Orchester
    Konzert für Orgel, Streicher und Pauke g-moll
    Concert champetre für Cembalo und Orchester


    Interpreten:


    Kathleen Battle, Sopran; Simon Preston, Orgel; Everett Firth, Pauke; Trevor Pinnock, Cembalo; Seiji Ozawa, Dirigent; Tanglewood Festival Chorus; Boston Symphony Orchestra


    Kommentar:


    Poulenc hatte ich bis vor einigen Monaten nur dem Namen nach gekannt. Und dann hatte das Gloria in der obigen Aufnahme bei mir eingeschlagen wie eine Bombe: ?( -> 8o -> :yes: -> :jubel:


    Poulencs Musik ist erstmal etwas gewöhnungsbedürftig, zumal wenn es sich um ein sakrales Werk handelt. Aber sowohl das pompös-ausgelassene "Gloria" als auch das swingend-heitere "Laudamus te" mit ihren ungewohnten Silben-Betonungen sind Gute-Laune-Musik im besten Sinne. Ich finde das kein bißchen blasphemisch; Heiterkeit und Freude in dieser Form sind bei der Ehrung des Höchsten durchaus möglich, zumal Poulenc im folgenden "Dominus Deus" dann wesentlich komplentativer wird und einen sakralen Ton (im gewohnten Sinne) anschlägt.
    Insgesamt ist das Gloria ein sehr schönes, abwechslungsreiches Werk, sehr individuell und "kultig" ( :D ). Kathleen Battle singt wunderbar, Chor und Orchester machen hier den Hörgenuß perfekt.


    Das Cembalokonzert kann man als anachronistischen Scherz verstehen, wird dem Werk damit aber nur teilweise gerecht. Der Witz und Ideenreichtum hier scheinen unbegrenzt, zuhören und genießen ist hier angesagt. Pinnock haut mit großer Freude in die Tasten, Ozawas Dirigat steht dem in nichts nach. Gute Laune macht es allemal, und die Sinnfrage muß man hier nicht stellen. 8) :]


    Das Konzert für Orgel und Pauke ist weniger eingängig als die anderen beiden Werke, aber freilich hat Poulenc auch hier einige schöne Klangeffekte parat. Die Tonart g-moll färbt das ganze allerdings etwas trübe.


    Insgesamt großes Kompliment an alle Ausführende: Es ist wahrhaft begeisternd! :jubel::jubel:


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

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  • Hallo!


    Nun ein echter Klassiker unter den Alt-HIP-Aufnahmen:



    Werke:


    Johann Sebastian Bach:
    Brandenburgische Konzerte BWV 1046-1050


    Interpreten:


    Nikolaus Harnoncourt; Concentus musicus Wien


    Kommentar:


    Nach wie vor gefällt mir diese Aufnahme der Brandenburgischen Konzerten am besten. Sie klingt für mich irgendwie nach „guter alter Zeit“ und ist wunderbar zum Entspannen geeignet. :]
    Die Tempi sind sehr behutsam gewählt. IMO tut man den Stücken nicht gut, wenn man sie runterhetzt.
    Der intime Klang der kleinen, fast kammermusikalische Besetzung läßt die Werke ewig frisch und präsent wirken. Dieser musikalischen Evergreens bin ich so auch nie überdrüssig geworden.
    Hervorheben kann/will ich eigentlich keines der Konzerte. Aber das Hören des vierten erinnert mich immer wieder daran, als ich die CDs das erste Mal gehört hatte und BWV 1049 zum ersten Mal mit diesen ollen Blockflöten gehört hatte- was für ein Klangunterschied! Noch immer finde ich das vierte hier klanglich am reizvollsten.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Diese CD war hier längst überfällig:



    Werke:


    Antonin Dvorak:
    Streichquartett Nr. 14 As-dur op. 105
    Streichquartett Nr. 13 G-dur op. 106


    Interpreten:


    Talich Quartet


    Kommentar:


    Warum war die Erwähnung hier überfällig? Nun, diese CD, besser gesagt die Opuszahl-Quartettnummern-Verwirrung im Booklet, der ich im Internet nachgehen wollte, war der Grund, daß ich aufs Tamino-Forum stieß. Insofern ist dies eine ganz besondere CD für mich.


    Das Talich Quartet scheint mir prädestiniert für die Interpretation dieser Werke. Der romantische, klangschöne Tonfall des Ensembles paßt hier genau.
    Die Interpretation ist sehr gefühlvoll und detailreich.
    Die beiden letzten Streichquartette Dvoraks halte ich in dieser Werkgattung für bedeutender als die Beiträge z.B. von Brahms, Schumann oder Smetana. Und sie dienen hervorragend zur Demonstration, daß Dvorak ein Komponist von Welt und kein "böhmischer Musikant" war.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Auf den Kauf der folgenden CD wäre ich freilich nicht von alleine gekommen...:



    Werke:


    Joseph Martin Kraus:
    Symphonie cis-moll VB 140
    Symphonie c-moll VB 148
    Ouvertüre d-moll VB 147
    Symphonie e-moll VB 141


    Interpreten:


    Petter Sundkvist; Swedish Chamber Orchestra


    Kommentar:


    Die deutliche Werbung für Kraus eines bekannten Forianers machte mich neugierig, und so kam es zum Kauf der CD. Ich war vom ersten Hören an begeistert, und die CD gehört seitdem zu meinen häufigst gehörten Symphonie-Aufnahmen. :jubel:
    Besonders hervorheben möchte ich die cis-moll-Symphonie, die großartig und mitreißend ist - längst eine meiner Lieblingssymphonien des 18. Jahrhunderts!
    Die c-moll-Symphonie und die Ouvertüre gehören zur Trauermusik für Gustav III., die ebenfalls sehr empfehlenswert ist. Entsprechend getragen und ernst ist die Musik
    In der e-moll-Symphonie geht dann wieder "die Post ab". :D


    Insgesamt ist es eine rundum gelungene CD spektakulärer Moll-Symphonien Kraus' mit hervorragenden Interpreten - das Swedish Chamber Orchestra under Sundkvist trägt seinen Teil zur Kraus-Begeisterung bei.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Nachträglich möchte ich noch eine Aufnahme vorstellen, die zu Weihnachten paßt:



    Werk:


    Georg Friedrich Händel: Messiah


    Interpreten:


    Dorothea Röschmann, Susan Gritton, Sopran; Bernarda Fink, Alt; Charles Daniels, Tenor; Neal Davies, Baß; Paul McCreesh, Dirigent; Cabrieli Consort; Gabrieli Players


    Kommentar:


    Eigentlich sollte besser ThomasBernhard die Aufnahme vorstellen, da ich sie durch sein höchstes Lob kennengelernt hatte. Aber so lange möchte ich nicht warten...
    Wirklich Substantielles, warum mir gerade diese Messias-Aufnahme so überragend gut gefällt, kann ich als Laie nicht beitragen. Chor und Orchester sind jedenfalls hervorragend. Die häufig geäußerte Unvereinbarkeit von HIP und gefühlvollem Musizieren würde ich gerade durch diese Aufnahme widerlegen wollen. Gleich das „Comfort ye“ ist ergreifend schön gesungen. Und dann dann ist man auch schon mittendrin in dieser großartigen Interpretation von Händels Meisterwerk. Die großen Chöre („Hallelujah“ etc.) haben die nötige Wucht, an den sensiblen Stellen (z.B. „Since by man came death“) ist das nötige Einfühlungsvermögen vorhanden. Die Gesangssolisten sind alle (soweit ich das beurteilen kann) gut bis sehr gut. Die Tempowahl ist stets nach meinem Geschmack.
    Kurz zusammengefaßt: Vielleicht wirklich DIE Messias-Aufnahme! Für mich jedenfalls.
    Lift up your ears!


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Im Nachklang des Cello-Rätsels möchte ich nun eine Cello-CD vorstellen. Meine liebste ist bereits hier vorhanden (Bach-Suiten mit Fournier), somit kommt nun folglich diesse dran:



    Werke:


    Ludwig van Beethoven: Sämtliche Werke für Cello und Klavier


    Interpreten:


    Mstislav Rostropovich, Cello; Sviatoslav Richter, Klavier (Sonaten)
    Maurice Gendron, Cello; Jean Francaix, Klavier (Variationen)


    Kommentar:


    Es sind ja drei verschiedene Beethovens, die man bei den Cellosonaten zu hören bekommt: den jungen Künstler, der, in der Musikmetropole Wien angekommen, nach eigenen musikalischen Wegen und Ausdrucksformen sucht; den souveränen Meister seines Faches im Zenit seines Komponistendaseins; und den späten, ertaubten, nun wieder auf der Suche nach neuen Klangwelten.
    Dies kommt bei Rostropovich und Richter sehr gut rüber. Das Zusammenspiel ist hervorragend und eine wirkliche Freude beim Hören!
    So kann man dieser Aufnahme mit diesen beiden Ausnahme-Künstlern durchaus Referenz-Status zuerkennen.


    Die drei Variationen für Cello und Klavier sind schöne Werke, die sich auf jeden Fall lohnen. Daher ist es schade, daß sie in der Neuauflage der Cellosonatenaufnahme mit Rostropovich/Richter nicht mehr dabei sind.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

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  • Hallo!


    Unverzichtbar? Was ist schon unverzichtbar? Ich habe lange vor meinem CD-Regal gestanden und wollte das beste herauspicken. Und dies kam heraus:



    Werke:


    Joseph Haydn: Streichquartette op. 17


    Interpreten:


    Quatuor Festetics


    Kommentar:


    Von den mittlerweile doch einigen mir bekannten Aufnahmen des durchweg hervorragenden Quatuor Festetics hebt sich diese IMO nochmal besonders hervor.
    Die Ästhetik und pure Schönheit des Streichquartett-Klangs habe ich nie, in keiner anderen Aufnahme keines anderen Quartettopus, so rein und wunderschön wiedergegeben gehört wie in dieser Opus 17-Aufnahme der Ungarn. Ich halte diese Aufnahme wirklich für perfekt; aber keine sterile Perfektion, sondern beseelte, die die unsterbliche Schönheit der dargebotenen Musik unterstreicht.
    Nochmal ganz besonders stark höre ich dies hier in den langsamen Sätzen, und unter diesen als absolute Krönung im langsamen Satz von op.17 Nr.3. Zum vielzitierten :faint: und :jubel: gibt es hier wirklich Anlaß.


    Die langsamen Sätze aus Haydns op. 17, gespielt von den Festetics, sind ein musikalisches Wunder und ich kann wirklich jedem eindringlich raten, sich diese CDs noch irgendwie zu ergattern, solange es sie noch gibt. Das Label Arcana wird es möglicherweise nie mehr geben, und was mit den Aufnahmen passiert, weiß man nicht. Um so glücklicher bin ich, daß ich diesen Klangschatz besitze... :angel:


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Und wieder eine CD, die der Unverzichtbarkeit möglichst nahe kommt:



    Werke:


    Giovanni Battista Pergolesi:
    Stabat Mater
    Salve Regina f-moll
    Sinfonia für Cello solo F-dur


    Interpreten:


    Veronique Gens, Sopran; Gerard Lesne, Altus und Dirigent; Il Seminario Musicale; Bruno Cocset, Cello


    Kommentar:


    Zunächst mal zum Werk: Pergolesis Stabat Mater ist für mich inzischen DAS Stabat Mater. Wenn man (warum auch immer) nur ein Werk der Gattung kennenlernen will, dann sollte es dieses sein.
    Gerard Lesne ist der überzeugendste Altus, den ich je gehört habe. Seine Stimme entfaltet hier eine Klangästhetik, die mich verzücken läßt. Zusammen mit der ebenfalls guten Veronique Gens, feinfühlig begleitet vom aus acht Instrumentalisten bestehenden Il Seminorio musicale, gelingt hier eine wahrlich elysische Interpretation des Pergolesi-Werks. :jubel::jubel:
    Die Todesnähe, in der das Werk entstanden ist, scheint erahnbar - es ist einfach überirdisch schön! :angel:


    Das spätere der beiden Salve Regina-Kompositionen Pergolesis ist ebenfalls auf der CD enthalten. Allerdings wird nicht die ursprüngliche c-moll-Version für Sopran gespielt, sondern die für Alt(us) transponierte in f-moll. Auch in diesem zum Stabat Mater stilistisch ähnlichen Werk kann Lesne durchweg überzeugen.


    Die CD wird abgerundet durch ein kleines Instrumentalstück mit solistischem Cello.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Nun ein weiteres Highlight meiner Requien-Sammlung:



    Werke:


    Gabriel Fauré: Requiem op. 48
    Maurice Duruflé: Requiem op. 9


    Interpreten:


    Barbara Bonney, Sopran; Jennifer Larmore, Mezzosopran; Thomas Hampson, Bariton; Michel Legrand, Dirigent; Ambrosian Singers; Philharmonia Orchestra


    Kommentar:


    Nachdem ich eine CD von Gossecs und Mozarts Requiem vorgestellt habe, kommt nun logischerweise das Faure-Requiem dran, da es im langfristigen Mittel mein drittliebstes Requiem ist.
    Es ist ein undramatisches, liebliches, irgendwie "sphärisches" Requiem, dessen Klang man wohl mit "Engelsmusik" gut umschreiben kann.
    Auch das Durufle-Requiem ist sehr hörenswert und nur wenig dramatischer.
    Die Interpretation auf der abgebildeten CD ist sehr gut, sowohl die Gesangssolisten (soweit ich das beurteilen kann) als auch Chor und Orchester.
    Die Kopplung dieser beiden Werke ist ebenfalls sehr glücklich (gibt es aber auch auf anderen CDs so), da die Werke wesensverwandt sind. Dennoch wurden die beiden Werke nicht in einem Aufwasch aufgenommen, sondern die doch individuelle Tonsprache der beiden Franzosen wurde gut herausgearbeitet.
    Wer also meditative, versöhnliche, romantische Totenmusik hören mag, liegt mit dieser CD goldrichtig.
    Der obligatorische Smilie für Faures Requiem darf hier natürlich nicht fehlen: :angel:


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Haydn rules: :jubel:



    Werke:


    Joseph Haydn: Symphonien Nr. 40-54


    Interpreten:


    Adam Fischer; Austro-Hungarian Haydn Orchestra


    Kommentar:


    Ich habe die Sturm- und Drang-Symphonien der Fischer-Gesamtaufnahme hier zum Vorstellen gewählt, da ich sie für besonders gelungen interpretiert halte. Zudem sind viele der Symphonien dieser Zeit an sich besonders interessante Werke. Bei den Symphonien ab Nr. 82, für die dies freilich auch zutrifft, gibt es so viele Alternativen, daß Fischer dort nicht besonders auffällt, zudem scheinen ihm mehr die früheren Werke zu liegen.
    Freilich besitze ich die bei Brilliant Classics erschienene Gesamtaufnahme, die die deutlich preisgünstigere Alternative zu den älteren Nimbus-Aufnahen ist, die aber immer noch erhältlich zu sein scheinen (u.a. auch bei JPC).


    Unbedint kennen als Fan der klassischen Symphonik sollte man Haydns Symphonien Nr. 39 g-moll (in obiger Box nicht drin), Nr. 44 e-moll, Nr. 45 fis-moll, Nr. 46 H-dur, Nr. 48 C-dur, Nr. 49 f-moll und Nr. 53 D-dur. Zumindest ist das meine "Best of"-Auswahl der frühen Haydn-Symphonien. Es sind (bis auf Nr. 53) typische "Sturm und Drang"-Werke von mitreißendem, energiegeladenen Charakter, von Fischer und dem für diese Gesamteinspielung gegründeten Haydn-Orchester auch genau so feurig und leidenschaftlich gespielt. Nr. 53 ist eher ein galantes, klangschönes Werk, mir sagt es ebenfalls sehr zu. In Nr. 49 habe ich mich in der letzten Woche regelrecht hineingesteigert und ist derzeit mein Favorit beim frühen Haydn - selbiges galt aber auch schonmal für Nr. 45 und Nr. 48. Größere Werkbeschreibungen würden hier aber den Rahmen sprengen.
    Der Interpretationsansatz ist HIP (zudem war ständiger Aufnahmeort Schloß Esterhazy in Eisenstadt) auf modernen Instrumenten - das (auch klangliche) Ergebnis spricht für sich: Überaus überzeugend!


    Die großartige Leistung der Gesamtaufnahme der Haydn-Symphonien (ein Projekt, das sich 14 Jahre hinzog) sollte man als Haydn-Interessierter durchaus mit dem Kauf der Box würdigen - es lohnt sich wirklich!
    Besonders gelungen sind IMO - wie gesagt - die Sturm- und Drang-Werke.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Meine liebste CD mit Klaviertrios des 18. Jahrhunderts ist ganz klar diese:



    Werke:


    Leopold Anton Kozeluch:
    Klaviertrio g-moll P.IX:15
    Klaviertrio A-dur P.IX:14
    Klaviertrio e-moll P.IX:18


    Interpreten:


    Trio 1790


    Kommentar:


    Die Klaviertrios Kozeluchs (zumindest die auf dieser CD) können denen von Mozart und Haydn nicht nur das Wasser reichen, sie übertreffen sie sogar - zumindest im Falle des g-moll-Trios.
    Das Trio in g-moll ist von einer Kühnheit und musikalischen Ausdrucksvielfalt, daß man kaum glauben mag, daß das Werk so in Vergessenheit geriet und noch immer so unbekannt ist. Hier in Tamino wurde ja schon mehrfach Werbung dafür gemacht – ich kann nur nochmals darauf hinweisen: Wer das nicht kennt, verpaßt etwas!
    Auch die beiden Trios in A-dur und e-moll gefallen mir sehr gut. Die ganze Platte ist von vorne bis hinten ein musikalischer Hochgenuß, da die Interpretation des hier glänzend aufgelegten Trio 1790 (bei den Haydn-Aufnahmen fehlt mir ein wenig an Begeisterung) auf historischen Instrumenten kongenial zu den wundervollen Kozeluchschen Trios paßt.
    Ich hoffe sehr, daß CPO weitere Kozeluch-Aufnahmen mit diesem Ensemble folgen läßt! Da gibt es bestimmt noch mehr zu entdecken!


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

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  • Hallo!


    Weiter gehts mit einer legendären Brahms-Aufnahme:



    Werke:


    Johannes Brahms:
    Klavierkonzert Nr. 1 d-moll op. 15
    Variationen über ein Thema von Händel op. 24
    Klavierkonzert Nr. 2 B-dur op. 83
    Walzer op. 39


    Interpreten:


    Leon Fleisher, Klavier; George Szell, Dirigent; Cleveland Orchestra


    Kommentar:


    Diese Doppel-CD hatte ich mir gekauft, nachdem hier im Forum so viele Lobeshymnen darüber zu lesen waren - inzwischen kann ich in diese miteinstimmen! :jubel:


    Besonders das erste Klavierkonzert halte ich in dieser Interpretation für praktisch perfekt inszeniert. Dieses forsche, spannungsreiche, energiegeladene Spiel ist wohl kaum zu toppen und für das erste Konzert (sozusagen Brahms' "Sturm- und Drang-Werk" :D ) genau richtig. Die Sogwirkung des ersten und dritten Satzes sind kaum beschreiblich, das muß man gehört haben! Ich hätte anhand der mir zuvor bekannten Aufnahmen nicht gedacht, daß da noch so viel Steigerungspotential drin ist. Der langsame Satz ist ebenfalls sehr überzeugend dargeboten - wieder fehlen mir die Worte für diesen Balanceakt zwischen Abdrift in den Kitsch und purer Klangschönheit, die diesen Satz ausmachen.
    Das für das erste Konzert geschriebene gilt mit Abstrichen auch für das zweite Konzert, wo das Scherzo dem energischen Pathos von Fleisher/Szell wohl am meisten entgegenkommt. Aber auch sonst gelang hier eine rundum sehr gute Aufnahme.


    Die Händel-Variationen unde die Walzer sind mehr als nur Beiwerk. Auch ihnen sollte man beim Hören der CDs gebührende Aufmerksamkeit widmen, und man wird feststellen, was für ein feinfühliger und überzeugender Interpret Fleisher auch für die Soloklavierwerke Brahms' ist.


    Fazit: Es ist eine rundum gelungene Aufnahme, die sicher stets Kultstatus haben wird und wieder mal neu aufgelegt werden könnte.
    Das hübsch bebilderte Booklet der aktuell mancherorts noch verfügbaren Masterworks-Heritage-Ausgabe (siehe Bild) gibt zudem einen interessanten Einblick in die Arbeiten und die Atmosphäre, die im Umfeld der Aufnahmen vorhanden waren.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Mir fällt auf, daß immer weniger Taminos ihre persönlichen Listen mit Lieblings-Aufnahmen erweitern bzw. neue Tamino-Mitglieder gar keine anfangen.
    Ich finde es nach wie vor interessant, die Lieblings-CDs der Forianer auf diese Weise kennenzulernen.
    Nun habe ich aber auch selbst seit meinem dritten (vierten?) Comeback hier nichts mehr beigetragen, obwohl es da durchaus noch viele für mich unverzichtbare CDs gibt.
    Ich habe mir vorgenommen, meine Liste hier demnächst fortzusetzen. Zunächst sind aber ein paar Korrekturen der Liste nötig. Bei einigen (wenigen) der vorgestellten CDs hat sich die Unverzichtbarkeit nämlich inzwischen relativiert.
    Es wäre schön, wenn dieses Unterforum wieder mehr belebt werden würde.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo!


    Mit der im vorherigen Beitrag angesprochenen Revision fange ich mit diesem alten Beitrag an.


    Die Interpreataion der Mozart-Quartette durch das Alban-Berg-Quartett gefällt mir weiterhin, doch die des Hagen-Quartetts - das kannte ich damals nicht - gefällt mir noch mehr.


    Und einen noch größeren Eindruck haben folgende Aufnahmen auf mich gemacht:



    Werke:


    Wolfgang Amadeus Mozart:
    Streichquartett Nr. 20 D-dur KV 499
    Streichquartett Nr. 22 B-dur KV 589

    (und auf der zweiten CD enthalten, zu der es nirgends ein Bild gibt)
    Streichquartett Nr. 21 D-dur KV 575
    Streichquartett Nr. 23 F-dur KV 590


    Interpreten:


    Quatuor Festetics


    Kommentar:


    Nach und nach habe ich noch zu einigermaßen bezahlbaren Preisen etliche Arcana-Aufnahmen des Festetics-Quartet erwerben können. Die Angebote werden allerdings immer weniger. Auch nach den letzten Mozart-Quartetten muß man schon etwas stöbern. Aber es lohnt sich wirklich sehr, diese Aufnahmen noch aufzutreiben!
    Die Aufnahme des Quartetts KV 499 hat bei mir einen richtigen Rausch nach diesem Werk, v.a. nach dem genialen ersten Satz ausgelöst. Dazu war/ist keine andere Aufnahme in der Lage. Zuvor war es nicht mal unter Mozarts Quartetten mein liebstes, stieg dann durch obige CD zu meinem liebsten Streichquartett überhaupt auf.
    Es ist wirklich wahnsinnig toll, was das Festetics-Quartett hier spielt. Nicht nur bei KV 499, auch bei den drei anderen Quartetten finde ich das absolut grandios und einmalig toll gelungen!
    Es ist daher sehr schade, daß die Aufnahme-Projekte von Arcana abgebrochen wurden, und eine Einspielung der "Haydn-Quartette" wohl nie zustande kommen wird.
    Um so mehr behüte ich obige CD, die wohl meine liebste Streichquartett-Einzel-CD ist, und die ich auch für die beste des Festetics Quartet halte.


    Es gab noch weitere Ausgaben der Aufnahmen, nämlich als Doppel-CD mit den vier letzten Quartetten (unten links) und als 3er-CD mit den letzten sechs Quartetten Mozarts (unten rechts, die habe ich; hinzu kommen noch die beiden Klavierquartette mit Paul Badura-Skoda am Hammerflügel, die sicher auch hörenswert sind, aber nicht so hervorragend gelungen wie die Streichquartettaufnahmen).



    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Als nächster benötigt dieser Beitrag eine Revision.


    Inzwischen ist Bruckner einer meiner Lieblingskomponisten geworden, und insbesondere die Neunte ist für mich ein ganz zentrales Werk.


    Meine neue Lieblingsaufnahme ist diese:



    Werk:


    Anton Bruckner: Symphonie Nr. 9 d-moll


    Interpreten:


    Carlo Maria Giulini; Wiener Philharmoniker


    Kommentar:


    Nichts gegen die Wand-Aufnahme, die ich zuvor gelobt hatte, aber die Giulini-Aufnahme ist IMO einfach perfekt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß ich eine andere Aufnahme irgendwann als besser empfinden würde - höchstens als anders.
    Der Spannungsauf- und abbau, die klanglichen Details ebenso wie der "große Bogen" - alles finde ich von Giulini mustergültig dirigiert bzw. ebenso von den Wienern gespielt. Ich staune angesichts solch großartiger Interpreations- / Spielkunst.
    Diese CD gehört für mich in den Platten-Olymp. :jubel::jubel::jubel:


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Auch der alte Beitrag zu Bachs h-moll-Messe ist für mich so nicht mehr gültig.
    Ich schätze die alte Richter-Aufnahme zwar immer noch, aber diese ist inzwischen meine Referenz geworden:



    Werk:


    Johann Sebastian Bach: Messe h-moll BWV 232


    Interpreten:


    Johannette Zomer, Veronique Gens, Sopran; Andreas Scholl, Altus; Christoph Pregardien, Tenor; Peter Kooy, Hanno Müller-Brachmann, Baß; Philippe Herreweghe, Dirigent; Collegium Vocale Gent


    Kommentar:


    Was ist an dieser Aufnahme so besonders?


    Bei Bach höre ich ohnehin lieber HIP-Aufnahmen. Allerdings fehlt anderen solchen, die ich von BWV 232 kenne, die innere Ruhe und / oder die religiöse Ausstrahlung (zumindest empfinde ich das so).
    Die Tempi sind schneller als bei Richter, und dennoch wirkt die Messe entspannter.
    An den kontrastreichen Stellen (z.B. Crucifixus .... et resurrexit) gelang das Kunststück, sowohl die vorhandene musikalische Spannung rüberzubringen als auch den fast meditativen Grundpuls des Werkes nicht zu stören.
    Bei anderen Aufnahmen hatte ich den Eindruck, daß sie besondere Akzente auf bestimmte Höhepunkte zu setzen, so daß auch ich als Hörer mehr oder weniger auf diese "wartete". Das ist wohl der größrte Unterschied für mich beim Hören der Herreweghe-Aufnahme: Jede Stelle der Messe ist ein "Höhepunkt" für sich, das Werk wird äußerst homogen dargeboten.
    Die Interpretation ist sehr gefühlvoll, aber auf eine introvertierte Weise.


    Ich will die h-moll-Messe derzeit nur so hören.


    Die Gesangssolisten sowie der Chor und die in den einzelnen Arien hervortretenden Instrumentalsolisten sind großartig und erfüllen das oben beschriebene "philosophische" Konzept mit Leben!
    Der hier im Forum kontrovers diskutierte Herreweghe gehört für mich allein schon wegen dieser Aufnahme in den Dirigenten-Olymp.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

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  • Hallo!


    Als nächstes möchte ich diesen Beitrag vervollständigen.
    Die Aufnahme der Sieben Worte mit dem Talich Quartet halte ich weiterhin für vorzüglich, aber mir scheint es notwendig, auch hervorragende Aufnahmen von zwei weiteren Fassungen des Werks vorzustellen:



    Werk:


    Joseph Haydn:
    "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze",
    Orchester- und Oratorium-Fassung


    Interpreten:


    Rafael Taibo, Evangelist
    Le Concert des Nations
    Jordi Savall


    Inga Nielsen, Sopran; Margaretha Hintermeier, Alt; Anthony Rolfe-Johnson, Tenor; Robert Holl, Bass; Nikolaus Harnoncourt, Dirigent; Arnold Schönberg Chor; Concentus Musicus Wien


    Kommentar:


    Über die Oratorium-Aufnahme Harnoncourts habe ich hier schon einiges geschrieben. Im Prinzip ist meine Meinung dazu so geblieben, außer daß ich eine große Langsamkeit bei der Interpretation der Sieben Worte mehr zu schätzen gelernt habe. Das liegt vor allem an Savall, der die einzelnen Sonaten sehr langsam, meditativ und doch intensiv interpretiert. Von allen Interpretationen aller Fassungen (die für Klavier gibts ja auch noch), die ich bisher gehört habe, halte ich die der Orchesterfassung von Savall für die beste, ergreifendste. Als Besonderheit gibt es hier einen Evangelisten, der zu jedem der Worte die passende lateinische Bibelpassage verliest.
    Die neue Alia-Vox-Aufnahme Savalls ist übrigens mit der oben abgebildeten älteren Astree-Aufnahme nicht identisch.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Solange diese CD hie und da noch erhältlich ist, möchte ich sie unbedingt empfehlen:



    Werke:


    Claude Debussy:
    Streichquartett g-moll
    Syrinx für Flöte solo
    Cellosonate d-moll
    Sonate für Flöte, Viola und Harfe
    Violinsonate g-moll


    Interpreten:


    Sigiswald Kuijken, Veronica Kuijken, Violine; Sara Kuijken, Viola; Wieland Kuijken, Cello; Barthold Kuijken, Flöte; Piet Kuijken, Klavier; Sophie Hallynck, Harfe


    Kommentar:


    Eine HIP-Aufnahme von Debussy? ?(
    JA! :yes:
    Ich weiß nicht, ob es wirklich am (teilweise; das Cello beispielsweise wurde 1999 von Filip - richtig - Kuijken gebaut) alten Instrumentarium und den Darmsaiten liegt oder am familiären Zusammenspiel der Künstler oder am Feingespür für die debussysche Klangkultur - diese Aufnahmen der Kammermusik Debussys (leider fehlt das Klaviertrio) wage ich als Referenz zu bezeichnen.
    Das Streichquartett ist dermaßen feinsinnig und klar interpretiert, wie es mir zuvor nicht untergekommen ist... der Klangzauber im Trio für Flöte, Viola und Harfe ist überwältigend... die Violinsonate, Debussys letztes Werk, so sensibel und ausdrucksstark gespielt...
    Man entschuldige mir die Phrasendrescherei, ich weiß den besonderen Schönklang dieser CD-Aufnahme nicht besser auszudrücken.
    Ich empfehle nachdrücklich, bevor alle Restposten verschwunden sein werden, und die CD nur noch zu utopischen Preisen second hand zu haben sein wird, die CD zu erwerben.


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.

  • Hallo!


    Es geht weiter mit meiner liebsten Frühbarock-CD:



    Werke:


    Heinrich Schütz:
    Musikalische Exequien op. 7 SWV 279-281
    Die mit Tränen säen SWV 378
    Das ist je gewisslich wahr SWV 388


    Michael Praetorius:
    Herzlich lieb hab ich dich
    Mit Fried und Freud fahr ich dahin
    Hört auf mit Weinen und Klagen


    Johann Hermann Schein:
    Threnus


    Johannes Christoph Demantius:
    Threnodia: Quis dabit oculis


    Interpreten:


    Schütz-Akademie; Howard Arman


    Kommentar:


    Zu den Musikalischen Exequien und auch speziell zu dieser Aufnahme habe ich auch hier schon einiges geschrieben:
    Heinrich Schütz: Musikalische Exequien


    Im Prinzip kann ich mich nur wiederholen:
    Die Arman-Aufnahme, die ich nach dem ersten Hören als „blaß“ und „durchschnittlich“ empfand bzw. abtat, hat sich bei genauerem Hinhören als verstecktes Juwel erwiesen. Nicht zuletzt die überragendem Kritiken hier im Forum ließen mich nochmal genau hinhören: Das ohnehin schon recht nüchtern wirkende Werk ist nochmal aufs Notwendigste entschlackt und wirkt so sehr unmittelbar, fast komplentativ und wunderschön (etwa so wie ich schlichte romanische Kirchen wunderschön finde). Ja, ich kann mir vorstellen, daß dies dem Klang von 1635 nahe kommt.


    Ich tue mir schwer, meine innere Resonanz beim Hören der Exequien in Worte zu fassen. Das Wort "Katharsis" (siehe attische Tragödie) trifft es wohl am besten; die "Reinigung" von weltlichem Ballast durch synchron und religiös erfahrene intensive Trauer und intensive Freude.


    Mittlerweile sind die Exequien (nach Mozarts Requiem) zu meiner zweitliebsten Trauermusik geworden (und ich kenne wirklich viele...). Es ist klar diejenige, das mich persönlich am meisten berührt, und die vielleicht intimste Musik überhaupt, die ich kenne. Die Arman-Aufnahme intensiviert diesen Eindruck mehr als die anderen, die ich kenne.


    Das (technisch gesehen) besondere an dieser Aufnahme ist, daß Arman die Sänger in der Formation aufstellt, die der bei der Uraufführung entspricht. Dies führt zu einem sehr authentischen und differenziertem Klangbild.


    Auf der CD sind weitere kleinere (<5 Min.) deutsche Trauermusiken von Praetorius, Schütz und Schein enthalten. Das „Herzlich lieb hab ich dich“ zwischen den ersten und den zweiten Teil der Exequien zu placieren, ist diskutabel, da es musikalisch nicht recht dazwischenpaßt. Aber jeder hat ja die „Weiter“-Taste bzw. kann den CD-Player programmieren. Diese kleinen Stücke sind allesamt hörenswert; herausragend unter ihnen erachte ich den Threnus „Ich will schweigen“ von Schein, das das musikalische Niveau der besten Werke aus „Israelis Brünnlein“ hat. Für Scheins Begräbnis (er war ein Freund Schütz') komponierte Schütz die Motette „Das ist je gewißlich wahr“.


    Als letztes Stück ist auf der CD schließlich noch der lateinische Trauergesang „Quis dabit oculis“ von Demantius enthalten, der in seiner dreiteiligen Form und auch von der ähnlichen Wirkung der Musk wie „Exequien im Kleinformat“ wirkt (Dauer: 11 Min.).


    Ich wünsche viel Freude beim Hören!
    Pius.