Rezensionen zu Musik zu schreiben ist extrem schwierig bis unmöglich. Das liegt einfach an der Schwierigkeit, erstens Musik mit Worten zu beschreiben (und das ist auch schwierig, wenn man technisches Vokabular verwendet) und zweitens daran, den flüchtigen Eindruck überhaupt festzuhalten (das ist natürlich etwas leichter bei einer Aufnahme). Da es schon sehr schwierig ist, Musik zu beschreiben, ist es noch erheblich schwieriger, die Nuancen, in denen sich Interpretationen unterscheiden, überhaupt stabil zu erfassen, zu beschreiben und dann ggf. zu bewerten. Dazu kommt, dass man ein Stück zwar sehr gut kennen muss, aber dennoch unvoreingenommen sein sollte, d.h. nicht zu sehr von einer bestimmten Deutung (sei es der eigenen, sei es der Interpretation eines berühmten Interpreten) geprägt.
Ich habe mich hier ja schon mal dick in die Nesseln gesetzt, als ich behauptet habe, dass die teils in Büchern veröffentlichten Besprechungen des berühmtesten deutschen Musikkritikers der Nachkriegszeit m.E. weitgehend nutzlos sind, weil der Inhalt aufgrund der blumigen Sprache oder dem extremen Fokus auf Details (deren Relevanz oft nicht klar ist) sehr schwer zu dekodieren ist. (Ich finde diesen Eindruck allerdings nahezu jedesmal, wenn ich einen Text dieses Autors lese, bestätigt...)
Sofern man die entsprechende Interpretation nicht eh schon kennt, weiß man kaum, was damit gemeint sein soll, dass jemand eine Passage "tantenhaft" spielt. Zu langsam, zu vorsichtig, zu kontrastarm? Man muss hier immer darauf hoffen, dass der Leser die Metaphern und Vergleiche richtig versteht, sonst ist das viel zu vage. Details genau zu beschreiben, ist prinzipiell begrüßenswert. Da aber niemand alle Details ausreichend genau beschreiben kann (sonst würde eine Rezension dutzende Seiten einnehmen), ist die Auswahl solcher Details oft willkürlich und es bleibt unklar, warum jetzt ein Detail in dieser Passage so zentral für den Gesamteindruck ist. In einer Spalte kann man kaum etwas ausreichend genau beschreiben, erst recht nicht bewerten.
Es gibt ein paar Beispiele für relativ gute und nachvollziehbare (obwohl natürlich oft auch kursorische und vage) Laienrezensionen von Aufnahmen im Netz, z.B. vergleicht hier jemand (engl.) eine große Zahl von Aufnahmen von Beethovens 5. in, trotz der Kürze, oft für mich aussagekräftiger Weise.
LvB 5 Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Auch hier im Forum finden sich, etwa in den Threads zu Beethovensonaten einige nachvollziehbare Rezensionen.